Queering Medical Ethics - Auf dem Weg zu einem profitorientierten Modell der menschlichen Körperverstümmelung
Der grundlegende Wert der medizinischen Ethik, nämlich das Verbot zu schaden (Primum non nocere), wird im Hinblick auf Wachstum und Profit des medizinischen Industriekomplexes untergraben.
Durch kontinuierliche Verbesserungen in der plastischen Chirurgie, deren Plastiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem Schäden bei Kriegsverletzungen zu lindern wussten, treibt die Verwendung dieser Kunststoffe heutzutage in der Kosmetikindustrie mittels ausgewählter Körpermodifikationen mit einem Umsatz von ca. 17 Milliarden Dollar pro Jahr sonderbare Blüten. Dem Menschen Schaden zuzufügen, nur um sein subjektives Selbstbild mit äußeren Körpermerkmalen in Übereinstimmung zu bringen, wird zunehmend populärer.
Mit Fortschritten in Technologie, künstlicher Intelligenz sowie im Hinblick darauf, die Biologie des Menschen zunehmend mit Technologie und KI zu verschmelzen, wird der Grundsatz der Medizinethik „keinen Schaden anzurichten“ stetig aufgeweicht, bis wir irgendwann erkennen müssen, dass er als solides Schutzprinzip verschwunden ist.
Transsexualität galt bis zum letzten Jahrzehnt als körperliche Störung, die noch vor einer Behandlung einer strengen psychiatrischen und medizinischen Beurteilung und Diagnose bedurfte, um Kosten und mögliche Folgeschäden am menschlichen Körper abzuwägen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Thema Transsexualität in eine Art Identitätsmedizin verwandelt, forciert von Eliten, die enorm in den medizinischen Industriekomplex investierten. In diesem neuen Bereich wird der Grundsatz der Medizinethik noch weiter ausgedehnt mit dem Versprechen, die subjektiv empfundene geschlechtliche Inkongruenz aufzulösen, die ohnehin nur auf (veraltete sig) kulturelle Geschlechter-Stereotypen beruhten. Zu Marketingzwecken wurde Transsexualität in Transgender umbenannt und wird nun wie ein neuer Modetrend an junge Menschen verkauft. Der dem menschlichen Körper damit zugefügter Schaden wird in diesem neuen Bereich der Identitätsmedizin als nachrangig gegenüber dem psychischen Schmerz oder dem emotionalen Unbehagen oder auch nur seinem Wunsch nach Selbstverwirklichung eingestuft. Mit diesen Veränderungen werden immer größere Beeinträchtigungen des menschlichen Körpers gerechtfertigt, die medizinische Ethik über die Grenzen der Vorstellungskraft hinaus gedehnt, alles für einen idealen Körper, der nur die persönliche Fantasie des Patienten widerspiegelt.
Wir untersuchen die Bedeutungsverschiebung und Verquickung dessen, was medizinische Ethik, körperliche Verletzung und menschlicher Körper bedeuten, dies vor dem Hintergrund einer globalen Unternehmenskultur, deren Leitbild und handlungsprägender Rahmen zu genau diesen Fragen gerade neu gestaltet wird.
Das Untergraben bzw. die Zerstörung dessen, was für den menschlichen Körper als normal gilt, kann (auch) an anderen Fronten der medizinischen Industrie beobachtet werden, da sich die Unternehmenskulturen grundsätzlich ähneln. In einem kürzlich erschienenen Artikel von Richard B. Gibson im Journal of Bioethical Inquiry, wird der Marker für Behinderung hinterfragt. Bezüglich Menschen mit BIID (Body Integrity Identity Disorder; deutsch: Körperintegritätsidentitätsstörung), die in dem Bedürfnis nach Übereinstimmung zwischen Körpergefühl und Körperausformung Amputationen gesunder Körperteile wünschen, diskutiert Gibson ein soziales Modell für Behinderung, welches die Schäden solcher Amputationen schön redet. Gibson erklärt: „Die Behauptung eines Schadens basiert meist auf ein normatives biomedizinisches Modell von Gesundheit und Behinderung, es ist ein Modell, das Amputationen mit Beeinträchtigung und Beeinträchtigung wiederum mit Invalidität vermischt.“ Sein Artikel fordert dieses Modell heraus, indem Folgeschäden und eine Medizinethik, die diese Schäden zu vermeiden versucht, als eine reine Wahrnehmungssache umgedeutet werden sollen.
In dem sozialen Modell von Behinderung, das Gibson als Prämisse aufstellt, wird die Amputation gesunder Gliedmaßen nur deswegen als Beeinträchtigung gesehen, weil die Gesellschaft nicht darauf eingerichtet sei, sie als ein Spektrum menschlicher Körperdifferenz zu betrachten.
Er glaubt, dass „chronische Schäden einer elektiven Amputation dann aufhören, wenn Maßnahmen zur Gewährleistung getroffen werden, Menschen mit atypischen Körperkonstruktionen nicht länger zu benachteiligen.“ Der gleiche Sachverhalt ist derzeit bei Konzernen wie Goldman Sachs und anderen Unternehmen zu beobachten. Transsexualität erfährt hier eine Anpassung im gesamten Arbeitsumfeld, indem ein bislang als Störung wahrgenommenes Phänomen als eine von vielen möglichen sexuellen Identitäten normalisiert wird. Es ist nun einfach eine andere Form des Menschseins. Wer offen anderer Meinung ist, muss mit Zensur, öffentlicher Verleumdung und gar Kündigung rechnen.
Solange Gesellschaft und Unternehmenskultur danach trachten künstlich geschaffene Körperkonstruktionen als normal aufzufassen, wird es nicht als ein Unheil gesehen, die Pubertät junger Menschen zu stoppen, ihnen transsexuelle Hormontherapien zu verschreiben und Amputationen von Geschlechtsorganen an gesunden Körpern durchzuführen.
Das Untergraben der medizinischen Ethik bedeutet den Abbau aller Grenzen und Schutzmaßnahmen. Das Zersetzen des Sex, als würden unsere Körper nur aus Einzelteile bestehen, sowie die Umgestaltung der Sprache liefert unser biologisches Geschlecht der Dekonstruktion für Profite des medizinisch-industriellen Komplexes aus, was uns uns wiederum als Befreiung verkauft wird. Doch wo endet diese vermeintliche Freiheit, wenn die Eliten, die dieses medizinische Modell der Körperdissoziation vorantreiben, dieselben sind, die finanziell davon profitieren?