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#merkurgespräch

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60 kurze Thesen�zu kleinen Formen

Von Kathrin Passig & Holger Schulze

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Früher waren�kleine Formen Kunst.

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Das Vorkommen einer Katze�erhöht die Qualität der kleinen Form.

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Je kleiner die Katze,�desto besser die Form.

Flickr / echoe69, CC BY-ND 2.0

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Die Aufmerksamkeitsspanne wird länger.

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56 Oder kürzer

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Kurz ist gar nicht das�Gegenteil von aufmerksam�(vgl. Haiku)

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Die 140 Zeichen sind egal.

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Die 140 Zeichen sind überhaupt nicht egal.

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Je kürzer der Text, desto länger der Vor-, Neben- und Nach-Text.

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Kurzbeiträge ohne Kontext sind archäologische Funde: Raubgrabungen.

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Nur twitterbare Sätze werden�aus einem langen Text getwittert.

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48 Warum sind Bücher�aus Tweets und Lesungen von Tweets so langweilig?

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Sind Bücher ohne Tweets und Lesungen in gedrechselten Hypotaxen und langsam sich aufbauenden Erzählbögen nicht noch viel viel langweiliger?

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Updates, Tweets, Posts & Gifs sind atomisiertes Kulturgut, hochreaktiv: Ursuppe.

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Das Kurze ist anschlussfähiger

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Kleine Formen flüchten aus dem Kontext ihrer Entstehung

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Je kleiner die Form, desto besser lässt sie sich analysieren, nachahmen, automatisieren, weiterverarbeiten.

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Und man hat weniger Probleme mit Quellenangaben.

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Niemand hört deine Podcasts.�Niemand liest dein Blog.

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Niemand liest Deine Tweets. Niemand betrachtet Deine Fotos.

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Viele viele kleine Texte sind ein einziger, gigantischer, endloser Text.

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Dein Nachrichtenstrom langweilt mich und ich verstehe ihn nicht. 36

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Jeder einzelne Beitrag von dir langweilt mich.

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Jeder einzelne Beitrag von dir fasziniert mich.

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Telefonnummern auf Lastwagen von 1924. URLs auf Lastwagen von 2005. Twitter-Accountnamen auf Lastwagen von 2016.

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Viele viele kleine Texte sind ein Tapetentext: Ambient Writing.

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Die kleine Form stimmt optimistisch:�Aus ihr kann noch was werden.

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Die große Form ist bedrohlich.�Sie erstarrt vor ihrer eigenen Ehrfurcht.

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Durch alle Ritzen dringt die kleine Form: Gasförmig, wie böse Gerüchte, Life Hacks oder modische Ticks.

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Die vielen kleinen Dinger sagen nicht ständig “Rezipiere mich gründlich und vollständig!”

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Wer kleine Formen konsumiert, nimmt Abstand von der Behauptung, nur Großes, Ehrwürdiges und Wichtiges zu rezipieren. Realkonsum.

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Die kleinen Formen sagen nicht ständig “Produziere mich ordentlich!”

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Genau darum laden kleine Formen so schön zum Prokrastinieren ein

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Kleine Formen sind winzige Totmannsignale:������Viele Beziehungen zu fernen Menschen werden dadurch aufrechterhalten.

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It’s the economy, stupid: Früher musstest du ein dickes Buch schreiben, sonst lohnte sich das Veröffentlichen nicht.

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Geld gibt es für kleine Formen aber immer noch nicht.

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Das Smartphone ist die Ursache der kleinen Form.

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Das Smartphone ist überhaupt nicht die Ursache der kleinen Form.

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Es gibt gar keine Renaissance der kleinen Form.

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Es gibt nur noch die kleine Form.

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Oder�vielleicht�auch�nicht.

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Aber ist nicht das ganze Leben�aus kleinen Formen aufgebaut?�Tee trinken, Kinder zeugen, Zähne putzen.

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Verhindert die kleine Form die Entstehung der großen?

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Ein Tweet ist eher Foto als Erzählung.

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Hingeworfen? Du hast keine Ahnung, wie lange ich für einen Tweet brauche.

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Jeder Tweet ist ein Tweet zu viel.

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Jeder Tweet ist das Minimum.

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