1927 Western District, Franz Pieper; pages 6-28; “The Power of the Gospel in Relation to Gifts for God's Kingdom”; OCR'd by BackToLuther August 16, 2015; Polishing to do: OCR errors corrected, formatting added back to text.
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6 Proceedings of Fifty-Third Convention of Western District,
Lehrverhandlungen.
Die Kraft des Evangeliums in bezug auf Gaben für Gottes Reich.
Referent: v. F. Pieper.
Wenn wir von der Kraft des Evangeliums in bezug auf Gaben für Gottes Reich handeln, so bleiben wir uns bewutzt, daß dies ein beschränktes Thema ist. Die Kraft des Evangeliums reicht viel weiter; ja, das Evangelium ist die Kraft, die alles in der christlichen Kirche wirkt und tut. Um aus diesem „Alles" die Hauptpunkte hervorzuheben, können wir auf Grund der Schrift vom Evangelium sagen:
1. Es macht der Gnade Gottes und der Seligkeit gewiß. 2. Es wirkt die Heiligung und gute Werke und sonderlich auch das christliche Gebet. 3. Es stürzt alle falschen Lehren. 4. Es gibt die Kraft zum Tragen des Kreuzes. 5. Es errettet von der Todesfurcht. 6. Es wirkt eine freudige Erwartung des Jüngsten Tages. 7. Weil das Evangelium ein so großer Schatz ist, so bitten wir Gott, datz er diesen Schatz uns unverfälscht gnädiglich erhalten wolle.
Alle diese Punkte werden, will's Gott, bei anderer Gelegenheit besprochen werden. Das Thema, das wir im Westlichen Distrikt behandeln wollen, nämlich „Die Kraft des Evangeliums in bezug auf Gaben für Christi Reich" bildet nur einen verhältnismäßig kleinen Ausschnitt aus dem zweiten Hauptpunkt, „Heiligung und gute Werke". Nur werden wir hier im Westlichen Distrikt dieses beschränkte Thema viel ausführlicher behandeln können, als dies im British Columbia- und Alberta-Distrikt geschehen kann, weil wir hier den Punkt von den Gaben für Gottes Reich als ein Spezialthema und unter besonderen Thesen besprechen wollen.
Zur Einleitung erinnern wir uns zuerst an die Tatsache, datz die christliche Kirche zur Ausrichtung ihres Berufs hier auf Erden auch des irdischen Gutes bedarf.
Synod of Missouri, Ohio, and Other States. 1927. 7
Thesis I.
Weil die christliche Kirche zur Ausrichtung ihres Berufs hier auf Erden auch des irdischen Gutes bedarf, so unterrichtet uns die Heilige Schrift auch reichlich über die Gott wohlgefälligen Gaben.
Datz Christus der irdischen Gaben seiner Christen zum Bau seines Reiches bedarf, ist eine Folge davon, datz er nicht Engel, sondern Menschen, gläubige Menschen, die Glieder seiner Kirche, mit der Predigt des Evangeliums beauftragt hat.
Freilich, bei besonderen Gelegenheiten haben auch Engel als Prediger gedient. Ein Engel hat bei der ersten Weihnacht die Weihnachtspredigt gehalten, und die ganze Menge der himmlischen Heerscharen hat dazu gesungen. Das ist eine in der Schrift bezeugte Tatsache. Ebenso waren am ersten Ostermorgen Engel Verkündiger der Auferstehung Christi. Desgleichen verkündigten Engel bei der Himmelfahrt Christi die sichtbare Wiederkunft Christi zum Jüngsten Tage. Aber das sind besondere Fälle. Christi bleibende Ordnung geht dahin, daß den Menschen hier auf Erden die Heilsbotschaft von Menschen gebracht werden soll. Es steigen wohl gelegentlich Gedanken der Kritik an dieser Ordnung Christi auch in den Herzen der Christen auf. Man erlaubt sich die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn der Heiland vom Dienst der Menschen abgesehen und den Dienst der Engel zur Regel gemacht hätte. Der Dienst der Engel wäre schneller, zuverlässiger und auch billiger, weil unabhängig von irdischen Mitteln, gewesen. Auch würden die Menschen die Heilsbotschaft aus dem Munde der Engel vielleicht eher angenommen haben, als wenn sündige Menschen mit dieser Botschaft an sie herantreten. Aber dieser kritischen Weisheit müssen wir als Torheit Abschied geben aygesichts der in der Schrift klar bezeugten Ordnung Christi, daß er sein Evangelium durch Menschen hier in der Welt verkündigt haben will. Nach Ausrichtung des Erlösungswerkes und nach seiner Auferstehung von den Toten versammelt der Heiland nicht die Engel um sich, um ihnen den Auftrag zu geben: „Nun, ihr Cherubim und Seraphim, ihr, Throne und Herrschaften und Fürstentümer und Obrigkeiten (Kol. 1,16), nun geht aus", oder vielmehr, „nun stiegt aus und predigt das Evangelium aller Kreatur", sondern der Heiland versammelt Menschen, seine Jünger, um sich und gibt ihnen den Auftrag: „Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende", Matth. 28,19. 20. Freilich, die Engel, obwohl sie im Himmel sind, sind und bleiben sehr interessiert an der Predigt des Evangeliums auf Erden. Sie sind dabei auch keineswegs ganz außer Dienst gestellt. Als dienstbare Geister um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, Hebr. 1,14, gehen sie mit den menschlichen Predigern; sie sehen und hören zu bei der Predigt, 1 Kor. 11,10; sie freuen sich über jeden Sünder, der Buhe tut, Luk. 15, 7; sie retten auch Prediger aus Todesgefahr, wie Petrus von einem Engel aus dem Gefängnis geführt und aus Herodis Hand errettet wurde, Apost. 12,7 ff. Aber das Predigen müssen nach Christi Ordnung die Menschen besorgen. Und dazu sind nun Gaben von irdischem Gut nötig. In diese Ordnung ist der Heiland selbst eingegangen, als er im Stande der Niedrigkeit in eigener Person das Predigtamt verwaltete und mit den Jüngern predigend von Stadt zu Stadt und von Ort zu Ort zog. Er hätte die Missionskasse durch Wunder füllen können, wie er gelegentlich viertausend bis fünftausend seiner Zuhörer auf wunderbare Weise
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speiste. Er könnte auch jetzt noch alle Prediger und Lehrer seines Wortes bis an den Jüngsten Tag durch Raben speisen lassen wie einst den Elias am Bache Krith, 1 Kön. 17,4 ff. Er könnte auch alle öffentlichen Lehrer, nachdem sie einmal sich satt gegessen haben, kraft dieser einen Mahlzeit während ihres ganzen Lebens erhalten, wie er Elias kraft einer reichlichen Mahlzeit vierzig Tage und vierzig Nächte erhielt. 1 Kön. 19, 6 ff. Aber so tut der Heiland nicht. Er richtete — so können wir reden — eine Missionskasse ein, in die solche, die an ihn gläubig geworden sind, ihre Gaben legten. So wird z. B. Lukas 8, 3 berichtet, daß Johanna, das Weib Chusas, des Pflegers Herodis, und Susanna und viele andere Handreichung taten von ihrer Habe. Daraus sehen wir, es ist eine feste, von Christo selbst geheiligte und geordnete Weise, daß die an Christum Gläubigen mit ihrem irdischen Gut der Predigt des Evangeliums dienen. Wie denn der Heiland in bezug auf die leibliche Versorgung derer, die sein Wort verkündigen, ausdrücklich die Regel feststellt: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert", Luk. 10,17. Zwar hat der Apostel Paulus besonderer Umstände halber von den Korinthern keinen Sold genommen. Aber Paulus selbst bezeichnet dies als einen außerhalb der Ordnung gelegenen Fall, wenn er I Kor. 9,14 sagt: „Der HErr hat befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelio nähren." Paulus hat in Korinth von dieser Macht keinen Gebrauch gemacht, weil an diesem Ort das Soldnehmen dem Evangelium ein Hindernis bereitet hätte, 2 Kor. 11, 7 ff. Dagegen lobt und quittiert Paulus im Briefe an die Philipper die Beiträge der dortigen Gemeinde für seine Missionsarbeit mit den Worten: „Ich bin höchlich erfreut in dem HErrn, datz ihr wieder wacker worden seid, für mich zu sorgen.... Denn gen Thessalonich sandtet ihr zu meiner Notdurft einmal und danach aber einmal", Phil. 4,10.16. So stark betont der Apostel die Tatsache, datz die christliche Kirche zur Ausrichtung ihres Berufs in der Welt auch des irdischen Gutes ihrer Glieder bedarf.
Deshalb sind leere oder nur mangelhaft gefüllte Reichgotteskassen ein übles Ding. Sie sind ein Nachteil für den Lauf des Evangeliums in der Welt. Die Nachteile liegen auf der Hand und sind mehrfacher Art. Missionsgelegenheiten werden aus Mangel an irdischen Mitteln versäumt. Und das ist ein sehr ernstes Ding. Christus hat durch Vergießung seines Gottesblutes allen Menschen Vergebung der Sünden und die Seligkeit erworben. Wie schade, wenn nun infolge des Mangels in den kirchlichen Haushaltskassen die Botschaft des Evangeliums nicht an die erlösten Menschen gelangt und es daher nicht zur Austeilung der von Christo so teuer erworbenen Güter kommt! Ferner: Wenn wir unsere kirchlichen Kassen vernachlässigen und krank werden lassen, so fallen wir dadurch aus dem eigentlichen Beruf heraus, mit dem Gott uns in der Welt beehrt hat. Zweck unsers Lebens in dieser Welt ist nicht der, datz wir uns den Himmel verdienen. Den Himmel hat uns Christus verdient, und den Himmel haben wir bereits durch den Glauben an Christum. Der eigentliche Zweck unsers Christenlebens auf Erden ist vielmehr der, datz wir ändern Leuten in den Himmel helfen, und zwar dadurch, datz wir ihnen verkündigen die Tugenden des. der uns berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht, das heißt, datz wir die Verkündigung des Evangeliums in der Nähe und in der Ferne die Hauptsorge unsers Lebens hier auf Erden sein lassen. Endlich ist noch eins nicht zu vergessen: Mangel in unsern kirchlichen Kassen können auch der Welt zum Ärgernis gereichen, wenn sie in unsern kirchlichen Zeitungen Klagen liest über leere Missionskassen und daraus den Schluß zieht, daß es den Christen selbst mit ihrer Religion kein rechter Ernst sei. Einer von den armen Reichen unsers Landes unterhielt bei
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Banketten gelegentlich die Tischgesellschaft mit seinem Spott über die geringen Gaben der Christen für kirchliche Zwecke. Deshalb halte er, wie er hier in St. Louis bei der Eröffnung unserer Zentralbibliothek sagte, nichts von der Religion, die ihren Gliedern „Freitickets" in den Himmel um Christi Verdienstes willen ausstelle.
Um diesem Ärgernis und den ändern genannten Übeln zu wehren, unterrichtet uns Gottes Wort, die Heilige Schrift, reichlich über christliche und Gott wohlgefällige Gaben für Gottes Reich. In Thesis II ist kurz zusammengefatzt. lvas die Christen beherzigen, wenn es sich um reichliche und Gott wohlgefällige Gaben für Christi Reich handelt.
Thesis II.
Was die Heilige Schrift über Gott wohlgefällige Gaben lehrt, läßt sich unter dem Wort des Apostels zusammenfaffen: „So einer willig ist, so ist er angenehm, nachdem er hat, nicht nachdem er nicht hat", 2 Kor. 8,12.
Was der Apostel im zweiten Korintherbrief, im 8. und 9. Kapitel, über Gott wohlgefällige Gaben sagt, bezieht sich zunächst und vornehmlich auf die leibliche Unterstützung der armen Glaubensgenossen in Jerusalem. Aber daß das Gesagte auch von den Gaben gilt, die wir als „direkte" Missionsgaben bezeichnen können, spricht der Apostel, wie wir bereits hörten, im Philipperbriefe aus, wo er seine Freude darüber bezeugt und die Gemeinde in Philippi darob lobt, datz sie dem Apostel, auch nachdem er die Stadt verlassen hatte, Gaben zusandten, um ihm die Predigt des Evangeliums auch an ändern Orten zu ermöglichen. Wenn die Christen an irdische Gaben für Christi Reich denken, so denken sie an zweierlei:
1. daran, wieviel irdisches Gut sie haben;
2. an ihre Willigkeit,vonihrerHabe Christo für sein Reich
Handreichung zu tun.
Wie reich ist die christliche Kirche an irdischem Gut? Wir
wissen aus der Heiligen Schrift, wie reich die Christen an himmlischen
Gütern sind. Sie haben Gottes Gnade, nämlich die Vergebung der Sünden und damit den Himmel und die Seligkeit. Wir wissen aber auch aus der Schrift ganz genau, wie reich die christliche Kirche an irdischen Gütern ist. Sie besitzt an irdischen Gütern so viel, wie alle ihre Glieder z u s am m e n g e n o m m e n besitzen. Und das kommt daher, wie uns die Schrift ebenfalls klar belehrt, datz alle Menschen, die durch den Glauben an das Evangelium Glieder der christlichen Kirche werden, ihren ganzen Besitz an irdischem Gut in die Kirche mitbringen. Dieser ganze Besitz ist „Kircheneigentum". wenn wir das Wort „Kirche" in seinem eigentlichen, schrift-gemäßen Sinn nehmen, nämlich als die Gemeinde der „Gläubigen" oder „Heiligen" oder der „Geliebten Gottes in Christo". In der kirchlichen Statistik wird das Wort „Kircheneigentum" gewöhnlich in einem ändern Sinne genommen. Der Statistiker rechnet etwa die Summen zusammen, die die einzelnen Gemeinden oder ein Verband von Gemeinden (die Synode) für ihr Kircheneigentum, z.B. für Kirchengebäude, Schulhäuser, Pfarr- und Lehrerwohnungen usw. ausgegeben haben. Es kommt in der Statistik auch Wohl eine Schätzung hinzu, was etwa der gegenwärtige Marktwert dieses Eigentums sei. Aber es ist ein schriftgemäßer Gebrauch des Wortes „Kircheneigentmn", wenn wir es in einem ändern und umfassenderen Sinn gebrauchen, nämlich zur Bezeichnung des ganzen irdischen Besitzes, den alle Glieder der christ-
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lichen Kirche bei ihrem Eintritt in die christliche Kirche mitbringen, worüber die einzelnen Glieder zwar das persönliche Verfügungsrecht behalten, wovon sie aber ihrem Heilande willig ihre Gaben darreichen, sobald sie erkennen: „Der HErr bedarf ihrer", wie die Besitzer der Eselin und des Füllens nahe bei Jerusalem Eselin und Füllen zu Dienst stellten, als der HErr ihnen sagen ließ: „Der HErr bedarf ihrer", Matth. 21,1—3. In diesem Sinne ist in unsern Synodalversammlungen öfter gesagt worden, die christliche Kirche besitze an irdischem Gut so viel, wie alle ihre Glieder zusammengenommen besitzen. Daß dieser Sinn von „Kircheneigentum" schriftgemätz sei. wurde kürzlich in „Lehre und Wehre" (in der März-Nummer) dargelegt, und zwar in einem Artikel unter der Überschrift: „Die Stabilisierung der Finanzen in der christlichen Kirche." Es dürfte dienlich sein, hier an einen Teil dieses Artikels zu erinnern. Es ist nicht Wohl möglich, in bezug auf die Gaben der Christen für Christi Reich völlig zutreffende Gedanken zu haben, wenn wir uns nicht den schriftgemätzen Begriff vom „Kircheneigentum" uns vergegenwärtigen. Es heißt in „Lehre und Wehre" (S. 67): „Diese Wahrheit" (daß nämlich die christliche Kirche so viel besitze wie alle Glieder zusammengenommen) „lehrt die Heilige Schrift an vielen Stellen. So schon in den Weissagungen des Alten Testaments über die finanzielle Lage der Kirche des Neuen Testaments. Jes. 60 z.B. wird der freudige Einzug der Heiden in die Kirche des Neuen Testaments so beschrieben: Hann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich Wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehret und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen. . . . Alle Herden in Kedar sollen zu dir versammelt werden, und die Böcke Nebajoths sollen dir dienen. Sie sollen auf meinem angenehmen Altar geopfert werden; denn ich will das Haus meiner Herrlichkeit zieren. . . . Die Inseln harren auf mich und die Schiffe im Meer vorlängst her, datz sie deine Kinder von fern herzubringen samt ihrem Silber und Gold dem Namen des HErrn, deines Gottes, und dem Heiligen in Israel, der dich herrlich gemacht hat/ Ferner Ps. 72,10: ,Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen, die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen/ Zur Zeit des Neuen Testaments sehen wir dies auch schon durch die Repräsentanten der Heiden, die Weisen aus dem Morgenlande, verwirklicht. Sie taten, als der Stern sie nach Bethlehem geleitet hatte, ihre Schätze auf und schenkten Christo Gold, Weihrauch und Myrrhen. Luther bemerkt zu Jes. 60: ,Dies mutz die Meinung Jesaiä sein, datz zu dem Glauben und Evangelio werde mit großen Haufen sich sammeln das Volk dieses Landes Arabiens, und werden sich selbst dargeben mit allem ihrem Gut, Kamelen, Läufern, Gold, Weihrauch und was sie haben." (St. L., XII, 312.) Pharao wollte unter dem Druck der neunten Plage (der dreitägigen dicken Finsternis) Israel aus Ägypten ziehen lassen, aber mit Zurücklassung ihres irdischen Gutes. Seine Kindlein dürfe Israel mitnehmen, dem HErrn zu dienen. „Allein eure Schafe und Rinder", forderte Pharao, „lasset hie." Moses aber, der als Gottes Gesandter wußte, datz er Herr der Situation war, ließ sich auf diese Forderung nicht ein, sondern bestand darauf: „Unser Vieh soll mit uns gehen, und nicht eine Klaue soll dahintenbleiben; denn von dem Unsern werden wir nehmen zum Dienst unsers Gottes, des HErrn", 2 Mos. 10, 24—26. Es ist der Analogie des Glaubens gemäß, wenn alte Theologen hierin typisch dargestellt sehen, datz die Christen mit ihrer gesamten Habe aus dem Ägypten
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der Welt ausziehen und in das Kanaan der christlichen Kirche Einzug halten. Sehen wir hierbei auf die einzelnen Glieder der christlichen Kirche, so bringen die Reichen viel, die weniger Reichen weniger irdisches Gut zum Dienst ihres Gottes und Heilandes mit.
Aber das „nachdem sie haben", ist nur die eine Seite, die bei den Gaben der Christen in Betracht kommt. Gott will nicht bloß Gaben haben, sondern Gaben, hinter denen die rechte Gesinnung des Gebers steht, die nämlich Dankopfer sind für die erkannte Gnade und Wohltaten Gottes, also die Beschaffenheit des Gottesdienstes haben. Gaben, die nicht so beschaffen sind, die vielmehr, wie die Gaben des Pharisäers, in der Meinung dargebracht werden, sich mittels derselben eine eigene Gerechtigkeit vor Gott aufzurichten, die gefallen Gott nicht, sondern sind ihm ein Greuel. Das bezeugt wiederum die Schrift Alten und Neuen Testaments. Weil bei den Opfern des abgefallenen Volkes Israel der dankbare und willige Geist fehlte, deshalb schilt Gott das Volk so und ähnlich: „Was soll mir die Menge eurer Opfer? Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke. Wenn ihr hereinkommt, zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, datz ihr auf meinen Vorhof tretet? Bringet nicht mehr Speisopfer so vergeblich. Das Räuchwerk ist mir ein Greuel, der Neumonden und Sabbate, da ihr zusammenkommt und Mühe und Angst habt, deren mag ich nicht", Jes. 1,11 ff. Um von den Opfern und Gaben der Glieder der neutestamentlichen Kirche den gleichen Mangel fernzuhalten, belehrt uns der Apostel Paulus: „Nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb", 2Kor. 9, 7.
Aber nun stehen wir vor der wichtigen Frage, wie wir dazu kommen, daß wir ohne Unwillen und Zwang aus dankbarem Herzen und also willig geben. Die christliche Kirche ist in dieser Beziehung in besserer Lage als der Staat. Der Staat hat, was die Willigkeit betrifft, seine Not mit den von ihm auferlegten Steuern. Die Steuern sind im großen und ganzen unbeliebt. Es mutz äußerer Zwang und Strafe dahrnterstehen, wenn der Staat die nötigen Steuern einigermaßen kollektieren will. Der Staat mutz mit der Autorität ausgerüstet sein, nötigenfalls das mit Gewalt zu nehmen, was ihm nach der festgesetzten Ordnung zukommt. Ganz anders die christliche Kirche. Sie ist im Besitz eines Mittels, durch dessen Anwendung ihre Glieder mit Begeisterung in bezug auf das Geben für Christi Reich erfüllt werden. Es ist dies ein Mittel, wodurch das Geben ein wahres Vergnügen wird. Dies ist nicht etwa menschlicher „Optimismus", sondern so lehrt die Heilige Schrift. Wir lesen im 110. Psalm: „Dein Volk wird dir willig-lich opfern." Und das belegt der Apostel Paulus 2 Kor. 8,1 ff. mit dem Beispiel der Gemeinden in Mazedonien. Er schreibt: „Wiewohl sie sehr arm waren, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfältigkeit. Denn nach allem Vermögen, das zeuge ich, und über Vermögen waren sie selbst willig und fleheten uns, daß wir aufnähmen die Wohltat und Gemeinschaft der Handreichung, die da geschiehst den Heiligen." Und der Apostel sagt uns auch, wie er es angefangen habe, in den Christen solche Willigkeit, ja Begeisterung für das Geben wachzurufen. Er schreibt 2 Kor. 8, 8. 9: „Nicht sage ich, datz ich etwas gebiete", und fügt sofort den Grund hinzu, warum er nichts zu gebieten brauche. Der Grund ist der: „Ihr wisset die Gnade unsers HErrn JEsu Christi, datz, ob er Wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf datz ihr durch seine Armut reich würdet." Der Apostel gebraucht also als wirksames Mittel zum Kollektieren von Gaben das Evangelium von Christo. Er erinnert die Korinther an die Gnade, die ihnen durch
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die Liebe Christi widerfahren ist. JEsus Christus, der ewige Gottessohn, hat sie so geliebet. daß er Mensch geworden ist. Und nicht bloß ist er Mensch geworden, sondern ein armer Mensch. Er hat auf den Gebrauch seiner himmlischen Herrlichkeit hier auf Erden verzichtet und ist so arm geworden, datz er sich ans Kreuz schlagen lietz, und das zu keinem ändern Zweck, als „datz ihr durch seine Armut reich würdet", durch sein Versöhnungsopfer am Kreuz Vergebung der Sünden und eine ewige Heimat in der Seligkeit des Himmels hättet. Diese Gnade eures Heilandes JEsu Christi „wisset" ihr, denn ihr seid Christen. Darum ist ein Gebieten meinerseits unnötig. Ihr seid durch euer Wissen der Gnade selbst willig und mehr als willig, einem solchen Heilande mit Gaben von eurem irdischen Gut zu dienen. Wenn es bei Christen an der Betätigung dieser Willigkeit fehlt, so ist der Grund dafür kein anderer als der, datz sie die Liebe ihres HErrn JEsu Christi, die sie „wissen", momentan und manchmal etwas länger vergessen. — In Anwendung auf unsere Zeit sagen wir: Wollen wir unsere Gemeinden zu willigen Gaben für Christi Reich bewegen, so enthalten wir uns der gesetzlichen Forderung. Statt dessen erinnern wir sie, nach dem Vorbilde des Apostels immer wieder an die Gnade ihres HErrn JEsu Christi, die sie als Christen erkannt haben.
Hierzu schloß sich die Besprechung einiger Fragen, die erhoben worden sind und erhoben werden, z.B. was zu halten sei von dem Zehnten, von einer gleichmäßigen Verteilung der Gaben auf die einzelnen Gemeindeglieder, von großen und von kleinen Gaben, von Sparsamkeitsprogrammen usw.
Der Zehnte war göttliche Ordnung im Alten Testament. Es gab mehrere Zehnten, wie auch Luther darlegt. (St. L. III, 1483 ff.) Für unsern Zweck brauchen wir nicht näher darauf einzugehen. Wir verstehen hier unter dem Zehnten den zehnten Teil vom tatsächlichen Einkommen oder Ertrag. Die römische Kirche schützt den Zehnten in der Weise, daß sie in den Beschlüssen des Tridentinischen Konzils (sessio XXV, oax. 12) denen mit der Exkommunikation droht, die den Zehnten entziehen oder hindern. Ferner dringen auf den Zehnten als göttliche Ordnung die Jrvingianer und andere Sekten. Ebenso der offenbar wohlmeinende "Öa^wan" von Chicago, mit dem wir uns öfter in unsern Zeitschriften auseinandergesetzt haben. Er hat längere Zeit Wohl allen Pastoren seine Flugschriften über den Zehnten zugesandt. Dieser Mann betont immerfort, daß nur die Einführung des Zehnten dem beklagenswerten Geldmangel der Kirche ein Ende machen werde. Auch unser lutherisches Bekenntnis spricht sich gelegentlich über den Zehnten aus. Die Augsburgische Konfession erklärt (Art. 28; 86, 29; M. 64,
29), daß die Bischöfe, nämlich die Kirche, keine Gewalt haben, den Zehnten zu fordern. Luthers Stellung zum Zehnten ist lehrreich und interessant. Er lobt den Zehnten als eine „feine" Ordnung für den Staat. Wenn er, Luther, „Kaiser" wäre, das ist, als weltlicher Regent die Autorität hätte, die Steuergesetze für ein Land zu erlassen, dann würde er den Zehnten einführen. Wie er das meint, erklärt er durch ein Beispiel. Er sagt: „Wenn mir wenig auf dem Felde wüchse, gäbe ich wenig; wenn mir viel wüchse, gäbe ich viel; das stände in Gottes Gewalt." So würde die Bedrückung aufgehoben, datz ich Zinse geben mutz, „sollte gleich der Hagel alle Früchte erschlagen", und „obgleich keine Frucht auf dem Felde wüchse". (St.L. III, 8; Erl. 33.10.) Aber auch in der Kirche würde Luther der Zehnte gefallen, wenn ihn ein jeder Christ freiwillig für sich selbst gäbe, ohne ihn einem ändern als göttliches Gebot aufzulegen; denn als göttliches Gebot, erklärt Luther,
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ist der Zehnte „jetzt im Neuen Testament nicht, sondern nachgelassen und heimgestellt der Liebe". (St. L. III, 452.) Wenn der Referent seine persönliche Ansicht aussprechen darf, so sieht er keinen Grund, warum wir Christen des Neuen Testaments, jeder für seine Person, uns nicht auch in christlicher; Freiheit den Zehnten auflegen sollten. Sollte jemand bei dem Zehnten fürchten, er möchte in jüdische Gesetzlichkeit geraten, so kann er seine christliche Freiheit dadurch leicht sichern, datz er z.B. statt zehn elf Prozent von seinem Einkommen gibt, mit der Entschuldigung oder Erklärung, es sei nicht ganz unpassend, wenn er bei dem helleren Licht des Evangeliums im Neuen Testament die Juden, die nicht im vollen Glanz des Evangeliums wandelten, im Geben übertreffe. Der Referent weiß auch von einzelnen Personen in der Synode, die in christlicher Freiheit sich selbst mit dem Zehnten und höher für Christi Reich besteuern. Wenn dieser Gebrauch der christlichen Freiheit allgemeiner würde, so ist die Annahme nicht unberechtigt, daß der Mangel in unsern Reichgotteskassen verschwinden würde wre der Nebel vor einem die Luft bewegenden Winde. Aber dabei halten wir mit Luther fest, daß im Neuen Testament der Zehnte oder irgendeine bestimmte Summe nachgelassen und dem freien Belieben anheimgestellt ist. Wir bestehen in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat — Auch in bezug auf regelmäßiges Geben muß festgehalten werden, was 2 Kor. 9. 7 geschrieben steht: „Ein jeder nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang." — Auch das wöchentliche Geben („auf einen jeglichen Sabbat"), IKor. 16, 2, ist selbstverständlich nur ein Rat, weil der Apostel in bezug auf die Nebenumstände des Gebens nichts gebieten will. Manche Christen in unserer Synode ziehen es vor, täglich bei sich selbst zu sammeln. Damit sind sie sicherlich auch angenehm vor Gott. Andere halten es in bezug auf die Zeit des Gebens noch anders. Jeder sehe durch Gottes Gnade zu, daß durch Aufschieben des Gebens die Gaben nicht ganz oder doch teilweise unterbleiben. Öfteres regelmäßiges Geben gibt auch Veranlassung zu öfterer und regelmäßiger Fürbitte: „Dein Reich komme"; und das Gebet ist auch eine nicht geringzuschätzende Gabe für das Reich Gottes. An die Beurteilung des Zehnten schließt'sich leicht die Beurteilung der Weise, daß eine Gemeinde die kirchlichen Beiträge gleichmäßig auf ihre Glieder verteilt, unangesehen, ob sie viel oder wenig besitzen. Diese Weise fand sich früher auch in einigen unserer Gemeinden. Gegenwärtig haben unsere Brüder in Südamerika mit dieser unpassenden Ordnung zu tun. Diese Ordnung war und ist oftmals nicht böse gemeint. Es handelt sich zumeist um ein Überbleibsel aus landeskirchlichen Verhältnissen. Daß hierbei aber die apostolische Regel „nachdem er hat" und leicht auch das andere: „so einer willig ist" praktisch vergessen wird, lregt auf der Hand. Daher ist die gleichmäßige Verteilung der Beiträge ohne Rücksicht auf die irdischen Vermögensverhältnisse als eine kirchliche Unordnung zu beurteilen. Wo Referent um Rat gefragt wurde, hat er die Selbsteinschätzung seitens der einzelnen Gemeindeglieder empfohlen. Dies schließt nicht aus, daß wir (Vorsteher, Pastor oder andere Gememde-glieder) mit Rat zur rechten Selbsteinschätzung behrlflrch sind. Aber hierbei ist eine Warnung vor gesetzlichem Drängen am Platze. Ein Christ ist in der Erkenntnis und im Glauben weiter fortgeschritten als ein anderer. Das geistliche Wachstum aber steht in Gottes Hand. Wir können es nicht nach Belieben vergrößern. Wenn wir nun cmch überzeugt wären, daß zwei Christen etwa über denselben irdischen Besitz verfügen, so werden wir den, der in der Erkenntnis und im Glauben schwächer und darum weniger willig ist, nicht ungehörig drängen. Wir möchten sonst in Konflikt geraten mit der ändern notwendigen Be-
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schaffenheit der christlichen Werke, nämlich mit der Willigkeit: „so einer willig ist".
Was die Verteilung der Synodalausgaben auf die einzelnen Distrikte betrifft, die seit einigen Jahren bei uns üblich ist und von damit beauftragten Beamten geschieht, so ist sie nicht als synodale Gesetzgebung aufzufassen, sondern im Einklang mit unserer Synodalverfassung nur als Vorschlag gemeint. In bezug aus diese Verfassung herrscht unter uns völlige Übereinstimmung. Es ist nur nötig, daß diese Auffassung auch in der praktischen Anwendung fe st gehalten werde. Der Referent ist bei einigen dieser Versammlungen zugegen gewesen. Er hatte den Eindruck, datz die mit der Verteilung beauftragten Beamten sich große Mühe gaben, die verschiedenen Verhältnisse der einzelnen Shnodaldistrikte, auch die verschiedenen finanziellen Verhältnisse derselben, bei der Verteilung zu berücksichtigen und danach ihre Vorschläge einzurichten. Es kam z.B. vor, daß ein Distriktspräses den Rat erteilte, den Voranschlag für seinen Distrikt zu erhöhen, wenn ein anderer Distriktspräses dafürhielte, daß von seinem Distrikt weniger erwartet werden könne.
Hieran, teure Brüder, schließt sich leicht die Frage: Sollen wir möglichst viel oder möglichst wenig für unsers lieben Heilandes Reich geben? Schon das bloße Stellen der Frage schließt ihre Beantwortung in sich. Aus allem, was die Schrift über die Gaben der Christen sagt, geht hervor, daß es dem Willen Gottes gemäß ist und ihm wohlgefällt, wenn wir Christen nicht nach kleinen, sondern nach reichlichen Gaben trachten. Mit kleinen Gaben ist eine Gefahr verbunden. Die Gaben können so klein ausfallen, datz es fast unmöglich ist, sie als Dankopfer und Gottesdienst aufzufassen. Sparsamkeit ist nicht am Platze, wenn es sich um Gaben für den Lauf des Evangeliums in der Welt handelt. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, daß der heilige Apostel das Geben der Christen auf ihr „Wissen" der Gnade ihres HErrn JEsu Christi gründet: „Ihr wisset", sagt er, „die Gnade unsers HErrn JEsu Christi, datz, ob er Wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet." Der Apostel erinnert damit die Christen an die Tatsache, daß ihr Heiland JEsus Christus mit seiner Gnade nicht gespart hat, als es galt, die Gnade zu erwerben. Der Heiland hat nicht etwa gesagt: „Ich wollte den armen Menschen wohl gerne helfen, sie tun mir leid; aber zum Zweck ihrer Rettung zu leiden und zu sterben — die Kosten sind mir doch zu hoch. Darum will ich die Kosten auf ein geringeres Maß reduzieren. Ich will nicht für die Sünden der Menschen sterben, sondern mich darauf beschränken, den Menschen ein moralisches Vorbild zu hinterlassen. Dann mögen die Menschen das übrige tun. Sie mögen durch Befolgung meines Vorbildes durch ihr eigenes Tun nach dem Himmel trachten." Nein, nein! Der Heiland hat mit seiner Gnade nicht also gespart. Die Schrift sagt: „Da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht", Hebr. 12,2. „Er ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz", Phil. 2, 8. Und als Petrus in zeitweiligem Unverstand den Heiland vom Leiden und Sterben abhalten wollte in der Meinung, damit würde das ganze Reich Gottes verdorben, sprach Christus zu ihm: „Heb' dich, Satan, von mir, du bist mir ärgerlich; denn du meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist", Matth. 16, 23. Nicht als ob Christus die hohen Kosten nicht gefühlt hätte. Er war auch ein wahrer Mensch. Er fühlte den Schauder vor dem Tode. Er sprach von seinem bevorstehenden Tode: „Jetzt ist meine Seele betrübt", Joh. 12, 27. Und in Gethsemane
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kam es, daß er mit dem Tode rang und sein Schweiß ward wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen, Luk. 22, 44. Daraus ergibt sich von selbst: Hat Christus es sich so viel kosten lassen, uns Gnade zu erwerben, so wäre es ein Unding, wenn wir nun, da es sich um die Austeilung der Frucht des Leidens und Sterbens Christi durch die Verkündigung des Evangeliums handelt, mit Sparsamkeitsgedanken umgehen und etwa sagen wollten: „Die Predigt des Evangeliums kostet doch zu viel" und deshalb nach kleinen Gaben trachteten, obwohl uns größere zu Gebote stehen.
Dieselbe Mahnung zu reichlichen Gaben liegt vor, wenn wir die Gnade unsers HErrn JEsu Christi unter dem Gesichtspunkt der uns erwiesenen Liebe betrachten. Auch mit seiner Liebe gegen uns hat Christus nicht gespart. Die Schrift erinnert uns: „Christus hat geliebet die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben" und in Anwendung auf jeden von uns, auf dich und mich: „Christus hat uns geliebet und sich selbst dargegeben für uns", Eph. 5, 2. Die Liebe Gottes gegen die verlorne Sünderwelt ist so groß, datz Christus selbst sich darüber wundert, wenn er sagt: „Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab." „Also" hat hier den Sinn „so sehr, in dem Maß, in dem Umfang", Und dieser Umfang der göttlichen Liebe hat nun naturgemäß Einfluß auch auf den Umfang der Gaben der Christen für Christi Reich. Wenn der Apostel 2 Kor. 9,8 die Gaben der Christen so angelegentlich dem Gebiet des Zwanges entnimmt und sie auf das Gebiet der Liebe verlegt, so will er damit nicht zu kärglichen, sondern zu reichlichen Gaben Anlatz geben. Er sagt: „Nicht sage ich, daß ich etwas gebiete, sondern dieweil andere so fleißig sind, versuche ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei." „Ob sie rechter Art sei" — das schließt auch in sich, ob sie auch ein wenig im Verhältnis steht zu der Liebe, mit der unser Heiland uns geliebet hat, die wir als Christen auch glauben und darauf unsere Seligkeit gründen. Und wenn, wie wir schon hörten, Luther sagt, daß der Zehnte als Gebot im Neuen Testament nicht existiere, sondern nachgelassen sei und der „Liebe heimgestellet", so will auch Luther damit nicht zur Sparsamkeit im Geben für das Evangelium, sondern zum Fleiß in der „Gnade" des Gebens, zu der der Heilige Geist die Christen treibt, ermahnen. Wie Luther auch von Christen seiner Zeit rühmt, daß von ihnen „große Güter zur Kirche gegeben sind." (St. L. XU, 312 f.) Es gibt ein Lied, das die Herrlichkeit der „Liebe" preist und zur Liebe mahnt: „O lieb', solang du lieben kannst!" mit der ernsten Erinnerung: „Es kommt die Zeit, es kommt der Tag, da du an Gräbern stehst und klagst." Dieser Hymnus auf die Liebe leidet auch Anwendung auf die Liebe zum Heilande und feinem Reich, die sich in den Gaben der Christen betätigt. Wir könnten auch sagen: „O gib, solang du geben kannst!" mit der Erinnerung: „Es kommt die Zeit, es kommt der Tag, da geben du schon nicht mehr darfst." Wie unser Heiland selbst seinen Fleiß in Liebes-wirken hier auf Erden damit begründet, daß er sagt: „Ich muh wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann", Joh. 9, 4. Kurz, die ganze Kunst, Christen zu willigen und reichlichen Gaben für Christi Reich zu bewegen, besteht darin, datz wir nicht gesetzlich gebieten, sondern mit erzeigter göttlicher Gnade und Liebe locken und reizen, 2 Kor. 8,9. Aller Unfleiß in gottgefälligen Werken ist ein Unding und schickt sich nicht für uns Christen angesichts der Gnade und Liebe, die im Evangelium von Christo geoffenbart vorliegt, Joh. 3,16. Unfleiß schickt sich nicht für uns, weder in den Werken unsers bürgerlichen Berufs noch in den Werken unsers Christenberufs, weil dem Unfleitz das Vergessen der Gnade
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und der Liebe unsers HErrn JEsu Christi zugrunde liegt. Was insonderheit der Christen Fleiß im Geben betrifft, so erinnert Paulus 2Kor. 9,13 auch noch daran, datz das Geben zum Bekenntnis des Evangeliums Christi gehört, wenn er die Gaben der korinthischen Christen ein „untertänig Bekenntnis des Evangelii Christi" nennt. Aber wer von uns kann, wenn das bisher Gesagte wahr ist — und es ist wahr -—, wer von uns kann dann noch ein gutes Gewissen haben? Diese Frage beantworten wir uns aus der Schrift etwas später unter Thesis III, 5.
Hier, wo wir einander noch locken und reizen, unserm lieben Heiland zur Predigt des Evangeliums auch mit unserm irdischen Gut zu dienen, sagen wir auf Grund der Schrift mit Recht: Jeder Dollar, den Christus zum Dienst in seinem Reich nötig hat, den wir auch besitzen, aber diesem Dienst vorenthalten, seufzt unter dieser ungeziemenden Gefangenschaft und sehnt sich danach, in die Gesellschaft der Dollars zu kommen, die dem seligmachenden Evangelium dienen. Dies ist keine rhetorische Übertreibung, sondern die Redeweise der Heiligen Schrift. Nach der Heiligen Schrift steht es so, daß alle Kreaturen in stummer, aber doch beredter Sprache dem Evangelium entgegenjauchzen und dem Lauf des Evangeliums in der Welt Glück wünschen. Wir lesen Ps. 96-12: „Das Feld sei fröhlich und alles, was drauf ist; und lasset rühmen alle Bäume im Waldei." Wir lesen ferner Jes. 55,12: „Alle Bäume auf dem Felde sollen mit den Händen klappen", das ist, freudig Beifall kundgeben. Jes. 44, 22 ist vom Evangelium die Rede. Denn es heißt da: „Ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich." Dann heißt es im folgenden Vers weiter: „Jauchzet, ihr Himmel, denn der HErr hat's getan; rufe, du Erde, herunter sin den Tiefenj; ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen; der Wald und alle Bäume drinnen! Denn der HErr hat Jakob erlöset." Solche Texte enthalten Gottes eigene Deutung der stummen Sprache der Kreaturen, die unter dem Mißbrauch der Menschen seufzen, Röm. 8,22, und gerne Gott dienen möchten. Also tun die vernunftlosen Kreaturen. Wieviel mehr sollte dieser Wunsch die mit Vernunft begabten Kreaturen, die Menschen, und zwar die gläubigen Menschen, beseelen! Wie es in dem klassischen Morgenlied mit der munteren Melodie heißt:
Die Hähn' und Vögel mancherlei
Loben Gott mit ihrem Geschrei
und dann in Anwendung auf den Menschen:
Ei nun, Mensch, so edler Natur,
O vernünftige Kreatur,
Sei nicht so verdrossen!
Gott verleihe auch uns allen die Gnade, datz wir danach trachten, ihm zu dienen mit allem, was in und an uns ist, auch mit unserm irdischen Gut! Machen wir aus dem Mammon, der wegen des Mitzbrauchs der Menschen der „ungerechte Mammon" heißt, Luk. 16, 9, an unserm Teile einen gerechten Mammon, indem wir ihn in den wichtigsten Dienst stellen, den es gibt, nämlich in den Dienst des Evangeliums, das eine Kraft ist, die da selig machet alle, die daran glauben, Röm. 1,16.
Frage: Was ist von den landesüblichen "ärivss" und "oampaiSns" zur Aufbringung namentlich größerer Summen für kirchliche Zwecke zu halten? Es versteht sich von selbst, daß wir als Christen alle Methoden des Geldsammelns für kirchliche Zwecke ablehnen, wodurch die Gaben die christliche Beschaffenheit verlieren, die Beschaffenheit nämlich, datz sie
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Williglich und um Christi willen gegeben werden. Es ist daher sicherlich besser, wenn wir Ausdrücke wie "ärivss" überhaupt nicht in unser kirchliches Vokabular aufnehmen. Wenn sie genommen werden, wie sie lauten, erzeugen sie falsche Gedanken. Wir treiben die Christen nicht in gesetzlicher Weise zu guten Werken, sondern wir locken sie mit erzeigter göttlicher Gnade in Christo, Röm. 12,1. Es ist etwas derb gesagt worden: „Man treibt eine Herde Rinder, aber Schafen geht der Hirte mit lockendem Wort voran." Nun nennt die Heilige Schrift die Christen die Schäflein Christi. Als solche kennen sie Christi Stimme, Joh. 10, 4, und freuen sich, diese Stimme zu hören und ihr zu folgen, auch darin zu folgen, datz sie ihm „Handreichung tun von ihrer Habe", Luk. 8, 3. Könnte man nicht die Sammlungen für den salomonischen Tempelbau und Pauli große Sammlungen in Europa für die Armen in Jerusalem "ckrives" nennen? Das wäre nicht zutreffend. Bei den Sammlungen für den salomonischen Tempelbau gab es kein gesetzliches Treiben, sondern 1 Chron. 30 wird ausdrücklich berichtet: „Das Volk war fröhlich; denn sie gaben's von ganzem Herzen dem HErrn freiwillig." Auch Paulus hat die mazedonischen Christen nicht getrieben, sondern die Christen sind mit ihren Gaben hinter dem Apostel hergelaufen, wie der Apostel 2Kor. 8,3.4 sagt: „Sie waren selbst willig und fleheten uns mit vielem Ermahnen, daß wir aufnähmen . . . ihre Handreichung."
Frage: Geziemen uns Christen „Erstlingsgaben" oder „Letztlingsgaben"? Aus dem „Wissen" der Gnade und Liebe unsers Heilandes JEsu Christi ergeben sich für uns ganz von selbst nicht „Letztlingsgaben", sondern „Erstlingsgaben"; das heißt, wir geben nicht von dem, was etwa noch übrigbleibt, nachdem wir zuerst alle eigenen Bedürfnisse befriedigt haben, sondern die Gaben für Christi Reich stehen uns an erster Stelle. Wir halten es für treffend, einen Teil des Ertrages unserer Arbeit oder unsers Besitztums von vornherein für den Dienst am Evangelium zu bestimmen. — Was ist davon zu halten, wenn Christen den Ertrag gewisser Dinge, z.B. eines Bienenstockes, gewisser Fruchtbäume oder eines Teils des Gartens oder des Feldes, für die Mission, für Lehranstalten usw. bestimmen? Diese Weise hat etwas für sich, insofern sie an regelmäßiges Geben für Gottes Reich erinnert. Die Weise wäre aber verwerflich, wenn man damit Gott gleichsam zwingen oder "on Kvock bsüavior" setzen wollte. Weil uns das Evangelium und Christi Reich an erster Stelle stehen, so geben wir gern von dem, das wir haben, auch wenn gewisse Früchte oder geschäftliche Unternehmungen versagt haben. Wir danken Gott für das, was er uns gelassen hat.
Thesis III.
In Thesis III gehen wir noch auf mehrere Punkte näher ein, die auf das Geben für Christi Reich Bezug haben und die wir im Auge behalten, damit unsere Praxis auch in diesem Stück in schriftgemätzen Bahnen bleibe.
HI. 1. Weil die Well die Gnade unsers HErrn JEsu Christi nicht weiß, so fordern wir die Welt auch nicht zu Gaben für das Reich Christi auf.
Diese Praxis ist schriftgemäh. Aus Kapitel 8 und 9 des zweiten Korintherbriefes geht sehr klar hervor, daß der Apostel Paulus sich mit seinen Ermahnungen zum Geben nicht an die Welt wendet, sondern an die, welche die Gnade unsers HErrn JEsu Christi wissen, das ist, nur 2
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an die Christen. Freilich, die christliche Kirche hat eine Botschaft auch an die Welt. Aber diese Botschaft lautet zunächst nur so: „Tut Butze und glaubt an das Evangelium!" So haben Johannes der Täufer und unser Heiland selbst ihre Predigt unter dem abgefallenen Israel angefangen, Mark. 1,4.15. Ebenso predigte Petrus zu Pfingsten, Apost. 3,19: „So tut nun Butze und bekehret euch, datz eure Sünden vertilget werden." Ebenso empfing Paulus für die Heidenpredigt diese Instruktion von Christo: Ich will dich unter die Heiden senden, „aufzutun ihre Augen, datz sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott", Apost. 26,18. Nur nachdem Ungläubige Butze getan haben und gläubig geworden sind, ermahnen wir sie auch, datz sie rechtschaffene Werke der Buße, das ist, gute Werke, tun, und dazu gehören auch die Gaben für das Evangelium. Die umgekehrte Methode hieße die Pferde hinter den Wagen spannen. Diese Methode wäre aber auch geeignet, Schaden anzurichten. Wenn wir die noch ungläubige Welt zu guten Werken, speziell auch zum Geben für Christi Reich, auffordern, so liegt die Gefahr vor, daß wir die Welt von vornherein zu einer falschen Auffassung des Christentums verführen, nämlich, zu der Auffassung, daß das Christentum, gerade wie alle von Menschen erdachten Religionen, auch eine Werklehre sei, eine Anweisung, sich durch Tun gewisser Werke einen Platz im Himmel zu sichern. I). Walther warnt in seiner Pastorale (S. 79) alle Prediger vor der Vermischung von Gesetz und Evangelium. Dadurch werde die Predigt auch bei äußerlich richtiger Definition von Gesetz und Evangelium doch zu einer falschen Predigt. Walther zählt mehrere Weisen der schädlichen Vermischung von Gesetz und Evangelium auf. Zu diesen Weisen gehöre auch, wenn der Prediger „durch die Forderungen (Drohungen und Verheißungen) des Gesetzes die Unwiedergebornen zu guten Werken zu bewegen sucht". Walther schließt diesen Abschnitt mit der Warnung: „Daher kommt es denn, daß viele Predigten trotz alles christlichen Geredes, das sie enthalten, doch durch und durch falsch sind." Bei diesem Punkte ist auch unter uns wiederholt die Frage erhoben worden: Wie ist zu handeln, wenn Ungläubige, ohne von uns dazu aufgefordert zu sein. Gaben für kirchliche Zwecke anbieten? Sind diese Gaben in jedem Falle zurückzuweisen? Wir sagten und sagen: Nicht in jedem Falle. Aber man sehe sich die Personen, die unaufgefordert Gaben anbieten, näher an. Von solchen Personen z.B., die von der Gemeinde gebannt werden mutzten, werden wir keine Beiträge annehmen, weil der Gebannte leicht auf den Gedanken kommen könnte: „Ich war der Gemeinde als Mitglied nicht gut genug; mich haben sie ausgeschlossen; aber mein Geld wollen sie doch." So würde der Gebannte an der Butze gehindert werden. Der Gebannte soll — das ist ja der Zweck des Bannes — Buße tun und sich mit der Gemeinde wieder versöhnen, IKor. 5, 5. Ist das geschehen, dann möge er kommen und mit uns wieder seine Gabe auf dem Altar opfern. — Auch werden wir keine Gaben für kirchliche Zwecke von einem offenbaren Spötter und Verächter des christlichen Glaubens annehmen. Die Annahme der Gaben möchte sowohl den Spötter als auch die Welt, die davon hört, an der Butze hindern und die üble Nachrede stärken: Man sieht, der Gemeinde ist es eigentlich nur um das Geld zu tun. Anders steht es in bezug auf die Annahme der von solchen Personen angebotenen Gaben, die zwar «außerhalb unserer kirchlichen Gemeinschaft stehen, aber uns aus mancherlei Gründen wohlgesinnt sind, z.B. weil sie der lutherischen Kirche «inen guten Einfluß auf das bürgerliche Gemeinwesen zuschreiben, unsere Schulen für gute Schulen halten, in unsern Hospitälern gut behandelt worden sind usw. Vielleicht sind solche Leute schon äußerlich auf dem
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Wege zu uns. Durch schroffe Abweisung ihrer Gaben möchten wir ihnen ein Hindernis werden, auch innerlich zu uns zu kommen. Aber dabei halten wir als Regel fest: Wir fordern die Welt zu Gaben für Christi Reich nicht auf. Daraus ergibt sich: Zu allen Veranstaltungen unter der Überschrift „Für die Kirche" oder „Für Gottes Reich" usw. sollten wir die Welt nicht einladen.
III. 2. „Weil das Geben für Christi Reich ein Privilegium der Christen ist, so ermahnen wir nicht nur einen Teil der Gemeinde, sondern die ganze Gemeinde zn Gaben für das Reich ihres Heilandes.
Die Versuchung liegt nahe, wie auch Walther erinnert, innerhalb der Gemeinde eine eeolesiola in seelssia, ein Gemeindlein in der Gemeinde, zu bilden. Auch wenn man doch nicht lange Pastor an einer Gemeinde gewesen ist, merkt man doch bald, datz es in der Gemeinde eine kleinere oder größere Anzahl von Christen gibt, die durch christliche Erkenntnis und daher auch durch Interesse an kirchlichen Dingen sich vor ändern auszeichnen. Mit diesen bespricht man Synodalsachen, wie z. B. Lehranstalten und Mission, während man den ändern — vielleicht größeren — Teil der Gemeinde mehr oder weniger unberücksichtigt läßt. Die Versuchung dazu liegt deshalb nahe, weil man mit diesen in der Erkenntnis Geförderten leichtere Arbeit, "«rasier sailinZ", hat. Aber diese Praxis ist nicht zu empfehlen. Sie hat in etwas Sinn, nämlich in Landeskirchlichen Verhältnissen, wo die Gemeinde oft nur ein geographischer Begriff war, das heißt, wo alles zur Gemeinde gerechnet wurde, was örtlich auf demselben Gebiet wohnte. Bei uns hingegen bilden die Gemeinde nur solche Personen, die wir der Liebe nach für Christen halten. Und deshalb schulden wir auch von vornherein der ganzen Gemeinde die Ermunterung zur Missionstätigkeit und zu Gaben für die Mission; denn Mission und Gaben dafür sind ein Privilegium, ein heiliges Vorrecht, der Christen, und zwar aller Christen. Christen fühlen sich mit Recht zurückgesetzt, ja beleidigt, wenn wir ihnen die Gelegenheit zur Darreichung von Gaben für ihres Heilandes Reich entziehen. Als wir Pastoren noch selber das Kollek-tieren besorgten, mutzte der Referent von einer Frau, die er unabsichtlich beim Kollektieren übersehen hatte, die vorwurfsvollen Worte hören: „Herr Pastor, womit habe ich das verdient, daß Sie an mir vorbeigegangen sind?" Dies schließt nicht aus, daß wir bei besonderen Gelegenheiten einzelnen Personen oder auch einer einzelnen Person in der Gemeinde besondere Gaben nahelegen. Dies ist schriftgemäß. Im
2. Korintherbrief, Kapitel 8 und 9. wendet sich der Apostel an alle, die die Gnade unsers HErrn und Heilandes JEsu Christi „wissen", also an die ganze Gemeinde. Am Schluß des 1. Timotheusbriefes aber, Kapitel 6, 17—19, trägt Paulus, nachdem er schon „Amen" gesagt hat, V. 16, dem Timotheus, seinem „rechtschaffenen Sohn im Glauben", noch eine besondere Botschaft an die Reichen in den christlichen Gemeinden auf: „Den Reichen von dieser Welt gebeut, datz sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen; datz sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien." Aus diesen Worten geht hervor: 1. Daß es schon in den apostolischen Gemeinden Reiche gab, wiewohl die Majorität arm war, 2 Kor. 8,2;
2. Datz die Heilige Schrift die Reichen nicht schilt, auch ihnen das Besitzrecht nicht abspricht, wie die Anarchisten tun, Wohl aber sie vor dem Mißbrauch des Reichtums warnt (vor Stolz und Vertrauen darauf, und ihnen den rechten Gebrauch des Reichtums zeigt, nämlich „reich werden
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an guten Werken, gerne geben, behilflich sein"). Alle Christen sehnen sich nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes, daß sie Gottes Kinder sind. Dieses Zeugnis haben sie in doppelter Weise. Einmal durch den Glauben an das Evangelium, das ihnen Vergebung der Sünden um Christi willen ohne eigene Werke zusagt, welchen Glauben der Heilige Geist in ihnen wirkt und erhält. Das ist das innere Zeugnis des Heiligen Geistes, 1 Joh. 5,10. Sodann ist es Gottes gnädiger Wille und Ordnung, daß die Christen auch an ihren guten Werken, zu denen der Heilige Geist sie antreibt, ein Zeugnis haben, daß sie Gottes Kinder sind, wie es I Joh. 3,14 heißt: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode ins Leben kommen sind, denn wir lieben die Brüder." Das ist das äußere, in Werken ausgedrückte Zeugnis des Heiligen Geistes. Dieses Zeugnis haben die armen und wenig bemittelten Christen, wenn sie zufrieden sind mit dem, was Gott ihnen gegeben hat, und die Reichen nicht beneiden. Dieses Zeugnis haben die Reichen, wenn sie, was Gott ihnen an irdischem Gut gegeben hat, gebrauchen, daß sie „reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich sind". Damit beweisen sie sich selbst und jedermann, der es sehen will, daß in ihrem Herzen nicht ihr irdischer Besitz, sondern ihr Heiland das Regiment führt, oder, was dasselbe ist, daß sie nicht trachten nach dem, was auf Erden ist, sondern auch in den Himmel zu kommen gedenken. Daraus gehen die Worte, die der Apostel seiner Ermahnung an die Reichen noch hinzufügt, V. 19: „Schätze sammeln, ihnen selbst einen guten Grund auf das Zukünftige, daß sie ergreifen das ewige Leben". Damit nimmt der Apostel nicht die christliche Lehre von der Rechtfertigung zurück, daß nämlich die Rechtfertigung vor Gott durch den Glauben an das Evangelium ohne Werke geschieht, sondern damit beschreibt er den Weg, auf dem die, denen Gott vor? ändern irdisches Gut gegeben hat, in gottgefälligen Werken wandeln und darin ein ihnen sehr erwünschtes äußeres Zeugnis für ihren Gnadenstand haben. Deshalb haben auch Reiche und Wohlhabende in unserer Gemeinschaft wiederholt ihre Freude darüber ausgesprochen, daß sie bei besonderen Gelegenheiten veranlaßt waren, ihre Schätze besonders aufzutun. Vollends ist es unbedenklich, sich an einzelne Personen in der Gemeinde um Gaben zu wenden, wenn diese z.B. den Pastor um die „Liebe" gebeten haben, ihnen immer kundzutun, wo nach seiner (des Pastors) Meinung besondere Gaben nötig seien. Auf diese Weise sind dem Reiche Gottes auch unter uns viele Dienste geleistet worden. Der Jüngste Tag wird es offenbar machen.
III, 3. Weil den Pastoren der Ortsgemeinde von Amts wegen die öffentliche und private Verkündigung des Wortes befohlen ist, so liegt an erster Stelle ihnen die Sorge ob, daß die ihnen befohlenen Gemeinden des Segens der Gaben für Christi Reich teilhaftig werden.
Wir beantworten hier die Frage, wer unter den Personen, die ein öffentliches Amt in der Kirche bekleiden, von Amts wegen die erste Pflicht habe, durch Belehrung und Ermahnung mit Gottes Wort dafür zu sorgen, daß die Gemeinden und die einzelnen Glieder derselben ihrem Heilande auch mit ihrem irdischen Gut dienen. Wir alle wissen die rechte Antwort auf die Frage. Aus Gottes Wort steht uns fest: Wie die christliche Ortsgemeinde der einzige von Gott gestiftete Verein in der christlichen Kirche ist, so ist auch das öffentliche Predigtamt an der Ortsgemeinde das einzige von Gott gestiftete Amt in der christlichen Kirche. In diesem Sinne nennen wir mit Luther das öffentliche Predigtamt „das höchste Amt" in der christlichen Kirche. Alle ändern Ämter, sowohl
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innerhalb als auch außerhalb der Ortsgemeinde, wie die Ämter der Synodalpräsides und ihrer Gehilfen, sind nicht göttliche Ordnung, sondern in christlicher Freiheit von den Gemeinden ausgerichtete Ämter, das ist, sie sind menschlich-kirchliche Ordnung. Hingegen ist das Verhältnis zwischen Pastor und Ortsgemeinde ein einzigartiges, von Gott gesetztes Verhältnis. "Il is" — ist richtig gesagt worden — "in a elass itsell." Gott macht in seinem Wort viel Aufhebens vom öffentlichen Predigtamt. Wir finden nicht nur durch die ganze Heilige Schrift eine Beschreibung rechter Prediger, sondern an zwei Stellen auch, nämlich ITim. 3 und Tit. 1. ein ausführliches, katalogartiges Verzeichnis der Eigenschaften, die sich an jedem rechten Prediger finden sollen. Wie wichtig das öffentliche Predigtamt für die christliche Kirche ist, sehen wir auch daraus, datz die Apostel darauf bedacht waren, die Gemeinden, die durch ihre Missionstätigkeit entstanden waren, möglichst bald mit Ortspa st oren zu besetzen. Apost. 13 und 14 haben wir eine Beschreibung der ersten Missionsreise des Apostels Paulus und seiner Gehilfen. Aus dem Rückwege ordneten sie in den entstandenen Gemeinden „Älteste", das ist, Ortspastoren. Apost. 14,23: „Sie ordneten ihnen hin und her Älteste in den Gemeinden." Dasselbe sehen wir aus Tit. 3, 6, wo Paulus an Titus schreibt: „Der-halben ließ ich dich in Kreta, daß du solltest vollends anrichten, da ich's gelassen habe, und besetzen die Städte hin und her mit Ältesten, wie ich dir befohlen habe." Daraus erkennen wir klar die einzigartige Wichtigkeit des öffentlichen Predigtamts in den Ortsgemeinden und damit in der christlichen Kirche überhaupt.
Gesegnet, von Gott überaus reichlich gesegnet, ist die Kirche, wenn und wo sie rechte Prediger hat. Falsche Lehrer sind Leute, die in der Welt den größten Schaden tun. Der HErr Christus nennt sie neben Kriegen, Pestilenz, teurer Zeit und Erdbeben als Zeichen des Endes der Welt, Matth. 24,1—14. Das rechte Predigtamt aber nennt Christi Apostel, Paulus, ein „köstlich Werk". ITim. 3,1: „Das ist je gewißlich wahr: So jemand ein Bischofsamt begehret, der begehret ein köstlich Werk." Das Bischofsamt aber ist nach der Schrift nichts anderes als das öffentliche Predigtamt in der Ortsgemeinde. Das sehen wir klar z.B. aus Apost. 20, wo dieselben Personen, die V. 17 „Älteste" heißen, V. 28 „Bischöfe" genannt werden. Aber warum ist das öffentliche Predigtamt ein köstlich Werk? Weil es das einzige von Gott geordnete öffentliche Amt ist, das die Aufgabe hat, die Menschen durch den Glauben an das Evangelium zur ewigen Seligkeit zu führen. Auch die weltliche Obrigkeit ist von Gott geordnet, Röm. 13,1 ff. Wer ihr Zweck ist nicht die Predigt des Evangeliums, sondern der, äußerliche Zucht und Ehrbarkeit hier in diesem Leben unter den Menschen aufrechtzuerhalten. Soviel wichtiger das ewige Leben ist als das zeitliche Leben, so viel wichtiger ist auch das öffentliche Predigtamt als das Amt der weltlichen Obrigkeit. Deshalb werden die Studenten, die in unsern theologischen Seminaren studieren, auch ermahnt, das Predigtamt auszugeben, wenn Gott selbst sie aus dem Amt entläßt. Gottes Entlassung aus dem Predigtamt liegt dann vor, wenn ein Prediger zur Ausrichtung des „köstlichen Werks" nicht mehr die erforderlichen leiblichen oder geistigen Kräfte besitzt (infolge von Krankheit, Altersschwäche usw.). Sonst sollte ein Prediger das Predigtamt nicht mit einem bürgerlichen Amt vertauschen, wenn mit demselben auch mehr Ansehen vor der Welt, ein größeres Einkommen, weniger Sorge, Arbeit, Verantwortlichkeit usw. verbunden ist. Das Wort von den "unlimiteck possidilities" in unserm Lande hat eine gewisse Berechtigung. Hier könnte auch ein Pastor Bürgermeister, Staatsgouverneur, ja auch
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Präsident der Vereinigten Staaten werden. Aber einen solchen Berufswechsel sollte jeder Prediger, der noch fähig ist, das Predigtamt zu verwalten, als eine Degradation ansehen. So hat auch Luther geurteilt. Er nennt auch das Amt der weltlichen Obrigkeit „eine herrliche göttliche Ordnung und eine treffliche Gabe Gottes, der es auch gestiftet und eingesetzt hat". Zugleich sagt er, „daß die weltliche Obrigkeit oder Amt gar in keinem Weg zu vergleichen ist mit dem geistlichen Predigtamt, wie es St. Paulus nennt. Denn es ist nicht so teuer und hoch erarnt ferworbenj durch das Blut und Sterben des Sohnes Gottes wie das Predigtamt; so kann's auch nicht solche große Wunder und Werke tun wie das Predigtamt. Denn alle Werke dieses Standes ^der Obrigkeitj gehen und gehören allein in dies zeitliche, vergängliche Leben, zu erhalten Leib, Weib, Kind, Haus, Gut und Ehre, und was zu dieses Lebens Notdurft gehört. Soviel nun dieses ewige Leben übertrifft dies zeitliche Leben, so weit und hoch geht auch das Predigtamt über das weltliche Amt. . . . Denn das Predigtamt, wo es ist, wie es Gott geordnet hat, bringt und gibt ewige Gerechtigkeit, ewigen Frieden und ewiges Leben, wie St. Paulus solches hoch preiset, 2Kor. 4, 5ff.; aber das weltliche Regiment erhält zeitlichen und vergänglichen Frieden, Recht und Leben". (X, 439.) Deshalb wäre es, sagt Luther, auch nicht unpassend, wenn auch Könige ihre Söhne zum Dienst im Predigtamt hergeben würden. Er schreibt: „Wenn du nun gleich ein König wärest, so solltest du doch dich nicht wert lassen dünken, datz du deinen Sohn mit allem deinem Gut daran gewagt, zu solchem Amt und Werk geben und ziehen möchtest. Ist hier nicht dein Pfennig oder Arbeit, so du an solchen Sohn wendest, allzu hoch geehrt, allzu herrlich gesegnet, allzu köstlich angelegt und besser--denn kein Königreich noch Kaisertum ist vor Gottes Augen gerechnet?" (X, 431.) „Wer will oder kann alle Ehre und Tugend erzählen eines rechten, treuen Pfarrherrn, so er vor Gott hat? Es ist ja kein teurer Schatz noch edler Ding auf Erden und in diesem Leben denn ein rechter, treuer Pfarrherr oder Prediger." (X, 427.) v. Walther hat sogar eine „Trostpredigt" gehalten für die Pastoren, die durch unsere kirchlichen Verhältnisse veranlaßt sind, das Gemeindepredigtamt mit einem Lehramt in unsern kirchlichen Lehranstalten zu vertauschen.
Aber diese Herrlichkeit und Wichtigkeit bringt nun auch große Verpflichtungen mit sich. Das Amt, wie es von Gott geordnet ist, bringt erstlich die Pflicht mit sich, das Evangelium von Christo, dem einzigen Heiland der Menschen, rein und unverfälscht öffentlich und sonderlich mit großem Fleiß zu lehren und alle falschen Lehren, von der die Gemeinde bedroht ist, zu widerlegen. Das Predigtamt, wie es von Gott geordnet ist, bringt zum ändern die Pflicht mit sich, alle Gemeindeglieder, soviel an ihm ist, an guten Werken reich zu machen. Wie der Apostel Paulus an Titus schreibt, Tit. 3,14: „Laß auch die Unsern lernen, datz sie im Stande guter Werke sich finden lassen, wo man ihrer bedarf." Zu den guten Werken, an denen die Christen durch den Dienst des Gemeindepredigtamts reich werden sollen, gehören auch die irdischen Gaben für die Ausbreitung des Evangeliums in der Welt. Wir hörten auch bereits, datz St. Paulus die Gemeinde zu Philippi lobt, weil sie ihn nicht nur, als er ihr Prediger war, im Leiblichen versorgte, sondern ihm auch Gaben nachsandte, damit er auch ändern Orten das Evangelium predigen könne, Phil. 4,10 ff. Dasselbe loben wir Prediger auch an unsern Gemeinden. Und damit dieses Lob ein beständiges Lob unserer christlichen Gemeinden bleibe, wie dies Gottes Wille an sie ist, so lassen ihre Pastoren auch nicht ab, die ihnen von Gotl befohlenen Gemeinden daran zu erinnern,' daß die Mission eine
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„Christenschuld" ist, wie v. Walther in einer Predigt es ausdrückt. Die Missionstätigkeit der christlichen Kirche ist ein Thema, das den Christen besonders interessant und lieb ist. Als Paulus und Barnabas über ihre Missionstätigkeit in den Gemeinden berichteten, „machten sie große Freude allen Brüdern", Apost. 15,3. Das war aber nicht nur in den apostolischen Gemeinden, sondern ist auch in unsern Gemeinden der Fall, weil es ein und derselbe Heilige Geist ist, der in den Christen wohnt und wirksam ist. Zur Missionstätigkeit gehört auch die Einrichtung und Erhaltung unserer synodalen Lehranstalten, well diese vornehmlich der Ausrüstung rechter christlicher Prediger und Lehrer bienen. Deshalb haben unsere Gemeinden naturgemäß auch ein großes Interesse an unsern Lehranstalten. Und wenn dies Interesse in, den Gemeinden einmal in den Hintergrund treten will, dann sorgen ihre Pastoren von Amts wegen durch Belehrung und Ermahnung aus Gottes Wort dafür, datz das Interesse wieder lebendig wird.
Referent hat mehrere Male Veranlassung gehabt, auf Befragen nuch solchen, die nicht zur lutherischen Kirche gehören, unser synodales Finanzwesen darlegen zu müssen. Besonders gab es in den amerikanischlutherischen Synoden, die nicht mit uns in Kirchengemeinschaft stehen, eine Zeit, wo man sich darüber wunderte, woher die Synodk Wohl die Mittel für ihre sich mehrenden Lehranstalten nehme. Ein Beamter aus einer solchen Synode kam nach St. Louis und bat den Referenten, ihm Aufschluß über unsere Finanzquellen zu geben. Der Inhalt eines längeren Gesprächs läßt sich in Frage und Antwort kurz etwa so wiedergeben: Wieviel angelegtes Grundkapital (enckcnvment) haben Sie? Antwort: Keinen Cent. Woher beziehen Sie die Mittel für Ihre Lehranstalten? A.: Aus unsern Gemeinden. Wie viele Agenten haben Sie in den Gemeinden? A.: Mehr als 1,000. Wieviel Prozente zahlen Sie den Agenten? A.: Keinen Cent. Wer sind diese Agenten? A.: Unsere Pastoren. Wie fangen die Pastoren es an? A.: Sie halten ihre Gemeinden von den Bedürfnissen des Reiches Gottes auch außerhalb der Gemeinde unterrichtet und ermahnen dann die Gemeinden aus Dankbarkeit für die Gnade, die ihnen in Christo widerfahren ist, ihre Gabe darzubringen. Woher bekommen Sie solche Pastoren? A.: Die machen wir durch Gottes Gnade in St.Louis und Springfield.
Und solche Pastoren machen wir durch Gottes Gnade auch jetzt noch auf dem Wege des Unterrichts. Besonders tun wir dies in der Kandidatenklasse im Anschluß an Walthers Pastorale, Z 49 (Seite 389—401), wo es u.a. heißt: „Er (der Pastorj hat überhaupt die Zwecke der Synodalverbindung nach allen seinen Kräften zu fördern nnd auch in seiner Gemeinde Sinn und Eifer für das gemeine Wohl der Kirche zu Wecken, z.B. für Gründung und Erhaltung von Gelehrtenschulen, Prediger- und Schullehrerseminaren, für Gewinnung von Zöglingen, für Unterstützung armer Schüler und Studenten, für Bibelverbreitung, für Innere und Äußere Mission" usw. Es kommt loohl hin und wieder vor, datz ein Pastor meint, daß er für diese Betätigung des Predigtamtes nicht die rechte Tüchtigkeit besitze. Aber das ist übergroße Bescheidenheit. Auch Luther behandelt diese Anfechtung in bezug auf die Tüchtigkeit zum Predigtamt überhaupt. Er zeigt aber -auch die Überwindung dieser Anfechtung durch den Glauben an seinen göttlichen Beruf. Wie dem öffentlichen Predigtamt die Verkündigung des Wortes in der Ortsgemeinde von Gott befohlen ist, so ist das öffentliche Predigtamt in der Ortsgemeinde auch die von Gott geordnete Agentur, wie für die Übung aller christlichen Tugenden, so auch für die Darreichung der Gaben der Christen zur Ausbreitung des Evan-
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geliums. Vor der Erkenntnis dieses göttlichen Berufs verschwinden die Untüchtigkeitsgedanken. In dem sehr reichhaltigen 8 49 seiner Pastorale macht Walther auch darauf aufmerksam, daß ein Pastor zur Erhaltung des Friedens der Kirche und in der Sorge um das gemeine Wohl derselben auch „innig brüderliche Gemeinschaft mit seinen Kollegen und Amtsnachbarn, auch respektive mit seinem Schullehrer, eifrig pflege". Auch den letzten Punkt betont Walther in einer besonderen Anmerkung (S. 390f.): „So wichtig für den Bau des Reiches Gottes ein inniges Verhältnis der Prediger untereinander ist, so wichtig ist hierzu auch ein einträchtiges Zusammenarbeiten des Predigers mit seinem Schullehrer. Ein so schweres Kreuz es für einen Prediger ist und.so sehr das Wort Gottes dadurch notwendig gehindert wird, wenn er seinen Schullehrer gegen sich hat, eine so herrliche Stütze hat er an ihm, wenn er mit ihm in wahrer Einigkeit des Geistes an einem Joche zieht. Der Prediger sollte daher nie vergessen, datz auch der Schullehrer zu den Kirchendienern gehört, ein von seinem Amte abgezweigtes Hilfsamt verwaltet und in dieser Hinsicht ebenfalls sein Kollege ist." Das Wort „Kollege" ist hier nicht gemitzbraucht, sondern recht gebraucht. Das von Gott geordnete öffentliche Predigtamt soll die „Gemeinde Gottes", zu der auch die Kinder gehören, mit Gottes Wort versorgen, ITim. 3, 6. Wenn nun von der Gemeinde das Lehren der Kinder zum Teil Schullehrern aufgetragen wird, so üben diese eine Tätigkeit aus, die in dein öffentlichen Predigtamt mitgestiftet ist, und sie sind in der Ausübung ihres Amtes nicht bloß nominell, sondern in der Tat „Kollegen" des Pastors. Daher kann Luther unter den Leuten, die da «halten zum Predigtamt und Gottes Wort", das Amt eines christlichen Schullehrers nicht genugsam preisen und ehren, so daß er sagt: „Wenn ich vom Predigtamt und^ ändern Sachen ablassen könnte oder müßte, so wollte ich kein Amt lieber haben, denn Schulmeister oder Knabenlehrer sein." (X, 454.) So hat auch Walther, wo die Gelegenheit es mit sich brachte, die Wichtigkeit und Ehre des christlichen Schullehreramts gepriesen. Bei Anmerkung 2 zu H 49 seiner Pastorale pflegte er auch daran zu erinnern, wie treu in der Regel unsere Schullehrer in den Lehrkämpfen der Synode an der rechten Lehre festgehalten haben. Und um das auf unser Thema „Die Gaben für Christi Reich" anzuwenden: Christliche Schullehrer haben die Gelegenheit und benutzen die Gelegenheit auch, mit Gottes Wort auch in den Kindern den christlichen Missionssinn zu pflegen. Indem sie das alleinseligmachende Evangelium den Kinderherzen einprägen, unterlassen sie auch nicht die Hinweisung darauf, daß dieses Evangelium nach Christi, ihres Heilandes. Willen in der ganzen Welt gepredigt werden soll. Sie übernehmen daher auch an ihrem Teil willig die „Agentur" für Gaben zur Ausbreitung des Evangeliums in der Welt.
Wir haben, wie es unsere These HI, 3 mit sich bringt, etwas ausführlich dargelegt, datz die Verwalter des öffentlichen Predigtamts von Amts wegen dafür sorgen, datz, soviel an ihnen ist, die ihnen befohlenen Gemeinden reich werden an Gaben für Christi Reich. Darin liegt natürlich zugleich die Mahnung an die Gemeinde, den Pastor in der Ausübung dieser seiner Amtspflicht ja nicht zu hindern. Insonderheit sollte dies auch nicht von seiten derer geschehen, die Hilfsämter (wie Vorsteher, Kassierer usw.) in der Gemeinde verwalten. Es kommt dies, wie Referent weiß, hin und wieder vor, vornehmlich aus Sorge für die Kassen der Ortsgemeinde und weil ihnen zeitweilig die Tatsache in den Hintergrund tritt, datz die Missionen in der Nähe und Ferne und auch die Arbeiter in den synodalen Lehranstalten nicht weniger ihre — der
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Ortsgemeinden — Angestellten sind als ihre eigenen Pastoren und Lehrer. Vielmehr ist es ganz passend, wenn die Verwalter von Hilfsämtern, weil sie meistens die in der christlichen Erkenntnis Fortgeschritteneren sind, dem öffentlichen Predigtamt in der Gemeinde zu Hilfe kommen.
HI» 4: Weil wir wissen, daß allen Christen durch ihre geistliche Geburt das Interesse für Christi Reich angeboren ist, so verlieren wir auch nicht das Vertrauen zu ihrer Willigkeit, Christo mit ihrem irdischen Gut zu dienen.
Der Hauptgedanke ist hier die Mahnung, datz wir nicht das Vertrauen zu der Willigkeit der Christen verlieren, Christo auch mit ihrem irdischen Gut zu dienen. Wenn wir dies Vertrauen verlieren, so ist dies schriftwidrig. Es geschieht im Widerspruch zu dem Zeugnis, das die Heilige Schrift allen Christen ausstellt. Der Apostel schreibt von der korinthischen Gemeinde: „Ich weiß euren guten Willen", 2Kor. 9, 2. Im 110. Psalm heißt es von Christi Volk, daß es ihm — Christo — williglich opfert. Und Jes. 33, 24 lesen wir: „Kein Einwohner" — das ist, kein Glied der christlichen Kirche — „wird sagen: Ich bin schwach; denn das Volk, das daselbst wohnet, wird Vergebung der Sünden haben."
Ein Einwand, der hier erhoben werden möchte und tatsächlich erhoben wird, ist der: Sollten wir nicht das Vertrauen zur Willigkeit der Christen verlieren angesichts des Mangels in unsern Reichgotteskassen? Machen wir nicht die Erfahrung, daß auch die, welche das JEsuskindlein als ihren Heiland anbeten, ihre Schätze nicht weit auftun, sondern mehr oder weniger verschließen? Ist das nicht Grund genug, das Vertrauen zur Willigkeit der Christen zu verlieren? Durchaus nicht! Vielmehr können und sollen wir den „Optimismus", den die Schrift in bezug auf die Willigkeit der Christen lehrt, fefthalten. Sehen wir doch die Sache an, wie sie liegt und wie die Schrift klar lehrt. Im Christen finden sich hier auf Erden zwei Menschen, der alte und der neue Mensch. Der alte Mensch ist es, der seine Schätze zuschlietzt, Gold, Weihrauch und Myrrhen für sich behalten will. Der neue Mensch hingegen will genau das Gegenteil. Er will seinem Heiland dienen mit allem, was er hat. Die beiden sind widereinander. Wer der neue Mensch in uns
gewinnt den Sieg in diesem Kampfe. Wie? Wenn wir ihm, dem
neuen Menschen, die Speise reichen, wodurch er so gekräftigt wird, daß er den alten Menschen mit seinen Praktiken tötet. „Töten" klingt grausam. Aber es ist schriftgemäß geredet. Die Heilige Schrift ermahnt die Christen zu dieser Behandlung des alten Menschen in uns. Sie sagt Kol. 3, 5 : „So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind." Ja, Gal. 5, 24 gebraucht sie das Wort „kreuzigen": „Welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden." Auch Luther ermahnt schriftgemäß zur täglichen Ersäufung des alten Adam. Und der alte Mensch ist es wert, so behandelt zu werden. Der Apostel Paulus stellt ihm das Zeugnis aus, datz in ihm nichts Gutes wohne,
Röm. 7,18. Wir können zur Beschreibung des alten Menschen sehr
starke Ausdrücke gebrauchen, ohne befürchten zu müssen, datz wir uns an ihm versündigen. In unserm lutherischen Bekenntnis, der Kon-kordienformel, wird er der „unstellig', streitig' seontumax, widerspen-stigj Esel" genannt. (M. 645, 24.) Was für eine unleidliche Bosheit tritt doch darin zutage, daß er uns hindern will, unserm Heiland auch mit unserm Gut zu dienen, unserm Heiland, der uns mit seinem eigenen Blut erworben hat von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt
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des Teufels! Darum „tot" mit dem alten Menschen! Wer dieses heilige Mordgeschäft muh der neue Mensch in uns. ausführen, und der neue Mensch tut dies, wenn ihm die Speise seiner sieghaften Kraft gegeben wird. Diese Speise ist, wie bereits gesagt wurde, das Evangelium, das ist, die Erinnerung an die Gnade und Liebe unsers HErrn JEsu Christi. So hat der Apostel Paulus den Sieg über den alten Menschen gewonnen. Er bekennt einerseits: „Ich weih, daß in mir, das ist, in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes"; auch klagt er: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?" Andererseits berichtet er: „Ich danke Gott durch JEsum Christum, unsern HErrn", Röm. 7, 25; und ferner: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus", Phil. 4,13. In dieser Weise, durch die Erinnerung an die Gnade und Barmherzigkeit, die Gott in Christo uns erzeigt hat, erfüllt der Heilige Geist die Christen immer wieder mit neuer Willigkeit, sich in den Dienst des Heilandes zu stellen. Wo sich nichts von dieser Willigkeit zeigt, haben wir — Pastoren und „Laien" — alle Ursache, uns zu prüfen, ob die Schuld nicht bei uns liegt, sei es, daß wir von der Reichssache unsers lieben Heilandes ganz geschwiegen haben, sei es, daß wir es in den angewandten Mitteln versehen haben, indem wir mehr gesetzlich trieben als evangelisch lockten und reizten. Walther erinnert uns Pastoren in seiner Pastorale: „Alle wahren Christen sind so beschaffen, daß man mit einer dringenden Ermahnung sozusagen alles bei ihnen ausrichten kann. Gerade darum richten so viele Prediger so wenig bei ihren Christen aus, wenn sie zu guten Werken bewegen oder von Unrechtem Wesen abbringen wollen, daß sie, anstatt zu ermahnen, fordern, gebieten, drohen und strafen. Sie ahnen nicht, welch mächtige Waffe sie haben (nämlich das Evangeliums und nicht gebrauchend" (S. 86.) Aber diese Weisung gilt nicht nur den Pastoren, sondern allen Christen, das ist, allen Gemeindegliedern, wenn sie bei sich selbst und bei ändern Unwilligkeit zum Dienst in Christi Reich bemerken. Ihr lieben Christen, gebraucht an euch selbst das Kreuz Christi, das heißt, erinnert euch an die Liebe Christi, die euch aus seinem Kreuzestod entgegenleuchtet! Das Kreuz ist ein mächtiges Ding. Es macht uns der Gnade Gottes gewiß und darum auch willig, Gott in seinem Reich zu dienen. Darum haben wir Kruzifixe in unsern Häusern, auch auf und in unsern Kirch-gebäuden. Darum haben wir ein Kruzifix auch auf die neue Radiostation gesetzt. In oruoo salns, im Kreuze haben wir die Vergebung der Sünden und die ewige Seligkeit. Im Kreuz aber, und zwar im Kreuz allein, liegt auch die Kraft, uns zu dem Volk zu machen, von dem der 110. Psalm sagt: „Nach deinem Siege wird dir dein Volk williglich opfern in heiligem Schmuck." Bleiben wir Optimisten daher in bezug auf die Willigkeit der Christen. Dieser Optimismus ist schrift-gemäh.
III, 5. Auch lassen wir Christen allesamt uns nicht durch die Tatsache entmutigen, daß wir viel Schwachheit in bezug auf unser Geben für das Evangelium an uns merken, sondern bekennen und klagen dies Defizit unserm Gott, erinnern uns täglich von neuem der Gnade unsers HErrn JEsu Christi und geben dadurch dem Heiligen Geist Gelegenheit, neue und größere Willigkeit in uns zu wirken.
Wir erinnern uns zunächst noch einmal an die Dinge, über die ich als Christ mir kein Gewissen machen und mir nichts gebieten lassen soll. Wieviel ich von meinem Einkommen gebe, ob 6 oder 10 oder 20 oder 50 Prozent oder noch mehr, und ob ich dies Jahr so viel und ein anderes
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Jahr nicht so viel oder mehr gebe: das hat Gott im Neuen Testament der Bestimmung des einzelnen Christen überlassen. Das ist ein Stück der christlichen Freiheit, damit uns Christus befreit hat, und diese Freiheit lassen wir uns von keinem Menschen: von keinem Bruder, von keinem Pastor, von keiner Gemeinde und von keiner Synode nehmen. Die Heilige Schrift sagt in bezug auf die Gaben der Christen nicht nur: „nachdem er hat", sondern auch: „ein jeglicher nach seiner Willkür", wobei nach Wortlaut und Zusammenhang die eigene Selbstbestimmung stark betont ist: „ein jeder, wie er es sich selbst vornimmt im Herzen", 2 Kor. 9, 7. Des Christen eigenes Herz ist gemeint. Wahr ist andererseits, datz der Apostel mit der Betonung der Christenfreiheit in bezug auf die Quantität des Gebens nicht zu kärglichen, sondern zu reichlichen Gaben ermahnt. Der Apostel gibt ja dem Wunsch Ausdruck, wir Christen möchten reich werden an der Gnade des Gebens, 2 Kor. 8, 7. Er fügt auch noch den Grund hinzu: „Ich meine aber das: Wer da kärglich säet, der wird auch kärglich ernten; und wer da säet im Segen, der wird auch ernten im Segen", 2 Kor. 9,6. Aber nun steht es so: Wenn wir in bezug auf unser bisheriges Geben uns selbst prüfen, sozusagen eine Inventaraufnahme veranstalten (stooü taüinx), so dürfte doch wohl ein Defizit sich ergeben, sowohl was den Umfang der Gaben als auch was den Beweggrund zum Geben betrifft. Was machen wir mit diesem Defizit? Wir schlagen darüber das Kreuz, das heißt, wir beten darüber die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld." Luther nennt die fünfte Bitte den „Segen", den die Christen über alle ihre guten Werke, sofern ihnen noch Sünden anhängen, sprechen dürfen. Aber diesen Segen: „Vergib uns unsere Schuld", gebrauchen wir nicht als Ruhekissen für den geizigen Adam, sondern als ein Mittel, ihn täglich zu ersäufen und durch den Glauben an die freie Vergebung der Sünden den neuen Menschen so zu stärken, daß wir allesamt täglich williger werden, unserm Heiland in seinem Reich zu dienen. Wie der Apostel erinnert I THess. 4,1: „Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem HErrn JEsu (nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollt wandeln und Gott gefallen), daß ihr immer völliger werdet."
III, 6. Endlich vergessen wir nicht, daß willige Gaben für unsers Heilandes Reich das Bleiben am unverfälschten Evangelium zur Voraussetzung haben.
Was ist „unverfälschtes Evangelium"? Die Frage beantwortet der Apostel Paulus im Namen aller Christen Röm. 3,28 mit den Worten: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben", und Eph. 2, 8. 9: „Aus Gnaden seid ihr selig worden, durch den Glauben, und dasselbige nicht aus euch; Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme." Sobald zur Erlangung der Vergebung der Sünden und Seligkeit in irgendeiner Form und Gestalt des Menschen eigene Würdigkeit und Werke gefordert werden, wie z.B. auch innerhalb der lutherischen Kirche Amerikas gelehrt worden ist, daß die Bekehrung und Seligkeit nicht allein von Gottes Gnade, sondern auch von einem verschiedenen Verhalten des Menschen und von einer geringeren Schuld im Vergleich mit ändern Menschen abhänge: wenn, sagen wir, so gelehrt wird, dann ist das Evangelium gefälscht, und die Gnade Gottes wird uns ungewiß. Damit geht es dann auch den guten Werken ans Leben, speziell auch der Willigkeit, Gott in seinem Reich mit irdischem Gut zu dienen. Denn die Quelle unserer Willigkeit ist, wie wir
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aus 2 Kor. 8,9 gesehen haben, das „Wissen" der Gnade unsers HErrn JEsu Christi. Das ist nicht das Wissen, daß es Gnade für andere gibt, sondern das Wissen, daß ich, für meine Person, Gottes Gnade habe, daß ich der Gnade Gottes gegen mich gewiß bin. Diese Gewißheit aber kann ich nur dann haben, wenn Gottes Gnade gegen meine Person allein von Christi vollkommenem Verdienst und in keiner Hinsicht von meinem rechten Verhalten oder von einer geringeren Schuld im Vergleich mit ändern Menschen abhängig ist, die Schrift lehrt ja: „Cs ist hie kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum JEsum geschehen ist", Röm. 3,23. 24. Als Erasmus von Luther forderte, er (Luther) müsse lehren, daß die Erlangung der Gnade auch vom Menschen selbst, nämlich von des Menschen Verhalten (laoultas axxlieanäi so a<1 §rutiam), also nicht allein von Gottes Gnade, abhänge, rief Luther ihm zu: „Du bist mir an die Kehle gefahren!" (XVIII, 1967), das ist, du willst mir die Gnade Gottes ungewiß machen. Luther wußte aus der Heiligen Schrift und auch aus seiner eigenen jahrelangen schmerzlichen Erfahrung, datz der Mensch erst dann der Gnade Gottes gewiß wird, wenn er jegliches Vertrauen auf eigenes Tun fahren läßt und einzig und allein auf Gottes Barmherzigkeit in Christo baut und vertraut. Wo aber die Gewißheit der Gnade in einem Menschenherzen fehlt, da fehlt in demselben Menschenherzen auch die Willigkeit, Gott in guten Werken zu dienen. Daran erinnert Luther, wenn er sagt, daß gute Werke nur aus dem Himmel heraus getan werden, das ist, von den Menschen, die durch den Glauben an Christum den Himmel bereits haben. (XII, 136.) Darum sagen wir unter Punkt 6, „daß willige Gaben für unsers Heilandes Reich das Bleiben am unverfälschten Evangelium zur Voraussetzung haben". Gott erhalte uns beim unverfälschten Evangelium!