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Reisestationen (Sotavento Algarvio (3) - Botanisch-Zoologische Reisen - Iberische Halbinsel
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Eine Botanisch-Zoologische Rundreise auf der Iberischen Halbinsel.

Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit

Von Horst Engels

Teil II - Reisestationen

Reisestationen der Botanisch-Zoologischen Rundreise um die Iberische Halbinsel[1]

2.1. Algarve

1. Frühere Botanische Reisebeschreibungen und aktuelles Pflanzenspektrum des Algarve

2. Geschichte des Algarve - Territorium und Kultur - Pflanzen und Tierwelt

3. Ausgewählte Sehenswürdigkeiten im Algarve

  1. Das Littoral (Küstenzone)
  1. Die Ostküste (Sotavento)
  1. Tavira - Cacela Velha - Ilha da Culatra
  2. Ria Formosa - Quinta do Lago
  3. Rio Guadiana - Alcoutim
  1. Die Westküste (Barlavento)
  1. Olhos de Água - Praia da Falésia
  2. Costa Vicentina - Alcalar
  1. Der Barrocal (Kalksteinzone)
  1. Varjota - Rocha da Pena
  2. Fonte Benémola - Ribeira de Algibre
  1. Die Gebirgszone (Serras)
  1. Monchique - Picota
  2. Malhão/Caldeirão

4. Annexe

Annex 1 - Botanische Beschreibung des Algarve - Von Moritz Willkomm.

Annex 2 - “Botanische Berichte aus Spanien” - Von Moritz Willkomm.

Annex 3 - “Algarbien” - Von Moritz Willkomm.

Annex 4 - Geschichte der Botanik auf der Iberischen Halbinsel - Von Moritz Willkomm.

Annex 5 - Kulturpflanzen auf der Iberischen Halbinsel - Von Moritz Willkomm.

Annex 6 - Biogeographie und Pflanzensoziologe des Algarve.

Annex 7 - Florenliste der Region Algarve (FLORA-ON)

3. Sehenswürdigkeiten im Algarve (Fortsetzung)

3.1 Die Küstenregion (Littoral)

3.1.1 Ostalgarve (Sotavento)

Vale do Rio Guadiana

Die Städte entlang des Guadiana-Flusses, der an seinem Unterlauf eine natürliche Grenze zu Spanien bildet, zeugen von der Geschichte dieser beiden Länder. Sie sind durch hohe Schutzmauern begrenzt, wobei der alte Kern häufig eine befestigte Burganlage auf einer Anhöhe mit weiter Sicht in das Guadianatal bildet. So zum Beispiel die alten Grenzstädte Castro Marim und Alcoutim, die beide der Algarve Provinz angehören. Daneben existieren Festungsanlagen wie die Festung von São Sebastião in Castro Marim, die im 17. Jahrhundert während der Restaurationskriege zwischen Portugal und Spanien errichtet wurde.

Castro Marim ist eine dem Distrikt Faro angehörige Stadt der ‘Raia Portuguesa’[2], der antiken portugiesisch spanischen Grenzlinie, - mit weniger als 2000 Einwohnern.

Alcoutim ist ebenfalls eine Stadt der antiken ‘Raia portuguesa’, die ebenfalls dem Distrikt Faro angehört und 900 Einwohner zählt. Bis zur Administrativen Aufteilung im Jahr 1832 gehörte Alcoutim jedoch zum Alentejo. Der Name Alcoutim leitet sich wahrscheinlich vom Arabischen al-quṭamî  (“Königsfalke”) ab.

Im Alentejo gehören entsprechend die Städte Mértola, Portalegre, Castro de Vide und Marvão der portugiesische Grenzlinie an, - Städte, die über Jahrhunderte vor feindlichen Einfällen aus Spanien schützen sollten. Viele dieser Städte sind heute durch die UNESCO als Weltkulturerbe geschützt.

Heute sind die innereuropäischen politischen Abgrenzungen im Rahmen der Europäischen Union nicht mehr ganz so aktuell und die Grenzöffnungen haben einen freien Uebergang zwischen den spanischen und portugiesischen Grenzstädten ermöglicht, der jetzt auch touristisch genutzt wird, vor allem auch von Bootseigern, die von Vila Real und Ayamonte aus den Guadiana hochfahren.

Von Castro Marim bis Alcoutim

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WIr begeben uns nun, jedoch auf dem Landweg, auf eine Exkursion von Castro Marim aus nach Alcoutim.

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Vom Kastell in Castro Marim aus haben wir einen weiten Blick über die Guadiana-Mündung, die mit ihrer Halophytenvegetation und den Salinen und Salzbergen einen typischen Anblick für portugiesische Estuare und Flussdeltas bietet, den schon Moritz Willkomm bei seiner Ankunft in Ayamonte 1946 während seiner Reise nach Spanien und Portugal beschrieben hat. Auf der spanischen Seite des Guadiana sehen wir Ayamonte, und weiter aufwärts des Guadiana die neue Europabrücke, die jetzt Spanien und Portugal auf dem Landweg verbindet. Auch das Fort von São Sebastião ist von hier aus in seiner ganzen Grösse zu sehen. Im Kastell wurde ein kleines Museum angelegt, in dem Artefakte von archaeologischen Ausgrabungen seit Beginn der Eisenzeit und der Römerzeit ausgestellt sind, die am Ort des heutigen Kastells gemacht wurden.

Die Ausgrabungen fanden auf dem Gelände des Kastells statt und brachten alte Gemäuerreste verschiedener historischer Epochen zutage.

Dabei handelt es sich um die Grundmauern und Fundamente eines religiösen Gebäudes, welches im XVI. Jahrhundert errichtet wurde. Aus der Eisenzeit und der römischen Epoche stammen verschiedene Wände von Gebäudes mit rechteckigen oder quadratischem Gundriss, die sich in einen urbanen Plan einfügten. Es handelt sich vorwiegend um Wohngebäude, in denen auch Nahrungsmittel abgespeichert wurden. Die archaeologischen Untersuchungen ergaben, dass hier Menschen lebten, die seit dem VII: Jahrhundert a. C. dank im Rahmen mediterraner Techniken Handwerk und Handel betreiben konnten.

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Das alte Kastell in Castro Marim

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Die bei archaeologischen Ausgrabungen freigelegten Grundmauern von Gebäuden im Kastell von Castro Marim

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Die Internationale-Brücke über den Guadiana

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Guadiana-Mündung mit der Stadt Ayamonte am linken Flussufer.

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Von Castro Marim aus begeben wir uns über die IC27 an der Talsperre von Odeleite vorbei nach Alcoutim.

Wir spüren bei zunehmenden Temperaturen und Trockenheit der Landschaft, dass wir uns dem Alentejo nähern. Erst in Alcoutim am Guadiana werden die Temperaturen wieder erträglicher und das Grün der Flussauen fällt angenehm ins Auge.

Alcoutim besitzt im Kastell ein kleines Museum, welches Artefakte seit der Bronzezeit, die aus der Umgebung von Alcoutim stammen,  ausstellt,

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Am Fluss liegen die Segelboote der Urlauber und die Idylle täuscht darüber hinweg, dass auch hier Artenschwund und Biodiversitätsabnahme stattfinden. Bis in die 80iger Jahren gab es laut ICN[3] noch Reproduktionsnachweise des Störs (Acipenser sturio) im Rio Guadiana, die letzten für Portugal.

Acipenser sturio L. 1758 (ALBUQUERQUE, M. R., 1956)[4]

Der Europäische Stör (Acipenser sturio) ist ein Meeresfisch, der in atlantischen Küstengewässern vorkommt, sich aber zum Laichen in die Flüsse begibt. Sein Laich wird ebenso wie der anderer Störarten als Kaviar sehr geschätzt. Seitdem ist die Spezies jedoch aus portugiesischen Gewässern verschwunden und in Spanien steht der Stör als kritisch vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste der geschützten Arten. Als letztes Laichgebiet des Europäischen Störs wird die Garonne in Nordostfrankreich angegeben. Eine Wiedereinbürgerung wird in einigen Europäischen Ländern, so auch Portugal, erwogen oder bereits versucht, aber sollte sie gelingen, so bleibt es dennoch eine Generationenaufgabe, denn bis die Tiere zum Laichen in ihre Geburtsgewässer zurückkehren, vergehen 15 bis 20 Jahre.

        


[1] Reisestationen entsprechend der “Plant Hunting Regions” in: Polunin, Oleg, and B. E. Smythies. Flowers of South-West Europe: A Field Guide. New edition edition. Oxford ; New York: Oxford University Press, 1988.

[2] Die portugiesisch-spanische Grenzlinie, auch Raia genannt, ist eine der ältesten Grenzlinien Europas, die Spanien und Portugal trennt. Einige der Grenzabschnitte bestehen schon seit der Zeit des Königreichs Asturien-León, welches im 9. Jahrhundert  n. C. gegründet wurde.

[3] Acipenser sturio –         ICNF         

        

https://drive.google.com/open?id=0B_uv7LiG6dLFMkVTN3E4ZXh4MTQ

        

Die         Art wird als für das Land ausgestorben angesehen (CABRAL et al.         2005), wobei die letzten Reproduktionsnachweise Ende der 70iger         jahre für den Rio Douro und Anfang der 80iger Jahre für den Rio         Guadiana (Almaça & Elvira 2000) erbracht wurden.“

        

(A         espécie está considerada extinta no país (CABRAL et al. 2005),         sendo as últimas referências de reprodução de finais dos anos 70         para o rio Douro e início da década de 80 para o rio Guadiana         (Almaça & Elvira 2000).)

[4] Europäischer Stör - Acipenser sturio (Nach BONAPARTE, de         POLL). Quelle: ALBUQUERQUE, Rolanda Maria. Peixes de Portugal e         ilhas adjacentes: Chaves para a sua determinação. 1956.