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MLP FiM - Die Geschichte eines Diebes 01
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Kapitel 1 - Verstoßen

Unsanft und mit der Schnauze voran landete ich auf dem Boden. Neben mir hörte ich das Geräusch meines Partners Kitsu, ein Fuchs etwa halb so groß wie ich und mit neun Schweifen, wie er ebenfalls Bekanntschaft mit dem Boden machte. Dem Geruch her zufolge musste es Waldboden sein, doch ich konnte wegen der Augenbinde, die man mir angelegt hatte, nichts erkennen.

Ich hatte in einer Kutsche gesessen, das wusste ich. Gefesselt. Zugegeben, nicht ohne Grund. Wer Prinzessin Celestia bestehlen will, darf eigentlich mit härteren Strafen rechnen.

Aber so eine Behandlung war trotzdem unangemessen. Gefesselt und mit verbundenen Augen in eine Kutsche gestoßen zu werden, nur um ein paar Stunden später unsanft wieder herausgetreten zu werden, dass verdiente ich nicht. Vor allem mein Begleiter tat mir Leid. Er war jung und verstand es sehr wahrscheinlich nicht. Möglich, dass ich ihn dabei unterschätze, denn schon hörte ich seine Stimme in die Richtung brüllen, wo er die Ponys vermutete, die ihn herausgetreten hatten: „Wenn ihr uns schon wegen Diebstahls aussetzen wollt, dann macht uns wenigstens die Fesseln ab!“

Als Antwort kam ein Schnauben, dann eine Pause. Man konnte sie flüstern hören. Schließlich sagte ein, der Stimme nach zu urteilen, weibliches Pony: „Dir nicht, Fuchs! Wir lassen den Dieb entscheiden, was er mit dir anstellt.“ Mit diesen Worten banden sie mich los, aber nahmen mir die Augenbinde nicht ab. „Dafür sorgst du selbst, aber erst, nachdem wir weggefahren sind. Wir haben keine Lust darauf, dass du uns folgst und wir dich wieder am Hals haben.“

Kaum hörte sie auf zu sprechen fiel die Kutschentür zu. Jetzt war ich es, der in die Richtung, aus der das Geräusch der Tür kam, rief: „Lasst euch ja nie wieder blicken! Wenn ich euch das nächste Mal sehe...“, in diesem Moment fiel mir ein, dass ich sie nie gesehen hatte und verbesserte mich, „höre...“, doch die Kutsche war bereits weggefahren und sie hörten meine Worte wohl sowieso nicht mehr.

Ich seufzte und nahm mir die Augenbinde ab. Doch viel heller wurde es nicht. Man konnte Farben erkennen, doch nur in einem sehr dunklen Ton. Lag wohl auch daran, dass die Bäume allgemein einen dunklen Farbton hatten, der das wenige vorhandene Licht absorbierte. Ich hatte also Recht mit der Vermutung, in einem Wald ausgesetzt worden zu sein.

„Wenn sie nicht wollen, dass ich sie verfolge,“, dachte ich, „warum hinterlassen sie dann so deutlich sichtbare Huf- und Radspuren?“ Ich hatte ohnehin nicht vor, wieder an den Ort zurückzukehren.

Equestria war groß und bestand nicht nur aus Canterlot. Es gab viel schönere und vor allem bessere Orte für einen Dieb. Reichere Ponys, nicht diese Schnösel wie am Schlosshof. Meine Gedanken wurden jäh von einem Räuspern unterbrochen. Ich schaute auf den Boden und sah Kitsu immer noch mit der Schnauze voran und in einer sehr unsanften Position auf dem Boden liegen. „Würdest du mich jetzt bitte losmachen, Leif?“

„Was hätte ich davon?“, fragte ich ihn. „Ich meine, es ist deine Schuld, dass du in dieser misslichen Lage bist. Und dass du und ich hier sind.“ Ich nahm ihm die Augenbinde ab und sah in seine grünen Augen, die mich ungläubig ansahen. „Bitte? Meine Schuld?“

Nun konnte ich wenigstens die Augen verdrehen, dass er es auch sah. „Ja, deine Schuld. Ich hab dich von oben in den Palast abgeseilt, damit du das Diadem stehlen konntest, für das uns Richy Thief verdammt viele Münzen bezahlt hätte. Aber dann musstest du ja am Seil hängend anfangen mit den Wachen zu plaudern.“

„Nun ja...“, er wich meinem strafenden Blick aus, „wenn sie mich doch fragen, was ich da mache.

Ich konnte schlecht sagen, dass ich das Sicherheitssystem des Schlosses testen wollte, oder?

Komm schon, mach mich los!“

Als hätte ich je vorgehabt, ihn nicht loszumachen. Er war mein Begleiter, seit einem Jahr war er bei mir, von mir gefunden und aufgezogen und in alle meine Tricks eingeweiht. Doch ich wollte ihn weiter ärgern. „Sag erst das Zauberwort mit den zwei „t“!“

Prompt kam die Antwort: „Flott!“ Ich kicherte: „Dir kann man nicht böse sein, oder?“ und befreite ihn von den Fesseln.

„Vielen Dank.“, seufzte er. „Aber was nun? Ich meine, wir können nirgendwo hin.“

„Equestria ist groß. Wir werden schon einen Ort finden. Erst mal müssen wir allerdings aus diesem Wald hier heraus.“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

Wir bewegten uns auf dem Weg fort auf dem die Kutsche gefahren ist. Allerdings in die entgegengesetzte Richtung, sodass wir nicht in Richtung Canterlot gingen. Nach einiger Zeit endete der Weg im Nirgendwo. Vor uns lag ein Meer aus blauen Blüten und die Bäume um uns herum wirkten bedrohlich.

„Müssen wir da wirklich durch?“, fragte Kitsu ängstlich.

„Sei nicht immer so ein Angsthase.“, sagte ich ihm. „Wo bleibt da der Spaß?“

„Bin kein Hase...“, murmelte er und folgte mir widerwillig in die blaue Blütenpracht hinein.

Doch schon nach ein paar Schritten wurden wir von einer Stimme unterbrochen, die von überall und nirgendwo zu kommen schien:

„Nimm dich in Acht, junges Fohlen

Viel in deinem Leben hast du schon gestohlen

Doch berührst du nur eins der Blätter auf der Wiese

Wirst du dich bald befinden in großer Krise!“

Kitsu und ich schauten beide sofort an uns herunter. Wir standen schon mitten in der Wiese und die Blätter berührten unsere Beine. Ich schaute auf und rief entschlossen: „Wer auch immer du bist, wie kannst du es wagen, mich Fohlen zu nennen? Zeige dich!“ Etwas, dass ich für einen Baumstamm hielt, drehte sich um und ich erkannte leuchtend gelbe Augen unter einem braunen Umhang. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Das Letzte, was ich sah, war Kitsu, wie er vor Schreck erstarrt die Gestalt anblickte, die mit ihren stechenden Augen und bedacht darauf, nicht die Blüten zu berühren, zu uns herüberkam.