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2024-07-06 Tim & Sandra Korth - Patchworkfamilien
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E N T W U R F   F Ü R   D A S   T R A N S K R I P T
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Vortrag beim Netzwerk Getrennterziehend vom 6.7.2024:


"Patchworkfamilien:  Das Familienmodell von morgen ?"

Mit Timm Korth  und  Sandra Korth

Dies ist das Transkript der Videoaufzeichnung des Netzwerk Getrennterziehend (NwGz) vom 6.7.2024.

Transkript-Variante:  Mit Sprechernamen und mit Zeitstempel.

Zu dem ursprünglichen Video zu dem dieses Transkript gehört, gelangen Sie mit folgendem Link:

https://netzwerk-getrennterziehend.de/Videos-NwGz/#2024_07_06


Dort finden Sie auch weitere Informationen zu dieser Videoaufzeichnung.


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[Guido R. Lieder] (0:15 - 6:54)

Herzlich willkommen an unsere Gäste heute, Sandra und Tim Korth, Spezialisten für Patchworkfragen, für Patchworkfamilienfragen genauer gesagt. Ich freue mich sehr, dass ihr euch heute Zeit nehmen konntet, euch Zeit genommen habt, zu uns zu kommen und uns ein kleines Intro zu geben oder einen Vortrag zu geben, wie ihr das Thema Patchworkfamilien seht, wie ihr das Thema Patchworkfamilien aufgreift und wie ihr vielleicht Menschen, die zu Patchworkfamilien hinkommen wollen oder sich die Fragen stellen, ob Patchworkfamilie, wie Patchworkfamilie, wo Patchworkfamilie und so weiter, wie ihr denn den Menschen helfen könnt, welche Erfahrungen ihr habt, welchen Input ihr geben könnt.


Und ich glaube, es ist eine sehr, sehr wichtige Frage, weil das Netzwerk Getrennterziehend, wo wir heute ja hier sind, beschäftigt sich ja mit vielen oder mit eigentlich fast allen Themen rund um Getrennterziehung. Das heißt also, wenn Menschen sich trennen aus der ersten Beziehung mit Kindern oftmals, dann hat die Frage für uns auch schon beim Netzwerk Getrennterziehend, soll man sich überhaupt trennen? Versucht man vielleicht auch mal, Trennung zu vermeiden?


Weil, ist halt die Frage, ist das denn getrennt dann unbedingt besser oder in einer anderen Beziehung unbedingt besser? Und immer die Frage, vielleicht doch kann es sein, es sich lohnt, die Beziehung weiterzuführen, wenn die Grundbedingungen und so weiter gut erfüllt sind, wo man gut zueinander passt, kann es sehr oft gut passen, dass man das weiterführt. Ja, und dann die weiteren Sachen, Kooperation in Trennung, Konfrontation in Trennung, alles, was dazugehört.


Und dann natürlich hin zu vielleicht, wenn man irgendwann erkennt, Konfrontation bringt es nicht, Kooperation ist besser, vielleicht auch ein Bedürfnis nach Harmonie hat, dann vielleicht merkt, ja, mit 20, 30 ist man vielleicht relativ naiv in der Beziehung hineingestolpert, vielleicht relativ naiv geheiratet, Kinder bekommen und Partnerschaft passt doch nicht so ganz. Und dann hat man mit 40, 50 vielleicht so viel Erfahrung gesammelt und sagt sich, wenn man auf das und das achtet in der neuen Partnerschaft, könnte das ja besser klappen. Und dann kriegen viele das Bedürfnis, es dann doch zu probieren und oftmals sind ja dann die Voraussetzungen viel, viel besser und man kann wirklich dann mal ein harmonisches Familienleben in einer Patchwork-Familie leben.


Es gibt natürlich sogar auch solche Familienkonstellationen, wo meinetwegen ein Elternteil aus der ersten Beziehung nach einer Trennung sogar den Kontakt zu den Kindern mehr oder weniger verloren hat. Und dann ist es auch oftmals so, dass dann wirklich eine Lücke im Leben ist, die vielleicht durch eine Patchwork-Familie hervorragend gefüllt werden kann. Einfach für das eigene, für die eigene Gesundheit, für das eigene Erleben, weil vielleicht auch nur ein Zeitabschnitt mit den eigenen Kindern nicht zusammen erlebt worden ist und man das einfach irgendwie für sich selber nochmal nachholen möchte und vielleicht auch ganz, ganz viel hervorragenden und wichtigen Input in die Patchwork-Familie reingeben kann und für diese Kinder vielleicht auch reingeben kann. Und wenn das dann auch mit allen in der Patchwork-Familie hervorragend oder harmonisch klappt, ist das ja sehr, sehr wertvoll.


Also es sollen auf jeden Fall Ergänzungen stattfinden, bei weitem kein Gegeneinander. Wenn da ein Gegeneinander ist, hat man aus der ersten Trennung meistens irgendwas noch nie richtig aufgearbeitet. Dann kann man nur sagen, vielleicht mal ein bisschen Therapie oder sonst irgendwas.


Aber wenn das alles gegeben ist und die Voraussetzungen gut sind, kann eine Patchwork-Familie extrem wertvoll sein. Ich schalte nochmal gerade mein Bildschirm frei, um den Zuhörern nochmal eben eine kleine Einordnung zu geben, wie wir das so sehen und was wir so machen. Und dann können gleich Sandra und Tim direkt loslegen.


Aber das kleine Intro, das gebe ich gerade noch rein. So, ist es? Ja, jetzt müsstet ihr es sehen.


Hier unser Auftritt des Netzwerks Getrennt Erziehend, wie immer. Wichtigste Themen besonders. Hier oben unsere Fachtage.


Übrigens ist hier Patchwork-Familie als besonders wichtiges Thema auch aufgelistet. Und dann immer wieder unsere aktuellen Veranstaltungen. Hier unsere heutige Veranstaltung und so weiter.


Hinweis auf EKE und hier unten noch weitere Sachen. Und wenn wir dann hier auf Fachtage... Ne, ich gehe nicht auf Fachtage heute, sondern ich gehe hier auf Themenvielfalt und Fokus.


Wo wir also beschreiben, wie wir im Netzwerk Getrennt Erziehend aufgestellt sind und womit wir uns beschäftigen. Das ist also allgemein ein bisschen Einführung. Und dann kommen wir zu einer wichtigen Grafik.


Die Phasen zwischen menschlicher Beziehung von getrennt lebenden und getrennt erziehenden Familien, wo wir sagen, ja, da gibt es Streit, Konflikt, dann gibt es vielleicht Konfrontation, vielleicht sogar Familiengericht. Dann kann man vielleicht selber mit Selbstreflexion oder mit Hilfe von Dritten Ursachen und Probleme klären, bereinigen, kommt dann vielleicht zu einer konstruktiven Kooperation oder hoffentlich kommt man dahin, ob jetzt als Co-Elternschaft oder Parallelelternschaft. Und dann geht es Richtung Persönlichkeitswachstum mit Kursen, was auch immer vielleicht.


Und man kommt vielleicht tatsächlich wieder zu einer neuen Familie, zu einer Patchwork-Familie. Das soweit hierzu. Wir haben auch noch eine kleine Erklärung zu diesen Phasen hier drunter.


Und darunter gibt es dann noch ein kleines Glossar von uns. Und so können wir das einordnen nochmal für alle, die daran interessiert sind, das auch noch ein bisschen nachzulesen, wie wir die verschiedenen Phasen sehen. Und jetzt kommen wir quasi, man könnte schon fast sagen zur Königsdisziplin.


Was kommt denn da ganz zum Schluss bzw. wenn man alles in einer Trennung gut verarbeitet hat und wirklich bereit ist zu einer neuen Familie. Man muss dazu sagen, wenn jemand die erste Trennung nicht verarbeitet hat und ist immer noch im Konfliktmodus und will vielleicht nur als Ersatz in eine Patchwork-Familie, dann ist die Aufarbeitung nicht hinreichend und man kommt fast immer in problematische Dinge rein.


Es muss aufgearbeitet werden. Und dann ist es Königsdisziplin. Die Harmonie, die ich vorhin eingeblendet habe, muss lebbar sein.


Die muss man auch selber alle beteiligen, müssen die leben können, müssen die als Ziel haben. Das soweit von mir als kleine Einordnung vom Netzwerk getrennt erziehend. Ich freue mich jetzt riesig auf euren Input, liebe Sandra, lieber Tim.


Und ich gehe jetzt hier jetzt raus. Ich bin die ganze Zeit erreichbar. Im Hintergrund, wenn irgendwas ist, einfach rufen usw.


oder sagen, weil ich höre auch zu. Und dann habt ihr den Bildschirm ganz für euch alleine und könnt die Bildschirmfreigabe bei euch jederzeit einblenden. Soweit wir sehen alles.


Und wie gesagt, ich habe auch immer ein Auge drauf. Ihr könnt ganz sicher sein, wenn es ein Problemchen gibt, komme ich direkt rein. Herzlichen Dank an euch und die Bühne ist euch.


Bis bald. Bis nachher. Ciao.


[Timm Korth] (6:56 - 7:48)

Vielen Dank, lieber Guido, für die Anmoderation. Und herzlich willkommen allen, die sich für das Familienmodell Patchwork-Familie interessieren. Und wir möchten heute der spannenden Frage nachgehen.


Deswegen blende ich gleich mal den Bildschirm ein. Kleinen Moment, ich muss mal einmal meine Grafik finden. Wo ist sie denn geblieben?


Da ist sie. Du bist jetzt noch zu hören, Guido, glaube ich. Ich mache jetzt das Mikrofon aus.


Kein Problem. Patchwork-Familien, das Familienmodell von morgen. Und bevor wir starten, geben wir euch kurz einen Einblick, was wir heute mit euch vorhaben.


Und das ist unsere Agenda. Erstmal erzählen wir, wer wir sind.


[Sandra Korth] (7:48 - 8:33)

Wir gehen darauf ein, was sind überhaupt die Konstellationen von Stief- oder Patchwork-Familien. Es gibt ein bisschen Statistik. Dann die klassischen Rollenbilder.


Und natürlich, damit es harmonisch in einer Patchwork-Familie enden kann, zeigen wir auch die Stolperfallen. Und was es eben braucht, damit wir dieses Ziel der Harmonie und der Freude und der Leichtigkeit erreichen. Dann unser Vorzieht, ob das jetzt das Modell der Zukunft ist.


Und die Fragen, die dann noch da sind, die wir gerne beantworten.


[Timm Korth] (8:34 - 8:36)

Aber erstmal sagen wir natürlich, wer wir beiden sind.


[Sandra Korth] (8:36 - 8:37)

Ja, genau.


[Timm Korth] (8:37 - 9:03)

Wir sind Sandra und Tim Korr. Wir sind ein schweizdeutsches Patch-Love-Family-Paar, so wie wir das nennen. Weil wir finden nämlich, dass der Begriff Patchwork-Familie etwas mit Arbeit zu tun hat.


Und wir glauben, dass es viel schöner klingt, wenn man es als Patch-Love-Family sieht. Ich bin in einer Patchwork-Familie aufgewachsen. Als meine Eltern sich getrennt haben, habe ich die Erfahrung als Kind schon erlebt und mitgebracht.


[Sandra Korth] (9:04 - 10:06)

Ich bin in einer ganz stinknormalen, herkömmlichen Familie groß geworden. Also ein gesundes Familienumfeld, was ich kenne. Selber aber auch in eine Trennung reingekommen und habe wieder geheiratet.


Wir haben gemeinsam vier Kinder, die wir mitbegleiten. Wir sind auch die Gründer des Patchwork-Familien-Summits, was im Januar stattgefunden hatte. Wir arbeiten mit einem langjährigen führenden Elternberater zusammen, was uns tiefen Einblick in die Kindererziehung schenkt.


Was ein sehr relevanter Teil der Patchwork-Familie ist. Wir beraten auch Patchworker und sind auch Kino-Speaker.


[Timm Korth] (10:07 - 11:26)

Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, aufgrund meines Erlebens unter anderem und natürlich auch, weil das Kernstück einer Patchwork-Familie sind ja die Kinder. Und haben natürlich auch für uns entschieden, was wir und warum wir das tun. A.


Darüber aufzuklären und Menschen zu helfen, für sich ein Bild zu haben. Weil es unsere Mission ist, dass Kinder, die aus einer Trennungsfamilie rauskommen, in dem neuen Familienmodell der Patchwork-Familie so sehr Heimat finden, als hätte es die Trennung nicht gegeben. Also wir stellen uns dieses Bild einer riesengroßen Sippschaft vor, fast schon wie so eine große italienische Familie, in dem alle willkommen sind.


Der Ex, die Ex, sowie auch natürlich die neuen Familienmitglieder. Das ist so unser Lieblingsbild, das den ein oder anderen auch herausfordert und vielleicht nicht immer lebbar ist. Doch das für die Kinder ist einfach so sehr das Herkunftsfamilienbild ergänzt, ersetzt oder was auch immer, sodass sie da Heimat finden.


Und unser Credo ist, dass wir alle Menschen von der Patchwork zur Patchlove-Familie begleiten, in der weniger Arbeit und mehr Liebe besteht.


[Sandra Korth] (11:27 - 11:33)

Genau, weil die Liebe ist so das Bindeglied zwischen allen.


[Timm Korth] (11:37 - 14:11)

Und bevor wir tiefer einsteigen, wollen wir erstmal die Begrifflichkeit nochmal erklären. Denn viele wissen gar nicht, dass es zumindest in der Begrifflichkeitsklärung da, wenn man mal ganz genau hinkommt, Unterschiede gibt. Unser Bundesministerium der Familie macht da auch Unterschiede.


Es sagt nämlich, wenn Paare sich trennen oder jemand verstirbt oder wie auch immer es dazu kommt, dass ein Elternteil verloren geht, dann ist man klassisch erstmal, wenn man einen neuen Partner oder Partnerin findet, in einer Stieffamiliensituation. Wie muss ich mir das vorstellen? Also ich, Papa, trenne mich von Frau und habe Kind.


Dann finde ich eine neue Partnerin und dann bin ich erstmal klassisch eine Stieffamilie, weil ich ein Kind mitbringe und die Person gegebenenfalls nicht. Und ist dann automatisch so etwas wie eine Stiefmutter. Geht natürlich auch umgekehrt.


Geht auch geschlechterspezifisch anders. Und dann gibt es natürlich weitere zusammengesetzte Stieffamilien, so wird das klassisch beschrieben, in denen dann eben zwei Kinder dazukommen, wo der biologische Vater eins, die biologische Mutter zwei aus ursprünglichen Familien Kinder mitbringen und die dann zusammenkommen. Das ist auch so klassisch unsere Konstellation, die wir haben.


Und die dritte Situation ist die, in der das Paar, was dann schon Kinder mitbringt, noch ein weiteres Kind zusammenbekommt. Der Volksmund spricht aber allgemein davon, weil es gar nicht so klassisch getrennt wird, dass die Patchwork-Familie eben von dem Wort Patchwork-Flickteppich kommt, in dem aus verschiedenen Teilen ein Stück entsteht, ein neues. Und das ist eben die Familie und so behandeln wir das hier auch, in dem mindestens ein Elternteil ein Kind aus einer vorherigen Beziehung mitbringt.


Und das ist auch aus unserer Erfahrung der Sprachgebraucher, die Vorstellung von den meisten Menschen, wenn man von Patchwork-Familien redet, dass eben vorher eine Trennung oder Tod oder irgendetwas in der Art stattgefunden hat, sodass es eine neue Familienkonstellation gibt. Jetzt kommen wir ein bisschen zu Drögen-Themen.


[Sandra Korth] (14:12 - 15:25)

Wobei es tatsächlich so ist, dass es nicht wirklich aktuelle Studien gibt. Die sind sehr alt und die Ermessung offensichtlich auch eher schwierig ist, weil heutzutage auch viele gar nicht mehr heiraten und trotzdem Kinder haben. Also da hinkt so ein bisschen das Bundesamt oder das Bundesministerium für Familie hinterher, sage ich jetzt mal so.


1999 gab es in etwa laut diesem Bundesministerium 900'000 Patchwork- oder Stieffamilien. Und 2005 hat man gezählt 13,6% Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren. 2013 waren es dann 7-13% aller Familien.


[Timm Korth] (15:28 - 17:17)

Bezogen natürlich jetzt nur auf Deutschland. Schweiz haben wir uns jetzt nicht so explizit angeguckt. Und wenn man diese Mischgrößen mal zusammennimmt und die Zahlen vom Bundesministerium der Familie sich anguckt, dann existieren in Deutschland 12,4 Millionen Familien 2023.


Und nimmt man mal an, dass eben 7-13% von damals ungefähr Patchworker oder Stieffamilien sind, dann ergibt das, dass es ungefähr fast eine Million oder mehr sind. Wenn man jetzt die 13,6% von den Haushalten nimmt, wären es noch deutlich mehr. Also schon eine ganz große Zahl, in denen vor allen Dingen eben Kinder in neuen Konstellationen groß werden.


Und wir haben uns dann noch zusätzlich angeschaut, wie ist denn so die Entwicklung der Eheschließungen. Weil das ja vielleicht auch noch eine Tendenz gibt. Eheschließungen gehen seit Jahren mit Ausnahme irgendwie ganz kurz im Jahr 2019 oder 2018 zurück.


Also sind rückläufig. Umgekehrt dazu ist es so, dass Eheschließungen auch zurückgehen, was ja nachvollziehbar ist, wenn weniger Scheidungen, wenn weniger Eheschließungen da sind, dann kann es natürlich auch weniger Scheidungen geben. Aber was interessant ist, und das ist eben auch unsere These, weswegen wir glauben, dass das Patchwork-Familienmodell eines der Zukunft ist, wir werden immer älter und Menschen sterben.


Und dann kann es sein, dass sie neue Partner finden, weil sie dann wieder in eine Beziehung gehen. Und das ist ja auch Stief oder Patchwork.


[Sandra Korth] (17:19 - 17:36)

Also die Ehelösungen steigen, während die Eheschließungen sinken. Trotzdem gibt es ja viele Paare, die gar nicht heiraten und Kinder kriegen und sich trennen. Das ist einfach eine Masse, die nicht so gut erfasst werden kann.


[Timm Korth] (17:38 - 19:07)

Und ja, weitere wichtige Aspekte haben wir ja eben schon genannt, ist die steigende Lebensdauer, die wir alle haben. Und wir kennen das aus unserer eigenen Situation. Wie gesagt, mein Vater hat dann ja nach seiner Trennung eine neue Frau gefunden.


Dadurch wurden wir zur Patchwork-Familie. Sandras Papa mit fast 80 hat auch eine neue Partnerin. Das heißt, Sandra hat jetzt auch so etwas wie eine Stiefmutter.


Als wir Sandras Tante in England besucht haben, haben wir da eine Patchwork-Familien-Konstellation gefunden, bei der man erstmal durchsteigen muss, wer jetzt mit wem. Und der Vater lebt schon gar nicht mehr und die Mutter auch nicht, aber der Stiefsohn ist auch noch da. Also wir sehen zumindest in unserem Umfeld alleine schon, dass da wahnsinnig viele Konstellationen aufeinandertreffen, die eben nicht mehr klassische Herkunftsfamilien sind.


Und wenn man dann noch ein bisschen größer schaut, nicht nur auf Deutschland, dann nehmen in unseren Ländern drumherum die Ehelösung und Trennung noch weiter zu. Das heißt, die Modelle werden auch durch die Internationalität einfach viel größer. Und wir erleben ja in Deutschland auch, dass alternative Familienkonzepte gleichgeschlechtlich immer mehr Akzeptanz finden.


So natürlich dann auch das Patchwork-Familienmodell.


[Sandra Korth] (19:09 - 20:04)

Ja, und was wir auch fördern in unserer Kultur, ist ja verschiedene Bezugspersonen. Die Kinder gehen schon sehr früh in die Kita, weil wir denken, das fördert die soziale und die emotionale Entwicklung. Und das ist natürlich ein Supporter der Patchwork-Familie, weil das natürlich dann durch zwei Familien einfacher zustande kommt.


Und die wirtschaftlichen Aspekte, das Leben wird immer teurer. Man hört auch ganz viel, die Alleinerziehenden sind die, die in die Armut reinrutschen und quasi auch ein Sorgekind sind, was finanziell anbelangt. Also macht es Sinn, sich auch diesbezüglich wieder zu verbinden und die materiellen finanziellen Ressourcen zu teilen.


[Timm Korth] (20:08 - 20:27)

Das so zum Statistik-Hintergrund. Jetzt kommen wir mal zu den klassischen Bildern. Und die meisten haben wahrscheinlich das schönste Bild im Kopf, die böse Stiefmutter.


Allein die Begrifflichkeit ist ja schon so eine besetzte Begrifflichkeit.


[Sandra Korth] (20:27 - 20:34)

Die Brüder Grimm haben hier ganz viel dazu beigetragen, dass das so gekommen ist.


[Timm Korth] (20:34 - 21:41)

Genau, mit dem möchten wir natürlich ein bisschen aufräumen und auch darstellen, was denn die Vorteile davon sind. Weil ich zum Beispiel habe durch meine Stiefmutter ein sehr schönes Bild bekommen, weil ich jemanden hatte, mit dem ich überall meine Themen und das hat Guido im Vorfeld schon angesprochen, auch die ich als Kind hatte, mit der Trennungssituation meiner Eltern viel sprechen konnte. Und das sind dann auch die Schätze da drin.


Aber erst noch mal zu den klassischen Bildern. Wir sind jetzt nicht sehr in die Tiefe gegangen und beleuchten eben eher ein bisschen oberflächlicher, für alle, die noch nicht verstehen, was da alles hinter steckt. Ist klar, die Mama, die hat die emotionale Bindung zum Kind von der Geburt an und ist meist auch klassisch der hauptverantwortliche erziehende Mensch.


Das ist zu größten Teilen oftmals noch so. Und das ändert sich jetzt primär. Auch das ist natürlich ein Part, was bei der Patchwork-Familie nicht unerheblich ist.


Und ist ja häufig auch die primäre Bezugsperson für die Kinder. Die Stiefmutter?


[Sandra Korth] (21:41 - 22:30)

Ja, die kommt ein bisschen später ins Leben und muss natürlich erst mal Vertrauen und Akzeptanz erarbeiten. Was herausfordernd sein kann. Und das Rollenbild der Stiefmutter darf wie gefunden werden, weil du bist nicht unbedingt der Erziehungsberechtigte, aber trotzdem eine Autoritätsperson.


Und vielleicht ist es auch ganz gut, wenn du die Freundschaft mehr in den Vordergrund stellst. Die Stiefmutter ist die herausforderndste Figur in der Patchwork-Familie. Würde ich jetzt einfach mal von mir aus, ohne es genau zu wissen, weitergeben.


[Timm Korth] (22:31 - 23:46)

Um eine Anekdote zu bringen. Der Klassiker ist natürlich, wenn es im Haushalt eine Situation gibt, die Spülmaschine muss ausgeräumt werden. Und das Kind sagt dann zur Stiefmutter, die ihm vorher gesagt hat oder ihr, mach das doch bitte, du hast mir gar nichts zu sagen.


Du bist nicht meine Mutter. Das ist so eine klassische Situation, die sich eben in Patchwork-Familien oder eben Stieffamilien ergibt. Und es kann natürlich auch umgekehrt sein.


Das sind die Herausforderungen, beziehungsweise das Bild der Stiefmutter und der Mutter. Dann haben wir den Vater und Stiefvater. Der ist natürlich auch von Beginn an in der Regel im Leben der Kinder.


Und oftmals hat er traditionell noch den Part der Ernährer, was sich aber auch immer mehr wechselt. Das kriegen wir zumindest auch mit, dass die Konstellationen sich da verändern. Und häufig haben die Väter nicht so eine starke emotionale Bindung zu den Kindern oder drücken, können nicht so gut mit denen sprechen, sind aber trotzdem tief mit denen verbunden.


Und das ist so das Vaterbild, was wir mitbringen. Dann gibt es den Stiefpapa.


[Sandra Korth] (23:47 - 24:56)

Ja, ich glaube, der Stiefpapa ist natürlich nicht viel anders als bei der Stiefmutter. Hier ist es eher so, dass die Kinder Skepsis zeigen. Ist das jetzt der Richtige?


Ist das jetzt der, der zur Mama passt? Möchte ich den haben? Und die ähnlichen Schwierigkeiten gibt es natürlich auch, dass das Kind sagt, du hast mir nichts zu sagen.


Und diese Balance zwischen Freund und Autoritätsperson, die darf auch gefunden werden. Aber weil die Mutter eben die primäre Erziehungsperson ist, ist der Stiefvater oft weniger eingebunden in Erziehungsthemen. Während die Stiefmutter, die ja auch eine Mutter sein könnte, aber auch wenn sie nicht eine Mutter ist, hat sie dieses Innere, Weibliche, Mütterliche in sich und fühlt auch diesen Erziehungsdrang eher mal.


Also ich würde da die Unterscheidung so nochmal verdeutlichen.


[Timm Korth] (24:59 - 25:44)

Und dann gibt es natürlich noch die, um die es ja eigentlich die ganze Zeit geht, nämlich die Kinder. Kinder haben logischerweise, weil sie ja beide Eltern je nach Alter, wenn die Eltern sich trennen, gut kennen. Und wenn die Eltern zusammen mit den Kindern gelebt haben, haben sie eine starke Bindung und Vertrauen dazu.


Und erwarten natürlich von den Eltern bedingungslose Liebe und Unterstützung. Wenn die sich denn trennen, dann kann das auch erstmal die Familie stark beeinflussen, wenn Konflikte nicht aufgearbeitet sind. Und das ist auch etwas, was das Kind dann in die neue Beziehung mit einbringen kann.


Und wenn es denn zum Beispiel zum Stiefkind wird?


[Sandra Korth] (25:46 - 26:54)

Ja, Stiefkinder, die dürfen oft die neue Familienstruktur kennenlernen, sich einfügen. Ist auch dann so, dass Misstrauen da ist. Oder eben auch Eifersucht.


Eifersucht ist ein Thema, das ist ein ziemlich grosses Thema. Das kann nicht nur gegenüber den Kindern, die auch da sind, sich zeigen. Sondern eben auch gegen den neuen Partner.


Also wenn Mama einen neuen Partner nach Hause bringt, kann die Eifersucht da sein vom Sohn oder auch von der Tochter, dass sie jetzt niederrangiger wird. Und da darf sich sowie auch das Familiengefüge finden. Und das benötigt Zeit.


Und es ist total oft eine Dynamik dahinter, die aufgefangen, aufgehalten werden darf. Also Zeit und Geduld ist ein super, super guter Wert der Begleitung in Patchworkfamilien.


[Timm Korth] (26:54 - 28:57)

Wir haben jetzt bewusst erstmal für die Patchworkfamilie diese drei Rollenbilder gewählt, weil sie das Kernstück einer Patchworkfamilie bilden, wenn die sich neu gründet. Natürlich gehören dazu auch die Ex-Elternteile oder die Großeltern oder die Tanten und die Onkel. Doch wenn wir da jetzt einsteigen, wird das sehr komplex.


Und deswegen bleiben wir erstmal in diesem Bild und lösen daher auch auf, welche Stolperfallen sich denn für das neue Patchworkfamilienpaar ergeben können, wenn sie sich gerade frisch verliebt haben und sich auf dem Weg befinden, eine neue Familie zu gründen. Und eines, wovon wir selber berichten wollen, ist, dass wenn man denn frisch verliebt ist, der Drang, die neuen Kinder mit in diese Situation zu bringen, sehr hoch ist, häufig. Und dass Eltern oder eben dann das neue Paar durchaus vielleicht vergisst, dass die Kinder noch gar nicht so weit sind oder eben erstmal noch gar keinen Bock drauf haben, neuen Partner kennenzulernen.


Und man dann als Eltern auch für die Kinder vielleicht peinlich ist, weil die haben ja vorher die Eltern so erlebt, dass die sich nur viel gestritten haben. Deswegen kam es ja unter anderem vielleicht zur Trennung. Und plötzlich ist Papa wieder verliebt.


Dann knutscht er mit der neuen da rum. Das Kind ist vielleicht noch in der Pubertät und findet das alles ganz peinlich und unangenehm. Und das ist so eine klassische Situation, in die Patchworker gerne mal reinlaufen in ihre rosa-roten Brillenphase, weil sie dann glauben, ach ja, die müssen das doch auch so toll finden wie wir.


Nee, da darf man dann durchaus eben Geduld haben, dass die Kinder vielleicht eben noch in einem ganz anderen Prozess stecken.


[Sandra Korth] (28:59 - 32:17)

Ja, der Stolperfang für die Paare ist tatsächlich der Loyalitätskonflikt. Und der zeigt sich nicht nur zwischen den leiblichen Kindern und dem Ex-Partner, sondern der zeigt sich eben auch zwischen den leiblichen Kindern und dem neuen Partner. Weil der neue Partner möchte oft vielleicht etwas ganz anderes, als was die Ursprungsfamilie sich so gewohnt ist.


Und dann ist das Bindeglied quasi hin- und hergerissen. Will ich jetzt eher das, was mein neuer Partner will oder Partnerin, oder soll ich jetzt eher die alten Rituale, die alten Geschichten meiner Kinder bedienen? Und das ist tatsächlich ein Sich-zerrissen-Fühlen.


Das haben ganz, ganz viele Paare, dass der eine sich einfach den Kindern so sehr verpflichtet fühlt, er möchte es so gut machen, weil die haben ja eine Trennung, was Schmerzhaftes erlebt. Ja, die sollen ja quasi jetzt das alles schön und toll kriegen, und der neue Partner will das aber ganz anders. Und da gibt es tatsächlich richtig, richtig viele Zerrissenheiten innerlich.


Und die unterschiedlichen Erziehungsstile, die waren höchstwahrscheinlich schon in der Ursprungsfamilie ein Grund der Trennung, weil Mama es so macht und Papa macht es anders. Und man konnte es da zum Beispiel nicht stehen lassen, dass beides okay und gut ist. Das könnte sich natürlich wiederholen.


Vor allem man darf sich auch bewusst werden, es kommen zwei komplett Wertesysteme aufeinander zu, die schon Jahre in einem Wertesystem funktioniert haben und jetzt darf wie was Neues erschaffen werden. Und das sieht man ganz klar bei der Erziehung. Da kommen die Regeln und auch die Disziplinen hervor.


Ja, und die Kinder zu integrieren, das ist teilweise schwierig, je nach Alter des Kindes, je nach Entwicklungsstand des Kindes und je nach Prozessverarbeitung der Trennung des Kindes. Rivalitäten, die aufkommen können, oder eben Eifersucht, habe ich vorher schon genannt, darf nicht unterschätzt werden. Dann bei den Paaren ist natürlich auch die vergangene Beziehung, die rein spielen kann.


Guido hat es ja im Vorfeld schon gesagt, wenn das nicht gut verarbeitet worden ist, wenn man nicht ein Level erreicht hat, wo man miteinander als Eltern gut die Kinder begleiten kann, dann kann es tatsächlich als ein richtiger Störfriede sein und belastend und viele Konflikte in die neue Paarbeziehung reinbringen.


[Timm Korth] (32:19 - 33:40)

Ja, und den letzten Punkt, den ich zumindest auch bei meiner Patchworkfamilie als Kind erlebt habe, ist, und vielleicht könnt ihr euch das selber vorstellen, wenn man sich trennt, dann ist man ja nicht mehr der Jüngste oder die Jüngste. Und einem wird bewusst, ja, das ist jetzt vielleicht mein zweiter Lebensabschnitt, halbes Jahrhundert ist vielleicht schon rum, und ich möchte es jetzt richtig machen. Jetzt ist es doch vorher schon schiefgelaufen, jetzt muss es einfach klappen.


Und es entsteht ein wahnsinniger Druck dahinter, der sich dann auch auf diese neue Konstellation auswirkt. Und wenn dann, wie Sandra erklärt hat, verschiedene Wertesysteme aufeinanderprallen, wir haben ja hier noch eins zwischen zwei verschiedenen Ländern, das muss man sich ja so vorstellen wie, zwei Atome kommen zusammen, bäm, in Kernfusionen ist das vielleicht nicht gleich, aber selbst da entstehen wahnsinnig viel Energie mit viel Streukraft, kann das eben explosiv sein, was auch immer. Und die Erwartungshaltung ist vielleicht unrealistisch, weil man vorher die Themen noch nicht aufgearbeitet hat, vielleicht Schuldgefühle da sind, und das kann einfach auf die Phänomensituation einströmen.


[Sandra Korth] (33:42 - 35:18)

Genau. Und so wie es Stolperfallen für das Paar gibt, gibt es auch Stolperfallen für die Kinder, die möchten wir auch gerne hier zeigen. Es sind nicht nur die Legos, die rumliegen, sondern die Kinder kennen den Loyalitätskonflikt ganz oft zwischen Mama und Papa.


Weil ja mit der Stiefmutter oder dem Stiefvater jetzt auch neue Werte kommen, neues Familienkonstrukt gelebt wird, vielleicht ist es auch richtig cool. Und dann zurückzugehen und Mama zu erzählen, ja die Neue ist gar nicht so schlecht, die ist toll, das gibt so einen inneren Konflikt, wo du weisst, Mama ist vielleicht noch traurig, oder Papa, ich möchte es dem gar nicht erzählen, die Kinder haben ja ein super Sensorium dafür, und das ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Also auch die Angst, wenn ich dem neuen Elternteil oder dem Stiefelterteil Zuneigung zeige, bin ich dann quasi Mama oder Papa ein Stück weit mehr entfernt, und darf ich das, darf ich das nicht, verrate ich Mama oder Papa?


Das sind Fragen, die das Kind umtreibt.


[Timm Korth] (35:18 - 36:27)

Ja, und was dann eben auch so wieder diese innere Zerrissenheit bildet. Also ich kann mich auch erinnern, dass das in meiner Konstellation als Kind herausfordernd war, weil meine Eltern waren nicht so gut miteinander, meine Herkunftseltern haben sich gestritten, und ich habe mich einfach unwohl gefühlt zwischendrin, weil die schlecht voneinander geredet haben, und ich habe beide gemocht. Dann kommen ja diese neuen Erziehungsstile aufeinander, und vielleicht ist es auch so, dass die Kinder das einfach nicht mögen.


Vielleicht mögen sie den Stiefvater nicht und finden den doof. Und dann gibt es neue Regeln im neuen Haushalt, und die mögen sie einfach nicht und wissen nicht, wie damit umgehen. Vielleicht ist das Verhältnis zur Mama oder zum Papa nicht das Beste, und dann fühlen sie sich unwohl.


Das kann natürlich einfach große Herausforderung sein und wissen nicht, an wen sie sich dann wenden sollen. Und wenden sich vielleicht auch, das sind ja auch Themen im Getrennterziehen von dem anderen Elternteil ab, weil Themen da sind, die sie belasten und das nicht miteinander harmonisiert.


[Sandra Korth] (36:30 - 37:18)

Die Integration und die Anpassung, auch hier, Kinder müssen sich anpassen, das fällt in einen einfacher, in anderen weniger. Dann ist noch ein Geschwister da, wenn ich Teenie bin und plötzlich kriege ich einen Dreijährigen nebenhergesetzt, ist das total öde, das finde ich beschissen. Da möchte ich nämlich schon in die Freiheit, ich bin ja schon gross, ich bin schon bald aus dem Haus und ich möchte mich überhaupt nicht um so einen kleinen Zwirbel kümmern, der schreit nur rum.


Also das darf man auch nicht unterschätzen, weil es ist nicht in der alten Struktur oft harmonisch, sondern es kann auch sehr in der alten Struktur unterschiedlich sein. Und das zu vereinen, ist auch das Paar gefragt.


[Timm Korth] (37:20 - 40:32)

Ja, und dann gibt es natürlich die Geschichte mit der Ex-Partnerschaft, je nachdem wie sie gelöst ist, ob man harmonisch miteinander ist, belastet es die neue Beziehungssituation der Kinder dann auch, weil die die Streitigkeiten mitbekommen. Häufig werden die Kinder dann ja auch als ja, Munition genutzt, um denn vielleicht, wenn die Ex-Partnerin die Stiefmama nicht mag, sie aufzubringen und zu sagen, ja, jetzt gehst du ja wieder zu deiner doofen Stiefmutter. Und entsprechende Kommentare belasten die Kinder, sodass sie sich gar nicht frei fühlen können und wissen gar nicht, wie sie sich in der Konstellation wohlfühlen sollen.


Und auch da kann es eben einfach sein, dass Kinder unter einem enormen Anpassungsdruck leiden, wenn das Ganze nicht so reibungslos funktioniert und die Eltern in der neuen Paarbeziehung vielleicht sogar Druck aufbauen, weil sie ja nun mal sich wünschen, dass diese neue Familienkonstellation das Nonplusultra ist, was sie glauben, was für das Kind das Beste ist und dem Kind einfach zu überstülpen, dass es den neuen Partner oder Partner mögen darf. Das sind so grob zusammengefasst einige Stolperfallen, es gibt sicherlich noch mehr, aber die aus unserer Sicht häufigsten, die wir denken, dass sie auftreten. Bevor wir zu den Schlüsseln kommen, würde ich gerne noch einmal innehalten, weil wir ja auch in dieser Konstellation häufig erleben, dass auch Menschen nicht nur durch Trennung in diese Situation kommen, sondern eben auch durch Tod.


Auch da bedarf es einfach noch weiterer Integrationsmöglichkeiten, wenn die Kinder auch Eltern sind. Es ändert sich nicht nur, weil man mit jüngeren Kindern unterwegs ist, es kann auch alles bei älteren Menschen stattfinden. In unserer Nachbarschaft hat sich ein Paar zur Pension dann plötzlich getrennt, wo die erwachsenen Kinder in die neue Herausforderung gekommen sind, dass sie erstmal mitkriegen durften, wie Papa und Mama sich trennen und dann auf einmal der eine einen ganz anderen Umgang damit findet als der andere.


Und es auch da Herausforderungen gibt, dann die neuen Partner, die ins Leben kommen, zu akzeptieren und dadurch ergeben sich dann wieder neue Stiefenkelkonstellationen, sodass es für alle eben auch nicht nur um diese Loyalitätskonfliktsthemen gibt mit jüngeren Kindern, sondern das kann auch im Alter passieren. Die Themen sind nahezu die gleichen. Doch die Patchwork-Familie bietet eben auch wahnsinnig viele schöne Erlebnisse, denn dafür stehen wir ja auch ein, sie kann den Kindern so viel Heimat schenken, als hätte es eben die Trennung nicht gegeben.


Und wenn Eltern das berücksichtigen können, kann ein Patchwork-Familien zu einem wunderbaren Patch-Love-Family eben erblühen.


[Sandra Korth] (40:32 - 41:47)

Hier haben wir die Schlüssel ein bisschen zusammengetragen, die wir aus dem Patchwork-Familien-Summit von all den Experten gehört haben und die müssen es ja wissen, weil die tatsächlich auch mehrheitlich Patchworker begleiten. Und ja, es ist so die Beziehung, die wichtig sind, die Werte, die mit Herz und mit Bedürfnis gelebt werden. Dann ist Vertrauen sehr wichtig und die Schuld loslassen.


Die Regeln und die Rahmen sind super super gut, die zu gestalten, dass sie eben für alle oder für die meisten passen. Kommunikation ist sowieso immer ein Schlüssel. Und ja, Recht und Finanzen, dass es Stabilität bildet, das ist auch ein Schlüssel und dass die Entwicklung der Patchwork-Familie eben auch mit Leichtigkeit und Freude genommen wird.


So haben wir das mal zusammengefasst. Wir würden jetzt ganz kurz in die einzelnen Schlüssel nochmal reingehen. Genau.


[Timm Korth] (41:50 - 43:33)

Der Hauptschlüssel aus meiner Sicht ist, die Beziehung zu leben, das heißt, die Beziehung zu den Kindern, zu seinen neuen Partnern, die Beziehung auch zu Ex-Partnern und dafür Verantwortung zu übernehmen. Das klingt natürlich leichter als es ist und es ist eine Herausforderung. Aber alles, was hier entsteht, sind Beziehungen.


Und die muss man sich so vorstellen wie eine Pflanze, die eben wächst und gedeiht, wenn man sie gut pflegt. Und ja, es kann natürlich sein, dass es zwischen den Ex-Partnern nicht mehr so wunderbar läuft und da darf man auch da gucken, wie man diese Beziehung pflegt, weil man hat ja gemeinsame Kinder. Und was da auch ganz toll ist, ist, wenn man die Großeltern mit einbezieht.


Das Liebespaar, das neue, darf auch für sich gut gucken. Gerade in der Patchwork-Familie vergessen die Paare sich auch oft Zeit für sich selbst zu nehmen. Deswegen ist es unfassbar wichtig, Zeit für sich zu nehmen und das auch klar zu kommunizieren und auch die Herkunftsfamilie zu ehren, also Rituale mit den Kindern zu pflegen, in denen die Kinder den Papa und die Mama nochmal allein für sich haben.


Nur weil man sich getrennt hat, heißt das ja nicht, dass man jetzt alles immer mit der Patchwork-Familie macht. Das ist auch was, ich glaube, was ganz wichtig ist, dass die Kinder eben Zeit füreinander haben dürfen mit den Eltern.


[Sandra Korth] (43:40 - 45:38)

Die Werte, das habe ich ja eben schon mal erklärt. Es kommen ja verschiedene Wertesysteme aufeinander. Also man kann sich ja vorstellen, in der Ursprungsfamilie ist Mama aus einer Familie mit Werten gewachsen und Papa und dann entstehen gemeinsame Kinder.


Die begleitet man mit gemeinsamen Werten, die aber noch von deren Ursprungsfamilie beeinflusst wird. Jetzt trennt sich das und das Kind hat schon ein bisschen Werte gelebt gekriegt und jetzt kommt nochmal ein neues Wertesystem dazu. Und da ist es tatsächlich echt ganz gut, die zu finden, diese Werte.


Das gibt Sicherheit und Stabilität. Dann ist es auch wichtig, auf die Herzebene und auf die Bedürfnisse einzugehen. Also die Verletzungen, die noch da sind, dass die zugelassen werden dürfen und die Verarbeitung dahinter.


Dafür kann man sich auch Menschen suchen, die helfen. Vielleicht ist die Familie nicht das richtige für das Kind, vielleicht braucht das Kind tatsächlich jemand extern, wo es unbeschwert frei über seine Empfindungen sprechen kann. Die Bedürfnisse der Kinder auch hören, ich glaube, die sind ja auch ganz stark erstmal für Bindung.


Das schenkt ihnen auch Orientierung und Stabilität. Also die Kinder brauchen gute, starke Bindung. Deswegen ist es wichtig, zu Beginn in Patchwork-Familien hier präsent zu sein, da zu sein.


Und wie ich schon gesagt habe, gemeinsame Werte neu zu erschaffen und die eben auch transparent zu machen. Das ist natürlich bei der Kommunikation dann ein...


[Timm Korth] (45:39 - 48:07)

Ja, und alle, die vielleicht hier dabei sind, die sich getrennt haben, werden sich wahrscheinlich fragen, habe ich denn eigentlich mal mit meinem Partner damals überhaupt mal über unsere Werte gesprochen? Und wenn man sich überlegt, in eine neue Konstellation einzugehen, sich zu überlegen, was sind denn eigentlich meine Werte, was ist mir wichtig, wenn ich in eine neue Patchwork-Familie komme, was möchte ich denn da überhaupt leben? Sich bewusst damit zu befassen, hilft sehr klar, das Konstrukt auf andere Säulen zu stellen, weil Werte unfassbar wichtig sind, vor allen Dingen, wenn man sie bewusst wählt.


Genau, dritter Schlüssel machen wir knackig und kurz. Logischerweise ist Vertrauen und das Thema Schuld, sich schuldig fühlen, ein wahnsinnig wichtiger Aspekt. Wenn man das nicht aufgearbeitet hat, kann das wahnsinnig doll belasten.


Wenn man sich immer noch schuldig fühlt, weil man sich getrennt hat, weil man vielleicht fremd gegangen ist oder irgendetwas passiert ist und man aus dieser Schuld heraus handelt, dann kann es schwer zu einer glücklichen Beziehung führen, weil man immer aus der Angst handelt und nicht aus dem freudvollen Gestaltungsmodus heraus. Und da darf man sich Zeit nehmen, für das anzuerkennen. Wir haben dafür im Patchwork-Familie in Summit den Anselm Grün interviewt, der ein ganz toller Benediktapater ist, der sehr klar sagt, warum es wichtig ist, die Schuldfrage für sich zu klären, um dann frei und gelöst in eine neue Zukunft zu steuern.


Und deswegen ist es auch wichtig, umgekehrt Vertrauen aufzubauen. Die Kinder brauchen Zeit, die neue Partnerin anzunehmen. Sie brauchen auch selbst Zeit, um sich selbst so anzunehmen, wie sie sind.


Vielleicht sind sie noch traurig, vielleicht sind sie sauer, vielleicht sind sie wütend. Und das zu akzeptieren, ist total wichtig. Und wenn man da gut auf seine Körper und Signale des Nonverbalen achtet, kann man da auch sehr gut herausfinden, wo es denn vielleicht gerade hängt.


Und da mit den Mitmenschen, sei es Ex-Partnerin oder auch natürlich die neue Partnerin, die Kinder gut drauf achten.


[Sandra Korth] (48:10 - 49:49)

Ja, Regeln und Rahmen. Also man kann sich auch vorstellen, Patchwork ist so wie eine Fusion zweier Großkonzerne, würde ich jetzt mal so sagen. Und da geht man ja ziemlich schnell mal an den Rahmen hin und an die Regeln.


Und das ist das Gleiche auch bei Patchwork-Familien. Also die Modelle, welche Modelle, wo sind die Kinder wann, die Umgangsregeln, das ist super wichtig. Die sollen auch angepasst werden an die Kinder und an die Bedürfnisse und natürlich auch an die Lebensphasen, weil je älter sie werden, ändert sich das wahrscheinlich.


Regeln und Rahmen aber eben auch innerhalb der Familie. Also wie wollen wir als Patchwork-Familien leben? Also essen wir gemeinsam wann?


Wie machen wir Urlaub? Was bedeutet das? Es ist zu klären, dass die Regeln eben von allen getragen werden können.


Also am besten ist es auch offen zu kommunizieren, so dass jeder auch seinen Platz finden kann. Also auch die Rollen, die gehören hier auch rein. Was darf die Stiefmutter und was darf sie nicht?


Da gibt es rechtliche Regeln, es gibt aber eben auch die emotionalen Regeln, die zu beachten sind. Also Regeln und Rahmen schenken halt Halt und Orientierung. Je klarer die sind und je offener die gesprochen werden, desto einfacher wird es.


[Timm Korth] (49:50 - 50:03)

Ja und natürlich auch, hast du ja schon gesagt, die Kinder mit zunehmendem Alter eben in die Gestaltung mit einbeziehen. Also dass sie auch sagen dürfen, ich bin mit diesem Rahmen nicht so zufrieden. Können wir das lösen?


Können wir das ändern? Und da kommen wir schon zum nächsten Punkt.


[Sandra Korth] (50:04 - 50:45)

Ich finde, das ist ja die Königsklasse bei allem. Die Kommunikation. Jeder darf seinen Standpunkt haben und auch Preis geben.


Und es ist wichtig, dass er gehört wird und verstanden wird. Also das bedeutet zuhören. Zuhören ist super wichtig, dass wir eben auch den Perspektivenwechsel einnehmen können.


Und das Fühlen und das Denken des anderen, Nachahmen oder Verstehen, die Empathie mitgeben können. Empathie ist super, super wichtig. Genau, ich überlasse dir auch noch zwei, drei Punkte.


[Timm Korth] (50:46 - 52:31)

Das ist scheinbar von dir. Genau, also auch dem anderen Raum und Zeit geben, dass der dann irgendwie entsprechend sich ausdrücken kann. Und gerade mit Kindern ist es, zumindest haben wir das so erfahren, ganz wichtig, etwas wie ein Ritual zu haben, wo man denn auch eben weiß, hier darf ich mich äußern.


Klassisch nennt sich das der Familienrat. Viele setzen den ein und man kann das auch ganz spielerisch tun, indem man eben sagt, wir bestimmen dann immer nach dem Rat den Film, den wir gemeinsam gucken. Wir haben zu Beginn unserer Urlaube, weil wir ja auch so aus unterschiedlichen Kulturen kommen, haben wir uns die Zeit genommen und haben erst mal vor dem Urlaub zu Beginn die Bedürfnisse alle abgefragt und haben dann Strichlisten gemacht, welche Aktivitäten wir im Urlaub denn durchführen wollen oder nicht.


Dadurch hatten alle eine klare Vorstellung davon, okay, das und das und das wollen wir jetzt machen und das und das nicht. Und wenn Unzufriedenheit aufkam, konnten wir immer wieder daraufhin zurückverweisen, weil wir gesagt haben, ja, das haben wir aber gemeinsam beschlossen und deswegen fällt dieser Punkt jetzt hinten runter, da warst du ja dabei, daran kannst du dich erinnern. Sowas ist auch eine Möglichkeit eben für gute harmonische Familienerlebnisse zu sorgen.


Und ja, Streit darf auch mal sein, ich bin sehr harmoniebedürftig und deswegen ist Streit für mich zum Beispiel ein Thema. Trotzdem ist das wichtig, weil manchmal im Streit auch die Sachen rauskommen, das heißt gesund streiten zu lernen gehört auch dazu.


[Sandra Korth] (52:37 - 54:17)

Recht und Finanzen, also hier gilt tatsächlich ein Credo Toleranz sein. Toleranz, auch wenn Recht es anders sagt, vielleicht mal den Fünfer gerade stehen lassen. Großzügigkeit macht eben frei und wenn es ums Geld geht, geht es immer um Beziehung, da ist nämlich der Krux in der Beziehung und nicht beim Geld.


Und je klarer eben die Beziehung ist, desto klarer sind auch die finanziellen Angelegenheiten und die rechtlichen Angelegenheiten. Und in der Patchwork-Familie ist es auch recht relevant, sich Zeit zu nehmen, um über die Finanzen zu sprechen und dass alles auf den Tisch kommt. Also wir haben auch schon gehört, dass die Neue dann nicht wusste, dass der Partner der Papa ist, noch Schulden hat oder hier noch was zahlen muss für die Kinder und das gibt dann einfach einen schlechten Geschmack.


Deswegen tatsächlich alles auf den Tisch und die Finanzen durchsprechen, so dass sich jeder darin gesehen fühlt und auch abnicken kann, okay, wir machen das so. Also auch ein Budget für Urlaub zum Beispiel, dass das geklärt wird, wie wir das handhaben. Genau.


Und Erbrecht.


[Timm Korth] (54:17 - 56:07)

Genau, ganz wichtig. Wir werden älter, irgendwann werden wir auch das Zeitliche segnen und sich zu überlegen, wenn man denn in eine Patchwork-Familie eintritt, was gibt es denn da für erbrechtliche Regelungen, wenn man eben auch an die Stiefkinder denkt. Das vergessen viele oder verdrängen es.


Ein ganz wichtiger Punkt, bei dem wir auch alle anderen unabhängig davon inspirieren wollen, sich daran zu überlegen. Das allerwichtigste, wie kann man das denn in Freude und Leichtigkeit entwickeln? Die Kinderentwicklung hat in der Patchwork-Familie einen großen Anteil, je nachdem wie alt die Kinder sind.


Natürlich ist es in zunehmendem Alter dann nicht mehr so entscheidend, aber wenn die Kinderentwicklung gut gefördert wird und man das im Einvernehmen tut, dann kann das sich wunderbar auf die Patchwork-Familie auswirken. Nämlich indem man zum Beispiel, wenn die Patchwork-Familie eine Konstellation ist, in der so wie wir derzeit leben, ein Kind noch zu Hause ist, die anderen sind aber unterwegs und man schafft Inseln, in denen man sich gemeinsam trifft und dann eben zelebriert und feiert und Freude miteinander hat und dass man sich bewusst macht, dass ständig diese unterschiedlichen Entwicklungsstränge da sind. So als würden zwei Bäume nebeneinander wachsen und die brauchen einfach ihren Platz.


Die Wurzeln wollen dahin, die anderen Wurzeln wollen dahin und trotzdem teilen sie sich diesen Raum der Erde und wenn man das akzeptiert, dann kann man da viel mehr viel mehr Raum für Größeres entwickeln. Das braucht natürlich Toleranz, doch das ist einer der wesentlichen Schlüssel, den wir mitgeben möchten.


[Sandra Korth] (56:08 - 57:09)

In der Entwicklung ist es ja so, wenn die Patchwork-Familie zusammenfindet, dann passiert es ja meistens auf Liebe, auf Verliebtsein und dann ist es so ein hohes Fliegen und oft finden auch die Kinder was Neues und sie fühlen ja auch, Mama oder Papa, die haben ja so eine Energie und lassen sich da mitziehen, aber wenn du natürlich ein pubertierender zu Hause hast, der gerne bis 13 Uhr pennt und überhaupt sich abnabeln möchte, der findet das uncool und das sind eben diese Entwicklungsstränge, die eigentlich die Familie an sich durchmacht und aber die Kinder eben auch und manchmal schwingen sie miteinander und manchmal nicht und das im Auge zu behalten, hier ein Verständnis zu bekommen, das macht echt, das schenkt viel mehr Leichtigkeit und kann auch viel mehr Freude schenken, weil man auch darüber lachen kann.


[Timm Korth] (57:10 - 57:53)

Genau und das steht hier jetzt gar nicht drauf, nimm es leicht, nimm es einfach lockerer. Keiner von uns kommt irgendwie in den Pädagogenhimmel, den gibt es nämlich nicht und wenn wir es schaffen, mit Freude und Leichtigkeit da rein zu gehen, dann ist einfach die Patchwork-Familie gut aufgestellt. Nochmal zusammengefasst, für uns ist es so, wenn man die ganzen Schlüssel alle nicht parat hat, kann man sich den Dietrich nehmen, so nennen wir das und sich einfach daran erinnern, wenn man Liebe und Herzenswärme schenkt, Fürsorge und auch Selbstfürsorge zelebriert, wenn man Halt und Orientierung gibt.


[Sandra Korth] (57:54 - 58:23)

Genau, Vertrauen in sich, Vertrauen in das, was da ist, die Zuversicht, dass es sowieso gut kommt, dass man einfach auch im Kopf hat, es ist eine Entwicklung und wir begleiten nur das Verständnis aufbringen und in die Vergebung geben. Nichts ist für immer und nicht für hartzeit, sondern in Gelassenheit und in die Geduld. Geduld ist sowieso ein ganz toller Begleiter.


[Timm Korth] (58:25 - 1:00:12)

Dann erblüht die Patchbook. Unser Fazit ist, weil wir die Frage gestellt haben, ist die Patchbook Familie ein Modell der Zukunft? Alleine aus dem Gesichtspunkt heraus, dass wir älter werden und wir uns vielleicht durch Tod irgendwann eine neue Partnerin suchen, weil wir im Umfeld der Länder um uns herum erleben, dass immer mehr Menschen sich nicht nur für eine Beziehung entscheiden, sondern in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Beziehungen haben, gehen wir davon aus, dass früher jeder in irgendeiner Form Berührungspunkte mit der Patchbook Familie und den Patchbook Familien haben wird und glauben, dass es für jeden wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Wie das denn ist, wenn man als Großvater oder Großmutter plötzlich ein Stiefenkelchen hat, was zu Hause genau die gleiche Aufmerksamkeit bekommen darf wie das eigene Enkelkind. Insofern möchten wir an der Stelle mit einem wundervollen Zitat schließen, was uns während des Patchbook Familien Summits eine Anwältin gegeben hat, nämlich die Anna-Maria Göbel.


Die sagte, dass in Deutschland circa 10% Patchbook Familien leben und für sie sind sie die wahren Helden der Nation, weil sie die Komplexität des Familienlebens einfach meistern und wenn sie es schaffen, dann sind sie großartig. Das war unser Input zur Patchbook Familie und jetzt sind wir für Fragen offen. Vielen Dank.


[Guido R. Lieder] (1:00:16 - 1:02:18)

Wunderbar, ganz ganz herzlichen Dank, lieber Tim, liebe Sandra. Ein hervorragender Vortrag, ich bin ganz begeistert und ich finde vor allen Dingen toll, wir können jetzt jeder, der sich mit diesen Fragestellungen beschäftigt und einen Input benötigt, können wir immer wieder diesen Vortrag zeigen und als Intro und so weiter, dass er dann entsprechend sich auch an euch wenden kann, also dieser Vortrag, hervorragende Übersicht, ganz ganz herzlichen Dank euch. Mein Applaus an euch und stellvertretend für alle anderen und so weiter, wirklich hervorragend, vielen herzlichen Dank.


Ich fand viele Punkte ganz besonders interessant und ja, auch immer wieder die Frage, man geht ja nicht nur in eine Partnerschaft mit einem neuen Partner, mit einer neuen Partnerin, sondern wirklich mit einer ganzen Familie, inklusive Kinder oder Großeltern, die ihr gerade noch erwähnt habt und so weiter und das muss man einfach vor Augen haben, dass das wirklich große Folgen hat und dass auch nicht nur man selber, sondern natürlich auch die anderen, bis hin zu den Großeltern, Enkeln, was auch immer, damit auch so wirklich erstmal zurechtkommen müssen. Und das muss schon auch sehr bewusst, sage ich mal, und sehr gezielt und sehr überlegt, sehr reflektiert angegangen werden, dass das auch wirklich dann nicht nur gelingen kann, sondern möglichst gut, harmonisch und so weiter gelingen kann. Sehr, sehr gut.


Also ich fand besonders interessant nochmal die Perspektive der Großeltern, die ihr gerade noch genannt habt, wo ich gesagt habe, habe ich so noch gar nicht dran gedacht, muss ich ehrlich sagen. Dann zu sagen, okay, wie ist denn das mit den Enkeln und so weiter, aber ist natürlich ein Riesenthema, wobei wir natürlich bei Großeltern oftmals, nicht immer, aber oftmals natürlich auch mehr Lebenserfahrung haben, dann sagt man, dann sollten die eigentlich besser damit zurechtkommen, aber das eine ist Theorie, das andere ist die Praxis. Also man muss dann auch wirklich Hilfestellung geben in jede Richtung.


[Sandra Korth] (1:02:18 - 1:03:15)

Großeltern kommen vielleicht schon zurecht, aber die erwachsenen Kinder vielleicht nicht, weil die wollen vielleicht gar nicht den neuen Partner oder die neue Partnerin akzeptieren oder annehmen. Die hängen noch an Mama oder Papa, die verstorben sind. Also das darf man auch nicht unterschätzen.


Ich würde mal noch weiter gehen, ich glaube die Theorie, dass wir alle Patchworker sind, ist, sobald du Kinder hast und die einen neuen Partner mit nach Hause bringen, der in die Familie einheiratet, kann man ja mal so sagen, ist ihr auch ein Mensch, der in ein System dazukommt und wir wissen selber, wie sehr die Familie Einfluss nehmen kann auf das neue Paar. Also es ist tatsächlich, leben wir Patchwork, glaube ich, leben wir einfach. Wir wissen es gar noch nicht so genau.


[Timm Korth] (1:03:15 - 1:04:22)

Ja oder umgekehrt, wenn denn eben Enkel dazukommen und ein neuer Stiefelteranteil hat selbst gar keine Kinder, gar keine Erfahrung und hat auf einmal Enkelkinder. Und ist 80 und hat keine Ahnung von Kindern und dann sind es auch noch nicht mal die leiblichen Kinder von dem Sohn des Partners, sondern sind auch noch mal angeheiratet, aus x Konstellationen. Das ist einfach total spannend, wenn man sich das anguckt und sich überlegt, was ist das für eine Komplexität und wie sorgt man dafür, dass man das gut zum Erblühen bringt, kommt man nicht dran vorbei, sich bewusst mit Themen zu beschäftigen und hinzugucken.


Und ich glaube, es wird uns alle irgendwann ereilen. Das ist zumindest meine Sichtweise, denn ich kann ja von meinem Leben nur sagen, mich hat es schon voll ereilt. Schon als Kind, dann später als Vater und ich weiß nicht, was meine Kinder machen.


Ganz großvorteilige Eltern. Ganz Großvorteil?


[Sandra Korth] (1:04:23 - 1:04:26)

Systemisch gesehen, wäre es was.


[Guido R. Lieder] (1:04:28 - 1:04:31)

Kommt, kommt alles. Auch die Großelternphase.


[Timm Korth] (1:04:32 - 1:05:45)

Und selbst wenn man in der Situation ist, seine Kinder nicht mehr sehen zu können, weil das ja auch Themen sind, die hier durchaus stattfinden, wenn man das Bewusstsein entwickelt, was das bedeutet, wenn das eigene Kind in der Konstellation auf der anderen Seite beim Expartner ist. Und da gibt es diesen Druck, da gibt es diese Anpassungsschwierigkeiten. Solange die noch nicht volljährig sind, sind sie ja voll an den anderen Elternteil gebunden.


Und wenn man alleine dafür Mitgefühl entwickeln kann und sich dadurch selber auch gelassener mit der Situation einstellen kann, kann das auch schon viel bewirken, weil alles ist irgendwie miteinander verbunden, wie auch immer das funktioniert. Das wissen wir ja nicht genau. Aber es ist halt einfach ein komplexes System, bei dem man gar nicht genau nachvollziehen kann, was bei wem jetzt genau abläuft.


Im Kind, was Angst hat oder im Loyalitätskonflikt steht oder der Expartner, der noch unter Schuld und Druck und sonst was leidet. Es gibt so viele Dinge, die man berücksichtigen kann. Und deswegen haben wir so einfach wie möglich versucht darzulegen, was hier abläuft.


[Guido R. Lieder] (1:05:46 - 1:08:17)

Es gibt ja draußen Dinge, das glaubt mir ja gar nicht, wenn man es nicht wirklich sieht. Ich selber habe auch schon als Beobachter Sachen gesehen, wo ich dachte, Moment, die Kinder sind irgendwie sich herausnehmen, ich weiß nicht was, neue Partner, neue Partnerin und die Eltern in der Großelterngeneration 60, 70 dann vielleicht sogar noch herausnehmen, Sexualität leben zu wollen. Was die Kinder da anstellen, wenn dann plötzlich ihre eigene Mutter im Großmutteralter mit einem anderen Mann im Großvateralter alles mögliche anstellen, was weiß ich.


Da erlebt man schon erstaunlichste Empörung aus den Kindern, die ja mit 40, 50 erwachsen sind und sich auch erwachsen verhalten können sollten. Da sieht man schon Sachen, die sind manchmal ganz verblüffend, aber dann sieht man natürlich auch, dass manches bei den kleineren Kindern, Kinder akzeptieren ja alles, also nicht alles, aber vieles doch irgendwie, das scheint ja so normal zu sein, die gucken sich erstmal die Welt an und orientieren sich, aber für Kinder natürlich auch nicht immer leicht, weil sie natürlich, wie ihr schon sagtet, immer wieder verschiedene Konstellationen und dann hätten sie gerne eigentlich so eine Konstellation, wie sie früher war, als Mama und Papa, die Leiblichen noch zusammen waren, das geht dann halt nicht, dann kommt dann noch jemand dazu, ob jetzt Mann oder Frau, Partner oder neue Partnerin, und dann sind die Eltern ja noch weiter weg von dem wieder zusammen zu kommen und so weiter.


Ja und was ihr natürlich auch sagtet, wenn man keine eigenen Kinder hat, das ist natürlich die Hedgefamilie selber oder als Großeltern, ich meine, wir hatten, sag mal vor 100 Jahren, also können ja nicht sagen wir, sondern unsere Vorgenerationen hatten noch Großfamilien, permanent lief da ja anscheinend irgendwo ein kleines Kind herum, war ja irgendwo ein Kind oder gar kein Kind, klar, dann kommt, wenn dann eingeheiratet wird oder neue Partnerschaft mit Kindern, egal, ob die Kinder jetzt ein Jahr alt sind oder 40, 50, kann es zu allen möglichen unerwarteten, ungewohnten Konstellationen kommen. Also man erlebt es entweder selber oder man ist voller Verblüffung, beobachtet es als Nachbar, Arbeitskollege oder sonst irgendwie, was gibt es denn da so alles?


Soweit. Okay.


[Timm Korth] (1:08:18 - 1:09:24)

Wir haben bei der Recherche zu den Statistiken auch festgestellt, zumindest in Deutschland, dass wir ja immer weniger Kindernachwuchs haben. Und wenn man sich dann eben überlegt, wir werden alle älter, es gibt weniger Kinder, dann bedeutet es ja im Umkehrschluss, dass die Älteren mit den Kindern, die noch da sind und einem neuen Partner in irgendeine neue Konstellation kommen. Wenn sie sich denn einen Partner suchen, wenn sie sagen, ich bleibe allein, okay, gut, aber das ist ja wahrscheinlich nicht der Fall.


wir haben den Fall angesprochen, dass wir gerade kürzlich eben bei Samas Familie waren, in England, und da ist eine Patchwork-Konstellation, die ist so komplex, und da kümmern sich die Stiefkinder um den Stiefvater, der nicht mal in irgendeiner Form quasi ihre Bezugsperson noch ist, weil diese Verbandelungen mittlerweile alle so gewachsen sind. Das gibt es alles.


[Guido R. Lieder] (1:09:27 - 1:14:06)

auch wo ihr gerade Statistik genannt hattet, ihr hattet ja gesagt, die Menschen leben länger, wir alle leben länger, und damit hat man natürlich auch mehr Zeit, sich zu trennen. Das heißt, nochmal 10 oder 20 Jahre länger Zeit, ob man sich denn durch Tod trennt, oder durch Scheidung trennt, bis ans Lebensende, oder eben so kurz zwischendurch sagt, den oder die Nachbarin findet man aber attraktiv, man könnte sich doch trennen, und was weiß ich, hat man doch mehr Zeit, nicht nur länger Zeit, sich zu trennen, sondern natürlich auch länger Zeit, in neue Beziehungen zu gehen, ob man dann nochmal heiratet, wie hat man so schön gesagt, früher wilder Ehe, als 80-Jähriger, oder 70-Jähriger, in welchem Alter auch immer, aber das ist natürlich schon noch interessante, neue Konstellationen, die sich durch die längeren Lebensspannen ergeben, und natürlich auch ungehemmter, es ist ja nicht nur die jüngere Generation, die da ungehemmter, was weiß ich, warum sollen die Älteren denn dann alles nur konservativ machen? Damit müssen sich dann die jüngeren Generationen halt abfinden, dass ihre ältere Generation auch das eine oder andere mal macht, super. Ich möchte natürlich auch nochmal ganz herzlichen Dank an euch, ich glaube, ihr habt wirklich Fragen soweit komplett geklärt, aber es ist natürlich jetzt hier auch nochmal der Hinweis angemessen an die Fachgruppe, Patchwork-Familien, mit Sandra, mit Tim, Jan-Uwe ist auch noch dabei, und was weiß ich, wie auch immer ihr das dann noch so, das ist ja eure Verantwortung, also ihr gestaltet das ja, die Fachgruppe, und natürlich auch auf die weiteren Angebote von Sandra und Tim einfach hinweisen, Patchwork-Familien Summit, also eine größe Veranstaltung über mehrere Tage, sehr interessant, und auch weitere Sachen monatlich oder wöchentlich, wie auch immer ihr das macht, das kann sich alles ja auch noch in Zukunft ändern, anpassen, je nachdem, wie die Fragen sind, wie die Nachfragen sind, und darauf natürlich nochmal der Hinweis. Es ist alles bei uns auf der Seite verlinkt, aber natürlich, wenn man nach Sandra Kort und Tim Kort googelt, findet man sie auch direkt, und wer Fragen hat, ist, glaube ich, herzlich willkommen, sich an euch zu wenden und die verschiedensten Angebote zu nutzen. Ja, von den, was weiß ich, glaube ich, regelmäßigen einfach Frage- und Antwortenrunden, bis hin zu Workshops, bis hin zum Summit, und es ist mit Sicherheit eine große Herausforderung, nach einer Trennung wieder eine neue Familie zu gründen oder in eine neue Familie reinzugehen, zusammenzukommen, sage ich es mal so.


Tim hat es vorhin schon gesagt, manche möchten es halt nicht, die sagen sich, um Himmels Willen, sie sind geheilt. Manche wollen es einfach nicht. Aber, wenn man an sich arbeitet, und wir haben ja auch ein umfangreiches Kursprogramm, das auch ausgebaut wird, von hier als Hilfestellung, und wenn man dann wirklich reingeht und überlegt, okay, man hat jemanden, Partnerin, Partner gefunden, wo man sich überlegt, zusammenzukommen, in welcher Form auch immer, dann ist es mit Sicherheit eine gute Idee, auch mal sich mit dem Thema Pet-Truck-Familie noch mal intensiver zu beschäftigen, Experten zu fragen oder Expertenfragen zu gründen.


Wenn denn mal irgendwo eine Frage auftaucht, an wen kann man sich wenden, und da kann ich hier nur unsere heutigen Referenten wärmstens empfehlen, aber ich bin total begeistert von unserem Vortrag. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Und ihr seid ja auch regelmäßig bei uns im Netzwerk Getrennte Erziehen, wir haben schon neue Termine festgelegt, auch außerhalb der Fachgruppe, meinetwegen montags, abends, bis hin zu, ich glaube, wir haben auf jeden Fall monatlich im Voraus noch was festgelegt.


Und wir sehen uns also regelmäßig, aber jetzt hoffe ich, dass dieser Vortrag, den wir heute hier gemacht haben, der aufgezeichnet worden ist, den ihr gemacht habt, dass der eine gute Verbreitung findet und vielen, vielen Menschen helfen kann und den Einstieg in dieses wirklich in die Königsdisziplin, in diese herausfordernde neue Lebensphase doch ein bisschen ebnen kann und dass ihr dann auch im Weiteren dann noch vielen, vielen Menschen helfen könnt, die sich an euch wenden. Ganz, ganz herzlichen Dank euch beiden, liebe Sandra, lieber Tim, und wir sehen uns bald wieder.


[Timm Korth] (1:14:06 - 1:14:08)

Vielen Dank.


[Guido R. Lieder] (1:14:10 - 1:14:13)

Alles, alles Gute euch und bis bald. Ciao.


[Sprecher 4] (1:14:13 - 1:14:14)

Ciao.