Kurz Notiert – 1989 |
Brennpunkt:
Der Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft und die Ereignisse im Vorfeld werden zu einem beherrschenden Thema. Einzelheiten dazu finden Sie nach der allgemeinen Betrachtung zum Jahr 1989
🡪 Das Ende der sozialistischen Staatengemeinschaft
Das Ende der DDR, die Chronik des Zerfalls (s. Ausführungen „Ende der 80er Jahre“)
Ausgesuchte Ereignisse:
Sonstiges:
Erster langer Donnerstag in der BRD (verlängerte Ladenöffnungszeit) - - - ab 31. Dezember stellt die BRD das Begrüßungsgeld für DDR-Bürger ein - - - Japan bringt die Handspielkonsole Game Boy auf den Markt - - - 4.400 Jahre alte Mumie wird in der Cheops-Pyramide (Ägypten) gefunden - - - die erste Loveparade (Techno Party) in Berlin - - - in New York (USA) wird David Dinkins erster afroamerikanischer Bürgermeister einer Großstadt - - - ein geo- magnetischer Sturm legt die Stromversorgung in der kanadischen Provinz Quebec lahm - - - vor Alaskas sinkt der Großtanker Exxon Valdez und verursacht eine schwere Ölpest, wodurch zahlreiche Tiere sterben - - - eine undichten Erdgaspipeline bei Ufa (Sowjetunion) führt zur Explosion der sich bildenden Gaswolke, als zwei voll besetzte Züge die Stelle passieren; 575 Tote und 623 Verletzten - - - in Sheffield (Großbritannien) bricht wegen einer Überfüllung der Tribüne Panik aus, beim FA-Cup-Spiel Nottingham Forest gegen FC Liverpool; 97 Menschen sterben und 730 werden verletzt - - - ein Erdbeben bei San Francisco (USA) fordert 62 Menschenleben - - - wegen eines Kommunikations- fehlers beim Landeanflug, zerschellt eine Boeing 707 auf den Azoren (Portugal) an einem Berg - - - ein niederländisches Flugzeug stürzt bei dichtem Nebel in den Dschungel von Paramaribo (Suriname) ab, 168 Personen sterben, jedoch 15 Personen konnten überleben - - - bulgarischer Schlepper kollidiert auf der Donau, bei Galati, bei schlechter Sicht mit einem rumänischen Fahr- gastschiff; 207 Menschen sterben
Sport 1989
Kultur 1989
Gefasst wurde Edgar Mrugalla der 19 Jahre lang 2369 Meisterwerke der Malerei gefälscht hatte - - - komische Oper „Der heiße Ofen“ von Hans Werner Henze - - - Verfilmung des Horrorstücks „Phantom der Oper“ von Gaston Leroux - - - 3. Teil der Fantasy-Saga „Eragon“, „Die Weisheit des Feuers“ - von Christopher Paolini erscheint - - - Roman „Der Turm“, von Uwe Tellkamp - - - Buch „Das Gesicht des Krieges“ von John Keegan - - - Tagebuch „Die Zunge zeigen“ von Günter Grass - - -
Fernsehen 1989
Kino 1989
✞ Verstorben 1989:
12. 01.: Willy Schneider, dt. Volkssänger, 50er Jahre (* 1905)
14. 01.: Robert Lembke, dt. Fernsehmoderator, „Was bin ich?“ (* 1913)
15. 01.: Ernst Neger, dt. Maizer Fastnachtssänger (* 1909)
23. 01.: Salvador Dalí, span. surrealistischer Allround-Künstler (* 1904)
27. 02.: Konrad Lorenz, öster. Biologe, Nobelpreisträger (* 1903)
30. 04.: Sergio Leone; ital. Filmregisseur; u.a. „Spiel mir das Lied vom Tod (*1929)
03. 06.: Ruhollah Khomeini, iran. Führer der islamischen Revolution (* 1902)
16. 07.: Herbert von Karajan, berühmter öster. Dirigent (* 1908)
04. 09.: Georges Simenon; belgischer Schriftsteller, u.a. „Kommissar Maigret“ (*1903)
22. 09.: Irving Berlin, US-Musical-Komponist (* 1888)
06. 10.: Bette Davis, besungene US-Schauspielerin (* 1908)
05. 11.: Vladimir Horowitz, US-Pianist russischer Abstammung (* 1903)
Das Ende der sozialistischen Staatengemeinschaft
Albanien
1985 starb Enver Hoxha, der bis dahin das Land diktatorisch regierte und in die Isolation führte. Unter seinem Nachfolger Ramiz Alia wurde das Klima unruhiger und führte 1990 zu einer Massenauswanderung Richtung Italien. Aufgrund der angespannten Situation ließ die Regierung freie Wahlen zu. Nachdem die Kommunisten die Wahl gewannen, wurden schnell Manipulationsvorwürfe laut. Erneut kam es zu starken Protesten in der Bevölkerung und die Opposition verlangte kontrollierte Neuwahlen. 1992 fanden überwachte Wahlen statt und der Demokrat Sali Berisha siegte und übernahm die Regierung.
Bulgarien
Unter dem Diktator Todor Schiwkow trieb dessen Geheimdienst sein blutiges Unwesen. Um von der nationalen Krise abzulenken, hetzte er die Bevölkerung gegen die türkische Minderheit auf und vollzog 1986 eine ethnische Säuberung. Im Zuge jener Maßnahmen wurden 380.000 türkisch stämmige Bewohner zur Auswanderung gezwungen und etwa 400 Personen starben bei Übergriffen der Staatsorgane. Die Bevölkerungsmehrheit ließ sich aber nicht von der Maßnahme blenden und erkannten, dass nicht die türkischen Bewohner verantwortlich für die wirtschaftliche Talfahrt waren, sondern die Regierung. Ermutigt durch Gorbatschows Rede zur demokratischen Umgestaltung, mündete die Unzufriedenheit in starke Proteste und innerhalb der KP setzten sich auch hier die Reformer durch. Im November 1989 zwangen die neuen Kräfte der KP Schiwkow zur Abdankung, sie bildeten eine Übergangsregierung und sie beschlossen für 1990 freie Wahlen. Die erste freie Wahl gewann die reformierte BSP, die Nachfolgepartei der KP Bulgariens war. Da die Partei grundlegende Probleme nicht gelöst bekam, wurde die BSP 1997 von einem Bündnis abgewählt.
Polen
Schon 1980 erschütterte die Streikbewegung „Solidarnosc“ das Land. Mit General Jaruzelski hoffte die KP ihre Macht wiederherstellen zu können. Da ein härterer Kurs nicht zum Erfolg führte, versuchte sich Jaruzelski als Reformer. Politisch legalisierte er 1988 die Opposition, deren Führer Lech Walesa wurde. Unter dem Druck der Öffentlichkeit lässt Jaruzelski 1989 Neuwahlen zu, unter der Bedingung einer Mehrheitsquote von 65% für die DVAP.
Mit überwältigender Mehrheit gewinnt die Solidarnosc die Wahlen und zwingt Staatschef Jaruzelski, Ministerposten an die Solidarnosc abzugeben. Parteistreitigkeiten in der DVAP und der öffentliche Druck erzwingen die Auflösung der kommunistischen Partei. Erste freie Wahlen sind dann 1990 möglich, mit dem erneuten Wahlsieg der Solidarnosc. Lech Walesa wird neuer Staatschef.
Rumänien
Der Despot Nicolae Ceausescu errichtete mit Hilfe der Geheimpolizei Securitate ein selbst- verherrlichendes Terrorregime. In einem beispiellosen Personenkult werden alle Gegner zum Schweigen gebracht, verhaftet, gefoltert und mitunter ermordet. Skrupellos ließ er 1985 auf Demonstranten in Brasov schießen. Die zunehmende Fluchtbewegung beantwortete das Regime mit einem Schießbefehl für die Grenztruppen, für Flüchtige, die nach Jugoslawien oder Ungarn fliehen wollten. In Timisoara sah sich die Bevölkerung, die mehrheitlich von Ungarn und Serben bewohnt wurde, besonders benachteiligt. Die ärmlichen Zustände waren existenzbedrohend und die Regierung zeigte seine Ausländerfeindlichkeit, indem er Ungarn und Jugoslawien beschimpfte. Der Pfarrer Tökes richtete 1989 einen scharfen Protest gegen das „Dracula Regime“. Ab dem 16. Dezember begannen zunehmend aufgebrachte Bürger auf die Straße zu gehen. Einschüchterungsversuche der Securitate erreichten das Gegenteil und erhöhten den Zorn.
Am 17.12. schossen Militäreinheiten der Securitate in die demonstrierende Menge und 58 Menschen starben. Die unbändige Wut mobilisierte über 20.000 Demonstranten. Einen erneuten Schießbefehl verweigerten aber die Soldaten. Ceausescu ließ über die Medien verbreiten, dass die ungarischen Separatisten Timisoara von Rumänien abspalten wollten. Eine staatliche Großkundgebung am 21.12. für den Erhalt des Landes ging nach hinten los. Statt einer Verurteilung, von angeblichen Übergriffen von ungarischen Rumänen, schellte Ceausescu ein Pfeifkonzert entgegen. Der Versuch die Demonstration mit Gewalt aufzulösen wurde zum Revolutionssignal. Einem erneuten Befehl, auf die Protestierenden zu schießen, verweigerte das Militär und sympathisierte mit den Demonstranten.
In Bukarest lieferten sich daraufhin Einheiten der Securitate heftige Feuergefechte mit der Volksarmee. Am 22.12. 1989 stürmten dann die Demonstranten mit Hilfe des Militärs das Regierungsgebäude. An diesen stürmischen Tagen fanden über 1.000 Menschen den Tod. Ein Fluchtversuch Ceausescus wurde vereitelt und er wurde am 25.12. standrechtlich erschossen. Im Zuge des Revolutionsgerichtes wurden besonders grausame Handlanger Ceausescus zum Tode verurteilt. Ion Iliescu tat sich als Führer der Revolution hervor und übernahm gestützt auf die Volksarmee die Regierungsgeschäfte. Die ersten freien Wahlen gewann die sozial- demokratische Partei (PSD), die von Reformern der kommunistischen Partei gegründet wurde. Neue politische Kräfte mussten erst einmal entstehen und somit wurde Iliescu erster frei gewählter Staatspräsident. Bei erneuten Wahlen 1996 gewannen die Christdemokraten, aber bereits 2000 wurden sie wieder abgewählt und die Bevölkerung sprach erneut der PSD das Vertrauen aus.
Tschechoslowakei
Nach dem Prager Frühling von 1968 formierte sich eine Untergrundbewegung, die 1977 als „Charta 77“ in die Öffentlichkeit ging. Die Bewegung suchte den Dialog mit der Regierung, um in erster Linie Menschenrechtsverletzungen zu beseitigen. Da sich in ihren Reihen viele Kommunisten befanden, ging die Regierung nur bedingt mit Härte gegen die Opposition vor. Gestärkt durch Gorbatschows Rede, trat die Opposition gestärkt in Erscheinung.
1989 rief Pavel Havel, als Führer der Bewegung zu Protestdemonstrationen auf. Ohne Widerstand trat die Regierung zurück und nach einer ordnenden Übergangsregierung wurde Pavel Havel 1990 frei gewählter Regierungschef. Im Zuge des Reformprozesses sah sich die Slowakei benachteiligt. Ein wachsender Konflikt zwischen beiden Ländern besiegelte am 31.12. 1992 die Trennung in zwei Staaten (Tschechien & Slowakei).
Ungarn
Schon in den 60er Jahren ging das Land unter Josef Kadar einen liberaleren Weg als alle anderen sozialistischen Staaten. Der „Gulaschkommunismus“ erlaubte westliche Einflüsse, dem im Wesentlichen die historische Gemeinschaft mit Österreich zugrunde lag. Diese Besonderheit machte Ungarn zum beliebtesten Reiseland der DDR, Österreich und auch für die Bundesbürger. Glasnost und Perestroika wurden hier sofort umgesetzt. Der greise Josef Kadar trat 1988 zurück und ließ die demokratische Erneuerung des Landes zu.
Besonders die Forderung des Abzuges sowjetischer Truppen und die Grenzöffnung zu Österreich schlugen hohe politische Wellen. Trotz umfangreicher Reformen wurde das neue Regierungsgespann Gròsz/ Horn im März 1990 bei den ersten freien Wahlen abgewählt.
Neuer Staatspräsident wurde Arpad Göncz (Bund freier Demokraten) und Ministerpräsident wurde Jozsef Antall (demokratisches Forum). Aus der kommunistischen Partei wurde die sozialistische Partei MSzP, die eine der stärksten Parteien blieb und 2002 sogar wieder in die Regierungsverantwortung gewählt wurde.
1985 wurde Michail Sergejewitsch Gorbatschow neuer Parteichef der KPdSU und stellte die Weichen für umfangreiche Reformen. Wie erwähnt, löste der radikale Reformkurs in der Sowjetunion auch heftige Kritik aus. Zumal einige Amtsenthebungen, Verhaftungen und Todesurteile willkürlich wirken und ihn in der Bevölkerung nicht gerade beliebt machten. Es wurde ihm besonders Übel genommen, dass er nicht die wirtschaftliche Talfahrt stoppen konnte. Sein demokratischer Versuch, die KPdSU an der Macht zu halten, ging ebenfalls nach hinten los. Für alle verbündeten sozialistischen Staaten begann der Reformkurs zu spät und die Bevölkerung hatte kein Vertrauen mehr in eine kommunistische Regierung. Im eigenen Land ging ebenfalls alles drunter und drüber und er sah als einzigen Ausweg die totale Macht. 1990 bekleidete er alle hohen politischen Ämter selbst, er war Staatspräsidenten, Parteichef und Staatschef (Staatsrats- vorsitzender). Gegen die Machtanhäufung mehrte sich innerhalb der Partei Widerstand und motivierte die Opposition. Zudem verlangten die Unionsrepubliken ihre Unabhängigkeit. 1989 gesellten sich zur wirtschaftlichen Talfahrt auch noch extreme Versorgungsschwierigkeiten.
In Moskau gründete sich die erste Gegenbewegung (Demokraten) aus der KPdSU unter Boris Jelzin. Die baltischen Staaten forderten ihre sofortige Autonomie und Separatisten lösten in der Provinz Bergkarabach einen heftigen Provinzstreit zwischen dem christlichen Armenien und dem muslimischen Aserbaidschan aus.
Gorbatschow glitt die Macht aus den Händen. International als Friedensstifter und Reformer gefeiert, wurde er im eigenen Land eher als Diktator mit demokratischem Anstrich gesehen. 1990 erklärten die baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland ihre Unabhängigkeit. Mehr zur Abschreckung marschierten sowjetische Truppen in die Länder ein und provozierten kleinere Auseinandersetzungen. Durch die Besonnenheit der baltischen Staaten eskalierte die Lage nicht und Gorbatschow zog die Truppen wieder ab. Lediglich im Provinzstreit um Berg- karabach sorgte die Sowjetarmee mit Gewalt für Ruhe. Gebunden an seinen Reformkurs zur Demokratisierung, musste er aber in Moskau nicht kommunistische Strömungen akzeptieren. Boris Jelzin als Führer des demokratischen „Kongresses der Volksdeputierten“ gewann 1991 die Präsidentschaftswahl für die russische RSFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjet Republik). Das Wahlergebnis entsprach einer Unabhängigkeitserklärung Russlands und einer Loslösung von den anderen Sowjetrepubliken.
[Sowjetunion = UdSSR = Union der sozialistischen Sowjetrepubliken / Sowjet = bedeutet, Rat, im Sinne von Regierungsrat, somit bedeutet Sowjetunion= eine Vereinigung von den Regierungsräten der Länder mit übergeordnetem Zentralrat.]
Im August 1991 besetzten daraufhin Putschisten das Regierungsgebäude in Moskau und erklärten Gorbatschow als Staatspräsident für abgesetzt. Die Parlamentsbesetzung durch radikale Kommunisten, für ein unabhängiges Russland, lösten sofort Großdemonstrationen aus, die sich für ein Fortbestehen der Sowjetunion aussprachen. Boris Jelzin appellierte daraufhin an die militärischen Einheiten, den Putschisten den Dienst zu verweigern und drängte auf eine friedliche demokratische Lösung. Nach drei Tagen mussten die Besetzer aufgeben. Die Rolle von Gorbatschow in diesen Tagen war sehr zwielichtig. Offiziell wurde er auf der Insel Krim festgehalten, andererseits soll der Putsch in seinem Sinne gewesen sein. Er hoffte, über eine bewaffnete Eskalation die Sowjetunion retten zu können.
Nachdem der Plan misslang, wurde noch im selben Jahr 1991 die Sowjetunion aufgelöst und in eine Staatengemeinschaft GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) umgewandelt. Mit dem Ende der Sowjetunion verlor Michail Gorbatschow alle seine Ämter. Als Privatmensch ließ er sich weiterhin als Friedensstifter und Reformator international feiern. Im eigenen Land stand man ihm weiterhin sehr skeptisch gegenüber.
Russland sah sich als regulärer Nachfolger der Sowjetunion. Mit diesem Machtanspruch verprellte Jelzin die nach Autonomie strebenden Unionsrepubliken, sodass am Ende eine lockere Wirtschaftsgemeinschaft GUS übrig blieb. Boris Jelzin als Präsident Russland wuchs zu einer zwiespältigen Persönlichkeit heran. Aufgrund seiner Alkoholkrankheit sagte er so manches unüberlegte Wort, machte Schlagzeilen durch peinliche Auftritte und verhielt sich zuweilen wie ein Diktator. Besonders die Autonomiebestrebungen von russischen Provinzen beantwortete er mit militärischer Gewalt. Sein überheblicher Kurs gegenüber der GUS trug maßgeblich zur politischen Trennung bei und wirtschaftlich bestand die Gemeinschaft GUS notgedrungen (Abhängigkeiten).
1. Armenien 11. Russland 15. Usbekistan |
Resümee: Nach dem Zerfall der UdSSR hatte sich zunächst für den einfachen Bürger nicht viel geändert. Die neuen demokratischen Herrscher regierten diktatorisch und die Wirtschaft lag weiterhin am Boden. Im demokratischen Russland stiegen in ländlichen Gegenden die Armut und das Elend wieder an. Neben den neuen Multimillionären und einer städtischen Mittelschicht profitierte nur eine relative Mehrheit von dem freiheitlichen Kurs. Doch auf dem Lande wurden die wachsenden Missstände der neuen Zeit immer deutlicher. Korruption, Kriminalität und Autonomiebestrebungen prägten ein chaotisches Klima, wodurch radikale Kommunisten und Nationalisten einen enormen Zulauf bekamen. Aber wegen des langsamen ansteigenden Wohlstands und den möglichen Chancen für die Zukunft, hielt die Bevölkerungsmehrheit am markt- wirtschaftlichen Kurs der Regierung fest und hoffte auf demokratische Veränderungen. Sie glaubten den Versprechungen der Regierung, die von einer momentanen Durststrecke sprachen.
Anmerkung zur Sowjetunion: Die Grundlage der Sowjetunion bildet der Vielvölkerstaat Russland, mit den autonomen Republiken, die sich dem übergeordneten Rat der Föderation unterordnen und deren allgemeine Gesetzgebung umsetzen.
Autonome Republiken:
Landesverwaltungen:
Weiteren 28 Territorien wurden zwar offiziell ebenfalls als Sowjetrepublik bezeichnet, waren aber lediglich ethnische Länder-Verwaltungen. Das betraf beispielsweise die Völker der Tataren, Awaren, Tschetschenen, Osseten, Darginer, Jakuten, die Wolgadeutschen und die vielen sibirischen Völker. Übrigens, würde man allen Völkern Russland ein autonomes Land geben, so würde das eigentliche Kernrussland territorial nicht größer als die Bundesrepublik Deutschland sein.
Statistisches zu den baltischen Staaten (Lettland, Estland, Litauen):
Land | Hauptstadt | Einwohner in Mio. | Fläche in km² | Hauptbevölkerung |
Litauen | Vilnius | 3,728 | 65.301 | Litauer |
Lettland | Riga | 2,681 | 64.589 | Letten, Russen |
Estland | Tallinn | 1,582 | 45.226 | Esten, Russen |
Unabhängigkeit: 1990 Litauen; 1991 Lettland und Estland |
Statisches zu den ehemaligen Sowjet-Staaten:
Land | Hauptstadt | Einwohner in Mio. | Fläche in km² | Völker (neben Russen) |
Moskau | 148,54 | 17.075.400 | Über 100 weitere Völker | |
Weißrussland | Minsk | 10,26 | 207.595 | Polen, Litauer |
Ukraine | 51,94 | 603.700 | Polen, Litauer, Tataren, Walachen | |
4,36 | 33.843 | Walachen, Rumänen | ||
3,37 | 29.800 | Armenier, Kurden | ||
7,13 | 86.600 | Aserbaidschaner, Lesgier | ||
5,46 | 69.700 | Georgier, Osseten | ||
Alma Ata | 16,79 | 2.717.300 | Mischbevölkerung aus 50 Ethnien | |
4,42 | 198.500 | Kirgisen, Usbeken | ||
5,35 | 143.100 | Iranische Tadschiken, Usbeken | ||
20,70 | 447.400 | Usbeken | ||
3,57 | 488.100 | Turkmenen | ||
Bis auf Turkmenistan, die Ukraine und Georgien sind die restlichen 7 Staaten noch formell im Wirtschaftsverbund GUS mit Russland (Stand 2020) |
Anmerkung: Alle Tabellen-Angaben beziehen sich auf das Jahr 1991
Vorwissen: Bedingt durch den 2. Weltkrieg verbindet Serbien und Russland eine tiefe Freundschaft. Der eigene Weg von Jugoslawiens, scheinbar losgelöst von Moskau, erklärt sich aus drei Hauptgründen: das Sagen hatte. Belgrad brauchte seine Eigenständig- keit um die Provinzen besser Kontrollieren zu können. Slowenien fühlte sich zu Österreich hingezogen und Kroatien traute man nicht, da sie Bündnispartner von Hitler waren und damals zahlreiche Gräueltaten in Serbien begangen hatten. Auch die Einheit von Bosnien stand auf wackeligen Füßen. | |
② Das Land spielte eine wichtige Rolle bei den stets aufflammenden Volksbewegungen in Griechenland. Um das Klima zwischen den USA und der UdSSR im Kalten Krieg nicht zu verschärfen, blieb Jugoslawien bündnisfrei und konnte als neutraler Staat die griechischen Kommunisten unterstützen. Die USA konnte deshalb Moskau keine direkten Aktivitäten vorwerfen. Zudem war Jugoslawien eine wichtige Stütze der italienischen Kommunisten. | |
③ Der Staatsführer Josip Broz Tito zog es vor, mit Billigung Stalins, seinen eigenen Kurs zu fahren. Unter seiner Führung wurde mit harter Hand ein stabiles Jugoslawien errichtet. Trotz diktatorischen Kurs, gab sich das Land zur westlichen Welt offen (Reise, Handel, Kultur) und machte seinem Volk demokratische Zugeständnisse. |
Übrigens: Normalbürger der DDR durften deshalb nicht nach Jugoslawien reisen.
Der Zerfall:
1980 starb Josip Tito und löste ein Machtgerangel um seine Nachfolge aus. In dieser Schwäche- phase forderten einige Länder der Föderation ihre Autonomie. Statt darüber mit ihnen in einen Dialog zu treten, antworteten die serbischen Politiker mit Härte. Die Bevormundung dieser Länder wurde noch drastischer und wirtschaftliche Probleme wurden dort spürbar abgeladen. Die politische und wirtschaftliche Instabilität bestärke aber die Länder, ihre Autonomie noch stärker einzuklagen. Neben den Länderstreit, verstärkte sich die Wirtschaftskrise weiter und nahm inflationäre Ausmaße an.
1987 setzte der KP-Führer Slobodan Milosevic die autonomen Zugeständnisse für den Kosovo und der Vojvodina außer Kraft, die von Tito gegeben wurden. 1988 folgten daraufhin massive Unruhen im Kosovo, die mit Waffengewalt beantwortet wurden und zugleich als Warnung für die anderen Unionsstaaten galten.
Im Zuge der neuen Zeit, von Glasnost und Perestroika, forderten die Länder und Provinzen verstärkt ihre demokratische Autonomie. Sie ließen sich nicht länger von Milosevic einschüchtern. In Kroatien formierten sich 1990 Großdemonstrationen, die die Unabhängigkeit forderten. Kroatien, das wirtschaftsstärkste Land der Föderation, erklärte schließlich einseitig seine Autonomie.
Ein geplantes militärisches Eingreifen Serbiens fand im Länderparlament keine Mehrheit. Serbien erklärte aber die wirtschaftlich bedeutende kroatische Provinz Krajina zum serbischen Territorium. Mit der Touristenhochburg an der Adria sollte dem autonomen Kroatien die Basis der Selbst- ständigkeit genommen werden.
Unbeirrt ging Kroatien seinen Weg weiter, dem sich auch Slowenien anschloss. Serbien versuchte, eine militärische Eskalation herbeizuführen, die bis auf wenige Feuergefechte misslang. Kritisiert und gewarnt, vor einem Eingreifen der NATO, waren Serbien die Hände gebunden, zumal sich ihr großer Bruder Sowjetunion selbst in der Krise befand und in der Hauptstadt Belgrad die serbische Bevölkerung gegen die Eskalations-Politik von Milosevic demonstrierten.
1991 erklärten Kroatien und Slowenien ihre Unabhängigkeit. An der Grenze kam es wiederum zu Feuergefechten zwischen Serben und Kroaten. Im gleichen Jahr erklärte auch Makedonien seine Unabhängigkeit. Die USA boten den unabhängigen Staaten militärischen Schutz an. Mazedonien verzichtete darauf, da sie trotz Unabhängigkeitserklärung die freundschaftliche Beziehung zu Serbien aufrecht hielten.
1992 erklärte dann Bosnien-Herzegowina seine Unabhängigkeit von Jugoslawien. Im Vielvölker- land lebten drei Hauptvolksgruppen, Kroaten, Serben und Muslime. Jedes Volk beanspruchte die Regierungsgewalt für sich bzw. forderte den Anschluss an Serbien bzw. Kroatien. Schnell eskalierte die Situation und es kam zu Übergriffen, die in einen Bürgerkrieg mündeten. Die westliche Welt machte Serbien für die kriegerischen Auseinandersetzungen verantwortlich. Es kam hinzu, dass Serbien inzwischen das einzige sozialistische Land in Europa war und demzufolge von den Medien des Westens heftig kritisiert wurde. Ihre Unterstützung für die Bosnienserben wurde besonders zum Aufhänger, obwohl Kroatien ihre Bosnienkroaten genauso unterstützte.
Wegen der anhaltenden Kämpfe an der kroatischen Grenze wurde Serbien als Aggressor gesehen. Die westliche Welt nutzte die Stimmungslage aus und verhängte Sanktionen gegen Serbien (Rest- jugoslawien). Das befreundete Russland konnte aber wirtschaftliche UNO Sanktionen verhindern, aber nicht den Einsatz von UNO Schutztruppen. Sie sollten den ausgehandelten Waffenstillstand in Bosnien sichern, jedoch hielt er nur kurz an. Es verschärfte sich die Situation durch das brutale Vorgehen bosnischer Milizen und kroatischer Einheiten gegenüber der serbischen Zivilbevölkerung.
Die Bosnienserben wurden vertrieben, ihre Dörfer zerstört und Gräueltaten begangen. Mithilfe der serbischen Volksarmee schlugen ihrerseits die Bosnienserben zurück, ebenfalls rücksichtslos und barbarisch. Zwischendurch bekämpften sich auch Kroaten und Muslime, aber mit den serbischen Aktivitäten bildeten die bisher verfeindeten Gruppierungen wieder eine Einheitsfront und wurden von Kroatien unterstützt. In den westlichen Medien wurden die Gräueltaten einseitig betrachtet und nur die Serben dafür verantwortlich gemacht. Die ethnischen Übergriffe auf allen drei Seiten, gegenüber der Zivilbevölkerung, erinnerten stark an die schrecklichen Bluttaten der kroatischen Faschisten im 2. Weltkrieg.
1993 ging der Bürgerkrieg unvermindert weiter, auch die Übergriffe auf die Bevölkerung. Diplomatische Lösungen fruchten nicht und es kam zu Angriffen auf UNO Soldaten. Nachdem eine Dreiteilung Bosniens für die Konfliktparteien inakzeptabel war, entwickelte sich Bosnien zu einem Schlachtfeld.Aus ganz Europa ließen sich Söldner anwerben und kämpften sowohl auf serbischer als auch kroatischer Seite. Gemäß einer UNO-Resolution griffen daraufhin Kampfflugzeuge der USA direkt in die Kämpfe ein, da mithilfe der serbischen Volksarmee die Eroberung Bosnien bevorstand. Mit dem UNO-Mandat für die NATO wendete sich das Blatt, trotz vehementer Proteste Russlands.
1994 erzwangen US-Kampfflugzeuge, dass serbische Einheiten ihre Militärmaschinen nicht ein- setzen konnten. Mit der Einmischung von NATO-Flugzeugen werden UNO-Truppen zunehmend angegriffen. Auf diplomatischem Weg wird Belgrad zur militärischen Zurückhaltung aufgefordert. Auf Druck der USA stellen bosnische Muslime und Kroaten ihre Feindseligkeiten ein. Ziel war es, die Bosnienserben zu isolieren, was letztendlich darauf zielte, Restjugoslawien zu schwächen. Die serbische Provinz Krajina, an der Adria, greift als autonomes Gebiet in den Krieg ein. UN-Soldaten und Personal werden nicht nur angegriffen, sondern werden oftmals als menschliche Schutzschilde benutzt. Die NATO fordert ein direktes Eingreifen mit Bodentruppen in die Kampfhandlungen.
1995 nahm der Krieg an Heftigkeit weiter zu und auch die gegenseitigen Gräueltaten. Vor allem das Massaker in Srebrenica durch serbische Einheiten sorgt für weltweites Entsetzen. Fast 7.000 Männer werden getötet und bringen Serbien als Nation auf die Anklagebank. Angesichts der Gräueltaten war die Schutzmacht Russland gezwungen, Restjugoslawien zum Einlenken zu über- reden. Mithilfe der NATO wird die Provinz Krajina zur Kapitulation gezwungen und zurück an Kroatien angegliedert. Isoliert geben die Bosnienserben die Belagerung Sarajevos auf. Bei den Friedensgesprächen werden Schutzzonen für Kroaten, Serben und Muslime festgelegt und von UNO-Truppen überwacht. Am 31.11. 1995 endete der Bosnienkrieg offiziell, auch wenn es weiterhin zu vereinzelten Übergriffen kam. Circa 250.000 Todesopfer waren zu beklagen, wovon etwa 40 % Zivilisten waren. Besonders hoch war die Zahl an muslimischen zivilen Opfern (70.000).
Etwa 30.000 serbische und 10.000 kroatische Zivilisten wurden getötet.
Über 2 Millionen Menschen flohen aus Bosnien und die internationalen Opfer betrugen aufseiten der UNO bzw. NATO etwa 100 Soldaten. Über die Zahl der freiwilligen Söldner aus europäischen Staaten gibt es keine verlässlichen Angaben.
Der Bosnienkrieg isolierte in der Folge Restjugoslawien, eine Föderation, die nur noch aus Serbien und Montenegro bestand. Mazedonien als autonomer Staat blieb aber Belgrad als Bündnispartner verpflichtet und international bestand weiterhin die Freundschaft zu Russland. Da Russland aber wirtschaftlich und politisch eigene Probleme hatte, konnten sie Jugoslawien lediglich sporadisch unterstützen. Das wirtschaftlich angeschlagene Milosevic Regime geriet deshalb innenpolitisch unter Druck, wodurch die Opposition im Lande stärker wurde. Zudem strebte nun auch Montenegro seine Autonomie an.
Wegen der Missstände in Albanien wandern zahlreiche Einwohner aus, auch in die serbische Provinz Kosovo, in der mehrheitlich eine albanischstämmige Bevölkerung lebte. Bedingt durch die Zuwanderung verlangte der Kosovo seine Eigenständigkeit zurück, die sie unter Josip Tito besaßen. 1998 formierte sich die UCK und versuchte mit Terroraktionen die Unabhängigkeit zu erzwingen. Milosevic antwortet mit der serbischen Volksarmee. Neben der Jagd und den Kämpfen mit UCK Rebellen, ging das Militär dazu über, die albanische Bevölkerung zu vertreiben. In dem Konflikt versuchte Mazedonien neutral zu sein und erlaubte weder der NATO als Aufmarschgebiet zu fungieren, noch albanische Flüchtlinge aufzunehmen.
Erneut gab es grausame Übergriffe auf beiden Seiten, worunter erneut die Bevölkerung zu leiden hatte. International forderte die UNO Belgrad auf, ein autonomes Kosovo im jugoslawischen Bund anzuerkennen. Inzwischen sah die Realität anders aus. Die UCK wollte einen Anschluss des Kosovos an Albanien und Belgrad wollte das Gebiet zu einer rein serbischen Provinz umgestalten. Auf eine militärische Drohung der NATO gegenüber Serbiens reagierte Russland seinerseits mit militärischen Konsequenzen. Ungeachtet dessen flogen NATO Flugzeuge Angriffe gegen serbische Truppen im Kosovo. Der Erfolg war im gebirgigen Gelände gering und traf zu oft versehentlich die Zivilbevölkerung. Währenddessen liefen russische Kriegsschiffe nach Jugoslawien aus, waren aber mehr als Warnung gegenüber der NATO gedacht. Die russische Armee war in jener Zeit nicht in der Lage, einen Krieg führen zu können. Moskau verhinderte aber den Einsatz von Bodentruppen der NATO. Ein solcher Einsatz war auch nicht ernsthaft geplant, da die eventuellen Verluste in dem unübersichtlichen Gelände unkalkulierbar gewesen wären. Stattdessen flog die NATO direkt Ziele in Serbien an und verfehlte dort oftmals militärische Ziele. Neben mehreren zivilen Gebäuden traf eine Rakete irrtümlich die bulgarische Botschaft (oder doch warnende Absicht? Da Russland über Bulgarien militärisch Serbien helfen könnte).
1999 einigten sich die NATO und Serbien auf einen Kompromiss. Die Friedenstruppen KFOR sollte das gleichberechtigte Zusammenleben von Serben und Albanern regeln. Der Kosovo blieb serbische Provinz mit autonomen Sonderrechten. In einer Nacht- und Nebelaktion landeten russische Truppen in der Hauptstadt Pristina und stellten klar, dass sie den größten Teil der KFOR stellen wollten, entgegen den Vorstellungen der USA. Der NATO Oberbefehlshaber gab daraufhin die Order, die russischen Truppen zu stoppen. Vor Ort weigerte sich aber der britische Truppenkommandant Mike Jackson, den Befehl zu befolgen, da er nicht einen dritten Weltkrieg auslösen wollte. Die USA akzeptierten notgedrungen die russische Präsenz, die von Serbien begrüßt wurde und letztendlich den Kosovo Konflikt beendete. Etwa 10.000 Albaner und 2.500 Serben starben, darunter waren circa 200 Personen, die irrtümlich durch NATO Einsätze getötet wurden. Im Konflikt starben 500 serbische, 300 albanische und 60 NATO Soldaten.
Im Jahr 2000 hatte die Bevölkerung genug vom Milosevic Regime und Montenegro erklärte seine Unabhängigkeit. Eine tiefe Wirtschaftskrise bewirkten Demonstrationen und gewaltsame Übergriffe auf Oppositionelle, brachten das Fass zum Überlaufen. Milosevic liefen seine Anhänger davon, worauf er freie Wahlen zuließ und seinen Rücktritt erklärt. Er versuchte unterzutauchen, wurde aber 2001 verhaftet und hatte sich in Den Haag vor dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal zu verantworten. 2006 wurde Milosevic in seiner Zelle Tod aufgefunden (Suizid oder Herzinfarkt?). Der letzte sozialistische Staat in Europa verschwand und Serbien trennte sich 2006 von der Bezeichnung Jugoslawien, da es keinen Vielvölkerstaat mehr gab.
Begriff: Jugoslawien = Süd-Slawien; meint als Föderation (Union), die Gemeinschaft südlicher slawischer Völker (Balkan-Union).
Blick nach China
Nachdem der Despot Mao Zedong 1976 starb, fand in China eine umwälzende Erneuerung statt. Unter Deng Xiaoping wurde das Land aus der bisherigen Isolation geführt, er realisierte mehrere demokratische Reformen und führte das Land in eine sozialistische Marktwirtschaft. Merkmal dieser Erneuerung war ein schrittweises Vorgehen, bei dem jede Phase auf Auswirkungen überprüft wurde und einige Reformen wieder verworfen wurden, wenn diese in irgendeiner Form eine Gefahr waren (gesellschaftlich, politisch). Den Studenten dauerte aber die schrittweise Demokratisierung zu lange und ihnen waren beschlossene Reformen nicht umfassend genug.
Im April 1989 starb Hu Yaobang, der 1987 als Ministerpräsident zurücktreten musste, da unter seiner Führung die Demokratisierung Gefahr lief, einen unkontrollierten Verlauf zu nehmen und die Führungsrolle der KP gefährdete. Die Trauerfeierlichkeiten um Yaobang mündeten durch die Studenten in eine Protestkundgebung, die eine Rückkehr zum Demokratisierungskurs forderten. Auf den Platz des Himmlischen Friedens (Tian’anmen) versammelten sich im April die Studenten, denen sich zunehmend immer mehr Menschen anschlossen. Im Juni räumte die Volksarmee nach mehrmaligen Warnungen den Platz. Auf dem Pekinger Platz gab es zwar keine Todesopfer, aber in den Straßen von Peking und bei Protesten in anderen Städten starben durch das Militär etwa 2.600 Menschen, darunter auch Soldaten (Verweigerer). Trotz massiver internationaler Proteste wegen des Vorgehens gegen die Opposition, konnte die chinesische Regierung jedoch ihr Gesicht wahren und rechtfertigte sich für ihr Handeln gegenüber randalierenden Jugendlichen. Es hieß, sie wollten eine anarchistische Eskalation verhindern. Die chinesische Regierung setzte seinen kontrollierten Kurs der Demokratisierung durch und den Aufbau einer sozialistischen Marktwirtschaft. China stieg zu einer Wirtschaftsmacht empor und mit dem kontrolliert steigenden Wohlstand war die Mehrheit der Chinesen ebenso zufrieden.