Musik & Kultur in Deutschland
Betrachtung zu den Jahren 1980 bis 1985 Schlager, Friedensbewegung, Neue Deutsche Welle |
In beiden deutschen Staaten genoss die Bevölkerung in Europa einen relativ hohen Lebensstandard, im Vergleich zu ihren jeweiligen Bündnispartnern. Die Bundesrepublik war der kapitalistische und die DDR der sozialistische Vorzeigestaat. Trotz des hohen Wohlstandes in der Bundesrepublik, war die Bevölkerung dennoch unzufrieden. Besonders die Jugend hatte mit der sogenannten Demokratie ihre Probleme und sah noch reichlich Handlungsbedarf. Obwohl jede Bewegung unterschiedliche Ansichten hatte. Es gab vor allem Kritik an der Bundes-Politik in Bezug auf die Frauenrechte, die Atomkraft, den Umweltschutz und die Wohnungspolitik. Die regierenden Parteien der SPD/FDP Koalition schienen die Probleme zu ignorieren und dazu drohte dem Land eine Wirtschaftskrise. Mit der nachfolgenden CDU-Ära von Helmut Kohl wurde zwar die Krise gestoppt, aber dafür stieg die Arbeitslosigkeit. Mit dem Beschluss der nuklearen Aufrüstung und Stationierung brüskierte die Politik die Friedensbewegung und zeigte der Demokratie ihre Grenzen auf.
In der DDR verärgerte besonders die Mangelwirtschaft und die Bevormundungen durch das SED- Regime die Bevölkerung. Die Vorgänge in Afghanistan und Polen wühlten die Bevölkerung auf und mobilisierte einen lauter werdenden Protest, der über die evangelische Kirche in die nichtstaatliche Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ mündete.
Insgesamt reflektierten sich die Themen der Zeit im gesellschaftlichen Leben. Grundsätzlich legte sich die Angst vor einem Atomkrieg auf die Stimmungslage in den deutschen Staaten. Demzufolge düster und gereizt waren die Menschen und ebenso die Maßnahmen der Polizei bei Protestaktionen. Als Gegenpol dazu suchte die Bevölkerung ihre heile Welt im Fernsehen oder im Kino. Humor, Unterhaltungsshow und Blödeleien kompensierten den herrschenden Alltagsfrust und neue private Radio- und Fernsehsender bereicherten dementsprechend die Medienwelt der BRD. Sie stillten den Bedarf an Unterhaltung, sodass die Bevölkerung von den Problemen der Zeit abgelenkt schien, aber dennoch lag eine knisternde Spannung in der Luft und kündigte einen neuen Zeitgeist an.
Schlagerszene bis 1985:
Zukunftsangst und Friedensbewegung mündeten in eine pessimistische Stimmung, die sich auch im Schlager niederschlug. Textlich wird der Schlager von ideellen Sehnsüchten und dem Weltschmerz geprägt. Ein grundsätzlicher Wandel vollzog sich dabei, der zu einem Popularitätsverlust führten. Statt des munteren, farbenfrohen Sounds der 70er Jahre malte die Schlagerszene jetzt eher düstere Farben. Die neuen Stars orientierten sich an dem Geschmack der Jugend und verprellten die älteren Generationen. Aufgrund der erheblichen Rückgänge in der Zuschauerfrequenz öffnete sich die Kultsendung „ZDF-Hitparade“ der Neuen Deutschen Welle. Das aber unbewusst zugleich das Ende des bisherigen Schlagerstils. Renommierte Künstler (Udo Jürgens, Peter Alexander, Heino, Nana Mouskouri) traten erst gar nicht in der TV-Sendung auf und jene, die es taten, hatten keine Chance gegen den NDW-Singsang.
1980 deutete sich bereits der Umbruch an. Howard Carpendale („Es geht um mehr“) und Gitte Haenning („Freu dich bloß nicht zu früh“) widmeten sich Themen des Zusammenlebens. Mit einer gewissen zynischen Aggressivität verkündete Udo Jürgens, „Wir haben alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“ und Katja Ebstein empfahl ihrem Mann, „…dann heirat’ doch dein Büro“. Wenigstens Roland Kaiser ließ die Zuhörer von „Santa Maria“ träumen, einer Flucht zu einer Südsee-Insel. Und Mike Krüger machte sich über den Verpackungswahnsinn lustig.
Der drohende Verlust der Liebe im monotonen Alltag wird 1981 zum beherrschenden Thema. Bei Udo Jürgens wartet „Gabi im Park“ und Gitte stellt fest „Etwas ist geschehen“. Wie groß muss die Sehnsucht nach einer Liaison sein, wenn „Lieb mich ein letztes Mal“ ein absoluter Megahit wurde. Aber Fred Sonnenschein (alias Frank Zander) bringt es im Partyknaller auf den Punkt des Mensch- seins, „Wenn wir alle Englein wären“. Dazu passte dann auch das Stimmungslied „Polonaise Blankenese“, das vor allem von der zweideutigen Textzeile: „… und Erwin fasst der Heidi von hinten an die Schulter ...“ geprägt ist.
1982 bestimmte die nukleare Aufrüstung der BRD die Schlagerszene, zudem dominierte die Neue Deutsche Welle. Nicole gewinnt mit „Ein bisschen Frieden“ den Grand Prix de Eurovision und die Karat LP „Blauer Planet“ trifft die Stimmungslage der Nation. Hans Hartz beklagt dazu „Die weißen Tauben sind müde“ und Peter Maffay setzt sich mit „Lieber Gott“ und „Eiszeit“ mit einem drohenden Nuklearkrieg auseinander. Der normale Schlagersound widmet sich jedoch mehr dem zwischenmenschlichen Beziehungen („Ich wünsch dir die Hölle auf Erden“; „Nun sag schon Adieu“; „Adios Amor“). Als Gegenpol dazu dienen aufbauende Lieder, wie „Gib dein Ziel niemals auf“, die Geschichte vom „Alten Mann und das Meer“ (Nicole) und mit Rolf Zuckowski werden Erinnerungen an die eigene Kindheit wach („…und ganz doll mich)“.
Der Schlager bleibt inhaltlich getragen und ist manchmal zu nahe an der Beziehungsrealität. Dabei entfernt sich der Schlager von den gewohnten Illusionen und gibt der Seele keinen Raum mehr für ein Entspannen in einer heilen Welt. In der „ZDF-Hitparade“ treten zudem NDW-Gruppen auf mit zunehmend grotesken Albernheiten. Das ältere Publikum schaltet verstärkt ab und die Jugend stellt den Schlager ins Abseits, zugunsten der NDW-Bands. In deren Konsequenz taugt die Kult- TV-Sendung nicht mehr als Gradmesser, denn die Schlagerinterpreten bevorzugen Alternativen.
In Österreich wurde die Sendung „Musikantenstadl“ zum absoluten TV-Erfolg und ab 16.04. 1983 übernahm das BRD-Fernsehen die volkstümliche Sendung. Die enormen Einschaltquoten belegten, dass das volkstümliche Format zur besseren Alternative zum Schlager geworden war. Nicht nur für die älteren Generationen wurde hier der Bedarf an einer Heile-Welt-Idylle gestillt. Zunehmend wechselten die Schlagerstars zum Musikantenstadl. Andy Borg, Tommy Steiner und später auch Nicole waren schon bald beliebte Gäste. Künstler wie Howard Carpendale, Roland Kaiser, Udo Jürgens und Roger Whittaker entdecken die Konzertbühne für sich. Neben den ausverkauften und größer werdenden Sälen scharten sie eine große Fangemeinde um sich, die den LP-Verkauf enorm in die Höhe trieben.
In der ZDF-Hitparade sang Nino de Angelo „Jenseits von Eden“ und in abgewandelter Bedeutung entfernte sich der Schlager von seinen Zuhörern. Neben Nino war eigentlich nur noch Andreas Martin, die einzigen Stars der TV-Kultsendung. Wie gesagt, bauten sich die renommierten Stars einen eigenen treuen Fankreis auf. Verschärfend kam hinzu, dass die Rundfunkanstalten kaum noch Schlager, aber auch nicht volkstümliche Musik spielten. Im Sinne der Plattenindustrie war es nun profitabler, NDW- oder Pop-Musik zu vermarkten.
1984 gab es Tendenzen, dass deutschsprachige Musik völlig aus der Radio- und TV-Landschaft verschwand. Über ihre Fans erreichten allerdings Stars wie Howard Carpendale, Roland Kaiser und Roger Whittaker, dass man sie nicht ignorieren konnte. Die Songs der NDW wurden inzwischen immer absurder und brachten sich selbst ins Abseits. Erfrischend anders, rockiger, war dagegen Klaus Lage und erst recht Herbert Grönemeyer. Die moderne Jugendkultsendung „Formel-1“ setzte zwar seinen Schwerpunkt auf die internationale Pop-Musik, aber konnte die Fans nicht ignorieren, die deutschsprachige Musik forderten und meinten insbesondere Herbert Grönemeyer.
In der DDR sah es nicht anders aus. Es waren die Gassenhauer einer Helga Hahnemann oder die Ironie eines Jürgen Hart, der mit „Sing mei Sachse Sing“ begeisterten. Wirklich neu war der moderne Sound von Ina Maria Federowski und Frank Schöbel versuchte humorvoll zu sein. Wie in der Bundesrepublik wurde es modern im Dialekt zu singen. 1982 waren damit die Mecklenburger de Plattföot erfolgreich. Im Gegensatz zur BRD wurde die DDR-Schlagerszene immer skurriler. War „Erna kommt“ von Wolfgang Lippert noch originell, waren die Songs von Beppo Küster, Heinz Rennhack, Ekki Göpelt und Achim Mentzel - sagen wir - sehr gewöhnungsbedürftig. Das Niveau des DDR-Schlagers war insgesamt beträchtlich gesunken. Verantwortlich hierfür war die wesentlich bessere deutschsprachige Popmusik. Songs von Gaby Rückert, Ute Freudenberg, Karat und den Puhdys waren die eigentlichen Hits. In der Schlagerauflistung (DDR) können dennoch mindestens die ersten fünf Lieder als Schlager-Hits betrachtet werden. Neben den erwähnten Interpreten war Jörg Hindemith, mit seinem Rock’n’Roll populär und stets für gute Laune, sorgte das Duo Monika Hauff & Klaus Dieter Henkler.
Friedensbewegung
Liedermacher in Ost und West machten auf die nukleare Bedrohung aufmerksam und klagten die Weltmächte USA und UdSSR gleichermaßen an, allerdings in der DDR mit Zweideutigkeiten. In der BRD verschafften sich die Österreicher Konstantin Wecker, Georg Danzer, der Niederländer Herman van Veen und Reinhard Mey gesellschaftskritisch Gehör. In der DDR versteckten Gerhard Schöne und Bettina Wegner (bekannt mit „Sind so kleine Hände“) ihr Engagement in ihren Liedern, die letztendlich nur in der evangelischen Kirche auftreten konnten.
1981 erwachte die Friedensbewegung und die Kulturfunktionäre in der DDR forderten die Rock- gruppen auf, Antikriegssongs zu schreiben. Inspiriert von der gespannten Weltsituation kamen sie diesem Wunsch nach, aber nicht, wie von staatlicher Seite erwünscht. Nur wenige Bands kritisierten wunschgemäß die USA, die namhaften Gruppen umgingen es. Karat gelang es mit „Der Blaue Planet“ Zukunftsängste mit einem aggressiven Unterton zu verbinden, ohne konkret eine Weltmacht konkret anzuklagen. Song und LP wurden auch in der BRD zu einem Hit. Eigentlich machte Peter Maffay die Gruppe Karat in der BRD bekannt. Er coverte sehr erfolgreich den Karat-Song „Über sieben Brücken“, wodurch die Band populär wurde. „Der blaue Planet“, wurde zum gesamt- deutschen Friedenshit. Beeindruckend und auch ausdrucksstark ist der Puhdys-Titel „Das Buch“, der einen Atomkrieg thematisiert.
1982 riefen die SED-Funktionäre das TV-Projekt „Rock für den Frieden“ ins Leben, bei dem auch ausländische Interpreten und Gruppen erwünscht waren. Udo Lindenberg bewarb sich, wurde aber zunächst abgelehnt. Obwohl die DDR-Regierung grundsätzlich die Teilnahme von BRD-Gruppen begrüßte, war Udo Lindenberg ein systemkritisches Risiko. Udo Lindenberg hatte mit „Wozu sind Kriege da“ erstmals einen Charthit (1981) und wollte den Titel bei „Rock für den Frieden“ singen. Außerdem war er der erste BRD-Pop-Künstler, der eindeutig zum Thema Stellung bezog und mit kindlicher Naivität Kritik übte. Die NDW-Szene befand sich in dieser Zeit noch im Aufbau und widmete sich dem zentralen Thema Gefühlskälte. Da das Spiel mit der atomaren Gefahr von sehr viel Gefühlskälte zeugte, wurde „Eisbär“ von Grauzone auch als ein Antikriegssong interpretiert. Die gesungenen Frustrationen konnten als verzweifelter Angstschrei gelten.
Inzwischen machten Millionen Menschen auf Friedensdemonstrationen ihren Protest deutlich und richteten sich in der Bundesrepublik gegen die CDU-Regierungen, die den nuklearen Wahnsinn unterstützten. Mit unmissverständlichen Worten klagten auf Protestveranstaltungen Redner und Musiker die Regierungen an. Eine der bekanntesten Bands waren Bots aus den Niederlanden. In der Schlagerszene klagte Hans Hartz über die müden „Weißen Tauben“ und Nicole wünschte sich „Ein bisschen Frieden“. Ein richtiger Hit wurden Nena’s „99 Luftballons“, der es ihr gelang den Irrsinn des Krieges ironisch zu überzeichnen. Geier Sturzflug lud zynisch mit überzogener Heiterkeit zur Europareise vor dem Exodus ein („Besuchen sie Europa“). Peter Schilling beschreibt in „Die Wüste lebt“, einer Welt nach dem Supergau. In sehr krasser Form verglich Heinz Rudolf Kunze, in „Die kommen immer wieder“, aktuelle Persönlichkeiten mit ehemaligen Despoten und Diktatoren. Und schließlich blickte Stephan Remmler als Außerirdischer auf die Erde und freute sich spöttisch über ein „Feuerwerk“, die nukleare Selbstvernichtung der Welt.
An den Beispielen zeigt sich, wie sich die Musikszene engagierte, allerdings mit dem Wermuts- tropfen, dass die Musikindustrie marktstrategische Hintergedanken (Profit) hatte. Aber auch in der DDR verfolgte die Aktion „Rock für den Frieden“ ein staatspolitisches Ziel, indem es darum ging, die sozialistische Staatengemeinschaft als friedfertig darzustellen.
Zu einem Eklat kam es, als die Kölner Band BAP kurzfristig ein Konzert absagte, da die DDR- Zensur unerwünschte Titel von ihrer Songliste strich. Für weiteren Wirbel sorgte Udo Lindenberg, der sich musikalisch darüber beklagte nicht in der DDR auftreten zu dürfen („Sonderzug nach Pankow“). Die Coverversion zum Swingtitel „Chattanooga Choo Choo“ (Glenn Miller) wurden ein riesen Hit und brachte Erich Honecker in Zugzwang, zumal ihm Udo symbolisch eine Rocker- lederjacke schickte. Honecker bewies Humor und schickte Udo eine Schalmei als Gegengeschenk und ließ ein gewünschtes Gastspiel aushandeln. Im Gegensatz zu BAP akzeptierte Udo Lindenberg das Streichen einiger seiner Titel, aber beim Konzert ignorierte er das Ausgehandelte. Allerdings schien das den Funktionären klar gewesen zu sein und ließen zu seinem Konzert nur ausgesuchte FDJ-Mitglieder in den Saal hinein. Udo Lindenberg erhielt daraufhin kein weiteres Konzertangebot der SED-Regierung mehr und insgesamt standen die Kulturfunktionäre den BRD-Gruppen eher ablehnend gegenüber.
Schalmei | Schalmei 🡪 ist ein typisches Instrument der kommunistischen Spielmannszüge und steht symbolisiert für den sozialistischen Kampfes- willen für Frieden und Gerechtigkeit. Lederjacke 🡪 symbolisiert die unbeugsame Freiheit und die Bereitschaft ihre Auffassung von Gerechtigkeit durchzusetzen und die Rockmusik ist ihr Medium. | Rocker-Lederjacke |
Neue Deutsch Welle ( NDW )
Siehe dazu auch: Musikstil - Punk & New Wave (70er Jahre ) !!!
Die textlichen Besonderheiten des New Waves, durch die umgangssprachliche Metapher und Wort- spielereien, inspirierten die Musiker Europas, sich landessprachlich zu äußern. Gern wurde dabei ein wortkarger dadaistischer Stil verwendet. Die Schallplattenindustrie der Bundesrepublik hatte bislang noch kein Interesse an deutschsprachiger Popmusik. Der größere Umsatz ließ sich bisher mit englischsprachiger Popmusik machen. Udo Lindenberg beispielsweise wurde in den 70er Jahren kommerziell völlig ignoriert (keinen Chartshit) und trotzdem wurde er im Radio sehr populär. In Anlehnung an den New Wave setzte sich um 1980 eine deutschsprachige Szene durch. Speziell die avantgardistische Szene in West-Berlin war ein Nährboden für die innovative und experimentelle Musik. Ton Steine Scherben (die Band um Rio Reiser), wurde bereits in frühen 70er Jahren bekannt mit ihren textlichen Provokationen. Der besondere Status von West-Berlin machte vieles möglich, aber gerade deswegen zeigten die Plattenfirmen ein geringes Interesse gegenüber der progressiven Musik. Dann kam Nina Hagen und sie hatte als Ausgereiste, aus der DDR, schon politisch ein mediales Interesse entfacht. Ihre Punkmusik begeisterte dabei weniger die Plattenfirmen, aber dennoch öffnete sie dadurch der Berliner Undergroundszene die medialen Türen. 1979 profitierte davon die Gruppe Bel Ami und schafft es mit „Berlin bei Nacht“ in den Rundfunk und wurde sofort zum Hit. Über ihre Kneipenauftritte wurden die Neonbabies (mit Annette & Inga Humpe) bekannt und 1980 begeisterten die Einstürzenden Neubauten. Zunächst ohne Instrumente, hämmerten sie auf Bleche, machten rhythmischen Krach mit Bohrmaschinen oder sonstigen Geräten.
Um 1980 hatte sich in Berlin eine Szene etabliert, auf die der RIAS Berlin aufmerksam wurde und großen Anteil an der Publizierung der Musik hatte. Annette Humpe verließ die Neonbabies und gründete Ideal. Weiterhin machten sich einen Namen, Ina Deter, Spliff, UKW und Morgenrot.
In Hamburg hatten Udo Lindenberg und die Rentnerband maßgeblichen Anteil an der Förderung einer regionalen Szene. Die Gründungsmitglieder der Rentnerband Peter Petrel, Willem und Lonzo wurden dann auch solistisch bekannt. Im Rahmen einer humorvollen Szene setzte sich Torfrock durch und hatte 1979 einen Hit mit „Presslufthammer Bernhard“ („Rata-ta-zong, weg ist der Balkon“). Die NDW-Szene war deswegen skurril und mit einem Schmunzeln behaftet. Joachim Witt, Andreas Dorau und Palais Schaumburg waren typische Vertreter der Szene.
Durch die Punkbewegung entstand in Hannover eine entsprechende Szene, aber der Sound passte irgendwie nicht in die NDW-Szene. Lediglich die Combo Colossale wurden später mit „Puppen weinen nicht“ (1982) bekannt.
Der größte Pool an NDW-Band bildete sich im Ruhrgebiet und gründete sich auf der Basis des Krautrocks. Die Düsseldorfer Band Kraftwerk ist besonders hervorzuheben, zumal sie maßgeblich den NDW-Stil der Region prägten. Die Musik von Rheingold und DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft) waren daher sehr elektronisch geprägt und sie waren die Pioniere der ersten Stunde. Aus NRW kamen 1980 zur NDW-Szene hinzu: Der Plan und Fehlfarben, sowie Extrabreit (aus Hagen) und Geiersturzflug (aus Bochum), die musikalisch rockiger orientiert waren.
Ein weiteres NDW-Zentrum war München, aber dort prägte der kommerzielle Discosound die Szene. Mit dem Tod von Bill Haley (1981) wurde Rock’n’Roll populär und Shakin Stevens wurde in Britannien zum Star. Die Münchner Szene reagierte mit Ted Herold und ebenso auf den Zug sprang die Spider Murphy Gang. Nachdem die Band mit englisch sprachiger Musik wenig Erfolg hatte, kamen sie auf die Idee, in bayerischer Mundart zu singen. Ihr „Skandal im Sperrbezirk“ wurde 1982 ein Megahit. Doch zuvor kam der „Eisbär“. Ausgerechnet eine schweizer Band sorgte für den Durchbruch des NDW und wurde zu einem Megahit für Grauzone. Die Plattenfirmen und Medien rissen sich nun um die NDW Bands, sogar die „ZDF-Hitparade“ (TV) öffnete nun der Musik ihre Pforten. Aber die großen Megahits hatten die Rock’n’Roll-Band Spider Murphy Gang und der österreichische Deutsch-Rapper Falco. Wirkliche NDW-Hits waren der zynische „Goldene Reiter“ von Joachim Witt und der dadaistische Song „da, da, da, ich lieb dich nicht …“ von Trio. Gegen Ende des Jahres wurde das legere, rockige „Nur geträumt“ von Nena zum Hit.
Eine Reihe von Gruppen schossen wie Pilze aus dem Boden und verdrängten den ursprünglichen NDW- Sound von Ideal, DAF, Andreas Dorau und Rheingold. Der bisher bissige satirische Stil und die überzeichnete sarkastische Ironie, glitt nun ins Groteske ab und verfing sich in albernen Wort- spielereien. Zum Jahresanfang dominierte noch der ursprüngliche Sound. Ideal und Joachim Witt setzten die Akzente und Fehlfarben, Foyer des Art und Extrabreit bereicherten die Szene. Es lag vielleicht an der Fehlinterpretation vom Trio-Hit, denn nun kamen Hubert Kah, UKW und Markus, deren Songs zumindest humorvoll waren. Texte mit Kinderlied-Niveau wurden populär und auch musikalisch kokettieren sie mit dem Dilettantismus, die von einer Naivität ins Groteske übergingen.
Erfrischend anders kam Nena daher, die in einer schnoddrigen Art Gefühle zum Ausdruck brachte, gespielt zwischen Gleichgültigkeit und dennoch mit einer Tiefgründigkeit. Ihre Ausstrahlung ein perfektes Wave-Mädchen zu sein, erhöhte ihre Popularität und deswegen wollten alle Mädchen wie Nena aussehen. Abseits vom NDW veröffentlichte die Elektro Band Kraftwerk mit großem Erfolg ihren Oldie „Das Model“; die gesellschaftskritische Band BAP wurde mit ihren Songs im Kölner Dialekt bundesweit bekannt und die Spider Murphy Gang landete in bayerischer Mundart einen Hit nach dem anderen (wurden als NDW-Band angesehen).
Das Jahr 1983 war noch einmal ein Höhepunkt der NDW. Der weitere Erfolg von Trio stand eng im Zusammenhang mit ihren Auftritten. Keyboarder Stephan Remmler spielte den großen, tapsigen Jungen, der naiv und staunend auf sein tückisches Umfeld sah. Der Gitarrist Kralle Krawinkel war der kleine Mann, der in der Freizeit gern am Tresen (Kneipe) hing und die Rolling Stones mochte und Drummer Peter Behrens verkaufte sich als der gelangweilte Depp, der gleichermaßen doof, stumm und melancholisch daherkam. Mit diesem tragikomischen Image schienen sie lustlos ihre Lieder runter zu spielen, aber teilten gerade damit einen Standpunkt mit. Trotz karger Worte und einer kindhaften Monotonie begeisterte das Trio vor allem, da ihre wenigen Worte viel Spielraum für Interpretationen ließen.
In ähnlicher Weise, aber textlich eindeutiger wurde Nena zum Superstar des Jahres. Originell mit bissiger Ironie beschrieb sie, wie „99 Luftballons“ einen Krieg auslösten. Peter Schilling setzt sich in „Major Tom“ mit einem technischen Fehler auseinander und zugleich ist der Astronaut „völlig losgelöst“ von der Eingegrenztheit auf Erden. Mit „Die Wüste lebt" bezieht Peter Schilling Stellung zum nuklearen Rüstungswahnsinn. Geier Sturzflug setzte sich im Discorock-Stil sarkastisch mit dem übersteigerten Arbeitseifer auseinander, aber eigentlich die Unternehmen kritisierten, die von ihren Angestellten immer höhere Leistungen fordern und die Arbeiter zu einer austauschbaren Nummer machten. Im fröhlichen Disco Rock wird in „Besuchen sie Europa“, in drastischen Bildern der Tag vor dem Atomkrieg geschildert. Alle diese NDW Songs gehören zu einer Hauptrichtung von Liedern, die sich gesellschaftskritisch äußerten. Dazu gehört ebenso Ideal, die mit „Keine Heimat" eine gesellschaftliche Amerikanisierung anprangern.
Im Gegensatz zu der Richtung machte sich ein inhaltsloser Singsang breit, bei dem beispielsweise Ixi keinen „Knutschfleck“ haben wollte und sich Fräulein Menke mit dem „Tretboot in Seenot“ befand. Die NDW trieb auf ihr Ende zu und in den Startlöchern stand eine Generation von rockigen Liedermachern, woraus die Rockpoeten resultierten. Ina Deter forderte „Neue Männer braucht das Land“ und Achim Reichel berichtete über „Der Spieler“, der irgendwie ein jeder war. Udo Lindenberg und Marius Müller Westernhagen gehörten schon seit den 70er Jahren zu den Großen der deutschsprachigen Musikszene und füllten Konzertsäle. Als Mittelding etablierte sich Stefan Waggershausen, deren Lieder weder Rock noch Schlager waren.
1984 erlebte die NDW-Ära sein schnelles Ende und fand im Bandnamen Schrott nach 8 („Pizza Romana“) eine treffende Bezeichnung. Natürlich gab es einige gute Songs, vor allem von Nena. Aber eine Szene, die über „Du Depp du“ (Haindling) oder „Din Daa Daa“ (George Kranz) nicht mehr hinauskam, musste unweigerlich sterben.
Mit Herbert Grönemeyer, Klaus Lage Band, Stefan Waggershausen und Münchner Freiheit setzte sich eine rockorientierte Musik mit aussagekräftiger Sprache durch. Von den vielen NDW-Bands überlebte eigentlich keine Band oder Interpreten, als Letztes verschwand auch Nena 1985 (vorerst) aus den Charts. Unbestritten bleibt aber, dass die Neue Deutsche Welle eine wichtige Phase für die bundesdeutsche Musikszene war. Ohne die kommerzielle Entwicklung würde die deutschsprachige Musik vermutlich weiterhin im Abseits stehen, denn die Schallplattenlabels förderten immer nur eine profitable anglo-amerikanische Musik. Vermutlich hätte es ohne die NDW-Szene, den Erfolg der nachfolgenden Rockpoeten Herbert Grönemeyer, M.M. Westernhagen und Heinz Rudolf Kunze nicht gegeben. Darüber hinaus hat die NDW-Szene sicherlich die nachfolgende Musik inspiriert und NDW-Größen sind auch künstlerisch gereift, wie Nena, Joachim Witt oder Stefan Remmler.
Auswahl bedeutender NDW- Größen und ihrer typischen Songs
Andreas Dorau (Hamburg):
„Tulpen und Narzissen“, „Junger Mann“, „Fred vom Jupiter“, „Einkauf“
DAF (Berlin):
„Der Räuber und der Prinz“, „Tanz den Mussolini“, „Mein Herz macht bum“
Einstürzende Neubauten (Berlin):
„Kalte Sterne“, „Paranoia“, „Sabrina“, „Stella Maris“
Extrabreit (Hagen):
„Flieger grüß mir die Sonne“, „Polizisten“, „Hurra, die Schule brennt“
Foyer des Art (Berlin):
„Wissenswertes über Erlangen“ , „Eine Königin mit Rädern unten dran“
Geier Sturzflug (Bochum):
„Bruttosozialprodukt“, „Besuchen sie Europa“, „Eins kann mir keiner (nehmen)“
Hubert Kah (Reutlingen):
„Rosemarie“, „Engel 07“, „Einmal nur mit Erika“, „Sternenhimmel“
Ideal (Berlin):
„Wir steh’n auf Berlin“, „Blaue Augen“, „Monotonie“, „Keine Heimat“, „Eiszeit“
Joachim Witt (Hamburg):
„Goldene Reiter“, „(Mädchen) Kosmetik“, „Herbergsvater“; „Der Weg in die Ferne“
Markus (Bad Camberg):
„Ich will Spaß“, „Schön sind wir sowieso“, „Kleine Taschenlampe brenn“
Nena (Hagen/Berlin):
„Nur geträumt“, „99 Luftballons“, „Fragezeichen“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“
Nichts (Düsseldorf):
„Radio“, „Hallo Kartoffelsalat“, „Ich bereue nichts“, „Zehn Bier zuviel“
Palais Schaumburg (Hamburg):
„Rote Lichter“, Telefon“ , „Wir bauen eine neue Stadt“, „Goldene Madonna“
Peter Schilling (Stuttgart):
„Major Tom“, „Die Wüste lebt“, „Terra Titanic“, „Hitze der Nacht“
Der Plan (Düsseldorf):
„Der Plan“, „Da vorne steht ne Ampel“, „Gummitwist“, „Wir werden immer mehr“
Rheingold (Düsseldorf ):
„Dreiklangsdimensionen", „Fan Fan Fanatisch“ , „Fluß“, „Computerbeat“
Spliff (Berlin):
„Heut Nacht“, „Herzlichen Glückwunsch“, „Carbonara“, „Das Blech“, „Damals“
Trio (Großkneten):
„Da da da ich lieb dich nicht …“, „Anna-laß mich rein, laß mich raus“, „Bum Bum“
UKW (Berlin):
„Sommersprossen“, „Ich will, was mir gefällt“, „Hey Matrosen“,
Biografisches bis 1990:
Nena: * 24.03. 1960 in Hagen, als Gabriele Kerner; gründete 1979 die Band Stripes, die sich trennte. Sie ging nach Berlin und wurde vom Manager Jimi Rakete entdeckt, kurz darauf erschien ihre erste Single „Nur geträumt“ (1982) und wurde sofort ein Hit. Aus persönlichen Gründen zog sie sich 1986 ins Privatleben zurück, aber startete 1989 ihr erfolgreiches Comeback 1989.
Trio : * Stephan Remmler (25.10.1946); Gerd Krawinkel (21.04.1949); Peter Behrens (04.09.1947). Die Band gründete sich 1980 in Großenkneten/ bei Oldenburg und schickten Demobänder ein. Der Produzent Klaus Voormann nahm sich ihrer an und veröffentlichte 1982 „Da da da …“, das zu einem Hit wurde. Trio löste sich 1986 auf, zumal Stephan Remmler eine Solokarriere anstrebte und war von 1986 bis 1990 erfolgreich.
Joachim Witt : * 22.02. 1949 in Hamburg; nach erfolglosen musikalischen Versuchen in den 70er Jahre, versuchte er es 1980 erneut als Solist. Mit dem Song „Kosmetik“ machte er 1981 auf sich auf merksam, bevor ihm 1982 mit der „Goldener Reiter“ ein Superhit gelang. Der Erfolg ebbte jedoch schnell ab und nachdem die Nachfolge-Singles floppten, zog er sich ins Privatleben zurück. 1998 kam es dann zu einer Zusammenarbeit mit Peter Heppner und „Die Flut“ wurde zum Megahit.
Ideal: Annette Humpe ( *28.10. 1950 ), gründete 1980 die Band mit E. U. Deuker, F. J. Krüger und H. J. Behrendt. Annette war zuvor bei den Neonbabies bei ihrer Schwester Inga. Der erste Song „Wir steh’n auf Berlin“ wurde 1981 regional ein Hit. Mit ihrer größer werdende Popularität machte die Berliner bundesweit auf sich aufmerksam, allerdings wurde nur „Eiszeit“ ein kommerzieller Hit. Trotzdem gehörten sie zu den führenden NDW-Bands. 1983 löste sich Ideal auf, da sich der NDW in Blödelszene gewandelt hatte und Annette sich als Produzentin anderen Projekten widmen wollte. Später führten sie Die Prinzen und ihr Projekt Ich & Ich zum Erfolg.
Peter Schilling : *28.01.1956 in Stuttgart als Pierre Michael „Peter“ Schilling. er Reisebürokauf- mann strebte eine musikalische Karriere an und verschrieb sich dem Synthie Pop und konnte mit dem Song „Major Tom” seinen ersten Hit landen. Nach zwei weiteren Hits ebbte der Erfolg ab und
versuche mit englischsprachiger Musik scheiterten. Als Alternative wurde er Buchautor.
Spider Murphy Gang : Günther Sigl (*08.02.1947); Gerhard Gmell (*02.03.1954); Michael Busse (*26.12.1956 ); Franz Trojan (*22.01.1957). Die bayerische Band gegründet sich 1977 und spielte alte Rock'n'roll Titel nach, mit durchwachsenem Erfolg. Schließlich wandelten sie ihren Stil und kamen auf die Idee eigene Titel in bayerischer Mundart zu singen. „Skandal im Sperrbezirk“ wurde 1982 ein Hit und sie blieben thematisch weiterhin im Rotlicht-Milieu. Mit dem Ende des NDW schwand auch ihr Erfolg, aber tourten als Rock’n Roll-Band weiterhin erfolgreich durchs Land.
Die Compact Disc (CD) verdrängt Mitte der 80er Jahre die Vinyl-Schallplatte. Die flexibleren Möglichkeiten einer CD und der klare, saubere Klang begeistern den Verbraucher. In der DDR noch Zukunftsmusik.
Die Auflage der Musikindustrie an den Rundfunk, Musiktitel nicht mehr auszuspielen, besiegeln das Ende der Musikkassette, wobei sie Ende der 80er Jahre als Walkman ihr Comeback erlebt. Der DDR-Rundfunk spielte die Musik weiterhin aus und die Kassette war für den Popfan unentbehrlich, um westliche Musik aufzunehmen (kein bzw. geringes Angebot an westlichen Schallplatten).
Videorecorder konnten Filme in Farbe aufnehmen, allerdings lag die Kapazität der Kassetten bei 2 Stunden. Die Filmindustrie beschränkte daraufhin die Freigabe von Kino-Filmen im Fernsehen, um über den Videoverkauf und den Videotheken nochmals abzukassieren.
Konsolen- und Telespiele wurden zum Jugendhit. Telespiele beschränkten sich auf ein Spiel mit einem beweglichen Punkt. Die IBM Amiga Konsole bot dazu variantenreiche Spiele an. Ende der 80er Jahre beherrschen japanische Konsolen-Firmen, wie Nintendo und Sega die Haushalte, mit wesentlich besserer Grafik und umfangreichen Spielmöglichkeiten. Die beliebtesten Spielserien wurden Sonic von Sega und Super Mario Brothers von Nintendo.
Batteriebetriebene LCD Spiele wurden zum Vorläufer des Gameboys; die sich auf eine bestimmte Spielart und Fingerfertigkeit beschränkten (dennoch ein perfektes Freizeitvergnügen).
Der Commodore war der erste Heimcomputer mit sehr eingeschränkter Funktionalität, die sich im Wesentlichen auf ein Schreibprogramm bezog. Microsoft revolutionierte mit dem Betriebssystem Windows den Markt und schuf einen PC mit benutzerfreundlichem Display. Ein verbessertes Schreib- und Grafikprogramm waren das Herzstück des Homecomputers. Die PC-Spiele kopierten meistens die Konsolenspiele, aber waren grafisch und technisch besser, jedoch umständlich und schwierig bei der Installation. Im Bürosektor hielt der PC von Microsoft Einzug und ersetzte die Schreibmaschine.
Farbfernseher, mit PAL-Farbsystem, Stereoklang, Videotext und Fernbedienung gehörten zum TV- Standard in der BRD. Für den DDR-Bürger waren Farbfernseher zu teuer und mit dem SECAM Farbsystem ausgestattet, wodurch Farbsendungen des BRD-Fernsehens in der DDR eine schlechte Qualität hatten. Mehrheitlich in der DDR waren Schwarzweiß-Geräte mit sechs voreinstellbaren Programmknöpfen und in den Haushalten vorhanden.
Die Satellitentechnik und das Kabelfernsehen erhöhten die Empfangsmöglichkeiten. Über die Satellitenschüsseln war theoretisch der Empfang aller TV-Sender (Europa) eines Satelliten möglich.
Das störungsfreie Kabelfernsehen war dagegen noch zu kostenintensiv und konnte nur in einigen Großstädten angeboten werden. Regional wurden in der BRD neue Radio- und Fernsehprogramme über Satellit angeboten. RTL und SAT 1, waren die ersten bundesweiten TV Privatprogramme, denen ab 1990 andere folgten. Mit kurzweiligen Programmen begeisterten sie die Zuschauer, setzten neue Maßstäbe und brachen mit Tabus (überschritten Mitternacht Grenze; zeigten unzensiert Action-, Horror- und Sexfilme; hielten sich nicht an die Altersbeschränkung; unterbrachen die Filme mit Werbung). Da sich die Privatsender durch Werbung finanzierten, wurden für sie die Ein- schaltquoten, pro Sendung wichtig (danach richteten sich die Werbeeinnahmen).
1982 wurde der Begriff Volldampfradio geprägt und meint damit ein durchgängiges (24 Stunden) Unterhaltungsprogramm. Durch das Fernsehangebot Videotext fürchtete der Rundfunk um seine Existenz, dessen Schwerpunkt bislang die Information war. Der deutschsprachige US-Sender RIAS Berlin stellte sein 2. Radio-Programm auf ein durchgängiges Musikprogramm um und es folgten ihnen sämtliche ARD-Radiostationen (2. Programme, wie SFB 2, NDR 2, WDR 2). Privatsender (Mitte der 80er Jahre) setzten ebenso ein solches Musikprogramm um, gewürzt mit Klatsch & Tratsch & Humor. Beispielgebend war in Berlin der Sender 100,6 (Frosch Radio), provokativ mit Meldungen im Slogan Stil und mit viel Werbung, brachten sie Rund um die Uhr Musik.
Mit der Wende wurde 1990 das DDR-Radio und -Fernsehen abgewickelt. Als Rundfunksender blieb als einziger der Berliner Rundfunk erhalten. Der Jugendsender DT 64 (vor 1989 - „Stimme der DDR“) wurde zum RBB-Sender Fritz. Die Fernsehfrequenzen wechselten öfter den Betreiber. Bereits 1989 wurde DFF 2 zum Jugendsender 1199. Nach der Wende teilten sich die Frequenz TV 1199 und RIAS-TV. Schließlich erhielt der Privatsender SAT 1 die Frequenz und war für den DDR Bürger auf Antenne zu empfangen. Endgültig ging dann die Frequenz ans ORB (später RBB). Die TV-Sender SAT 1 und RTL bekamen eine separate Antennenfrequenz. DFF1 durfte noch bis zum 31. Dezember 1990 senden und wurde dann von der Schamonie GmbH übernommen und sendete zunächst als 1A. Sinkende Einschaltquoten führten zur Änderung des Konzepts in Puls TV und später als TV Berlin.
Von den Fernsehsendungen der DDR überlebten nur „Das Sandmännchen“, „Polizeiruf 110“ und „Ein Kessel Buntes“ (Konzept mit Karsten Speck misslang allerdings).
Nach der Wende stürzte sich der DDR Bürger auf alles, was ihm bisher vorenthalten wurde und damit sank das Interesse an der DDR-Kultur drastisch. Künstler aller Art, so auch die Rockgruppen waren nicht mehr gefragt und BRD Manager zeigten zudem wenig Interesse an einer Vermarktung. Selbiges galt auch für die wenigen Zeitschriften und Zeitungen. Lediglich die Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ konnte sich relativ gut behaupten.