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Annex 4 - Willkomm - Geschichte der Botanik (Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel
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Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.

Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit

Von Horst Engels

Moritz Willkomm hat in der Einleitung seines Werkes “Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel[1] eine gute Übersicht über die Botanische Literatur der Iberischen Halbinsel bis zur Wende zum  IX. Jahrhundert gegeben, die im folgenden wiedergegeben werden soll.

Pages from Willkomm - Strand- und Steppengebiete copy.jpg

Ausschnitt aus Willkomm’s Karte zur Vegetation der Iberischen Halbinsel

Obgleich Spanien und Portugal zu den Ländern Europas gehören, deren Geschichte bis in das fernste Altertum hinaufreicht, und welche schon Jahrtausende vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung von civilisierten Völkern (Phönikiern, Griechen, Carthagern) besiedelt und zeitig der Herrschaft der Römer unterworfen worden sind, unter deren Jahrhunderte währender Dauer sie sich einer blühenden Kultur zu erfreuen gehabt haben: so finden wir bei den Schriftstellern des Altertums doch nur spärliche Nachrichten bezüglich der spontanen Vegetation jener Länder während der antiken Zeit. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als die ursprüngliche Vegetationsdecke der iberischen Halbinsel vor und während der römischen Zeit sicher eine von der gegenwärtigen sehr verschiedene gewesen sein dürfte. Das gilt ganz besonders von den Waldverhältnissen, welche seit Beginn der historischen Zeit im Laufe der Jahrtausende sich außerordentlich geändert haben müssen. Es sind Wälder verschwunden in Gebirgen, die einst sicher bewaldet waren, andere an Oertlichkeiten entstanden, wo im Altertum und noch später gewiss kein Wald vorhanden gewesen ist, worauf wir an andern Stellen dieses Buches zurückkommen werden. Um so überraschender ist es, dass sich in manchen Gegenden dieselben Pflanzen bis auf die Gegenwart erhalten haben, die dort schon im Altertum vorkamen und, sei es durch ihr auffälliges Ansehen und geselliges Auftreten, sei es durch ihre Nutzbarkeit, das Interesse der Menschen erregten. So werden bekanntlich in der Odyssee Asphodeloswiesen in der Nähe des leucadischen Felsens (Gibraltar's) erwähnt, und noch gegenwärtig erscheint die von dort nicht ferne sumpfige Niederung zwischen Tarifa und Vejer im Frühjahr von Millionen blühender Exemplare des Asphodelus albus L. und A. microcarpus[2] Salzm. et Viv. bedeckt. Und Strabo[3] berichtet, dass zwischen Saguntum[4] (Murviedro) und Setabis[5] (S. Felipe de Jativa) das nutzbare Espartogras (Macrochloa tenacissima[6] Kth., dessen schon Theophrast gedenkt, in Menge wachse, was noch gegenwärtig an mehreren Stellen jenes Landstriches der Fall ist. Aber abgesehen von so auffälligen oder zu irgend welchen Zwecken brauchbaren Gewächsen und von den teils schon durch die Ureinwohner angebauten, teils durch Phönikier, Griechen und Römer eingeführten Kulturpflanzen finden sich bei den Schriftstellern des Altertums keinerlei Nachrichten über die Vegetation der iberischen Halbinsel. Die Stürme der Völkerwanderung, welche die Römerherrschaft zertrümmerten und geraume Zeit über die Halbinsel dahinbrausten und deren Vegetationsdecke gewiss vielfach verändert haben mögen, waren selbstverständlich wie überhaupt jeder wissenschaftlichen Forschung, so auch dem Studium der Pflanzenwelt abträglich. Auch aus der beinahe dreihundert Jahre umfassenden Periode des Westgothenreichs, dessen Sitz Toledo war, ist keine irgend bemerkenswerte Kunde über die Pflanzenwelt Spaniens und Portugals auf uns gekommen.

Anders und besser gestaltete sich die botanische Erforschung der Halbinsel infolge der arabischen Invasion. Denn die seit den frühesten Zeiten an die Naturbetrachtung gewöhnten Araber brachten dem Studium der in Spanien und Portugal heimischen Pflanzen ein viel grösseres Interesse entgegen, als die Römer und Gothen. Während der fast achthundertjährigen Dauer der arabischen Herrschaft, insbesondere zu Zeiten des Kalifats von Cordova und des Königreichs Granada, wo die spanischen Araber oder »moros« (Mauren), wie sie die christlichen Spanier nannten, hinsichtlich wissenschaftlicher Bildung und Forschung alle übrigen Nationen Europas übertrafen, haben mehrere ihrer Gelehrten die einheimischen Pflanzen Spaniens zum Gegenstand ihrer Studien gemacht und beschrieben. Unter denselben ragen besonders hervor AVERROES (Abulvalid Mohamed Ben Ahmad Ebn Rosch) aus Cordova († 1225 in Marocco) und Ebn-el-Beithar Abu Mohamed Abdallah Ben Ahmed Djial-eddin) aus Malaga († 1248 in Damascus), deren Schriften teilweise erhalten geblieben sind, während gewiss zahlreiche Werke anderer Forscher, deren Namen zum Teil noch bekannt sind, bei der durch den fanatischen Cardinal Jimenez 1498 anbefohlenen Verbrennung der Bibliothek der Könige von Granada und anderer maurischer Büchersammlungen auf dem Vivarramplaplatz in Granada verloren gegangen sein mögen. Von Ebn-el-Beithar ist es bekannt, dass er Spanien wiederholt bereist hat, um dessen Pflanzenwelt kennen zu lernen. Ein anderer Maure aus Navarra, ALSCHAPHRA (Mohamed Ben Ali Ben Thaser), der die Halbinsel zu gleichem Zweck durchstreift hat, soll sogar Leiter eines botanischen Gartens gewesen sein, den der König (?) Nasr von Guadix neben seinem Palast hatte anlegen lassen[7]). Wie sehr die Kenntnis der spontanen Pflanzen der Halbinsel während der arabischen Herrschaft zugenommen und sich verallgemeinert hatte, beweist die große Zahl arabischer oder aus dem Arabischen stammender Vulgärnamen, mit denen noch heut zu Tage die Spanier und Portugiesen Hunderte von »wild wachsenden« Pflanzen belegen, und nicht nur allgemein verbreitete, sondern auch selten vorkommende. COLMEIRO[8] hat im ersten Teile seines umfangreichen Werkes über die peninsulare Flora (p. LVII ff.) nicht nur alle ihm bekannt gewordenen arabischen Vulgärnamen peninsularer Pflanzen alphabetisch zusammengestellt, sondern auch danach ein systematisches Verzeichnis der zur Zeit der Mauren diesen bekannt gewordenen Pflanzen gegeben, welches 492 Arten umfasst. Aber auch die arabischen Pflanzenkundigen hatten gleich denen des Altertums ihre hauptsächlichste Aufgabe in der Erforschung der Nutzbarkeit oder der »Kräfte« der Pflanzen finden zu müssen gemeint

Eine wirklich botanische, d. h. wissenschaftliche Erforschung der Vegetation der iberischen Halbinsel beginnt erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als der Belgier CHARLES DE L'ECLUSE, genannt Clusius, in den Jahren 1560 und 1564—65 Valencia, Murcia, Andalusien, Estremadura, Portugal und beide Castilien bereiste, um die Flora dieser Länder kennen zu lernen. Die Frucht dieser Reisen war die »Rariorum aliquot stirpium per Hispanias observatarum historia« welche 1576 zu Antwerpen erschien und das erste grundlegende Werk über die Flora Spaniens und Portugals war, welches länger als ein Jahrhundert Allen, die sich mit Pflanzen der iberischen Halbinsel beschäftigt haben oder beschäftigen wollten, als Führer und Muster gedient hat. Weitere Fortschritte machte die botanische Erforschung Spaniens und Portugals während des 17. Jahrhunderts. Auch in dieser Zeit sind es vorzüglich ausländische Botaniker gewesen, welche durch Forschungsreisen in Spanien und Portugal zur Vermehrung der Kenntnis der Flora jener Länder wesentlich beigetragen haben, indem die einheimischen, meist Aerzte, sich, wie schon in den vorhergehenden Jahrhunderten, fast nur mit dem Studium der Medicinalpflanzen abzugeben pflegten. Und zwar erwarben sich das meiste Verdienst die beiden Franzosen JACOB BARRELIER und JOSEF PITTON DE TOURNEFORT. Ersterer. legte die Ergebnisse seiner 1646 durch Valencia, Andalusien, Castilien und Aragonien unternommenen Reise in einem Werke nieder, das neben spanischen Pflanzen auch eine Anzahl französischer und italienischer enthält und dem 334 Kupfertafeln mit ziemlich guten Abbildungen von 1324 Pflanzen beigegeben sind, welches aber erst 1714, d. h. nach des Verfassers Tode, durch ANTOINE DE JUSSIEU veröffentlicht worden ist. Tournefort unternahm zwischen 1681 und 1689 drei Reisen nach der Halbinsel, auf deren erster und zweiter, wo er von dem spanischen Botaniker Jaime Salvador aus Barcelona (geb. 1649, gest. 1740) begleitet war, er nur Catalonien und Valencia durchwandert hat, während ihn die dritte im October 1688 begonnene Reise über Pamplona, Vitoria, Burgos, Urbion, Madrid, Toledo, Ciudad-Real, Cordova und Sevilla bis Cádiz und von da über Gibraltar, Malaga, Guadix, Granada, Baza, Velez-Rubio, Lorca und Totana bis Murcia führte, von wo er über Cuevas, Almeria und Guadix wieder nach Granada zurückkehrte. Später setzte er von da seine Reise westwärts fort, und zwar über Loja, Antequera, Osuna, Puerto de Santa Maria und Sanlúcar de Barrameda bis Ayamonte, wohin er im März 1689 gelangte. Von dort nach Portugal übergetreten, durchkreuzte er dieses Land vollständig, indem er seine Reise von Algarbien durch Alemtejo, Estremadura und Beira bis Minho und Traz os Montes ausdehnte. Das handschriftliche Verzeichnis der zahlreichen auf dieser langen Reise von Tournefort gesammelten oder beobachteten Pflanzen, betitelt: »Denombrement des plantes que i’ay trouvé dans mon voyage d'Espagne et de Portugal entrepris dans le mois d'Octobre de lannée 1688 par l’ordre de Monseigneur de Louvois«, ist ungedruckt und bis auf die neueste Zeit fast unbekannt geblieben. Erst 1890, nachdem Mr. ROUMEGUÈRE in Toulouse ein dort aufgefundenes Exemplar Original oder Copie (?) der Bibliothek des botanischen Gartens zu Coimbra geschenkt hatte, hat dessen gegenwärtiger Director, Professor HENRIQUES im 8. Bande des Boletim da sociedade Broteriana (p. 195 ff.) den die portugiesischen Pflanzen umfassenden Teil dieses Verzeichnisses veröffentlicht und zugleich die darin nach den Oertlichkeiten der Reiseroute angeführten und mit den in der vorlinneischen Zeit üblichen Phrasen charakterisirten Arten auf die jetzige Nomenclatur zurückzuführen versucht, so weit dies möglich war. Demnach hat Tournefort in Portugal 622 Arten gesammelt oder beobachtet, unter denen sich bereits viele befinden, welche erst in viel späterer Zeit, ja neuerdings wieder aufgefunden und als angeblich ganz neue Arten beschrieben worden sind[9]). Außer Barrelier und Tournefort bereiste im 17. Jahrhundert auch der Engländer JACOB GRIESLEY Portugal »per sex ferme lustra«. wie Brotero (Flora lusit. I, p. IV) bemerkt, doch ist dessen zuerst im Jahre 1661 in Lissabon erschienenes »Viridarium lusitanicum« nur ein dürres, alphabetisches Verzeichnis von unter einander gemengten, oft falsch bestimmten spontanen und Kulturpflanzen 'quas ager Ulyssiponnensis ultra citraque Tagum ad trigesimum usque lapidem profert) von sehr geringem Werte[10]. Dank diesen verschiedenen Forschungsreisen mögen mit Einschluss der schon früher zur Kenntnis gelangten Pflanzen am Ende des 17. Jahrhunderts, wie Colmeiro meint, schon gegen 2200 Arten aus Spanien und Portugal bekannt gewesen sein.

Während des 18. Jahrhunderts begannen auch die einheimischen Botaniker, besonders in Spanien, sich mehr als bisher mit dem Studium der Pflanzen ihres Vaterlandes zu beschäftigen; ja in der zweiten Hälfte und gegen Ende dieses Zeitraumes sind sie es vorzugsweise gewesen, welche die Kenntnis der Flora der Halbinsel wesentlich gefördert haben. Zunächst erschienen jedoch auf spanischem Boden wieder zwei französische Forscher, nämlich die Brüder BERNARD und ANTOINE DE JUSSIEU. Beide bereisten im Auftrage der französischen Regierung vom October 1716 bis Februar 1717 Spanien und Portugal, namentlich zu dem Zwecke, um die von Barrelier, Clusius und Tournefort beschriebenen Pflanzen aufzusuchen. Da JUAN SALVADOR aus Barcelona, der Sohn des schon erwähnten Jaime S., an der Expedition der französischen Botaniker teilnehmcn durfte, so gelang es diesem, fast alle auf dieser Reise gesammelten Pflanzen zu erwerben und sie dem schon bedeutenden Herbar seines Vaters einzuverleiben. Dieses noch gegenwärtig in Barcelona aufbewahrte Herbar ist, da es gegen 2000 spanische und portugiesische Pflanzen enthält, eine Quelle für die Flora der iberischen Halbinsel geworden, wie es überhaupt das erste in Spanien angelegte Herbar von wissenschaftlichem Werte war. Noch sei bemerkt, dass Jaime S., der bedeutendste und namhafteste Botaniker Spaniens in jener Zeit, zu S. Juan d'Espi bei Barcelona einen botanischen Garten angelegt hat, welcher leider bald wieder eingegangen ist. Sein 1683 geborener Sohn, der schon 1726 starb, besuchte noch vor der Expedition der beiden Jussieu, nämlich in den Jahren 1711 und 1712 auch die Balearen, woselbst er eine Menge Pflanzen sammelte. Im Jahre 1751 kam der Schwede PETER LÖFLING im Auftrage seines großen Lehrmeisters LINNÉ nach Spanien, um dessen Flora zu erforschen. In Oporto ans Land gestiegen, reiste derselbe von da nach Lissabon, von wo er sich im Herbst nach Madrid begab. Hier verweilte er volle zwei Jahre, die er zu zahlreichen Excursionen in die Umgebungen dieser Stadt benutzte, auf denen er ca. 1400 Arten sammelte. Er genoss dabei die Unterstützung der dortigen heimischen Botaniker JOSÉ ORTEGA, QUER, MINUART, VELEZ und des älteren BARNADES. Im Herbst des Jahres 1753 reiste L. nach Cädiz, um sich dort als Botaniker einer wissenschaftlichen, von der spanischen Regierung ausgerüsteten Expedition nach Südamerika anzuschließen, woselbst er bekanntlich bald dem Fieber erlag. Bis zu seiner Mitte Februar 1754 erfolgten Abreise von Cádiz durchforschte er die Umgebungen der Bai dieser Stadt, wo schon drei Jahre früher ein anderer Schüler Linne's, OSBECK, botanisirt hatte, bevor dieser seine Forschungsreise nach China und Ostindien antrat.

Unterdessen hatten aber auch mehrere spanische Botaniker für die Erforschung der vaterländischen Flora thätig zu sein angefangen. Unter denselben ist besonders JOSÉ QUER (geb. in Perpignan 1695, gest. 1764 in Madrid) als der Verfasser der ersten Flora von Spanien (s. Literatur) hervorzuheben.

Leider ist dieses von Quer unvollendet gebliebene und von GOMEZ Ortega fortgesetzte und vollendete Werk, welches die Beschreibung von nur etwa 2050 Pflanzen enthält, wenig brauchbar, da darin die Gattungen (Phanerogamen und Kryptogamen durch einander gemengt) in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt und die Arten nach Tournefort, Barrelier und anderen vorlinnéischen Autoren benannt sind. Einen weit größeren Wert als dieses voluminöse, weitschweifig geschriebene Werk besitzen die wenig umfangreichen Schriften des Saragossaners IGNACIO ASSO (geb. 1742, gest. 1814), welche die Grundlage der Flora von Aragonien bilden, indem die von deren Verfasser auf seinen Forschungsreisen durch Aragonien beobachteten Pflanzen nicht nur nach dem linnéischen System angeordnet, sondern auch in linnéischer Weise benannt und charakterisiert sind. Zu derselben Zeit wirkten in Madrid als Professoren am dortigen botanischen Garten CASIMIR GOMEZ ORTEGA geb. zu Añover de Tajo 1740, gest. in Madrid 1818, und ANTONIO JOSÉ CAVANILLES (geb. in Valencia 1745, gest. in Madrid 1804), von denen der letztere sich nicht nur um die Erforschung der vaterländischen Flora, sondern um die gesamte systematische Botanik unsterbliche Verdienste erworben hat, wie er überhaupt der bedeutendste spanische Botaniker des 18. Jahrhunderts gewesen ist. Seine Beschreibung des Königreichs Valencia, welches er nach allen Richtungen durchwandert und durchstreift hatte, war für die damalige Zeit ein Meisterwerk der Topographie und ist zugleich eines der ersten, welches Vegetationsschilderungen enthält[11]). Die Beschreibungen der von ihm in Valencia sowie in den Umgebungen von Madrid und Aranjuez und anderwärts gefundenen Pflanzen, der Mehrzahl nach bis dahin unbekannt gebliebener Arten, sind vorzugsweise im 2. Bande seines großen iconographischen Werkes »Icones et descriptiones plantarum« veröffentlicht, mit dem er sich ein unvergängliches Denkmal in der Literatur der systematischen Botanik gesetzt hat. Sein erhalten gebliebenes Herbar bildet vielleicht den wertvollsten Teil des Herbariums des königl. botanischen Museums im Madrider Garten. Bei weitem geringer sind die Verdienste Ortega's um die Flora Spaniens, indem dessen beiden hauptsächlisten Werke (sein »Florae hispanicae neglectus« und seine »Decades«) meist exotische und nur wenige spanische Pflanzen enthalten und er selbst nur das Gebiet von Madrid und Aranjuez und einen Teil des Guadarramagebirges sowie die Gegend der Bäder von Trillo durchforscht hat. Unbestreitbar aber sind die Verdienste, die sich Ortega als erster Director des 1781 gegründeten Madrider Gartens (bis dahin befand sich der botanische Garten zu Migas-Calientes unweit der Hauptstadt) um diesen erworben hat. Als zweiter Professor der Botanik wirkte seit 1773 an Ortega's Seite ANTONIO PALAU († 1793), welcher vorher seine Heimatprovinz Catalonien und die Umgebungen von Madrid durchwandert und dort Pflanzen gesammelt hatte, deren Fundorte und Vulgärnamen er in seiner Uebersetzung von Linne's Species plantarum (Madrid, 1784—88) den betreffenden Pflanzenarten beifügte. Als in Pamplona ein botanischer Garten gegründet werden sollte, wurde der in Spanien naturalisierte Franzose LOUIS NÉE, ein tüchtiger Pflanzenkenner und unermüdlicher Sammler, im Jahre 1784 mit dessen Anlage betraut. Dieses Project ist nicht zur Ausführung gekommen; wohl aber hat Née zwei Jahre lang (1785—86) in Navarra, um Santander, in Asturien und Galicien botanisirt und 1200 Pflanzenarten gesammelt, deren wichtigste er, gleich den von ihm in den Jahren 1780—82 in Andalusien gesammelten, an den botanischen Garten in Madrid sandte. Später zum Begleiter des Weltumseglers Malaspina ernannt, verließ Nee 1789 Spanien von Cádiz aus, doch nicht ohne vor seiner Einschiffung die Umgebungen von Algesiras und Gibraltar durchforscht zu haben. — Gegen Ende des Jahrhunderts bereiste der Abbé POURRET, ein französischer Emigrant und erfahrener Botaniker, welcher gastliche Aufnahme in Spanien gefunden, einzelne Teile dieses Landes (Catalonien, Galicien u. a.), wo er viele Pflanzen gesammelt hat. Er gedachte ein »Compendio de la Flora española« als Supplement zu Quer's Flora herauszugeben, hat aber nur ein Manuscript hinterlassen, das von LA PEYROUSE, der es unter dem Titel »Chloris hispanica« citirt, bei der Abfassung des Supplements zu seiner Pyrenäenflora benutzt worden ist, aber verloren gegangen zu sein scheint. Pourret starb 1818 in Santiago de Compostela. Die von ihm gesammelten Pflanzen sind in den Besitz der pharmaceutischen Facultät der Madrider Universität gekommen. In den Jahren 1798 und 1799 sammelte auch der dänische Botaniker SCHOUSBOE auf einer Reise von Spanien nach Marocco viele Pflanzen, welche in Kopenhagen aufbewahrt werden und unter denen sich manche neue Art befand.

In Portugal geschah auch während des 18. Jahrhunderts bis gegen dessen Ende wenig für die Erforschung der einheimischen Flora. Erst in der zweiten Hälfte beschäftigte sich mit derselben einigermaßen der Italiener DOMINGO VANDELLI, Professor der Botanik an der Universität zu Coimbra, welcher Excursionen im Süden der Provinz Beira und im portugiesischen Estremadura gemacht hatte; doch sind seine Schriften, soweit sie die Flora von Portugal betreffen (s. die Literatur), nur von geringem Werte. — Im Ganzen mögen am Schlusse des 18. Jahrhunderts, wie COLMEIRO versichert, gegen 4200 Pflanzenarten (worunter etwa 320 Kryptogamen) aus Spanien und Portugal bekannt gewesen sein, also beinahe noch einmal so viele als am Schlüsse des 17. Jahrhunderts; aber für die pflanzengeographische Erforschung der Halbinsel war auch in diesem Jahrhundert noch so viel wie nichts geschehen.

Das 19. Jahrhundert begann für die botanische Landeskunde der Halbinsel unter günstigen Auspicien. Stand doch Cavanilles, dem sein Gegner Ortega 1801 in der Direction des botanischen Gartens hatte weichen müssen, noch immer als eifriger Forscher an der Spitze der spanischen Botaniker, und war in Portugal FELIX AVELLAR BROTERO (geb. zu S. Antonio de Tojal bei Lissabon 1744, gest. 1828 in Lissabon) 1791 als Professor und Director des botanischen Gartens zu Coimbra auf Vandelli gefolgt. Leider starb Cavanilles schon 1804, doch hatte er noch vor seinem Tode seine »Descripcion de las plantas demostradas en las Lecciones públicas« veröffentlicht, worin neben vielen neuen exotischen auch mehrere neue spanische Arten beschrieben sind. Ihm folgte, zunächst im Lehramt (als Vice-Professor am botanischen Garten) sein begabtester und geliebtester Schüler, MARIANO LA GASCA (geb. 1776 zu Encinacorva in Aragonien, gest. 1839 in Barcelona), der Großes geleistet haben würde, hätte ihn nicht ein entsetzliches Unglück betroffen. Schon als Student der Universität Valencia, wo er Medicin studierte (1796—1800), bereiste La Gasca Teile von Valencia, Neucastilien und Andalusien, um Pflanzen zu sammeln, später (1803), als er von der Regierung den Auftrag erhalten hatte, die Halbinsel zu durchforschen, um weiteres Material für die Bearbeitung einer Flora von Spanien herbeizuschaffen, Leon und Asturien, während sein Altersgenosse DEMETRIO RODRIGUEZ, ebenfalls ein Schüler von Cavanilles, die südliehen Provinzen durchforschen sollte. Bald nach Cavanilles' Tode zum Vice-Professor am botanischen Garten, dessen Director damals Zea ein amerikanischer Spanier war, und 1807 zum wirklichen Professor der medicinischen Botanik ernannt, verließ La Gasca beim Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges der Spanier gegen Napoleon als guter Patriot Madrid, um als Arzt in das spanische Heer einzutreten, das er auf allen Zügen begleitete, wobei er keine günstige Gelegenheit, um Pflanzen zu sammeln, unbenutzt vorbeigehen ließ. So brachte er eine große Menge spanischer Pflanzen nach Beendigung des Krieges nach Madrid zurück, wo er 1813 die Direction des botanischen Gartens erhielt, die er bis 1823 mit großem Erfolg verwaltete. Die Contrarevolution dieses Jahres zu Gunsten des Absolutismus veranlasste ihn als begeisterten Anhänger der Constitution Madrid zu verlassen und mit der constitutionellen Regierung nach Cádiz zu gehen, von wo er sich nach England begeben wollte. Auf dieser Reise wurden ihm in Sevilla von dem aufgehetzten Pöbel alle seine Sammlungen und Manuscripte, die er mitgenommen hatte, geraubt und vernichtet, und so sein Lieblingsplan und seine Lebensaufgabe, eine Flora von Spanien herauszugeben, grausam vereitelt. Denn obwohl La Gasca nach einem zehnjährigen Exil in England nach Spanien zurückkehren und seine Professur sowie die Direction des Madrider Gartens wieder übernehmen durfte, und obwohl er die Sammlung eines neuen Herbars spanischer Pflanzen, wo er nur immer dazu Gelegenheit fand (so noch kurz vor seinem Tode in Catalonien) anstrebte, so genügte dieses doch nicht für die Bearbeitung einer Flora von Spanien. Auch war seine Gesundheit schon zu sehr geschwächt, als dass er sich einer so mühevollen Arbeit noch hätte unterziehen können. Obwohl La Gasca nur Schriften von geringem Umfang veröffentlicht hat, so sind dieselben doch von hohem Wert für die Kenntnis der spanischen Flora, indem sie die Beschreibung einer Menge bis dahin unbekannter, teils von ihm selbst, teils von seinen Freunden und Correspondenten POZO, RODRIGUEZ, CLEMENTE, CABRERA, HAENSELER u. a. aufgefundene Pflanzen enthalten.

Ein ähnliches Missgeschick wie La Gasca hat seinen Freund SIMON DE ROJAS CLEMENTE (geb. zu Titaguas in Valencia 1777, gest. in Madrid 1827; betroffen. Auch er war ein Schüler von Cavanilles und ein hervorragender Botaniker jener Zeit und zugleich ein eifriger Erforscher der heimischen Flora. Im Verein mit La Gasca widmete er sich zunächst dem Studium der Kryptogamen im Gebiet von Madrid und im Guadarramagebirge. Nachdem er sich eine Zeit lang in Paris und London aufgehalten hatte, bereiste er zunächst Andalusien und zwar als Maure verkleidet unter dem Namen Mohamed Ben Ali, unter welchem er den Catalonier DOMINGO BADIA auf dessen Reise nach Marocco hatte begleiten sollen, denn Clemente, der ursprünglich zum Theologen bestimmt gewesen, hatte sich als solcher dem Studium der orientalischen Sprachen gewidmet und sich die Kenntnis des Arabischen vollständig angeeignet. Er wurde in Andalusien vom Volk, das ihn für einen wirklichen Mauren hielt, »el moro sábio« (der gelehrte Maure) genannt. Im Jahre 1804 durchforschte Clemente, diesmal in europäischer Tracht, das Königreich Granada, überdessen Naturgeschichte ein Werk herauszugeben er sich vorgenommen hatte. Leider ging der größte Teil seiner Sammhmgen und Aufzeichnungen, nämlich die in der Serrania de Ronda und die in den Jahren 1807—1809 im Königreich Sevilla gesammelten Pflanzen und Notizen bei der Invasion Sevillas durch die Franzosen im Jahre 1810 verloren. Später widmete sich Clemente, welcher seit 1815 die Stelle eines Bibliothekars am botanischen Garten zu Madrid bekleidete, ausschließlich dem Studium der Kulturpflanzen Spaniens, mit denen er sich schon früher eingehend beschäftigt hatte, wie sein 1807 erschienenes Meisterwerk über die Varietäten des Weinstockes in Andalusien beweist. Diesem sind drei Listen von in den Strandgegenden der Provinz von Cadiz gesammelten Gewächsen beigefügt, von denen die beiden ersten nur Flechten und Algen enthalten, das Einzige, was demente selbst über die spontane

Vegetation Andalusiens veröffentlicht hat. Ein Verzeichnis von Phanerogamen des Gebiets seiner Vaterstadt Titaguas ist später von COLMEIRO herausgegeben worden, welcher auch die im Museum des Madrider Gartens befindlichen Reste von Clemente's Herbar sowie dessen zahlreiche dort ebenfalls aufbewahrten handschriftlichen Aufzeichnungen bei der Bearbeitung seiner »Enumeracacion de las plantas de la peninsula« ausgiebig benutzt hat.

Nach dem Tode La Gasca's erhielt sein schon erwähnter Genosse RODRlGUEZ (geb. zu Sevilla 1780, gest. in Madrid 1846) die Professur der Botanik am Madrider Garten, die er während La Gasca's Exil bereits suppliert hatte, und wurde gleichzeitig zum Director jenes Instituts ernannt. Die von ihm auf der schon erwähnten Reise in Andalusien gesammelten Pflanzen sind dem Herbarium des Museums einverleibt, einige von ihm entdeckte neue Arten von La Gasca beschrieben worden. Er selbst hat nichts veröffentlicht. Mehr Verdienste um die vaterländische Flora erwarben sich die Brüder ESTEBAN und Claudio BOUTELOU, beide in Aranjuez geboren, der erstere 1774, der letztere 1776. Beide widmeten sich vorzugsweise der Landeskultur, weshalb sie mehrere Jahre im Auslande verweilten, beschäftigten sich aber aus Liebhaberei auch mit den spontanen Pflanzen ihres Vaterlandes. So brachten sie ein bedeutendes Herbar zusammen, welches eine wichtige Quelle für die Flora Spaniens bildet. Leider ist dieses Herbar, welches Verfasser dieses Buches während seines Aufenthaltes in Sevilla selbst durchgesehen hat, gegenwärtig in drei Teile zerrissen, von denen der eine sich im Besitz der Universität von Sevilla, der zweite in dem der spanischen Forstschule im Escorial, der dritte in dem der Familie B. in Sevilla befindet. Esteban B. († 1813 als Professor der Agricultur in Madrid) hat außer über Kulturpflanzen auch über die Pinusarten der Sierra de Cuenca geschrieben, Claudio aber († 1842), welcher von 1799—1814 Obergärtner des botanischen Garten zu Madrid gewesen und nach Cavanilles' Tode zu dessen Subdirector und zweitem Professor der Botanik ernannt worden ist, 1816 aber Madrid verlassen hat, um sich ganz der Bodenkultur zu widmen, nur Abhandlungen über diese veröffentlicht. Zu erwähnen sind aus jener Zeit noch RAFAEL MARIANO LEON, welcher Südost- und Westspanien und die Sierra Morena bereiste und eine Menge Pflanzen sammelte, deren Standörter FERNANDEZ DE GREGORIO in seinem »Diccionario elemental de Farmacia« (Madrid 1803) veröffentlicht hat; Salcedo, welcher in den Jahren 1803—1806 in den Gebirgen von Santander botanisirte, der Augustinermönch MUÑOZ in Cordova, Correspondent von La Gasca, welcher die Sierra de Cordova und Sierra de Segura botanisch durchforscht hat, PEDRO GUTIERREZ in Puerto de Santa Maria, welcher im Gebiet dieser Stadt Pflanzen gesammelt hat, HEREDIA, Apotheker daselbst, welcher die Algen der Bai von Cádiz studiert hat, und der Canonicus CABRERA in Cadiz, der sich ebenfalls vorzugsweise mit dem Studium der Algen beschäftigte und deshalb mit AGARDH in engem Verkehr gestanden hat. Dieser hat aber auch ein nicht unwichtiges Phanerogamenherbar hinterlassen, welches später in den Besitz des noch lebenden Apothekers und Professors der Naturgeschichte zu Cádiz JUAN CHAPE gekommen ist.

In Portugal begann mit BROTERO eine neue Aera für die botanische Durchforschung dieses Landes. Schon vor seiner Ernennung zum Director des Garten von Coimbra, den er neu organisierte, hatte er fast ganz Portugal bereist, um die Flora seines Vaterlandes kennen zu lernen. Dies ermöglichte ihm die Herausgabe seiner Flora Lusitanica[12][13] (erschienen 1804), die zum grundlegenden Werk für alle späteren floristischen Arbeiten über Portugal geworden ist, und zu welcher sein 1816—1827 unter dem Titel Phytographia Lusitaniae selectior[14] veröffentlichtes Kupferwerk eine sehr wichtige Ergänzung bildet. Im Jahre 1811 gab Brotero seine Stellung in Coimbra auf, um die Direction des botanischen Gartens »da Ajuda[15]« in Lissabon und die des Kabinets der Naturgeschichte daselbst zu übernehmen. Im Museum jenes Gartens wird auch sein Herbar aufbewahrt. Während Brotero noch mit der Bearbeitung seiner Flora beschäftigt war, welche ca. 1900 Arten, worunter 275 Kryptogamen, enthält, kamen der Graf V. HOFFMANNSEGG aus Dresden und der Dr. H. FR. LINK, damals Professor der Botanik in Rostock, nach Portugal, um dieses Land botanisch zu durchforschen. Sie verweilten dort drei Jahre (von 1797 bis 1799, Link nur die beiden ersten) und bereisten fast ganz Portugal. Die Frucht dieser Forschungsreise, auf welcher sie 1532 Phanerogamen und 572 Kryptogamen gesammelt haben, war das leider unvollendet gebliebene, auf Kosten des Grafen herausgegebene Prachtwerk der »Flore portugaise«.

Seit den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts wurde auch Spanien wieder von ausländischen Botanikern besucht. Zunächst waren es französische der Botanik beflissene Militärärzte und Offiziere, welche während des Unabhängigkeitskrieges bei den Zügen der französischen Heercolonnen hier und da Pflanzen sammelten unci manche neue Art auffanden. Unter ihnen haben besonders LÉON DUFOUR und BORY DE ST. VINCENT die Kenntnis der Pflanzen Spaniens gefördert; letzterem, der 1812 eine Recognoscirungstour nach dem Picacho de Veleta unternommen hatte, verdanken wir auch schätzenswerte Landschaftsschilderungen aus Andalusien und anderen Gegenden Spaniens, die sich in seinem »Guide du voyageur en Espagne« (Paris, 1823) eingefügt finden. Der deutsche Botaniker SALZMANN unternahm eine Reise nach Südspanien und Marocco, über die er später (1825) in der Regensburger »Flora« Bericht erstattete, der Engländer GEORGE BENTHAM eine solche in die Pyrenäen, die sich auch in das spanische Gebiet dieser Gebirgskette erstreckte und deren Ergebnisse, welche eine wertvolle Ergänzung zu der 1813 erschienenen Pyrenäenflora des Baron PICOT DE LA PEYROUSE und zu deren 1818 erschienenem Supplement bilden, er 1826 in Paris zur Kenntnis gebracht hat. Wie früher die Militärärzte FAUCHÉ und PICARD, so sammelten auch später der französische Zoologe RAMBUR in Andalusien und der Graf REYNEVAL in Neucastilien gelegentlich Pflanzen, unter denen sich einige neue Arten befanden. Wichtiger für die Bereicherung der spanischen Flora waren die Reisen des französischen Capitäns DURIEU DE MAISONNEUVE und des Engländers PHILIPP BARKER WEBB. Ersterer durchforschte Asturien im Jahre 1835, letzterer vom Frühling 1826 bis zum Mai 1828 die mediterranen Küstengegenden der Halbinsel vom Fuße der Pyrenäen bis zur Mündung des Guadalquivir, sowie den Küstenstreif Portugals von Braga bis zur Serra d'Arrabida und zwei Jahre später bei seiner Rückkehr von den canarischen Inseln auch noch die Umgebungen von Gibraltar. Durieu sammelte etwa 500 Arten Gefäßpflanzen, worunter nicht wenige neue Arten, welche später von J. GAY in den »Annales des sciences naturelles« beschrieben worden sind, während Webb die von ihm entdeckten neuen Arten teils in seinem »Iter hispaniense« (1838), teils in seinem Prachtwerke »Otia hispanica« (1839 und 1853) veröffentlicht hat. Die epochemachendste botanische Expedition jener Zeit war aber die von dem Genfer Botaniker EDMOND BOISSIER im Jahre 1837 nach Südspanien unternommene Reise, durch deren Ergebnisse die botanische Welt zuerst mit dem staunenswerten Reichtum des Königreichs Granada, wo der Reisende am längsten verweilte, an endemischen, der Mehrzahl nach bis dahin unbekannt gebliebenen Arten aufmerksam gemacht wurde. Boissier's berühmte »Voyage botanique dans le midi de L’Espagne[16]« welche die Aufzählung aller im ehemaligen Königreich von Granada beobachteten Pflanzen (2036 Arten, worunter 142 Kryptogamen) unter dem Titel »Flore de Grenade« enthält, ist zugleich dadurch bahnbrechend geworden, dass ihr der Verfasser auch eine pflanzengeographische Schilderung jenes Landes in Humbold’s Sinne beigegeben hat, die erste derartige Studie, die über die Vegetation der Halbinsel veröffentlicht worden ist. Eine nicht unwesentliche Bereicherung seiner Flora von Granada verdankt Boissier den beiden in Malaga lebenden Apothekern FELIX HAENSELER, einem dort naturalisirten Deutschen († 1841), und PABLO PROLONGO, welche ihm ihre Herbarien und Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt hatten. Der letztgenannte, damals erst ein junger Mann, der auch dem Verfasser dieses Buches bei dessen wiederholtem Aufenthalt in Malaga die Benutzung seiner Pflanzensammlung und Bibliothek in liberalster Weise gestattete, hat auch noch später, bis zu seinem 1880 erfolgten Tode, den spontanen wie den Kulturgewächsen seiner Heimatprovinz ein lebhaftes Interesse bewahrt. Boissier's Freund REUTER bereiste 1841 Neucastilien, wo er 'namentlich im Guadarramagebirge viele neue Arten aufgefunden hat, die später von ihm und Boissier gemeinschaftlich veröffentlicht worden sind. Drei Jahre später, im April 1844, trat Schreiber dieses seine erste Forschungsreise nach Spanien an, welche ursprünglich nur für ein Jahr berechnet, dank der liberalen Unterstützung des Barons RUDOLF BENNO V. ROEMER in Dresden, volle zwei Jahre dauerte. WILLKOMM sammelte auf dieser Reise, welche ihn nach Catalonien, Valencia, Neucastilien, Andalusien (wo er zwanzig Monate verweilte) und Algarbien führte, über 2000 Pflanzenarten (worunter etwa 160 Kryptogamen). Die von ihm entdeckten neuen Arten (etwa 50) sind teils von dem Professor G. KUNZE in Leipzig, der während des ersten Jahres der Dirigent des Reisenden war, teils von diesem selbst, in verschiedenen Abhandlungen beschrieben worden. Außer diesen hatte W. eine beträchtliche Anzahl von Arten zuerst gefunden, welche später von BOURGEAU wieder gesammelt und von COSSON als neu erkannt und beschrieben worden sind. Im Jahre 1846 veröffentlichte der englische Garnisonsarzt KELAART seine »Flora calpensis[17]« welche nicht allein eine systematische Aufzählung aller bis dahin auf und um den Gibraltarfelsen bekannt gewordenen Gefäßpflanzen, sondern auch solcher aus den Umgebungen der Gibraltarbai sowie eine Schilderung der Vegetation jenes ganzen Gebiets enthält, wobei der Verfasser auch frühere von Andern gemachte Beobachtungen (so von SCHOTT, SPIX und MARTIUS, welche auf ihrer Reise nach Amerika vorübergehend um Gibraltar botanisirt hatten, und die Willkomm's) benutzt hat. Angeregt durch Willkomm's in der Halleschen botanischen Zeitung veröffentlichten Schilderungen seiner Excursionen begab sich der Bamberger Arzt MICHAEL FUNK 1848 nach Spanien, um dort floristische Studien zu machen. Auch er brachte von seiner Reise, auf welcher er namentlich Granada und Teile von Murcia und NeucastiHen durchstreifte, eine reiche Sammlung von Pflanzen mit, die manches Neue enthielt. Im folgenden Jahre kam Boissier in Begleitung Reuter's auf seiner Reise nach Algerien zum zweiten Male nach Spanien, in dessen Süden beide neue Entdeckungen machten, welche sie in ihrem »Pugillus plantarum« (1852) veröffentlicht haben. In der Absicht, seine früheren Beobachtungen zu ergänzen, unternahm Willkomm, der sich schon damals mit dem Plan trug, eine Flora von Spanien herauszugeben, im April 1850 eine zweite Reise nach der Halbinsel, welche wieder auf zwei Jahre berechnet war und sich auch über Portugal und die Balearen ausdehnen sollte. Leider zwang den Reisenden der durch die Wortbrüchigkeit mehrerer seiner Subscribenten herbeigeführte Mangel an Geldmitteln, sein Unternehmen bereits nach neun Monaten aufzugeben und nach Deutschland zurückzukehren. Er hat auf dieser Reise, welche ihn durch die baskischen Provinzen, Navarra, Hoch-, Nieder- und Südaragonien nach Valencia und von da durch die Provinz von Cuenca nach Madrid führte, wo er längere Zeit verweilte, um die Herbarien des königl. Gartens durchzusehen, und von wo aus er Excursionen in das Guadarramagebirge, das Gebiet von Madrid und in die Provinz von Guadalajara sowie noch im Oktober eine mehrwöchentliche Reise durch die Provinzen von Toledo, Cäceres, Salamanca und Avila machte, 1188 Arten (worunter 75 Kryptogamen und etwa 30 neue Arten) gesammelt und außer der Vegetation auch die geologischen Verhältnisse der von ihm durchwanderten Gegenden eingehenden Untersuchungen unterworfen und hypsometrische Beobachtungen angestellt. Eine wesentliche Ergänzung fand das kaum zur Hälfte geglückte Unternehmen Willkomm's durch die in den Jahren 1851—52 ausgeführte Reise des dänischen Botanikers JOHANN LANGE, indem dieser längere Zeit im Nordwesten Spaniens, wohin Wk. nicht hatte gelangen können, in Galicien und Leon, verweilte. Doch hat derselbe auch beide Castilien, Andalusien und die MittElmeerprovinzen durchwandert. Eine Frucht dieser Reise war sein, erst zehn Jahre später erschienener »Pugillus plantarum« welcher 2913 Arten (worunter allerdings auch zahlreiche aus den französischen Pyrenäen, die er ebenfalls besucht hatte) enthält. In den Jahren 1853 und 1854 bereiste der Baseler Arzt ALIOTH, um Pflanzen zu sammeln, die Sierra Nevada und die Pyrenäen. Letztere hatte schon Jahre zuvor der italienische Botaniker PlETRO BUBANI zum Gegenstand eingehender Forschung gemacht, doch über seine sehr geheim gehaltenen Ergebnisse wenig veröffentlicht. Dagegen gab der schwedische Botaniker JOHANN ZETTERSTEDT, welcher dieses Hochgebirge ebenfalls durchwandert hatte, im Jahre 1857 ein Verzeichnis der von ihm dort gesammelten und beobachteten Pflanzen heraus. Auch Nichtbotaniker des Auslandes erweiterten in jener Zeit die Kenntnis der Flora Spaniens, indem sie auf ihren Reisen in diesem Lande nebenbei auch Pflanzen sammelten, so der Malakozoolog ROSSMAESSLER aus Sachsen, welcher 1853 die Mediterranprovinzen, insbesondere die Provinzen von Alicante, Murcia, Almeria und Granada (mit Ausnahme der Sierra Nevada) durchwanderte, der Entomolog[18] SCHAUFUSS aus Dresden, der 1860 Nordspanien, insbesondere die Gebirge der Provinz von Santander besuchte, und der Lepidopterolog[19] STAUDINGER aus Dresden, welcher 1857 und 1858 Südspanien bereiste und sich namentlich in Granada längere Zeit aufhielt. Aber die größte Bereicherung an neuen Pflanzenformen und neuen Standörtern erhielt die spanische Flora damals durch den überaus fleißigen Sammler E. BOURGEAU, einen Schweizer, welcher, nachdem er schon 1847 einen Teil der Pyrenäen durchwandert hatte, von 184g bis 1853 im Auftrage und unter der Leitung der französischen Botanischen Gesellschaft Reisen in verschiedene Landstriche der Halbinsel (nach Granada, Murcia, Neucastilien, Asturien, Leon, Algarbien) unternahm und große Sammlungen prächtig präparirter Pflanzen (über 2500 Arten) zusammenbrachte. Die darunter befindlichen neuen Arten und Varietäten sind von J. GAY und E. COSSON in verschiedenen Abhandlungen beschrieben worden.

Unterdessen waren aber auch die einheimischen Botaniker in Spanien nicht unthätig geblieben. Der Catalonier FRANCISCO JAVIER BOLÓS, Apotheker in Olot († 1844), bereiste die Provinz von Gerona und sammelte dort ein wertvolles Herbar, welches später VAYREDA benutzt hat. Der Asturianer EDUARDO CARREÑO, ein sehr begabter und überaus strebsamer junger Mann, welcher vielleicht den Herzenswunsch seines Lehrers La Gasca, eine Flora von Spanien zu bearbeiten, verwirklicht haben würde, hätte ihn nicht ein frühzeitiger Tod (1841) dahingerafft, durchforschte in den Jahren 1834, 1837 und 1838 seine Heimatprovinz und sammelte dort wie auch anderwärts in Spanien eine Menge Pflanzen, die er seinem Lehrer und Berather, dem Zoologen MARIANO DE LA PAZ GRAELLS (später Director des königl. Museums der Naturgeschichte in Madrid vermacht hat. Dieser hat selbst eine Anzahl interessanter und auch neuer Pflanzenarten in den Provinzen von Madrid und Avila entdeckt und in wertvollen Schriften (1854 und 1859) veröffentlicht. Der Valencianer ANTONIO BLANCO sammelte 1841 und 1849 zahlreiche Pflanzen, worunter manche neue, in der Provinz von Jaen, welche durch Webb und V. Heldreich bestimmt und veröffentlicht worden sind. MIGUEL COLMEIRO, der gegenwärtige Director des königl. botanischen Gartens und Museums zu Madrid, der sich durch seine bio- und bibliographischen Arbeiten über die Botaniker und die botanische Literatur der iberischen Halbinsel und als unermüdlicher und gelehrter Compilator einen großen Ruf erworben hat, veröffentlichte von 1846 bis 1858 eine Anzahl Pflanzenverzeichnisse aus Catalonien, den beiden Castilien und Galicien, verbunden mit Schilderungen der Vegetationsverhältnisse von Catalonien und Galicien, sowie ein Verzeichnis der an den Küsten der Provinz von Cädiz vorkommenden Algen, doch enthalten alle diese Listen keine einzige neue Art, weshalb sie wohl weniger die Frucht eigener Forschungen als der Compilation sind, JOSÉ PLANELLAS GIRALT, Professor der Botanik an der Universität von Santiago de Compostela, gab 1852 eine Phanerogamenflora von Galicien heraus, der als Einleitung auch eine Beschreibung der Vegetationsverhältnisse dieses Landes beigegeben ist.

Doch scheint auch dieses die Flora Galiciens nur in höchst unvollständiger Weise darstellende Werk mehr auf Compilation und schon vorhanden gewesenen Schriften als auf eigenen Forschungen zu beruhen, da es nur sehr wenig neue (und zwar zweifelhafte) Arten und fast keine einzige der vielen von Lange in Galicien gefundenen Pflanzen enthält. Bei weitem größere Verdienste um die Flora Spaniens hat sich VICENTE CUTANDA erworben, der 1846 auf RODRIGUEZ, dessen Schüler er gewesen, als Director des Madrider Gartens gefolgt war. Er ließ es sich angelegen sein, teils allein, teils in Begleitung des Sammlers JUAN ISERN, der seinerseits auch in Catalonien und anderwärts botanisirt hatte, und später seines Adjuncten FRANCISCO ALEA die Provinzen von Madrid, Segovia und Avila, insbesondere die Hochgebirge von Guadarrama und Gredos zu durchforschen, wo er manche neue und seltene Pflanzenart entdeckt hat. Auf einer solchen Excursion, im September 1850, hat ihn auch der Verfasser dieses Buches begleitet, dem Cutanda bis zu seinem 1868 erfolgten Tode ein treuer Freund und eifriger Förderer seiner Studien über die spanische Flora geblieben ist. Als Mitglied der botanischen Section, der 1852 (?) eingesetzten »comision para formar el mapa geológico de la provincia de Madrid« fand er zu ferneren Excursionen Veranlassung, deren Ergebnisse er in den Commissionsberichten der Jahre 1853, 1856 und 1858 veröffentlicht hat. Die Frucht aller dieser Vorarbeiten war seine 1864 erschienene »Flora compendiada de Madrid y su provincia« welche von einer ausführlichen pflanzengeographischen Schilderung der Vegetationsverhältnisse begleitet ist. Nach Cutanda's Tode folgte diesem Colmeiro in der Direction des Gartens. — In den Jahren 1857 und 1858 unternahm eine Anzahl von Apothekern die Ausarbeitung eines Generalverzeichnisses aller Pflanzen, welche in den einzelnen Stadtgebieten (partidos) Spaniens wachsen; doch ist dieses Unternehmen nur in 10 Partidos zur Ausführung gekommen. Auch sind die veröffentlichten Listen bezüglich der Bestimmung der Arten nicht zuverlässig und daher von geringem Wert. Neue Arten sind in ihnen nicht beschrieben. Aehnliche Pflanzenverzeichnisse enthalten die in den fünfziger und sechziger Jahren und noch später veröffentlichten geognostisch-agrologischen und physischen Beschreibungen einer Anzahl von Provinzen Spaniens, sowie die monographischen Schilderungen verschiedener Mineralwasserbäder[20]. MARIANO DEL AMO, welcher schon 1846 im Verein mit Cutanda ein »Manual de Botánica descriptiva«. herausgegeben hatte, worin auch viele spontane Pflanzen aus den Umgebungen von Madrid aufgezählt und beschrieben sind, veröffentlichte später, nachdem er Professor der Botanik an der Universität zu Granada geworden, im Verein mit dem dortigen Botaniker PEDRO DEL CAMPO, der seine Heimatprovinz fleißig durchstreift und dort mehrere neue Arten aufgefunden hat, im Jahre 1855 eine Anzahl dieser Arten in der Madrider »Revista de los progresos de las ciencias« und 1861 allein im »Restaurador farmacéutico« eine Beschreibung neuer oder wenig gekannter Arten des Königsreichs Granada.

In Portugal ist nach Brotero's Tode bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts von Seiten der eingeborenen Botaniker für die Erforschung der spontanen Vegetation dieses Landes wenig geschehen, denn selbst die Professoren der Botanik und Directoren der botanischen Gärten von Lissabon und Coimbra haben sich irgendwie eingehend mit der vaterländischen Flora nicht beschäftigt. Dagegen erwarb sich in jener Zeit ein Ausländer große Verdienste um die Kenntnis der portugiesischen Flora, nämlich der österreichische Botaniker FRIEDRICH WELWITSCH, welcher zunächst 1840 im Auftrage der in Deutschland zusammengetretenen »Unio itineraria« als Pflanzensammler nach Portugal gegangen und schließlich ganz dort geblieben und Portugiese geworden war. W. durchforschte bis 1852 einen großen Teil Portugals, insbesondere dessen südliche Hälfte und sammelte ein großes viele damals noch unbekannte Arten enthaltendes Herbar, welches noch gegenwärtig den Bearbeitern der portugiesischen Flora reiches Material darbietet und daher eine Hauptquelle für die portugiesische Flora geworden ist. Berichte über seine Forschungen enthalten das im 1. Bande der Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften zu Lissabon (1840) veröffentlichte »Relatorio sobre o herbario da Flora portugueza do Dr. Welwitsch« von ANTONIO B. GOMES und Welwitsch's eigene im 2. Bande derselben Zeitschrift (1850) abgedruckten »Cartas sobre o herbario da Flora portugueza«. Ein zweiter Ausländer, der Franzose CHARLES BONNET, welcher Südportugal, namentlich Algarbien als Geograph bereist hatte, hat in seinem ebenfalls in den Abhandlungen der Lissaboner Akademie (2. Serie, Bd. II, 1850) veröffentlichten »Mémoire sur le royaume d'Algarve« manche beachtenswerte Bemerkung über die Vegetationsverhältnisse jener Provinz niedergelegt. Dasselbe gilt von des portugiesischen Topo- und Historiographen SILVA LOPES’ Werke : »Corografio  o memoria economica, estadistica e topografica do reino do Algarve« (Lisboa, 1841).

Durch die erwähnten zahlreichen Erforschungen der Vegetation Spaniens seitens in- und ausländischer Botaniker während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war den am Ende des 18. schon bekannten Gefäßpflanzen dieses Landes eine so große Menge bisher unbekannter hinzugefügt worden, dass nunmehr der Zeitpunkt zur Bearbeitung einer Flora Spaniens gekommen zu sein schien. Auch war ein solches Werk wegen der mehr und mehr zunehmenden Zerstreutheit der floristischen Literatur Spaniens, welche das Bestimmen spanischer Pflanzen überaus schwierig, ja für alle jene Botaniker, die sich dieselbe nicht zu verschaffen vermochten, fast unmöglich machte, nachgerade zu einem dringenden Bedürfnis geworden. Diese Erwägungen brachten bei dem Verfasser dieses Werkes, welcher schon 1852 in seinem Buche »über die Strand- und Steppengebiete der iberischen Halbinsel« einen wenn auch nur geringen Teil der bis dahin aus Spanien bekannt gewordenen Pflanzen zusammengefasst hatte, nach Vollendung seiner »Icones et descriptiones« (1856) den von ihm längst gehegten Plan, eine Flora von Spanien herauszugeben, zur Reife. Er fand an dem Professor LANGE, der mit ihm schon vor seiner Reise nach Spanien in seitdem dauernden Verkehr getreten war, einen erwünschten Mitarbeiter. So entstand der "Prodromus Florae Hispanicae[21]« an welchem Willkomm fast unausgesetzt volle zwanzig Jahre gearbeitet hat. Der erste Band dieses umfangreichen Werkes, welches fortan die Grundlage aller ferneren floristischen Arbeiten nicht allein über Spanien, sondern über die ganze iberische Halbinsel bilden sollte und gebildet hat, erschien 1861, der dritte 1880. In demselben sind mit Einschluss der im Nachtrage zum I. und 3. Bande veröffentlichten Arten und der Kultur- und Adventivpflanzen) 5104 Arten von Gefäßpflanzen beschrieben, also etwa 1200 Arten solcher Pflanzen mehr, als zu Ende des 18. Jahrhunderts bekannt gewesen waren (s. oben S. 7).

Es mag dahingestellt bleiben, ob durch die VeröffentHchung des ersten Bandes des Prodromus sowohl die peninsularen als die auswärtigen Botaniker angeregt worden sind, die Erforschung der iberischen Flora mit noch größerem Eifer als zuvor in Angriff zu nehmen. Genug, die Thatsache steht fest, dass seitdem nicht allein von ausländischen Botanikern noch zahlreichere Forschungsreisen als zuvor nach der Halbinsel, besonders nach Spanien unternommen worden, sondern auch die spanischen und portugiesischen Botaniker mit mehr oder weniger Erfolg daran gegangen sind, auf eigene Forschungen, nicht blos auf Compilationen gegründete Bearbeitungen von Pflanzenfamihen und Specialfloren, welche ja die Grundlage jeder den Anforderungen der modernen Systematik entsprechenden Flora irgend welchen Landes sein müssen, herauszugeben. Nächst Cutanda's Flora der Provinz von Madrid war die erste derartige Schrift die von ANTONIO CIPRIANO COSTA, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens der Universität Barcelona 1864 veröffentlichte »lntroduccion á la Flora de Cataluña« die Frucht langjähriger Durchforschungen Cataloniens durch den Verfasser und andere einheimische Botaniker, welche unter 2411 Gefäßpflanzen eine Menge von neuen Arten, deren Mehrzahl schon 1859 durch Willkomm in der Linnaea bekannt gemacht worden war, auch eine treffliche pflanzengeographische Schilderung des Landes enthält. Diesen folgte 1867 unter dem bescheidenen Titel »Serie imperfecta« die Flora Aragoniens von FRANCISCO LOSCOS und JOSE PARDO, in welcher 2624 Arten (worunter 341 Kryptogamen) jenes seit Asso's Zeit vernachlässigten Landes aufgezählt erscheinen. Unter denselben befinden sich ebenfalls neue Arten, die bereits 1863 in dem von Willkomm herausgegebenen Vorläufer dieses Buches, der -»Series incofifectai. derselben Autoren, veröffentlicht worden waren. Eine sehr wesentliche Ergänzung dieser Flora bildeten die Abhandlungen und Pflanzenverzeichnisse von Loscos und anderen aragonesischen Botanikern oder Sammlern, welche Loscos, der unermüdliche und hochverdiente Erforscher der Vegetation Südaragoniens, dem Schreiber dieses wegen der werkthätigen Unterstützung, die jener ihm bei der Herausgabe seiner »Illustrationes«. bis zu seinem 1886 erfolgten Tode hat angedeihen lassen, zum größten Dank verpflichtet ist, unter dem Titel »Tratado de plantas de Aragon« von 1876 bis 1886 veröffentlicht hat. Auch Costa's Flora von Catalonien erhielt durch deren eigenen Verfasser bedeutende Vervollständigungen durch dessen 1873 begonnene »Ampliacion« und dessen 1876 veröffentlichtes »Suplemento« von dem 1878 eine neue Bearbeitung erschienen ist. Wertvolle Beiträge zur Flora nicht allein Cataloniens, sondern auch beider Castilien und Galiciens lieferten ferner die von JUAN Texidor 1869 herausgegebenen »Apuntes para la Flora de España«, denen 1872 »Nuevos apuntes« folgten, welche sich jedoch vorzüglich auf die Flora der Balearen beziehen. JUAN RUIZ CASAVIELLA, welcher die Pflanzen des südlichen Navarra eifrig studirt hatte, legte die Ergebnisse seiner Forschungen zuerst in den 1871 erschienenen »Apuntes« nieder, denen 1880 ein methodisches Verzeichnis aller bis dahin in Navarra beobachteten Pflanzen folgte. In derselben Zeit (1872—1874) veröffentlichte Colmeiro systematische Verzeichnisse aller bis dahin aus Spanien und Portugal bekannt gewordenen Fumariaceen, Genisteen, Anthyllideen, Rosaceen und Crassulaceen, doch enthalten auch diese keine von ihm selbst entdeckte Art. Dasselbe gilt von seiner schon 1867—68 herausgegebenen Aufzählung aller bis dahin bekannten Kryptogamen der Halbinsel, eine ebenfalls rein compilatorische Arbeit. Auch die umfangreiche in den Jahren 1871—1873 erschienene Phanerogamenflora der iberischen Halbinsel von MARIANO DEL AMO samt der ein Jahr früher herausgekommenen Kryptogamenflora desselben Autors dieses Landes enthalten wenig Neues und Originales. Erstere ist in der Hauptsache eine Übersetzung des Prodromus florae hispanicae. Dagegen war ein schätzbarer Beitrag zur pflanzengeographischen Kenntnis der Halbinsel Del Amo's Abhandlung über die geographische Verbreitung einiger wichtiger Pflanzenfamilien in Spanien und Portugal (1861). Ob in der 1875 zu Madrid erschienenen »Descripcion fisica, geológica y agrilógica de la provincia de Cuenca« von DANIEL COSTAZAS auch die spontane Vegetation jener in botanischer Beziehung noch sehr wenig gekannten Provinz berücksichtigt worden, ist dem Schreiber dieses nicht bekannt. Einen sehr wichtigen, auch neue Arten enthaltenden Beitrag zur Flora Cataloniens bilden die 1880 veröffentlichten »Plantas notables« von ESTANISLAO VAYREDA, damals Apotheker in Sagaró, welcher Jahre lang die Provinz von Gerona botanisch durchforscht hat und noch immer durchforscht. Um jene Zeit erstand auch der Flora von Niederandalusien ein eifriger Beobachter und Erforscher in JOSÉ PEREZ LARA zu Jerez de la Frontera. Seine seit dem Jahre 1886 erscheinende, leider noch nicht vollendete, unter dem bescheidenen Titel einer »Florula« herausgegebene Flora der Provinz von Cadiz, die Frucht zahlreicher Excursionen und sorgfältiger Beobachtungen, ist ein der »Voyage« von Boissier ebenbürtiges Werk, welches alle bisher in Spanien herausgekommenen Specialfloren hinsichtlich der darin kundgegebenen Kritik, Methode und Literaturkenntnis bei weitem übertrifft. Ein Jahr später begann der Valencianer CARLOS PAU, Apotheker in Segorbe, welcher der botanischen Erforschung der Provinzen von Castellon, Valencia und Teruel obgelegen hat und noch obliegt, auch in Neucastilien gewesen ist, die Ergebnisse seiner Excursionen und Beobachtungen in seinen »Notas botánicas«, welche viele neue und interessante Pflanzen enthalten, aber noch nicht zum Abschlüsse gedient hat, zu veröffentlichen. Der Forstingenieur und Professor der Botanik an der königl. Forstschule im Escorial SECALL gab 1889 ein systematisches 1062 Arten Gefäßpflanzen enthaltendes Verzeichnis aller bis dahin im Gebiet des Escorial beobachteten Pflanzen heraus, dem eine kurze pflanzengeographische Schilderung jener Gegend beigegeben ist. Auch andere Forstmänner haben, ohne etwas darüber durch den Druck bekannt zu geben, sich um die Erforschung der Vegetation Spaniens verdient gemacht, so der Graf CAMPUZANO, welcher sich ebenfalls mit der Flora des Escorialgebietes, des Guadarramagebirges und der Provinz von Madrid eingehend beschäftigt hat; MANUEL COMPANYÓ, welcher in Catalonien, besonders in dessen Ostpyrenäen botanisirt und dort viele Pflanzen gesammelt hat, SEBASTIAN VIDAL (der hochverdiente Verfasser der forstlichen Flora der Philippinen), welcher die Provinzen von Tarragona und Gerona bereist hat u. a. m. Ueberhaupt ist seit der Bildung des königlichen »Cuerpo de ingenieres de montes y bosques« seitens der spanischen Forstmänner für die Erforschung der heimatlichen Flora viel gethan worden. Insbesondere sind die in der Vegetation Spaniens so überaus zahlreichen Holzgewächse Gegenstand des sorgfältigsten Studiums und Sammclns durch die Mitglieder der behufs der Bearbeitung einer forstlichen Flora von Spanien ernannten Kommission geworden, welche die Ergebnisse ihrer Forschungen in amtlichen Berichten seit 1867 niedergelegt hat. Die größten Verdienste um die Kenntnis der spanischen Holzpflanzen hat sich aber der bereits pensionirte Generalinspektor der Forsten, MAXIMO LAGUNA erworben, der Verfasser der 1883 und 1890 erschienenen »Flora forestal española[22]«, eines Prachtwerkes, welches auch bezüglich der geographischen Verbreitung jener Gewächse auf der Halbinsel wichtige Angaben enthält. Beachtenswerte Beiträge zur spanischen Flora lieferten ferner BLAS LÁZARO und ANDRÉZ y TUBILLA in den Annalen der spanischen Gesellschaft der Naturgeschichte (1891 und 1893), durch deren im Jahre 1870 erfolgte Gründung die naturgeschichtlichen Studien in Spanien überhaupt eine wesentliche Beförderung erfahren haben. Schließlich verdienen auch noch jene Botaniker genannt zu werden, welche in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zur Kenntnis der spanischen Flora dadurch beigetragen haben, dass sie die Pflanzen ihrer Heimatsprovinzen fleißig gesammelt und den mit der Bearbeitung der spanischen Flora beschäftigten Forschern in liberaler Weise zur Verfügung gestellt haben, ohne selbst darüber Schriften herauszugeben. Unter solchen sind in erster Linie zu nennen: ANGEL GUIRAO in Murcia, FEDERICO TREMOLS in Barcelona (beide bereits gestorben) und VICTOR LOPEZ SEOANE in La Coruña. Von letzterem, welcher auch in der Sierra Nevada viele Pflanzen gesammelt hat, ist übrigens eine kurze »Reseña de la historia natural de Galicia« (Lugo 1866) veröffentlicht worden, welche auch ein Verzeichnis galicischer Pflanzen enthält. Um die weitere Erforschung der Flora Aragoniens haben sich neuerdings neben Loscos und Pardo auch der Pfarrer BERNARDO ZAPATER in Albarracin und dessen Schülerin BLANCA DE CATALAN früher in Valdecabriel, der Pfarrer ANTONIO BADAL in Las Parras de Martin und die Apotheker RAMON MARTIN in Mosqueruela, CUSTODIO CAMPO in Bielsa, FRANCISCO NUET in Fiscal und SALVADOR GALAVIA in Aranda del Conde durch Sammeln von Pflanzen in den Umgebungen ihrer Wohnsitze mehr oder weniger verdient gemacht. Dasselbe gilt von den Apothekern RAIMUNDO MASFERRER und JUAN MONTSERRAT in Barcelona und dem Arzte JUAN PUIGARRI in Igualada (Catalonien). Der Erstgenannte hat auch ein Verzeichnis der von ihm in den Umgebungen der nordcatalonischen Stadt Vieh gesammelten Pflanzen unter dem Titel »Recuerdos botánicos de Vich« (Madrid, 1877) herausgegeben.

Auch in Portugal begann seit den sechziger Jahren eine eifrigere Erforschung der spontanen Vegetation dieses Landes Platz zu greifen. ESTACIO DA VEIGA, welcher in der Serra de Monchique botanisirt hatte, veröffentlichte die dort von ihm beobachteten Pflanzen 1866—1869 in dem »Jornal de sciencias mathemáticas physicas e naturaes de Lisboa«, CARLOS GOMEZ MACHADO sogar einen methodischen Katalog der ihm bekannt gewordenen Pflanzen Portugals in den Jahrgängen 1866—69, BERNADINO BARROS GOMES Studien über die Eichen und andere forstlich wichtige Bäume in den Jahrgängen 1876 und 1877, der Graf v. FICALHO (gegenwärtig Direktor des botanischen Gartens der polytechnischen Schule zu Lissabon) auf eigene Forschungen beruhende systematische Verzeichnisse aller bis dahin bekannten Labiaten, Asperifolien, Scrophulariaceen und Rosaceen Portugals in den Jahrgängen 1875'—79 derselben Zeitschrift. Aber einen besonderen Aufschwung hat die botanische Durchforschung Portugals seit der 1880 erfolgten Gründung der »Sociedade Broteriana« genommen, indem diese Gesellschaft die Begünstigung floristischer und pflanzengeographischer Studien, die Ausrüstung oder Unterstützung botanischer Expeditionen, die Sammlung und Herausgabe einer Flora lusitanica exsiccata und die monographische Bearbeitung der einzelnen Familien behufs der späteren Herausgabe einer neuen Flora von Portugal zu ihren specielleren Aufgaben genommen hat. Während der 13 Jahre ihres Bestehens hat diese durch die Bemühungen des Professor JULIO HENRIQUES ins Leben gerufene Gesellschaft nicht allein bereits über 14 Centurien ihrer »Flora exsiccata« herausgegeben, sondern auch die botanische Erforschung mehrerer Gebirge (Serra do Gerez, de Bussaco, da Estrella, da Caramullo u. a.), ja ganzer Provinzen (Alem-Tejo, Traz os Montes) und die Bearbeitung einer Menge von Pflanzenfamilien, worunter sich die umfangreichsten der portugiesischen Flora befinden, ermöglicht. Letztere, welche, wie auch die Berichte über die ausgeführten Excursionen in dem von der Gesellschaft seit 1880 herausgegebenen »Boletim«, einer von Henriques trefflich redigirten Vierteljahrsschrift veröffentlicht worden und von denen mehrere mit einer Schilderung der Statistik und geographischen Verbreitung der Arten der betreffenden Familie verbunden sind, können sich wegen der darin bekundeten Gründlichkeit, Kritik und Literaturkenntnis der »Florula gaditana« von Perez Lara würdig an die Seite stellen. Nächst Henriques und dem Grafen Ficalho sind die hervorragendsten Forscher (zugleich die Bearbeiter der bisher veröffentlichten Familien) JOAQUIM DE MARIZ, Adjunct am botanischen Garten zu Coimbra, ANTONIO X. PEREIRA COUTINHO, Professor der Botanik an der polytechnischen Schule zu Lissabon, ADOLF MOLLER (Deutscher), Obergärtner des botanischen Gartens zu Coimbra, JULESS DAVEAU (Franzose), Obergärtner des botanischen Gartens zu Lissabon, und JOSÉ D’ASCENSÃO GUIMARÃES, Militäringenieur. Als eifrige Pflanzensammler verdienen außer den eben genannten hervorgehoben zu werden : A. GOLTZ DE CARVALHO, Manuel Ferreira Lapa, A. Ricardo da Cunha, F. de Loureiro, J. CaSIMIRO Barboso, der Bergingenieur EuGEN Schmitz und die beiden Engländer ISAAC NEWTON und EDWIN JOHNSTON, Handelsbeamte in Oporto. Schließlich sei noch bemerkt, dass außer den auf Antrieb der Sociedade Broteriana unternommenen Excursionen im Jahre 1881 auch von Staatswegen eine mehrmonatliche naturwissenschaftliche Erforschung der Serra da Estrella in großem Style ausgeführt worden ist, über deren botanische Ergebnisse Professor Henriques eine besondere Schrift herausgegeben hat[23].

Wie schon oben erwähnt, ist die botanische Durchforschung der Pyrenäenhalbinsel in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auch der Zweck zahlreicher Reisen auswärtiger Botaniker gewesen. Zunächst — im Jahre 1858 — besuchte Boissier in Begleitung seines wenige Jahre später verstorbenen Freundes Reuter Spanien nochmals flüchtig', ohne sich irgendwo längere Zeit aufzuhalten. Im Jahre 1862 unternahm der schweizerische Pastor und Botaniker LOUIS LERESCHE eine Reise nach Nordwest- und Centralspanien, deren Hauptaufgabe die Erforschung der pflanzenreichen Sierra de Gredos war. Im März 1873 kam Willkomm zum dritten Male nach Spanien, in Begleitung des Professors E. HEGELMAIER aus Tübingen und der schlesischen Botaniker FRITZE und WINKLER. Nach einigen in Catalonien gemeinsam unternommenen Excursionen schifften sich die beiden erstgenannten nach den Balearen ein, deren Erforschung die Hauptaufgabe von Wk.'s Reise war, während die zwei Schlesier sich nach Algesiras begaben, um später von dort aus die Provinzen von Malaga und Granada zu bereisen, wie sie das auch gethan haben. Hegelmaier kehrte von Mallorca direct nach Deutschland zurück, während Wk. nach Alicante übersetzte und von dort über Elche nach Murcia ging, von wo er dann auf der Eisenbahn nach Madrid und nach kurzem Aufenthalt daselbst nach Andalusien und Valencia reiste, um hier wieder sich nach Marseille einzuschiffen. Drei Jahre später unternahm der bekannte Gramineenforscher E. HACKEL in Begleitung Winkler's eine Reise nach der Halbinsel, welche ihn über Südandalusien nach Portugal und von dort durch Leon und Castilien nach Granada führte, wo Winkler längere Zeit verweilte, um Excursionen in die Sierra Nevada zu machen. Im Jahre 1878 besuchte Hegelmaier zum zweiten Male Spanien, insbesondere die Küstengegenden des Königreichs Valencia. In diesem und dem folgenden Jahre unternahmen Leresche und E. Levier aus Florenz unter Boissier's persönlicher Führung mehrmonatliche Excursionen nach Nord- und Centralspanien, sowie nach Portugal, auf denen sie eine Menge interessanter, darunter auch neue Pflanzen sammelten, die sie in einer besondern, die Beschreibung ihrer Touren und der Vegetation der durchwanderten Gegenden enthaltenden Schrift veröffentlicht haben. Im Jahre 1879 durchstreiften auch die drei österreichischen (südtiroler) Curaten und Botaniker RUPERT HUTER, PORTA und RIGO Südspanien, insbesondere das Königreich Granada, von wo sie eine enorme Menge von Pflanzen, worunter sich auch zahlreiche neue Arten befanden, nach Hause gebracht haben. In demselben Jahre begann der französische Botaniker G. ROUY seine Excursionen nach Spanien, welche er bis 1883 fast alljährlich wiederholt und auf denen er namentlich die Provinzen von Valencia, Alicante, Murcia und Albacete durchwandert hat. Die dort entdeckten neuen Arten und Formen hat er in verschiedenen, zugleich die Schilderung seiner Touren und der Vegetation jener Gegenden enthaltenden Abhandlungen veröffentlicht. Im Jahre 1883 botanisirte auch der Engländer LACAITA in den südlichen Küstengegenden des Königreichs Valencia, wo er ebenfalls einige neue Pflanzen zu entdecken das Glück hatte. Reich an Ausbeute an seltenen, zum Teil neuen Pflanzenarten sind auch die Excursionen gewesen, welche die schon genannten Wälschtiroler PORTA und RIGO in den Jahren 1889, 1890 und 1891 nach Granada, Murcia und Valencia und der französische Botaniker ELISÉE REVERCHON in den Jahren 1888 bis 1893 nach Andalusien, Murcia, Valencia und Südaragonien unternommen haben. Endlich hat der deutsche Botaniker Dr. DIECK im Sommer 1892 Spanien durchreist und sich besonders in der botanisch noch wenig gekannten Serrania de Cuenca längere Zeit aufgehalten, um dort Pflanzen zu sammeln. Die von Hackel in Portugal beobachteten Gramineen sind von diesem selbst in einer besondern in Lissabon erschienenen Schrift, die von Winkler und Dieck entdeckten neuen Arten von Lange in dessen »Diagnoses plantarum« die 1890 von Porta und Rigo gesammelten Pflanzen von ersterem in einer besonderen Schrift, die von Huter, Lacaita, Reverchon aufgefundenen teils von Willkomm in dessen »Illustrationes« teils von andern Botanikern (HERVIER, MAGNIER, ARVET-THOUVET, WITMAK, FREYN) in verschiedenen botanischen Zeitschriften Frankreichs und Oesterreichs beschrieben worden.

Da die Ergebnisse aller dieser teils während der Bearbeitung des 2. und 3. Bandes des »Prodromus florae hispanicae«, teils erst nach dessen Vollendung ausgeführten Forschungen in so vielerlei Einzelwerken und Zeitschriften veröffentlicht worden sind, so war nachgerade eine ähnliche Schwierigkeit, unbekannte Pflanzen aus Spanien und Portugal zu bestimmen, eingetreten, wie vor dem Erscheinen des Prodromus. Dies veranlasste Willkomm, nach Vollendung des 2. Bandes seiner seit 1881 erschienenen »Illustrationes« die gesamte neuere und neueste Literatur über die Flora Spaniens, soweit ihm dieselbe zugänglich war, noch einmal zusammenzufassen und unter Benutzung vieler seit der Veröffentlichung des Prodromus von in- und ausländischen Botanikern in Spanien zusammengebrachten Exsiccatensammlungen ein »Supplementum Prodromi« zu schreiben. Die in diesem im December 1893 erschienenen Nachtrage zum Prodromus beschriebenen, für die spanische Flora neuen Arten belaufen sich auf 491, worunter sich 233 endemische — ganz neue — Arten befinden. Rechnet man diese zu den im Prodromus aufgezählten Arten (s. oben S. 16) hinzu, von denen allerdings 147 abzuziehen sind, welche sich infolge der neueren Forschungen als unhaltbar herausgestellt haben, so beträgt gegenwärtig (1894) die Gesamtzahl der aus Spanien bekannten Gefäßpflanzen mit Einschluss der Hybriden und der verbreiteteren Kulturgewächse sowie der Adventivflora[24] 5438 Arten. — Eine gleiche Absicht, wie den Verfasser des Supplementum Prodromi, hat wohl auch MIGUEL COLMEIRO bei der Bearbeitung seines großen fünfbändigen Werkes über die Gesamtflora der iberischen Halbinsel und der Balearen geleitet; nur ist zu bedauern, dass nach diesem Werke keine einzige Pflanze der genannten Länder bestimmt werden kann, weil dasselbe trotz seines kolossalen Umfangs nur ein dürres, systematisch geordnetes Namenverzeichnis der Arten enthält. Hätte der gelehrte Verfasser, anstatt bei jeder, selbst der gemeinsten Art, alle ihm bekannt gewordenen Standörter (deren Angabe oft ganze Seiten füllt) ohne jegliche Kritik anzuführen, den Familien und Gattungen analytische Bestimmungstabellen der Gattungen und Arten beigegeben, so würde sein Werk zur Auffindung unbekannter Pflanzen benutzbar gewesen sein. Die Gesamtzahl der darin aufgezählten Pflanzenarten der Halbinsel mit Einschluss der Balearen beläuft sich, obwohl die seit 1889 (wo der letzte Band erschienen ist] bis zur Gegenwart in Spanien und Portugal entdeckten Arten nicht darin sind, auf 9791 (6064 phanerogamische und 3727 kryptogamische). Diese unbedingt viel zu hohen Zahlen erklären sich daraus, dass der Verfasser jede irgendwo veröffentlichte Pflanze in sein Verzeichnis aufgenommen hat, ohne sie auf ihre Artberechtigung zu prüfen. Beweis dessen ist nicht allein der gänzliche Mangel irgend welcher kritischen Bemerkungen in der ganzen langen Aufzählung der Arten, sondern auch die Thatsache, dass jene 147 Arten des Prodromus, welche sich im Laufe der Zeit als falsch bestimmt oder aus andern Gründen unhaltbar erwiesen haben und deshalb im Supplementum Prodromi gestrichen werden mussten, in Colmeiro's »Enumeracion« unverändert beibehalten worden, auch viele, wenn nicht alle neueren Begrenzungen polymorpher Arten (Zusammenziehungen von für Arten ausgegebenen Formenreihen) unberücksicht geblieben sind. Aus diesen Gründen ist dieses große und theure Werk auch für statistische Untersuchungen über die Vegetation der Halbinsel nicht zu gebrauchen und die darauf von Colmeiro selbst basirte Pflanzenstatistik[25] dieses Landes unrichtig.


[1] Willkomm, Moritz. Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel; Leipzig, W. Engelmann, 1896. http://archive.org/details/grundzgederpfla00drudgoog.

[2] = Asphodelus serotinus Wolley-Dod - A. microcarpus sensu Willk. in Willk. & Lange, Prodr. Fl. Hispan. 1: 203 (1862), p.p., non Viv., Fl.

Cors. Prodr.: 5 (1824

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Strabon

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Sagunt

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/X%C3%A0tiva

[6] = Stipa tenacissima L.

[7] COLMEIRO, La botänica y los botánicos de la peninsula hispano-lusitana [Madrid, 1858 , p.147.]

[8] Miguel COLMEIRO y PENIDO. La botánica y los botánicos de la Peninsula Hispano-lusitana. M. Rivadeneyra, 1858. http://archive.org/details/labotnicaylosbo00penigoog.

[9] Z. B. Biarum angustifolium Schott, Merendera montana Lge., Armeria gaditana und macrophylla Boiss., Nepeta lusitanica Rouy., Capnophyllum peregrinum Lge., Halimium eriocephalum Wk. u. a.

[10] »Miserrimum opus, cujus plantas Oedipus sit qui intelligat« nennt dasselbe LINNÉ in einem 1772 an VANDELLI gerichteten Briefe.

[11] Einige solche Schilderungen finden sich auch in dem 20 Jahre später erschienenen Werke

des englischen Mineralogen und Geographen WILLIAM BOWLES (s. Literatur).

[12] http://bibdigital.bot.uc.pt/obras/UCFCTBt-B-78-1-13_2/globalItems.html

[13] Avellar Brotero, Felix de. Flora lusitanica, seu, Plantarum, quae in Lusitania vel sponte crescunt, vel frequentius coluntur, ex florum praesertim sexubus systematice distributarum, synopsis. Olissipone, Ex Typographia regia, 1804. http://archive.org/details/floralusitanicas1804avel.

https://archive.org/stream/floralusitanicas1804avel#page/n5/mode/2up

https://archive.org/stream/floralusitanicas02avel#page/n5/mode/2up

[14] Avellar Brotero, Felix de. Phytographia Lusitaniae selectior, seu, Novarum, rariorum, et aliarum minus cognitarum stirpium, quae in Lusitania sponte veniunt, ejusdemque flora spectant, descriptiones iconibus illustratae. Olisipone, Ex Typographia Regia, 1816. http://archive.org/details/phytographialusi01avel.

https://archive.org/stream/phytographialusi01avel#page/n5/mode/2up

https://archive.org/stream/phytographialusi02avel#page/n5/mode/2up

[15] deutsch: “zu der Hilfe”

[16] ‘Biblioteca Digital Del Real Jardín Botánico’. Accessed 4 October 2015.

http://bibdigital.rjb.csic.es/ing/Libro.php?Libro=352

http://bibdigital.rjb.csic.es/ing/Libro.php?Libro=353

[17] https://archive.org/details/floracalpensisco00kelarich

[18] Insektenkundler https://de.wikipedia.org/wiki/Insektenkunde

[19] Schmetterlingskundler

[20] Pascual Pastor beschrieb die Provinzen Asturien (Madrid, 1853) und von Valladolid

(1861), Antonio Valenzuela die von Pontevedra (Madrid, 1856), Lucas Olazabal die von

Vizcaya (Madrid, 1857), J0AQUIN Salvador Benedicto die von Castellon (Valencia, 1864—1867),

Juan ViLLAESC USA die Bäder von Alange (Madrid, 1850, mit einem Verzeichnis von 300 Pflanzenarten),

Ildefonso Zubia die Bäder von Riba los Banos (Logrono, 1863), Miguel Medina die Bäder

von Lanjaron (Madrid, 1864), Jose Negro y Garcia die von Fuensanta de Lorca Almeria, 1872 ,

[21] Willkomm, Moritz, and Joanni Lange. Prodromus florae hispanicae, seu synopsis methodica omnium plantarum in Hispania. Stuttgart, E. Schweizerbart, 1861. http://archive.org/details/prodromusfloraeh03will. http://bibdigital.rjb.csic.es/spa/FichaLibro.php?Libro=60

[22] Laguna, Máximo, Justo de Salinas, Pedro de Ávila, Máximo Laguna, Justo de Salinas, and Pedro de Ávila. ‘Flora Forestal Española: Que Comprende La Descripción de Los árboles, Arbustos Y Matas Que Se Crian Silvestres ó Asilvestrados En España: Con Breves Notas Y Observaciones Sobre El Cultivo Y Aprovechamiento de Los Más Importantes Y Con Láminas Que Los Representan’. Info:eu-repo/semantics/digitized_item, 1883. http://dioscorides.ucm.es/proyecto_digitalizacion/index.php?b17324622.

[23] ‘Universidade de Coimbra. Faculdade de Ciências E Tecnologia. Departamento de Botânica - HENRIQUES, Júlio Augusto, 1838-1928 - Expedição Scientifica à Serra Da Estrella Em 1881, 1883.’ Accessed 5 October 2015. http://bibdigital.bot.uc.pt/obras/UCFCTBt-B-76-2-9/globalItems.html.

[24] https://de.wikipedia.org/wiki/Adventivpflanze

[25] Resúmen de los datos estadisticos concernientes á la vegetacion espontánea de la peninsula

hispano-lusitana e islas Baleares, reunidos y ordenados por M. C. Madrid, 1890. 8° (31 p.).