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Sozialverhalten

Soziale Vernetzung

Technologien, kulturelles Wissen

Das folgende Ursache-Wirkungs-Diagramm stellt die Zusammenhänge zwischen menschlichem Sozialverhalten, der sozialen Vernetzung zwischen Menschen, und der Verbesserung und Verbreitung von Technologien dar. Erarbeitet mithilfe der Lesetexte die Zusammenhänge zwischen diesen menschlichen, kulturellen Eigenschaften. Erklärt euch anschließend in eurer Gruppe mithilfe des Ursache-Wirkungs-Diagramms, welche Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen der Fähigkeit für menschliche Kommunikation und soziale Vernetzung sowie der Verbreitung von Technologien im Laufe der kulturellen Evolution bestehen.

Wie könnten diese Ursache-Wirkungs-Beziehungen die zukünftige Entwicklung von sozialer Vernetzung und Technologien beeinflussen?

Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen menschlichem Sozialverhalten, sozialer Vernetzung und Verbreitung von Technologien

beeinflusst, fördert, ermöglicht, erleichtert, führt zu mehr...

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Trend: Immer größere Gruppen

Im Verlauf unserer Evolutionsgeschichte lebten unsere Vorfahren in immer größeren Gruppen. Aufgrund der Notwendigkeit der Arbeitsteilung (Nahrungssuche, Werkzeugherstellung, Kinderbetreuung, Nahrung verarbeiten...) waren unsere Vorfahren von der Gruppe abhängig. Für den größten Teil der ca. 250.000jährigen Geschichte unserer Art lebten Menschen in kleinen Jäger-und-Sammler-Gruppen von bis zu ca. 150 Menschen. Laut einigen Anthropologen ist 150 noch immer die maximale Gruppengröße, in der Menschen fähig sind, alle einigermaßen gut zu kennen und miteinander vertraut zu sein.

Doch dank unseres sozialen Temperaments, der Fähigkeit für Sprache und symbolisches Denken können wir Menschen auch gegenüber Unbekannten eine gemeinsame Identität, freundliche Beziehung und Vertrauen aufbauen, mit ihnen zusammenarbeiten und Wissen austauschen.

Historiker schätzen, dass die erste Stadt mit mehr als 1000 Menschen vor 9000 Jahren entstand - erst “vor kurzem”. Heute gibt es ungefähr 20 Megastädte mit einer Bevölkerung von mehr als 20 Millionen, und ungefähr 160 Städte mit einer Bevölkerung von mehr als 1 Million. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten, und laut einiger Voraussagen soll dies bis zum Jahr 2050 auf 70 % ansteigen.

Wie werden Menschen in der Zukunft zusammen leben?

Was für Auswirkungen wird die Urbanisierung für die zukünftige Evolution unserer Art haben? Wird die Urbanisierung eher positive oder eher negative Auswirkungen für menschliches Wohlbefinden und für die nachhaltige Entwicklung unserer Art haben?

Was können wir tun, damit ein Zusammenleben in Städten positive Auswirkungen für uns und unsere Umwelt hat?

Abb. 1: Geschätzte Gruppengröße von verschiedenen Hominidenarten im Laufe der Evolutionsgeschichte. Die durchschnittliche Gruppengröße von Schimpansen entspricht etwa der von A. afarensis. Bildquelle: Mark Maslin�

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Trend: Immer größere Gruppen

Abb. 2: Anteil der Bevölkerung verschiedener Regionen, der in Städten lebt, seit 10 000 Jahren v.Chr.

Abb. 3: Anteil der Bevölkerung verschiedener Länder/Regionen, die in Städten lebt, seit 1500.

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Trend: Immer größere Gruppen

Abb. 4: Anteil der Bevölkerung, die in Städten und auf dem Land lebt, und Voraussage für 2050

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Trend: Soziale Vernetzung mit anderen Gruppen

Es gibt Anzeichen, dass unsere Vorfahren vor ca. 300 000 Jahren zunehmend mit anderen Gruppen vernetzt waren. Sie tauschten scheinbar wertvolle Ressourcen untereinander aus - der Beginn des Tauschhandels. Durch unsere sozialen Fähigkeiten ist unsere Art in der Lage, mit fremden Artgenossen Beziehungen aufzubauen, die nicht von Konkurrenz sondern von Kooperation geprägt sind, mit gegenseitigem Vorteil. Die komplexeren Werkzeuge der Mittleren Steinzeit wurden zunehmend aus regionalen Materialien hergestellt. Bei einigen Ausgrabungen in Kenia wurden z.B. Werkzeuge gefunden, deren Material zu 50 % aus bis zu 90 km Entfernung stammte. Einige Archäologen vermuten, dass diese soziale Vernetzung bei den damaligen starken Umweltschwankungen überlebenswichtig war.

Vor ca. 50 000 hatten Menschen vermutlich bereits Boote, die Meere überqueren konnten, und sie betrieben Tauschhandel entlang Küsten. Auch die Domestizierung von Tieren erleichterte die Vernetzung zwischen Menschengruppen: Lasten konnten mithilfe von Lasttieren wie Kamelen über weite Strecken transportiert werden. Technologien wie Schiffe, Eisenbahn, Automobilindustrie und Internet beschleunigten diese Vernetzung der Welt.

Wie wird die globale Vernetzung die Evolution unserer Art in Zukunft beeinflussen? Wird sie positive Auswirkungen haben, oder wird es Herausforderungen geben?

Abb. 1: Haupthandelswege der Seidenstraße im 2. Jhd. v. Chr. Bildquelle

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Trend: Vernetzung mit anderen Gruppen

Abb. 2: Zunahme des Tourismus nach Region. Durch effizientere und kostengünstigere Technologien und dem Anstieg des Lebensstandards in vielen Ländern stieg auch der internationale Tourismus immer mehr an.

Abb. 3: Zunahme des globalen Welthandels (Wert von exportierten Waren).

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Verbreitung von Technologien

Technologien, die das Leben erleichtern oder verbessern und die keine sonstigen unmittelbaren Kosten oder Nachteile für den Nutzer mit sich bringen, werden von Menschen gern und bevorzugt genutzt. Wenn neue Technologien entwickelt werden, gibt es anfangs oft nur wenige in der Bevölkerung, die Zugang dazu haben, oder die gewillt oder fähig sind, diese neue Technologie auszuprobieren (z.B. weil ihre Aneignung noch mit hohen Kosten verbunden sind, oder weil die Technologie nicht überall verfügbar ist, oder weil noch nicht so viele Menschen wissen, wie man die Technologie nutzt).

Je mehr Menschen miteinander vernetzt sind, desto mehr wird ihnen bewusst, welche Technologien andere Menschen haben. Und je mehr Menschen in ihrem Umkreis oder sozialen Netzwerk diese Technologie nutzen, desto mehr fangen andere Menschen an, diese Menschen nachzuahmen, indem sie ebenfalls diese Technologie haben wollen. Vor allem, wenn Menschen sehen, dass die Technologie das Leben der Nutzer verbessert und bestimmte Dinge erleichtert, oder dass Leute, die solche Technologien besitzen, von anderen bewundert werden, haben sie einen großen Anreiz, diese Technologie ebenfalls zu nutzen. Das ist besonders der Fall, wenn Menschen beobachten, dass andere in ihrer engeren Gruppe oder Menschen, die ihnen ähneln, bereits diese Technologie haben.

Wenn immer mehr Menschen eine neue Technologie haben wollen, werden immer mehr dieser Technologien hergestellt, und das verringert auch die Kosten für deren Aneignung oder verbessert den Zugang zur Technologie. Dies erhöht wiederum die Anzahl an Menschen, die diese Technologie haben, und mehr und mehr Menschen bemerken dies und eignen sich diese Technologie an.

Schließlich hat die Mehrheit der Menschen in einer Bevölkerung diese Technologie, und es gehört schließlich zum "normalen Leben", dass man diese Technologie hat.

Anzahl Menschen

Zeit

Die Verbreitung neuer Technologien und anderer Innovationen in einer Bevölkerung folgt häufig einer sogenannten sigmoiden oder S-förmigen Kurve:

Am Anfang sind nur wenige Menschen bereit, sich die neue Technologie anzueignen und sie auszuprobieren. Nach einiger Zeit bemerken es mehr Menschen um sich herum, oder dass die Technologie für den Benutzer von Vorteil ist, und so sind sie auch bereit, sie sich anzuschaffen. Immer mehr Menschen bemerken es, hören von anderen und imitieren sie, und die Technologie verbreitet sich immer schneller in der Bevölkerung. Schließlich sind einige Menschen übrig, die sie nicht nutzen (z.B. weil die Technologie für sie keinen großen Nutzen hat, oder weil sie immernoch keinen Zugang zu ihr haben, oder weil sie es sich nicht leisten können), so dass sich die Technologie nicht mehr oder nur sehr langsam auf den Rest der Bevölkerung ausbreitet.

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Wie können wir unsere Tendenzen, andere in unserem sozialen Umfeld nachzuahmen und uns Innovationen anzueignen, für eine nachhaltige Entwicklung nutzen? Wie können wir z.B. die Attraktivität und das Ansehen von nachhaltigem Konsum steigern?

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Verbreitung von Technologien

Abb 1: Die Adoption, oder Aneignung, von verschiedenen Technologien in Haushalten in den USA über die Zeit (in Prozent aller Haushalte).

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Verbreitung von Technologien

Abb. 2: Die Entwicklung der Anzahl an Handy-Verträgen pro 100 Menschen in einigen Ländern.

Abb. 3: Die Entwicklung des Anteils an Internetnutzern in der Bevölkerung in einigen Ländern oder Regionen (in Prozent).

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Susan@GlobalESD.org

http://www.EvoLeipzig.de

Dieses Material entstand in Zusammenarbeit mit der Abteilung für vergleichende Kulturpsychologie am Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie.

https://www.eva.mpg.de/german/vergleichende-kulturpsychologie/bildung.html

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Autor: Susan Hanisch