NGO Call-to-Action Open Letter
Dieser Text ist eine sehr freie Übersetzung und stellenweise gekürzte Version des englischen Originals (https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSe5vnSZjpdkCdqnFCxkX7EfxZtBcd7qwtw1akO7XBXnKYanSQ/viewform ). Es wurden außerdem einige Änderungen für den deutschen Kontext vorgenommen. Geschrieben von Odin Mühlenbein (Ashoka) auf der Basis einer automatischen Übersetzung von DeepL.

Unsere dringende Bitte: Ändern Sie Ihre Förderpraktiken

Wir sind als Menschheit mit einer Reihe von globalen Herausforderungen konfrontiert: von endemischer Armut, Rassen- und Geschlechterungerechtigkeit, Artensterben und Entwaldung bis hin zu wachsenden Faschismus und der Klimakrise. So wie wir uns jetzt entwickeln, werden wir die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) nicht erreichen.

Um sicher und gerecht leben zu können, und dies auch unseren Nachfahren zu ermöglichen, müssen wir dringend die festgefahrenen Systeme verändern, die diesen globalen Problemen zugrunde liegen. Wir müssen Gesetze, Gewohnheiten, Mentalitäten, Machtdynamiken und Ressourcenströme verändern, um eine dauerhafte Wirkung auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erzielen. Mit anderen Worten: Wir brauchen systemische Veränderungen und einen umfassenden Ansatz für sozialen Wandel.

Systemische Veränderungen brauchen nachhaltige Zusammenarbeit. Mehrere Akteure aus verschiedenen Sektoren, Disziplinen und gesellschaftlichen Gruppen müssen über lange Zeiträume hinweg auf gemeinsame Ziele hinarbeiten.

Viele Initiativen für systemische Veränderungen müssen über Zuwendungen und philanthropisches Kapital finanziert werden. Traditionelle philanthropischen Ansätze funktionieren dafür nicht, weil sie nicht darauf ausgerichtet sind. Die folgenden Punkte veranschaulichen dieses Problem:

1. Geldgeber verlassen sich meist auf geschäftliches und akademisches Fachwissen, statt auch auf die Führung und gelebte Erfahrung derjenigen zu vertrauen, die den Problemen am nächsten sind,
2. Das meiste Geld geht in die kurzfristige Linderung von Symptomen statt in tiefer gehende und längerfristige Veränderungsprozesse,
3. Die meisten Förderungen sind für kurze, konkrete Projekte. Sie gehen häufig mit viel Bürokratie und transaktionalen Beziehungen einher, bei denen die Geförderten in einem ständigen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Der Erfolg der Projekte wird anhand von kurzfristigen Messgrößen evaluiert statt in Form von Beiträgen zu systemischen Veränderungen,
4. Antragsverfahren schaffen Wettbewerb zwischen Organisationen, statt Anreize für Zusammenarbeit zu schaffen.

Dieser offene Brief wurde initiiert von einer großen Gruppe von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für systemische Veränderungen einsetzen. Wir sind Sozialunternehmer:innen und Aktivist:innen, Unterstützer-Netzwerke und Geldgeber, die bereits mit neuen Förderpraktiken experimentieren.

Unsere Bitte richtet sich an Stiftungen, Regierungen und multilaterale Organisationen. Prüfen Sie, ob Sie die folgenden Grundsätze von transformativer Finanzierung übernehmen möchten!

Grundsätze

1.  Mehrjährige Förderungen. Keine Restriktionen, wie Gelder verwendet werden dürfen. Um systemische Veränderungen zu erreichen, müssen Organisationen über lange Zeiträume experimentieren, lernen und immer wieder ihre Strategie anpassen. Dafür brauchen sie für mindestens drei bis fünf Jahre -- vorzugsweise länger -- allgemeine Betriebsmittel. Nur so können sie sich auf ihre schwierige Arbeit konzentrieren. Wenn Sie nur begrenzte Projektzuschüsse gewähren können, bündeln Sie diese zu mehrjährigen Förderungen, die sowohl die direkten Kosten (Gehälter) als auch die indirekten Kosten (Büromiete und Ausrüstung) abdecken. Erwägen Sie, mehr Geld bereitzustellen als es zunächst unbedingt nötig erscheint. Ihre Partner können so vielleicht ein paar Rücklagen bilden und damit Unwägbarkeiten abfedern.

2.  In Fähigkeiten investieren. Organisationen, die systemisch arbeiten wollen, müssen häufig neue Fähigkeiten aufbauen, etwa um Netzwerke zu organisieren oder Einfluss auf die Politik zu nehmen. Helfen Sie Ihren Partnern dabei, diese Fähigkeiten zu stärken.

3.  Netzwerke finanzieren. Netzwerke sind wichtige Werkzeuge für sozialen Wandel. Nur in gut geführten Netzwerken können wir gemeinsam handeln und lernen. Netzwerke bedeuten aber auch viel Arbeit. Betrachten Sie diese Kosten nicht als „Overhead“, sondern als Grundlage für Veränderungsprozesse.

4.  Transformative statt transaktionaler Beziehungen. Zwischen Geldgebern und geförderten Initiativen gibt es häufig ein klares Machtgefälle. Alle 10 Vorschläge in dieser Liste helfen dabei, dieses Machtgefälle zu überwinden. Sie begeben sich dadurch mit ihren Partnern auf Augenhöhe und ermöglichen eine langfristige, respektvolle Zusammenarbeit und gemeinsames Lernen.

5.  Macht aufbauen und teilen. Sozialunternehmer:innen und Aktivist:innen sitzen meistens nicht am Tisch, wenn Regierungen und Unternehmen große strukturelle Entscheidungen treffen. Dies gilt insbesondere für Organisationen, die die Interessen von strukturell benachteiligten Gruppen vertreten, etwa von Schwarzen, Indigenen, People of Color (BIPoC), von Frauen, jungen Menschen und Menschen mit Behinderungen. Sie können dazu beitragen, dass diese Gruppen mehr Macht bekommen. Investieren Sie in Organisationen, die sich gezielt für strukturell benachteiligte Gruppen einsetzen und von Mitgliedern dieser Gruppen geleitet werden.

6.  Transparent und selbstkritisch. Sagen Sie offen, woher das Geld kommt, das Sie in philanthropische Projekte investieren. Setzen Sie sich kritisch mit dieser Geschichte auseinander und teilen Sie Ihre Perspektive mit Ihren Partnern und der Öffentlichkeit.

7.  Weniger Papierkram. Non-Profit-Organisationen verbringen zu viel Zeit damit, Förderanträge und Berichte zu schreiben, um den Anforderungen der Geldgeber gerecht zu werden. Vereinfachen und vereinheitlichen Sie diese Verfahren zusammen mit anderen Förderern. Sagen Sie schnell nein, wenn es nicht passt. Systemische Veränderungen sind komplexer als Listen mit kurzfristigen Ergebnissen von einzelnen Projekten. Statt lange Berichte schreiben zu lassen, schauen Sie sich zusammen mit Ihren Partnern an, wie sich das soziale System entwickelt, das Sie verändern möchten.

8. Mehr als Geld anbieten. Geldgeber haben mehr zu bieten als nur Geld. Seien Sie neugierig und gehen Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Partner ein. Stellen Sie hilfreiche Verbindungen zu anderen möglichen Geldgebern und Organisationen her. Setzen Sie Ihren Namen und Ihre Glaubwürdigkeit ein. Bringen Sie Akteure als Kooperationspartner zusammen statt Wettbewerb zwischen Organisationen in einem Feld anzuheizen.

9.  Mit anderen Geldgebern kooperieren. Einzelne Innovationen und Projekte reichen oft nicht, um systemische Veränderungen zu erreichen. Es braucht ein ganzes Ökosystem von Akteuren und Maßnahmen. Ebenso sollten Geldgeber ein Ökosystem für die Finanzierung dieser Maßnahmen aufbauen. Tauschen Sie Wissen, Kontakte und Fachkenntnisse mit anderen Geldgebern aus. Koordinieren Sie Ihre Förderprogramme. Nehmen Sie andere Geldgeber in die Pflicht, ebenfalls nach den hier beschriebenen Grundsätzen zu handeln.

10.  Systemische Denkweise. Schauen Sie auf die systemischen Ursachen von sozialen Problemen, statt ausschließlich die Symptome für einige Betroffene zu lindern. Beziehen Sie viele verschiedene Perspektiven ein. Denken Sie langfristig. Folgen Sie den übrigen Grundsätzen, um Ihren Partnern die nötige Planungssicherheit und Flexibilität zu geben.

Viele Geldgeber befolgen bereits einige dieser Grundsätze oder machen Fortschritte. Das reicht allerdings nicht, um auf die großen Probleme unserer Zeit angemessen reagieren zu können. Wir rufen alle Verantwortlichen auf, sich zu verpflichten, alle diese Grundsätze in ihren Organisationen auf sinnvolle Weise zu übernehmen.

Insbesondere bitten wir Sie, sich zu diesen konkreten, praktischen Schritten zu verpflichten:

1. Machen Sie eine ehrliche Selbsteinschätzung mit dem Fragebogen https://bit.ly/3qLJTt1.
Entwickeln Sie konkrete Maßnahmen auf der Grundlage dieser Analyse. Arbeiten Sie daran, Ihr Ergebnis in den nächsten ein bis zwei Jahren zu verbessern.
2. Verbessern Sie folgende drei Indikatoren: den Prozentsatz an Zuwendungen, die in systemische Initiativen fließen; den Prozentsatz an Zuwendungen ohne Restriktionen; und den Prozentsatz an Zuwendungen, die über mindestens drei Jahre laufen.
3. Vereinfachen Sie Ihre Prozesse so, dass Ihre Förderpartner pro Jahr mindestens einen Tag weniger Arbeit haben. Geben Sie in mindestens einem Aspekt Ihrer Arbeit Einfluss an Ihre Förderpartner ab.
4. Fragen Sie Ihre Förderempfänger regelmäßig, wie gut Sie die hier aufgeführten Grundsätze einhalten.

*Viele der Grundsätze sind aus drei Quellen abgeleitet: 1) Embracing Complexity, ein gemeinsamer Bericht von Ashoka, Catalyst 2030, Echoing Green, Schwab Foundation, Skoll Foundation, McKinsey & Company und SystemIQ, der die Perspektiven vieler Sozialunternehmer:innen aus der ganzen Welt widerspiegelt; 2) The Trust Based Philanthropy Project; und 3) die Prinzipien der Racial Equity-Based Philanthropy.

Schon jetzt gestalten Geldgeber, Sozialunternehmer:innen, Aktivist:innen und andere Akteure systemische Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft. Wir glauben, dass wir in Zukunft noch mehr zusammen erreichen können. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Gezeichnet,
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