Gegen Flucht- und Raubkunst im Kunsthaus Zürich
Die Verfehlungen und Unterlassungen des Kunsthauses, Stadt und des Kantons Zürich im Zusammenhang mit der Sammlung Bührle können nicht weiter ignoriert werden.
Deswegen fordern wir:
1. Die versprochene unabhängige Abklärung der Provenienzen umgehend und transparent abzuhandeln sowie für alle anfallenden Konsequenzen und Restitutionen gerade zu stehen.
Ein Museum an internationaler Spitze haben zu wollen, heisst auch, sich an die internationalen Abkommen zum Thema Raub- und Fluchtkunst zu halten. Es ist für uns Kulturschaffende, Besucher:innen und Bewohner:innen dieser Stadt moralisch nicht tragbar, diese wichtigen Abklärungen nur unvollständig und pro forma abgewickelt zu haben und uns auf diese Weise an der Weisswaschung der Sammlung Bührle zu beteiligen.
2. Eine vollständige, nicht beschönigende Aufarbeitung der Geschichte der Sammlung Bührle im Kontext des Zweiten Weltkrieges.
Diese Aufarbeitung muss nicht nur im Kunsthaus selbst geschehen, sondern auch auf der Website und in Form von Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Sich nicht vor seiner eigenen Vergangenheit zu verstecken und seinen pädagogischen Auftrag ernst zu nehmen, ist eine Chance für das Kunsthaus Zürich und eine Debatte, die heute dringend erwünscht ist.
3. Die einzelnen Werke der Bührle-Leihgabe für die Kurator:innen des Kunsthauses zugänglich zu machen.
Zurzeit können die Werke nur als geschlossene Einheit, sozusagen im Museum eingefroren gezeigt werden, doch wenn es dem Kunsthaus und der Stadt bei dieser befristeten Leihgabe tatsächlich um die Kunstwerke geht und man diese Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich machen will, muss auch mit den individuellen Werken gearbeitet werden können. Neue Kontexte und Sichtweisen für Kunstwerke zu eröffnen, ist ein integraler Teil der Aufgabe jedes Kunstmuseums.
4. Den „Bührle Saal“ wieder in „Grossen Austellungssaal“ umzubenennen.
Erst im Jahr 2000 hat Christoph Becker – seit 2002 Stiftungsratsmitglied der Bührle Sammlung – diese Änderung vorgenommen, vorher hiess der Raum einfach „Grosser Ausstellungsaal“. Diese fragwürdige Praxis, die Namen von höchst umstrittenen Konzernen und Familien mithilfe öffentlicher Institutionen zu glorifizieren und damit reinzuwaschen ist ein Verrat an den Opfern des Kriegs und des Holocausts. Mit solchen offensichtlichen Beschönigungen und Verschleierungsmanövern präsentiert sich die Schweiz weltweit als geschichtsnegierend, zeitfremd und unglaubwürdig.
***
Ihre Email wird aus Sicherheitsgründen benötigt. Die Email wird nicht an Dritte weitergeleitet und Sie werden auch zukünftig nicht von uns kontaktiert.