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1905 Missouri, Pieper- Difficult Path for the Truth, Free Conferences
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Extracted from 1905 delegate convention of the Missouri Synod  – see here for listing.  Doctrinal essay delivered by Prof. Franz Pieper.

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Verhandlungen der 26. Allgemeinen oder

Nach geschehener Organisation der Synode verlas der Hochw. H Allgemeine Präses, Herr v. F. Pieper, folgende Synodalrede nebst Präsidialbericht.

Synodalrede.

Ehrwürdige Väter und Brüder!

Die 68 Jahre des Bestehens unserer Synode sind Jahre fröhlichen Wachsens und Gedeihens gewesen, aber auch Jahre fortwährenden Kampfes. Die Synode hatte sich von allem Anfang an gegen die heftigsten Angriffe von außen zu wehren. Und diese Befehdung hat im Laufe der Zeit nicht ab-, sondern eher noch zugenommen. Win haben viel Freunde auch in den kirchlichen Gemeinschaften, die als Gemeinschaften wider uns stehen. Aber die Wortführer eines großen Theils der protestantischen und auch der lutherisch sich nennenden Christenheit bekämpfen unaufhörlich die Missouri-Synode und die Synoden, welche unsere Lehrstellung theilen.

Bekämpft man uns mit Recht? Nein! Die Wahrheit, die göttliche Wahrheit, ist auf unserer Seite. Um uns etwas anhaben zu können, um einen Schein des Rechts wider uns zu gewinnen, muß man zur Unwahrheit, zur falschen Darstellung unserer Lehre und Praxis seine Zuflucht nehmen.

Dies will ich jetzt in Bezug auf einige Hauptpunkte an Beispielen Nachweisen.

Wie wir lehren, daß alle, welche an Christum als ihren Heiland glauben, und nur sie, die christliche Kirche sind, so lehren wir auch, daß ihnen alle geistlichen Güter und Rechte ursprünglich und unmittelbar gegeben sind. „Alles ist euer", belehrt der Apostel die Gläubigen 1 Cor. 3, 21. Der Glaube hat mit der Vergebung der Sünden alles, der Unglaube hat nichts als Sündenschuld und Verdammniß. Die Gläubigen oder die Christen haben daher auch Recht und Pflicht, das Predigtamt zu bestellen, sowie über die Lehre zu urtheilen, nicht nach ihrem Kopfe, sondern nach Gottes Wort. Um eine Sache wider uns zu gewinnen, sagt man von uns, wir führten den ameri-canisch-demokratischen Geist in die Kirche ein, richteten eine Pöbelherrschast in der Kirche auf und machten die Pastoren zu Menschenknechten.

Wir lehren, daß die Christen verpflichtet seien, Qrtsgemein-den zu bilden und das von Christo gestiftete Predigtamt unter sich aufzurichten, und zwar das Predigtamt, wodurch das Evangelium rein gelehrt und die Sacramente nach Christi Einsetzung verwaltet werden. Kirchliche Gemeinschaft mit Jrrlehrern heißen wir die

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Christen sorgfältig meiden, nach der Vorschrift des Apostels: „Sehet auf die, die da Zertrennung und Aergerniß anrichten neben der ^ Lehre, die ihr gelernet habt, und weichet von denselbigen."*) Um eine Sache wider uns zu gewinnen, sagt man von uns, wir lehrten, die Missouri-Synode sei die alleinseligmachende Kirche. So schrieb noch letztes Jahr ein deutschländisches Blatt, das von unsern ameri-canischen Gegnern sich informiren läßt: „In St. Louis thront die eine wahre lutherische Kirche. Wer nicht mit ihr ist, für den bleibt nur die Wahl, sich zu unterwerfen, oder ewig verloren zu gehen."**)

Die- Väter unserer Synode und auch wir hielten und halten dafür, daß die alten Lehrer unserer Kirche, sonderlich Luther und die Lehrer des 16. Jahrhunderts, bessere Führer seien als die neueren lutherisch sich nennenden Theologen. Um eine Sache Wider uns zu gewinnen, hat man gesagt, wir trieben mit Luther und den alten Theologen Menschenvergötterung, wärmten nur die Lehren und die Lehrweisen der Väter wieder auf und redeten einer todten Rechtgläubigkeit das Wort.

In einigen Punkten sind alte lutherische Lehrer, sonderlich die des 17. und 18. Jahrhunderts, von der in der heiligen Schrift gelehrten und von dem goldlauteren Bekenntniß unserer Kirche bezeugten Lehre abgewichen. So in der Lehre vom Sonntag, von der Gewalt der weltlichen Obrigkeit, von der Gnadenwahl. In diesen Punkten sind wir bei der heiligen Schrift und dem lutherischen Bekenntniß geblieben und nicht den Lehrern gefolgt, die hier abirrten. Um eine Sache wider uns zu gewinnen,^ hat man gesagt und sagt man noch, wir schändeten die Väter.

Wir lehren von der Bekehrung und Seligkeit eines Menschen, daß alle Menschen, welche bekehrt und selig werden, dies einzig und allein der Gnade Gottes in Christo, und nicht — auch nicht zum tausendsten Theil — ihrem besseren Verhalten, ihrem geringeren Widerstreben, ihrer geringeren Schuld rc. zu verdanken haben. Von der Nichtbekehrung hingegen und von dem Verlorengehen lehren wir, daß diese einzig und allein in der Schuld des Menschen, in ihrem Widerstreben gegen die Wirkung des Heiligen Geistes, nicht aber in einem Mangel der Gnade Gottes, ihren Grund haben. Dies ist es, was die Väter unserer Synode und wir mit ihnen beständig gelehrt haben und noch lehren. Um eine Sache wider uns zu gewinnen, verbreitet man bis auf diesen Tag über uns die Unwahrheit: wir lehrten, Gott wolle nicht alle Menschen ernstlich selig machen, sondern

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*) Röm. 16. 17.

**) Zeitschrift „Der Alte Glaube" vom 26. August 1904.

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habe einen Theil der Menschen schlechthin zur Verdammniß bestimmt. — Wir leugnen, daß der Glaube der Erwählten ihrer ewigen Erwählung voraufgehe, sondern lehren mit der Schrift und dem lutherischen Bekenntniß, daß der Glaube, den die Erwählten in der Zeit haben, eine Frucht und Folge ihrer ewigen Erwählung sei. Um uns bei Unkundigen in Mißcredit zu bringen, sagt man, wir schlössen den Glauben von der ewigen Erwählung, ja, auch von der Rechtfertigung aus.

Wir lehren, daß allein die heilige Schrift Artikel des Glaubens zu stellen habe, und kein Theologe und keine Anzahl von Theologen das Recht habe, klare Schriftaussagen zu leugnen oder umzudeuten, unter dem Vorgeben, jene Schriftaussagen paßten nicht in das von den Theologen herzustellende „Ganze" oder System. Um eine Sache wider uns zu gewinnen, erlaubt man sich die Unwahrheit: wir lehrten, daß die Schriststellen außerhalb des Zusammenhanges, in dem sie in der Schrift stehen, aufzufassen seien.

Wir lehren, daß der Zweck der ganzen heiligen Schrift der sei, Christum, den Heiland der Sünder, den Menschen zu offenbaren, wie Christus selbst von der Schrift sagt: „Sie ist es, die von mir zeuget."*) Dabei halten wir freilich fest, daß die Schrift, wenn sie gelegentlich von geschichtlichen oder naturwissenschaftlichen Dingen redet, auch hierin unverbrüchliche Wahrheit ist, weil alle Schrift von Gott eingegeben ist**) und Christus von der ganzen Schrift sagt, daß sie nicht gebrochen werden könne. †)  Um eine Sache wider uns zu gewinnen, hat man gesagt und sagt man noch, wir machten aus der heiligen Schrift, die den Menschen zur Erlangung der Seligkeit gegeben sei, ein Handbuch der Geschichte und Astronomie.

Wir gestatten innerhalb der Synode keine schriftwidrige Lehre und keine schriftwidrige Praxis. Die Gemeinden, welche die Synode bilden, überwachen einander, damit Gottes Wort in Lehre und Leben die Herrschaft behalte. Wo Abweichungen Vorkommen, halten wir es für unsere Pflicht, durch Lehre, Ermahnung und Bestrafung die Irrenden von ihrem Jrrthum abzubringen. Wo man dem Worte Gottes durchaus nicht Gehör geben will, tritt freilich Ausschluß von der Synode ein. Um eine Sache wider uns zu gewinnen, sagt man: in der Missouri-Synode herrsche eine „hochkirchliche Richtung" und eine „schier unglaubliche Gewissenstyrannei".

Wiewohl von allem Anfang an bis auf diesen Tag immer einige aus unserer Gemeinschaft ausgeschieden sind, so hat doch die Synode von allem Anfang an bis auf diesen Tag sich einer großen Einigkeit

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*) Joh. 5, 39.

**) 2 Tim. 3,16

†) Joh. 10, 35.

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erfreut. Wir, die wir selbst Synodalglieder sind, kennen Grund und Ursache dieser Einigkeit. Unsere Herzen und Gewissen sind durch Gottes Wort gefangen und zusammengehalten. Um uns in Mißcredit zu bringen, sagt man, unsere Einigkeit beruhe auf Menschenknechtschaft. Das Ansehen Luthers, oder der alten Lehrer, oder Walthers, oder anderer halte uns zusammen.

So hätte ich an einer Reihe von Beispielen vorgeführt, wie man, um einen Schein des Rechts wider uns zu gewinnen, zu Unwahrheiten greifen muß. Mit - Wahrheit vermag man nichts wider uns. Das ist durch Gottes unverdiente Gnade unsere kirchliche Stellung. Wir sind arme Sünder. Wir sind um kein Haar besser als andere Leute. Wir sind voller Schwachheit und Gebrechen. Das gewahrt jeder an sich selbst und im Verkehr mit den Brüdern. Aber unsere Lehrstellung ist durch Gottes Gnade die richtige. So wahr die heilige Schrift Gottes Wort ist — und sie ist Gottes Wort —, so gewiß ist unsere Lehrstellung richtig. Die göttliche Wahrheit ist auf unserer Seite, und die uns wegen unserer Lehrstellung bekämpfen, kämpfen wider die göttliche Wahrheit. Darum haben wir in dem Kampfe, in dem wir stehen müssen, das nöthige gute Gewissen und können und sollen wir armen Sünder uns zum Trost das Wort Christi aneignen: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Hebels wider euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind", Matth. 6, 11. 12. Gott erhalte uns um Christi willen im Wort der Wahrheit! Amen.

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Prasidialbericht.

Im Folgenden erstatte ich der Ehrw. Synode den schuldigen Bericht.

Die Districtssynoden.

Zu den vierzehn Synodaldistricten ist im letzten Triennium als fünfzehnter der Brasilianische District gekommen. Dieser. District wurde im Einklang mit den von der letzten Delegatensynode getroffenen Bestimmungen im Juni 1904 organisirt. Er zählte Ende vorigen Jahres 16 Pastoren, 21 Gemeinden, 9 Predigtplätze und 1760 com-municirende Glieder. Sämmtliche Districte haben ihre regelmäßigen Versammlungen abgehalten und bei denselben nicht nur ihre laufenden Geschäfte besorgt, sondern auch immer Stücke der christlichen

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Lehre auf Grund der heiligen Schrift abgehandelt. Die Allgemeine Synode war bei sämmtlichen Districtsversammlungen entweder durch den Allgemeinen Präses oder durch die Vicepräsides vertreten. Wir müssen bezeugen, daß die Districtsversammlungen im Ganzen den Eindruck geistlicher Fe st tage machten. Das Interesse für die -Besprechung der christlichen Lehre ist ein lebendiges, namentlich auch bei den Depütirten aus der Hörerschaft. Gegenstände der kirchlichen Praxis wurden überall mit großem Ernst nach Gottes Wort, als der einzigen Richtschnur des christlichen Glaubens und Lebens, behandelt.

Unsere Missionsarbeit

Die Zahl der Predigtplätze, welche in den Vereinigten Staaten und Canada von Pastoren und Reisepredigern unserer Synode bedient werden, betrug am Ende des letzten Jahres 882, 104 mehr als am Ende des vorigen Trienniums. Verausgabt wurden für Innere Mission auf diesem Gebiet etwa $86.000 jährlich. Die Aufbringung der nöthigen Geldmittel machte in den meisten Districten keine Schwierigkeiten. Das hauptsächlichste Hinderniß war der Mangel an Arbeitern. Voriges Jahr mußten aus diesem Grunde 70, dieses Jahr 69 Berufe unberücksichtigt bleiben. Ein großer Theil dieser Berufe lautete gerade auch in die Missionsarbeit. In Brasilien hat die Missionsarbeit einen solchen Umfang angenommen und ist U von solchem Segen begleitet gewesen, daß es dort im vorigen Jahre A zur Bildung eines eigenen Synodaldistricts gekommen ist. . Das st Nähere über Brasilien wird die Allgemeine Commission für Innere Mission berichten. Dieselbe Commission wird auch über unsere Mitarbeit in Australien und Neuseeland die nöthigen Mittheilungen machen. Auch hier hat man mehr Arbeiter begehrt, als wir abgeben konnten. Ueber unsere, kirchliche Arbeit unter den Letten und Esthen, den Juden, den Indianern, den Negern, den Taubstummen, den Emigranten, den Tamulen irr Indien, sowie über unsere Mithülfe in der Mission der englischen Schwestersynode werden die betreffenden Commissionen Separatberichte vorlegen.

Unsere Lehranstalten.

Unsere Lehranstalten sind das Arsenal für unsere kirchliche st Thätigkeit. Unser Geschäft ist ja das Lehren des Evangeliums. Wir wollen als Synode nichts anderes. So müssen wir Lehranstalten pflegen, in denen Lehrer und Prediger des Evangeliums herangebildet werden. Die Ausbildung von recht beschaffenen Lehrern und Predigern des Evangeliums ist stets die eigentliche Lebensfrage für st die Kirche gewesen. Sie ist es auch für uns. Was hier versäumt

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wird, läßt sich schlechterdings nicht wieder gut machen. Die Vertreter der Allgemeinen Synode sind bemüht gewesen, an ihrem Theile diese Wahrheit auf den Districtssynoden ins Licht zu stellen. Sie haben hierin willige Unterstützung bei allen Districtssynoden gefunden. Die Zahl der Schüler unserer synodalen Lehranstalten ist auch im letzten Triennium um 263 gestiegen, von 1160 auf 1413. Aber erst in vier Jahren werden wir eine größere Zahl von Predigtamts-candidaten zur Verfügung haben. Die Zahl der' Lehramts-candidaten wird von 1906 an größer sein. Zur Zeit leiden wir noch stark an den Nachwehen der Panik von 1896. Die von der letzten Delegatensynode beschlossene Erweiterung der Lehranstalten in Haw-thorne, Concordia und St. Paul ist ausgeführt worden und hat an ihrem Theil zur Vermehrung der Schülerzahl beigetragen. Nun liegen der Ehrw. Synode die Anträge der betreffenden Aufsichtsbehörden und Districtssynoden vor, die Anstalten mit Einschluß von Seward zu vollen Anstalten zu erheben. Ich, für meine Person, halte dafür, daß diesen Anträgen Folge gegeben werden sollte. Die Verhältnisse drängen dahin. Wir sind längst über die Verhältnisse hinaus, wo zwei Vollgymnasien und ein Vollseminar uns die nöthigen Lehrkräfte zuführen könnten.

Unsere Kassen.

        Die meisten unserer Kassen konnten den an sie gemachten Ansprüchen genügen.  Aber zwei Kassen schlossen am 1. Februar dieses Jahres mit einem Deficit ab: die Allgemeine Baukasse und die Synodalkasse, die letztere vornehmlich deshalb, weil sie außerordentliche Ausgaben hatte und von der Baukasse in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das eigentliche Deficit ist in der Baukasse. Diese nahm bei der letzten Delegatensynode ein Deficit von circa 30,000 Dollars aus früheren Jahren herüber, und in dem letzten Triennium ist, wie in früheren Jahren,        das letzte Drittel        der bewilligten Summe nicht collectirt worden.  Außerdem hatte die Baukasse außerordentliche größere Ausgaben für Straßen- und Canalbauten in Fort Wayne, Milwaukee, St. Paul und Seward im Betrage von etwa 12,000 Dollars. Auch hat Gott uns mit einem Brandschaden in Concordia heimgesucht, dessen Ausbesserung etwa 3000 Dollars erforderte. Dies alles hat die alte Schuld in der Baukasse sehr vermehrt. Wie willig aber unsere lieben Christen sind, die Schulden der Baukasse zu tilgen, geht daraus hervor, daß auf eine Anregung von Illinois hin in sechs Synodaldistricten Extrabeiträge für die Baukasse im Betrage von etwa P60,000 versprochen und zum Theil schon eingezahlt sind. Wenn in den übrigen Districten die lieben Christen mit der Nothlage

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der Baukasse auch bekannt werden, so wird sicherlich das ganze Deficit im Betrage von etwa 68,000 Dollars bald geschwunden sein. Wenn ich von unsern Kassen rede, so muß ich auch darauf Hinweisen, daß in unserer Mitte eine Art Spannung zwischen den Beförderern der sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten und den Befürwortern der -Allgemeinen Kassen der Synode vorhanden zu sein schien. Nähere Nachfrage hat mich aber davon überzeugt, daß im Grunde keine Differenz vorliegt. Die für die sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten eintreten, geben den Vorrang der Allgemeinen Kassen (als der Synodalkasse, Baukasse und der Missionskassen) bereitwillig zu. Und diejenigen, welche besonders für die Allgemeinen Kassen eintreten, wollen auch die Wohlthätigkeitsanstalten keineswegs unterdrücken. Gott hat unsere Christen im Irdischen so gesegnet, daß die Mittel sowohl für die allgemeinen Synodalkassen als auch für die besonderen Wohlthätigkeitskassen reichlich vorhanden sind. Noch mehr: er hat uns auch im Geistlichen so gesegnet, daß auch die Willigkeit zum Geben um Christi willen reichlich vorhanden ist. Wir würden unsern Gemeinden Unrecht thun, wenn wir ihnen die Willigkeit zum Geben für das Reich Gottes absprechen wollten. Das hat wiederum die Erfahrung der letzten Monate gezeigt, als um besondere Gaben zur Tilgung der Schuld in der Baukasse gebeten wurde. Was der selige v. Walther zu sagen Pflegte: „Wir können mit einer Ermahnung und Bitte um Christi willen bei unsern lieben Christen alles erlangen", das ist auch jetzt noch wahr bei uns, weil noch das lautere Evangelium unter uns im Schwange geht und seine Kraft äußert. Bleiben wir nur bei der altbewährten christlichen Art und Weise, die darin besteht, daß wir erstlich einander sagen, was der HErr in seinem Reiche bedarf, und dann zum ändern um Christi willen zum Geben ermahnen. GM es einzelne Fälle, wo diese Weise keinen augenblicklichen Erfolg hat, so können wir eben warten, bis das Wort Frucht bringt. Das Wort, das Evangelium, soll's allein thun, kein gesetzlicher Zwang. Diese evangelische Weise schließt eine gewisse Ordnung und Regelmäßigkeit nicht aus, wie wir aus 1 Cor. 16, 2. ersehen.

Unsere auswärtigen Beziehungen.

Innerhalb der Synodalconferenz ist die brüderliche Eintracht bewahrt geblieben. Gerade auch die im letzten Triennium abgehaltenen „freien Conferenzen" haben wiederum gezeigt, daß die Synodalconferenz im Glauben und Bekenntniß einig ist. Denn bei diesen Conferenzen standen die Glieder aus den verschiedenen Synoden der Synodalconferenz dem Jrrthum gegenüber Schulter an Schulter.

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Diese Bethätigung der glaubensbrüderlichen Gemeinschaft innerhalb der Synodalconferenz war eine der erfreulichen Erscheinungen bei den „freien Conferenzen". Auf eine immer wiederkehrende Gefährdung der brüderlichen Gemeinschaft innerhalb der Synodalconferenz muß ich jedoch aufmerksam machen. Es kommt, wie in früheren Jahren, so auch jetzt innerhalb der Synodalconferenz immer wieder vor, daß Glieder aus Gemeinden einer Schwestersynode ausgenommen oder kirchlich bedient werden, ehe sie eine „friedliche Entlassung" erlangt haben. Dies Verfahren streitet sowohl mit dem glaubensbrüderlichen Verhältniß als auch mit den besonderen Abmachungen, die zwischen den Synoden der Synodalconferenz bestehen. Hält man dafür, daß die „friedliche Entlassung" mit Unrecht versagt werde, so halte man die Betreffenden an, daß sie bei ihrer Gemeinde, beziehungsweise bei ihrer Synode, ihre Beschwerde einreichen. So wird einerseits dem Unrecht abgeholfen, falls ein solches vorliegt, andererseits wird der Störung der brüderlichen Gemeinschaft zwischen den Synoden vorgebeugt. — Mit unsern Glaubensbrüdern in Australien stehen wir in brüderlichem Verkehr, und das. gegenseitige Vertrauen hat keine Trübung erfahren. Unsere Glaubensbrüder in Deutschland haben uns einige Bitten vorzutragen, die die Synode gerne anhören wird. Herr U. Amling aus Berlin ist bei dieser Versammlung gegenwärtig.

Freie Conferenzen.

Im letzten Triennium haben, wie schon erwähnt wurde, mehrere sogenannte „freie Conferenzen" zwischen Lutheranern Americas stattgefunden. Auch einige aus unserer Mitte haben an diesen Conferenzen Teil genommen, einmal, weil solche aus dem gegnerischen Lager, die dem Lehrstreit über die Bekehrung und Gnadenwahl ferner standen, eine Darstellung unserer Lehre aus dem Munde von Missouriern wünschten, sodann, um den Schein zu meiden, als ob wir einem Frieden auf dem Grunde der Wahrheit nicht von Herzen geneigt seien. Ueber das Resultat der Conferenzen ist ein Doppeltes zu, sagen. Es haben manche, denen bisher nur eine Caricatur unserer Lehrstellung vor Augen geführt worden war, unsere wirkliche Lehrstellung kennen gelernt. Zum ändern: die Wortführer in den gegnerischen Synoden sind nicht für die Wahrheit gewonnen worden, sondern haben sich anscheinend in dem Irrtum, daß die Seligkeit nicht allein auf Gottes Gnade, sondern auch auf dem Menschen selbst stehe, noch mehr verfestigt. Dazu ist bei diesen Conferenzen auf Seiten der gegnerischen Wortführer noch mehr als früher der grundsätzliche Irrthum hervorgetreten, daß nicht die heilige Schrift allein Artikel des Glau-

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bens stelle, sondern daß die Menschen, sonderlich die Theologen, nach einem Vernunftganzen — das man fälschlich „Analogie des Glaubens" nennt — die Schriftaussagen zu reguliren haben. Unter dem, was dem Glauben gemäß ist, versteht man nicht das, was die Schrift lehrt, sondern das, was dem Theologen in den von ihm herzustellenden Zusammenhang zu passen scheint.

Der Stand der Synode im Allgemeinen.

„Wie steht's in der Synode?" So fragen die einzelnen Glieder der Synode, denen das Wohlergehen der Kirche am Herzen liegt. So fragen insonderheit die Beamten der Synode, die im Auftrag der Gemeinden Wache zu halten haben. Die Frage ist nicht vornehmlich eine Frage nach dem äußeren Wachsthum. Diese Frage beantwortet uns ja unser „Statistisches Jahrbuch". Es ist ein regelmäßiges Wachsthum zu verzeichnen. Es sind im letzten Triennium 126 Pastoren, 162 Gemeinden und 30,184 communicirende Glieder zu unserer Gemeinschaft hinzugekommen. Auch die Zahl der Missionsposten hat noch zugenommen, sie ist von 778 auf 882 gestiegen. Die Frage: „Wie steht's in der Synode?" ist vornehmlich eine Frage nach dem inneren geistlichen Stand: „Wie steht's in Bezug auf den christlichen Glauben und das christliche Leben?" Nach meiner Beobachtung steht es so: Es gibt Gemeinden und Gegenden, wo ein Rückgang erkennbar ist. In ändern Gemeinden und an ändern Orten hingegen herrscht die erste Liebe oder ist die erste Liebe wieder erwacht. In mehr als einem Bericht, der an mich gelangte, hieß es: Bei uns gleicht das kirchliche Wesen „einem Garten Gottes". Dasselbe ist insonderheit von dem Gemeindeschulwesen zu sagen. Es ist an einigen Orten zurückgegangen, an ändern Orten nimmt es zu und befindet sich in einem blühenden Zustande. Sonderlich im Westen, und auch an einigen Orten im Osten, hat das Verlangen nach Gemeindeschulen sich stark geäußert. Wir haben also einerseits hohe Ursache, uns tief zu demüthigen, andererseits müssen wir Gottes große Gnade Preisen, die noch immer ihr Wunderwerk unter uns hat. Ich kann es auch nicht unterlassen, anerkennend und lobend auf die Thatsache hinzuweisen, daß nicht weniger als 1082 unserer Pastoren neben dem Predigtamt auch noch das Schulamt versehen. Welche geistige und körperliche Anstrengung und welche Selbstverleugnung das in sich schließt, wissen aus Erfahrung alle diejenigen, welche in gleicher Lage gewesen sind. Dieses Schulehalten, so etwa pflegte der selige O. Walther zu sagen, hat keinen großen Schein vor Menschen, offenbart aber sonderlich den treuen Pastor, der es sich nicht verdrießen läßt, den Unterricht der Jugend selbst zu übernehmen,

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wenn die Gemeinden noch nicht im Stande oder noch nicht willens sind, Gemeindeschullehrer zu berufen. Sonderlich auch unsere jüngeren Pastoren halten in der Regel willig und fleißig Schule. Gott wird ihren Fleiß und ihre Treue in Zeit und Ewigkeit lohnen. Zu-gleich seien die lieben Gemeinden herzlich gebeten, ihre Pastoren das Schulamt nicht länger verwalten zu lassen, als unumgänglich nöthig ist. Das Schulehalten neben der Versorgung des Predigtamts hat manche junge Kraft vor der Zeit aufgerieben, und die Schule selbst ist durch einm Schullehrer, der seine ungetheilte Kraft auf die Schule verwendet, besser versorgt.

Das Allgemeine Präsidium.

Als die Synode mich vor sechs Jahren in dieses Amt wählte, also das Allgemeine Präsidium mit einer Professur verband, traf sie die Ordnung, daß ich nur den Unterricht in der Dogmatik behalte, der Unterricht in der Pastorale aber einem ändern Gliede der Facul-tät übertragen werde. Diese Ordnung ist nur Ein Jahr befolgt worden. Es stellte sich bald heraus, daß die mit dem Allgemeinen Präsidium verbundene Arbeit jetzt viel mehr als früher in die Sommermonate, also in die Ferienzeit, fällt. Deshalb habe ich in den letzten fünf Jahren wieder den ganzen, mir ursprünglich zuertheilten Unterricht im Seminar ertheilt. Nun liegt ein Antrag des Michigan-Districts vor, das Allgemeine Präsidium wieder von dem Amt eines Professors zu trennen. Es kann dies um so leichter geschehen, als das Allgemeine Präsidium sich nach und nach so gestaltet hat, daß seine Verwaltung nicht mehr die Niederlegung des Pfarramtes nothwen-dig macht. Darüber bin ich der Synode eine kurze Ausführung schuldig.

Das Amt des Allgemeinen Präses ist im Laufe der Zeit ein ganz anderes geworden. Ursprünglich war der Allgemeine Präses der Visitator sämmtlicher Gemeinden und Pastoren. Dies hielt den Allgemeinen Präses in angestrengter Thätigkeit. Als die Synode wuchs, mußte die Visitation an den District abgegeben werden, der sie durch den Districtspräses und dessen Gehülfm, die Visitatoren, ausübte. Es konnte aber noch — wenigstens war das eine Zeitlang Brauch — von dem Urtheil und dem Handeln des Districtspräses sofort an den Allgemeinen Präses appellirt werden. Aber auch dieser Theil der Arbeit wurde dem Allgemeinen Präses im Jahre 1887 abgenommen. Die Delegatensynode dieses Jahres setzte fest, daß Klagen gegen den Districtspräses zuerst bei dem District vorgebracht werden müßten. Zwar hat die Delegatensynode 1887 noch bestimmt, daß der Allgemeine Präses berechtigt sein solle, an Ort

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und Stelle zu visitiren, wenn „er sich überzeugt hält, daß ein Districtspräses in Behandlung einer Sache geirrt habe". („Handbuch", S. 41.) Allein dieser Fall kann deshalb nur sehr selten eintreten, weil der Allgemeine Präses die Umstände, unter denen der Districtspräses gehandelt hat, in der Regel nicht kennt. Nur in Einem Falle ist nach unserer bestehenden Verfassung der Allgemeine Präses der zuständige Visitator von Gemeinden und Pastoren, dann nämlich, wenn es sich um Klagen von außen handelt, das heißt, um Klagen, die von Schwestersynoden kommen. Dieser Fall ist in sechs Jahren dreimal vorgekommen. So beschränkt sich die Thätigkeit des Allgemeinen Präsidiums wesentlich auf den Besuch der Districtssynoden. Bei der gegenwärtigen großen Anzahl der Districte würde der Besuch sämmtlicher Districtssynoden den Allgemeinen Präses völlig beschäftigt halten, wenn sich die Districtssynoden ziemlich gleichmäßig auf die zwölf Monate des Jahres vertheilten. In zwölf Monaten 14 bis 16 Districtssynoden besuchen, würde eine bedeutende Physische und geistige Leistung in sich schließen. Allein die Erfahrung hat gelehrt, daß sich die Districtssynoden auch nicht annähernd auf das Jahr oder auch nur auf den größeren Theil des Jahres vertheilen lassen. Es besteht vielmehr eine Neigung, fast sämmtliche Districtssynoden in vier Monaten, in den Monaten Mai, Juni, Juli und August, abzuhalten. Der Besuch aller Districtssynoden in diesem kurzen Zeitraum übersteigt aber bei Weitem die Kraft Eines Mannes, selbst wenn dieser nur Allgemeiner Präses ist und kein anderes Amt mehr verwaltet. Nothgedrungen mußte daher bereits in den letzten Triennien Arbeitsteilung eintreten. Der Allgemeine Präses mußte sich mit den zwei Vicepräsides in den Besuch der Districtssynoden theilen. Es sollte, gleichviel ob der Allgemeine Präses noch ein anderes Amt bekleidet oder nicht, ein dritter Allgemeiner Vicepräses gewählt werden, zumal die Bildung von vier weiteren Synodaldistricten in Aussicht steht. Um die Einheit in der Vertretung der Allgemeinen Synode bei den Districtssynoden möglichst aufrecht zu erhalten, sollten die Personen, welche im Allgemeinen Präsidium stehen, alljährlich vor Beginn der Districtssynoden sich versammeln und eingehende Berathung über die Vorlagen pflegen.

Erhaltung der Einigkeit im Geist innerhalb der Synode.

Uns ist im letzten Triennium von einer Seite der Rath gegeben worden, wir möchten auseinandergehen und eine Anzahl kleiner kirchlicher Körper bilden, um besser die Armuth der Kirche darzustellen und erfolgreicher unlautere Elemente auszuscheiden, die sich leichter

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an einen größeren Kirchenkörper — eben seiner Größe wegen — hingen. Darauf ist zu sagen: Wir haben weder die Aufgabe, die Armuth der Kirche darzustellen, noch die Aufgabe, eine äußerlich herrliche Erscheinung der Kirche anzustreben. Wir haben nur Eine Aufgabe: Christi Wort, nur Christi Wort, aber auch Christi ganzes Wort,.zu lehren und zu bekennen. Wenn wir das thun, so sorgt der HErr der Kirche für Wachsthum und Kreuzesgestalt nach seinem Wohlgefallen. Und was die unlauteren Elemente betrifft, so werden diese nicht durch die Kleinheit des kirchlichen Körpers an .sich ferngehalten. In dem kleinen Kreise von zwölf Jüngern bildete sich ein Judas heraus. Die Ausscheidung der unlauteren Elemente wird durch Gottes Wort zu seiner Zeit bewirkt. Das ist auch zu allen Zeiten in der Missouri-Synode geschehen. Sehen wir das Verzeichniß derer durch, die sich in den ersten fünf Jahren der Synode angeschlossen haben, so gewahren wir, daß ein Theil derselben wieder von uns abgetreten ist. Dasselbe ist fortwährend geschehen, nachdem die Synode größer geworden war, und geschieht noch jetzt. Wie es in den einzelnen Gemeinden geht, so geht es auch in einem Bund von Gemeinden, in einer Synode. Durch Gottes Zulassung treten Leute auf, die verkehrte Dinge reden oder thun und sich mit Gottes Wort nicht weisen lassen. Nun kommt eine Prüfungszeit für die Gemeinde, beziehungsweise die'Synode. Was aus der Wahrheit ist, tritt auf die Seite der Wahrheit; was aus der Lüge und unlauter ist, tritt auf die Seite des Jrrthums und der Lüge. Von diesem in der Kirche unaufhörlich vor sich gehenden Läuterungsproceß schreibt der Apostel Paulus: „Es müssen Rotten unter euch sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden." Bleiben wir nur bei Gottes Wort, so bewirkt dieses sowohl den fortgehenden Zusammenschluß der Herzen auf dem Grunde der göttlichen Wahrheit als auch die nothwendige Läuterung in den Gemeinden und in der Synode.

Meine Schlußerinnerung ist: Bleiben wir an Gottes Wort. Das, und das allein, soll uns verbinden. Dazu gehört, daß Prediger und Zuhörer fleißig und unaufhörlich mit Gottes Wort umgehen. Nur der fortwährende Umgang mit Gottes Wort erhält die Herzen bei Gottes Wort. Die Prediger müssen fleißig ftudireri und Conferenzen halten, die Zuhörer regelmäßig Gottes Wort iri der Kirche hören, und es auch im Hause zu treiben nicht vergessen. Gottes Wort, fleißig gebraucht, erobert sich immer wieder von neuem die Herzen und errettet sie von der Verführung der Welt und der Jrrlehrer. Einer unserer Gegner hat einmal gesagt: „Solange du Pastoren der Missouri-Synode so fleißig Pastoralconferenzen halten und auf denselben immerfort sich mit der Lehre beschäftigen, wird

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man das Rückgrat der Synode nicht brechen können." Vergessen wir daneben aber auch nicht, daß fast alle Lehrstreitigkeiten und Trennungen in der Kirche ursprünglich von persönlicher Verbitterung Herkommen. Meiden wir daher sorgfältig alles, wodurch persönliche Verbitterung erzeugt werden kann, und wo durch des Teufels Betrug irgendwo Verbitterung eingetreten ist, da müssen wir sie durch Gottes Gnade aus dem Herzen werfen. „Seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens", mahnt der Heilige Geist durch den Apostel Eph. 4, 3.

Schießlich erinnere ich noch daran, daß Ende des vorigen Mo-, nats, am 29. Mai, der ehrwürdige v. H. C. Schwan, der 21 Jahre lang, nämlich vom Jahre 1878 bis 1899, Präses der Allgemeinen Synode war, aus dem Leben geschieden ist. Ich hielt es für meine Pflicht, die Allgemeine Synode bei dem Begräbniß ihres früheren, langjährigen Präses zu vertreten. Ein wie begabter, gottbegnadeter Führer in der rechten Lehre und in der rechten Praxis der Abgeschiedene war, weiß die ganze Synode. Gedenken wir unserer Lehrer, die uns das Wort Gottes gesagt haben, und hören wir nicht auf, Gott zu bitten, daß er mit seinem Wort und seiner Gnade bei uns bleibe, wie er gewesen ist mit unsern Vätern. Amen.

Geschäftsverhandlungen.

Coneordia-Semirmr zu St. Louis, Mo.

„Wir beginnen unsern Bericht wieder mit einem herzlichen Lobpreis Gottes, dessen treuer Fürsorge und gnädigem Walten wir es zu danken haben, daß unsere Lehranstalt bis heute ihren Charakter bewahrt hat. Sie ist noch immer eine Prophetenschule, in welcher keine andere Lehre geführt wird als die des Wortes Gottes, und deren Lehrer und Schüler augenscheinlich vom Geiste Gottes regiert werden. Das ist in unserer bösen Zeit etwas Großes. Mit gewohnter Treue und Ausdauer haben die Professoren ihres Amtes gewartet, so haben auch die Studenten im Ganzen fleißig gearbeitet und die Zeit wohl ausgekauft. Wir freuen uns auch, berichten zu können, daß im Allgemeinen gute Zucht und Ordnung in der Anstalt geherrscht hat und die Studenten sich als gottesfürchtige Leute bewiesen haben. Einige ernste Krankheitsfälle

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ausgenommen, von welchen einer mit Tod endete,*) war der Gesundheitszustand ein recht guter.

„Zu beklagen ist nur, daß die Zahl der Studirenden nicht zugenommen hat. Im Studienjahr 1902 bis 1903 hatten wir 183, 1903 bis 1904 170, 1904 bis 1905 169 Studenten. Die Zahl der Candidaten ist die folgende: 1903: 60, 1904: 50, 1905: 67. Für das nächste Triennium steht nun aber eine bedeutende Zunahme der Studentenzahl in Aussicht.

„Das Seminareigenthum ist in gutem Stand gehalten worden, ohne daß die Ausgaben dafür ungewöhnlich hoch gewesen wären. Auch können wir hier mittheilen, daß den Platz vor dem Seminar seit dem Jahre 1903 ein prächtiges Lutherdenkmal ziert, eine getreue Copie des Wormser Denkmals. Die Luther- und Walther-Denkmalgesellschäft hat es errichtet, und die Behörde glaubte mit Dank rmd Freuden ihre Einwilligung dazu geben zu sollen. — Es hat auch in diesen Jahren wieder nicht an lieben Christen gefehlt, welche durch Vermächtnisse unserer Anstalt gedacht haben. So hat eine Frau Boos aus Philadelphia der Studentenkasse H236.00 vermacht. Dem Seminar selbst sind aus dem Nachlaß des seligen Riesenberg aus St. Louis H1000.00 zugefallen, und eine Frau Hild in Gretna, La., hat der Anstalt durch ein Vermächtniß im Betrag von etwa H4000.00 gedacht. Auch sind aus einem Geschenk (von einem Ungenannten aus Illinois) der Studentenkasse H500.00 zu-geflossen.

„Durch zwei Todesfälle ist unsere Anstalt recht schwer heimgesucht worden. Im Juni 1904 wurde Herr Eduard Jung-hans durch plötzlichen Tod abgerufen. An ihm verloren wir ein treues Glied der Aufsichtsbehörde, welches der Anstalt fünf Jahre lang mit besonderem Geschick und großer Selbstverleugmmg gedient hat. Die Behörde hat sich temporär durch die Ernennung des Herrn H. F. Bente von St. Louis ergänzt. — Im October 1903 wurde Herr v. Gräbner genöthigt, seine Vorlesungen einzustellen, um auf Rath seines Arztes ein milderes Klima aufzusuchen. Von Monat zu Monat hofften wir auf seine Genesung, aber Gott hatte es in seinem unerforschlichen Rath anders beschlossen. Im December vorigen Jahres ist der theure Mann nach langem, schwerem Leiden selig entschlafen. So sehr wir Gott danken müssen, daß er unser Seminar die treuen, unermüdlichen Dienste dieses reichbegabten

*) Ein Student, der mit Schwindsucht behaftet in die Anstalt eintrat urrd dieselbe nach kurzer Zeit wieder verließ, um in Colorado Genesung zu suchen, ist dort gestorben.