Lass uns die Düsternis vertreiben!
Die großen Flammen
So nehm' ich denn die Finsternis
Und balle sie zusammen
Und werfe sie, so weit ich kann,
Bis in die großen Flammen,
Die ich noch nicht gesehen habe
Und die doch da sind – irgendwo
Lichterloh…
Paul Scheerbart (1863 - 1915), deutscher Schriftsteller, schrieb Gedichte und Erzählungen
(Quelle: »Katerpoesie«, Ernst Rowohlt Verlag (in Kommission bei W. Drugulin), Paris, Leipzig 1909 (Erstdruck))
Kapitel 1 - Neuanfang
Unter Aufbringung all seiner letzten Reserven hatte er sich einen stabilen Körper schaffen können und quälte sich nun durch die eisige Einöde, die das Kristallkönigreich umgab.
Der Sturm war in den letzten Minuten immer stärker geworden, sodass seine Mähne und sein Schweif ebenso voller Frost und Schnee waren wie sein Gesicht. Sein Atem gefror, sobald er seine Schnauze verließ und bildete feine Eiskristalle auf seinem dunkelgrauen Gesichtsfell.
Immer mitgenommener wurde er, immer schwerer fiel es ihm, sich durch den höher werdenden Schnee zu kämpfen, immer instabiler sein provisorisch heraufbeschworener Körper. Seine Kräfte waren fast aufgezehrt.
Die Krone, der er diese verdankte, war so gut wie entladen, sodass er zusehends schwächer und langsamer wurde.
Sie bot nur noch minimale Restenergie und wenn sie nicht bald mit Finsternis aufgeladen werden würde, würde auch diese vergehen und mit ihr auch er selbst.
Wenn er nicht bald einen Unterschlupf fand, würde er vielleicht sogar erfrieren, ehe ihm die Macht ausging, aber das war ihm vielleicht sogar recht.
Denn er hatte zweimal verloren, beim letzten Mal schlimmer als vorher und fragte sich nun ernsthaft, was schief gelaufen war.
Warum war er zweimal so kläglich gescheitert? War sein Weg am Ende gar der falsche gewesen? Bei diesem Gedanken schüttelte er sich. Das konnte einfach nicht sein, hieße das doch, dass er ein kompletter Versager war.
„Unsinn!“, zischte er schwach und scharrte mit seinem Huf im Schnee. Er musste nachdenken und nur in der Dunkelheit würde er genug Kraft sammeln können um klar denken zu können.
Diese half ihm nämlich immer, sich zu beruhigen und so suchte er nach einer Höhle, in der er sich ausruhen konnte.
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Mehrere Stunden waren vergangen und seine Glieder waren immer noch taub von der Kälte. Jedoch regenerierte er sich auch schon wieder und seine Krone lieferte ihm immer mehr Energie. Bald würde er genug Kraft haben um sich wieder fortbewegen zu können ohne sich so schwach zu fühlen wie in der Einöde.
In seinem Versteck im Inneren der dunklen, feuchten Höhle leckte er seine Wunden. Sein Körper mochte stabil sein. Aber da er ihn im Zeichen einer schweren Niederlage und kaum vorhandener Magie geschaffen hatte, war er noch fehlerhaft, geschunden und hatte diverse Verwundungen, die erst im Laufe der Zeit verheilen würden.
Er machte sich nichts vor. Er war am Ende, all seiner Kräfte beraubt und es würde noch lange brauchen, ehe die Finsternis der Krone seine ihm innewohnenden dunklen Kräfte vollständig wiederhergestellt hatte.
Dennoch wollte er nicht aufgeben. Er war es nur endgültig leid. Dieses Mal würde alles anders verlaufen. Nun war es Zeit, dass er es vollkommen anders anstellte um nicht wieder von Celestia und ihren Schergen niedergestreckt zu werden wie zweimal zuvor. Auf jede Fall wusste er auch schon genau, wo er anfangen würde.
Mit einem breiten Grinsen wegen der Ironie der ganzen Sache machte er sich, sobald der Sturm nachgelassen hatte und seine Kräfte es erlaubten, auf dem Weg nach Norden, wo sein Plan seinen Anfang nehmen sollte.
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Nach der Offenbarung des Hengstes vor ihnen breitete sich Stille im Thronsaal aus. Beide anwesenden Prinzessinnen sahen ihn schockiert an. Zum Glück waren keine Wachen anwesend, weder welche von Luna noch von Celestia. Denn diese Sache war zu brisant um sie schon publik werden zu lassen.
„DU WILLST SOMBRAS SOHN SEIN?!“, fragte Celestia schließlich erstaunt und war zum ersten Mal in ihrem schon lange währenden Leben so sehr überrascht, da sie nicht gewusst hatte, dass dieser Tyrann überhaupt einen Nachkommen gehabt hatte.
„Man nennt mich Arbmos und hat mich vor Kurzem verbannt.“, antwortete der Pegasus-Hengst mit leicht hochnäsiger Stimme.
„Verbannt?“, mischte sich nun Luna ein und musterte Arbmos argwöhnisch. „Warum hätte das Kristallkönigreich so etwas tun sollen? Cadence und Shining Armor wären zu so etwas bestimmt nicht fähig!“
„Das sind die neuen Herrscher dort, oder?“, erkundigte sich Arbmos und nachdem beide Prinzessinnen das bestätigt hatten, fuhr dieser nicht gerade förmlich fort, da er sich ihnen gleichgestellt sah, zumal er auch ein Prinz war, zumindest in dieser Verkleidung: „Ihr traut ihnen diesbezüglich zu viel zu. Sie hatten in dieser Sache nämlich nichts zu sagen und mussten sich dem Volkszorn beugen. Denkt doch einmal genau nach, Prinzessinnen. Als mein Vater Sombra sah, dass er mich und somit seinen einzigen Erben verlieren würde, sperrte er mich ein, obwohl meine Mutter Accacia ihn anflehte, uns gehen zu lassen. So schmorte ich im Kerker, bis man mich fand. Die Kristallponys waren nicht gerade begeistert, als sie mich befreiten, da sie nicht noch einen König haben wollten, vor allem keinen, der mit einem Tyrann verwandt ist. Also vertrieben sie mich und ich musste in den Norden zu meiner Mutter zurückziehen. Nun bin ich hier um in Equestria Asyl zu finden. Natürlich nur, wenn ihr es erlaubt.“
„Du glaubst ihm doch seine Geschichte nicht, Tia.“, knurrte Luna. „Seine Geschichte klingt irgendwie seltsam und unecht.“
„Wieso lest ihr nicht meine Gedanken und findet so heraus, ob ich die Wahrheit sage?“, schlug Arbmos vor, der wusste, dass er diesen Zauber gewiss überstehen würde.
Schließlich war seine Geschichte ja eigentlich keine Lüge gewesen, abgesehen von der Tatsache, dass er seinen Sohn niemals in den Kerker gesteckt hätte. Dazu war er damals noch zu jung gewesen und Sombra noch nicht ganz der Tyrann, der er später geworden war.
Wahr aber war, dass er sich, nachdem er sich wieder einen Körper zugelegt hatte, zunächst in den Norden begeben und sich dann selbst in den Kerker eingesperrt hatte, damit seine Geschichte auch absolut wasserdicht war.
„Ich weiß nicht, Lulu.“, zögerte Celestia. „So etwas habe ich zuletzt getan, um herauszufinden, warum Discord sich so komisch benahm und du weißt, was daraufhin folgte.“
„Das Chaos!“, graute es dem Mondalicorn und sie fügte hinzu: „Es fing kurz nach diesem Zauber an, kurz nachdem Sombra zum ersten Mal verbannt worden war. Aber vergiss nicht, dass nie herausgefunden werden konnte, ob der Zauber an Discords Amoklauf schuld war. Außerdem schweigt der Chaosgeist selbst dazu.“
„Also rätst du mir, es zu tun?“, fröstelte es Celestia.
„Nur wenn er es wirklich will!“, hob Luna hervor und nachdem Arbmos noch einmal zugestimmt hatte, seufzte Celestia und berührte mit ihrem Horn Arbmos´ Kopf. Sofort leuchteten die Augen von beiden weiß auf und das weiße Alicorn musste stöhnen.
So viele Erinnerungen fluteten durch ihren Geist, alle von Arbmos stammend. Sie konnte dessen erste Erinnerung sehen, eine fröhliche, die zeigte, wie er mit seinem Vater spielte und dieser ihn anlächelte.
Dieser Sombra, den sie hier wahrnehmen konnte, war nicht der ihr bekannte Tyrann, sondern der liebende Vater, zumindest solange, bis er einen dunklen Gegenstand, eine Krone, in den Katakomben der Hauptstadt entdeckt hatte, die ihn verändert hatte. Von da an wurde Arbmos´ Leben düster und voller Folter und Celestia konnte einfach die Verbindung nicht aufrechterhalten.
„Ich kann keine Lüge finden.“, meinte die Sonnengöttin schließlich zögerlich. „Alles, was er geschildert hat, ist wahr.“
„Wirklich?“, fragte Luna verblüfft. „Keine Unstimmigkeiten?“
„Keine, die ich habe aufspüren können.“, entgegnete Celestia. „Er ist das, was er gesagt hat oder glaubt es zumindest.“
„Und wenn ihr mir immer noch nicht glaubt, könnt ihr ja eine Zeitung des Kristallkönigreichs lesen.“, schlug Arbmos vor. „Dort bin ich Thema Nummer eins und man hat meine Herkunft zweifelsfrei nachweisen können.“
„Das können wir später immer noch nachprüfen.“, meinte das weiße Alicorn.
„Also gewährt ihr mir Exil?“, fragte Arbmos und nachdem Celestia und Luna genickt hatten, lächelte Arbmos hinterhältig.
Der erste Teil seines Planes war erfolgreich verlaufen und nun konnte er neu anfangen und wählte dafür ausgerechnet jenen Ort aus, wo die lebten, die ihn besiegt hatten.
Kapitel 2 – Derpy Hooves
Es war ein schöner, heißer und trockener Sommertag vor drei Wochen gewesen, als ER in Ponyville aufgetaucht war. Mittlerweile glaubte jeder in Equestria, dass er der verschollene Sohn König Sombras war.
Seine Geschichte, er habe jahrelang in Sombras Kerker verbracht und er habe aus dem Kristallkönigreich fliehen müssen, nachdem dieser erneut besiegt worden war, da kein Kristallpony einen Nachkommen des verhassten Königs in ihrer Nähe haben wollte, hatten ihm alle abgekauft, zumal Narben offenkundig von Misshandlungen zu zeugen schienen.
So hatte sich der nachtblaue Pegasus mit der dunkelgrünen Mähne und den rubinroten Augen sehr schnell einleben können und mit selbstgewissem Lachen und hoch erhobenem Haupt bewegte er sich durch die Straßen Ponyvilles, immer wieder leise vor sich hin glucksend wegen der Naivität der hiesigen Ponys.
Ja, nicht einmal Equestrias neueste Prinzessin hatte seine Fassade durchschauen können, so gut hatte er den Zauber gewirkt, und auch ein Gedankenlesezauber hatte Celestia überzeugt, dass er Arbmos war, Prinz des Kristallkönigreiches, der alle Ansprüche auf Herrschaft von sich gewiesen hatte.
Wie immer jeden Tag, nachdem er seinen Rundgang durch die Stadt gemacht hatte, um allen zu zeigen, dass er noch da war, ging er seine Post durch.
Es waren wieder viele Briefe dabei, vorwiegend Begrüßungen, aber auch Einladungen zu irgendwelchen feinen Partys der equestrischen Oberschicht.
Er mochte ein Prinz sein, zumindest in seiner Verkleidung, aber nach solchen versnobten Veranstaltungen stand ihm einfach nicht der Sinn.
Deshalb entsorgte er diese Einladungen auch gleich, alle, bis auf eine. Diese war reich verziert mit Glitzer und großen bunten Buchstaben. Außerdem konnte er deutlich den Namen ´Pinkie Pie´ erkennen, was ihn lächeln ließ. Immerhin hatte er schon deren übliche Willkommensparty erlebt und so wusste er, dass diese Einladung zu Twilights Geburtstagsparty in zwei Wochen gewiss für ihn sehr viel Unterhaltung bieten würde.
Zwar hatte ihn das hyperaktive Verhalten des pinken Ponys zunächst verschreckt, zumal er eher der düstere Typ war. Aber ein paar Gläser Punsch und die besondere Aura der Zugehörigkeit hatten seine Sinne etwas gelockert und so musste er auch grinsen, als er daran dachte, was er bald wieder erleben würde.
Kurz darauf jedoch war seine Aufmerksamkeit von einem Brief gefesselt, der in dem Stapel ganz unten gelegen hatte. Der Umschlag war etwas abgegriffen, der Absender krakelig auf dessen Rückseite geschrieben.
„D-E-R-P-Y-H-O-O-V-E-S.“, schien dort zu stehen, auch wenn das schwer zu sagen war, da die Buchstaben teilweise ineinander übergingen und auch Tintenflecke diese überdeckten. Dann stellte sich ihm eine Frage. „Kenne ich denn eine Derpy Hooves und warum schreibt sie mich an?“
Er beschloss, dass es nur eine Möglichkeit gab, mehr zu erfahren und ließ mittels seiner Magie, die trotz seiner Verkleidung funktionierte, ein kleines silbernes Messer erscheinen, das als Brieföffner diente.
Er nutzte diesen um den Umschlag aufzuschneiden, ließ daraufhin den Öffner auf den Tisch sinken und den Brief aus dem Umschlag heraus schweben, direkt vor sein Gesicht.
Die Botschaft an sich war eher kurz und in großen Buchstaben verfasst, fast als stamme sie von einem Kind oder einem eher ungeübten Schreiber. Dafür war der Inhalt umso wichtiger und ließ ihn fast augenblicklich erbleichen.
Sehr geehrter Herr Arbmos,
Ich möchte mich mit Ihnen wegen einer sehr dringenden Angelegenheit unterhalten. Es geht um Ihr kleines Geheimnis, das sie vor allen verbergen.
Mehr möchte ich aber dazu nicht schreiben, da sonst die Falschen davon erfahren könnten und das wollen Sie sicherlich nicht.
Treffen sie mich bitte heute Abend gegen 21 Uhr bei mir zu hause. Dann müsste ich bereits von der Arbeit gekommen sein. Ich bin einfach zu finden. Sollte meine Anschrift auf dem Umschlag nicht zu lesen sein, fragen Sie einfach nach mir.
Mit freundlichen Grüßen
Derpy Hooves
Arbmos blickte wie hypnotisiert auf den Brief vor sich. Ihm war durchaus bewusst, was das, was er eben gelesen hatte, bedeuteten konnte und dass diese Derpy seine Versuche, ein neues Leben weit abseits von Sombra zu führen, zunichtemachen konnte.
Da die Sache so dringend war, brach er kurz vor 21 Uhr auf und hoffte, dass Derpy zu dieser Uhrzeit schon zuhause von der Arbeit war.
Er wusste noch nicht, was er tun sollte, wenn er bei dieser Derpy angekommen war, aber nachdem er herausgefunden hatte, wo sein Ziel zu finden war, galoppierte er förmlich dorthin.
Manche Ponys, die noch unterwegs waren, mochten sich wundern, warum er seine Flügel nicht benutzte, aber so weit ging seine Täuschung nun einmal nicht.
Seine Flügel wirkten echt und man konnte sie auch berühren ohne die Verkleidung zu zerstören. Aber zum Fliegen taugten sie nicht. Damit das auch funktionierte, hätte er einen vollständigen Transformationszauber erstellen müssen und das stand außerhalb seiner Möglichkeiten. Er hatte gehört, dass die Prinzessinnen so etwas tun konnten, aber er war nun einmal kein Alicorn.
Dafür war er ein umso schnellerer Läufer. Schon in seiner Jugend hatte er die alle vier Jahre in Canterlot abgehaltenen Spielen in der Kategorie Rennen viermal in Folge gewonnen und auch heute noch war er gut darin. Deshalb hoffte er auch, dass er wieder an den Spielen würde teilnehmen können, falls es sie denn noch gab, was er hoffte. Dann würde er wieder mal richtig Spaß haben können, wie seit langem nicht mehr. Aber das musste noch warten.
Nun musste er zu dieser Derpy und bald stand er vor deren Haus, das eher klein und ärmlich wirkte. Entweder war diese Derpy arm oder liebte es in Armut zu leben. Auf jeden Fall wollte er das so schnell wie möglich regeln und nachdem er sich vergewissert hatte, dass er hier richtig war, klopfte er an.
Fast sofort öffnete ihm eine graue Stute mit gelber Mähne und leicht verdrehten Augen, die Ringe unter diesen hatte und erschöpft wirkte. „Ich habe dich schon erwartet.“, meinte Derpy und bat ihn herein.
„Einen Tee?“, fragte sie, während sie ihn hineinführte.
„Nein, danke.“, antwortete ihr Gast ungeduldig. „Warum wolltest du mich treffen?“
„Ich weiß, dass du der ECHTE SOMBRA bist.“, betonte Derpy und sah den Pegasi dabei in seine roten Augen.
„Was sagst du da?“, wollte der Hengst wissen und versuchte so zu tun als ob ihn die ganze Sache nicht tangierte. Dabei war er sehr schockiert, dass eine normale, unscheinbare Pegasi, noch dazu eine mit einer derartigen Behinderung, seine Fassade durchschaut hatte.
„Ich sagte, dass du der berühmt-berüchtigte Sombra bist.“, gab sie zurück, ohne eine Spur von Angst, was ihn sehr verwirrte, aber auch beeindruckte.
„Und wenn es so wäre?“, fragte er provozierend.
„Dann wäre es mir egal. “, hob die Stute hervor und fügte dann herausfordernd und mit überkreuzten Hufen hinzu: „Ich habe nämlich keine Angst vor dir.“
Beeindruckend, dachte Sombra. Die letzte Stute, die mir so gegenüber getreten ist, ist die Mutter meines einzigen Nachkommens.
Seufzend musste er an die Pegasi Accacia Sternenglanz denken, mit der er zusammen gewesen war, bevor die Dunkelheit der Krone seine Seele verzehrt hatte.
Ihr Fell, so braun wie das Holz der Akazien in den Ländern der Zebras, wo er sie erstmals getroffen hatte, hatte ihn ebenso beeindruckt wie ihre goldenen Augen und ihre blaue Mähne.
Damals hatte er sich in die Pegasi verliebt und obwohl seine Eltern eine Verbindung mit einer Bürgerlichen, die noch dazu nicht aus dem Kristallkönigreich stammte, nicht guthießen, hatte er sie trotzdem gefreit und sie hatte ihm einen Nachkommen geschenkt.
Das wiederum hatte seine Eltern sehr erfreut und so hatten sie Accacia schließlich doch noch willkommen geheißen.
Über Jahre hinweg waren die Stute und ihr gemeinsamer Sohn sein Ein-und-Alles gewesen, selbst als er schon König geworden war.
Dann jedoch hatte er die Krone, einen machtvollen, dunklen Gegenstand gefunden und alles hatte sich verändert. Accacia hatte seine neue, kühle Art sofort wahrgenommen und ihn darauf angesprochen, sich sogar von ihm gewünscht, wieder so zu sein wie früher und wie war seine Reaktion gewesen? Er war wütend geworden, so wütend wie nie zuvor und hatte das, was ihm hätte Halt geben und was hätte verhindern können, dass er zum Tyrann wurde, einfach verbannt. Danach war er immer weiter in Größenwahn und Machtgier verfallen.
Warum habe ich sie nur so rabiat verstoßen und damit verloren?, seufzte er innerlich. Sie waren mein einziger Halt, das Einzige, was mich daran gehindert hat, in die vollkommene Dunkelheit abzudriften und ich musste sie verbannen!
Sombra schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, so sehr in der Vergangenheit zu verharren. Das hier und jetzt zählte und im Moment musste er mit dieser Derpy fertig werden.
Das sollte eigentlich nicht so schwierig sein, zumal er fast all seine Kräfte wiedererlangt hatte. Nur wollte er nicht gleich in alte Verhaltensmuster verfallen, sondern brauchte Informationen.
„Du hast also meine Verkleidung durchschaut?“, fragte er deshalb. „Sie war perfekt und nicht einmal Celestia konnte ihn durchdringen und sie ist die Sonnengöttin! Wie konntest du es dann sehen?“ Die letzten Worte wurden von einem wütenden Knurren begleitet, weil es ihn frustrierte, dass sein so kompliziert gewebtes Lügengeflecht, das bislang allen Überprüfungen standgehalten hatte, mit dem er neu hatte anfangen wollen, so einfach über ihm zusammengebrochen war.
Also habe ich recht, dachte Derpy innerlich stolz jubilierend, da sie etwas herausgefunden hatte, was nicht einmal Twilight oder Celestia hatten herausfinden können, sagte aber laut: „Ich bin Poststute und liefere Briefe und andere Sachen überall hin nach Equestria. Ponyville mag klein und nicht unbedingt alt sein. Aber dennoch ist es ein Umschlagplatz für Post aus dem ganzen Land und so ist es auch nicht verwunderlich, dass dein Brief irgendwann dort landete um weiter befördert zu werden. Vor einer Woche sollte ich einen Brief ins nördliche Equestria bringen. Da wusste ich natürlich noch nicht, dass es deiner war. Ich wusste nur, wohin er gehen sollte. Den Absender konnte ich nämlich nicht lesen. Er war in einer mir unbekannten Form des Alt-Equestrischen verfasst worden. Ich dachte mir nichts dabei, da Alt-Equestrisch zwar keine Alltagssprache mehr ist, aber dennoch auf offiziellen Dokumenten Verwendung findet, vor allem bei Unterschriften aus der alten aristokratischen Klasse und flog los um den Brief abzuliefern. Ich hatte den Brief schon in den Briefkasten gesteckt, als ein Pegasus-Hengst aus der kleinen Villa trat, der genauso aussah wie du! Zuerst dachte ich, du seist es selbst. Aber dieser Hengst benahm sich so anders als du, sehr viel zurückhaltender und weniger arrogant und stolz auf seine Herkunft. Da erkannte ich, dass das hier der echte Arbmos sein musste und wer sich hinter der Fassade in Ponyville verstecken musste. Denn es kann ja schließlich keine zwei Individuen mit derselben Gestalt und Vergangenheit geben.“
„Sehr schlau kombiniert und da du ja nun weißt, wer ich wirklich bin, ist diese Form nicht mehr notwendig.“, seufzte Sombra schon etwas enttäuscht und nach einem kurzem Satz in Alt-Equestrisch, der in etwa so klang wie ´Discedite a me´, also ´Weichet von mir´, verschwand der Pegasi mit schwarzem Rauch.
Nachdem dieser sich verzogen hatte, stand vor der Stute ein überaus großer und imposanter Hengst mit rotglühenden Augen, tiefschwarzer Mähne und tiefschwarzem Schweif, schwarzgrauem Fell, gebogenem Horn, silberner Krone, Rüstung an Hufen und Brust, rotem Umhang und ungewöhnlich spitzen Zähnen.
So stattlich, dachte Derpy. Er sieht fast so gut aus wie Scarlett, wenn nicht sogar besser. Beim Gedanken an diesen Idioten musste sie sich schütteln. Mit etwas Glück würde sie ihn nie wieder sehen, so lange würde er im Gefängnis schmoren.
Dennoch faszinierte Sombra sie und so näherte sie sich diesem, der zwar leicht zusammenzuckte, sich aber die Musterung gefallen ließ. „Bist du etwa ein Fleischfresser?“, erkundigte sich die Stute nachdem sie die Zähne in seiner Schnauze näher in Augenschein genommen hatte.
„Hast du etwa keine anderen Sorgen?“, war Sombras fassungslose Reaktion. Diese Stute hatte herausgefunden, dass hinter Arbmos eines der stärksten Einhörner des Landes steckte, hatte ihn sogar zu sich eingeladen und dann machte sie sich über solche niederen Dinge wie seine Zähne Gedanken? War ihr denn nicht klar, dass er bei einer Stute ohne Magie, wie sie es ja war, viel Schaden anrichten konnte? Umso erstaunter war er über ihre Antwort.
„Warum sollte ich?“, hörte er sie ziemlich gleichgültig sagen. „Du hast mir immerhin bis jetzt nichts getan und wirst mir gewiss auch weiterhin nichts tun.“
„Bist du dir da wirklich so sicher?“, fragte Sombra. „Ich könnte dir beispielsweise die Erinnerung an deine Entdeckung nehmen. Dann wäre meine Tarnung wieder vollkommen. Glaube mir. Für jemanden, der ganz Ponyville und sogar alle vier Prinzessinnen täuschen kann, wäre das kein Problem.“
„Dennoch hast du es nicht getan.“, hob die Stute hervor. „Und meine Frage hast du auch noch nicht beantwortet. Bist du ein Fleischfresser oder nicht?“
„Und wenn es so wäre?“, wollte er wissen und zeigte dabei demonstrativ seine spitzen Zähne. „Hättest du dann Angst vor mir?“
„Natürlich nicht.“, meinte Derpy. „Das wäre nur natürlich bei solchen Zähnen.“
Diese Stute verwunderte ihn immer mehr. Sombra wusste nicht so recht, wie er mit ihr umgehen sollte. „Um deine Frage zu beantworten: Ich ernähre mich nicht nur von pflanzlicher Kost.“, sagte er schließlich irritiert, fügte aber noch traurig hinzu, da es ihn an Accacia erinnerte: „Früher allerdings, bevor ich dunkler geworden bin, war das anders.“
Derpy merkte sehr wohl, dass ihn dieses Thema sehr tangierte, also ließ sie ihn nachdenken und musterte ihn genauer. Die markante Schnauze mit den großen Nüstern und die kalten, stechenden Augen, die einen seltsam violetten Glanz abgaben, gaben ihm ein wildes Äußeres, ebenso wie das nun rot glühende Horn und die Zähne. Seine Züge wirkten aristokratisch, was ja auch nicht verwunderlich war, da er ja einst ein König gewesen war und für Derpy wirkte dieser Hengst alles andere als furchterregend, eher....begehrenswert.
Begehrenswert? Wie konnte sie nach dem, was mit Scarlett passiert war, schon wieder so etwas wie Begehren oder gar Liebe empfinden? Sie wollte es nicht. Aber dieser Hengst vor ihr war so anders als Scarlett, wirkte viel wilder und ungezähmter. Er stammte ja auch aus einer früheren Zeit, als Equestria noch nicht so friedlich gewesen war. Wie würde er dann erst eine Stute behandeln, wo er doch als archaischer Equestrier nicht viel von der Gleichstellung der beiden Geschlechter, die sich im Laufe von Jahrhunderten durchgesetzt hatte, wusste? Derpy hatte Angst, nicht vor Sombra, sondern dass ihr wieder so etwas wie mit Scarlett passierte.
Für Sombra indes war das alles neu, war diese Stute doch so ganz anders als alle Ponys, denen er bislang begegnet war. Kein Pony hatte ihn je in seiner alptraumhaften Form so angenommen wie er war. Seit seiner dauerhaften Verunreinigung durch die Krone, seit er von der Dunkelheit zerfressen worden war, war er gemieden und gefürchtet worden. Selbst Accacia hatte sich von ihm abgewandt und war mit ihrem sechsjährigen Sohn Arbmos vor ihm geflohen, bis er wieder er selbst sei, hatte sie gesagt, was natürlich nie passiert war.
Seitdem hatten sie sich voneinander entfremdet und wie er nach seiner Rückkehr herausgefunden hatte, hatte sich Accacia sogar wieder einen neuen Gefährten genommen. Sombra schüttelte sich. Er hatte seiner Gefährtin und ihrem gemeinsamen Sohn alles gegeben, selbst ein langes Leben und als Dank hatten sie ihn hintergangen!
All dies hatte er erst erfahren, nachdem er sich ein weiteres Mal erholt hatte. Zuerst hatte er sie bestrafen wollen. Dann aber hatte ein Plan vor seinem inneren Auge Gestalt angenommen und er hatte Accacia versprochen, sie und ihren neuen Freund in Ruhe zu lassen, vorausgesetzt sie ließen ihn Arbmos´Gestalt und Geschichte für einen Neuanfang nutzen.
Diese hatte sofort zugestimmt und seitdem war er Arbmos und hatte seine Verkleidung nicht einmal abgelegt, wenn er schlief.
Heute war das erste Mal seit Tagen, dass er sich wieder wie er selbst fühlte und es war befreiend. Allerdings war mit der Verkleidung auch sein natürlicher Schutz gegen die Dunkelheit der Krone gewichen. Das verursachte, dass seine negativen Gedanken an Accacias ´Verrat´an ihm so stark um sich griffen, dass selbst Derpy sie spüren konnte und etwas zurückwich.
„Geht es dir gut?“, fragte die Stute und holte Sombra so zurück aus der Dunkelheit. Dieser schüttelte sich und schloss seine Augen um sich wieder zu beruhigen. Seine dunkle, zum Teil oft sehr desaströse Magie wich nur langsam zurück und zwischen zusammengekniffenen Kiefern presste er mühsam hervor: „Ich musste nur an früher denken und das war nicht gerade sehr angenehm.“
„Das kann ich mir vorstellen.“, sagte Derpy. „Wenn ich so viele unschöne Sachen getan hätte wie du, hätte ich auch Alpträume.“
„Hüte deine Zunge!“, zischte Sombra und stampfte mit seinen beiden Vorderhufen so sehr auf den Holzboden, dass dieser tiefe Risse bekam. „Als ob du nie etwas getan hättest, dass dich verfolgt und behaupte jetzt ja nicht das Gegenteil! Jeder hat eine dunkle Seite, selbst eure ach so geliebte Prinzessin Celestia!“
„Ich habe in der Tat auch eine dunkle Phase in meiner Vergangenheit.“, knurrte die Stute. „Aber ich versichere dir eines: Mit der Zeit wird alles besser und alles kann verziehen werden.“
Sombra wollte schon eine zweifelnde Antwort geben als ein kleines Fohlen in den Raum gestürzt kam. „Du tust meiner Mommy nichts!“, rief die kleine Einhorn-Stute, die gewisse Ähnlichkeit mit Derpy hatte, nur dass ihre Mähne blassgelb war und ihr Fell eine blassviolette Farbe hatte. Mutig stellte sie sich breitbeinig und mit gesenktem Haupt zwischen Sombra und ihre Mutter.
„Dinky!“, tadelte diese. „Was machst du denn hier? Habe ich dich nicht ins Bett geschickt? Du musst doch morgen wieder in die Schule, schon vergessen?“
„Ich konnte nicht schlafen und da habe ich zufällig gehört, wer ER ist.“, erwiderte Dinky schnaubend. „Der große Oberbösewicht soll dir nichts antun!“
Die letzten Worte klangen wie eine Herausforderung und Derpy musste lächeln. „Keine Angst, Dinky. Alles wird gut.“, versicherte sie und streichelte dabei ihren Schatz, der ihr alles bedeutete. Sombra konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Genauso hatten er und Accacia sich um Arbmos gekümmert, vor seiner Verwandlung und diese Dinky schien ebenso kühn zu sein wie ihre Mutter, wenn auch etwas forscher. Nur schien hier etwas Wichtiges zu fehlen. „Darf ich fragen, wo der Vater der Kleinen ist?“, erkundigte sich Sombra vorsichtig, da dieses Thema durchaus heikel sein konnte.
„Der ist dort, wo er hingehört!“, zischte Dinky wütend.
„Weiß sie etwa, was mit ihm passiert ist?“; fragte Sombra erstaunt.
„Ich habe nichts vor meiner Tochter zu verbergen.“, brummte Derpy etwas verstimmt, da sie nun wieder an Scarlett denken musste. „Schon gar nicht, wenn es um IHN geht. Das einzig Gute, das er mir hinterlassen hat, ist Dinky!“
9 Jahre zuvor
Scarlett Hooves war kein angenehmer Zeitgenosse. Ihn hatte es schon immer gestört, dass er nur mäßiges Talent für Magie gehabt hatte und deshalb auch nicht auf die Schule für begabte Einhörner aufgekommen worden war, die Celestia in Canterlot leitete. Mit der Zeit war er immer verbitterter geworden und als er eine Stute für sich gewonnen hatte, hatte er diese dazu genutzt, seine angestaute Wut an dieser abzulassen. Dadurch war Derpy häufig verletzt worden, nur schien es heute schlimmer als jemals zuvor zu sein.
Sein wütendes Gesicht sah sie herablassend an. Hatte Derpy es gerade tatsächlich gewagt, ihm zu widersprechen? Das konnte er nicht zulassen, da sie sich sonst von ihm lossagen würde und so schlug er sie mehrmals mit aller Kraft, bis seine Hufe voller Blut waren und Derpy zusammenbrach.
Vorsichtig näherte er sich der am Boden liegenden Stute und beschnupperte diese mit seiner Schnauze. Sofort wich er erschrocken zurück. Ihr Herz schlug kaum noch und wenn sie hier noch mehr Blut verlor, würde sie sterben und man würde ihn des Mordes beschuldigen. Immerhin war es kein Geheimnis, dass er sie schlug und so hievte er die Stute auf seinen Rücken und brachte sie in Canterlots Krankenhaus.
Dort brachte man sie sofort in den Operationssaal und obwohl ihre Schnauze blutig geschlagen worden und gebrochen und eines ihrer Auge zugeschwollen war sowie mehrere ernsthafte innere Verletzungen hatten festgestellt werden können, überlebte sie, fiel jedoch in ein tiefes Koma, aus dem sie wahrscheinlich nie wieder erwachen würde.
Nur war Scarlett umso schockierter, als man ihm sagte, Derpy sei schwanger gewesen und dass sie das Kind wahrscheinlich verlieren würde. Davon hatte er nichts gewusst. Würde Derpy also jemals aufwachen und erzählen, dass er am Tod eines Ungeborenen schuld war, so war er gewiss verloren. Denn auf Kindsmord standen harte Strafen und das wollte er nicht. Er konnte sie aber auch nicht einfach hier umbringen, da man das sofort mit ihm in Verbindung bringen würde. Also beschloss er, mit seinem Geld einen Auftragsmörder anzuheuern.
Equestria mochte nahe daran sein, eine Utopie zu sein. Aber auch dieser Staat hatte seine Schattenwelt und zu dieser hatte Scarlett beste Kontakte, wegen seiner zwielichtigen Geschäfte im Bankengeschäft.
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Derpy Hooves träumte von einer besseren Welt, wo sie mit einem netten braunen Hengst namens Time Turner/Doktor Whooves/Doktor Hooves zusammen war, der in einem seltsamen Gerät durch die Zeit reiste. Dort war sie glücklich, hatte alles, was sie sich nur vorstellen konnte. Nur war das alles nicht echt. Das wusste sie, da sie Scarlett und das, was er getan hatte, nicht vergessen hatte.
Sobald sie das erkannt hatte und nachdem sie die andere Derpy gewarnt hatte, dass eine große Gefahr auf sie lauerte, und mit einem seltsamen Gerät berührt hatte, verfinsterte sich alles und sie schlug die Augen auf, nur um einen schwarzen Pegasus-Hengst zu erkennen, der in seinem Mund eine Spritze hielt, die eine goldene Flüssigkeit beinhaltete.
Sie wusste sofort, dass das kein Arzt war, konnte zwar nicht sagen, woher. Aber sobald er die Spritze mittels Magie in die Flüssigkeit einbringen wollte, die sie intravenös mit Nährstoffen versorgte, sprang Derpy auf, erfüllt von ungewöhnlicher Stärke und griff den Hengst an.
Der entstehende Tumult alarmierte die Ärzte und Schwestern und sobald diese angekommen waren, konnten sie einen ihnen unbekannten Hengst bewusstlos am Boden liegend sehen. Nur war von Derpy keine Spur zu finden.
Diese war nämlich zu Scarlett aufgebrochen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er schuld war am Tod ihres zweiten Fohlens. Lange hatte sie es nicht gewagt, sich ihrem Partner zu widersetzen. Nun jedoch hatte er es übertrieben und sie wollte Rache für ihr totes Kind.
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„Er hat mir nicht nur mein zweites Kind genommen und mich dadurch unfruchtbar gemacht, sondern hat mich sofort, nachdem er gedacht hatte, dass ich tot war, betrogen.“, schloss Derpy ihre Erzählung. „Da bin ich ausgerastet. Ich habe ihn vor den Augen dieser Hure, mit der er mich betrogen hat, zusammengeprügelt bis meine Hufe blutbeschmiert waren. Die königliche Garde konnte verhindern, dass ich ihn töte. Aber er war gekennzeichnet fürs Leben und hat, nachdem herausgekommen war, was er getan hat, sowohl das Sorgerecht für Dinky verloren als auch ist er für eine sehr lange Zeit im Gefängnis gelandet, wo er glücklicherweise heute noch sitzt.“
„Zu meiner Zeit und Herrschaft hätte man ein solches Verbrechen mit dem Tod gesühnt.“, hob Sombra wutschnaubend hervor. „Du hast schon richtig reagiert. Es gibt nichts Widerwärtigeres als ein Neu- oder gar Ungeborenes zu töten!“
Derpys Augen weiteten sich. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass es Sombras Tyrannenherrschaft von vor 1003 Jahren solche Gesetze zum Schutz ungeborenen Lebens gegeben hatte, dass Sombra solch eine weiche Seite hatte. In den Büchern, die zu dieser Zeit seit seiner zweiten Niederlage verfasst wurden, wurden stets nur die negativen Aspekte seines Schaffens verdeutlicht und alles andere weggelassen. Derpy konnte nicht anders als gewisse Sympathien für diesen Hengst zu entwickeln, auch wenn sie noch immer wegen der Grausamkeit Scarletts traumatisiert war und zögerte. Jedoch musste sie unbedingt Sombra darauf hinweisen, dass er in der Moderne anders denken musste. „Du redest von Zeiten, die dunkler und archaischer waren.“, meinte Derpy. „Das Equestrische Mittelalter ist schon längst vorbei. Wir leben in der Moderne. Heutzutage regeln wir alles anders. Die Todesstrafe ist seit siebenhundert Jahren nicht mehr angewendet worden.“
„Weil ihr in verweichlichten Zeiten lebt.“, brummte Sombra. „Celestia ist eben weich geworden. Sie hatte immerhin keine Bedenken, als sie mich, Discord und dann Nightmare Moon besiegte. Wenn du mich fragst, wollte sie nur politische Rivalen loswerden, obwohl es stimmt, dass ich durchaus tyrannisch geherrscht habe. Ich hätte gewiss genauso gehandelt. Aber zu einer ganz anderen Sache: Wann hast du zuletzt eine Auszeit genommen? Du siehst sehr erschöpft aus.“
„Keine Ahnung.“, entgegnete Derpy müde mit glasigem Blick und fragte sich, ob sich Sombra wirklich um sie sorgte oder sie einfach nur aufziehen wollte. Sie wollte, dass ersteres wahr war, konnte es aber nicht sagen.
Sie fühlte sich so ausgelaugt, so erschöpft, dass sie ihren Kopf zwischen ihre Vorderhufe legte, neben Dinky, und kurz darauf fortfuhr, mit viel leiserer Stimme: „Ich musste einfach etwas tun um nicht verrückt zu werden und Arbeit schien mir da das Richtige zu sein.“ Als sie schließlich verstummte, war ein leises Schnarchen zu hören. Derpy Hooves war eingeschlafen.
Die Strapazen der letzten Tage und die Erinnerung an jenem Tag vor neun Jahren, der ihr so viel gekostet hatte, hatten ihren Tribut gefordert.
Sombra sah die Stute mit einem sanften Lächeln an und ließ mittels Magie eine nahe Decke über sie und ihr Fohlen schweben.
Warum bin ich nur so nett zu ihr?, fragte er sich. Sie ist eine Bedrohung. Sie hat herausgefunden, wer ich bin und kann alles ruinieren. Setze einen Gedächtnislöschzauber ein und damit hat sich das dann erledigt. Die Einflüsterungen der Krone ließen solche und ähnliche Sätze immer wieder in seinen Gedanken auftauchen, aber letztendlich konnte er sich nicht dazu durchringen, ihr etwas Derartiges anzutun, ganz einfach, weil sie ihn in ihrer Unschuld und leichten Naivität zu sehr an Accacia erinnerte und dieser hatte er ja auch nichts angetan auch wenn sie ihn betrogen hatte. Aber auch Derpys Tochter hatte es ihm irgendwie angetan. Sie war mutig, wusste, was sie wollte und er konnte sie nicht durchschauen und auch jetzt überraschte sie ihn wieder.
„Meine Mama scheint dich sehr zu mögen. Wirst du mein neuer Papa?“, hörte er sie nämlich leise fragen und kurz darauf erschien ihr kleiner Kopf von unter der Decke und sah ihn eindringlich an.
Diese einfache Frage aus dem Mund eines einfachen Fohlens traf Sombra wie ein Meteor. Er war 1000 Jahre gefangen gewesen. Dabei hatte sich jede Menge Wut angesammelt und ausgerechnet eine Pegasus-Stute mit Behinderung, die zu seiner Zeit wohl nicht lange überlebt hätte, und deren Tochter hatten es geschafft zumindest einen Teil der Düsternis zu vertreiben, die seine Seele so lange in Besitz gehalten hatte.
Nun wusste er allerdings nicht, was er antworten sollte. Er war es gewohnt zu befehlen und dass man ihm gehorchte und ihn fürchtete. Selbst sein eigener Sohn, den seine Gefährtin fast alleine aufgezogen hatte, und seine Accacia hatten ihn am Ende gehasst und gefürchtet. Hass und Machtgier hatten seine letzte Phase als König begleitet und nun hatte er gleich zwei Ponys gefunden, die ihn nicht für das, was er getan hatte, zu hassen oder zu fürchten schienen. Bald stand deshalb seine Entscheidung fest.
Auch wenn er noch nicht so weit gehen wollte, sich gleich mit dieser Derpy zu verheiraten, so wollte er dennoch dafür sorgen, dass es ihr und ihrer Tochter besser ging.
Sie hatten mehr als dieses ärmliche Leben verdient und so nickte er sehr zu Dinkys Freude und streichelte diese am Kopf.
Kapitel 3 – 100.000 Bits
Gleich am nächsten Morgen, in aller Frühe, noch bevor Dinkie oder Derpy aufgewacht waren, machte sich Sombra zur Ponyviller Poststation auf, die sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befand, zum schnellen Weitertransport von Waren und Briefen.
Im Inneren des Gebäudes herrschte noch keine rege Betriebsamkeit. Dafür war es einfach noch zu früh. Lediglich ein gelbes Pegasi, das größte, das er jemals gesehen hatte, war dort und saß hinter einem Tisch, wo es gerade Briefe in zwei Stapel ordnete. Sombra nahm an, dass der eine für den Norden und der andere für den Süden Equestrias war, wusste es aber nicht genau.
Der erste Zug, so wusste Sombra jedenfalls, würde erst in einigen Stunden ankommen, sodass der Leiter der Poststation, dessen Name der ehemalige König vergessen hatte, auch wenn er hier schon mehrmals gewesen war, Zeit für jene Dinge hatte, die noch vom Vortag übrig geblieben waren.
„Mister Arbmos.“, grüßte ihn das große, stämmige Pegasuspony herzlichst als es ihn bemerkte und ergriff dabei seinen Huf und schüttelte diesen. „Was kann ich zu so früher Stunde für Sie tun? Möchten Sie wieder einen Brief nach Norden schicken?“
Sombra war solche Gefühlsausbrüche nicht gewohnt und mochte es auch nicht, wenn man ihn so anfasste, beschloss aber sich zurückzuhalten. „Nein, es geht um ihre Mitarbeiterin Derpy Hooves.“, erwiderte er, der wieder als Arbmos unterwegs war, da hier niemand wusste, wer er wirklich war und das sollte auch noch so lange so bleiben, bis er sich offenbaren wollte.
„Was hat sie dieses Mal kaputt gemacht?“, murrte sein Gegenüber. „Langsam sollte ich sie doch feuern. So viel Ärger ist sie definitiv nicht wert. Wären ihre Eltern nicht so gute Freunde von mir gewesen, hätte sie schon längst ihre Anstellung verloren. Was auch immer sie kaputt gemacht hat, wir werden es ersetzen.“
„Sie hat nichts kaputt gemacht.“, knurrte Sombra leicht erbost. Wenn er hier das Sagen hätte, wäre dieser Pegasi gefeuert worden und Derpy hätte seine Stelle bekommen.
Er wusste selbst nicht, wo so plötzlich diese Wut herkam. Aber wenn jemand eine hart arbeitende Stute, die nur das Beste wollte für ihr Kind, so sehr verunglimpfte, würde er diesen am liebsten auspeitschen lassen. Aber er atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen und sein Vorhaben doch noch auszuführen und ergänzte schließlich: „Ich bin lediglich hier, um sie für die nächsten paar Tage zu entschuldigen. Sie braucht dringend Urlaub.“
„Mmm, das mag wohl stimmen.“, pflichtete ihm der Hengst bei. „Sie hat sehr hart gearbeitet und viele Überstunden angesammelt. Nur wer ersetzt mir eine so tüchtige Arbeiterin wie Derpy?“
Erst schimpft er so über sie und dann so etwas, dachte Sombra erzürnt. Eine billige Arbeitssklavin willst du, mehr nicht.
Dann besann er sich eines Besseren. Hatte er nicht selbst die Kristallponys bei seiner Rückkehr vor gar nicht allzu langer Zeit als seine Sklaven bezeichnet? Was also unterschied ihn von diesem Pegasi, der das Postamt leitete? Eigentlich nur sein ehemaliger Rang und seine mächtige Magie und beides konnte er nicht anwenden, wenn er es wirklich ernst meinte mit seinem Vorhaben.
„Würde das als Entschädigung reichen?“, fragte er deshalb und holte mit seiner Schnauze einen großen, schwer aussehenden Sack aus seiner Satteltasche, den er kurz darauf auf den Tisch warf. Dabei wurden zwar die Briefe vom Tisch gefegt, die der Pegasi so schön geordnet hatte, aber dessen Wut verwandelte sich schnell in Entzücken, als der Sack sich öffnete und viele Goldmünzen aus ihm herausfielen.
Große, gierige Augen ruhten darauf. So viele Bits hatte der Postangestellte offenbar noch nie auf einem Haufen gesehen und um sich zu vergewissern, ob er nicht träumte, berührte er mit einem Huf die Goldmünzen, die sich definitiv echt anfühlten. „Das müssen mehrere zehntausend Bits sein.“, stammelte der Pegasi und konnte seinen Blick einfach nicht davon lösen.
Wie ich es mir gedacht habe, grinste Sombra. Es hat sich doch nicht alles geändert. Geld regiert nach wie vor die Welt und man kann sich fast alles kaufen. Laut aber sagte er: „Genau genommen sind es 100.000 Bits. Ist das genug um Derpy Hooves´ Abwesenheit auszugleichen?“
Das gierige Glitzern in den grünen Augen des Pegasi beantwortete seine Frage mehr als genug. Die Goldmünzen hatten ihr Ziel erreicht und Derpy Hooves würde die nächsten Tage ohne Probleme und ohne Angst, dass sie womöglich deswegen gefeuert werden würde, frei nehmen können und das war erst der erste Schritt um es ihr zu erleichtern.
Zwar wollte er, dass sie am liebsten gar nicht mehr so hart arbeitete, aber wenn er sie richtig einschätzte, würde das ihr Stolz nicht erlauben. Also ging er zu seinem zweiten Ziel, damit Mutter und Tochter wenigstens etwas Zeit miteinander verbringen konnten.
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Vor dem rot angestrichenen Gebäude mit Dach und kleinem Glockenturm hatten sich schon mehrere Fohlen versammelt, die darauf warteten, dass ihre Lehrerin eintraf.
Cheerilee sah sofort, dass etwas anders war als sonst, denn ihre Schüler und Schülerinnen standen um einen großen, stattlichen Pegasus-Hengst, der es stoisch über sich ergehen ließ, dass man ihn musterte und anfasste.
Sofort, als er sie jedoch bemerkte, schob er die Fohlen beiseite, die enttäuscht stöhnten, und ging auf sie zu.
„Kann ich ihnen helfen?“, fragte Cheerilee und versuchte krampfhaft einzuordnen, woher sie diesen Hengst nur kannte. Aber es wollte ihr einfach nicht einfallen und erst als sich dieser als Arbmos vorstellte, wusste sie, wen sie da vor sich hatte. Aber was wollte ein Prinz von ihr? Ihr etwa Avancen machen? Sie fände es gewiss schön, von einem adligen Pony verführt zu werden. Welche Stute träumte nicht von ihrem Prinz Charming?
Diese Annahme stellte sich jedoch schnell als falsch heraus. Arbmos bat sie nämlich nur darum, Dinky ein paar Tage vom Unterricht freizustellen, damit sie Zeit mit ihrer Mutter verbringen konnte und da Cheerilee wusste, wie hart Derpy arbeitete, stimmte sie sofort zu.
Daraufhin verließ Arbmos sie wieder und die Lehrerin kam nicht umhin sich zu fragen, ob er und Derpy etwas am Laufen hatten. So kam es, dass sich Gerüchte verbreiteten, die bald in ganz Ponyville umgingen.
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Langsam öffnete sie ihre Augen. Sie befand sich immer noch mit Dinky, die sich eng an sie geschmiegt hatte, auf dem Boden liegend.
Eine Decke lag auf ihr und Derpy nahm an, dass Sombra sie auf sie gelegt hatte. Wenn das stimmte, ruhte unter dieser harten Schale ein sehr weicher Kern und es würde ihr ihre Entscheidung durchaus erleichtern, ob sie es mit diesem Hengst versuchen sollte.
Bei dem Gedanken daran musste sie frösteln. Dann jedoch fiel ihr Blick auf die Wanduhr und vor Entsetzen weiteten sich ihre Augen.
Es war bereits 10:15 Uhr! Sowohl sie als auch Dinky hatten verschlafen! Für ihre Tochter mochte das Ganze vielleicht keine Konsequenzen haben. Aber ob sie mit ihrer Behinderung und Schusseligkeit so schnell wieder eine Anstellung finden würde, war fraglich.
Also erhob sie sich schnell, was auch Dinky aufweckte und nachdem sie sich frisch gemacht hatten, begaben sie sich gemeinsam in die Küche, die erfüllt war von angenehmen Gerüchen und wo sie bereits von Sombra erwartet wurden.
Er hatte seine Verkleidung abgelegt, trug eine Kochschürze und hatte ihnen ein kleines Festmahl zubereitet.
Die Hälfte der Speisen konnte sie nicht einmal benennen. Aber das, was sie kannte, ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sombra erklärte ihr, was er alles für sie gemacht hatte. Als Vorspeise gab es Nusslöwenzahnsahneeis, danach als Hauptgang ein Gänseblümchensandwich mit Heu-Pommes und als Nachspeise eine Kresse-Pilzsuppe.
„Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“, merkte Derpy an während sie sich neben ihn hinsetzte.
„Ein kleines Hobby von mir aus einer Zeit als ich noch kein König war.“, grinste Sombra.
„Ich fürchte nur, wir müssen das Essen so kurz wie möglich halten.“, entschuldigte sich Derpy während sie etwas von dem Eis zu sich nahm, das als Vorspeise vor ihr stand. „Mein Arbeitgeber wird mir gewiss eine gewaltige Strafpredigt halten und Dinky muss auch noch in die Schule.“
„Nicht unbedingt.“, erwiderte Sombra lächelnd. „Du hast heute und auch die nächsten Tage frei und Dinky darf auch zuhause bleiben. Cheerilee hat es erlaubt.“
„WAS?“, fragte Derpy erstaunt. „Wie hast du das denn bitteschön geschafft? Ich habe es immer wieder versucht. Aber meine Anfragen wurden abgeschmettert.“
„Oh, 100.000 Bits haben seine Meinung geändert.“, entgegnete Sombra und Derpy fiel fast vom Stuhl als sie die Zahl hörte.
„100.000 Bits!?“, rief sie mit weit geöffneten Augen. „Dafür hätte man fast schon die gesamte Post kaufen können. Bist du wirklich so reich?“
„Eigentlich noch viel, viel reicher.“, meinte Sombra. „1000 Jahre Zinsen können so einiges bewirken. Aber ich wollte dich nicht mit meinem Vermögen verschrecken.“
„Das könntest du gar nicht.“, sagte Derpy seufzend. „Du hast schon mehr gemacht als dieser Scarlett in unserer ganzen Beziehung. Aber 100.000? Das kann ich dir doch nie im Leben vergelten. Jetzt sag mir nicht, Cheerilee hast du genauso viel bezahlt.“
„Ihr musste ich nichts bezahlen.“, hob Sombra hervor. „Sie ist anders als dein Chef ein Pony von Ehre und verstand es sofort als ich ihr sagte, dass Dinky ein bisschen Zeit mit ihrer Mutter verbringen will.“
„Heißt das, ich muss nicht in die Schule?“, fragte Dinkie freudestrahlend. „Und dass ich Zeit mit meiner Mutter verbringen kann?“
„Das heißt es.“, gab Derpy zurück und fuhr mit ihren Hufen durch Dinkys Mähne. „Danke Sombra. So gut war lange keiner mehr zu mir, außer vielleicht einer.“
„Glaub mir, du hast noch mehr verdient.“, hob der Hengst hervor.
„Mehr?“, erkundigte sich Derpy verwundert. „Du hast mir doch schon sehr geholfen. Wie könnte es noch besser für mich laufen?“
„Dieses Haus zum Beispiel.“, meinte Sombra. „Es ist alt und viel zu klein für deine Bedürfnisse. Wie fändest du eine bessere und größere Bleibe?“
„Aber meine Eltern haben es mir vermacht!“, protestierte Derpy. „Und nach ihrem Tod wollte ich ihr Andenken wahren indem ich hier eingezogen bin.“
„Glaub mir.“, versicherte Sombra ihr. „Du hast deinen Eltern Ehre gemacht und sie würden es verstehen, wenn du dieses Haus veräußerst.“
Sombras Worte machten Derpy sehr nachdenklich. Ihre Eltern, in einem schweren Sturm umgekommen, hatten ihr damals geholfen, als Scarlett ihr so übel mitgespielt hatte und man ihr fast Dinky weggenommen hatte, weil sie einen Hengst krankenhausreif geprügelt hatte. Aber ihre Eltern hatten den Richtern versichert, dass Derpy eine gute Mutter sei und die Schuld eher bei Scarlett zu suchen sei, da er das, was ihm passiert war, mit seinem Handeln erst provoziert hatte. Daraufhin war ihr das alleinige Sorgerecht für Dinky zugesprochen worden und sie war von Canterlot nach Ponyville gezogen, ins Haus ihrer Eltern. Kurz darauf waren ihre Eltern gestorben und der Verlust dieser, die ihr so geholfen hatten, hatte sie umso mehr getroffen und nun sollte sie das Haus aufgeben, in dem sie geboren worden war und an dem so viele positive Erinnerungen hingen?
Sie fröstelte und plötzlich konnte sie die Wärme eines anderen Körpers spüren, der sich eng an sie schmiegte. Sie hatte zunächst an Dinky gedacht, die sie hatte trösten wollen. Aber als sie aufsah, war dort Sombra, der seinen Kopf auf ihren Rücken gelegt hatte.
Sie errötete leicht, war sie es doch nicht gewöhnt, dass ein Hengst ihr derart nahe kam und ihr dabei zugleich solch positive Aufmerksamkeit schenkte.
Scarlett war stets so rüde gewesen, selbst während ihrer sexuellen Vereinigungen. Ausrechnet Sombra, einen ehemaligen Despot, so anders zu erleben wie ihren ersten Gefährten, war für sie noch unglaublicher.
„Du musst es nicht tun, wenn es dir nicht behagt.“, flüsterte Sombra ihr ins linke Ohr. „Dennoch denke ich nach wie vor, dass deine Eltern es verstehen würden.“
Nachdem Derpy über die Worte Sombras nachgedacht hatte, schmiegte sie schließlich ihren Kopf an den von Sombra und nickte.
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Es waren mehrere Tage vergangen seit Derpy ihr altes Haus verkauft hatte und kurz nach Twilights Geburtstagsparty, als sich die ehemaligen Elementträgerinnen im Nascheckchen trafen.
Twilight wollte etwas mit ihnen besprechen und so gesellten sie sich zu ihr, deren Blick über einem Buch ruhte, in das sie hin und wieder Notizen machte.
„Du wolltest uns sehen.“, merkte Rarity an und Twilight nickte.
„Es geht um diesen Arbmos.“, meinte die Prinzessin.
„Was ist denn mit ihm, Zuckerschnute?“, fragte Applejack.
„Seine Handlungen sind irgendwie seltsam.“, hob Twilight hervor.
„Seltsam inwiefern?“, wollte Applejack wissen.
„Nun, offenbar ist Arbmos steinreich.“, gab Twilight zurück.
„Wie reich?“, erkundigte sich Rarity, während ihre Augen funkelten. Seit dem Desaster mit Prinz Blueblood auf der Großen Galloping-Gala suchte sie nach einem neuen Prinz Charming und dieser Nachkomme Sombras schien wie geeignet für diese Rolle.
„Offenbar hatte König Sombra vor seiner Niederlage vor über 1000 Jahren mehrere Konten auf sieben equestrischen Banken und diese haben ein ganzes Millennium weiterbestanden und Zinsen gebracht. Heute beträgt sein Vermögen etwa 17 Milliarden Bits.“
Rarity spuckte den Erdbeer-Milchshake aus, den sie eben getrunken hatte. „17 Milliarden Bits!“, stieß sie erstaunt aus. „Das würde ja heißen, wenn Arbmos der Erbe dieses Vermögens sein sollte, dass er zu den reichsten Equestriern überhaupt gehört!“
„Nur Prinzessin Celestia und Prinzessin Luna können das überbieten. Aber das ist es nicht, was mich beschäftigt.“, meinte Twilight. „Ich finde es vielmehr seltsam, wie Arbmos dieses Vermögen in den letzten Tagen benutzt hat. Einmal hat er 100.000 Bits an das Postamt gezahlt und dann vor kurzem das leerstehende Haus am Ostrand der Stadt für eine halbe Million Bits erworben, viel mehr, als es eigentlich wert ist. Beides hat er offenbar für Derpy Hooves getan. Das Haus hat er sogar ihr überschrieben, sodass sie nun dessen offizielle Eigentümerin ist.“
„Derpy Hooves? Die Poststute? Warum sollte Arbmos so viel in sie investieren?“, wollte Applejack wissen.
„Ist das nicht offensichtlich?“, meinte Rarity etwas angesäuert, da sie schon wieder einen möglichen Prinz Charming verloren hatte. „Da ist definitiv Liebe im Spiel.“
Kapitel 4 – Hochzeit
vier Monate später
Mehrere Monate waren vergangen, bis Derpy endlich beschlossen hatte, den alles entscheidenden Schritt zu tun und nachdem Sombra gesagt hatte, dass er sie gerne heiraten wolle, waren sie beide zum Standesamt von Ponyville aufgebrochen.
Dieses war relativ neu, erst vor kurzem gegründet und befand sich im südlichen Bereich von Ponyville. Es war ein quadratisch angelegter Bau mit Flachdach und ihr guter Freund Hammer arbeitete dort.
„Guten Morgen.“, begrüßte Derpy diesen freudestrahlend.
„Hallo Derpy.“, strahlte das Erdpony mit dem Hammer als Schönheitsfleck zurück. „Du wirkst so glücklich. Was führt dich hierher?“
„Oh, ich wollte eigentlich meine Hochzeit anmelden.“, erwiderte Derpy.
„Hochzeit!?“, rief der Hengst erstaunt. „So plötzlich? Mit wem denn?“
„Du kennst ihn bestimmt.“, lächelte Derpy. „Es ist Arbmos.“
„DER ARBMOS?“, rief Hammer erstaunt. Er hatte Gerüchte gehört, die in diese Richtung gegangen waren, nur hatte er nicht glauben wollen, dass ausgerechnet seine beste Freundin einen adeligen Snob heiraten wollte.
„Ja.“, entgegnete Derpy. „Das kam ganz plötzlich und er ist auch hier, wenn du seine Unterschrift brauchst.“
Kurz darauf betrat ein etwas arrogant wirkender Hengst mit erhobenem Haupt das Standesamt und musterte Hammer eingehend. Dieser zuckte kurz zusammen. Irgendwie strahlte dieser Hengst dort eine Erhabenheit aus, gepaart mit seinem düsteren Blick, was ihn einschüchterte. Ihm entgingen jedoch auch nicht die Blicke, die sich dieser Arbmos und Derpy zuwarfen und das Glitzern in den Augen beider sprach Bände.
„Wenn ihr beide bitte dieses Dokument unterschreiben würdet.“, meinte Hammer schließlich und reichte Derpy ein Formular, das sie offiziell verloben und zugleich einen Termin für die Hochzeit festlegen würde.
Beide Verliebten lasen sich das Dokument durch und nachdem sie keine Unstimmigkeiten darauf entdecken konnten, hinterließen sie darauf ihren Hufabdruck.
„Jetzt fehlt nur noch das genaue Datum, damit überprüft werden kann, ob der Termin noch frei ist.“, meinte Hammer. „Schon eine Vorstellung, wann die Hochzeit stattfinden soll?“
„In genau zwei Wochen.“, meldete sich nun Arbmos zu Wort und seine tiefe Stimme ließ einen Schauer über den Rücken des Erdponys laufen.
„Wartet. Ich sehe mal, ob der Termin noch frei ist.“ Nach diesen Worten verschwand Hammer in einem Hinterzimmer, kam zurück mit einem Kalender und sagte dann: „Nun, offenbar ist der Tag noch zu haben.“
„Und wie sieht es mit der Nacht aus?“, erkundigte sich Arbmos. „Ich würde Derpy gerne heiraten, wenn der Vollmond am Himmel steht, wenn das geht.“
„Es ist zwar ein ungewöhnlicher Wunsch, aber er dürfte erfüllbar sein.“, meinte Hammer etwas argwöhnisch, aber er konnte keine Heimtücke in diesem Wunsch erkennen. Zudem wirkte er noch dazu sehr romantisch. Also trug Hammer einen Termin nach Mondaufgang ein, war aber über Derpys Wunsch, er und nur er allein solle sie trauen, sehr erstaunt. Jedoch erfreute es ihn auch, da es schon ein großer Vertrauensbeweis war, auch wenn ein bitterer Nachgeschmack blieb.
Denn eigentlich hatte er gehofft, dass Derpy sich irgendwann für ihn entscheiden würde. Immerhin waren sie sich seit ihrer Kindheit sehr nahe und dann war dieser Arbmos gekommen und hatte sie ihm weggenommen.
Vielleicht hat sie mich ja abgelehnt, weil ich ihr damals nicht geholfen habe, als Scarlett sie so misshandelt hat, dachte er. Warum habe ich das nur zugelassen? Weil ich zu feige war, mich gegen Scarlett durchzusetzen und das habe ich jetzt davon!
Nachdem Derpy gegangen war, seufzte Hammer tief und begab sich ins Hinterzimmer. Dort, unter den Dielen des Bodens, hatte er eine Flasche Alkohol versteckt und obwohl es noch nicht spät war und er eigentlich nicht während der Arbeit trinken durfte, genehmigte er sich einen Schluck.
Wer hätte ihn schon sehen können? Er war heute alleine im Amt und hatte Kummer und was half da besser, als diesen zu ertrinken, auch wenn ihm bewusst war, dass Derpy ihm nie willentlich wehtun würde.
Dafür waren sie zu gute Freunde und die Geste, ihn die Zeremonie leiten zu lassen, war auch ein Beweis dafür.
Also raffte er sich wieder auf, versteckte die Flasche wieder unter den Bohlenbrettern und hoffte, dass auch er eines Tages so viel Glück haben würde wie Derpy.
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Die Nachricht von der bevorstehenden Hochzeit verbreitete sich schnell in Ponyville und auch die ehemaligen Elementträgerinnen kannten kein anderes Thema.
„Sie heiratet ihn bestimmt nur wegen des Geldes.“, spekulierte Rarity.
„Das glaube ich kaum.“, mischte sich nun ein Erdpony-Hengst ein und setzte sich zu ihnen.
„Und du bist...?“, erkundigte sich Twilight.
„Stellvertretender Richter Hammer, Prinzessin.“, stellte er sich vor und nahm dann einen tiefen Schluck Erdbeermilch zu sich. „Die Blicke, die sich beide im Standesamt zuwarfen, als sie den Termin für ihre Hochzeit festlegten, waren die von Verliebten. Außerdem hat Derpy nichts von Geld erwähnt und ich würde wissen, wenn sie lügt. Immerhin sind wir gute Freunde.“
„Dennoch plauderst du hier Dinge aus, die sie betreffen!“, warf ihm Fluttershy mit ungewohnt lauter und harter Stimme vor.
„Ich bin nur etwas neidisch, mehr nicht.“; seufzte Hammer. „Ich wollte sie immer für mich gewinnen und dann kommt dieser Arbmos und nimmt sie mir weg. Aber ich gönne ihr ihr Glück, nach dem, was mit Scarlett passiert ist.“
„Scarlett?“, wollte Twilight wissen.
„Das war Derpys erster Ehemann, wenn ich mich nicht irre.“, antwortete Hammer. „Zumindest ist er als solcher in den offiziellen Dokumenten eingetragen. Nach der Scheidung von Scarlett hat niemand so richtig daran geglaubt, dass sie jemals wieder glücklich sein würde.“
„Scheidung?“, fragte Twilight erstaunt. „Was ist denn passiert?“
„So genau weiß das keiner.“; erwiderte Hammer. „Die meisten Informationen sind unter Verschluss. Aber es muss etwas ziemlich Unangenehmes gewesen sein. Deshalb würde ich auch sagen, dass da wahre Liebe im Spiel ist. Wer in seiner ersten Beziehung so schlechte Erfahrungen gemacht hat wie Derpy geht nicht leichtfertig in eine neue Beziehung, nicht einmal, wenn so viel Geld im Spiel ist.“ Daraufhin musste Hammer rülpsen und entschuldigte sich deswegen. „Ich habe heute Morgen wohl ein klein wenig zu tief ins Glas geschaut.“, grinste er und ging daraufhin leicht torkelnd davon.
Nun, das erklärt, warum er so redselig war, dachte Twilight, die sich noch nicht so mit dieser ganzen Sache anfreunden konnte. Sie war überzeugt, dass sich hinter diesem Arbmos ein düsteres Geheimnis verbarg und beschloss, obwohl eine Gedankenüberprüfung von Celestia den Hengst offenbar entlastet hatte, eigene Nachforschungen anzustellen. Immerhin konnte es kein Zufall sein, dass Arbmos rückwärts gelesen Sombra ergab.
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zwei Wochen später
Derpy fühlte sich so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte endlich einen Hengst gefunden, der so ganz anders war als Scarlett und sie zudem so liebte, wie sie war. Sie konnte ihr Lächeln an diesem für sie so historischen Tag nicht verbergen und auch Sombra schien es ähnlich zu gehen, grinste er sie doch auch freudestrahlend an und zwar schon die ganze Zeit.
Gemeinsam betraten sie die Stadthalle, wo sich fast ganz Ponyville versammelt hatte und beeindruckte ‚Ohs‘ und ‚Ahs‘ ausstieß als sie das schwarze, von Rarity angefertigte Hochzeitskleid Derpys sahen.
Es hatte nicht die traditionelle Farbe eines Hochzeitskleides, aber Derpy hatte die Farbe gewählt, um Sombra näher zu sein, der seinerseits einen grauen Anzug mit gelbem Umhang trug, um seiner zukünftigen Gemahlin näher zu sein.
Auch seine Kleidung war von Rarity angefertigt worden und Sombra konnte immer noch nicht glauben, dass er diesen Schritt nach dem Desaster mit Accacia erneut wagte. Aber dass sie die Farben des jeweils anderen trugen, zeigte ihre enge Verbundenheit und Sombra fühlte sich glücklich und von so viel Licht und Wärme erfüllt wie schon lange nicht mehr.
Auch die Krone schwieg in diesem Moment und er hatte nicht gedacht, dass jemand oder etwas diesen so schönen und perfekten Moment zerstören würde.
Aber gerade, als Derpy und Sombra vor Richter Hammer und der Bürgermeisterin von Ponyville standen, noch vor Beginn der eigentlichen Zeremonie, flogen die Türen der Stadthalle auf und eine erschöpfte Twilight Sparkle kam hereingestürmt, dicht gefolgt von ihren Freundinnen.
Spike, der wegen der Abwesenheit seiner Freundin frei gehabt hatte und zu dieser Hochzeit eingeladen worden war, drehte sich abrupt um und ahnte Schlimmes.
Twilight würde doch nicht etwa diese Hochzeit, den schönsten Moment im Leben seiner neuen Freundin Derpy ruinieren? Das würde er ihr nämlich nie verzeihen!
Dabei war es reiner Zufall gewesen, dass er sich mit der grauen Stute angefreundet hatte. Es war kurz nach dem Verlust der Elemente der Harmonie am Baum der Harmonie gewesen. Spike hatte einen freien Tag gehabt, den er hatte in seinem geheimen Drachenhord im Everfree Forest verbringen wollen. Wie jeder Drache nämlich sammelte Spike gerne und da er seine Freundinnen nicht hatte damit belasten oder gar wieder so eine Bestie wie damals werden wollte, hatte er sich eine Höhle hier gesucht, wo er Edelsteine aufbewahrte, auf denen er gerne schlief, so wie zuhause in der Bibliothek, wo er auch auf einzelnen Diamanten schlief.
Hier hatte er auch sie getroffen und mit seinem Feuer vor Timberwölfen gerettet. Es war überhaupt das erste Mal gewesen, dass er Feuer als Waffe eingesetzt hatte und Derpy war so dankbar gewesen, dass sie ihn mehrmals auf Dinky hatte aufpassen lassen.
Damals hatte er auch erfahren, wer sich wirklich hinter Arbmos verbarg und nachdem Spike den ersten Schock überwunden hatte, waren sie schnell Freunde geworden. Immerhin war der von Derpy geläuterte, neue Sombra ein äußerst angenehmer Gesprächspartner und seitdem hatte er Derpy, Dinky und Sombra fast täglich getroffen, noch im Geheimen. Schließlich wusste er nicht, wie Twilight reagieren würde, wenn sie herausfinden würde, dass er seinen Freundeskreis verbreitern wollte, außerhalb der üblichen Ponys, die er kannte und dass dazu auch noch Sombra gehörte.
Aber es überraschte und schockierte selbst ihn, als Twilight ohne Vorwarnung Sombra mit Magie angriff. Völlig überwältigt von dieser Attacke flog der Hengst durch die Luft und blieb regungslos vor einem entsetzten Hammer liegen.
„Twilight! Wie konntest du nur!“, empörte sich Spike und stellte sich schützend vor Sombra. „Wie konntest du nur meinen Freund verletzten!“
„Freund? Das ist Sombra, von dem wir hier sprechen!“, rief die Angesprochene und in der Tat verschwand Arbmos und sein wahres Ich kam zum Vorschein. Viele waren schockiert, eine jedoch war mehr als nur ein wenig wütend. „Ich wusste, dass er Sombra ist.“, zischte Derpy und fixierte Twilight mit vor Wut funkelnden Augen.
„Du wusstest es?“, staunte Twilight.
„Ich wusste es die ganze Zeit und bald wollte er sich offenbaren.“, schnaubte Derpy. „In der Tat war ich es, die herausfand, wer er wirklich war und es kümmerte mich nicht! Er hat mich immer gut behandelt. Wie konntest du es da wagen, mir meinen schönsten Tag zu versauen? Verschwinde, samt deiner Freundinnen!“
„Aber ich meinte es doch nur gut.“, meinte Twilight weinerlich. „Ich dachte, er habe dich verzaubert!“
„Kein Aber! Kein Zauber!“, hob Derpy kalt hervor. „Ich habe alles aus freiem Willen getan, so wie du auch. Hättest du erst mit mir gesprochen, wäre so etwas nicht passiert. Aber nein, du musstest unbedingt die Heldin spielen. Deshalb bist du hier auch hier nicht länger willkommen. RAUS HIER!“
Die letzten Worte schrie sie Twilight entgegen und mit gesenktem Haupt ging diese in Richtung Ausgang, blieb aber kurz stehen und blickte zu Spike, der sie seltsam distanziert ansah. „Komm Spike, gehen wir.“, sagte sie, aber die Reaktion ihres Assistenten überraschte sie umso mehr.
„Ich bleibe!“, betonte der kleine, violette Drache und überkreuzte demonstrativ seine Arme während sein Schwanz unruhig hin und her schwenkte.
„WAS!?“, rief Twilight.
„Du hast mich schon verstanden.“, gab Spike zurück. „Ich wusste auch, wer Arbmos war, zwar nicht so lange wie Derpy, aber lange genug. Eines kann ich dir sagen: Sombra ist nicht so böse, wie du vielleicht denken magst. Er ist sogar mein Freund geworden. Ja, ich hätte vielleicht diesen Vorfall verhindern können, wenn ich dir früher gesagt hätte, wer Arbmos wirklich ist. Aber genauso eine Reaktion wie heute fürchtete ich. Außerdem wollte ich seine Entscheidung respektieren, er wolle sich zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt offenbaren. Freunde tun so etwas und das weißt du auch. Zusätzlich habe ich mich selbst dazu entschieden, hier zu sein. Es war meine alleinige Entscheidung und es war gut! Du lässt mich NIE etwas selbst entscheiden, beziehst mich kaum bis gar nicht in deine Abenteuer ein. Das aber ist nun vorbei. Ich bleibe hier und damit basta!“
„Aber...“, wollte Twilight widersprechen, wurde aber rüde unterbrochen.
„Kein ´Aber´!“, zischte Derpy nämlich. „Wenn er bleiben will, kann er bleiben!“
Nachdem Twilight samt Anhang niedergeschlagen davongetrabt war, eilten Dinky, Derpy und Spike zu Sombra, der glücklicherweise nicht schwer verletzt worden war und kurz darauf wieder zu sich kam.
Verdutzt sah er sich um, nachdem ihm bewusst geworden war, dass er vor aller Augen als Sombra sichtbar war. Er erwartete negative Reaktionen, aber zu seinem Erstaunen waren die meisten Blicke, die auf ihn gerichtet waren, eher neugierig als feindselig.
„Was ist denn passiert?“, fragte er schwach und schüttelte seinen Kopf um die durch Twilights Zauber verursachte Benommenheit loszuwerden.
„Prinzessin Twilight Sparkle hat dich angegriffen, ohne dass du sie provoziert hast.“, antwortete Derpy und betonte dabei das Wort ´Prinzessin´ so abfällig wie möglich. „Tolle Prinzessin. Ich hoffe, sie landet dafür im Gefängnis. Geht es dir gut? Denkst du, du kannst die Hochzeitszeremonie fortsetzen?“
„Ich denke schon.“, nickte Sombra.
„Dann los!“, meinte Derpy fröhlich und fügte an die Gäste gewandt hinzu: „Macht doch keine solchen Trauergesichter! Das hier ist schließlich eine Hochzeit und keine Trauerfeier!“
Danach verlief alles wie gewünscht und nachdem sie gegenseitig die Ringe getauscht und sich das Ja-Wort gegeben hatten, küssten Derpy und Sombra sich leidenschaftlich und lange unter dem Jubel der versammelten Ponyviller. Noch mochte dieser Jubel etwas verhalten klingen. Aber mit der Zeit würden sie sich schon daran gewöhnen, dass Sombra fortan unter ihnen leben würde und dass er sich wirklich geändert hatte.
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Außerhalb der Stadthalle hatte sich Twilight niedergeschlagen auf eine der vielen Bänke gesetzt, umgeben von ihren Freundinnen.
Sie konnte nicht glauben, wie großen Mist sie eben gebaut hatte. Nicht nur hatte sie fast die Hochzeit einer Stute ruiniert, sie hatte auch einen Freund von Spike verletzt, wobei sie niemals auch nur daran gedacht hatte, dass Sombra jemals ein solcher werden würde.
Schließlich war dieser ja ein Tyrann der übelsten Sorge gewesen, der in Ponys nur seine Sklaven gesehen hatte, keine ebenbürtigen Individuen. Dass das nun anders sein sollte wollte sie noch nicht wahrhaben, auch wenn Spike sich gewiss nie mit ihm angefreundet hätte, wenn er ihn unterdrückte oder drohte.
Es gab immer noch die Möglichkeit, dass Sombra ihren Drachenfreund verzaubert hatte und so ganz wollte sie diese Möglichkeit nicht ausschließen, wenn man bedachte, wie leicht es ihm gefallen war, sie alle zu täuschen. Aber sowohl Spike als auch Derpy hatten angedeutet, dass Sombra seine Identität hatte bald enthüllen wollen, sodass Twilight eher davon ausgehen konnte, dass da kein Zauber im Spiel war.
Ja, sie hatte herausgefunden, wer Arbmos wirklich war und war stolz darauf gewesen. Immerhin hatte es umfangreiche Recherche im Kristallkönigreich und im hohen Norden erfordert um Sombra zu enttarnen.
Aber ihre erhitzte Tat heute hatte sie womöglich ihren besten Freund gekostet und das nur, weil sie so voreilig gewesen war und Sombra einfach so angegriffen hatte.
„Geht es dir gut?“, wollte Rarity wissen.
„Wie sollte es mir gut gehen?“, schnauzte Twilight sie an. „Ich und meine Voreingenommenheit! Das wird mit Spike niemals verzeihen!“
„Du hast es doch nur gemacht, weil du dachtest, Derpy stünde unter irgendeiner Art Manipulationszauber.“, warf Rainbow Dash ein. „Das muss doch auch irgendwas zählen!“
„Ich denke nicht, dass Sombra Spike oder Derpy jemals unter seiner Kontrolle hatte.“, gab Twilight zögerlich zurück. „Da ist echte Liebe und echte Freundschaft im Spiel und seien wir mal ehrlich. Wie oft haben wir Spike außen vor gelassen? Ich habe ihn und seine Arbeit einfach als zu selbstverständlich angesehen und erst Sombra musste mir zeigen, wie tief doch das Zerwürfnis zwischen mir und Spike wirklich ist.“
Twilight legte traurig ihren Kopf zwischen ihre Hufe und begann zu schluchzen. „Das wird schon wieder.“, versuchte Fluttershy sie zu trösten. „Ich bin sicher, morgen sieht alles anders aus.“
„Denkt ihr wirklich?“, fragte Twilight hoffnungsvoll.
„Aber sicher doch. Jedem unterlaufen schließlich einmal Fehler und keiner von uns hat ahnen können, dass Sombra kein Bösewicht mehr ist.“, meinte Applejack abschließend, aber auch das beruhigte Twilights angespannte Nerven nur bedingt.
Kapitel 5 – Nachwehen
`Das ist falsch!´, hörte er eine tiefe Stimme in seinem Inneren, die jedoch leiser war als jemals zuvor. ´Tu es nicht! Es wird deine Macht schwächen!´
Da mochte die Krone durchaus Recht haben. Schließlich war sie ein Teil von ihm und je mehr Licht ihn durchflutete umso weniger Einfluss hatte sie. Aber auch dieses Mal, wie schon so oft, wenn es um Derpy ging, beugte er sich nicht seiner dunklen Seite und behielt die Oberhand. ´´Du hältst schön die Schnauze!´´, zischte er innerlich. ´´Ich will es und nicht einmal du kannst mich daran hindern!´´
´Ach, sei doch kein Spielverderber.´, war die Antwort und dieses Mal meinte Sombra ein Lachen zu vernehmen. ´Das war doch nur ein Spaß. Ich mag von deinen negativen Gefühlen zehren. Aber auch ich bin anpassungsfähig und kann auch positive Energien aufnehmen, wenn auch schwieriger. Los, hab dein Vergnügen. Ich zehre davon!´
Sombra seufzte. Manchmal war die Krone echt undurchschaubar und er wusste auch jetzt nicht, ob sie wirklich auch positive Gefühle verarbeiten konnte. Immerhin war sie zu Anfang der Zeit als Instrument der Dunkelheit erschaffen worden.
Sie war nicht unbedingt ein eigenes Lebewesen, gewann aber Autonomie und Eigenleben durch die negativen Gefühle und die Dunkelheit im Herzen seines Trägers, die sie zu verstärken wusste. Zumindest hatte sie ihm das vor über 1000 Jahren gesagt, als er sie zum ersten Mal aufgesetzt hatte, weil er deren Macht gespürt hatte.
Aber offenbar konnte sie auch anders ´leben´, auch wenn Sombra nichts riskieren wollte. Die Krone würde ihm seinen schönsten Abend nicht ruinieren.
Bald standen sie sich einander gegenüber und musterten sich. Gierig blickten seine Augen auf Derpy. Er begehrte sie mehr als jemals zuvor und offenbar war sie auch so weit. Aber er hatte Angst. Noch nie hatte er eine Stute in seiner jetzigen Form geliebt und er wusste nicht, wie die Krone reagieren würde und ob diese die Wahrheit gesagt hatte.
„Bist du dir sicher deswegen?“, fragte Sombra deshalb zögerlich und sah weg. „Meine dunklen Kräfte könnten ausufern und dir wehtun!“
„Dann lass uns die Dunkelheit vertreiben. Es ist immerhin unsere Hochzeitsnacht!“, grinste Derpy und stürzte sich wild auf den dunklen Hengst, der vergnügt grinste und jauchzte. Sie hatten es nicht einmal ins Bett geschafft und machten es nun auf dem Boden.
Sombra konnte gar nicht mehr aufhören vor Vergnügen und Freude zu stöhnen. So ausgeglichen und ruhig wie in dieser Nacht hatte er sich lange nicht mehr gefühlt.
Er konnte sich sogar kaum noch an einen solchen Moment erinnern und erst nach langem Nachdenken fiel ihm ein, dass er sich zuletzt vor seinem Kontakt mit der Dunkelheit so gefühlt hatte. Zwar war die Dunkelheit immer noch in ihm, aber Sombra konnte doch spüren, dass er sie endlich zähmen konnte und das nur dank Derpy.
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Für Twilight waren die nächsten Tage weniger schön. Ihr Angriff auf Sombra hatte ein juristisches Nachspiel. Immerhin hatte sie einen Hengst, der offiziell als equestrischer Staatsbürger galt, wenn auch als Arbmos und nicht als Sombra, in aller Öffentlichkeit angegriffen ohne provoziert worden zu sein und diese Sache wurde immer noch verhandelt. Auch hatte sie deswegen einen Tag im Gefängnis verbringen müssen, bis Celestia sie herausgeholt hatte.
Aber das bedrückte Twilight kaum und würde sich gewiss wieder legen. Sie hätte zwar nach Ende des Prozesses einen Skandal und eine Vorstrafe am Hals und das als neueste Prinzessin Equestrias.; viel schlimmer erschien ihr im Moment jedoch die Sache mit Spike. Er war nach der Hochzeit nicht nach Hause gekommen und als sich das violette Alicorn erkundigt hatte, hatte sie erfahren, dass er bei Derpy geblieben war.
Selbst als sie ihn persönlich aufgesucht und gebeten hatte, mit ihr in die Bibliothek zurückzukehren, war er ferngeblieben und hatte ihr lediglich kalte Blicke zugeworfen.
„Ach Spike.“, murmelte sie traurig während sie seine Decke krampfhaft festhielt und die sich anhäufende Unordnung betrachtete.
Bücher lagen ungeordnet herum und formten Berge und erst jetzt erkannte sie, wie wichtig ihr dieser kleine Drache wirklich war. Er nahm es ihr definitiv noch sehr übel, dass sie Sombra angegriffen hatte und mit Tränen in den Augen sah sie zu seiner seit Tagen unberührten Schlafstätte.
In der dunklen Bibliothek starrte sie finster vor sich hin und reagierte erst gar nicht auf das Klopfen an der Tür und dass diese sich öffnete und ihre Freunde hereinkamen, war ihr auch lange nicht bewusst.
„Warum ist es so dunkel hier drin?“, beschwerte sich Rainbow Dash.
„So kann das nicht weitergehen!“, betonte Rarity und öffnete die Fenster, damit Licht in die Bibliothek kam. Sobald das aber geschehen war, keuchten alle erschrocken wegen der Unordnung.
„Was ist denn hier los?“, fragte Fluttershy.
„Daran ist Spikes Abwesenheit schuld.“, antwortete Twilight mit Tränen in den Augen.
„Soll das heißen, er geht dir immer noch aus dem Weg und will nicht mit dir reden?“, erkundigte sich Rarity und setzte sich neben Twilight auf dem Boden.
„Leider ja.“, schluchzte das Alicorn während sie krampfhaft Spikes Decke umklammerte. „Ich hätte nie gedacht, dass er und Sombra sich näher stehen als er und ich.“
„Ich würde eher annehmen, dass es an Derpy und nicht an Sombra liegt, dass Spike sich plötzlich so selbstbewusst verhält.“, meinte Applejack. „Du darfst nicht vergessen, dass sie seine erste Freundin außerhalb unserer Gruppe ist und als du Sombra angegriffen hast, hast du sie in ihrer Ehre verletzt und somit auch Spike. Entschuldige dich bei ihr und Spike wird dir womöglich verzeihen.“
Twilight seufzte. Wie so oft hatten ihre Freundinnen die rettende Idee und sobald diese weg waren, begab sie sich zu dem Haus, wo Sombra und Derpy wohnten und wo auch Spike eine hoffentlich nur vorübergehende Bleibe gefunden hatte.
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Derpy, Dinky, Sombra und Spike befanden sich gerade beim Abendessen, als es energisch an der Tür klopfte.
Sie wollten dieses zunächst ignorieren, da zu so einer späten Stunde eigentlich nichts Gutes da draußen sein konnte - aber das Klopfen wollte einfach nicht aufhören.
„Ich sehe am besten nach, wer das ist.“, seufzte Derpy und ging zur Tür. Als sie diese aber öffnete, verfinsterte sich ihre Laune sofort. „Was willst du denn hier?“, zischte Derpy. „DU bist hier definitiv nicht willkommen!“
„Ich möchte mich entschuldigen, vor allem bei dir.“, betonte Twilight.
„WAS?“, rief Derpy erstaunt, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass sich jemals eine Prinzessin bei ihr entschuldigen würde.
„Ja!“, nickte Twilight heftig. „Ich habe mich wie eine Idiotin benommen und gehandelt, ohne Rücksicht auf dich, Spike oder Sombra zu nehmen.“
Das machte die andere Stute sprachlos und dieses Mal musste Derpy wirklich um Worte ringen. Dass Twilight sich selbst als Idiotin bezeichnete, kam doch ziemlich plötzlich. Dann aber schüttelte sie sich und sagte schließlich seufzend: „Komm doch rein und genieße einen Tee mit uns.“
Twilight erkannte durchaus, wie schwer Derpy dieses Zugeständnis fallen musste. Also trat sie ohne zu zögern ein und folgte der Poststute in die Küche.
Die Stimmung dort war eisig. „Twilight.“, grüßte Spike sie so kalt, dass Twilight zusammenzuckte und nicht einmal eine Antwort herausbringen konnte. Das muss ich definitiv beheben, dachte das violette Alicorn wie betäubt. Sonst ist diese Freundschaft vorbei.
Also setzte sie sich Derpy gegenüber an den Tisch und war erstaunt, als Sombra sie freundlich lächelnd ansprach. „Trink doch auch etwas Tee.“, meinte dieser und ließ eine Tasse vor Twilight schweben, die den Inhalt der Tasse argwöhnisch betrachtete. „Was?“, fragte der dunkle Hengst. „Denkst du etwa, ich will dich vergiften? Derpy, Spike und Dinky trinken aus derselben Kanne. Also müssten sie auch vergiftet sein. Nur zu, trink. Wir mögen einst Gegner gewesen sein. Aber du hast mich besiegt, das erkenne ich an. Ebenso wie ich Spike dafür achte, dass er es war, der dabei mitgeholfen hat. Was also hast du zu sagen?“
Twilight war sprachlos. Sombra, der berüchtigte Tyrann, achtete sie und wollte, dass sie sagte, was sie zu sagen hatte? Nachdem sie tief geseufzt hatte, sagte sie schließlich: „Es ist mir sehr daran gelegen, dass wir uns gut miteinander stellen, schon allein wegen Spike. Deshalb wollte ich mich dafür bei dir entschuldigen, dass ich bei deiner Hochzeit so ausgetickt bin. Ich dachte damals nur, dass du einfach eine Bedrohung sein muss, die bekämpft werden muss und so griff ich an.“
Bitte, lass ihn meine Entschuldigung akzeptieren, flehte sie, da es hier wirklich um ihre Freundschaft mit Spike ging. Umso erfreuter war sie, als Sombra lächelnd nickte. „Dir sei verziehen.“, sagte er. „Ich meine, wie hätte ich reagiert, wenn du plötzlich bei mir aufgetaucht wärst? Gewiss genauso. Aber nicht nur bei mir solltest du dich entschuldigen.“
„Das stimmt.“, meinte Twilight und wandte sich dann an den kleinen Drachen neben Sombra, der sie argwöhnisch musterte. „Kannst du mir auch verzeihen, Spike?“
Der Angesprochene schwieg kurz und dachte offenbar über das Angebot nach. Dann schüttelte er sich und sah Twilight eindringlich an, während er auf Derpy zeigte. „Hast du da nicht jemanden vergessen? Du hast immerhin fast ihre Hochzeit verdorben.“
„Ach, ja, das stimmt.“, murmelte Twilight etwas verlegen. „Du musst mir glauben, dass ich deine Hochzeit nie mit Absicht zerstört hätte und ich hoffe, ich habe Sombra nicht wehgetan.“
Nun lachte der dunkle Hengst schallend. „Da braucht es schon mehr, um mich zu verletzten.“, grinste dieser und Derpy fügte hinzu: „Es muss dir bestimmt schwer gefallen sein, dich bei uns zu entschuldigen, nehme ich an.“
„Das war es in der Tat.“, betonte Twilight. „Aber ich hoffe, dass jetzt wieder gut zwischen uns ist. Würdest du bitte wieder mit mir in die Bibliothek kommen?“
Die letzten Worte kamen einem Flehen gleich und Spike hasste sich schon vorher dafür, dass er ihre Hoffnungen zerstören musste. „Nein.“, antwortete er zögerlich und Twilights Reaktion zerriss ihm fast das Herz. „WAS?“, rief sie verzweifelt und den Tränen nahe. „Ich bitte dich. Komm zurück. Ich vermisse dich und habe mich sogar entschuldigt!“
„Das ´Nein´ betrifft nicht deine Entschuldigung.“, betonte Spike. „Die habe ich schon längst angenommen. Ich will nur endlich mein eigenes Leben führen und das ist nicht in deiner Bibliothek sondern im Süden.“
„Im Süden, WAS willst du denn DA?“, presste Twilight mühsam hervor.
„Spike hat Potential.“, mischte sich nun Derpy ein. „Mehr, als du ihm jemals zugestanden hast und zugestehen wirst. Er hat sogar die Aufnahmeprüfung für die Postakademie mit Bravour bestanden und könnte binnen eines Jahres die Hauptprüfung bestehen. Da bin ich mir sicher. Hast du gewusst, dass seine Kenntnisse in Mathematik und Geographie außerordentlich sind, ebenso wie in Alt-Equestrisch?“
„Wirklich?“, staunte das Alicorn.
„Id est verum! (Es ist wahr)“, antwortete Spike und sah dabei Twilight etwas beleidigt an. „Denkst du etwa, ich lebe in einer Bibliothek und bilde mich nicht weiter? Wenn man drei Jahre von Büchern umgeben ist, bekommt man zwangsläufig so einiges mit oder hältst du mich für dumm?“
Die spitze Antwort des Drachen erschreckte sie sehr. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass in Spike so viel Wissen ruhte. Deshalb bemühte sie sich um Schadensbegrenzung. „Natürlich nicht!“, gab Twilight schnell zurück. „Ich hatte nur nicht gedacht, dass du so viel Wissen bei der Arbeit bei mir angesammelt hast.“
„Und eben dieses Wissen könnte er nutzen.“, hob Derpy hervor. „Hier mag Alt-Equestrisch keine Rolle mehr spielen, außer bei so alten Wesen wie Celestia oder Luna oder eben als Diplomatensprache. Aber bei den alten Rassen wie Greifen und Drachen ist es noch Alltagssprache und nach einer gebührenden Ausbildung könnte er dort Großes erreichen. Vorausgesetzt, du lässt es zu.“
„Dann sähe ich ihn ja noch seltener!“, sagte Twilight mit bebender Stimme. Spike so viele Freiheiten zu gewähren, würde bedeuten, dass er nur noch selten in ihrer Nähe wäre und das wollte das Alicorn irgendwie nicht. Dafür bedeutete ihr der Drache zu viel. Sie sträubte sich dagegen und das merkte auch Spike.
„Das könnte meine Chance sein“, , betonte der kleine Drache deshalb. „Ich könnte im Süden ganz groß rauskommen und dort einen Postdienst etablieren und vergiss nicht: Es ist immer noch meine Entscheidung. Also was ist dir nun wichtiger? Meine Freundschaft oder dass ich dir weiter als ´Sklave´ diene?“
Das Wort ´Sklave´ meinte Spike offenbar nicht so ernst. Es sollte, wenn es Twilight richtig deutete, nur seine Situation verdeutlichen und nach einer Weile nickte sie.
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„Liebe Celestia,
es ist manchmal schwer objektiv zu denken, wenn es um Freunde geht. Manchmal meint man zu wissen, was das Beste für sie ist und dann kann man nur verlieren, wenn man den Wunsch eines Freundes nicht achtet. Das habe ich am eigenen Leib erfahren müssen als ich Spike verletzt habe, nicht körperlich sondern seelisch. Ich habe erkannt, dass man manchmal loslassen muss um eine Freundschaft zu erhalten. Es schmerzt mich nur, Spike gehen zu lassen und dass ich ihn dann kaum noch sehen werde. Aber es ist sein Wunsch und es wird unsere Freundschaft erhalten.
Hochachtungsvoll
Prinzessin Twilight Sparkle“