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Kommunikation

Lernen, Lehren, Bildung

Technologien

Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen menschlicher Kommunikation, Bildung und Technologien

beeinflusst, fördert, ermöglicht, erleichtert, führt zu mehr...

Das folgende Ursache-Wirkungs-Diagramm stellt die Zusammenhänge zwischen menschlicher Kommunikation, Technologien und Bildung dar. Erarbeitet mithilfe der Lesetexte die Zusammenhänge zwischen diesen menschlichen, kulturellen Eigenschaften. Erklärt euch anschließend in eurer Gruppe mithilfe des Ursache-Wirkungs-Diagramms, welche Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen der Fähigkeit für menschliche Kommunikation, Bildung und der Entwicklung von Technologien im Laufe der kulturellen Evolution bestehen.

Wie könnten diese Ursache-Wirkungs-Beziehungen die zukünftige Entwicklung von menschlicher Kommunikation, Bildung und Technologien beeinflussen?

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Trend: Menschliche Kommunikation - Sprache, Schrift, Buchdruck, Internet

Die menschliche Kommunikation durch Sprache war eine erfolgreiche Anpassung im Laufe der Evolutionsgeschichte, weil sie erlaubte, Informationen, Wissen und Technologien sehr genau und effizient zwischen Menschen zu übertragen. Womöglich war die Notwendigkeit für das Erlernen immer komplexerer Werkzeugherstellung ein entscheidender Selektionsfaktor für menschliche Sprache und die dafür nötigen geistigen Fähigkeiten. Über die meiste Zeit in der Geschichte unserer Art haben Menschen durch direkten Kontakt miteinander kommuniziert: Angefangen mit Gestik, Blickkontakt und Gesichtsausdrücken. Anthropologen vermuten, dass die menschliche Sprache mit der Zeigegeste, anderen Gesten und Blickkontakt angefangen haben musste - wie sonst sollten zwei oder mehr Menschen zu einem gegenseitigen Verständnis gelangen, über welche Sache sie gerade kommunizieren? Mit der Zeit wurden Laute vermutlich zusammen mit Gestik eingesetzt (z.B. “Hier”, “Dort”, “So”, “Nein”, “Ja”, "Du", ...), und schließlich erhielten die Laute selbst ihre Bedeutung (z.B. um die Hände für andere Dinge frei zu haben, oder wenn man die anderen nicht sehen konnte).

Erst vor relativ kurzer Zeit haben Menschen in verschiedenen Regionen angefangen, Sprache und Bedeutung aufzuzeichnen, erst durch Höhlenmalerei vor ca. 30 000 Jahren, dann durch die Verwendung von Symbolen und Schrift vor ca. 5000 Jahren. Wichtige Texte wurden handgeschrieben, und nur wenige Menschen hatten Zugang zu ihnen. Im 11. - 14. Jahrhundert erschienen die ersten gedruckten Bücher in Asien. Mit der Erfindung des Buchdrucks 1440 in Deutschland nahm die Verbreitung von gedruckten Büchern in Europa rasant zu. Die erste Tageszeitung der Welt erschien 1650 in Leipzig - in der Geschichte unserer Art praktisch erst “vorgestern”! Heute werden Informationen über das Internet innerhalb weniger Sekunden über den ganzen Erdball vermittelt. Innerhalb von 20 Jahren erhielt die Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zum Internet.

Welche Auswirkungen wird dies für die zukünftige Evolution unserer Art haben? Wie werden wir in Zukunft miteinander kommunizieren und Informationen austauschen?

Abb. 2: 4600 Jahre alte Keilschrift

Abb. 1: Ca 30 000 Jahre alte Höhlenmalerei in der Chauvet-Höhle, Frankreich.

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Trend: Menschliche Kommunikation - Sprache, Schrift, Buchdruck, Internet

Leipzig, 1650: First daily newspaper in the world “Einkommende Zeitungen”

Abb. 5: Entwicklung der Prozent der Internetnutzer in der Welt und in verschiedenen Ländern zwischen 1990 und 2017.

Abb. 3: Anzahl gedruckter Manuskripte und Bücher in Europa zwischen 500 - 1800 (logarithmische Skala!) (wikipedia)

Abb. 4: Leipzig, 1650: Erste Tageszeitung der Welt “Einkommende Zeitungen”

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Trend: Menschliche Kommunikation - Sprache, Schrift, Buchdruck, Internet

Abb. 6: Zahl der Internetnutzer in Regionen der Welt. Bildquelle

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Trend: Lernen, Lehren, Bildung

Die hohe Fähigkeit für soziales Lernen ist eines der Merkmale, die uns von anderen Tierarten unterscheiden. Voneinander Lernen und sich gegenseitig Dinge beibringen sind Verhaltensweisen, die uns Menschen ausmachen. Unsere Art hat auch, verglichen mit anderen Primaten, eine lange Kindheits- und Jugendphase, denn mehr und mehr lebenswichtige Kenntnisse und Fähigkeiten müssen durch soziales Lernen erst angeeignet werden. Dadurch sind wir Menschen aber auch hoch flexibel, konnten uns durch Technologien und kulturelles Wissen an verschiedene Lebensräume anpassen, und bewohnen heute so gut wie alle Regionen der Welt. Weil Kinder über einen langen Zeitraum lernen müssen und von den Erwachsenen um sie herum abhängig sind, haben Menschen auch eine Arbeitsteilung in der Versorgung und Erziehung von Nachkommen - nicht nur Eltern sonder viele andere Menschen in der Gruppe beteiligen sich daran.

Abb. 1: Die Lebensphasen einiger Primaten im Vergleich.

One of our species “success” are our abilities for social learning. That’s why learning and teaching each other is one thing that makes us human. Our species also has a long childhood because of the need for learning many skills.

But actual education institutions are very recent inventions. While education and research in elite academies and monasteries dates back up to 3000 years ago in various parts of the world, formalized secular education of the general population was established mostly in the 16th to 19th century in Europe and parts of Asia. It spread across the world in the 19th century. According to some estimates, in 1800 almost 90% of the world population was illiterate, and in 2014 around 15 % of the world population was illiterate. People also spend more and more years in school.

Die Lebensphasen einiger Primaten im Vergleich.

Abb. 2: Viele Erwachsene im Umfeld eines Kindes beteiligen sich an der Versorgung und Erziehung. Je mehr ein Kind lernen muss, desto länger dauert es bis zur Selbständigkeit, und desto bedeutender werden Fähigkeiten für soziales Lernen und Lehren.

“As adults we can survive in our particular world because as children we figured out how it works.” Gopnik et al. (2000). The scientist in the crib

Abb. 3: Kinder lernen die Technologien und das kulturelle Wissen der Kultur, in der sie aufwachsen.

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Trend: Lernen, Lehren, Bildung

Abb. 1. Prozent (An)Alphabeten in der Weltbevölkerung von 1800 bis 2014

Über die meiste Zeit in der Geschichte unserer Art haben Menschen in ihren Gruppen voneinander gelernt. Formale Bildungseinrichtungen sind erst “vor kurzem” entstanden. Wahrscheinlich war die Aufzeichnung von Sprache durch Schrift und Buchdruck mit dafür verantwortlich - denn auch die Fähigkeit für das Lesen und Schreiben ist nicht “angeboren” und muss erst erlernt werden. Bücher machten auf der anderen Seite die Weitergabe von kulturellem Wissen genauer und effizienter. Bildung in Klöstern und elitären Akademien gab es bereits vor etwa 3000 Jahren in verschiedenen Regionen der Welt. Staatliche Bildung für die allgemeine Bevölkerung wurde im 16. bis 19. Jahrhundert in Europa und Teilen Asiens eingeführt. Im 19. Jahrhundert breitete sich die Schulbildung in der Welt aus, angetrieben durch Kolonialisierung und Industrialisierung. Nach einigen Schätzungen konnten um 1800 lediglich 10% der Weltbevölkerung lesen und schreiben. Im Jahr 2014 waren es ca. 85 %. Menschen verbringen auch mehr und mehr Zeit mit der Bildung. So geht die Verlängerung der Kindheits- und Jugendphase scheinbar immer noch weiter. Dennoch haben Menschen in vielen Ländern keinen Zugang zu ausreichender und qualitativ hochwertiger Bildung. Dies wirkt sich auf ihre Fähigkeit aus, ihre politische, soziale, kulturelle, und wirtschaftliche Situation zu verbessern.

Wie wird oder wie sollte die Bildung der Zukunft aussehen?

Wie können wir dafür sorgen, dass alle Menschen der Welt Zugang zu guter Bildung haben?

Wie können wir dafür sorgen, dass alle Menschen die Möglichkeiten und Fähigkeiten für lebenslanges Lernen haben?

Was für Auswirkungen kann und wird Bildung für die zukünftige Evolution unserer Art haben?

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Trend: Lernen, Lehren, Bildung

Abb. 2. Durchschnittliche Anzahl an Jahren, die Menschen in verschiedenen Ländern mit der formalen Bildung (in der Schule/Hochschule) verbringen.

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Trend: Technologien und kumulative Kultur

Unserer Vorfahren waren für ihr Überleben wahrscheinlich vom Gebrauch guter Werkzeuge abhängig. Diejenigen, die bessere Werkzeuge hatten, hatten höhere Überlebens- und Fortpflanzungschancen. Bessere Werkzeuge hatten wiederum diejenigen, die besser kommunizieren, voneinander lernen und sich gegenseitig lehren konnten. Je mehr Menschen miteinander vernetzt sind, indem sie zusammen leben oder über weite Strecken miteinander kommunizieren können, desto schneller werden Wissen und Technologien verbreitet und verbessert. Verbesserte Technologien ermöglichten wiederum bessere Kommunikation und Vernetzung zwischen Menschen. So ist die (Evolutions-)Geschichte der Menschheit von einem immer schneller werdenen Zuwachs an Wissen und Innovationen geprägt. In den letzten 200 Jahren und insbesondere in den letzten 50 Jahren können wir einen exponentiellen Anstieg des technologischen Fortschritts verzeichnen.

Abb. 1: Rekorde für die maximale Entfernung, die von Flugzeugen Non-stop geflogen werden kann.

Abb. 2: Die Anzahl an menschlichen Genom-Basenpaaren, die für einen US-Dollar sequenziert werden können.

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Trend: Technologien und kumulative Kultur

Ein technologischer Trend ist die Beobachtung, dass sich die Computer-Rechenleistung seit 1960 alle zwei Jahre verdoppelt hat. Das heißt, es gab einen exponentiellen Anstieg der digitalen Rechenleistung. Dieser Trend wird “Moore’s Law” genannt. Auch die Speicherkapazität von Computern, die Anzahl an Rechenprozessen pro Sekunde, und die Menge an Daten, die man pro Sekunde versenden kann, nahmen exponentiell zu, während Kosten exponentiell abnahmen. Einige Menschen denken, dass dieser Trend bis zum Jahr 2050 weiter gehen wird. Dann werden Menschen, so die Vorhersage, Computer haben können, die der Rechenleistung bzw. Intelligenz von allen menschlichen Gehirnen zusammen entsprechen.

Welche Auswirkungen wird dieser technologische Fortschritt für die zukünftige Evolution unserer Art haben?

Wird der technologische Fortschritt in den nächsten Jahrzehnten weiter exponentiell ansteigen? Oder wird der Fortschritt womöglich stagnieren oder zurückgehen aufgrund anderer limitierender Faktoren, insbesondere Probleme der nachhaltigen Entwicklung?

Werden Technologien eher positive oder negative Auswirkungen auf uns Menschen haben? Warum?

Wie können wir unsere Innovationsfähigkeit nutzen, um sie für menschliches Wohlbefinden und eine nachhaltige Entwicklung unserer Art einzusetzen?

Abb. 1: Anstieg der Rechenprozesse pro Sekunde von verschiedenen Computern (y-Achse ist logarithmisch!)

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Susan@GlobalESD.org

http://www.EvoLeipzig.de

Dieses Material entstand in Zusammenarbeit mit der Abteilung für vergleichende Kulturpsychologie am Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie.

https://www.eva.mpg.de/german/vergleichende-kulturpsychologie/bildung.html

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Autor: Susan Hanisch