Ankunft in Ponyville, Kapitel 8:
Die Sonne stand bereits im Zenit, als er mit seiner Arbeit fertig wurde. Er war stolz auf sein Werk. Das Dach würde so manchem Sturm stand halten. "Gute Arbeit" rief ihm Applejack hoch. An den Körben mit frisch gepflückten Äpfeln, die sie auf dem Rücken trug, konnte man erkennen, dass sie gerade von der Plantage kam. Mit Seil und Hammer schwang sich er sich die Leiter runter. "Ja, ist schon ganz ordentlich. Aber die ganze Sache hat mich daran erinnert, dass noch ein Haus wartet, von mir in Schuss gebracht zu werden." "Dann will ich dich auch nicht länger aufhalten. Nimm die hier mit als kleines Dankeschön", sie drückte ihm einen Korb voll Äpfel in die Hufe, "Wenigstens hast du dann was zum Mittagessen." "Dass geht doch nicht. Schließlich war meine Arbeit, die Gegenleistung für den Schlafplatz und das Frühstück." "Ach papperlapapp, ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn du nach der Arbeit hier, zu schwach wärst dein Haus auf Vorderman zu bringen." Noch während des Satzes, schob sie ihn durch den Torbogen der Farm. Ihm war klar, dass Wiederworte hier sinnlos waren. Also bedankte er sich nochmals und machte sich auf den Weg zu seiner Schmiede. Nach einigen Meter drehte er sich nochmals um und winkte zum Abschied. Er sah, dass auch Applejack winkte, was er auf die Distanz nicht erkennen konnte, war eine kleine Träne die über ihr trauriges Gesicht lief.
Vom Ponyville Tower her läutete die Glocke. Es war Zwölf Uhr Mittag und Blacky arbeitete sich durch die übervolle Einkaufsstraße. Bevor er zu seiner Schmiede ging, wollte er unbedingt noch zu einer Glaserei, die er am Vortag gesehen hatte. Als er es schaffte, sich durch eine weitere Gruppe shoppender Ponys zu zwängen, stand er vor einem Laden, über dessen Eingangstür, ein Schild mit der Aufschrift Familienunternehmen Glass, thronte. Er trat ein und wurde sofort, von einem Hengst mit weißem Fell, aufs freundlichste begrüßt. Seine Flanke zierte ein Bundglasfenster. "Guten Tag, in der Glaserei, der Familie Glass. Wenn ich mich vorstellen darf meine Name ist Stained Glass*. Womit kann ich ihnen helfen?" "Ähh, ebenfalls guten Tag. Ich heiße Blacky Smith. Ich bin gerade in die alte Schmiede, die Straße runter gezogen. Die Fenster sind größtenteils schwer beschädigt. Könnten sie eventuell mitkommen und es sich mal ansehen." "Nun", begann der Glaser, "ich muss leider hier bleiben und auf den Laden aufpassen. Aber soweit ich weiß, hat mein jüngerer Bruder Zeit. Shard, könntest du mal kurz kommen?" Aus den hinteren Zimmer konnte man ein leises Scheppern hören. In den Raum kam ein Hengst mit gräulichem Fell. Eigentlich war Blacky niemand der sich vorschnell, ein schlechtes Urteil über jemanden bildete. Aber ein Blick auf die Flanke des jüngeren Bruders ließen ihn an dessen Fähigkeiten zweifeln. Die Cutie Mark des jüngeren Glasers zeigte eine mit Rissen übersäte Scheibe. "Guten Tach, mein Gutster. Shard Glass* steht zu diensten." "Kleiner Bruder, dass ist der neue Dorfschmied. Er will dass wir uns um die kaputten Fenster in seinem neuen Zuhause kümmern. Könntest du ihn begleiten und dir die Sache mal ansehen?" Der Jüngere zog sich eine kleine Satteltasche an, ihn der er ein Maßband, einen Block und einen Bleistift verstaute und wand sich seinem Bruder zu, "Klar, kann ich dass, Bruderherz."
Zusammen mit dem Glaser Shard, machte sich Blacky auf den Weg zur Schmiede. Blacky biss sich auf die Lippe. Seine Neugier ließ einfach nicht locker, bis er mit der Frage herausplatzte. "Was hat eure Cutie Mark für eine Bedeutung?" Der graue Hengst sah ihn ganz verwundert an, da er das minutenlange Schweigen zwischen den Beiden mit dieser Frage brach. Shard brach plötzlich in Gelächter aus. "Lasst mich raten. Ihr habt die ganze Zeit geschwiegen, weil ihr darüber nachdenkt, ob meine Cutie Mark womöglich bedeutet das ich gut darin bin Fenster zu zerdeppern." "Ja, der Gedanke lag nah", antwortete Blacky, der den glucksenden Shard nur verständnislos ansah. "Nein, nein. Das Fenster mit den Rissen, dass meine Flanke ziert, bedeutet dass ich gut darin bin kaputte Fenster wieder zu flicken. Mein Bruder hingegen kann gut neue Fenster machen. Alle in Ponyville, mit denen ich schon zu tun hatte, kennen die Bedeutung. Die Reaktionen der Ponys, die sie jedoch nicht kennen, ist immer wieder aufs neue lustig." Die negative Meinung, die sich der junge Schmied erdacht hatte, verflüchtigte sich. An seine Stelle trat jedoch ein unangenehmes Gefühl der Scham. Shard klopfte ihm auf die Schulter. "Nimm’s nicht so schwer. Die Meisten denken sich dass, wenn sie meine Cutie Mark zum ersten mal sehen."
Shard war schwer geschockt über den Anblick. Er war zwar schon ein paar mal an dem verlassenen Haus vorbeigekommen, doch heute sah er sich die Schäden an den Scheiben genauer an. Mit gezücktem Maßband huschte er von einem Fenster zum nächsten, dabei notierte er immer wieder Zahlen auf seinem Block. Den Stift hatte er dabei im Mund. Da Shard in seine Arbeit vertieft schien, wollte sich Blacky schonmal an den Hausputz machen. Die Haustür war verschlossen, den Schlüssel trug er jedoch nicht bei sich. Er hatte ihn letzte Nacht, bevor er mit den den Stuten zur Bibliothek aufbrach, unter einem Stein neben der Tür versteckt. Diesen hob er, mit einem Ruck, hoch und nahm den kupfernen Türöffner wieder an sich. In den Moment, als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, sprang die Tür auf. "Überraschung". Ein Déjà vu-Gefühl überkam ihn, als er auf den Rücken landete und ihm Konfetti um die Ohren flog. Der Korb mit Äpfel, denn noch immer auf seinem Rücken trug, flog ihm dabei vom Rücken, wodurch der schmackhafte Inhalt über das Pflaster rollte.
"Pinkie, was machst du hier?" "Na, dass ist deine längst überfällige Willkommensparty. Wir sind ja gestern nicht dazu gekommen richtig zu feiern." Er fasste sich mit einem Huf ins Gesicht. "Dass meinte ich nicht. Wie bist du in mein Haus gekommen. Die Tür war abgeschlossen." Die pinke Stute sah ihn verdutzt an. "Die Tür war nicht abgeschlossen." "Wie nicht abgeschlossen. Ich hab sie doch gestern... ", er stockte. "Bei Celestia, bin ich blöd." Schlagartig fiel es ihm wieder ein. Er hatte zwar den Schlüssel versteckt. Die Tür hatte er jedoch nicht abgeschlossen. Pinkie packte sich einen seiner Hufe und zog ihn hinein. Sie hatte im Ladenbereich mehrere kleine Tische aufgestellt, über denen Ballons in allen möglichen Farben schwebten. An der Decke, so wie an den Tischen hingen Luftschlangen und überall auf dem Boden lag Konfetti verstreut. "Guck mal, dass hab ich alles nur für dich gemacht. Hier haben wir Kuchen, und Kekse, und Muffins, und Eis, und Punsch." Bei jeder neuen Schleckerei, die sie aufzählte, sprang sie zum jeweiligen Tisch. Selten hatte er so bunten Raum gesehen. Doch etwas an der ganzen Sache irritierte ihn, auch wenn es ihm nicht sofort erkannte. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Zwar war der Boden mit Konfetti übersät, aber ansonsten war blitzeblank. Zögerlich fragte er, "Pinkie, kann es sein dass du hier sauber gemacht hast?" "Natürlich hab ich dass, Blacky-Specky," antwortete sie, während sie ihm mit einem Huf durch die Mähne wuschelte, "man kann doch keine Party feiern wenn hier überall Staub liegt. Außer man feiert eine Staubparty. Aber eine Staubparty, ist keine Willkommensparty."
*Stained Glass = Buntglas
*Shard Glass = Glasscherbe