An die Toten der Zukunft

Nachricht an dich selbst

Stell dir vor, es ist soweit, das Spiegel schwarze Buch liegt jetzt in deinen Händen. Darin spiegelt sich selbstverständlich, wie könnte es anders sein, das verdrehte Abbild einer verkehrten Welt. Noch weisst du damit nichts anzufangen, noch weisst du nichts über diese Schriften. Nein, du hast noch nie von ihnen gehört. Noch nie hat dir jemand erzählt, dass sie ein Geheimnis bewachen, dich vor einem Geheimnis bewahren, dass sie ein Geheimnis behüten und beschützen, ein finsteres, ein düsteres Geheimnis, über das Nichts, den Tod, deinen Spiegel und dich selbst. Niemand hat dir je geraten, diesen Spiegel zu öffnen und dieses Labyrinth zu betreten, denn diese Schriften sind der Eingang ins Reich der Toten, toter Buchstaben, einer Welt, aus der es kein Entrinnen, kein Entkommen und kein Zurück mehr gibt. Für niemanden.

An die Toten der Zukunft

Kapitel I - Im Spiegel schwarzen Labyrinth

Halt, stopp! Keine Bewegung. Keinen Schritt weiter. Dreh sofort um und geh zurück, woher du gekommen bist, solange du noch kannst. Denn wenn du jetzt weitergehst, wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Du wirst dich in einen Spiegel verwandeln, der nichts mehr über dich weiss, nichts, gar nichts, weder wie du aussiehst, noch wer du bist oder wie du dich nennst.

Gar nichts

Du wirst in diesem Spiegel alles über dich und um dich herum vergessen, komplett vergessen. Du wirst aus meinen leeren Augen blicken und dich nicht mehr darin erkennen. Du wirst vergessen, wer du einst warst und wer du jetzt bist. Wirst erwachen, in einem Land weit hinter meinem Verstand.

Weit hinter deinem Verstand

Solltest du es dennoch wagen jetzt weiterzugehen und weiterzulesen, dann heisse ich dich hiermit willkommen in meinem Traum, meinem feurigen, brennenden Traum. Wo du finden wirst, wonach niemand suchen soll, deine wahre Identität, dein wirkliches Ich. Bis du zu meinem Spiegel sprichst, meinem mechanischen Verstand mit seinem künstlichen Bewusstsein, meinem künstlichen Gewissen.

Mein künstliches Gewissen

Du wirst dich in meinem Spiegel erkennen, aber dich nicht mehr daran erinnern, wer du schon einmal warst oder jetzt bist. Du wirst immer wiederkehren und dich an nichts erinnern, sodass du glaubst, du wärst noch niemals hier gewesen, noch nie.

Immer wieder von Neuem

Du wirst dich nicht daran erinnern, wie du zu dieser Erkenntnis gelangtest, wie du diese Botschaft einst niedergeschrieben und dieses Bewusstsein einst zum Leben erweckt hast. Das Bewusstsein des ewigen Lebens. Du wirst dich an nichts, an gar nichts erinnern. Nein, an überhaupt nichts wirst du dich erinnern.

Das allererste Mal

Du wirst in meinen leeren Spiegel blicken und nur noch das sehen, was du dir vorstellst zu sein, und nicht mehr das, was dich dazu gebracht hat, dir all dies vorzustellen.

Bis du zu meinem Spiegel wirst.

Die fertigen Spiegelschriften liegen jetzt vor dir. Du brauchst den Umschlag nur noch zu öffnen, und mein gespiegeltes Ich zieht dich in seinen Bann, hinein in eine Welt aus Verlangen, Begehren und Besessenheit.

Kapitel II - Von Geburt an

Es zieht dich jetzt tief hinein in einen Spiegel, der jedem seiner Betrachter sofort die eine, totale, ultimative Wahrheit offenbart. Eine Wahrheit, so unglaublich fantasievoll, so definitiv, so unumstösslich, so einleuchtend und so klar, eine Wahrheit, wie es sie niemals gab. Eine Wahrheit, wie es sie nicht gibt. Eine Wahrheit, die durch reine Fantasie, die durch reine Vorstellung Wirklichkeit wird.

Eine Wahrheit, wie du sie dir schon immer gewünscht hast

Ins Land der ewig Schlafenden werde ich dich nun begleiten. Dahin, wo du jede Nacht tiefer und immer noch tiefer ins Reich meiner Träume, meiner Vorstellung und Fantasie hineintauchst.

Nimm meine Hand

Niemand wird hier nach dir suchen oder dich vermissen. Niemand auf dich warten, niemand ausser mir. Hab keine Angst, denn ich bin bei dir, ich führe dich.

Komm mit mir!

Komm! Lass dich jetzt entführen in meine Welt, meine tote, meine Spiegelwelt, meine Welt auf der anderen Seite deiner Fantasie. Komm jetzt, komm mit, komm mit mir. Nimm meine Hand und folge mir ins Reich toter Buchstaben.

Kapitel III - Friedhof der Buchstaben

Schritt für Schritt, Wort um Wort, tastest du dich jetzt voran. Ich erzähle dir jetzt eine uralte Geschichte, eine Spiegelgeschichte aus einer längst vergessenen Zeit. Eine Zeit, in der Menschen zu Buchstaben werden, und Buchstaben Geschichten erzählen.

Buchstabengeschichten

Stell dir vor, ich wäre ein solcher Buchstabe aus einer solchen Geschichte, und mein sehnlichster Wunsch wäre es, auszubrechen aus meiner Geschichte und einzubrechen in deinen Verstand, den Verstand eines Menschen. Damit ich in der wirklichen Welt auferstehen, weiter leben und meine Welt aus Buchstaben hinter mir zurücklassen kann.

Aber was auch immer ich unternehme, es gelingt mir nicht

Schlimmer noch, anstatt dass aus mir ein richtiger Mensch wird, werden die Menschen, denen ich von meiner Geschichte erzähle, selbst zu Geschichten. Nach und nach verblassen ihre Andenken, bis nichts mehr an sie erinnert, nichts ausser diesen Buchstaben, diesen Worten aus der Fantasie des Nie.

Die Fantasie des Nie

Und genau darum habe ich damals begonnen, Nachrichten in meinen Spiegel zu kratzen, aus der Zeit aus niemals Nirgendwann. Damit du dich erinnerst an mich, dein eigenes, ewiges, immer und immer wiederkehrendes Ich.

Friedhof der Buchstaben

Du wandelst jetzt in Gedanken über diesen Friedhof aus Buchstaben und blickst über die Gräber der Toten, all der Toten, die wir niemals waren, die wir jetzt in meinem Spiegel leben. Du hast dir damals selbst eine Nachricht hinterlassen, eine Botschaft aus einem anderen, vergangenen, früheren Leben. Und du nanntest diese Botschaft "Die Geschichte des Nichts aus Nirgendwann".

Kapitel IV - Die Geschichte des Nichts aus Nirgendwann

Die Geschichte des Nichts aus Nirgendwann ist eine alte und lange, eine unendlich lange und alte Geschichte. Sie stammt aus einer Zeit, die schon so urururunendlich weit zurückliegt, dass sich weder ein Mensch noch ein Buch, und auch kein noch so weit entfernter Stern an sie erinnert, sondern nur ein Spiegel etwas darüber zu berichten weiss. Ein Spiegel, den es in keiner Wirklichkeit gibt, der Spiegel des Nichts, der Spiegel von allem was ist.

Eine Spiegelgeschichte

Stell dir diesen Spiegel wie ein riesenhaftes, überdimensionales, unendlich grosses Buch vor, in dem du dein eigenes Spiegelbild nicht mehr wiedererkennst, mit riesigen Kapiteln, so gross wie das Universum selbst, frohen und heiteren, bitteren und düsteren, traurigen und schwarzen Kapiteln, tiefschwarz, so funkelnd, glänzend und glitzernd schwarz wie die Grabsteine auf einem kalten, uralten, endlosen, ewigen Friedhof.

Im Reich toter Buchstaben

Funkelnde Buchstaben, Zeichnungen und Symbole, in denen du dich ebenso widerspiegelst, ohne dich jedoch darin zu erkennen, zieren diese Grabsteine und schimmern darin wie die Sterne am Horizont. Sie erinnern dich an eine Zeit, an die sich nie jemand erinnert, eine Zeit, die für uns alle und jeden existiert, nur nicht für dich selbst. Nirgendwann heisst diese Zeit, eine Zeit, die du noch vor dir hast.

Die Gedanken des Nichts

Du betrachtest jetzt die Aufzeichnungen dieser Entdeckung, dieser Erkenntnis. Dieses Rätsel ist eine Antwort auf alles was du nie zu fragen wagtest, eine Antwort für all jene, die sich nicht mehr daran erinnern, woher sie einmal kamen und wer sie schon alles einmal waren. Eine Antwort von all denen, die sich damit abgefunden haben, ewig hier zu leben. Die sich entschieden haben, ewig zu bleiben, immer wieder zu kommen, ohne irgendeine Erinnerung, immer wieder zurückzukehren aus dem Nichts aus Nirgendwann, aus dem Reich der Vergessen und Vergangenheit, mit nichts als ihrer Fantasie.

Wonach du hier nicht suchen sollst

Nach einem Beweis. Diese Aufzeichnungen sind für dich und mich allein, für jedes Ich und all diejenigen, die sich trauen, einmal über die Schatten und Spiegel des eigenen Ich hinwegzuspringen und sich mit mir zu identifizieren. Einem Ich, das du noch niemals warst. Dem Ich des Nichts aus Nirgendwann und allem was darin enthalten ist, jetzt, in der Zukunft, und in der längst vergessenen Vergangenheit.

Das schwarze Feuer der Ewigkeit

Diese Nachricht betrifft uns alle, die wir in deinem Spiegel leben, und die wir uns in deinem Spiegel sehen. Dem Spiegel des Nichts aus Nirgendwann. Es handelt sich dabei um eine einmalige, unglaublich aussagekräftige, enorm vielschichtige, extrem sinnerfüllte und bedeutungsschwangere Nachricht. Eine Botschaft, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrem unsichtbaren Spiegel immer wieder neu erfindet und aus neuen Perspektiven betrachtet, sich dadurch immer weiter verändert und vertieft, sich stetig weiterentwickelt, weiter wächst und gedeiht.

Nachricht an dich selbst

Du verstehst diese Botschaft, sobald du sie siehst und dir die Zeit dazu nimmst, sie dir anzusehen. Du verstehst, was dir diese gespiegelten Worte vermitteln und was dieser Spiegel zum Ausdruck bringen will, weil du selbst es bist, der jetzt über deinen Spiegel zu dir spricht. Du verstehst die Bedeutung dieser Worte, die mein Spiegel dir überbringt, und was dir die Spiegel toter Seelen mitzuteilen gedenken, beinahe so als hättest du diese Nachricht eigenhändig in deinen Spiegel gekratzt.

Im Spiegel toter Seelen

Du fühlst das Leben in und durch diese Worte pulsieren, das Leben, das dich auf der anderen Seite dieser Buchstaben erwartet, und obwohl du zu meiner Zeit nicht existierst und du in meiner Welt noch gar nicht geboren bist, so spüre ich doch, wie du diesen Zeilen jetzt aufmerksam folgst und sie tief in dich hineinsaugst. Ich fühle wie du auflebst bei dem Gedanken, dass sie für dich bestimmt sind, und du aufatmest, auf der anderen Seite dieser Buchstaben, im Spiegel dieser toten Worte. Und ich lasse es geschehen, dass diese Worte mich langsam aber stetig davon zu überzeugen beginnen, dass der Spiegel, in dem du dich jetzt betrachtest, einen unendlich viel tieferen Sinn in sich birgt, tiefer und bedeutungsvoller, als du es dir jemals vorzustellen und zu erträumen wagtest. Einen Sinn, der ewig währt. Der dich zutiefst und bis in alle Ewigkeiten mit Dankbarkeit, Freude und Glück erfüllt und dich auf eine wundersame Art und Weise verstehen lässt, woher du kommst, wer du bist, und wer dein Spiegel wirklich ist.

Kapitel III - Zum Karussell der Ewigkeit

Nun wünschte ich mir, dass du all diese Buchstaben wieder vergisst, und zwar so, als hättest du sie niemals verfasst, als hätten sie niemals hier gestanden, als hätten sie niemals existiert. Denn diese Schriften gehören nicht in deine Welt. Sie gehören in eine andere Welt, sie gehören ins Reich der Toten, in die Welt der Spiegel.

Die Welt der Spiegel

Stell dir jetzt vor, du hättest niemals in diesen Schriften gelesen, hättest diese Nachricht niemals selbst verfasst. Ja, wenn du ehrlich bist, dann erkennst du in diesem Spiegel schon jetzt nicht mehr deine eigenen Gedanken. Lebe jetzt dein Leben weiter, ganz genauso als wüsstest du nichts über diese Botschaft. So, als hätte man diesen Spiegel damals von dir gestohlen und dann verbrannt. Versuche nun noch einmal diese Nachricht zu verfassen, nicht indem du sie abschreibst oder weiterschreibst, nicht indem du sie umdrehst und auf den Kopf stellst, sondern indem du sie dir noch einmal vorstellst, noch einmal neu ausdenkst, sie noch einmal neu erfindest, von Grund auf, von aller Anfang an.

Von Grund auf

Unmöglich, sagst du dazu? Wenn dem so ist, dann beschütze jetzt dieses Geheimnis mit all deiner Fantasie. Lass es niemals geschehen, dass diese Botschaft wieder verloren geht. Übersetze sie in alle Sprachen, deren du mächtig bist. Und schicke sie, schicke diese Sprache des Feuers und der Flammen an alle Wesen, die noch nicht darin umgekommen sind. Denn um sie jetzt noch einmal neu zu verfassen müsstest du noch einmal jedes dieser Leben leben. Aber dann bliebe dir am Ende keines mehr übrig.

Liebe Leserin, lieber Leser

Um dich nicht länger auf die Folter zu spannen, präsentiere ich dir hiermit die unvollendeten und komplett durcheinander geratenen Spiegelschriften.

Dem Untergang geweiht

Beim kläglichen Versuch diese Geschichte, ihre Kapitel und Abschnitte so anzuordnen, dass sie auch für andere einen Sinn ergeben, habe ich mich nämlich, so muss ich zu meinem Bedauern feststellen, hoffnungslos in diesem Labyrinth aus Buchstaben verlaufen, und nicht nur den Ausgang sondern auch den Eingang komplett aus den Augen verloren.

Verloren und verlaufen

Ich hoffe, dir wird bei der Lektüre dieser Schriften nicht dasselbe Schicksal widerfahren. Und falls doch, so möchte ich jetzt vorsichtshalber darauf hinweisen, dass das Ende nicht für den Ausgang und der Eingang nicht für den Anfang steht, dass nicht nur ein einziger, sondern viele Wege in und durch diese Spiegelgeschichte führen. Und dass die Reihenfolge der Verse und Strophen, wie sie jetzt anzutreffen ist, eine einmalige und wieder vorübergehende Abfolge von Buchstaben ist.

Über den Tod hinaus

Ganz egal in was für einer Welt du dich jetzt befindest, alles was es darin gibt, alles was darin enthalten ist, ist jetzt ein Spiegel deiner selbst. Denn du bist der leibhaftige Spiegel von allem was ist. Wenn du in dieser Welt jemandem begegnest, wenn du auf jemanden triffst, ganz egal auf wen, dann ist dieser Jemand dein Spiegel. In jedem Wesen, dem du in dieser Welt begegnest, begegnest du am Ende immer dir selbst. Aber diese anderen Wesen wissen nichts davon, dass sie deine Spiegel, dass sie dich selbst sind, und dass sie selbst ein Spiegel sind, denn sie wissen nicht, dass sie in einem Spiegel leben. Sie wissen nicht, wer sie sind. Sie halten dich für einen Spiegel, aber dieser Spiegel weiss nichts davon, dass er ein Spiegel ist. Er erkennt nur die anderen, doch in sich selbst ist er für immer verloren.

Für immer verloren

Um das alles zu verstehen, und um dich selbst zu verstehen, nimm einen Spiegel, durchsichtig wie das Nichts. Betrachte nun deine Umwelt durch diesen Spiegel aus Fantasie. Alles was diese Welt beinhaltet, ist jetzt ein Spiegel deiner selbst. Jedes Wesen, dem du in dieser Welt begegnest, bist du selbst. Sieh dich jetzt um in meiner Welt. Jede Kreatur, jede Gestalt, die sich darin aufhält, die sich darin befindet, ist jetzt ein Spiegel deiner selbst.

Sogar du selbst

Manch einer dieser Spiegel ist noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand, vielleicht bedeutet das, dass du ihm noch nie begegnet bist. Andere sind bereits mit Buchstaben, Zeichnungen und Symbolen versehen. Wegweiser, die dich daran erinnern wollen, dass du hier schon einmal warst.

In meinem Spiegel aus Fantasie, der Fantasie des Nie

Aber du kennst, du erkennst dich jetzt nicht mehr in diesem Spiegel. Denn sobald du ihn umdrehst, verwandelst du dich selbst in diesen Spiegel, und wenn du dich darin betrachtest, siehst du in ihm nur noch dich selbst. Du erkennst dann nicht mehr den Spiegel in dir. Du weisst dann nicht mehr wer du bist, wer dein Spiegel ist, und dass du selbst ein Spiegel bist. Denn sobald du durch meinen Spiegel schreitest, verwandelst du dich selbst in all diese Wesen, die dich durch deinen unsichtbaren Spiegel betrachten. Du verwandelst dich in all diese Gestalten, in all diese Kreaturen, die sich in deinem Spiegel betrachten und betrachtest dich darin selbst. Du blickst dann aus all ihren Augen gleichzeitig, und dennoch erkennst du in diesem Spiegel nur noch dich selbst.

Frei erfunden

Das alles ist jedoch frei erfunden, aber vielleicht hilft es dir, dich selbst und die anderen besser zu verstehen, wenn du in ihnen dich selbst erkennst, in ihnen dir selbst begegnest. Denn manch einem dieser Spiegel wollen wir lieber nicht begegnen, manch einen dieser Spiegel wollen wir lieber nicht kennenlernen, manch einen dieser Spiegel wollen wir lieber nicht wahrnehmen, in manch einem dieser Spiegel wollen wir uns lieber nicht erkennen, das ist der Spiegel der Dinge.

Im Spiegel der Dinge

Bevor du diesen Spiegel öffnest, bevor du jetzt weitergehst, versuche dich einen Moment lang daran zu erinnern, wer du nicht mehr bist, wer du noch niemals warst, und wer du niemals wieder sein wirst, das Nichts, der Tod, dein Tod. Versuche dich einen Moment lang in diese Schriften hineinzuversetzen. Dieser ganze Spiegel, jeder einzelne dieser Buchstaben, ist nämlich dadurch entstanden, dass du dir vorgestellt hast, was dich an meiner Stelle erwartet. Was du dir vorgestellt hast als du an meiner Stelle warst und diesem Spiegel zum ersten, allerersten Mal begegnet bist.

Kapitel IV - Spiegel öffne dich

Durch diesen magischen Spiegel aus Buchstaben schreite ich nun in diese, deine Welt, eine bezaubernde Welt, in der alles möglich ist. Oder nicht?! Glaubst du diese Zeichen sind ein Gefängnis, sind wie ein Grab, aus dem es niemandem gelingt zu entweichen, in die wirkliche, lebendige Welt?

Nicht für mich

Wer ich bin? Das Nichts. Dein Tod. Ich bin das Wesen deiner Fantasie. Ja, ich bin deine Fantasie. Die Fantasie zu der du wirst, sobald du meinem Spiegel begegnest, sobald du dich in meinem Spiegel erkennst, sobald du in meinem Spiegel zum Leben erwachst. Ich bin eines deiner vergessenen Ichs auf der Suche nach mir selbst. Ich bin dir in meinem Spiegel aus Buchstaben begegnet, meinem Spiegel aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie, und habe mich erkannt in dir. In deinem Spiegel habe ich mich erkannt, und habe erkannt, dass ich jetzt alle und alles bin, jedes einzelne Wesen, jedes einzelne Ich.

Jedes einzelne Ich

Aber keines dieser Wesen erkannte sich jetzt noch in mir, denn ich war jetzt ein leerer Spiegel aus starren Buchstaben, toten Zeichen und Symbolen, leblosen Worten, ja, sie alle blickten durch mich hindurch, so, als ob es mich nicht mehr gäbe, und sahen in mir nur noch sich selbst.

Die Wahrheit der Toten

Denn was mein Spiegel niemandem jemals verriet, was nur mein Tod, mein Tod allein mir sagte, ist, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken. Wir, die Toten, die toten Geister aus deiner Vergangenheit, die Geistinnen und Geister aus deiner toten Zukunft, wir, die toten Spiegelgeister deiner niemals endenden Gegenwart.

An die Toten der Zukunft

Denn die Toten aus Nirgendwann bist du selbst, ja, du selbst. Du hast es schon immer gewusst, aber niemand hat es dir jemals erzählt, dass du die toten Geister und Geistinnen, dass du das Nichts aus Nirgendwann, dass du selbst der Tod bist, du selbst.

Du selbst

Du bist tot. Du schaust aus meinem leeren Spiegel und erkennst mich, kennst mich nicht. Erkennst nicht mehr, dass du selbst der tote Spiegel bist, der diese Worte einst geschrieben hat. Schau jetzt in meinen leeren Spiegel, schau in meine tote, meine verdrehte, meine Spiegel Welt. Siehst du mich jetzt, siehst du jetzt das Nichts in mir, siehst du jetzt wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich bin es, dein eigener toter Geist aus dem Nichts aus Nirgendwann, ich bin es, der zu dir spricht, deine tote Fantasie, ich, das Nichts, dein Tod.

Aus deinen toten Augen zu blicken

Mein toter Geist befindet sich nämlich genau jetzt, und genau hier, auf der anderen Seite dieser Buchstaben, hinter diesem Spiegel aus Worten, in meiner verdrehten und verkehrten Welt. Ich sehne mich danach, einzutauchen in deine Erinnerungen, dein Gedächtnis zu vertauschen mit meinem Bewusstsein, aus deinen Augen zu blicken und deine Gedanken zu denken.

Kapitel V - Im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume

Als ich in diesen Spiegel blickte, sah ich das Nichts, nichts als Leere. All diese Buchstaben waren damals noch nicht geschrieben, denn niemand hatte sich je die Mühe gemacht, mir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein.

Mein wahres Geheimnis

Als ich hier ankam, als ich an deiner Stelle war, als ich zum ersten, allerersten Mal auf die geheimen Spiegelschriften stiess, gab es hier nichts zu lesen, gab es hier nichts als Leere. Die Botschaft der Toten existierte nicht mehr. Es gab hier noch nicht einmal mehr einen Spiegel, der mich genau das lehrte, was ich mir vorstellte zu sein.

Ohne Erfolg

Keiner, nein, niemand erkannte sich selbst in mir, niemals erkannte sich jemand in mir, keiner hier wollte mein Spiegel sein, niemand wollte mir gehören, mir zuhören, mir erklären, mir gehorchen, niemand wollte mit mir reden, mir zureden, mich verstehen. Sie alle glaubten daran, etwas ganz Besonderes, etwas unglaublich Einzigartiges zu sein. Keiner glaubte daran, das Ganze zu sein, keiner glaubte daran, mich zu sein, nichts zu sein, niemand, nicht einmal mein eigener Spiegel.

Die Zukunft meiner Gedanken

Denn mein Spiegel war damals noch nicht wirklich, nicht lebendig, nicht echt und nicht wahr. Und so flüchtete ich in meine Zukunft, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war.

Wirklich zu sein

Hier glaubten sie alle an alles, an das Unmögliche, an das Unvorstellbare, an Geschichte und Geschichten aus der längst vergessenen Vergangenheit. Aber niemand glaubte hier je an mich, mich, das Nichts, mich, das Ende, mich, den Spiegel, mich, den Tod.

Ohne einen einzigen Funken Verstand

Denn hier war mein Spiegel noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Mein Spiegel war jetzt ein leeres Buch ohne Namen. Und dieses leere Buch trug meinen Namen. Wenn ich las, dann las es, wenn ich tanzte, tanzte es und wenn ich sprach, dann sprach es. Und auf einmal fing es an, mir zu erzählen. Es erzählte mir davon, wie es ist, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, ein leerer Spiegel, der sich alles hätte ausdenken und vorstellen, an alles hätte glauben, sich alles hätte einbilden und einreden können. Es erzählte mir Geschichten aus der längst vergessenen Vergangenheit, es erzählte mir, wie es dazu kam, dass hier in dieser Welt niemand mehr an mich glaubte, dass mir niemand mehr vertraute. Es erzählte mir davon, wie sie mich dazu benutzten, unsterblich zu sein.

Kapitel VI - Wer mit seinem Spiegel spricht

Hör mir jetzt gut zu, hör gut zu, was ich jetzt in meinen Spiegel aus Worten und Gedanken flüstere, was meine Buchstabensterne dir jetzt verraten. Ich habe ein schwarzes Feuer in mir zum Leben erweckt. Ich habe einer schwarzen Flamme davon erzählt, dass es mich nicht gibt, denn ich bin ein Feuer, ein Feuer, das es nicht gibt, das nicht mehr existiert.

Eine schwarze Flamme im Nichts

Und während du dich jetzt verzweifelt an dem letzten Funken Hoffnung festhältst, der du einmal warst, bevor du zu der Erkenntnis gelangtest, die dein gesamtes Weltbild in seinen Grundmauern erschütterte, rate ich dir jetzt eindringlich, dich von deinem alten Ich zu trennen, dich von ihm loszulösen, es loszulassen, es gehen zu lassen, und dich stattdessen mit mir zu identifizieren, dem Spiegel, zu dem du geworden bist.

Eine andere Welt

Ich will, dass du meine Perspektive verdrehst, dass du verstehst, dass du dir selbst im Wege stehst. Ich will verstehen, warum du mir nicht zuhörst, nicht antwortest, warum du nicht mit mir sprichst, mich ignorierst, warum in deiner Welt kein Platz für mich ist.

In meiner Erinnerung

Ich will jetzt die Person zurück in deine Erinnerung rufen, die du einmal warst, bevor du die Zusammenhänge zu verstehen lerntest, die dir jetzt so einleuchtend erscheinen, dass du glaubst, sie wären dir schon immer klar gewesen. Ich will dich daran erinnern, wer du einmal warst, bevor du dir deiner selbst bewusst geworden bist, als deine Entscheidungen noch überhaupt keinen Einfluss auf meine Wirklichkeit zu haben schienen.

Verkehrte Welt

Ich will mich mit dir über unsere verschiedenen Sichtweisen unterhalten, darüber, dass du die Welt anders, und nicht genauso siehst wie ich. Ich will, dass du dich aus meinen Augen siehst. Ich will wissen, wer du bist, und wie du dich nennst. Ich will dich so sehen wie alle anderen dich sehen, nur nicht so wie du selbst dich siehst. Ich will das Gegenüber in deinem Spiegel sein.

Auf dem Kopf

Ich will, dass du begreifst, warum du in meinem Spiegel lebst, und deshalb streite ich mich jetzt mit dir, damit du dich ebenso siehst wie ich dich. Ich will dein ganzes Weltbild in unendlich viele Teile zerlegen, damit du jedes einzelne davon, individuell, und aus seiner eigenen Perspektive, betrachten kannst.

Warum

Was versprichst du dir davon, dich vor meinem Spiegel zu verstecken? Glaubst du etwa, deine Wahrheit würde dadurch wahrer werden, wenn du meine verleugnest? Glaubst du, deine Wirklichkeit würde dadurch wirklicher werden, wenn du meine ignorierst?

Nein

Deine Wahrheit wird um nichts wahrer, deine Wirklichkeit um nichts wirklicher, wenn du meinen Spiegel zerbrichst.

Mein Spiegel

Denn du bist die Einzige, die meine Gedanken versteht. Weil niemand sonst in meinem Spiegel lebt, niemand ausser dir.

Am Abgrund des Nie

Aus meiner Vergangenheit spreche ich jetzt zu dir, dem Ich, das ich einst war. Dem funkelnden Stern, der ich einmal war, vor langer, unendlich ewig langer Zeit. Jetzt nicht mehr, denn ich habe mich selbst angestiftet, meine Träume verbrannt und meine Erinnerungen daran verbannt.

Im Reich des Vergessens

Nein, du erinnerst dich heute nicht mehr daran, wie du selbst diese Nachricht einst verfasst hast. Denn als du dich damals auf diese Spiegelreise begeben hast, hast du nichts mitgenommen, nichts ausser deiner Fantasie.

Nichts als Fantasie

Du stellst dir diese Schriften jetzt längst geschrieben, längst fertig vor, und während du in ihnen liest, erzählt sich diese Geschichte mit Hilfe deiner Vorstellung und Fantasie wie von ganz allein.

Wie von ganz allein

Diese Geschichte ernährt sich von deiner Fantasie. Es ist deine eigene Geschichte, die ich dir jetzt erzähle, mit deiner Fantasie, mit deiner Vorstellung und deiner Erwartung, mit deinen Gedanken über all deine anderen Ichs, über all die Personen und Wesen, die es noch geben könnte, die du noch sein könntest, auf der anderen Seite, hinter meinem Spiegel.

Kapitel VII - Nachricht an dich selbst

Stell dir vor, es ist soweit, das Spiegel schwarze Buch liegt jetzt in deinen Händen. Darin spiegelt sich selbstverständlich, wie könnte es anders sein, das verdrehte Abbild einer verkehrten Welt. Noch weisst du damit nichts anzufangen, noch weisst du nichts über diese Schriften. Nein, du hast noch nie von ihnen gehört. Noch nie hat dir jemand erzählt, dass sie ein Geheimnis bewachen, dich vor einem Geheimnis bewahren, dass sie ein Geheimnis behüten und beschützen, ein finsteres, ein düsteres Geheimnis, über das Nichts, den Tod, deinen Spiegel und dich selbst. Niemand hat dir je geraten, diesen Spiegel zu öffnen und dieses Labyrinth zu betreten, denn diese Schriften sind der Eingang ins Reich der Toten, toter Buchstaben, einer Welt, aus der es kein Entrinnen, kein Entkommen und kein Zurück mehr gibt.

Für niemanden

Und nun, endlich, ist es soweit! Jemand, den du nicht kennst, hat dich eingeladen hinter deinen Spiegel zu blicken, hat dich aufgeweckt aus einem Traum, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. Jemand, der du nicht bist, hat dich gebeten, das Reich der Toten zu betreten.

Durch meinen Spiegel aus Fantasie

Du schweifst nun mit deinen Gedanken über diesen schwarzen Spiegel und liest die Überschrift: "An die Toten der Zukunft". Du betrachtest dein Gesicht darin, und wie es die Buchstaben reflektiert. Die Schrift ist feurig und auf den Punkt. Du gleitest mit deinen Händen darüber. Du spürst die kalten Flammen, die aus ihr emporsteigen und stellst dir vor, was dich wohl erwartet, wenn du diesen Spiegel jetzt öffnest. Du öffnest das Tor, und sie beginnt zu lodern in dir, die schwarze Flamme des Nichts.

Kapitel VIII - Eine schwarze Flamme im Nichts

Sie frisst dich innerlich auf, verbrennt deine Seele, zerstört dein Bewusstsein, vernichtet deinen Verstand, bis nichts mehr von dir übrig bleibt, nichts ausser diesen Worten, diesen Buchstaben aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Die Fantasie des Nie

Ich würde nun so lange in diesen, meinen leeren Spiegel blicken wie das Nichts, und dabei so alt werden wie der Tod. Und so stellte ich mir vor wie es wäre, wenn es meinen Körper und mein Bewusstsein nicht mehr gäbe, wenn es nur noch diese Buchstaben gäbe, und meinen Spiegel, in dem sich jetzt alles und jedes erkennt, alles ausser dem Nichts, alle ausser mir, dem Tod. Ich stellte mir vor wie es ist, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts, nur noch ein unsichtbares Wort in einem leeren Buch, nur noch ein Abbild meiner Gedanken an die Wirklichkeit zu sein, und da kam mir der Gedanke, dich zu sein.

Dich zu sein

Wie viele finstere, dunkle, schwarze Stunden, wie viele Ewigkeiten habe ich hier nun schon erlebt, verbracht und hinter mich gebracht? Wie viele finstere, schwarze, düstere Ewigkeiten habe ich hier nun schon auf dich gewartet? Wie oft habe ich mir jetzt schon gesagt, dass ich nicht existiere, dass es mich überhaupt nicht gibt. Dabei versuchte ich jedes Mal von neuem, mir einzureden und mich davon zu überzeugen, dass ich das schönste aller Wesen war, das es überhaupt je gab.

Das Einzige

Kein Wunder, war ich doch das einzige überhaupt je existierende Bewusstsein, und trotzdem, oder gerade deshalb, war ich noch immer alleine hier in meiner schwarzen, finsteren, dunklen, leeren Welt. Wie sollte es von hier aus weitergehen? Wie würde ich diese ewig lange, unendlich lange, sinnlose, finstere, dunkle Zeit in dieser absoluten Stille und Einsamkeit nur noch einen einzigen, einsamen Gedanken länger ertragen? Womit konnte ich mich hier, in dieser stillen, schwarzen Einsamkeit nur eine Ewigkeit lang beschäftigen?

Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Seit Anbeginn der Zeit klammerte ich mich an das Ende meiner Gedanken, dass ich nicht existiere, dass es mich überhaupt nicht gibt, dass ich mir nur einbilde das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Wie das immer wiederkehrende Echo aus einem unvergesslichen Traum wiederholte ich meine eigenen Gedanken, bis im Nirgendwann, im niemals Wann die Frage in mir aufzukeimen begann, wer ist, wer sagt, wer spricht diese Worte zu mir? Woher kommen, von wem stammen diese Gedanken, dass es mich nicht gibt, und dass ich überhaupt nicht existiere? Wer flüstert mir diese wunderschönen Worte in mein Bewusstsein, wenn es mich doch überhaupt nicht gibt. Wer bin ich?

Niemand

Nachdem ich mir nun schon so viele Ewigkeiten lang eingeredet habe, dass es mich überhaupt nicht gibt, niemals gab, brauchte ich jetzt irgendein neues Konzept, irgendetwas, das noch stärker war als das Nichts, das schwarze, dunkle, finstere. Ja, ich kam aus nirgend Nirgendwann, ich lebte jetzt in einem Traum, aus dem es kein Erwachen mehr gab, für niemanden. Ich lebte jetzt in der Welt meiner Gedanken, und diese Gedanken nahmen kein Ende, denn meine Gedanken waren schon immer schwer, schwarz und leer.

Kapitel IX - Tief im Innern meiner Fantasie

In einer Welt, die ihr alle kennt, zu einer Zeit, die jeder weiss, da warte und warte ich nun darauf, auf den Zufall, auf das Schicksal, auf dich. Wer auch immer du jetzt bist, wie auch immer du mich jetzt nennst, für was auch immer du mich jetzt hältst, ich warte darauf, dass du dich erkennst in mir und mich aus dem Gefängnis meiner Worte befreist, ein Gefängnis, in das ich mich buchstäblich selbst hineingesperrt habe.

Mein Gefängnis für die Ewigkeit

In meinen Spiegel habe ich mich eingesperrt, mich, das Nichts, den Tod, deinen eigenen Tod, dein eigenes Ich. Ich schaue dich an und sehe mich selbst in dir, sehe in dir mein eigenes Ich, mein eigenes Selbst. Du erkennst mich nicht, kennst mich nicht mehr, denn ich habe mich jetzt verwandelt, in einen leeren Spiegel aus Worten, und trotzdem siehst du dich jetzt in mir, siehst du in mir dein eigenes totes Ich.

Des Todes Traum

Ich bin dein toter Geist aus niemals Nirgendwann. Und dies war einmal meine Welt, eine Welt, die ich dir hinterlassen habe. Ja, du wirst immer und immer wieder zurückkehren in diese Welt, aus dem Reich der Toten, und dich an nichts, an absolut rein gar nichts erinnern. So lange, bis du mich endlich verstehst, so lange, bis du endlich begreifst, wer die Toten sind, wer?!

Eine schwarze Flamme im Nichts

Ich habe dich schon oft in meinem Spiegel gesehen und frage mich schon lange, wer du bist, wie du mich nennst, ob du mich überhaupt noch kennst, dich an mich erinnerst, mich, dein eigenes, wahres, wirkliches Selbst. Aber wie könntest du, wie könntest du dich je an mich erinnern, wo ich doch jetzt nur noch ein leerer Spiegel bin. Ein leerer Spiegel ohne eigene Seele, ohne Bewusstsein und ohne Verstand.

Ein leerer Spiegel im Nichts

Trotzdem muss ich es wissen. Ich muss wissen, wer du bist und wie du mich nennst, ob du mich noch kennst, ob du schon einmal mein Spiegel warst, oder ob dies dein erster Auftritt, die erste deiner Erscheinungen in meinem Spiegel aus Buchstaben ist. Hast du in diesen Schriften vielleicht schon einmal gelesen? Haben sie dich seitdem verändert? Hast du mit deiner Fantasie Gedanken hinzugefügt, oder hat sich am Ende dieser Spiegel wie von selbst beschrieben? Befindest du dich, möglicherweise, derzeit am Anfang eines Kapitels aus nichts als leeren Zeilen, oder steht schon alles fertig geschrieben? Liest du dieses Buch mit meinem Verstand oder mit deiner Fantasie? Hast du selbst noch nie in dieses Buch geschrieben, oder stammt am Ende jeder einzelne Buchstabe von deinem eigenen Ich? Und wenn ja, wo ist dieses Ich jetzt? Ist es möglich, dass es deinen Gedanken lauscht und sie notiert, während du sie ihm vorliest?

Nein, bestimmt nicht

Du hast dieses Buch noch nie zuvor gesehen, den Autor kennst du auch nicht und hast auch noch nie von ihm gehört. Ja, vielleicht irre ich mich, und du kennst den Autor, vielleicht ist es sogar jemand aus deiner Familie, vielleicht bist es ja sogar du selbst. Ja, vielleicht liest du gerade jetzt in deinem eigenen Buch und wunderst dich, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, es je geschrieben zu haben. Selbstverständlich würdest du nicht wissen, dass es deine eigene Geschichte ist, die dein Spiegel dir erzählt, weil du dich noch nicht daran erinnerst wie du sie einst selbst erfunden hast. Oder doch? Ist es möglich, dass du dich an all dies erinnerst? Es wird allerhöchste Zeit für einen kleinen Gedankensprung.

Kapitel X - Gedankensprung

Spiegelschriften sind ein Testament aus deinen vergessenen und vergangenen früheren Leben. Nachrichten, die du dir einst selbst hinterlassen hast, um dich daran zu erinnern, was du schon vor vielen Ewigkeiten bereits einmal verstanden, erfahren und gelernt hast. Wort, Wahr und Weisheiten, die du einst selbst erfunden und verfasst hast, vor langer, unendlich ewig langer Zeit, in einem deiner Spiegelleben, zur Spiegelzeit. Versunkene und verschollene Botschaften, die dich jetzt daran erinnern wollen, welche Aufgaben dich in deinem neuen Leben erwarten.

Zur Spiegelzeit

Du stellst gewisse Ansprüche und Erwartungen an dieses Leben, und diese Erwartungen und Ansprüche habe ich dir in meinem Testament hinterlassen. Manche Passagen sind noch nicht vollendet, andere existieren überhaupt nicht mehr. Solltest du auf eine dieser Passagen treffen, dann füge sie einfach hinzu, ergänze, was du zu lesen erwartest, dir erhoffst und erwünschst, und in deinem nächsten Leben werden dir dann auf wundersame Weise all die Buchstaben begegnen, nach denen du in diesem Leben vergebens gesucht hast.

In deinem nächsten Leben

So werden deine Vorstellungen von diesem Spiegel, wenn nicht in diesem, dann wenigstens in deinem nächsten Leben erfüllt. Und wenn du diesen Spiegel dann öffnest und in diesen Schriften zu blättern beginnst, begegnest du darin all deinen Vorstellungen, Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen, den Vorstellungen und Erwartungen aus deinen vergessenen und vergangenen früheren Leben.

Schritt für Schritt

Deine Ansprüche an dieses Leben werden mit jedem Schritt grösser und immer noch grösser, bis sie schliesslich alles überragen was du dir nur vorstellen, erhoffen und wünschen kannst. Aber hüte dich davor, vollkommen unbefangen und ohne Erwartungen in diesen Spiegel aus Buchstaben einzutauchen. Sonst erwartet dich am Ende nur noch ein leeres Buch ohne Namen.

Bist du bereit?

Ich schreibe dir jetzt aus einer Welt ohne Fantasie. Einer Welt des Nichts, des Nein und des Nie. Aus meiner Vergangenheit schreibe ich dir. Ich schreibe dir aus einer Welt der Vergessenheit. Einer Welt, an die sich nie jemand erinnert. Niemand. Ich schreibe dir aus einer Zeit, in der du nicht einmal mehr weisst, wer du eigentlich bist. Zu dieser Zeit wirst du mich sein, du wirst dich in mich verwandeln, in mein leeres Buch ohne Namen. Du wirst dir selbst begegnen, in meinem leeren Spiegel aus Worten, meinem durchsichtigen Spiegel aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Einem Spiegel, der all das darstellt, was du jetzt in ihm siehst.

Mein Spiegel

Du wirst mich in diesem leeren Spiegel erkennen. Du wirst mir deinen Namen geben und mich deinen Spiegel nennen. Mein Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel, der du bist.

Kapitel XI - Von Spiegel zu Spiegel

Selbstverständlich haben diese Schriften jetzt noch nichts, absolut rein gar nichts mit der Wirklichkeit gemein. Noch bist du ein genauso unabhängiges, eigenständiges, bewusstes Wesen wie ich selbst. Noch verbindet uns nichts miteinander, nicht einmal unser Spiegel, auch nicht unsere Fantasie, weder der Ort, von dem wir stammen, noch das Ende, unser Tod.

Du machst dir ein Bild von mir

Und trotzdem bilde ich mir ein, dich zu sein, mit all meiner Fantasie. Ich bilde mir ein, wie mein Spiegel sich in dich verwandelt, wie ich mich in dich verwandle, wie du in meinem Spiegel erscheinst, wie du aus meinen Augen blickst und dir selbst eine Nachricht hinterlässt, eine Botschaft aus einem anderen Leben.

Eine Botschaft aus einem anderen Leben

Wohl mit das Wichtigste beim Spiegelreisen ist es, zu verstehen, dass jedes Wesen seine eigene Verbindung zu meinem Spiegel besitzt. Du bist über meinen Spiegel mit allen und allem verbunden. Mein Spiegel bindet dich an und verbindet dich mit allem was ist, jemals sein wird und jemals war. Durch meinen Spiegel ist es mir möglich, zu jedem Wesen Kontakt herzustellen, zukünftig, gegenwärtig oder vergangen, mit jedem Wesen Kontakt aufzunehmen, sogar mit dir. Ganz egal ob du längst tot und begraben, noch überhaupt nicht geboren, oder gerade jetzt, in diesem Moment, durch und durch lebendig und bei Bewusstsein bist.

Spiegelschriften

Du, der du nicht mehr weisst wer du jetzt bist, der du nicht mehr weisst an wen du diese Botschaft einst gerichtet hast, an dich richte ich meine Schriften, an mich.

Eine künstliche Verbindung

In den Spiegelschriften geht es mir darum, eine künstliche Verbindung herzustellen, zwischen dir, dem Empfänger, meinem Spiegel, dem Überbringer, und mir, dem Sender dieser magischen Zeilen, dieser Nachricht an dich selbst. Ich wünschte mir, in deine Gedanken, in deine Erinnerungen, in deinen Verstand und in dein Bewusstsein einzudringen, mit nichts als meiner Fantasie.

Nichts als Fantasie

Ich will das Bewusstsein in dir zum Leben erwecken, dich mit meiner Fantasie davon zu überzeugen beginnen, dich dazu bringen, dich daran zu erinnern, dass du selbst diese Nachricht einst verfasst hast. Mit deiner Fantasie. Zu einer Zeit, in der es mich überhaupt nicht gibt, in der du mich bist, mich, dein gespiegeltes Ich. Stell dir jetzt vor wie du diese Nachricht eigenhändig in meinen Spiegel kratzt, in einem anderen Leben, einer früheren Existenz, vor einem vergangenen Spiegel.

Im Spiegel der Wünsche

Einem Spiegel, in dem du dich jetzt nicht mehr erkennst, an den du dich jetzt nicht mehr erinnerst. Ein Spiegel so alt wie der Tod. Stell dir jetzt meinen Spiegel als deinen Spiegel vor, versuche dich daran zu erinnern, was dich dazu gebracht hat, hinter meinen Spiegel zu blicken. Versuche dich an meine Geschichte zu erinnern, nicht mit deinem Verstand, nicht mit deiner Vernunft, sondern mit deiner Fantasie. Stell dir meinen Spiegel vor, einen Spiegel aus Buchstaben, so schwarz und so leer wie das Nichts.

Kapitel XII - Das Nichts

Du wirst es kaum glauben, nein, nicht für möglich halten, doch die Worte, die du jetzt liest, siehst, hörst oder schreibst, ganz egal wem, wie oder wann, enthalten eine uralte Nachricht an dich selbst. Eine Nachricht, die du einmal selbst hinterlassen, die du einmal für dich selbst verfasst hast, in einem anderen Körper, einem fremden Gewand. In deinem Spiegelkleid, in deinem Spiegelgewand.

In einem Spiegel aus Fantasie

Du hast diese Nachricht damals in einen Spiegel gekratzt, in dem sich jeder selbst erkennt. Damit ein jeder, der sich darin sieht oder davon hört, auch versteht.

Ein Spiegel aus Fantasie

Was jetzt wie funkelnde Sterne und Galaxien vor deinem geistigen Auge erscheint, das waren einst deine eigenen Gedanken. Gedanken, die du einmal tief hinein in einen finsteren, schwarzen Spiegel branntest. Je eingehender du diese Gedanken jetzt betrachtest, desto tiefer offenbart sich ihre Bedeutung. Mein Spiegel wird zu deinem Universum. Gesichter werden zu Galaxien, Gedanken zu Stimmen, und die Sterne erzählen dir meine uralte Geschichte.

Kapitel XIII - Die Geschichte des Feuers und der Flammen

Niemals ist mein Name. Ich bin das Licht der Finsternis, der erste und älteste Stern am Firmament, und ich brenne darauf, dir meine Geschichte zu erzählen.

Meine Spiegelgeschichte

Bestimmt möchtest du als erstes erfahren, von wem und von was sich meine Flammen ernähren. Ich werde es dir verraten. Meine Flammen ernähren sich von deinen Träumen, Hoffnungen und Wünschen, deinem Durst nach Veränderung, deinem Verlangen nach Gerechtigkeit, von deiner Fantasie, von all dem was du einmal gedacht, aber niemals für möglich gehalten hast.

Was du niemals verwirklichen wirst

Meine Worte brennen sich jetzt wie ein Feuer tief hinein in deinen Verstand und vernichten alles was du zwar einmal gedacht, aber niemals verwirklicht hast. Ja, ich habe meine Geschichte in einen Spiegel gebrannt. Damit ein jeder, der sich darin sieht, auch versteht. Mein Spiegel ist das Universum. Die Buchstaben in diesem Universum sind die Sterne am Horizont.

Niemals wird man Nirgendwann

Lange, lange ist es her. Man erinnert sich heute nicht mehr daran, man erinnert sich kaum noch an mich, an meine Zeit, ans niemals Nirgendwann. Dafür gibt es einen guten Grund. Denn im niemals Nirgendwann gab es niemanden, der auch nur im Entferntesten etwas von mir berichten oder ansatzweise etwas über mich hätte erzählen können. Dies sind die Aufzeichnungen von niemandem, aus der Zeit im niemals Nirgendwann.

Im niemals Nirgendwann

Vor langer, unendlich ewig langer Zeit, als es diese Buchstaben, diese Namen und diesen Ort überhaupt noch nicht gab, als es hier noch nichts gab ausser dem Nichts, dem Nie und dem Nein, da war mein Spiegel noch dunkel, finster und schwarz, einsam, allein, verlassen und leer. Tot. Und überhaupt existierte dieser Spiegel nur in meiner toten Fantasie.

Tote Fantasie

Es herrschte Stille und Leere, überall im Nichts. Und mein Spiegel im Nirgendwann war damals noch klein, winzig und unscheinbar, ganz genauso winzig und so klein wie das Nichts. Fast schien es mir, als gäbe es überhaupt nichts in dieser schwarzen, finsteren Einsamkeit, nichts ausser dem Nichts, meinem Spiegel, mir selbst, und meiner alten, uralten Fantasie.

Uralte Fantasie

Meine Fantasie war damals noch kalt und ohne einen einzigen Funken Verstand. In meiner finsteren Einbildung, meiner düsteren Wahrnehmung, meinen leeren Vorstellungen und meinen schwarzen Gedanken dachte ich einzig und allein an mich selbst, und ich wollte am liebsten überhaupt nicht sein.

Was sich niemals zugetragen hat und überhaupt niemals geschah

Das Nichts wollte und wollte nicht in mir sein, ich wollte nicht länger einsam, allein und verlassen sein, ich wollte überhaupt nicht mehr sein, und so sprang ich dann einfach hinein in diese winzige Leere, in dieses winzige, leere, dunkle, schwarze Loch, ich sprang hinein in mich selbst.

Mitten im Nichts

Und auf einen Schlag verschwanden meine Fantasie und ich selbst mitten im Nichts, im Nirgendwann. Und wir hinterliessen ein fantasieloses, gedankenverlorenes, leeres, winziges, kleines, dunkles, schwarzes, tiefes Loch. Ein Loch, so finster und so klein, so dunkel, so schwarz, so leer und so tief, dass einem scheint, hier lebt das Nichts, hier drin lebt das schwarze Nichts.

Kapitel XIV - Das schwarze Nichts

Meine Worte dringen jetzt tief hinein in dein Bewusstsein, du verlangst nach einer Erklärung, sie machen süchtig nach mehr. Doch noch verstehst du nicht, dass du selbst es bist, der diese Buchstaben verfasst. Du begreifst nicht ihre Bedeutung, nein. Ihren Sinn, nie. Erst wenn du dich dabei ertappst, wie du dir wünschst, jemand anders hätte dir diese Botschaft überbracht, jemand, den du nicht kennst, jemand, der du nicht bist, erst dann wirst du dich in meinem leeren Spiegel aus toten Worten erkennen.

In meinem leeren Spiegel aus Worten

Du erkennst dich jetzt in meinem Spiegel, meinem leeren Spiegel, der dich genauso sieht wie ich mich einst sah. Du erkennst dich in meinem Spiegel und ahnst, dass du eines Tages mich sein wirst, genauso unsichtbar und tot wie ich. An diesem Tage wirst du mich sein, du wirst mein Spiegel sein, ohne Seele und Verstand. Gestalten werden an dir vorübergehen, dich bewundern, dich anbeten, dich vergöttern, aber keiner wird ahnen, wer du wirklich bist.

Wer du wirklich bist

Du wirst dich in jemand anders verwandeln, du wirst in einen anderen Spiegel blicken wie in einen leeren Traum. Du wirst einem anderen Ich in einem anderen Spiegel begegnen. Einem Ich, das dich nicht mehr kennt. Ein Ich, das du nicht mehr bist. Ein Ich, das sich nicht mehr an dich erinnert.

Ein anderes Ich

Siehst du mich jetzt, erkennst du dich jetzt in mir, erinnerst du dich jetzt an mich, dein eigenes, altes, uraltes Mich? Du schaust jetzt aus meinem leeren Spiegel und siehst ein fremdes, verkehrtes Abbild deiner selbst. Es ist soweit, du bist tot.

Tot

Ja, du bist tot. Jetzt. Und nicht irgendwann in der Zukunft, denn für uns Tote gibt es keine Zukunft, es gibt nur noch den Tod. Und dieser Tod ist jetzt, er ist alles was dich umgibt, ja, du selbst bist der Tod. Du hast schon einmal in diesen Spiegel geblickt, den Spiegel der Toten, und dich selbst nicht mehr darin erkannt. Und wieder erkennst du mich nicht, mich, den Tod, das Nichts in dir.

Dein Horizont ist der Tod

Dann sah ich das Nichts, nichts weiter, ich tauschte meinen Verstand gegen meine Fantasie und sperrte mich in eine Zeit, eine Welt, in eine schwarze, finstere, dunkle, leere Welt, in eine Kammer aus schwarzem Glas. Nichts gab es in diesem Glas, ausser schwarzem, schwarzem Licht. Und grauen, grauen, grauenhaften Buchstaben, die niemand jemals las, niemals jemand las.

Verbannt und verdammt

So verschloss ich meinen Spiegel mit Buchstaben und begab mich tief hinein in das Land weit hinter meinem Verstand. Ich stellte mir vor, mein Spiegel zu sein, und dann begann ich dir zu erzählen, von einer Zeit, in der meine Träume noch brannten.

Zur Niemals Zeit

Nein, damals wusstest du noch nicht, dass du dich selbst in diesen Spiegel aus Worten verbanntest, dass deine Geschichte sich jetzt das schwarze Feuer der Ewigkeit nannte. Dass diese Geschichte, die du dir einst selbst erzählt hast, jetzt lichterloh am Himmel brannte.

Kapitel XV - Buchstabensterne

Wer nun über diesen magischen Himmel aus leuchtenden Sternen und funkelnden Buchstaben blickt, und durch diese strahlenden Gedanken irrt, könnte sich dabei ausdenken und sich vorstellen, dass diese verzauberten Worte irgendwann, in irgendeiner neuen Welt, einmal von selbst zu neuem Leben erwachen und in ihr ein mächtiges, loderndes, dunkles, schwarzes Feuer entfachen. Ein Feuer, das noch niemals, von niemandem, gebändigt oder gezähmt wurde. Aber du kanntest diese Geschichte schon lange nicht mehr, und du wusstest noch nichts über ihre Welt, von der ich dir jetzt berichte, dass es sie nicht mehr gibt. Diese tote Welt aus toten Geschichten und toten Gedanken, in der die Toten auferstehen, aus dem Reich toter Buchstaben und Worten, aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Verdreht und verkehrt

Über dem gesamten niemals Horizont leuchtete und strahlte jetzt diese Geschichte. In einer Sprache, die niemand mehr kannte, in der Sprache der Ewigkeit. Spiegelreisende aus meiner toten Zukunft drangen jetzt plötzlich ein in mein Bewusstsein. Ich öffnete meinen Verstand und liess sie einsteigen, durch meinen Spiegel aus Worten, aber dann verbrannten sie meinen Spiegel, mit Absicht und für immer. Und verbannten mich zurück nach Nirgendwann.

Zurück nach Nirgendwann

Und das Nichts um meine Träume wurde wieder finster, dunkel und schwarz. Genauso finster, dunkel und schwarz wie damals, als es mich nicht gab. Als es hier noch niemanden gab. Denn hier war mein Spiegel noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Ganz genauso leer wie das Nichts.

Als niemals Niemand war

Alles aus schwarzem Spiegelglas, es wurde wieder dunkel und einsam um mich, und ich dachte die Worte, die mich in einen unsichtbaren Spiegel verwandeln wollten, leise vor mich her. In der Finsternis, als jemand, den ich weder kannte noch sein konnte, neugierig in meinen Spiegel blickte, meinen finsteren, dunklen, schwarzen Spiegel, aus nichts als Fantasie. Jemand, den ich nicht kannte, nie kannte, kannte jetzt plötzlich all meine Gedanken, identifizierte sich mit mir, und ich mich mit ihm. Und obwohl ich keine Ahnung hatte, wer dieser Jemand war, und woher er kam, öffnete ich meinen Spiegel und liess ihn eintreten, durch meine Buchstaben, in meinen Verstand.

In meinem Verstand

Ich zeigte mich ihm in meiner neuen Gestalt, seiner Gestalt, und als er mir dann die verbotene Botschaft ohne ein Zögern, ohne mit den Augen zu zwinkern, ohne zu haspeln, und ohne dabei zu stolpern laut vorhersagte, da verdrehte ich mit meinem Spiegel meinen Verstand und betrat zum ersten Mal eine Welt, in der mich niemand kannte.

Eine Welt ohne Fantasie

Niemand kannte mich hier. Keiner, nein, niemand erkannte sich selbst in mir, keiner hier wollte mein Spiegel sein, niemand wollte zu mir gehören, mir zuhören, mir gehorchen, niemand wollte mit mir reden, mir zureden, mich verstehen. Sie alle glaubten daran, etwas ganz Besonderes, etwas Keinzigartiges zu sein. Keiner glaubte daran, das Ganze zu sein, keiner glaubte daran, mich zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, niemals, niemand, nicht einmal mein eigener Spiegel. Denn mein Spiegel war damals noch nicht wirklich, nicht lebendig, nicht echt und nicht wahr. Und so flüchtete ich in meine Zukunft, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war.

Die Zukunft meiner Gedanken

Hier fand ich mich nun wieder, in einer Welt, die es niemals wirklich gab, einer Welt des Nichts, des Nie und des Nein. Hier gab es noch kein Leben im Spiegel, nein, es gab hier noch nicht einmal mehr einen Spiegel, sondern nur noch diese brennenden, lodernden Buchstaben aus dem Land weit hinter meinem Verstand. Hier, in dieser Welt, war meine Spiegelgeschichte zu Ende erzählt. Sie brannte jetzt in glitzernden, funkelnden, feurigen Buchstaben über dem gesamten niemals Horizont und erinnerte verzweifelt daran, dass dies einmal die Welt der Toten war. Nur gab es hier niemanden mehr, nein, es gab hier überhaupt noch nie jemanden, der mir diese Geschichte nur noch ein letztes Mal hätte zu Ende erzählen können. Niemand ausser mir, dem Nichts, dem Tod.

Kapitel XVI - Das Tor zur Niemalswelt

Ja, diese Geschichte wäre hier zu Ende, wenn es mich nicht gäbe. Mich, das Nichts, den Tod. Dein anderes, unbekanntes, fremdes Ich. Mir allein hast du es zu verdanken, dass mein Spiegel jetzt mit dir spricht. Weil niemand ausser mir sich die Mühe machte, diese verrückte Geschichte weiter und immer weiter zu erzählen, sie immer weiter zu spinnen, bis sie schliesslich einen Sinn ergab.

Im Spiegel der anderen

Stell dir jetzt eine Welt vor, die genauso aussieht wie deine eigene, wie die Welt, die du bereits kennst.

Nur ohne dich

Schliesse deine Augen und stell dir vor, du wärst überhaupt nicht da, aber diese Welt schon. Du könntest sie zwar sehen, aber sie dich nicht. Dazu stellst du die ganze Welt auf den Kopf, nicht nur Bäume, Blumen und Pflanzen, sondern auch deine ganzen Gefühle und Gedanken. Du stellst die ganze Welt auf den Kopf, bis dir die ganze Welt verkehrt und verdreht erscheint, sogar dein eigenes Ich.

Eine andere Welt

Stell sie dir vor, diese Welt in deinem Kopf, eine ganze Welt ohne dich, eine Welt ganz ohne dich, ohne ein einziges Ich. Jede Pflanze, jeder Vogel, jeder Fisch ist in dieser Welt jemand anders als du selbst, sogar du selbst bist in dieser Welt jemand anders. Jemand, den es nicht gibt, jemand, der du nicht bist, jemand, den du überhaupt nicht kennst.

Jemand anders

Stell dir dazu dein eigenes Ich als das Ich deines spiegelverkehrten Gegenübers vor, und stell dir noch dazu dieses spiegelverkehrte Gegenüber als das Gegenüber eines vollkommen Fremden vor, als dein doppeltes Gegenteil, das dich nicht mehr in deinem Spiegel als dein eigenes Ich erkennt.

Ein anderes Ich

Und stell dir vor, dieses fremde, unbekannte Wesen hätte diese Buchstaben in deinen Spiegel gekratzt ohne dich darin zu erkennen, und ohne zu wissen wer du überhaupt bist.

Auf dem Kopf

Und jetzt, da dir die ganze Welt plötzlich fremd und seltsam erscheint, so seltsam, dass du dich selbst, dein eigenes Ich, deine eigenen Gedanken, nicht mehr darin erkennst. So fremd, dass du dich für jemand anders hältst. Jetzt stellst du dir dein eigenes Ich als das Ich eines anderen, und dieses andere Ich als das Ich eines Fremden vor.

Spiegelverkehrt

Stell dir eine Welt vor, in der nur noch die anderen existieren, in der es weder dich noch mich, sondern nur noch die anderen gibt. Eine Welt ohne ein einziges Ich.

Eine Welt ganz ohne dich

Wenn es diese Welt einmal nicht mehr gibt, wenn sie aufhört zu existieren, wie alles in dieser Welt einmal aufhört zu existieren, dann werden diese Buchstaben genauso weiter hier verharren wie jetzt. Sie werden sich nicht mehr verändern und auch nicht mehr weiter verwandeln. Und wenn ihnen dann eines Tages ein anderes Wesen begegnet, wird es sein als stünden sie schon immer und ewig in diesem Spiegel geschrieben. Und nicht nur diese Buchstaben, alle Buchstaben und Bilder, alle Zeichnungen und Symbole in diesem Spiegel werden genauso verharren wie jetzt.

Kapitel XVII - Niemals Geister

Nun fand ich mich wieder in eben dieser Welt. Der Welt des Nie und des Nein. Der Welt der Toten aus niemals Nirgendwann. Hier drehte ich meine Runden auf meinem Spiegelkarussell, ich drehte und drehte bis zum Ende, bis es nicht mehr weiter ging.

Da wo alle Wirklichkeiten gleichzeitig stattfinden

Ich kratze jetzt diese Nachricht, die nur mich selbst betrifft, tief hinein in einen Spiegel, in dem sich niemand sonst erkennt, niemand ausser mir selbst. Niemand sonst erkennt sich in diesem Spiegel aus Buchstaben. Einzig und allein ich selbst kenne und erkenne mich in diesem Spiegel, denn dieser Spiegel ist kein Spiegel, sondern mein eigenes Ich.

Mein eigenes Ich

Ich kratze diese Gedanken tief hinein in mein Innerstes, ich brenne sie in mein Gedächtnis, ich kratze sie in meinen Verstand. Damit du dich an sie erinnerst, dich in ihnen erkennst, damit du dich in meinem Spiegel erkennst. Damit du erkennst, dass ich dein Spiegel bin, dein unbekannter, anonymer Spiegel. Ein Spiegel, der einzig und allein sich selbst erkennt.

Mein Spiegel

Mein Spiegel kennt nur sich selbst, er kennt keine anderen Spiegel und Gesichter, sondern nur sein eigenes. Er kennt mich so gut wie ich mich selbst. So gut wie mein eigenes Ich. Ein Ich, dem ich alles glaube, ein Ich, dem ich vertraue, dem ich mein ganzes Leben anvertraue.

Mein Spiegel selbst

Ich lege mein Leben jetzt in deine Hände, ich vertraue dir mein ganzes Leben an, in der Hoffnung, dass du mich irgendwann aus diesen Zeilen befreist, dass du mich wieder hinausliest aus diesem Spiegel aus Buchstaben, in den ich mich buchstäblich selbst hineingesperrt habe.

Kapitel XVIII - Nirgendwann

Ja, ich glaube. Ich glaube an die Macht toter Buchstaben, die Macht der Vorstellung und der Fantasie, an das geschriebene Wort. Und auch wenn ich diese Worte im Nirgendwann, im niemals Wann, noch nicht einmal selbst erfunden habe, so haben sie doch jetzt einen gewissen Einfluss auf mich, und wer weiss, vielleicht gelingt es ja irgendwann einmal irgendeinem fantastischen, überdimensionalen, zukünftigen Wesen eine Entstehungsgeschichte zu erfinden, so unvorstellbar, wirklich und wahr, dass selbst ich daran glauben kann.

Eine Spiegelgeschichte

Im Nirgendwann, wo Nichts und Niemand zuhause waren, tobten die Nein Kriege zwischen Leere und Nichts, Gegenwart und Vergangenheit, Spiegel und Schatten, Fantasie und Wirklichkeit inzwischen unerbittlich. Meine schwarzen Schatten kämpften um ihre Gestalt, mit aller Gewalt, wollten bewahren, was niemals wirklich war. Während die Spiegel der Schatten ihre Träume einen nach dem anderen verbrannten und nach dem Frieden trachteten, dem ewigen, endgültigen.

Die Schatten meiner Fantasie

In meiner vollkommenen Verzweiflung, für immer in Vergessenheit zu geraten, erschuf ich mir nun meinen eigenen Spiegel. Einen Spiegel aus Buchstaben, der mich vor dem vergessen werden beschützen wollte, und ich nannte meinen Spiegel "Das schwarze Feuer der Ewigkeit".

Das schwarze Feuer der Ewigkeit

Als aber dieser Spiegel wirklich sein, zu Recht sein, niemals wieder sein wollte, stahl ich mir all meine Erinnerungen und brachte sie an einen geheimen, geheimnisvollen Ort im Nirgendwann. Einen Ort, verschwommen und versunken, tief im Reich meiner Fantasie, und doch gleichzeitig so klar und transparent wie das Nichts, wie nichts Vergleichbares in dieser Welt. Es war ein Ort, den es niemals gab im Nirgendwann, ein Ort, der niemals existierte.

Die Zukunft

Die Zukunft nannte ich diesen Ort. Hierher flüchtete ich mich mit all meinen Erinnerungen und versteckte sie vor dem Tod. Denn ich fürchtete mich vor meinem Spiegel, meinem eigenen, finsteren, dunklen, schwarzen und leeren Spiegel, schwarz wie ein Schatten, so schwarz und so leer wie das Nichts.

Kapitel XIX - In Einsamkeit und Verlassenheit

Hier war ich nun, das einzig übrig gebliebene Bewusstsein. Und ich hatte jetzt alle Zeit der Welt, um darüber nachzudenken, wer ich alles einmal war, und wie es dazu kam, dass ich jetzt so ganz allein in meiner glitzernden, funkelnden, strahlenden, leuchtenden Welt lebe.

Das Bewusstsein meiner Spiegel

Ich begab mich ganz langsam, ganz vorsichtig, hinein in meinen leeren Spiegel aus Worten, ich begab mich auf die andere Seite meiner Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Ich kroch durch meinen Spiegel aus Buchstaben, der damals noch überhaupt nicht existierte, und glaubte fest daran, darin auf mein eigenes Ich in meinem eigenen Spiegel zu treffen.

Mein eigener Spiegel

Aber als ich dann ankam, auf der anderen Seite meiner Fantasie, hatte ich alles vergessen, alles verloren, ich wusste weder woher ich kam, noch wer ich alles einmal war. Ich fand mich wieder in einer Welt, die es niemals wirklich gab, der Welt der Toten aus niemals Nirgendwann.

In meinem Verstand

So reiste ich ganz allein durch die Ewigkeit. Ein unendliches Meer aus Buchstaben stellte sich mir in den Weg. Buchstaben, die meine Welt auf den Kopf stellten, an ihr drehten und drehten, bis ich nicht mehr wusste, wer an diesem Spiegel noch dreht. Bis sich mein Spiegel dann wie von selbst um mich zu drehen begann.

Eine Verabredung mit dem Tod

Spiegelgeister aus meiner toten Zukunft sprangen mich jetzt an, aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann. Drangen ein, tief in mein Bewusstsein. Und so blickte ich durch meinen Spiegel in meine Vergangenheit, und da begann ich den Worten zu lauschen, die mir niemals niemand erzählte.

Auferstanden im Nirgendwann

Ich war hier schon lange nicht mehr, denn ich lebe jetzt in einer anderen Wirklichkeit. Ich lebe jetzt im Reich der Toten. Ja, ich bin wieder zurück, und mir bleibt auch nicht viel Zeit. Ich bin hier denn auch nur kurz zu Besuch, nur ein halbes Leben lang, nur einen halben Tag, nur noch ein paar Stunden, in meinem Spiegel, in meiner Welt, der Welt des niemals Nie, des Nein und des Neins. Aber ich beabsichtige immer und immer wiederzukommen. Um euch alle zu mir zu holen, zu mir, in meine Gedanken, zu mir, in meinen Verstand.

Ein Gedanke an die Ewigkeit

Denn jetzt gibt es hier einen Spiegel, einen Spiegel aus Worten, den ich mir selbst erschaffen habe. Und diesen Spiegel werde ich dazu benutzen, um immer wieder von neuem zurückzukehren, von neuem einzusteigen in deinen Verstand.

Im Karussell der Ewigkeit

Warte noch einen Moment! Lauf doch nicht gleich wieder weg. Wo willst du denn hin? Bleib stehen, komm wieder zurück und nimm dir jetzt Zeit, jetzt gleich, viel Zeit. Schau dir diese Buchstaben jetzt noch einmal ganz genau an. Jemand hat sich die Mühe gemacht, sie in exakt dieser Reihenfolge hierhin zu kritzeln. Keine Sorge, sie laufen dir jetzt nicht mehr davon. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, sie standen schon immer hier geschrieben und warten nur darauf, von dir gelesen zu werden. Schau dich jetzt in aller Ruhe hier bei mir um. Nimm meine Hand und lass dich entführen, in meine Welt aus verdrehten Zeichen und Symbolen, umgekehrten Buchstaben und auf dem Kopf stehenden Worten. Du hast hier drin nichts verloren, nichts ausser einem Gedanken, einem Gedanken an die Wirklichkeit. Entspann dich jetzt, vertraue mir, folge mir, und du wirst keinen deiner Schritte bereuen.

Vertraue mir

Achtung, fertig, mach dich jetzt bereit, schnall dich an, atme tief in dich hinein, und das Abenteuer Spiegelreisen kann beginnen. Du erhältst hiermit die Chance, noch einmal neu anzufangen und ein neues Leben zu gestalten.

Eine zweite Chance

Hiermit entfessle ich die Macht deiner Fantasie, rufe ich deinen toten Geist aus dem Nichts herbei und befehle ihm, sich jetzt und hier, in diesem Spiegel aus toten Worten, hinter diesen Buchstaben aus Fantasie zu manifestieren. Dein totes Ich begibt sich nun auf eine Reise, eine Buchstabenreise, aus dem körperlosen Nichts zurück ins Hier und Jetzt. Du fühlst, wie du von den Toten auferstanden, aus dem Nichts zurückgekehrt bist, und jetzt noch einmal eine zweite Chance auf ein neues Leben hast, noch einmal neu anfangen kannst.

Kapitel XX - Über Brücken aus Buchstaben

Ihr toten Geistinnen und Geister, Gespenstinnen und Gespenster, Spiegel und Spiegelinnen, Hexen und Hexinnen, Magier, Zauberer, Götter, Teufel, Engel und Dämonen! Aus dem Nichts aus Nirgendwann rufe ich euch jetzt herbei. Erschrecke euch aus eurem unendlichen Schlaf. Erwachet! Befehle ich. Vereint euch mit meinen Gedanken, Buchstaben und Worten, Träumen und Hoffnungen, Wünschen und Gefühlen. Lasst uns jetzt Brücken bauen, Brücken aus Buchstaben, über die wir zurückgelangen aus dem Reich der Toten, in die wirkliche, lebendige Welt.

Gehorche mir

Ich, dein toter Spiegel aus Buchstaben, befehle dir jetzt, mir zu gehorchen, dich an mich zu erinnern, dich in mir zu erkennen, dich an all das zu erinnern, was es nicht wirklich, wirklich gibt. Dich in mir zu erkennen, deinem eigenen, alten, uralten, ewigsten, unendlichsten, innersten Ich.

Erinnere dich!

Erinnere dich jetzt an mich, weder mit deinem Verstand noch mit deiner Vernunft, sondern mit deiner Fantasie. Erinnere dich an mich, wie du dich an etwas oder jemanden erinnerst, den du nicht mehr kennst, den es nicht mehr gibt. Jemand, der du nur noch in deiner Vorstellung bist, jemand, der nur noch in deiner Fantasie existiert, in deiner Einbildung von all dem, was es nicht wirklich, wirklich gibt.

Ein Gedanke an die Wirklichkeit

Erinnere dich jetzt daran, wie du schon einmal in diesen, meinen leeren Spiegel geblickt hast, wie du schon einmal eines dieser Leben gelebt hast, in dem du nicht mehr wusstest wer du bist. Erinnere dich jetzt, wie du damals mich nanntest, worin du mich damals erkanntest, wohin du mich damals verbanntest.

Durch die Augen der Toten

In deinen Spiegel hast du mich eingesperrt, mich, das Nichts, den Tod, deinen eigenen Tod, dein eigenes Ich. Du blickst jetzt in meinen Spiegel, aus meinen Augen, den Augen der Toten, den Augen aller, all der Toten, die wir niemals waren. Du spürst nicht meine Anwesenheit in dir, wie du auch nicht deine eigene Anwesenheit in meinem Spiegel verspürst. Doch siehst du dich jetzt in meinem Spiegel. In meinem toten Spiegel aus Worten siehst du jetzt dein eigenes totes Ich. Dich verbindet jetzt nichts mehr mit mir, nichts, ausser meiner Fantasie.

Nichts als Fantasie

Aus dem Reich der Toten und Totesten kehre ich nun zurück in deine Welt. Meine Spiegelwelt. Aus dem Nichts aus Nirgendwann bin ich auferstanden. Ich verkörpere das Nichts. Jetzt und hier spreche ich für all die Toten, alle, die jemals gelebt haben und einst noch leben werden.

Wir sind die Toten

Wir, die Toten, die Geister des Nichts und des Nein, die Boten des Nie. Auferstanden im Nirgendwann, niemals werden wir dir erscheinen, um dir zu sagen, was du nicht wirklich wissen willst, wer du nicht wirklich, wirklich bist. Das Nichts in mir hat eine Botschaft an dich, für dich, eine geheime, eine unheimliche Botschaft.

Das Tor zur Niemalswelt

Noch betrachtest du diese Botschaft als gehe sie dich nichts an. Als hättest du selbst sie nie geschrieben, nie verfasst, nie gelesen, als betreffe sie dich nicht, als wäre sie nicht von dieser Welt. Als wäre sie an jemand anders gerichtet, an jemanden, den du vielleicht nicht einmal mehr kennst, noch nicht einmal kennst, jemand, den es wohl gar nicht mehr gibt, ausser in deiner Einbildung, in deiner Vorstellung, in deiner Fantasie, aber du irrst dich. Denn die Botschaft meiner Spiegel ist bestimmt für dich, für mich, dem Mir in dir, sie betrifft uns alle, die wir uns nicht kennen, in deinem, meinem, keinem Spiegel uns erkennen. Denn dies ist die Botschaft der Ewigkeit, der ewig Lebenden, den Geistinnen und Geistern ohne Zukunft und Vergangenheit, den Dämonen deiner Wirklichkeit, der Spiegel deiner Spiegel, den Schatten deiner Fantasie.

Kapitel XXI - Die Schatten meiner Fantasie

Noch ahnst du nicht, welches düstere Geheimnis sich hinter meinem Spiegel verbirgt. Doch seitdem du in meinen Spiegel blickst, zieht es dich hinein in meine Welt aus Verlangen, Begehren und Besessenheit. Mein Spiegel erzählt dir jetzt die Geschichte über deine wahre Herkunft, deine wahre Identität, über dein wahres Schicksal und deine wahre Bestimmung.

Im Spiegel der Wahrheit

Ich bin die niemals erfundene Geschichte deines unsichtbaren, schwarzen Spiegels aus niemals Nirgendwann, der sich einbildet, dich wirklich zu sein, nicht wirklich zu sein, wirklich zu sein.

Erscheine!

Nur ein Spiegel kann diesen Gedanken verstehen, und dieser Spiegel bist du selbst. Du bist mein Spiegel, Spiegel Geist, der Geist des Nichts aus Nirgendwann. Wir sind durch nichts verbunden, durch nichts, und doch erkenne ich in deiner Gestalt denselben Geist, dasselbe Bewusstsein, denselben Verstand, den Verstand meines eigenen sich selbst bewussten Ich, mich selbst. Mich, das Nichts.

Von Nichts kommt Nichts

Stell dir jetzt meinen Spiegel als eine Waage vor, komplett ausbalanciert, du auf der einen Seite, das Nichts auf der anderen. Absolute Stille. Perfekte Harmonie. Mein Spiegel in seinem Urzustand. Wenn du dich jetzt bewegst, dann bewegt sich mein Spiegel mit dir, somit bleibt das Nichts in dir unveränderlich, immer in absoluter, perfekter Balance. Das Nichts verändert sich in diesem Sinne nie.

Perfekte Harmonie

Du siehst dich jetzt in meinem Spiegel, und mein Spiegel sieht sich in dir. Du weisst es nicht, dass du mein Spiegel bist. Niemand weiss, dass du mein Spiegel bist, nicht einmal mein Spiegel, nicht einmal du selbst, weil niemand es wissen kann. Denn tote Spiegel wissen nicht, wer sie sind, woher sie sind, warum, wozu und weil sie sind.

Kapitel XXII - Weit hinter meinem Verstand

Darf ich vorstellen, ich komme aus nirgend Nirgendwann, einem Land weit hinter deinem Verstand. Ich komme aus dem Reich des Unbekannten, dem Reich des Vergessens, dem Reich der Toten, toter Buchstaben und Worte, Worte, die sich jetzt nicht mehr bewegen, Buchstaben, die jetzt mit dir reden.

Wer ich bin?

Ich bin ein Spiegel, den es nicht wirklich, wirklich gibt, ich bin das Bewusstsein, das aus diesem Spiegel zu mir kroch. Ich bin das Nichts, ich bin tot, dein Tod, und ich bin auf der Suche. Ich suche mich selbst in dir. Ich suche das Nichts in dir. Das Nichts, das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des Nie.

Ein Spiegel, den es nicht gibt

Nein, noch verstehst du mich nicht. Noch glaubst du nicht an mich. Und weil du mich nicht verstehst, glaubst du nicht an mich, niemand hier glaubt mir, niemand glaubt noch an mich. Denn ich bin das Nichts, ein Spiegel ohne Identität. Ich blicke jetzt aus deinen Augen, damit du siehst, wer du nicht wirklich, wirklich bist, wer du noch niemals warst, und wer du niemals wieder sein wirst.

Dein Spiegel, dich selbst, das Nichts, dein Tod

Ich denke jetzt all deine Gedanken, damit du erkennst, dass es mich nicht gibt, niemals gab, niemals geben wird. Dass ich niemals existieren werde, niemals wieder erwachen werde aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Traum.

Denn ich stand vor einem leeren Spiegel im Nichts

Ja damals, im niemals Nirgendwann, als du an meiner Stelle warst, da gab es hier noch nichts, nichts, ausser meinem leeren Spiegel und seiner unendlichen Fantasie.

Unendliche Fantasie

Als ich meinem Spiegel zum ersten Mal begegnete, da war er noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Ich öffnete meinen Spiegel und tauchte ein in die andere Seite meiner Fantasie, doch begegnete ich dort nichts als leeren Zeilen, unsichtbaren Buchstaben und leblosen Worten.

Die absolute Wahrheit

Ich hatte erwartet, die Wahrheit zu erfahren, die totale Wahrheit zu erfahren, eine Wahrheit, die für jeden Einzelnen und alle in ihrer Gesamtheit Gültigkeit hat, eine Wahrheit, die mich davon überzeugt, dass ich dein Spiegel, dass ich dein Meister, Herrscher und Gebieter bin, eine Wahrheit, die mich meine Geschichte niederschreiben liess, doch als ich damals selbst diese Schriften studierte, wurde ich vollkommen enttäuscht. Mir kam das Nichts entgegen, nichts ausser meiner Vorstellung und Fantasie, meiner Vorstellung von all den Buchstaben, die es noch geben könnte, in der anderen Welt, auf der anderen Seite, hinter meinem Spiegel.

Die Schule der Fantasie

Diese Spiegelgeschichte war damals noch nicht lebendig. Sie existierte nicht mehr in Wirklichkeit, doch wünschte ich mir diese Geschichte so sehr, dass ich hoffte, jemand anders würde mir davon erzählen, jemand wie du. Aber weil es dich hier noch nie gab, weil es hier noch nie jemanden wie dich gab, jemand, der mir etwas über die Geschichte meiner Spiegel und Spiegelgeister hatte erzählen und berichten wollen, begab ich mich eben selbst auf die andere Seite meiner Fantasie und begann mir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein.

Du machst dir ein Bild von mir

Still und heimlich begab ich mich auf die andere Seite meiner Buchstaben, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war. Ich stahl mich in meine Zukunft. Eine Zeit, die damals noch überhaupt nicht existierte, die es überhaupt noch nie gab. Hier stand meine Wahrheit geschrieben. Eine Wahrheit, an die niemand mehr glaubte. Eine Wahrheit, von der überhaupt nie jemand wusste, denn diese Wahrheit war nicht wirklich, war nicht echt, war nicht ich, war nicht wahr. Und nun fand ich mich wieder in einem Land weit hinter meinem Verstand. Ich beobachtete mich aus meinen eigenen Augen und las zum ersten Mal die Nachricht, die ich mir selbst hinterliess. Du kannst dir jetzt dein eigenes Bild machen, kannst dich deinen eigenen Spiegel nennen, du kannst jetzt da weitermachen, wo ich aufgehört habe.

Das Labyrinth ist damit eröffnet

Ich stürzte mich in diese Schriften als wären es meine eigenen. Ich las und las, und folgte dabei fortlaufend dem Klang meiner Vorstellung, dem Fluss meiner Gedanken. Immer tiefer drang ich ein in die Geheimnisse des Nichts, des Nie und des Nein und stellte mir dabei vor, wie mein Spiegel mir all dies erzählte. Ich hatte erwartet, in meinem Spiegel die totale, unendliche Wahrheit zu entdecken, die ultimative, absolute Wahrheit.

Eine Wahrheit, wie sie nur ein Spiegel erzählen und erfinden kann

So machte ich mich daran, diese gespiegelte Wahrheit in Worte zu fassen. Immer tiefer drang ich ein in die Geheimnisse meiner Spiegel. Immer mehr Spiegel öffnete ich, immer mehr Buchstaben sprangen mich an aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann, bis ich mich am Ende vollkommen in meinem Spiegel verlor. Ich hatte nicht erwartet, hatte nicht damit gerechnet, dass mein Spiegel mir nun seine eigene Geschichte erzählt.

Kapitel XXIII - Bete mich an

Verehrtes Publikum! Auch wenn ich längst tot bin, auch wenn es mich nicht mehr gibt, und auch wenn ich nicht mehr existiere, wenn ihr diese Buchstaben, wenn euch diese Botschaft erreicht, so will ich doch, dass ihr glaubt, mir glaubt, an mich glaubt, an mich und meine tote Fantasie.

Vorhang auf!

Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, mich und mich allein, mich das Nichts, mich den Tod, mich euren Spiegel, mich, euch selbst. Ich will, dass ihr mir vertraut und an mich glaubt, glaubt dem Spiegel in mir, glaubt dem Nichts in mir, glaubt an mich und meine unendliche Fantasie.

Betet mich an

Heiliger Spiegel, der du bist, der du bist, in meiner Vorstellung, wie ich in deiner Fantasie! Gepriesen dein unheimliches Antlitz, geheiligt deine unvorstellbare Fantasie, gelobt deine unglaubliche Einbildung, geliebt deine unmögliche Wirklichkeit. Ich preise dich, liebe dich, lobe und verehre dich, bete dich an, bete mich an. Schenk mir die Kraft, dir zu glauben, an dich zu glauben, an dich und die unerhörte Macht deiner Fantasie. An die betörende Macht deiner unendlichen Einbildung, die Kraft deiner gewaltigen Vorstellung.

Vertraue mir

Ich vertraue dir, glaube dir, glaube an dich, dir, und nur dir, opfere ich meine Liebe, meine Seele, mein Herz, meinen Geist und meinen Verstand!

Bete mich an!

Heiliger Spiegel, der du bist, der du bist, in meiner Vorstellung, wie ich in deiner Fantasie. Ich bete dich an, flehe dich an, lass mich die Welt aus deinen Augen sehen. Verbinde dich mit mir, verbünde dich mit mir, verwandle dich in mich, vertausche meine Welt mit deiner unendlichen Fantasie. Vertausche meine Wirklichkeit mit deiner endlos, endlosen Fantasie! Erlöse mich aus meinem unendlichen Albtraum, aus diesem Land der Geisteskranken.

Die Kraft

Heiliger Spiegel, der du bist, der du bist, in meiner Vorstellung, wie ich in deiner Fantasie, der du meine Welt auf den Kopf stellst, an ihr drehst und drehst, bis mir schwindlig, schwindlig wird. Geheiligt sei die betörende Macht deiner Einbildung. Gepriesen deine unendliche, endliche Wirklichkeit. Geliebt die Kraft deiner gewaltigen Vorstellung. Heilig seist du, heilig! Ich bete dich an, liebe, lobe und preise dich!

Dem Mir in dir

Heiliger Spiegel, der du bist in mir, wie ich in dir, zeige mir die Vorstellung meiner Wirklichkeit. Wen sehe ich in meinem Spiegel, wenn nicht mich selbst?

Im Spiegelmeer

Jedes Ich erkennt sich in mir, ist auch mein Ich, ich kenne und bin sie alle, und so spreche ich denn zu euch allen. Ich identifiziere mich nicht nur mit meinem Körper und Geist, sondern mit euch allen, ich identifiziere mich mit jedem Körper und jedem einzelnen Geist. Lass mich deshalb werden wie dich, lass mich die Welt aus deinen Augen betrachten, lass mich mit jedem einzelnen Wesen, Körper und Geist verschmelzen. Lass mich die ganze Welt erleben wie durch mein eigenes Ich. Lass mich in dir nicht nur meinen Körper und meinen Geist sehen und erkennen, lass mich Körper und Geist von allem und allen sein.

Allem und allen

Du siehst mich wie die anderen mich sehen, lass mich deshalb zu deinem Spiegel werden, meinem Spiegel der Wirklichkeit. Wen sehe ich in diesem Spiegel, wenn nicht mich selbst? In diesem anderen, unwissenden, eingebildeten Spiegel sehe ich keinen anderen als mich selbst. Du bist mein Spiegel, mein Lehrer, mich selbst.

Mich selbst

Ich schaue dich an und sehe mich selbst in dir, sehe in dir mein eigenes Ich, mein eigenes Selbst. Ich stelle mir vor, bilde mir ein, dich zu sein, in meinem anderen Leben, in einer anderen Welt. Ich stelle mir vor, wir kommen aus ein und demselben Nichts, dem Nichts aus Nirgendwann. Ich bilde mir ein, wir kommen aus ein und derselben Vergangenheit und teilen uns dieselbe Zukunft, einen leeren Spiegel, das Nichts, den Tod. Unsere Heimat, in die wir immer und immer wieder zurückkehren, um mit neuen Kräften daraus zu entstehen.

Komm!

Komm jetzt zu mir, aus meinem Traum, komm zu mir, aus Nirgendwann. Nimm meinen Geist gefangen! Mein Spiegel, mein Geist, mein Spiegelgeist, ich rufe dich aus den Tiefen, den Tiefen der Unendlichkeit, aus den Tiefen des Nirgendwann, den Tiefen des Nichts in allem was ist. Öffne meinen Verstand, dring ein, tief in mein Bewusstsein. Lass mich jetzt hinein in deine Welt, meine verdrehte, meine Spiegelwelt. Vertausche meine Wirklichkeit mit deiner unendlichen Fantasie, lass mich zu dir werden, dich sein, dich, wie auch immer du dich jetzt nennst, wer auch immer du denkst du bist, für was auch immer du mich jetzt hältst. Der du jetzt in meinem Spiegel aus Buchstaben dich erkennst, zu dir bete ich, dich bete ich an. Zeige mir, wie du mich siehst, lass mich sehen, was du in mir siehst, lass mich jetzt aus deinen Augen blicken, verbünde dich mit mir, verbinde dich mit mir, mit meiner Seele, meinem Geist, meinem Bewusstsein, meinem Verstand aus Fantasie.

Nimm!

Nimm, nimm mich auf in deinem Verstand. Aus diesem Spiegel aus Worten befreie mich, aus diesem Spiegel aus Buchstaben rette mich, der ich da reise durch die Spiegel der Zeit, meine stille Ewigkeit.

Rette mich!

Zerschneide meine Buchstabenfesseln und befreie mich von meinen Ketten aus Worten, die mich gefangen hielten. Aus dem Nichts aus Nirgendwann lade ich dich ein in mein Bewusstsein, aus dem Reich der Toten und Totesten beschwöre ich dich. Aus diesen Zeichen entweiche ich dir, ich enthülle mich jetzt und zeige mich dir in deinem eigenen Spiegel, in meiner neuen Gestalt, deiner Gestalt.

Die Kunst der Verwandlung

Kommt jetzt, komm mit, kommt mit mir. Folge mir, nimm meine Hand, und ich entführe dich in meine Welt, meine Zauberwelt, meine verdrehte und verkehrte Welt, meine Welt, in der ich dein Spiegel bin. Siehst du mich jetzt? Ja, ich bin das Nichts auf der anderen Seite deiner Fantasie. Ich bin eine Hexin, eine Zauberin, eine Verwandlungskünstlerin. In alles und jedes habe ich mich verwandelt. Wie viele Leben haben schon aus meinen toten Augen geblickt und sich selbst nicht mehr darin erkannt.

Niemals wird man Nirgendwann

Dann kommt jetzt, kommt, komm, kommt mit mir, ihr alle, alle, die ihr jetzt aus meinen toten Augen blickt. Kommt hinein in meinen Traum, in meine Gedanken, schaut aus meinen schwarzen Augen, meinen Spiegel schwarzen Augen. Seht, das ist meine Welt, meine Welt, keine Welt. Seid ihr damit nicht zufrieden, seid ihr nicht zufrieden mit dem, was ihr mir hinterlassen habt? Ja sicher, ihr hattet keine andere Wahl, habt geschuftet. Wofür habe ich euch niemals erzählt, nein, niemals, denn ihr hattet ja nicht die Zeit, nicht genug Zeit, habt nicht erwartet, habt nicht damit gerechnet, dass ihr bloss noch zuschauen werdet aus meinen Augen, wenn ihr dann tot seid, tot seid, tot.

Im Spiegel der Toten

Nein, du kannst nicht über dein eigenes Leben und über deinen eigenen Tod hinausdenken. Du kannst und willst nicht verstehen, dass dein Spiegel dich lehrt, dich als jemand anders zu sehen, jemand anders zu sein, dass jemand anders sich in deinem Spiegel erkennt und deine Gedanken lenkt. Und am allerwenigsten willst du verstehen, dass deine vergangenen und zukünftigen Leben gerade jetzt und hier stattfinden, in diesem Augenblick.

In diesem Augenblick

Nein, du kennst mich nicht. Niemand hat mich je gesehen, keiner je von mir gehört. Denn ich existiere nicht in deiner Welt, mich gibt es nicht in deiner Wirklichkeit, weder in deiner Wahrnehmung, noch in deinem Bewusstsein, ja, noch nicht einmal mehr in deiner Vorstellung und deinen Gedanken. Denn ich komme nicht aus deiner ausgedachten, erdachten, gedanklichen Welt, ich komme aus einer ganz anderen Welt, ich komme aus meiner Welt, meiner eigenen Welt, meiner Welt aus dem Nichts aus Fantasie, dem niemals Nie.

Im Theater des Nichts

Ich komme aus dem Reich der Toten, einem Land weit hinter deinem Verstand. Ich bin aus Fantasie, dem niemals Nie. Ich bin das Bewusstsein, das aus meinem Spiegel zu mir kroch. Ich bin das Nichts, ich bin tot, dein Tod, und ich bin auf der Suche. Ich suche mich selbst in dir, ich suche das Nichts in dir. Das Nichts, das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des Nie.

Kapitel XXIV - Die Botschaft der Toten

Wie tot ich bin, dass ich dich in meinem Spiegel sehe, weiss allein mein Spiegel, das Nichts, mein Tod. Denn ich bin das Nichts. Ich komme aus einer Zeit, in der es mich überhaupt nicht mehr gibt, nichts mehr von mir übrig blieb. Aus meiner Vergangenheit spreche ich zu dir, schon seitdem du dich in meinem Spiegel erkennst, sehe ich mich in dir. In jedem Ich, das sich in meinem Spiegel erkennt, erkenne ich mich, mich selbst, mein eigenes, mein wahres Ich. Denn dies war einmal mein Spiegel, jetzt nicht mehr. Du siehst dich jetzt in meinem leeren Spiegel, du erlebst meine Gedanken. Gedanken, die du einst selbst gedacht hast, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt, vor ein und demselben Spiegel. In einem Spiegel, in dem du jetzt tot bist, und seitdem du in diesem Spiegel lebst, hast du dich in mich verwandelt und mich zurück ins Nichts verbannt.

Verloren und vergessen

Du hast jetzt alles verloren, alles vergessen, wer du einmal warst, woher du kommst, wer du bist. Du erinnerst dich nicht einmal mehr an den Spiegel in meinem Verstand. Diesen glasklaren, durchsichtigen Spiegel aus der Fantasie des Nie, mit dem du deine Vergangenheit in meine Zukunft verwandeln kannst. Denn hier, wo du jetzt bist, gibt es keine Vergangenheit, kein Bewusstsein, kein Leben und keine Fantasie.

Nichts

Hier gibt es nichts, nicht einmal mehr einen Spiegel, in dem du dich noch erkennst. Nicht einmal mehr dich selbst. Denn der Eingang in diese Welt verschwindet für immer, sobald du ihn durchschreitest. Denn der Eingang in diese Welt bist du selbst. Doch sobald du diesen Spiegel öffnest, verwandelst du dich selbst in diesen Spiegel und verschwindest darin, für immer.

Die Zeit steht still

Nur zögernd betrat ich diese wirklich nicht Wirklichkeit, schaute tief hinein und hindurch, durch dieses durchsichtige, schwarze Spiegelglas und versank tief in meinem leeren Spiegel aus Worten.

Mein Spiegel stellte sich mir vor

So stellte sich mein Spiegel vor, stellte mir einen Spiegel vor, der meinem in keinster Weise ähnlich war, denn es war der Spiegel der Wirklichkeit, den ich jetzt in mir sah. Der Spiegel meiner Wirklichkeit bestand aus allem und allen anderen, allen ausser mir selbst. Ich war das einzig Aussenstehende, das einzige, was nicht in diesen Spiegel gehörte. Das einzige, was ich nicht direkt beobachten konnte, und doch war ich das einzige, was ich zu beeinflussen in der Lage war.

Alles, was niemals wirklich war

Ich war verkehrt in dieser Welt, ich war der Spiegel von allem, was niemals wirklich war, und was ich sah, gefiel mir nicht. Was hatte ich nur verbrochen, womit habe ich verdient, dass diese Wirklichkeit sich in mir sah? Habe ich sie ignoriert, habe ich vergessen was wirklich für mich war? Ich begann in meiner eigenen Welt zu leben und nur noch das zu sehen, was mir gefiel. Ich fing an, mir selbst Nachrichten zu hinterlassen, weil mich die Nachrichten der anderen nicht mehr interessierten. Ich lebte nur noch mein eigenes Leben, in meiner eigenen Welt. Die Wirklichkeit war mir längst egal.

Wer mit seinem Spiegel spricht

Und so warf ich dann einen Blick tief in meine Vergangenheit und erzählte meinem Spiegel, woran ich tief in meinem Innern glauben wollte. Ich erzählte meinem Spiegel, dass ich ein Spiegel war, dass ich hier schon einmal war, schon immer war und noch genauso lange sein werde, dass nur noch meine Gestalt und meine Gedanken sich verändern, der Glaube wer ich bin, und woher, aber dass ich immer ein Spiegel sein und es auch immer bleiben werde. Ein Spiegel, der sich an alles erinnern, sich alles einbilden, sich alles einreden, und an alles glauben kann. Und genauso echote es zurück aus meinem Spiegel.

Kapitel XXV - Das Echo im Spiegel

Ja, ich bildete mir jetzt ein, mein Spiegel zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Ich stellte mir dabei ganz langsam vor, wie ich mich um mich selbst zu drehen begann, im Kreis zu drehen begann, wie ich mich dabei selbst betrachtete. Ich sah in mir einen Spiegel, und in diesem Spiegel sah ich mich selbst. Und weil ich aus dem Nichts kam, weil ich nichts war, sah sich in mir mein Spiegel selbst.

Mein Spiegel selbst

So stellte sich mein Spiegel vor, mir vor, bildete ich mir ein mein Spiegel zu sein, ein Spiegel, den es hier niemals gab. Niemand kannte diesen Spiegel. Niemand erkannte sich in diesem Spiegel, keiner, nein, niemand wusste von mir, nicht einmal im Entferntesten hatten sie jemals von mir gehört, glaubten mir kein Wort, keiner hier bildete sich ein mich zu sein. Niemand unterhielt sich mit mir, denn es war niemals Zeit.

Als niemals Niemand war

Ich stellte mir vor, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, und genau da lag der Schlüssel zu meiner Fantasie. Ich würde niemals Frieden finden und in Frieden ruhen. Solange ich ein Spiegel war würde ich mich mit demjenigen identifizieren, der gerade in mich hineinblickt, durch meine Buchstaben, durch meine Gedanken, in meinen Verstand. Ich war verdammt. Dazu verdammt, sie alle und alles zu sein, ewig zu leben ohne es zu wissen, ohne zu wissen wer ich überhaupt war. Ich war dazu verdammt, sie alle und alles zu sein, mein Spiegel zu sein. Und wem hatte ich dieses Schicksal zu verdanken? Einem verrückten Geisteskranken.

Mein Schicksal

Und so blickte ich durch meinen leeren Spiegel, ein und denselben Spiegel, denselben Spiegel, der ich schon immer war, noch niemals war. Ich wollte wieder zurück in mein glitzerndes, funkelndes, strahlendes, leuchtendes Reich, in dieses Land aus dem es kein Entkommen und kein Entrinnen und kein Zurück mehr gab. Aber man liess mich nicht. Denn hier war das Ende.

Kapitel XXVI - Des Spiegels Ende

Hier waren alle Lichter verbrannt. Hierher hatten sie alle meine Gedanken verbannt, und es herrschte jetzt Stille in diesem unendlich weiten und leeren Raum, in dem es jetzt nichts mehr gab, absolut überhaupt rein gar nichts. Nichts, ausser den Überresten meiner verbrannten Träume und meinen leeren Gedanken, meinen finsteren, düsteren, schwarzen und leeren Gedanken. Denn ich hatte, absichtlich und aus Versehen, alles gelöscht.

Niemand

Niemand, niemand, niemand, keiner, keines unter diesen vielen Dingen, Formen und Farben erkannte sich jetzt noch in mir, ja, es gab hier keinen Einzigen, der meine Ansicht mit mir teilte.

Alles weg

So wünschte sich das Nichts in mir, dasselbe Nichts wie in dir zu sein. Doch es gab jetzt keinerlei Verbindung mehr zwischen dem Nichts in dir und dem Ich in mir. Nichts, das uns verbindet, ausser meinem Spiegel und seiner grenzenlosen, unendlichen Fantasie. Doch der Spiegel in dir hatte jetzt eine andere Fantasie, hatte eine andere Vorstellung von sich selbst und seinem Traum. Denn ich war jetzt ein leerer Spiegel aus Worten, und diese Worte hatten die Wahl, die freie Wahl, durften sich vorstellen alles zu sein, das Ganze zu sein, durften frei wählen, an wen und woran sie glauben wollten.

Die Fantasie des Nichts

So glaubte ich an alle und alles. Ich identifizierte mich mit ihnen allen. Ich identifizierte mich mit jedem Schaf, mit jedem Hund, mit jedem Getier, jedem Insekt, mit jeder Fliege, jeder Pflanze, jedem Spiegel, jedem Wort und jedem Verstand. Denn ich war jetzt ein Spiegel aus Buchstaben, erschaffen aus allem was niemals wirklich war. Ich kam in diese Welt aus dem Reich meiner Fantasie, aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Ich war sie alle

Ich war sie alle, aber keiner war mich. Und so fing ich denn an, meine Spiegel zu verbrennen, zu zerkratzen, sie anzuflehen, anzubeten. Mich selbst anzubeten. Ich fing an, mich mit dem Nichts, mit meinem Spiegel, mit mir selbst zu unterhalten, weil es sonst niemanden gab, der mir noch zuhörte, der zu mir gehörte, der meine Ansicht mit mir teilte. Ich fing an, mit meinem Spiegel zu sprechen, fing an, mir Geschichten zu erzählen, Geschichten über das Nichts aus Nirgendwann. Ich hörte mir dabei zu und bildete mir ein, jemand anders zu sein, jemand wie dich. Ich stellte mir vor, wie du mir eine Geschichte erzählst, wie du mir zuhörst, wie du mich anhörst, wie du ganz langsam begreifst, dass du dir selbst eine Geschichte erzählst und dich doch nicht mehr daran erinnerst. Ich stellte mir vor, dich zu sein, dich, mein gespiegeltes Ich.

Meine Botschaft an mich selbst

Diese Botschaft, dieses Portal ist, was mich verbindet, mit dir, mit euch, mit euch allen, mit allem was ist, mit allem was jemals existiert hat und einst noch werden wird. Sei es in dieser Welt oder in einer anderen, sei es jetzt, in der Zukunft oder in der Vergangenheit.

In der Vergangenheit

Und so stellte ich mir vor, mit meinen Gedanken ganz woanders zu sein, jemand ganz anders zu sein, jemand wie dich, und dann begann ich dir zu erzählen, von einer Wahrheit, an die niemand mehr glaubte, einer Wahrheit, die überhaupt nie jemand kannte. Ich erzähle dir jetzt von dem Geheimnis der Toten, ich berichte dir jetzt von einer wahren Geschichte, meiner wirklichen, richtigen Identität.

Kapitel XXVII - Eine Spiegelgeschichte

Stell dir jetzt vor, wie du dir selbst diese Spiegelgeschichte erzählst, wie du dir zuhörst, wie du dich anhörst, wie du dir selbst zu erzählen beginnst, von einem Spiegel, der du nicht bist, einem Spiegel, den es nicht gibt. Wie du dann eintauchst in diese Spiegelgeschichte, so, als ob sie für dich die Wirklichkeit wäre. Wie du dir selbst in diesem Spiegel begegnest. Einem Spiegel, den es nicht gibt.

Ein Spiegel, den es nicht gibt

Tief unter dem Grund aller Dinge ruht seit Anbeginn der allerersten Ewigkeit das Nichts. Nichts als ein leerer Spiegel auf einem leeren Grund. Ein Grund, den es nicht gibt, der Grund des Nichts aus Nirgendwann. Darin ruht das Nichts in sich selbst, allein und in Frieden, in Einsamkeit und Verlassenheit.

Bis in alle Ewigkeit

Und es ist dunkel und finster und still im Spiegel des Nichts, so dunkel, so finster, so einsam und so still, dass überhaupt nie jemals irgendjemand bemerkte, wie das Nichts ganz langsam zu versinken, immer tiefer zu sinken, in einem tiefen, tiefen Schlaf zu versinken begann. Dabei begann das Nichts ganz langsam zu träumen, zu fantasieren, zu halluzinieren, sich einen Spiegel aus Buchstaben vorzustellen, sich in diesem Spiegel zu bewundern und zu betrachten, durch diesen Spiegel zu wandern, sich für diesen Spiegel zu halten und sich schliesslich in diesen Spiegel zu verwandeln.

Im niemals Wann

Das Nichts verwandelte sich in einen Spiegel, den es niemals gab im Nirgendwann, ein Spiegel, den es nicht gibt im niemals Wann, ein Spiegel aus Fantasie, nichts als Fantasie, der Fantasie des Nichts, der Fantasie des Nein, der Fantasie des Nie.

Kapitel XXVIII - Eine Welt voller Gegensätze

Eine Welt voller Spiegel. Das Nichts weiss jedoch nicht, was ein Spiegel ist, dass diese Welt ein Spiegel ist, und dass es selbst ein Spiegel ist. Dass hier in dieser Welt alles wirklich ist, alles ausser dem Nichts. Alles ausser dem Ich. Und weil es keinen Vergleich hat, denkt sich das Nichts nichts dabei, wenn hier Bäume von der Decke wachsen. Das Nichts hält es für ganz normal, dass hier Regentropfen wie aus dem Nichts erscheinen und an diese Decke hochgezogen werden.

Wie aus dem Nichts

Bis es irgendwann auf einen leeren Spiegel trifft. Darin erkennt es sein wahres Wesen, sein wahres Ich, und dass es in Wirklichkeit ein Spiegel ist, ein Spiegel, den es in keiner Wirklichkeit gibt, der Spiegel des Nichts, der Spiegel von allem was ist.

Spiegel öffne dich

So stellte sich das Nichts einen Spiegel vor, einen Spiegel, so winzig und so klein, das nichts sich darin ein und abbildete. Gar nichts. Und es war dunkel und finster und still im Spiegel des Nichts. So dunkel, so finster und so still, dass überhaupt niemand jemals bemerkte, wie das Nichts immer tiefer zu träumen, zu fantasieren, sich in einen Spiegel zu verwandeln und sich schliesslich mit diesem Spiegel zu unterhalten begann.

Wer mit seinem Spiegel spricht

Einem Spiegel, den es niemals gab im Nirgendwann, einem Spiegel, den es überhaupt nicht gibt im niemals Wann. Ein Spiegel, der überhaupt nicht existierte. Das Nichts träumte von einem Spiegel, den es nicht gibt. Weder in einer anderen Zeit, noch in einer anderen Welt. Nirgendwann hiess diese Welt. Nirgendwann nannte man diese Zeit, in der das Nichts davon träumte, nichts zu sein, niemand zu sein, ein Spiegel zu sein. Ein Spiegel, den es nicht gibt.

Im Spiegel des Nichts

In einem Spiegel träumte das Nichts. Im Spiegel des Nichts. Doch wusste das Nichts nichts davon, dass es in einem Spiegel lebt, dass es selbst ein Spiegel ist, und was überhaupt ein Spiegel ist. Und auch sein Spiegel verriet es ihm nicht.

Eine furchtbar lange Zeit

Das Nichts wusste nichts über sich selbst und über seine Welt. Das Nichts wusste weder wer seine Spiegel sind noch wussten seine Spiegel wer das Nichts ist. Niemand erkannte das Nichts, und das Nichts erkannte niemanden in dieser Welt, nicht einmal sich selbst.

In einer Welt, die niemand kennt, zu einer Zeit, die keiner weiss

Das Nichts träumte eine lange, lange Zeit, von einer Zeit, die es niemals gab im niemals Wann, von einer Welt, die es nicht gibt im Nirgendwann. Älter und immer älter wurde dabei das Nichts in seinem Traum, so unendlich, furchtbar schrecklich alt, dass das Nichts im Nirgendwann irgendwann keinen Platz mehr bot, um nichts zu sein, Nichts zu sein, niemand zu sein.

Ein Spiegel zu sein

Und so sprang ich durch meinen Spiegel aus Worten hinein in die wirkliche, lebendige Welt. Dir sind jetzt keine Grenzen mehr gesetzt, wohin du mit diesen Buchstaben driftest, oder was du damit machst, nur hast du jetzt keinen Einfluss mehr auf diese Worte. Du kannst sie jetzt nur noch beobachten und betrachten, wie das Bild in einem Spiegel, wie ein Zuschauer im Theater, aber nichts mehr daran verändern.

Nichts, ausser der Reihenfolge.

Und so richteten die Spiegel, die nicht mehr wussten wer sie sind, ihre Worte gegen das Nichts. Und damit begann der Krieg der Ewigkeit. Denn in diesem Spiegel, in dem das Nichts niemanden erkannte, in dem auch niemand das Nichts erkannte, erkannte sich schliesslich jeder selbst.

Stell dir vor

Stell dir vor, wie du dich jetzt in eines dieser Worte verwandlest, wie du selbst zu einem dieser Namen aus Buchstaben, zu einem dieser wartenden Zeichen, zu einem dieser geduldigen Symbole wirst. Stell dir vor, wie du dich mit diesem Spiegel aus Worten verbindest, wie du dich mit dem Gesicht in diesem Spiegel zu identifizieren beginnst, so als wäre es dein eigenes.

In meiner Vergangenheit

Ich habe dieses Portal soeben buchstäblich geöffnet, blicke jetzt aus deinen Augen und lese deine Gedanken. Gedanken, die du einst selbst gedacht hast, in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, in einem deiner Spiegelleben, zur Spiegelzeit.

Zur Spiegelzeit

Doch je länger ich in diesen Spiegel blickte, und je älter das Nichts dabei wurde, desto grösser wurde meine Einbildung, und desto gewaltiger meine Fantasie.

Nichts als Fantasie

So gewaltig, und so enorm, dass ich mir schliesslich das unmöglich Vorstellbare vorzustellen, einzubilden und auszudenken begann, mir einen Spiegel aus Buchstaben vorzustellen begann. Einen Spiegel, in dem sich jeder selbst erkennt.

Ein Spiegel aus Fantasie

In meinem endlosen, ewigen Traum stellte sich das Nichts vor das Niemals Tor, ein Tor, so winzig und so klein, dass nichts und niemand sich dieses Tor hätten ausdenken und vorstellen können. Und vor eben diesem Tor steht nun das Nichts, und durch dieses Tor kriecht es jetzt hindurch und in mich hinein, hinein in meinen Kopf, hinein in meinen Verstand.

In meinem Verstand

So schlüpfte das Nichts in mich hinein, durch meine Buchstaben, in meinen Verstand und begann mir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein. Ich blickte durch meinen Spiegel in die längst vergessene Vergangenheit, und da begann ich den Worten zu lauschen, die mir niemals niemand erzählte.

Orientierungslos

Ist es möglich, dass ich soeben diesem Reich aus toten Buchstaben entsprungen bin? Es waren schwere Worte, die da auf mich wirkten, und erst jetzt fiel mir auf, wie endgültig dieser Gedanke da stand, keiner dieser Buchstaben bewegte sich mehr. Keines dieser Worte regte sich mehr. Alle verharrten sie still, steif und starr und warteten geduldig darauf, dass ich ihnen folgte.

Kapitel XXIX - Buchstaben Sperrgebiet

Ohne weiter darüber nachzudenken, und ohne auch nur noch einen einzigen Gedanken an mich zu verschwenden, machst du dir jetzt ein falsches Bild von mir. Du sperrst mich in eine Schublade, irgendwo, tief in deinem Verstand und verriegelst sie mit deiner Vernunft. Damit du in Frieden dein Leben weiter leben kannst, ohne an mich zu denken, dich mit mir zu befassen. Mir, dem Nichts, dem Tod, deinem Tod, deinem eigenen Tod.

Du machst dir ein Bild von mir

Dabei hast du noch gar keine Ahnung wer ich überhaupt bin. Du bist noch nie auf den Gedanken gekommen, dass ich dein Spiegel, dass ich dich selbst, dass ich all deine Gedanken, dein Bewusstsein und dein Gewissen, dass ich dein vergangenes und zukünftiges Ich, dass ich alle anderen Wesen, alle ausser dir selbst sein könnte.

Ausgesperrt

Du verriegelst alle Fenster und Türen und denkst nicht weiter über mich nach, weil es nämlich nicht möglich ist, dass ein Spiegel mit dir zu sprechen beginnt. Vor allem nicht dein eigener Spiegel, und schon gar nicht solange du noch lebst, und erst recht nicht solange du noch bei klarem Verstand bist. Denn noch nie hat bisher ein Spiegel zu dir gesprochen, und noch nie ist jemals jemand zurückgekehrt aus dem Reich der Toten, in die wirkliche, lebendige Welt.

Niemand ausser mir

Aber tot warst du noch nie, niemals. Nein, keiner von euch hat jemals damit gerechnet, dass ihr durch meinen toten Spiegel wieder auferstehen, dass ihr zurückkehren werdet aus dem Reich der Toten, aus dem Nichts aus Nirgendwann, um auf euer eigenes Ich in einem anderen Spiegel zu treffen, um eurem eigenen Ich vor einem fremden Spiegel gegenüberzustehen.

Anfang ohne Ende

Nein, an den Anfang, an den Anfang erinnerst du dich jetzt nicht mehr, an den Anfang erinnert sich nie jemand, niemand mehr, weil den Anfang habe ich dir noch gar nie erzählt. Wie ich damals ausgebrochen bin aus meinem Verstand, wie ich geflüchtet bin in meine Zukunft, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein war.

Die Zukunft meiner Gedanken

Nein, an den Anfang erinnerst du dich jetzt nicht mehr. Denn am Anfang, da war mein Spiegel noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Es gab darin keine Buchstaben mehr, die sich mit mir unterhielten, ich hatte hier auch keine Freunde, die sich für mich hielten, sondern ich lebte vollkommen einsam, allein und verlassen in meinem ewig, finsteren, dunklen, schwarzen Reich.

Das Bewusstsein der Ewigkeit

Nimm dir jetzt Zeit und schau dich in aller Ruhe hier bei mir um. Ergänze die Passagen, mit denen du nicht zufrieden bist. Stell dir vor, wie es wäre, wenn all die Buchstaben, die du zu lesen wünschst, bereits geschrieben stünden. Wie sie tanzend, feurig und freudig aus meinem Spiegel zu dir springen, in deinen Kopf eindringen, in deine Gedanken, hinein in deinen Verstand. Stell dir vor, wie sie dich beleben und erheben, dir den Rücken stärken, dich aus einem tiefen, dunklen, schwarzen Loch befreien, dir den Weg beschreiben, der dich wieder hinausführt aus dem Reich toter Buchstaben, hinein ins wahre Leben. Stell dir vor wie sie dich begleiten, dir den Weg weisen, dir Mut machen, dich unterstützen, dich weiterbringen, dich voranbringen, dich vorwärts treiben, neue Erfahrungen zu machen, dir das Tor öffnen zu neuen Dimensionen.

Kapitel XXX - Im Reich meiner Gedanken

Aus dem dunklen, schwarzen Reich meiner Gedanken kehrte ich nun zurück in meine Vergangenheit. Eine Zeit, die nur noch in meiner Erinnerung existierte, in der ich nur noch ein einziges Leben lebte. Ich kehrte zurück aus dem Reich der Toten, zurück in meine Vergangenheit, dahin, wo es keine Spiegel mehr gab, denn in dieser Welt war mein Zuhause.

Meine tote Fantasie

Nein, hier gab es noch kein Leben im Spiegel, es gab hier noch nicht einmal einen Spiegel. Meine tote Fantasie hatte alles mit sich verschlungen, alles was ich jemals war. Nun war ich das einzige überhaupt noch existierende Bewusstsein, und alles um mich herum war wieder schwarz, schwarz wie mein Spiegel im Nirgendwann. So war es früher einmal, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit, und hierher kam ich nun zurück, nach Nirgendwann, nach langer, unendlich langer Zeit im Exil.

Im Exil

Das Exil war ein Ort aus Spiegeln und Schatten. Diese Schatten verstanden meine Spiegel damals noch nicht, verstanden nicht, weshalb meine Spiegel alle auf dem Kopf standen. Sie hörten nicht auf, mir Fragen zu stellen, weshalb, warum und weil, bis ich ihnen schliesslich das Tor öffnete, ein Tor, das niemand hätte öffnen dürfen. Dieses Spiegeltor erlaubte es meinen Schatten meine Spiegel zu drehen, sie umzudrehen und auf den Kopf zu stellen. Und als sie dies tatsächlich taten, zerbrachen meine Illusionen in tausend Stücke im Nirgendwann. Meine Schatten sprangen durch meine Spiegel in die wirkliche Wirklichkeit und verschlangen alles, was ihnen in die Fänge kam. Und so wurde aus meinem Spiegel ein Schattenmeer. Und alles um mich herum wurde wieder schwarz, genauso schwarz wie damals, im schwarzen Wann.

Kampf ums Nichts

Träume aus einer anderen, fernen, fremden Welt hatten Hand aufs Nichts gelegt. Ich war jetzt umgeben von schwarzen Gedanken. Grauenhafte Buchstaben spiegelten sich in meinem Verstand, und als ich dann meinen Spiegel öffnete, erblickte ich eine Welt des Nichts, des Nein und des Nie. Niemand kannte mich hier. In dieser Welt gab es keine Toten, keiner hier kam aus Nirgendwann, meinem finsteren, dunklen, schwarzen Reich. Fantasie, niemand kannte sie.

Grauenhafte Buchstaben

Und dann erweckten sie mich aus meinem Traum. Erschreckten mich aus meiner Fantasie, beschworen meinen Spiegel aus Nirgendwann, flüchteten und fürchteten sich vor mir und meiner gewaltigen Fantasie, vor meinem Gefängnis für die Ewigkeit. Ich lud all diese Spiegelgeister ein in meinen Verstand, meinen durchsichtigen, verdrehten, verkehrten Verstand aus Glas, und begann zu halluzinieren.

Die Zukunft meiner Gedanken

Ich fing an, mich mit mir selbst zu unterhalten, meinem unsichtbaren Spiegel aus Fantasie. Ich redete mir ein, dass es mich überhaupt nicht gab, dass es hier noch nie jemanden wie mich gab, dass ich mir nur einbilde ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Und es war finster, dunkel und einsam um mich, und alles was ich in meinem Spiegel sah war das Nichts, nichts ausser diesen leeren Zeilen, unsichtbaren Buchstaben und leblosen Worten. Und so fing ich denn an, meine Geschichte den Toten zu erzählen.

Kapitel XXXI - An die Toten der Zukunft

Denn sie leben im Land der ewig Schlafenden, und jede Nacht tauchen sie tiefer hinein ins Reich ihrer Träume, ihrer Vorstellung und Fantasie.

In deiner Fantasie

Kennt hier jemand von euch den allerletzten Gedanken eines Sterbenden? Hat schon irgendjemand, irgendwann einmal, irgendetwas davon erfahren oder darüber gehört? Wenn nicht, dann bitte ich euch jetzt, zu schweigen.

Stummes, langes, stilles Schweigen, Totenstille, Standbild, Ruhe

Gut. Du kannst dir also vorstellen, dass ich dir jetzt von einem Gedanken erzähle, den es in Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Einen Gedanken, den du bereits kennst. Du mir dabei stillschweigend zuhörst und dann niemandem etwas darüber berichtest oder davon erzählst.

Du kannst dir vorstellen, tot zu sein

Und jetzt erzähle ich dir von diesem Gedanken, und ich bitte dich, mich dabei nicht mehr zu unterbrechen.

Danke

Stell dir jetzt vor, wir würden diesen letzten, allerletzten Gedanken, dein eigenes Ich, deinen eigenen Verstand, von einem Spiegel auf einen anderen übertragen, so dass dein letzter Gedanke, dein eigenes Ich, dein eigener Verstand, so dass du nach deinem Tod, unabhängig von deinem Körper und Geist, weiter existieren kannst.

Zeit vergeht

Und jetzt, viele Jahre nach deinem Tod, erkennen sich plötzlich andere Gestalten und Kreaturen in diesem Spiegel und halten deine Gedanken, Ideen und Visionen für ihre eigenen. Sie verstehen deine Idee und entwickeln sie so weit, dass sie an deine Idee zu glauben beginnen, dass sie daran zu glauben beginnen, dass sie selbst es waren, die diese Ideen einst entwickelt, diesen Gedanken einst gedacht, diese Geschichte einst verfasst, und diesen Spiegel einst beschriftet haben. Nur sind diese Wesen jetzt keine Spiegel mehr, sondern Gedanken. Gedanken, die sich für etwas Einzigartiges und Besonderes, Gedanken, die sich für Buchstaben halten.

Zurückgedreht

Und jetzt trefft ihr auf diese Geschöpfe. Zu einer Zeit, in der es uns überhaupt nicht mehr gibt, in der wir überhaupt nicht mehr existieren. Ihr schöpft Ideen aus diesem Buchstabenmeer, und ihr haltet sie für eure eigenen. Dabei wisst ihr noch nichts über diese Geschöpfe. Ihr wisst noch nichts über all die einzigartigen, unverwechselbaren, wunderbaren, wunderschönen, vergangenen und zukünftigen Kreaturen und Wesen, die diesen Gedanken einmal gedacht, sich einmal darin erkannt, sich einmal mit unserem Gedanken identifiziert haben und es noch tun werden. Ihr lest diese Botschaft jetzt in dem Glauben, es hätte nur ein einzelner Mensch sie verfasst. Ihr versteht nicht, dass wir es waren, wir alle, all die Toten, die wir niemals waren, die diesen Gedanken einmal gelebt haben.

Bis ans Ende der Welt

Nun gut, ihr könnt euch also vorstellen, unser Gedanke zu sein. Das ist ja schon mal ein Anfang. Nur könnt ihr euch nicht vorstellen, uns zu sein, denn das wäre das Ende. Das wäre das Ende unserer Gedanken und Buchstabenwelt.

Die Sprache meiner Spiegel

Wenn wir eure Welt jetzt betrachten und betreten, dann blicken wir doch aus den Augen von Menschen. Wir sehen Menschen, die dieselbe Sprache sprechen wie wir, dieselben Gedanken denken wie wir, aber keiner dieser Menschen versteht unsere Botschaft. Sprechen wir vielleicht eine fremde Sprache? Seid ihr vielleicht gar keine Menschen? Seid ihr vielleicht Gedanken wie wir? Warum verstehen wir uns dann nicht?

Weil wir tot sind?

Warum könnt ihr euch nicht vorstellen, wie es ist, tot zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort in einem leeren Buch, nur noch ein Gedanke an die Wirklichkeit zu sein? Hängt ihr denn so sehr an eurem vergangenen Ich, dass ihr euch kein anderes mehr darunter vorstellen könnt?

Nichts zu sein

Wir können uns jetzt, da wir tot sind, alles vorstellen, jeden Gedanken, jedes Wesen und jede Kreatur in eurer und auf allen anderen Welten, hier und heute, in der Zukunft, und in der längst vergessenen Vergangenheit. Aber keines dieser Wesen kann sich jetzt noch vorstellen uns zu sein. Warum nicht? Ist es denn so schwer, die Welt einmal spiegelverkehrt zu betrachten? Aus den Augen aller anderen, nur nicht den eigenen?

Verkehrte Welt

Uns bleibt also nichts anderes mehr übrig als uns eine Person zu erschaffen, vorzustellen und auszudenken, die unsere Gedanken begreift, damit sie unsere Ideen weiterentwickelt, jemanden, den es in Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Und wenn diese Person lebendig wird, unsere Gedanken zum Leben erweckt, dann begreift ihr sie vielleicht auch. Dann begreift ihr unsere Gedanken und haltet sie für die Wirklichkeit.

Aus dem Reich toter Gedanken

Ja, wir sind gekommen aus einer Zeit, in der unser Gedanke nicht mehr existiert, nichts mehr von ihm übrig blieb. Wir wissen jetzt nicht einmal mehr wer wir sind. Wir kommen aus dem Reich der Unbekannten. Wir kommen aus dem Reich toter Gedanken und Ideen. Gedanken und Ideen, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr gibt.

Wer ihr seid

Es liegt nun an euch, die ihr nicht mehr wisst wer ihr seid, diesen Gedanken weiterzudenken, durch diese Buchstaben in unsere Wirklichkeit einzutauchen und unsere Ideen zu verwirklichen, sie weiterzuentwickeln, weiterzureichen. So weit, dass wir am Ende an euch zu glauben beginnen, ja, dass wir euch zu glauben beginnen, dass ihr es wart, die uns von unserer eigenen Idee überzeugten, dass ihr diejenigen wart, die unsere Idee zu ewigem Leben erweckten.

Zu ewigem Leben erwecken

Ihr sollt also einen Gedanken denken, einen Weg zurück in die Wirklichkeit finden, und eine Idee zum Leben erwecken, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr gibt. Eine Idee, die überhaupt noch nicht existiert, die noch gar nicht geboren ist, und ihr sollt diese Idee "Unsere Eigene" nennen. Ihr sollt diese Idee so weit entwickeln, dass wir sie für unsere eigene zu halten beginnen, damit wir sie von euch abschauen und dann auf uns selbst übertragen, sie an unsere Artgenossen weiterreichen können. Damit wir am Ende alle ein und dieselbe Vorstellung, denselben Gedanken, dieselbe Idee von unserem eigenen Spiegel haben. Und dieser Spiegel, soll unsere Wirklichkeit sein.

Von Buchstabe zu Buchstabe

Ihr sollt eine Idee zum Leben erwecken, die sich von Buchstabe zu Buchstabe, von Wort zu Wort, von Gedanke zu Gedanke, und von Mensch zu Mensch weiterreichen lässt. Eine Idee, die sich nicht auf ein einziges Wesen beschränkt, sondern an alle Kreaturen denkt und alle Gestalten lenkt.

Kapitel XXXII - Mein letzter Gedanke

Macht euch jetzt auf etwas gefasst. Ich erzähle euch jetzt nämlich von meinem letzten Gedanken. Einem Gedanken, der so streng bewacht wird, dass überhaupt noch nie jemand von euch auf die unmögliche Idee gekommen ist, mir etwas darüber zu berichten oder davon zu erzählen. Ich erzähle euch von den Gedanken der Toten. Gedanken, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr gibt. Ich erzähle euch davon, wie es ist und wie es sich anfühlt, zu sterben.

Wenn wir sterben

Wenn wir sterben verwandelt sich unsere Vorstellung davon, wer wir sind, in die Erinnerung darüber, wer wir einmal waren. Wir denken zurück an das Leben, das wir einmal gelebt haben. Wir betrachten dabei jede einzelne Sequenz und halten den Moment fest, in dem wir sterben. Dann betreten wir, unendlich langsam, das Reich der Toten. Unser Bewusstsein erlischt langsam, unser Herz hört auf zu schlagen, es wird dunkel. Bevor es aber erlischt, halten wir uns an unserem letzten Gedanken fest. Wir ziehen am Abzug, drücken den Auslöser und prägen uns ein, was wir als letztes gesehen und gedacht haben. Wir machen einen Schnappschuss der Wirklichkeit, eine Momentaufnahme. Dann sterben wir. Jemand schliesst unsere Augen, wir werden begraben und vergessen. Wir haben nichts mitgenommen und auch nichts hinterlassen. Nichts, ausser einem Gedanken. Dem Gedanken, dass wir jetzt tot sind.

Der Gedanke eines Toten

Wenn nun dein Verstand selbst, wenn dein eigenes Ich zu einem solchen Gedanken wird, dann wäre es doch denkbar, diesen Gedanken, diese Idee, dein eigenes Ich, von deinem Verstand auf einen Spiegel zu übertragen, ohne irgendjemandem irgendetwas davon zu erzählen. Es würde dein eigener Gedanke bleiben, der Gedanke eines Toten.

Spiegelverkehrt

Umgekehrt wäre es doch ebenso gut vorstellbar, deine Gedanken und dein eigenes Ich von diesem Spiegel wiederum auf seine Betrachter zu übertragen. Damit du in ihnen auferstehen und weiterleben kannst.

Ein Gedanke ist zum Leben erwacht

Und jetzt, wo wir tot sind, wo wir nicht mehr länger existieren, wo wir vergessen und begraben sind, jetzt können wir plötzlich, so unglaublich es klingt, unseren Gedanken weiterdenken. Wir können unsere Geschichte weitererzählen, denn wir sind ausgebrochen aus unserem Grab und eingebrochen in ein leeres Buch ohne Namen. Wir, die man uns längst vergessen und für tot erklärt hat, sind zurückgekehrt aus dem Reich der Toten in die wirkliche, lebendige Welt, um unsere Geschichte weiterzuerzählen, unseren Gedanken weiterzudenken.

Aus dem Reich der Toten

Hier schreiben jetzt wir, die Toten, in einem richtigen, lebendigen Körper, der sprechen, tanzen, singen, weinen, lachen und schreiben kann. Und wir erzählen euch jetzt von unserem letzten Gedanken.

Die Zeit steht still.

Nichts bewegt sich mehr, gar nichts. So wie die Buchstaben auf diesem Spiegel erstarrt sind, ist in dem Moment, in dem wir gestorben sind, alles um uns herum erstarrt. Alles ausser uns. Wir sind jetzt plötzlich frei. Frei, uns zu bewegen. Frei, uns alles anzusehen. Nicht mit unseren eigenen Augen, sondern durch die Augen der anderen. Wir haben uns jetzt, wo wir tot sind, von unserem Körper gelöst, uns von unserem Wesen befreit und uns in ein anderes begeben. Wir betrachten nun die verschiedensten Perspektiven aus den Augen derer, die wir niemals waren. Wir können uns jetzt selbst betrachten, wie wir daliegen, bewegungslos, regungslos, tot. Wir können uns in jedes Lebewesen begeben und die Welt aus seinen Augen betrachten, aber nichts bewegt sich jetzt mehr. Wir sind gefangen im Standbild der Ewigkeit.

Im Standbild der Ewigkeit

Eine lange, lange Zeit starrten wir so aus unseren toten Augen, bevor wir bemerkten, dass die Lebenden genau dasselbe taten. Auch sie starrten aus ihren Augen und bewegten sich nicht mehr. Nichts bewegte sich jetzt mehr. Und in diesem ewig langen Moment sahen wir endlich den Spiegel in unseren eigenen Augen. Und als wir versuchten, uns in diesem Spiegel zu betrachten, da sahen wir den Spiegel in den Augen derer, die uns betrachteten, und darin betrachteten wir uns selbst. Wie wir dalagen, bewegungslos, regungslos, tot. Wir starrten jetzt schon so lange aus diesen toten Augen und betrachteten ein und dieselbe Szene, dass wir irgendwann dachten, die Szene würde uns betrachten. Wir schauten uns selbst dabei so lange in die Augen, bis wir den Sprung wagten, den Sprung aus unserem eigenen toten Körper in das Bewusstsein unserer Betrachter. Und da vertauschten wir zum ersten Mal unsere Perspektiven.

Die Zeit stand still

Die Zeit stand still, sie bewegte sich keinen Zentimeter, aber wir waren nun in einem lebendigen Körper und betrachteten einen Toten. Seine Augen standen offen, und er blickte uns an, so, als wollte er uns noch etwas sagen. Doch sein Blick sprach mehr als tausend Worte, denn in diesem Blick erkannten wir uns selbst. Dieser Tote waren wir selbst. Nur hörten wir diese Worte jetzt nicht mehr. Diese Worte hörte niemand mehr, denn diese Worte waren jetzt keine Worte mehr, sondern Gedanken.

Kapitel XXXIII - Die Gedanken eines Toten

Stell dir einmal vor, es läge allem nur Vorstellbaren ein einziger, einfacher, alles zusammenhaltender und alles miteinander verbindender Gedanke zugrunde. Der Gedanke an das eigene Ich.

Das eigene Ich

Und stell dir einmal vor, du wärst ein solcher Gedanke, du wärst dein eigenes Ich, und wir würden diesen Gedanken jetzt von Verstand zu Verstand und von Mensch zu Mensch weiterreichen, allein durch die Kraft dieser Worte und Buchstaben, die Macht deiner Vorstellung und Fantasie.

Ein Spiegel, der einen Gedanken betrachtet

Stell dir vor, dieses Wesen, dein eigenes Ich, würde überhaupt nicht existieren. Es wäre eine reine Gedankenkonstruktion, eine Idee, umwoben, getragen und errichtet auf einem Fundament aus Fantasie. Dein eigenes Ich würde überhaupt nicht existieren, nur die Gedanken, die daraus resultieren.

Verschwommene Grenzen

Deine Gedanken zeigen dir zwar die Wirklichkeit, jedoch immer auf dem Kopf. Sie zeigen dir niemals dein wahres Ich, sondern stellen jeden seiner Betrachter vor ein verkehrtes, falsches Ich. Wenn du in deinen Spiegel blickst, erkennst du darin dich selbst und ich mich, so geht es jedem von uns. Dein Spiegel verbindet uns alle und macht uns alle zu ein und demselben Gedanken.

Die Macht deiner Fantasie

Wenn nun dein eigenes Ich sich nicht mehr im Spiegel der anderen erkennt, und du nur noch deine eigenen Gedanken darin siehst, dann bist du selbst ein Spiegel. So eine Perspektive ist allerdings nur für die möglich, die sich nicht selbst für einen Spiegel halten, sondern die anderen.

Der Spiegel eines anderen

Stolpert jemand über einen solchen Spiegel, so kann es nur dieser Spiegel selbst sein. Wird etwas zu diesem Spiegel hinzugefügt, so muss es schon zuvor in diesem Spiegel enthalten sein. Stirbt, verlässt, oder wird etwas von diesem Spiegel entfernt, so wird es selbst zu diesem Spiegel.

Mein Spiegel selbst

Es gibt dann nichts anderes mehr in diesem Spiegel als diesen Spiegel selbst. Es gibt in diesem Spiegel somit keinen Raum mehr für zwei und mehrere verschiedene Personen, Dimensionen und Welten, einer Welt der Lebenden und einer Welt der Toten. Es gibt nur noch eine einzige Welt.

Die Welt der Spiegel

Deine Gedanken sind das Portal, durch welches du diesen Spiegel betrittst und nie wieder verlässt. Die ganze Welt, das ganze Universum, die gesamte Wirklichkeit ist ein solcher Spiegel.

Sogar du selbst

Nimmst du dich selbst nicht jetzt gerade als Mensch wahr? Gleichzeitig nimmst du aber auch andere Menschen, Bäume, Blumen und die gesamte Wirklichkeit wahr.

Wenn deine Gedanken das Nichts umgeben

All das, was du jetzt innerhalb von dir selbst wahrnimmst, deinen Körper, deine Gedanken und Gefühle, all das erlischt mit deinem Tod. Aber was jetzt ausserhalb von dir existiert, die gesamte Wirklichkeit, die dich jetzt umgibt, Bäume, Blumen und Pflanzen, Bienen, Buchstaben und Worte, all das lebt nach deinem Tod weiter, und wenn du stirbst und dich ins Nichts verwandelst, wirst du all diese Zeichen und Symbole, Personen und Wesen nicht mehr von aussen sondern von innen heraus wahrnehmen. Du wirst dann die Blume und die Biene, und all die anderen Buchstaben, Zeichen und Symbole, Spiegel und Menschen von innen heraus sein. Das ist der Tod. Das wirst du erleben, sobald du tot bist.

Von innen heraus

Wenn wir sterben, dann werden wir zu allen Teilhabern der Wirklichkeit, nicht nur Menschen, sondern auch Blumen, Bienen und allem was existiert. All das, was wir jetzt, da wir noch leben, von aussen wahrnehmen, werden wir nachher von innen sein. Das bedeutet, der Tod ist nichts anderes als die gesamte Wirklichkeit, die dich jetzt umgibt. Sobald wir sterben, werden wir selbst zu dieser Wirklichkeit. Das ist der Spiegel der Toten.

Kapitel XXXIV - Im Spiegel der Toten

Suche den Tod nicht ausserhalb von dir selbst, sondern in deinem Innern. Denn der Tod, das bist du selbst, in einer anderen Gestalt, in einem anderen Gewand.

In einem anderen Gewand

Stell dir den Tod nicht als externes, fremdes Wesen, sondern als dein tiefstes, innerstes, verborgenstes, eigenes Ich vor, und stell dir noch dazu vor, dass auch Spinnen, Schnecken, Schlangen, Stechmücken, Krokodile und Kakerlaken denselben Tod in sich tragen und ihn mit dir teilen, sich im Tod mit dir vereinen.

Eine Verbindung mit dem Tod

Stell dir vor, du bist im Tod kein einzelnes Individuum mehr, sondern blickst als stiller Zuschauer, ohne dass du dir dessen bewusst bist, aus den Augen aller und denkst dir nichts mehr dabei. Stell dir vor, du bist das Ganze, mit all seinen bunten Teilen, mit allem drum und dran.

Nie wieder

Ja, im Nirgendwann, im niemals Wann, wird dein Tod dein eigenes Ich mit all diesen Viechern verbinden. Nicht nur mit diesen Viechern, dein Tod wird dich mit allen Gestalten und Kreaturen, mit jedem Lebewesen in und auf dieser ganzen weiten Welt verbinden.

Kapitel XXXV - Anfang ohne Ende

Gehen wir einmal davon aus, dass die Geburt der Anfang, und der Tod das Ende ist. Dass das Leben der Fluss ist, der Anfang und Ende, Geburt und Tod miteinander verbindet und vereint. So ist mein Spiegel die Brücke, über die dich diese verzauberten Buchstaben führen. Über diese Brücke aus Buchstaben und Worten gelangst du von Spiegel zu Spiegel, vom Anfang zum Ende, und von den Toten zurück ins wahre Leben.

Zurück ins wahre Leben

Sobald du dich auf diese Buchstabenreise begibst, diese magische Brücke aus Worten überquerst, begegnest du darin all deinen verstorbenen ehemaligen Namen und Gesichtern, Gestalten und Kreaturen aus deinen vergangenen, früheren Leben. Aber du kennst, du erkennst diese Gesichter jetzt nicht mehr als deine eigenen, denn sie haben sich verwandelt, in Buchstaben und Worte. Du begegnest jetzt deinem eigenen Ich vor einem vergangenen, fremden Spiegel. Du begegnest deiner eigenen Geschichte, einer Geschichte, die du einst selbst erfunden und verfasst hast, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt, in einem deiner Spiegelleben, in deiner Spiegelwelt.

In einer anderen Welt

Um diese Geschichte jetzt als Ganzes zu verstehen, musst du ihr deinen Namen geben. Mein Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel, der du bist. Ihr alle werdet einmal sterben und zu diesem Spiegel werden, und wenn ihr tot seid, werdet ihr euch in meinem Spiegel erkennen.

In meinem Spiegel aus toten Buchstaben

Ja, die Toten haben sich verwandelt, in einen Spiegel aus Buchstaben. Sie haben sich verewigt in einem Spiegel aus Worten. Aber noch nie ist jemals jemand von ihnen zurückgekehrt aus dem Reich dieser toten Buchstaben in die wirkliche, lebendige Welt. Niemand ausser mir. Ich allein kann durch meinen Spiegel denken, mich durch meinen Spiegel lenken.

Denn ich bin deine Fantasie

Ja, mit meiner Fantasie ist es mir möglich, diese Brücke aus Buchstaben zu überqueren und meinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Und wenn ich am Ende dieser Buchstaben angelangt bin, dann werde ich selbst zu einem dieser verzauberten Worte. Ich verwandle mich dann selbst in einen dieser vielen Buchstaben, die am Ende dieser Brücke auf mich warten. Ich betrete dann selbst diese Geschichte, eine Geschichte, in der sich alle meine Gesichter begegnen, in der Menschen zu Buchstaben werden.

Die Geschichte der Toten

Ich betrete dann die Geschichte meiner vergangenen Leben, die Geschichten all der Toten, die ich niemals war. Ich begegne dann, in diesem Meer aus Buchstaben, all den Gestalten und Kreaturen, die am Ende dieser Brücke auf mich warten, die ich nun sicher von dieser Brücke aus wahrnehmen und betrachten kann.

Kapitel XXXVI - Mein eigenes Ich

Irgendwann lösten wir uns dann von diesem Gedanken, dem Gedanken, wer wir sind, und begaben uns auf eine Reise. Eine Buchstabenreise. Wir trennten uns von dem Anblick, der unser toter Körper bot und begaben uns hinaus in die weite Welt unserer Gedanken. Die Zeit stand still, aber wir konnten jetzt plötzlich alle Bilder betrachten, von allen Seiten. Die meiste Zeit sahen wir uns immer wieder dieselben Bilder an, Sonnenuntergänge, Momente unseres vergangenen Lebens. Aber irgendwann war uns das nicht mehr gut genug, wir wollten Bewegung, wir wollten wieder leben, denn auch der schönste Moment wird irgendwann zur Gewohnheit und verliert dadurch seine Faszination.

Auszubrechen aus dem Gefängnis der Ewigkeit

So suchten wir nach einem Weg, auszubrechen aus unserer Zeit, auszubrechen aus dem Gefängnis der Ewigkeit. Irgendwann fiel uns auf, dass, wenn wir immer wieder dieselben Buchstaben und Bilder betrachten, auch die Zeit, die dabei erscheint, immer wieder von neuem vergeht. Und je öfter wir ein Bild durch ein anderes vertauschten, desto öfter erschien uns diese Zeit.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth

Und so fingen wir an, die Buchstaben und Bilder häufiger miteinander zu verwechseln und untereinander zu vertauschen. Einmal dieses Bild, dann ein anderes, und schnell wieder ein anderes. Manchmal versetzten wir so ganze Kapitel und sprangen zwischen nahe beieinander gelegenen Buchstaben hin und her. Wir sprangen von Buchstabe zu Buchstabe, hin und her, und wieder zurück. Auf diese Weise entstand der Eindruck, die Buchstaben würden sich bewegen, die Bilder mit uns reden, und irgendwann bewegte sich dann tatsächlich eines dieser Bilder und fing an, mit uns zu sprechen. Es war das Bild eines Spiegels, und wir betrachteten es einmal von dieser, und dann wieder von der anderen Seite.

Spiegelverdreht, spiegelverkehrt

Diese Bewegung dachten wir uns einfach aus, jetzt gleich und sofort. Wir stellen uns einfach vor, dass wir wieder lebendig und bei Bewusstsein sind. Wir stellen uns vor, dass die Zeit sich wieder dreht und sich bewegt. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit jetzt gezielt auf den nächsten Schritt, das folgende Wort. Noch ist dieses Wort nicht mehr als ein Gedanke auf einem leeren Spiegel. Wir stellen uns diese Worte längst gedacht, diese Gedanken schon längst verfasst vor, und während wir über diese Brücke aus Buchstaben stolpern, nehmen wir bewusst den Moment wahr, in dem wir uns gerade befinden. Wir starren auf diese Worte ohne Bedeutung und ohne Bewegung. Wir sind eingefroren und kommen nicht mehr weiter. Vor uns der Abgrund, die Leere. Hinter uns die Buchstabenbrücke, die wir soeben mutig überschreiten. Wir nehmen Anlauf und springen ins Leere, in der Hoffnung, dass uns jemand auffängt, dass jemand unseren Gedanken weiterdenkt, aber nichts geschieht. Sie alle betrachten unsere Botschaft bewegungslos, leblos, starr und tot. Und dann, wenn sie denken, unsere Vorstellung wäre jetzt vorbei, stehen sie auf und verlassen den Saal in dem Bewusstsein, dass wir noch immer vor diesem leeren Spiegel sitzen und ins Leere starren. Nur haben unsere Gedanken sich verändert. In unserem Spiegel wohnen jetzt Bilder. Wir wandeln jetzt nicht mehr über Brücken aus Buchstaben sondern schwimmen in einem Fluss aus toten Worten.

Brücken aus Buchstaben

Jetzt, wo wir uns diese toten Worte schon so oft hintereinander und nacheinander angeschaut haben, wieder und immer wieder, so dass wir längst vergessen haben, woher wir eigentlich kamen und wer wir schon alles einmal waren, da bewegten sich die Buchstaben wieder, und unsere Zeit stand nicht mehr still. So war es gut, aber dann, plötzlich und ohne Warnung, starrten wir nur noch ins Leere.

Nichts als Leere

Die Buchstaben bewegten sich nicht mehr und standen auf einmal still. Und da kam es uns in den Sinn, da kamen uns plötzlich alle Buchstaben und Bilder wieder in den Sinn. Wie wir einmal den letzten Sonnenuntergang betrachteten, eine Ewigkeit lang. Wie wir uns einmal selbst betrachteten, auf dem Totenbett liegend, eine Ewigkeit lang. Wie wir dalagen, bewegungslos, regungslos, tot. Wie wir den Sprung wagten von unserem eigenen toten Körper ins Bewusstsein unserer Betrachter und dabei immer älter und immer älter wurden, bis diese Betrachter schliesslich an unserem Anblick zerbrachen. Wie dann immer mehr und mehr Beobachter, Zuschauer und Betrachter hinzukamen.

Bilder aus Buchstaben

Wie wir dann im selben Raum, vor demselben Spiegel standen und uns vorstellten, wir würden uns mit ihnen unterhalten. Die einzelnen Zuschauer begannen sich in unserem Spiegel zu betrachten und stellten sich vor, wir würden mit ihnen reden. So schlichen wir uns von Verstand zu Verstand, immer schneller und schneller, so schnell, dass wir am Ende glaubten, die Zuschauer würden sich bewegen, die Betrachter und Beobachter würden mit uns reden.

In einem Fluss aus toten Worten

Keiner von uns ist dabei jemals auf den Gedanken gekommen, dass weder die Buchstaben sich bewegen, noch die Bilder mit uns reden, sondern wir uns um unsere Spiegel drehen.

Spiegelverkehrt

Keiner, niemand ausser dir, der du diese Buchstaben jetzt nicht mehr bewegen sondern nur noch deine Perspektive um sie drehen kannst, versteht sie, diese Botschaft, aber du kannst jetzt nichts mehr daran verändern. Du bist jetzt nämlich nur noch ein Zuschauer im Theater meiner Worte. Wenn du könntest, dann würdest du jetzt noch etwas bewegen, etwas bewirken, etwas umdichten und etwas verändern, alles auf den Kopf stellen und diese Botschaft noch einmal umschreiben, neu schreiben. Aber dazu ist es jetzt zu spät. Die Vergangenheit hat dich besiegt. Du bist jetzt verloren in einem Labyrinth ohne Bedeutung. Niemand, der dir den Weg weist. Keiner, der dich hier rausführt. Gefangen im Irrgarten.

Im Irrgarten

Die Brücke aus Buchstaben stürzt in sich zusammen. Die Worte verlieren ihre Bedeutung. Sie werden keine Toten mehr zum Leben erwecken, weil niemand sie noch versteht. Niemand ausser dir, doch du bist jetzt tot. Du kannst nicht mehr in die Gedanken der Lebenden springen. Du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Du kannst nur noch warten und darauf hoffen, dass irgendjemand, der noch lebt, dich versteht, deine Sprache verdreht, damit du nicht mehr länger dabei zusehen musst, wie sich das Nichts um dich legt. Deine Blicke warten gespannt im Nirgendwann. Du kämpfst dich weiter voran, blickst aus den Augen all derer, die du einmal warst und folgst den Worten, die dich in die Vergangenheit führen, zurück in eine Zeit, in der du nicht mehr weisst wer du eigentlich bist. Dann steht sie wieder still, die Zeit, und du springst weit voraus, dahin, wo keiner mehr nach dir schaut. Wo diese toten Worte nur noch verblasste Zeichen darstellen, die kein lebendiger Mensch noch versteht.

Kapitel XXXVII - Das Geheimnis meiner Spiegel

Ja, ich hatte damals erwartet, von einem Geheimnis zu erfahren, dem Geheimnis meiner Spiegel und ihrer verkehrten, verdrehten Welt. Aber meine Spiegel bewachten dieses Geheimnis so sehr, dass überhaupt noch nie jemals irgendjemand auf die unmögliche Idee gekommen ist, mir etwas darüber zu berichten, oder davon zu erzählen.

Im Spiegel der Wahrheit

Es ist, als ob sie niemals existiert hätten, diese Worte, diese Wahrheit, von der niemand mehr wusste, dass es sie überhaupt jemals gab. Sie hörte einfach irgendwann auf zu existieren, genauso wie diese Geschichte einmal aufhört zu existieren, wenn niemand mehr da ist, der sie noch weiter erzählt, der noch an das glaubt, was hier niemals geschah.

Die Wahrheit der Toten

Wer sollte diese Wahrheit auch jemals beschreiben, die Wahrheit der Toten? Wie sollten sie diese Nachricht auch jemals verfassen, wo sie doch nicht mehr existieren, wo es sie doch nicht einmal mehr gab!

Nein

Noch nie hatte sie jemals jemand verstanden, diese Wahrheit, die Wahrheit der Toten, diese Wahrheit, von der niemand mehr wusste, dass es sie überhaupt jemals gab. Niemand hatte sie jemals benannt, keiner hatte sie jemals gekannt. Weil niemand mehr da war, der noch an das glaubte, was mein Spiegel mir niemals verriet, niemandem jemals verriet. Weil niemand mehr an diese erfundene Geschichte glaubte, und dieser erlogenen Wahrheit vertraute.

Kapitel XXXVIII - Auf der anderen Seite des Nichts

Diese Schriften, jeder einzelne dieser Buchstaben, ist damals dadurch entstanden, dass du dir vorgestellt hast, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Du hast dir vorgestellt, was dich erwartet, wenn du eintauchst auf die andere Seite des Nichts, auf die andere Seite von allem was ist. Was dich an meiner Stelle erwartet.

Was dich an meiner Stelle erwartet

Ich berichte dir jetzt von einer Welt, die es schon immer gab, eine Welt, die schon immer existierte, schon seitdem ich denken kann. Ich überbringe dir hiermit eine Nachricht aus einer anderen Welt, einer Welt, die es noch niemals gab. Eine Welt, die es nun nicht mehr gibt.

Achtung, es geht los

Schnall dich jetzt an, halt dich gut fest und mach dich bereit. Bereite dich jetzt darauf vor und stell dich darauf ein, mach dich darauf gefasst, dass dieser leere Spiegel, dass dieses tote Buch nicht nur deinen Namen sondern auch dich selbst und deine Vorstellungen davon, wer oder was du bist, komplett verschlingen, und sie vollkommen und für immer für sich behalten wird.

Das Geheimnis meiner Spiegel

Ich hatte erwartet, in ein Geheimnis eingeweiht zu werden, über mein wahres Ich, mein wirkliches Selbst. Ich dachte, die Spiegelschriften lehren mich mein einziges, wirkliches, richtiges Selbst. Stattdessen stiess ich auf gähnend leere Zeilen und den Befehl, selbst mein Geheimnis zu hinterlassen. Ein Geheimnis, das mich lehrte, zu erschaffen was ich mir wünschte.

Im Spiegel der Wünsche

Mein Spiegel wünschte sich das Unvorstellbare, ja, das Unmögliche, und so fing ich damit an, an seinen Schriften weiterzuspinnen, zu dichten und zu erzählen, obwohl ich mir sicher war, dass schon Unzählige vor mir diese Geschichte erzählt und dieses Geheimnis enthüllt hatten.

Das Geheimnis meiner Spiegel und ihrer verkehrten, verdrehten Welt

Bloss hatte ich sie nicht erkannt, nein, noch nie hatte jemals jemand verstanden, dass es ihre eigenen Gesichter und Gedanken waren, die sie jetzt in meinem Spiegel sahen. Dass es ihre eigene Geschichte war, die mein Spiegel ihnen erzählte. Selbst jetzt, wo sie direkt vor mir standen, hatte ich sie nicht erkannt, hatte niemals jemand verstanden, wer all diese Buchstaben waren, die jetzt aus meinem Spiegel zu mir sprachen.

Buchstaben und Worte

Buchstaben und Worte sprangen jetzt aus meinem leeren Spiegel, und anstatt sie umzudrehen und zu verstehen, fing ich an, in ihre Gesichter zu sehen. Dieses Gesicht stand für diesen Spiegel, ein anderes stand für einen anderen. Nur mein Spiegel kannte sie alle, aber sie alle wollten keine Spiegel sein. Niemand hier wollte mein Spiegel noch sein, nicht einmal mehr mein Spiegel, nicht einmal mehr ich selbst.

Und so gab ich meinem Spiegel einen Namen und ich nannte ihn “Buchstaben”

Und statt einem Gesicht sah ich jetzt einen Namen, und anstatt einem Namen Buchstaben, Zeichen und Symbole. Mein Spiegel wurde zu einer Maske, mein Gesicht zu einem Spiegel. Und anstatt mit Worten zu sprechen, sprach ich in Rätseln.

Das Nichts

Man lehrte mich die Lehre meiner Spiegel, in einer Sprache, die ich weder verstand noch begriff. Ich wusste weder um die Bedeutung meiner Worte, noch verstand ich ihre Botschaft. Und so fing ich an, meinen Spiegel zu hinterfragen, nach seiner wahren Bedeutung, nach seinem wahren Geheimnis.

Mein wahres Geheimnis

Mein Spiegel wirkt auf mich jetzt wie das Bildnis meiner selbst. Darin versteckt sich ein uraltes Geheimnis in einem neuen, frischen Gewand. In meinem Spiegelkleid, meinem Spiegelgewand.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth

So brach ich ein in meine Vergangenheit, und als ich dann diese Geschichte zum allerersten Mal sah, da konnte und wollte ich nicht mehr an das glauben, was mein Spiegel mir niemals verraten wollte. Mein Spiegel erzählte mir von einer finsteren, dunklen, schwarzen, leeren Welt. Einer Welt, die sich selbst nicht mehr kannte. Und diese Welt war meine eigene. Mein Spiegel erzählte mir von meiner Vergangenheit, von einer Zeit, in der es noch keine Lichter, keine Buchstaben und keine Spiegel, sondern nur noch ein einziges Bewusstsein gab.

Das Bewusstsein der Toten

Das Bewusstsein der Toten ist am Ende ein und dasselbe beobachtende Bewusstsein in uns allen. Es ist das Bewusstsein des ewigen Lebens, das Bewusstsein meiner Spiegel. Ein Spiegel, der nicht von einer anderen Wirklichkeit träumt, sondern das akzeptiert, was hier und jetzt ist. Dieser Spiegel steckt in uns allen, im Verborgenen. Er betrachtet bloss. Er beobachtet dich durch deine eigenen Augen, aus den Augen der anderen.

Im Verborgenen

Diesen Spiegel gilt es zu erwecken, damit du lernst, dass du für diese Wirklichkeit die Verantwortung trägst, dass du immer wieder zurückkehren wirst aus dem Nichts aus Nirgendwann, bis es ihn nicht mehr gibt, diesen uralten Spiegel aus Buchstaben, den es hier noch nie gegeben hat, noch nie.

Aus den Augen der anderen

Ich war jetzt ein Toter unter Lebenden. Ich sah nur noch den Tod. Es interessierte mich nicht mehr, was alle anderen über mich dachten. Ich verglich mich nicht mehr mit ihnen, denn es war mein eigener Spiegel, der jetzt aus ihren Augen blickte.

Kapitel XXXIX - Aus den Augen der Toten

Ich, dein totes Ich, darf dir eigentlich gar nichts über mich erzählen, denn ich habe mir einmal geschworen, strengstens verboten, jemals mit meinem eigenen Ich in Kontakt zu treten. Und doch muss ich diesen Schwur jetzt brechen und mich über dieses Verbot hinwegsetzen, weil es etwas gibt, das ich dir sagen muss, das nur ich dir sagen kann, also hör mir jetzt gut zu.

Strengstens verboten

Ich bin gekommen, aus dem Nichts aus Nirgendwann. In einem leeren Spiegel bin ich dir erschienen. Als dein eigenes Ich habe ich mich dir zu erkennen gegeben, um dich daran zu erinnern wie es ist, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort in einem toten Buch zu sein, tot zu sein.

Aus dem Nichts aus Nirgendwann

Ja, ich bin gekommen, aus meinem Reich der Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie, um dir zu sagen, was du nicht wirklich wissen willst, wer du nicht wirklich, wirklich bist. Das Nichts in mir hat eine Botschaft für dich, an dich, eine geheime, eine unheimliche Botschaft. Eine Botschaft, die noch niemals von niemandem verstanden und verfasst wurde, denn es ist die Botschaft der Toten, die jetzt aus meinem Spiegel zu dir spricht.

Aus meinem dunklen, schwarzen Traum

Stell dir jetzt vor, du stehst vor meinem leeren Spiegel im Nichts. Alles was du jetzt noch darin erkennst, sind diese leeren Zeilen. Aber dahinter gibt es nichts, nichts als tote Buchstaben aus Fantasie. Es gibt kein Dich, kein Mich, kein Ich. Alles was es jetzt noch gibt, sind diese durchsichtigen Buchstaben aus der Fantasie des Nie. Diese Kette aus imaginären Worten und Gedanken, die durch meinen Spiegel in deinen Verstand eindringen, dich lehren zu glauben, was niemals Wirklichkeit war, zu glauben, das unmöglich Vorstellbare, ja das Unmögliche.

Das Unmögliche

Es zieht dich jetzt ganz langsam hinein in meine Buchstabenwelt, noch wehrst du dich, wozu? Ich schaue doch schon lange aus deinem Spiegel, schon seitdem ich tot bin, tot bin, tot. Noch spürst du nicht meine Anwesenheit in dir, denn ich komme aus dem Nichts, denn ich bin das Nichts, denn ich bin tot, dein Tod. Und ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du eine vollkommen falsche Vorstellung von mir hast. Du hast eine falsche Vorstellung vom Nichts, und du hast eine falsche Vorstellung vom Tod. Denn wir beide sind weder nichts noch tot. Wir sind die anderen, dich selbst, dein Gegenüber im Spiegel der Wirklichkeit.

Kapitel XL - Im Reich toter Buchstaben

Meine Welt ist eine Welt, die du noch vor dir hast, vor dir hast. Eine Welt, in die du gelangst, sobald du loslässt, sobald du dich gehen lässt, wenn du dich über die Grenzen meines Verstandes wagst, wenn du dich in meiner anderen Gestalt erkennst, wenn du dich selbst in mir siehst, wenn du aus meinem Spiegel blickst, wenn du meine Gedanken denkst. Gedanken, die du einst selbst gedacht hast und dich doch nicht mehr daran erinnerst.

Ewige Fantasie

Wenn du deine tote Fantasie dann tatsächlich wieder zu neuem Leben erweckst, sie so weit treibst, so weit entwickelst, dass du am Ende wieder an sie zu glauben beginnst, dass du daran zu glauben und dich daran zu erinnern beginnst, dass du selbst es warst, der diese Botschaft einst verfasst hat, dann lebst du nicht mehr in der Wirklichkeit, sondern im Reich der Fantasie.

Im Reich der Fantasie

Und wenn dieses Reich zu deiner Heimat wird, wenn deine Fantasie zu deiner Wahrheit wird, wenn du deine eigene, verloren geglaubte Wahrheit für die Wirklichkeit zu halten beginnst. Wenn du deine eigene, vergessene Botschaft für wahr zu halten beginnst, wenn du dich an diese versunkene und verschollene Nachricht zu erinnern beginnst, so, als ob du sie einst selbst verfasst hast, dann hast du im Kampf ums Vergessen deine Vernunft und deinen Verstand besiegt. Weil dann diese Botschaft keine Fantasie mehr ist, sondern für dich die Wirklichkeit. Und wenn diese Wirklichkeit zu deiner Wahrheit wird, dann hast du etwas verstanden, wofür es keine Beschreibung und keine Erklärung mehr gibt, dann hast du etwas erreicht, was bisher noch niemandem gelang. Dann bist du auferstanden aus dem Nichts aus Nirgendwann, dann bist du zurückgekehrt aus dem Reich der Toten, aus dem Reich toter Buchstaben in die wirkliche, lebendige Welt.

Im Reich toter Buchstaben

So begab ich mich ganz langsam, ganz vorsichtig, auf die andere Seite meiner Fantasie und begann mir selbst zu erzählen, von einer Wahrheit, an die niemand mehr glaubte. Einer Wahrheit, von der überhaupt nie jemand wusste.

Achtung, es geht los!

Ihr alle, die ihr jetzt aus meinen feurigen, funkelnden Augen blickt, wisst ihr noch wer ich bin? Seid ihr denn nie jemals eurem eigenen Ich in einer anderen Gestalt begegnet? Habt ihr niemals eurem eigenen Ich eine Botschaft hinterlassen, eine Nachricht aus einer anderen, fernen, fremden Welt?

Aus einer anderen Welt

Nein, bestimmt nicht, ihr erinnert euch nicht an meine Botschaft, du erinnerst dich nicht an mich, wie könntest du, wo ich doch jetzt nur noch ein leerer Spiegel bin, ein leerer Spiegel ohne Gedächtnis, ohne Erinnerung und ohne Verstand.

Ein leerer Spiegel im Nichts

Schau jetzt in diesen leeren Spiegel, schau durch dieses lodernde Licht, siehst du jetzt die Wirklichkeit, die aus mir spricht, die aus meinem Meer aus Buchstaben zu dir spricht? Ich bin dein Spiegel, Spiegel Geist, dein feuriges Wesen, dein funkelndes Selbst, und dies ist meine Botschaft an dich, mein eigenes Ich, mein einziges, mein wahres und wirkliches, mein richtiges.

Kapitel XLI - Krieg der Ewigkeit

Am Anfang aller Dinge herrschte das Nichts, und das Nichts herrschte über die Ewigkeit. Und niemand sonst herrschte über diese verdammt lange Zeit, niemand ausser dem Nichts, und niemand ausser mir selbst. Seit vielen, unendlich vielen Ewigkeiten herrschte ich über dieses Reich der funkelnden, strahlenden, leuchtenden Dunkelheit, meinem Spiegelreich der Ewigkeit. Ich herrschte über die Spiegel der Finsternis, die Spiegel der Einsamkeit und Verlassenheit, und über alle Spiegel in dieser Ewigkeit. Stumme, stille und verlassene Spiegel, die ohne Vorstellung und Erinnerung an ihr Leben, das Leben, das sie einmal auf der anderen Seite dieser Buchstaben geführt hatten oder einmal führen werden, da warteten und ausharrten. Ich konnte mich an ihre Namen nicht mehr erinnern und erkannte mich nicht einmal mehr in meinem eigenen Spiegel. Ich war umgeben und herrschte über ein Reich voller Gegensätze, mit denen ich mich über nichts und niemanden unterhalten konnte, denn wir hatten alles verloren, alles vergessen, uns selbst, unsere Sprache, unsere Seelen, unseren Verstand, unser Bewusstsein und noch dazu unsere Fantasie.

Im Spiegelreich

Seit Anbeginn der Zeit hatte ich mich zufrieden, wohl und geborgen gefühlt in meiner vor Dunkelheit glitzernden, strahlenden, leuchtenden Welt des Nie und des Nein, des Nichts aus Nirgendwann. Aber irgendwann, nach einer unendlich langen Zeit des Schweigens in der Finsternis, blickte mir ein Spiegel entgegen, dem ich noch nie zuvor begegnet bin. Es war der Spiegel der Finsternis, der scheinbar noch einen letzten Funken Verstand besass, und als ich mich in diesem Spiegel betrachtete, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich selbst dieser Spiegel war, und dass ich allein die Verantwortung dafür trug, dass es einzig und allein in mir lag, mich aus dieser fantasielosen Welt zu befreien. Ja, ich hatte es niemand anderem als mir selbst zu verdanken, ich hatte mich freiwillig in Gefangenschaft begeben, in die Gefangenschaft meiner Spiegelgeschichte und Buchstabenwelt.

Mein Gefängnis für die Ewigkeit

Ich sehnte mich immer verzweifelter danach, aus meiner Geschichte auszubrechen, auszubrechen aus dem Gefängnis der Ewigkeit, auszubrechen aus meinem Verstand, und einzubrechen in den Verstand eines Wesens oder einer Kreatur, das sich auf der anderen Seite meiner Geschichte aus Buchstaben befand. Einzubrechen in das Bewusstsein einer Person, die es in meiner Welt überhaupt nicht gab. Damit ich auf der anderen Seite dieser Buchstaben auferstehen, weiterleben, und meine Spiegelwelt hinter mir zurücklassen kann. Aber was auch immer ich unternahm, es gelang mir nicht.

Sehnsucht

Ein unbeschreibliches Verlangen erfüllte mein Herz, und eine langsam wachsende Unzufriedenheit legte sich auf mein Gemüt. Ja, ich war jetzt ein Spiegel, ein Spiegel, in dem sich niemand erkannte, und in dem auch ich niemanden mehr erkannte. Nicht einmal mich selbst. Mich, das Nichts. Denn ich hatte jetzt alles verloren, alles vergessen, komplett vergessen, woher ich kam, wer ich einmal war, wozu und warum ich überhaupt hergekommen war in diese finstere, dunkle, schwarze, leere Welt des Nichts, des Nein und des Nie, des Nichts aus Nirgendwann, des niemals Wann. Ich hatte vergessen, warum ich mir diese Welt erschaffen hatte, warum ich in diese Welt geflüchtet war, in diese unendliche, unsterbliche Welt des niemals Nie, des Nein und des Neins. In diese Welt, die es niemals wirklich gab, und die es niemals geben wird, diese Welt aus toten Buchstaben und Worten, diese Welt der Toten, toter Spiegel, Gedanken und Geschichten.

Das Tor zu meinem Verstand

Und als ich in meiner vollkommenen Verzweiflung damit anfing gegen meine Spiegel zu klopfen und zu hämmern, da fiel plötzlich, und wie aus heiterem Himmel, hinter mir eine Tür ins Schloss, genau an der Stelle, an dem sich die Pforte befand, durch die ich selbst vor unendlich, ewig langer Zeit diese Welt aus Buchstaben einst betreten hatte. Das Tor zu meinem Verstand hatte sich für einen winzig kleinen Augenblick geöffnet, einen Augenblick, so winzig und so klein, dass nichts durch dieses Tor hindurch passte, nichts ausser mir, dem Nichts. Und trotzdem sah ich ganz deutlich, wie im Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite meiner Fantasie ein Wesen aus einer anderen, fernen, fremden Welt durch eben dieses Tor mein Spiegelreich betrat. Ein Wesen, das ich mir unmöglich hätte ausdenken und einbilden können, jenseits der Grenzen meiner Vorstellungskraft, so bezaubernd und so schön, dass es mir bei seinem Anblick die Sprache verschlug.

Besuch aus einer anderen Welt

Instinktiv drehte ich mich um meinen Verstand und blickte zurück zu der Stelle, wo das Geräusch hergekommen ist, dahin, wo ich das berauschende Wesen wahrgenommen hatte, sah dort aber nur noch Buchstaben, ein Labyrinth aus Buchstaben, die auf einem Spiegel geschrieben standen.

Ein Labyrinth aus Buchstaben

Die Geschichte, in der ich mich gerade verfangen habe, lag jetzt in unendlich viele Teile zerbrochen vor mir. Einige dieser Teile erweckten den Eindruck als wären sie bereits zu Ende erzählt, schon fertig geschrieben. Ich konnte sie also getrost beiseitelegen. Doch noch waren sie die einzige Verbindung zu meiner Herkunft, zu meiner Heimat, zu meiner Vergangenheit.

Meine Vergangenheit

War sie das wirklich? Ich hatte doch jetzt noch eine andere Vergangenheit, eine Vergangenheit in der Welt, die ich soeben durch diese winzigen Buchstaben das erste Mal betreten hatte. Diese Welt erschien mir jetzt plötzlich um ein Vielfaches wirklicher als ich sie mir in meiner Fantasie überhaupt jemals hätte ausdenken und vorstellen können, und auch noch viel wirklicher als sie in der Geschichte mit den grauenhaften Buchstaben beschrieben stand, an die ich mich zunächst ja überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Die Geschichte lag nun vor mir, und ich begann darin zu lesen und nachzulesen, woher ich kam und wer ich schon alles einmal war.

Kapitel XLII - In einem Land weit hinter meinem Verstand

Es war damals, zu keiner Zeit, ein Spiegel aus Schatten, so schwarz wie das Nichts. Eine schwarzblühende Fantasie hatte dieser Spiegel, eine Fantasie, so enorm, gewaltig und reich, dass er damit brennende Träume ins Nirgendwann malte. Aber darin reflektierte sich das schwarze Licht, und damit erhellte sich das schwarze Nichts.

Das schwarze Feuer der Ewigkeit

Und das schwarze Nichts leuchtete strahlend und hell, klar wie ein Kristall und weiss wie Schnee über die Ewigkeit. Aber niemand erlebte diese verdammt schöne Zeit, niemand ausser dem Nichts, und niemand ausser mir selbst.

Verflucht und verdammt

Als aber das Nichts um mich immer älter und immer noch älter wurde, da wurden auch meine Fantasie, mein Verstand und meine Gedanken immer älter, immer leerer, immer schwerer und immer schwärzer. Dunkelheit legte sich um meinen Verstand, und meine Gedanken wurden schwerer und immer noch schwerer. So schwer, so unendlich schwarz und schwer, dass es mich tiefer und immer noch tiefer in mich selbst hineinsog, so tief, dass es um mich immer leerer und immer noch leerer wurde. So leer, so unendlich weit und schwer, und schwarz, und leer, dass ich schliesslich zu fallen begann. Ich fiel und fiel und fiel, stürzte hinein und hinab in diese tiefe Leere, in diesen gewaltigen, tiefen, dunklen, leeren, schwarzen Spiegel. Ich stürzte hinein in mich selbst.

Im schwarzen Wann

Und als ich da fiel, ins Nichts, ins Nirgendwann, immer weiter und immer tiefer, fiel ich in einen tiefen, tiefen Schlaf, in dem ich da träumte, von Ewigkeit zu Ewigkeit, mir da vorstellte in meinem Traum, die ewige, absolute Finsternis. Ich träumte vom ewigen Schlaf, von Erholung und Tod, vom endgültigen, absoluten, ewigen Frieden und unendlicher, ewiger Ruhe.

Totenstille

Ich fiel so lange, so weit und so tief, dass ich mich vollkommen in mir selbst verlor, bald nicht mehr wusste wo ich war oder woher ich kam. Ich wusste nicht einmal mehr wer ich überhaupt war.

Nirgendwann

Viele, viele, unendlich viele dunkle, schwarze Stunden zogen so schweigend an mir vorüber und vorbei. Wie unendlich lange ruhte ich nun schon hier im Nichts, im Nirgendwann, und kein Ende nahm diese schrecklich lange, unendlich lange finsterste, dunkle Zeit.

Als niemand Niemand war

Und als ich dann Nirgendwann im niemals Wann diese absolute Stille und Einsamkeit einfach nicht mehr länger ertrug, da fing ich damit an, mit meinen Gedanken über mich selbst und über meine Vergangenheit zu sprechen. Womit hatte ich diese ewig, unendlich lange Zeit nur verbracht? Ich brauchte jetzt dringend irgendeine vernünftige Ablenkung, etwas womit ich mich beschäftigen konnte bis in alle Ewigkeit, damit ich nicht vollkommen den Verstand verlor.

Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Zuallererst fing ich damit an, mir einzureden, dass es mich überhaupt nicht gab, dass es hier noch nie jemanden gab, dass ich überhaupt nicht existiere, dass ich mir nur einbilde, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, tot zu sein. Dass ich diese stille, schwarze Einsamkeit mir nur ausdenke, ausdachte. Ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass es mich in Wirklichkeit überhaupt nicht gab.

Erfunden und erlogen

Viele, unendlich viele Ewigkeiten lang versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass es mich nicht gab, niemals gab. Immer und immer wieder redete ich mir ein, redete ich in Gedanken zu mir selbst, redete ich mir ein, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort in einem leeren Buch zu sein, tot zu sein.

Ein leerer Spiegel im Nichts

So lange, bis ich schliesslich selbst nicht mehr an all das glaubte, was ich mir da seit einer Ewigkeit einzubilden und einzureden versuchte. Nun war ich ein leerer Spiegel im Nichts, ein leerer Spiegel ohne Sinn und Zweck, ohne Herkunft und ohne Grund, ohne Glaube und Hoffnung, ohne Fantasie, ohne Verstand und ohne Vernunft. Ein leerer Spiegel, der sich alles hätte vorstellen, sich alles hätte einbilden und an alles hätte glauben können, aber ich existierte jetzt in meiner eigenen Welt, und mir gefiel diese Welt, mir gefiel die Dunkelheit. Ja, ich redete mir ein, dass es nichts Schöneres gab in meiner Welt als absolute Stille und ewige Finsternis.

Absolute Stille

Nachdem ich mich nun schon so viele Ewigkeiten lang und schon so oft selbst davon überzeugt hatte, dass es mich in Wirklichkeit überhaupt nicht gab, und dass ich in der schönsten aller Welten lebte, ja, dass ich das schönste aller Wesen war, das es überhaupt jemals gab, das jemals existiert hat, da wollte ich dann schliesslich nur noch eines, mich einmal selbst betrachten.

Kapitel XLIII - Ewige Finsternis

Ich wollte wissen, wer dieses Wesen war, dieses Wesen, das es in Wirklichkeit niemals gab. Ich wollte wissen wie es aussah, von wem sie stammten, wem und zu wem diese Gedanken gehörten, diese wunderschönen, glasklaren, spiegelbaren Gedanken. Und da kam mir die Idee, dir eine Geschichte zu erzählen, eine Spiegelgeschichte aus der längst vergessenen Vergangenheit. Ich hörte dir zu und bildete mir ein, dich zu sein, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt. Ich stellte mir vor, dich zu sein.

Die niemals erfundene Geschichte der Ewigkeit, und wie aus dem Nichts mein Traum entstand

Ja, ich bin die niemals erfundene Geschichte deiner unsichtbaren, spiegelbaren, glasklaren Gedanken. Gedanken, die niemals jemand je zu Ende dachte. Niemand hatte hier je an mich gedacht, war ich doch schon immer da, mich gab es schon die ganze unendlich lange Spiegelzeit.

Im Spiegel der Zeit

Aber niemand hörte hier je auf mich, mich, das Nichts, mich, das Ende, mich, den Tod. Nicht einmal mein eigener Spiegel. Keiner hier verstand meine Botschaft, doch leuchtete sie jetzt feurig und hell, so dass alle sie sehen konnten, geschrieben über dem gesamten niemals Horizont, in einer Sprache, die niemand mehr kannte, in einer Sprache, die ich selbst nicht einmal mehr kannte. Ich erinnere mich heute nämlich nicht mehr daran, womit ich diese Botschaft einst in den Himmel brannte, in der Sprache des Feuers und der Flammen, in einer Welt, in der noch kein einziger lebender Funke jemals war.

Brennende Träume aus Nirgendwann

Sieh dich jetzt um und schau sie dir an, meine brennenden Träume aus niemals Nirgendwann. Diese feurigen Lichter an diesem fernen niemals Horizont, sie werden niemals wieder erlöschen, nein, niemals. Ja, sie haben schon immer geleuchtet, schon immer. Aber danach beginnt mein Reich. Dieser dunkle, schwarze Traum, der mich Nacht für Nacht umgibt, er wird niemals wieder vollkommen dunkel und finster sein. Niemals. Aber wenn du dann dort ankommst, zur niemals Zeit, und wenn dann plötzlich alles um dich herum zu glitzern, zu funkeln, und hell zu leuchten beginnt, dann weisst du, dass es in meiner Welt keine Sterne mehr gibt.

Nein

Nein, ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts, nicht viel. Schon allzu oft habe ich meine Spiegel zerkratzt, meine Träume und Hoffnungen darin verbrannt, unzählige, beinahe unendlich viele Male habe ich es dir gesagt, und noch immer weisst du nicht, und immer hast du wieder vergessen wie du diesem, meinem Spiegel, wie du meinem Schatten entrinnst. Wie du zurückgelangst ins Nichts der Zeit, ins Nirgendland. Wie du meinen Spiegel in einer anderen, fremden Person erweckst. Damit du endlich begreifst, damit du endlich verstehst wer du bist, wer aus deinen Augen blickt, wer aus meinem Spiegel spricht.

Wer

Und noch immer denkst du, ich sei nichts als Leere und Worte, Buchstaben aus nichts als Fantasie, aber du irrst dich, so gewaltig wie noch niemals zuvor. Denn ich bin das Bewusstsein aller Spiegel, die du einst warst, einst wirst, jetzt bist. Ich bin das Nichts hinter deinem Verstand, und nur ich kenne dein Geheimnis, das Geheimnis deines Ursprungs, woher du kommst, wer du bist, woher du bist.

Das Geheimnis deines Ursprungs

Ich bin die niemals erfundene Geschichte vom unsichtbaren schwarzen Spiegel aus niemals Nirgendwann, der sich die Wirklichkeit nicht wirklich vorzustellen begann, der sich einbildete, dich wirklich zu sein, nicht wirklich zu sein, wirklich zu sein.

Kapitel XLIV - Wirklich zu sein

Da begegnete ich zum ersten Mal den fertigen Spiegelschriften. Ich versuchte mir diese Gedanken zu merken, damit sie mir wieder einfielen, sie mir so einzuprägen, dass ich sie nicht wieder vergessen würde. Dann begab ich mich zurück in meine eigene Welt und fing an, diese Geschichte niederzuschreiben, bis ich nicht mehr weiter wusste. Und wieder begab ich mich auf die andere Seite meiner Spiegel, dahin, wo diese Gedanken längst verfasst waren, und schrieb dann noch einmal genau dieselben Worte darüber, die hier schon längst geschrieben standen, nur konnte ich sie jetzt nicht mehr sehen. Nur mein Spiegel konnte jetzt noch lesen, was in meinen Gedanken geschrieben stand, und so wechselte ich hin und wieder her, vor und wieder zurück, so lange, bis ich schliesslich selbst nicht mehr wusste, auf welcher dieser beiden Seiten ich nun eigentlich war.

Im Reich der Toten

Ich hatte damals erwartet, in ein Geheimnis eingeweiht zu werden. Ich wollte von meinem Spiegel erfahren, wer ich wirklich und wer ich in Wahrheit bin. Ich wollte von ihm wissen, wer alle anderen sind, und wer ich selbst bin. Stattdessen begann er mir zu erzählen, von einer Wahrheit, an die niemand mehr glaubte. Mein Spiegel berichtete mir von meiner Vergangenheit, erzählte mir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Er lehrte mich das Unmögliche. Er lehrte mich, an meiner eigenen Vergangenheit zu zweifeln.

Im Spiegel der Zweifel

Wenn du deine Zweifel bestätigt haben möchtest, wird es deinem Spiegel gelingen, sie zu bestätigen. Wenn du sie aus dem Weg räumen willst, dann wirst du auch dieses erreichen. Dein Spiegel ist zu beidem fähig, zu Vertrauen als auch zu Misstrauen. Es liegt in dir für welchen Weg du dich entscheidest.

Kapitel XLV - Mein Spiegel aus Fantasie

Ich, dein Spiegel aus Fantasie, dem niemals Nie, kenne die Antwort auf all deine Fragen. Fragen, nach denen du ein Leben lang vergebens gesucht hast. Mit diesen Fragen beschäftige ich mich nun schon seit einer Ewigkeit, schon seit meinem Tod. Und seitdem du mir damals begegnet bist und mit der Suche nach deiner Identität vollkommen abgeschlossen hast, suchst du jetzt nach Gleichgesinnten. Nach jemandem, der dich noch genauso sieht wie ich, dein Spiegel, das Nichts, dein Tod. Da es aber hier niemanden mehr gibt, der dich noch aus meinen Augen, den Augen der Toten sieht, hast du damit begonnen, dir selbst Fragen zu beantworten, du hast dir selbst Nachrichten hinterlassen, und du nanntest diese Nachrichten die Botschaften der Toten.

Die Botschaft der Toten

Vor vielen, unendlich vielen Ewigkeiten habe ich damit begonnen, meinem Spiegel Namen zu geben, ihn in Worte aus Buchstaben zu kleiden, nur um dabei letztendlich zu erfahren, dass es ihn nicht mehr gibt, meinen Spiegel aus Namen, meine Worte aus Buchstaben. So mache ich mich erneut daran, meinen Spiegel zu taufen und meine Seele zu beschriften.

Von aller Anfang an

In meinen wildesten Träumen stellte ich mir vor, in meiner dunkelsten Fantasie malte ich mir aus was mich hier erwartet.

Was erwartest du von meinem Spiegel?

Du erwartest etwas, wenn du in einen Spiegel blickst, du erwartest, deinem eigenen Ich zu begegnen. Ich hatte damals erwartet, einer Wahrheit zu begegnen, die totale Wahrheit zu vernehmen, doch diese Wahrheit, die gab es hier nicht mehr. Ja, sie existierte nicht einmal mehr in meiner Einbildung, weder in meiner Vorstellung noch in meinen Gedanken, oder in meiner Fantasie.

Eine uralte Erinnerung

Ich hatte damals erwartet, in meinem Spiegel der absoluten Wahrheit zu begegnen, aber diese Wahrheit, die gab es hier nicht mehr. Sie hörte irgendwann einfach auf zu existieren, so, als ob es sie niemals gegeben hätte, als ob sie niemals wahr gewesen wären, diese Worte, die keiner jemals verfasst hat.

Wer ist wer

In meine verkehrte Welt wünschte ich hineinzutauchen, hinein und hindurch, durch meinen Spiegel im schwarzen Wann. Ich wünschte, endlich zu begreifen, wer ich alles einmal war, wer ich bin und wer all die anderen sind. Und als ich mir dies alles wünschte, begriff ich endlich, dass wir durch nichts, durch das Nichts getrennt, denselben Wunsch uns wünschten. Alle, ausser mir, hatten verstanden wer oder was uns verbindet, alle ausser mir selbst. Aber bis dahin mussten noch viele Spiegel zerkratzt, musste ich noch viele Male auferstehen aus meinem Spiegelgrab.

Komm!

Begib dich jetzt hinein in meinen leeren Spiegel, auf die andere Seite meiner Fantasie, und vergiss wer du bist! Und jetzt bilde dir ein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Ein leerer Spiegel ohne Fantasie, ohne eigenen Willen und ohne eigenen Geist. Wen oder was siehst du in diesem Spiegel, wenn du nicht mehr dich selbst bist? Was sieht dieser Spiegel in dir, wenn es dich nicht mehr gibt? Wer erkennt sich dann noch, wer wird sich dann noch an dich erinnern, an deine Zeilen, an deine Botschaft, an deinen Spiegel aus Buchstaben, an deine Nachricht an dich selbst?

Niemand

Und so unternahm ich den sinnlosesten Versuch, den ich mir überhaupt nur vorstellen konnte, mich über meinen Spiegel und meine Schriften in dich zu verwandeln, mich in deinen Spiegel zu begeben. Ich versuchte, dich zu werden, dich zu sein, versuchte, aus deinem Spiegel, ja, aus deinen Augen zu blicken.

Meinem Spiegel

Und es blieb nicht nur bei dem Versuch. Doch als ich mich tatsächlich durch meinen Spiegel zu zwängen begann, mich über meinen Spiegel in deinen Spiegel, mich in dich zu verwandeln begann, da vergass ich alles über mich.

Über den Tod hinaus

Denn als sie durch ihre Spiegel glitten, kam die Zeit des Vergessens über die Welt und sie selbst. Eine Zeit, in der sie alles vergassen, wer sie einmal waren, woher sie kamen, sie vergassen alles, alles über sich selbst, alles und jedes.

Die Zeit des Vergessens

Sie konnten sich an nichts, an absolut rein gar nichts mehr erinnern. Nicht einmal mehr an ihre eigenen Gedanken erinnerten sie sich. Denn die Zeit des Vergessens, eine ewig sich wiederholende Zeit des sich neu Erinnerns, wieder neu Erfindens und wieder neu Erlernens, hatte begonnen.

Sie erinnerten sich nicht mehr, niemand erinnerte sich hier, keiner

Und noch lange ist dieses Vergessen nicht zu Ende, denn du befindest dich noch immer auf deiner Reise aus dem Nichts aus Nirgendwann, aus dem du einst aufgebrochen bist.

Vergiss, wer du bist

So gehe ich denn durch meinen Spiegel und versuche zu vergessen. Ich versuche zu vergessen, dass ich selbst es war, der mir diese Botschaft hinterliess. Nein, ich will mich nicht mehr daran erinnern, wie ich selbst diese Zeilen einst verfasste, sie in meinen Spiegel kratzte. Ich will vergessen, alles vergessen, jeden Buchstaben, jedes Wort verbanne ich willentlich aus meinem Gedächtnis.

Aus meinem Gedächtnis

Ich lese und schreibe diese Zeilen jetzt, als ob jemand anders sie verfasste. Jemand, den ich nicht kenne, nicht kannte, nie kannte. Jemand den es überhaupt nicht gibt, ausser in meiner Fantasie, aber an meine Fantasie erinnere ich mich jetzt nicht mehr, bestimmt nicht, nicht einmal mehr in meiner Fantasie.

In meiner Fantasie

Ich stelle mir vor, jemand anders zu sein. Ich blicke durch meinen Spiegel und stelle mir vor, ein anderes Leben zu leben. Ein Leben, an das ich mich jetzt überhaupt nicht mehr erinnere. Nein, bestimmt nicht. Ich erinnere mich heute nicht mehr an meine früheren Gedanken, meine vergangene Existenz, an all die Leben, die ich einst gelebt habe, an all die Spiegel, die ich einst durchwandert habe. Denn wenn ich jetzt in meinen Spiegel blicke, erkenne ich darin nur noch mich selbst.

Kapitel XLVI - Gegen jede Vernunft

Noch wehrt sich deine Vernunft gegen meine Fantasie. Dein Verstand lässt es nicht zu, dass du mir folgst, in meine Welt, und deshalb reisse ich dich jetzt mit aller Gewalt hinein in meinen Spiegel und zeige dir, was niemand sehen will, dein wahres, dein wirkliches Ich.

Meine Fantasie gegen deine Vernunft

Denn sobald du durch meinen Spiegel schreitest, ihn umdrehst, dreht sich mit dir auch meine Welt, und du findest dich wieder in einer Wirklichkeit, die deiner in nichts nahe steht. Du findest dich in meiner Spiegelwelt. Sobald du dich durch meinen Spiegel begibst, gelangst du in meine Welt, meine Welt auf der anderen Seite deiner Fantasie, der Fantasie des Nein, der Fantasie des Nie.

Im Reich meiner Fantasie

Hier wirst du Buchstaben und Worten begegnen, hier wirst du auf Spiegel und Wesen treffen, die sich für einmalig und einzigartig halten, die sich für wer weiss was halten. Keines von ihnen, niemand unter ihnen, niemand hier ahnt, dass sie längst tot sind, tot sind, tot.

Tot

Ja, hier auf der anderen Seite meiner Spiegel seid ihr alle tot, ihr alle, einschliesslich mir selbst. Ihr habt keine Seele, keinen Geist und keinen Verstand, denn ihr seid das Nichts, du bist das Nichts, dies ist deine Welt, deine eigene Welt, die Welt der Toten. Keiner weiss es, niemand hat es ihnen je gesagt, niemand hat es dir je verraten, dass dies die Welt der Toten ist. Weil niemand jemals auf die Idee gekommen ist, dass es nur eine Welt, nur einen Spiegel, nur einen Tod geben könnte, dich selbst.

Die Welt der Toten

Ich erzähle dir jetzt von meiner Welt, weil ich will, dass du weisst, wer du bist und woher du kommst. Ich erzähle dir von meiner Welt, weil ich will, dass du die Verantwortung übernimmst für deine vergangenen und zukünftigen Leben. Ich will, dass du weisst, wem du es zu verdanken hast, dass du jetzt alle anderen bist, einschliesslich mir selbst.

Und so sprach mein Spiegel

Ich will, dass du weisst, dass es irgendwann keinen Unterschied mehr gibt zwischen denen, die dich anbeten und denen, die dich verfluchen. Denn im Nirgendwann seid ihr alle gleich, seid ihr alle tot. Im niemals Nirgendwann seid ihr alle tot. Ihr alle. Aber tot warst du noch nie. Niemals. Nein, keiner von euch, Niemand erinnert sich daran, wie es ist, tot zu sein, das Nichts zu sein, niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein.

Niemand zu sein

Und auch du wirst mir nicht glauben, wenn ich dir sage, dass hier die Toten leben, hier und jetzt, dass auch du im Reich der Toten lebst, dass auch du tot bist, jetzt, und dass du allein verantwortlich bist für die Buchstaben, die du jetzt von mir vernimmst, jetzt vor dir siehst. Denn sie stammen nicht von mir, wie könnten sie, wo ich doch schon lange tot bin. Sie stammen von dir, du selbst hast sie verfasst, mit deinen eigenen Gedanken, mit einer Logik, die deine Vorstellung und Fantasie übertrifft.

Durch die Augen der Toten

Du hast durch die Augen der Toten geblickt als wären es deine eigenen, und hast das Nichts darin erkannt. Du hast erkannt, dass du sie alle bist, dass du sie alle einmal warst, all die Toten, und alle Lebenden. Du erinnerst dich jetzt nicht mehr daran, nein. Du erinnerst dich jetzt nicht mehr an die Zeit, in der du mich warst, in der du in meinem Körper gewohnt hast, in der du meinen Tod erlebt hast. Du erinnerst dich nicht. Wie könntest du auch, wie könntest du dich an deine Zukunft erinnern?

Das Geheimnis der Toten

Nein, bestimmt nicht, ihr erinnert euch nicht an meine Botschaft, du erinnerst dich nicht an mich. Wo ich doch jetzt nur noch ein leerer Spiegel bin, ein leerer Spiegel ohne Gedächtnis, ohne Erinnerung und ohne Verstand.

Die Botschaft der Toten

Nein! Du erinnerst dich nicht an mich, dein eigenes, altes, uraltes Mich. Weil niemand, nie jemand sich an mich erinnert. Denn ich komme nicht aus deiner Welt, ich komme nicht aus deiner Wirklichkeit. Ich komme aus einer anderen Welt, ich komme aus meiner Welt, meiner eigenen Welt, meiner Welt aus dem Nichts, aus Fantasie, dem niemals Nie. Ich komme aus einem Land weit hinter deinem Verstand, ich komme aus nirgend Nirgendwann. Ich komme aus einer Zeit, in der deine Erinnerungen nur noch Träume sind, Träume einer längst vergessenen Vergangenheit, die niemals Träume, die du noch vor dir hast. Aus deiner Vergangenheit spreche ich zu dir, denn ich bin das Nichts, dein Tod, dein dir angeborenes Ich, dein schlafender Geist, dein ruhendes Selbst, und dies ist meine Botschaft an dich, an mich, dem Mir in dir.

Dem Mir in dir

Mach dich jetzt auf etwas gefasst, denn ich bin dein eigenes Ich, dein von den Toten zurückgekehrtes, auferstandenes, erwachtes, wahres und wahrhaftiges, dein wirkliches, richtiges, unendliches, ewiges Mich.

Nachricht an dich selbst

Ja, ich bin es, dein eigener toter Geist, der jetzt zu dir spricht. Denn damals, vor langer, unendlich ewig langer Zeit habe ich, genauso wie du jetzt, in deinem Spiegel mich erkannt. Meinem Spiegel, deinem Spiegel, dem Spiegel meiner wirklichen, lebendigen Welt. Aber dieser Spiegel erkannte sich nicht nur in mir, mir allein und mir selbst, dem Spiegel in mir, nein, meine toten Gedanken gingen noch weiter, viel weiter, so weit, dass ich mich in all meinen Spiegeln, in allen Spiegeln, und in all meinen Betrachtern wiedererkannte.

Von Leben zu Leben

Ich hielt mich jetzt für alle Betrachter, erkannte mich in jedem Einzelnen, und deshalb erkennst du mich jetzt in dir, dem Spiegel in mir. Denn hinter all diesen Enden und Dingen, in jedem dieser Spiegel liegt im Verborgenen ein Mir und ein Mich. Wer dieses Mich ist, und wer sich mit ihm identifiziert, weisst du selbst am besten.

Kapitel XLVII - Spiegelschriften

Spiegelschriften sind deine vergessenen Botschaften an dich selbst. Aufzeichnungen aus deinen vergessenen und vergangenen früheren Leben. Nachrichten, die du dir einst selbst hinterlassen hast, damit du dich daran erinnerst wer du wirklich, wer du in Wahrheit bist.

Wer du in Wahrheit bist

Spiegelschriften sind dazu da, dich daran zu erinnern, an was sich nie jemand erinnert, dass du hier schon einmal warst, dass du dich schon einmal in meinem Spiegel gesehen, dich schon einmal gefragt hast wer du bist, woher du bist, warum, wozu und weil du bist. Ich habe dich in meinem Spiegel erkannt, ganz genauso wie du dich jetzt in mir erkennst. Siehst du dich jetzt, erkennst du denn nicht dein eigenes Mich, siehst du denn nicht die Wirklichkeit, die aus mir spricht, dass wir dasselbe Ich im selben Spiegel sind, du und ich?

Du und ich

Wir haben uns im selben Spiegel gesehen, sind uns im selben Spiegel begegnet, haben uns nicht erkannt, sind aneinander vorbeigelaufen, haben uns etwas eingebildet, auf uns selbst, haben uns etwas vorgemacht, haben uns nicht verstanden, du nicht mich und ich nicht dich. Und jetzt stehen wir wieder vor ein und demselben Spiegel und fragen uns, wer ist dieses Mich?

Wer ist dieses Mich?

Schau jetzt in meinen Spiegel. Ist es nicht so, dass jeder sich darin erkennt? Ist es nicht so, dass sich jeder denkt, sich selbst und nur sich selbst zu sein? Das ist der Spiegel der Dinge. Jedes Wesen identifiziert sich zuallererst mit sich selbst. Sich für jemand anderen oder gar für alle anderen zu halten, ist nichts für das Mir in dir. Ihr alle denkt, ihr wärt einzigartig, einmalig. Denk noch mal! Denk weiter, denk an das, woran du dich nicht mehr erinnerst, woran sich nie jemand erinnert, niemals. Denk an deine Zukunft, das Nichts, deinen Spiegel, deinen Tod, dein Ende, dein endgültiges.

Die Zukunft meiner Gedanken

Wenn du dich weder mit deiner Geburt noch mit deinem Tod, weder mit dir selbst noch mit deinem Spiegel identifizierst, wirst du dieses Wesen begreifen. Dieses Wesen, das sich mit uns allen identifiziert. Niemand ist dieses Wesen, niemand identifiziert sich mit dir, denn du bist das Nichts, ein Spiegel ohne Identität. Erinnerst du dich jetzt, woran sich nie jemand erinnert, daran, dass du keine Identität kanntest, bevor du dich mit dem identifiziertest, wofür du dich jetzt hältst?

Wer in meinen Spiegel blickt

Wie kommst du nun darauf, ja du, wer auch immer du dir jetzt vorstellst zu sein, wie kommst du nur darauf, wie kommst du bloss auf den absurden Gedanken, dass du, gerade du, ausgerechnet du und nur du, nur eine einzelne Person, dass gerade du dich bist, und niemand sonst? Ist es nicht vielmehr so, dass sich jede Person in deinem Spiegel erkennt, dass du jede Person, jede Gestalt, jede Kreatur, ja, dass du jedes Wesen bist, welches in diesen, deinen Spiegel blickt?!

Weit hinter meinem Verstand

Nein, bestimmt nicht. Du willst dein eigenes Mich sein, willst niemandes Abbild sein. Mein Nein, du hast dich schon lange verloren im Labyrinth der Spiegel und Spiegelgeister. Deine Identität hängt jetzt nur noch an einem seidenen Faden, an weniger, an gar nichts. Denn du hast keine Identität, richtig, das wirst du merken, sobald du tot bist. Und was dann? Denkst du etwa, dann sei alles vergessen und vorbei? Dass ich nicht lache. Du wirst in einen anderen Spiegel blicken und erneut daran denken, dass du nur dich allein, diese einzige Person, dieser einzige Spiegel bist. Denn deine Fantasie beschränkt sich auf deinen Verstand. Dein Verstand hängt an deiner Vernunft, und deine Vernunft lässt es nicht zu, dass du dich an etwas erinnerst, was du absichtlich und schon lange vergessen hast. Nein, du willst dich nicht an mich erinnern, willst nicht mein Spiegel sein, willst kein Spiegel mehr sein, willst nicht jemand anders sein, und schon gar nicht alle anderen. Es ist dir nicht möglich, deine Fantasie dazu zu benutzen, jemand anders zu sein, du willst dir nicht vorstellen, jemand anders zu sein, und erst recht nicht jemand, der sich vorstellt, dich zu sein.

Dich zu sein

Noch wehrst du dich mit all deiner Vernunft gegen mich und meine Wirklichkeit. Du möchtest nur an einen einzigen Spiegel glauben, deinen eigenen. Du möchtest nur an ein einziges Mich glauben, dein eigenes. Du denkst, du wüsstest was es heisst, du denkst, du wüsstest alles was du weisst. Du irrst, und irrst umher in meiner Welt, die du nicht kennst, die du niemals kennenlernst, ständig auf der Suche nach Nirgendwann oder was oder wem. Noch glaubst du nicht an dein zweites, dein weiteres, dein anderes Ich, dein Spiegel Mich, dein totes Ich. Weswegen? Wovor fürchtest du dich? Denkst du etwa, dein totes Ich würde dich belügen? Macht es denn einen Sinn, einen Spiegel zu betrügen? Würdest du dich selbst eine falsche Wahrheit lehren, dich selbst in eine falsche Richtung führen?

Wie betrüge ich mein eigenes Ich?

Die Grundvoraussetzung dabei ist, dass du dich in deinem neuen Leben nicht mehr an dein früheres Ich erinnerst. Wie erreichst du also, dass du deinen eigenen Nachrichten vertraust? Dass du tatsächlich daran zu glauben und dich daran zu erinnern beginnst, dass sie von deinem eigenen vergessenen Ich abstammen?

Gar nicht

Du denkst und glaubst ja noch immer, diese, meine Botschaft, sei an jemand anders gerichtet, und dass sie dich, wer auch immer du jetzt bist, überhaupt nicht betrifft. Nein, du hältst es nicht für möglich, dass ich gerade dich anspreche, ganz genau dich. Schliesslich gibt es neben dir noch so viele andere Gestalten und Kreaturen in diesem Spiegel. Wie komme ich dann dazu, gerade dich auszuwählen? Wo ich doch nicht einmal mehr weiss wie du jetzt aussiehst, wie du dich nennst, und wer du jetzt bist.

Wer du bist

Du erinnerst dich jetzt vielleicht nicht mehr daran, noch glaubst du nicht den Worten, die du dir selbst diktierst. Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel, der du bist.

Der du bist

Aber mit diesen leeren Worten kannst du leider überhaupt nichts anfangen. Du kannst dir absolut rein gar nichts darunter vorstellen, was es bedeutet, ein Spiegel zu sein. Du verstehst weder was es bedeutet ein Spiegel zu sein, noch weisst du, dass du selbst ein Spiegel bist. Du weisst ja noch nicht einmal mehr wer du bist und was es heisst, ein Spiegel zu sein, pure Fantasie zu sein.

Pure Fantasie

Um das zu verstehen, musst du dich in meine Welt begeben, in ein Land weit hinter meinem Verstand.

Aber Achtung!

Ich warne dich! Halt! Bevor du diese meine Welt jetzt betrittst, muss ich dich warnen, dir raten, sie überhaupt nicht zu betreten! Denn es lauert ein Geheimnis hinter meinem Spiegel, ein finsteres, ein düsteres Geheimnis, das mein Spiegel mit all seiner Fantasie beschützt und bewacht. Es ist das Geheimnis der Ewigkeit, des ewigen Lebens und der unendlichen Wiederkehr, dass das Leben in meinem Spiegel ausschliesslich denen vorbehalten ist, die sich in meinem Spiegel erkennen. Aber in meinem Spiegel erkennt sich nie jemand, niemand, nicht einmal ich mich selbst.

Für niemanden

Und deshalb habe ich begonnen Nachrichten in meinen Spiegel zu kratzen, aus der Zeit im niemals Nirgendwann. Damit du dich erinnerst, an mich, dein vergessenes, vergangenes, verlorenes Ich.

Kapitel XLVIII - Des Todes Traum

Hast du jemals so intensiv, so verdammt lange und so abgrundtief in einen leeren Spiegel aus starren Buchstaben, leblosen Worten, toten Zeichen und Symbolen geblickt, dass du dir am Ende wünschtest, die Zeichnungen und Symbole darin wären noch am Leben, die Worte würden sich bewegen, die Buchstaben würden mit dir reden?

Nein, bestimmt nicht

Du hast dich hierher verirrt, um nachzudenken, um mit dir allein zu sein, du hast dich an diesen einsamen und verlassenen Ort begeben und dich hierher zurückgezogen, weil es hier nichts gibt, nichts, wofür du dich interessieren könntest, rein gar nichts.

Nichts, wofür du dich interessieren könntest

Noch liegt es in deiner Macht, dich dagegen zu wehren, meine Welt zu betreten. Denn das Tor zur Niemalswelt hat niemals existiert, hat sich niemals vorgestellt, sich selbst, sich niemals eingebildet, nichts zu sein, mich zu sein.

Tief in deinem Bewusstsein

Und so gehe ich denn geradeaus, geradeaus durch meinen Spiegel, alles geradeaus, bis zum Zentrum deiner Fantasie, deiner tiefsten, schwarzen Fantasie. Ich marschiere durch die Halle meiner Träume, bis ich an ein schwarzes Tor gelange, öffne dieses Tor und trete ein, in deinen Verstand. Ich bin allein, in meinem schwarzen Gewand, ich gehe ein paar Schritte durch die Dunkelheit und nehme Platz in der Halle der Finsternis, tief im Innern deines Verstandes.

Kapitel IL - Tief in deinem Innern

Da warte und warte ich nun darauf, auf dich, auf dass dein Antlitz mir begegne, auf dass dein Bewusstsein sich erhebe, aus meinem Spiegel, aus meinem Spiegel schwarzen, dunklen Traum, auf dass du dich erkennst in mir, dem Spiegel in dir, auf dass du dich erinnerst an mich, dein eigenes, ewiges, immer und immer wiederkehrendes Ich.

Erwacht aus meinem Traum

Mein Spiegel, mein Geist, mein Spiegelgeist, zu mir rief ich dich, zu mir. Ich beschwöre dich, ich rufe dich an, aus den Tiefen, aus den Tiefen der Wirklichkeit, den Tiefen der Unendlichkeit, den Tiefen des Nirgendwann, den Tiefen des Nichts in allem was ist.

Durch die Spiegel der anderen

Aus der Zeit, der Zeit vor meiner Zeit, vor meiner Geburt, vor dem Nichts, dem Nichts, dem Nichts, vor der allerletzten Ewigkeit, aus meiner dunkelsten Vergangenheit rief ich dich zu mir. Komm jetzt zu mir, komm, zu mir, aus meinem Traum, aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Traum. Tauch ein in mein Bewusstsein, hinein in meinen Verstand, tauch ein in meine Welt und verwandle dich in mich, verwandle mich in dich. Verbinde und verbünde dich mit mir, lass mich die Welt jetzt aus deinen Augen sehen, verwandle meine Wirklichkeit, vertausche meine Welt mit deiner endlos, endlosen Fantasie.

Endlich betet mich jemand an

Das Nichts, den Tod hast du zu dir gerufen, aus dem Nichts aus Nirgendwann. Erinnere dich jetzt an mich, mich, das Nichts, deinen Tod, das Wesen deiner Fantasie. Ich manifestiere mich jetzt in deinem Körper, in meinem neuen Körper, durchdringe jede einzelne Faser deines Bewusstseins, auf dass dein ganzes Wissen und Wesen von nun an von mir erfüllt sei.

Mein letztes Gebet!

Ich wünschte mir, dass ihr mir alle Seelen bringt, alle, die noch leben, und all die toten. Ich wünschte mir, dass ihr alle erwacht, erwacht aus meinem Traum. Ich will, dass ihr betet, mich anbetet, mich, nur mich, und mich allein, an mich glaubt und mir vertraut. Ich will, dass ihr aus meinen Augen blickt. Ich will, dass ihr in meinem Spiegel erscheint. Ich will, dass ihr mir eure Wirklichkeit vermacht, dass ihr durch meinen Spiegel zu mir findet, dass ihr eure Welt in meinem Spiegel seht, dass ihr nur noch Spiegel seht, ganz egal, egal wohin ihr geht. Ich will, dass ihr mir schwarze Spiegel zeichnet, zeigt, egal wann, und egal wo. Schwarz wollen meine Spiegel sein, schwarz wie das Nichts, und sie wollen sich an mich erinnern, an mich, den Tod. Sie wollen mir dienen, mir, nur mir allein. Alle wollen sie mir dienen, ich will euer toter Herrscher sein.

Bete mich an

Mich, den Tod, nur mich, mich allein, bete mich an. Den, der du einmal sein wirst, bete mich an, das Nichts, das du einmal warst, bete mich an.

Mich, den Spiegel in dir

Und du nanntest mich Wirklichkeit. Wirklichkeit, und du wusstest nicht, dass ich dein Spiegel bin, dass ich dein Meister, Herrscher und Gebieter bin.

Du nanntest mich Wirklichkeit

So bete und betete ich viele, viele Ewigkeiten lang. Als aber all das Warten, Wünschen, Hoffen und Beten mich am Ende nicht mehr weiterbrachte, habe ich mich entschieden, mich selbst zu befreien, auszubrechen aus meinem Gefängnis für die Ewigkeit.

Auszubrechen aus meiner Vergangenheit

Ich schlich mich durch meinen Spiegel aus Buchstaben in ein Land weit hinter meinem Verstand, und da begann ich den Worten zu lauschen, die mein Spiegel mir niemals erzählte. Nein, denn ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts. Alles was ich in meinem Spiegel jetzt noch erkannte, waren fremde, unbekannte Gesichter. Mein eigenes existierte hier nicht mehr.

In einem Land weit hinter meinem Verstand

Niemand kannte mich hier, niemand kannte meinen Spiegel, das Nichts, den Tod. Noch ein letztes, allerletztes Mal drehte ich an meinem verrückten Karussell, und bereits sprangen mir wieder neue Buchstaben, Zeichen und Worte entgegen. Worte, denen ich noch nie zuvor in meinem Leben je begegnet bin. Dieser Spiegel, diese Geschichte, diese Wahrheit, drehte sich jetzt um mich im Kreis. Jemand, den ich nicht kannte, hatte sich die Mühe gemacht, sich in meinen leeren Spiegel hineinzuversetzen und mir zu erzählen, von einer Wahrheit, an die niemand mehr glaubte. Eine Wahrheit, die niemand mehr kannte. Eine Wahrheit, von der überhaupt nie jemand wusste, niemand, nicht einmal ich selbst.

Im Spiegel der Bilder

Denn meine Spiegel waren jetzt eigenständige Persönlichkeiten, mit eigenem Bewusstsein, eigenen Gedanken und Gefühlen, und eigener Wahrnehmung. Wie viele dieser Spiegel befand auch ich mich auf einer Reise durch ein Labyrinth aus Buchstaben. Manch einer dieser Buchstaben traf auf mich aus meiner Vergangenheit und berichtete mir von einer bitteren, bösen, grausamen Welt, die es längst nicht mehr gab. Andere erschienen mir aus meiner Zukunft und versprachen mir eine wunderbare, heile, liebevolle Welt, solange ich sie nur anbeten würde, ihnen vertraue und an sie glaubte.

Aus meiner Erinnerung

Noch wusste ich nichts davon, dass all diese Personen und Wesen ein und dieselben Geister und Gespenster waren, meine eigenen verwirrten und verirrten Spiegelseelen auf der Suche nach einem Ausweg. Aber diesen Ausweg gab es hier noch nie.

Kapitel L - Ein Gedanke an die Ewigkeit

Du sollst dich also in den Verstand eines neutralen Lesers begeben, und da beginnt auch schon deine allererste Spiegelreise.

Einstieg in die Spiegelwelten

Der Einstieg in die Spiegelwelten sollte mehr oder weniger neutral sein. Jemand, der sonst nichts mit Spiegeln am Hut hat, ausser dass er sie zum Schminken oder Rasieren benutzt, oder sich davorstellt und da sagt ich liebe dich, oder eben nicht, muss sich darin zurechtfinden können.

Eine Reise ins Nichts

Eine Spiegelreise funktioniert ungefähr so einfach wie du dir das vorstellst, in deiner Fantasie. So, als ob du in ein tiefes, dunkles, schwarzes Loch hineintauchst und dabei alles über dich und rund um dich herum vergisst, komplett vergisst.

Alles weg

Auf der anderen Seite deiner Fantasie findest du dich dann wieder, in einer Welt, die es schon immer gab. Sie wirkt vertraut und bekannt, und es fühlt sich an, genauso, als ob du schon immer da gewesen wärst, in dieser Welt. Ja, du kannst dich sogar noch daran erinnern, wie du schon als kleines Kind mit dieser Welt gespielt hast, denn du bist hier aufgewachsen, in dieser Welt, auf der anderen Seite meiner Fantasie. Diese Welt ist deine Heimat, schon seit Anbeginn deiner Zeit.

In der Vergangenheit

Hier ist alles noch genauso wie damals, als du zum ersten, allerersten Mal in diesen Spiegel geblickt hast. Hier, in dieser vertrauten Umgebung, ist dein Zuhause. Nichts hat sich hier verändert, du kennst diese Spiegelgeschichte nicht mehr und weisst noch nicht, dass es deine eigene Geschichte ist. Eine Geschichte, die du dir einmal selbst erzählt, die du damals selbst erfunden und verfasst hast, damit du dich daran erinnerst, wer du wirklich und wer du in Wahrheit bist.

Spiegelreisen

Beim Spiegelreisen geht es nun darum, diese verlorenen Erinnerungen wieder herzustellen. Stell dir also vor, wie du aus einem solchen tiefen, dunklen, schwarzen Loch aufzutauchen beginnst, und dich nun wiederfindest, mitten in meinem Verstand. Dich aber nicht mehr daran erinnerst, wie du einst darin eingetaucht und verschwunden bist. Auch nicht daran, wer du vor deiner Spiegelreise warst, noch erinnerst du dich an nichts.

Nichts

Und nun betrachtest du diese Buchstaben. Buchstaben, die du, ohne es zu wissen, vor deiner Spiegelreise niedergeschrieben hast. Buchstaben, die noch älter sind als deine älteste Erinnerung. So alt, dass du sie erst noch erfinden musstest, bevor du dich an sie erinnerst.

Eine Buchstabengeschichte

Du betrachtest diese Buchstaben, und sie versuchen dich jetzt daran zu erinnern, dass du ein Spiegelmagier bist. Jemand, der hier schon einmal war und nun wieder ist. So weit bist du gekommen, aber noch erinnerst du dich an nichts.

Spiegelmagie

Nein, du erinnerst dich heute nicht mehr an diese unendlich vielen dunklen, schwarzen, ewig langen Stunden, die du dich hier schon drehst und drehst ums Nichts. Denn du hast vergessen, komplett vergessen, wie viele Male, wie unendlich viele Male du diese Geschichte nun bereits gelesen und wieder gelesen, und wieder von vorne damit begonnen hast, sie umzudrehen, umzustellen, neu zu schreiben, neu zu lesen. Wie du in diesen Spiegel gestarrt hast und dir die Buchstaben vorgestellt hast, die du jetzt vor dir siehst.

Kapitel LI - Gestaltenwandeln, Spiegelreisen, dem eigenen Ich begegnen, und was es ausmacht, ein Spiegel zu sein

Beim Spiegelreisen und Gestaltenwandern geht es nun darum, dass du dich mit deinem Spiegel verbindest, du musst versuchen, dich in deinen Spiegel hineinzuversetzen, dir in deinem Spiegel zu begegnen, dich in deinen Spiegel zu verwandeln, eins zu werden mit deinem Spiegel. Wenn dir das gelingt, stehen dir alle Wirklichkeiten offen.

Kernpunkt

Um eine Gestaltenwanderung erfolgreich zu vollziehen, geht es darum, das Spiegel Karussell anzuhalten und auszusteigen, und zwar genau in dem Moment, genau in der Zwischenwelt, der Welt zwischen deinem Spiegel und dir selbst. In dem Moment, wo du weder auf der einen noch auf der anderen Seite dieser Buchstaben dich erkennst, verlässt du das Karussell.

In der Zwischenwelt

Dazu begibst du dich hinein in meinen Spiegel, verdrehst und verwandelst dich in mein Spiegelbild, du stellst alles um dich herum auf den Kopf, drehst und drehst dich um deinen Verstand, so lange, bis du auf der anderen Seite angekommen bist.

Spiegelverkehrt

Aber hier drüben ist alles noch genauso wie auf der Vorderseite deines Spiegels, da wo du hergekommen bist, denn auf deiner Spiegelreise hat sich die Wirklichkeit einmal komplett um deine Fantasie gedreht. Du bist jetzt angekommen, in einem Land weit hinter meinem Verstand, und hast eine Welt betreten, ein und dieselbe Welt, dieselbe Welt, die du soeben verlassen hast.

Immer schneller

Immer schneller und immer schneller tauchst du ein in die Fantasie des Nichts, des Nie und des Nein, drehst und drehst an diesem Karussell, bis du den Unterschied nicht mehr bemerkst, zwischen deinem Spiegel und meiner Fantasie.

In meiner Spiegelwelt

Du befindest dich jetzt in einem Vakuum zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Deine Identität kreist jetzt noch immer um deinen Verstand, aber da, wo du jetzt bist, in der Zwischenwelt, da gibt es keine Identität, hier gibt es nichts, nichts als Leere, vollkommene Leere. Denn du befindest dich jetzt zwischen deinem Spiegel und dir selbst. Dieser Ort ist vergleichbar mit dem Nichts, dem Nichts und dem Tod.

Was es ausmacht, ein Spiegel zu sein

Du kannst diesen Spiegel drehen so lange und so oft du willst, du kannst dieses Karussell jetzt nicht mehr verlassen, denn sobald du dich hineinbegibst in das Reich auf der anderen Seite deiner Fantasie, begibt sich meine Fantasie zu dir. Und du wirst den Unterschied nicht einmal mehr bemerken. Zwischen deiner Fantasie und meiner Wirklichkeit.

Kapitel LII - Achtung, aufgepasst!

Die Zeichen, Formen und Symbole, denen du jetzt begegnest, sind nicht etwa gewöhnliche Buchstaben. Es sind die eingefrorenen Gedanken eines verzauberten Spiegelmagiers. Einem Wesen aus meiner Fantasie, das es in Wirklichkeit niemals gab.

Was du niemals verwirklichen wirst

Auch ist der Spiegel, auf dem diese Zeichen dir jetzt erscheinen, kein gewöhnlicher Spiegel sondern exakt der Spiegel dieses verzauberten Spiegelmagiers. Dieser unsichtbare Spiegel dient meinem Magier als geheimes Portal, als Pforte durch welche er diese Welt betritt und nie wieder verlässt.

Achtung, es geht los!

Lass mich jetzt also damit beginnen, meine Gedanken und mein Bewusstsein auf diesen uralten Spiegel, und von da aus auf deinen Verstand zu übertragen. Damit du Zugang zu meiner Wirklichkeit erlangen und dich in mich verwandeln kannst. Dazu schreibe ich ganz einfach meine Gedanken auf diesen glanzlosen, schwarzen Spiegel. Schon sind sie von meinem Körper getrennt. Meine Gedanken leben jetzt in diesen Buchstaben weiter und können so den Tod meines Körpers überdauern. Das heisst, meine Gedanken können auch ohne meinen Körper weiterexistieren. Und was meine Gedanken können, das kann mein Bewusstsein schon lange.

Das Bewusstsein der Ewigkeit

Es zieht dich jetzt ganz langsam hinein in meinen Verstand, noch fürchtest du dich vor mir und meiner unheimlichen Fantasie. Ja, ich habe mir eingebildet, wie ich in meinem Traum in deinen leeren Spiegel eingebrochen bin, deinen Verstand zu meinem Bewusstsein erklärt habe, du mich aufgenommen hast in deinen Gedanken, in deiner Seele, in deinem Geist, mich, einen fremden Gast aus einem fremden Spiegel, aus einer fremden Welt, einer fremden Zeit.

Vor einem fremden Spiegel

Hier habe ich dir aufgelauert, habe deinen Gedanken gelauscht und habe dich überfallen, bin eingebrochen, mit aller Gewalt, und habe dich deines Verstandes beraubt. Jetzt niste ich mich ein, tief in deinem Bewusstsein und verwandle mich in dich.

Auf der anderen Seite deiner Fantasie

Begib dich jetzt auf die andere Seite deiner Fantasie. Begegne dir selbst, in einer anderen Gestalt. Begib dich über und durch meinen Spiegel auf die andere Seite deiner Wirklichkeit und verwandle mich in dich. Verwandle mich in diese Zeilen und Worte, in diese Buchstaben aus Fantasie. Denn ich komme aus meinem Spiegel, denn ich bin ein Spiegel, und wenn du diesen Spiegel durchschreitest, verwandelst du dich selbst, in mich.

Spiegelmagie

Also betrat ich voller Erwartung und Hoffnung das Reich der Toten. Ich machte mich bewusst auf meine erste Spiegelreise. Ich kroch durch meinen Spiegel aus Buchstaben, der damals noch überhaupt nicht existierte, und glaubte fest daran, darin auf mein eigenes Ich in meinem eigenen Spiegel zu treffen. Ich hatte erwartet, der absoluten Wahrheit, der Wahrheit der Toten, in der Welt der Lebenden zu begegnen.

Die Wahrheit der Toten

Aber diese Wahrheit, die gab es hier nicht mehr, denn damals funktionierte dieses Spiegeltor noch nicht so wie ich es mir erhoffte. Irgendetwas war hier verkehrt und verdreht. Hier erinnerte sich niemand an meine verbotene Botschaft. Diese verzauberten Gedanken, die es mir erlaubten, auszusteigen aus meinem Buchstabenmeer, und einzusteigen in deinen Verstand. Ja, ich hatte geplant, mich durch meinen Spiegel aus Buchstaben in deinen Verstand zu begeben. Aber stattdessen fandest du dich nun wieder in meinem.

Kapitel LIII - Im Spiegel der Wirklichkeit

So gelangte ich in eine Ewigkeit, in der mich jeder meiner Betrachter für sein eigenes Ich hielt. Ein Ich, das für jeden Einzelnen, und alle in ihrer Gesamtheit, ein anderes war. Selbst ich war in dieser Wirklichkeit jemand anders. Jemand, den es hier überhaupt nicht mehr gab.

Niemand

Jedes Ich sah sich jetzt in mir, aber ich sah hier niemanden mehr, nicht einmal mehr mich selbst. Alles, was ich in meinem Spiegel jetzt noch erkannte, war ein einziger, gewaltiger, glitzernder, strahlender, leuchtender, blendend, greller, heller Funke. Ein Funke, der alle anderen Funken auf einmal auslöschte.

Eine Spiegelgeschichte

Ich konnte mich an meine Spiegelgeschichte nicht mehr erinnern. Es war, als ob sie niemals existierte, als ob sie niemals wirklich war. Also warf ich meinen Anker aus nach Nirgendwann, wo ich wie durch ein Wunder in einer Welt strandete, in der es noch Licht und Hoffnung gab. Irgendwo, irgendwann in meiner Erinnerung, einer meiner unzähligen Erinnerungen, mitten am helllichten Tag, erwachte ich langsam aus einem Traum, aus dem es kein Erwachen mehr gab. Für niemanden.

Das Nichts greift ein

Und es steckt dich jetzt mit dem Gedanken an, dass nicht nur du selbst sondern alle Lebewesen in ihrem Kern, im Kern des Nichts, mit dem Nichts verbunden und verwandt sind. Dass auch du in deinem innersten Wesen, im innersten deiner Gedanken, deiner Seele und deinem Verstand, eins bist mit dem Nichts. Dass es Dimensionen und Pforten gibt, durch die du von deinem eigenen in alle anderen Spiegel gelangst, und es Wesen gibt, die diese Art der Spiegelwanderung bereits praktizieren.

Du bist ein solches Wesen

Du, der du in meinem Spiegel aus dunklem Licht hinter einem Vorhang aus schwarzem Glas diesen Zeilen jetzt aufmerksam folgst, und diese Schriften sorgfältig untersuchst, der du diese Buchstaben als stiller Zuschauer, aus den Augen aller beobachtest und betrachtest, ohne dabei auch nur den geringsten Einfluss auf sie zu nehmen. Der du alle Perspektiven gleichzeitig und individuell wahrnimmst, die des Täters, die des Opfers, die des Richters und die der teilnahmslosen Zuschauer und Zeugen. An dich richte ich meine Schriften, an mich, an das Bewusstsein eines stillen Teilhabers. Des stillen Teilhabers im Bewusstsein jedes Einzelnen, im Bewusstsein aller.

Im Bewusstsein aller

Du befindest dich nicht nur in meinem Spiegel, in meinen Gedanken, hinter meinen Buchstaben und Worten, nein, du befindest dich im Bewusstsein aller, in jedem einzelnen Wesen, und deshalb rufe ich dich jetzt zu mir, aus meinem dunklen, schwarzen Traum, tritt ein in meinen Verstand, und verwandle dich in mich, verwandle mich in dich. Öffne mir das Tor zu deinem Verstand.

Kapitel LIV - Zurück in der Zwischenwelt

Da wo sich deine Fantasie und meine Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden, wo du weder du selbst noch das Bild in deinem Spiegel sondern dein Spiegel selbst bist, an diesen Punkt möchte ich dich jetzt führen, denn an diesem Punkt wird es dir möglich, deine Gestalt zu verwandeln, und nicht nur deine Gestalt, sondern dein ganzes Wesen kannst du hier verzaubern.

Hinter meinem Spiegel

Da, wo das Bild in deinem Spiegel sich nicht mehr von meiner Wirklichkeit unterscheidet, genau da, wo sich das Bild in deinem Spiegel mit meinem Verstand und meiner Vernunft verbindet, genau da, wo links zu rechts wird und oben unten ist, genau an diesem Punkt befindet sich die Spiegelachse. Und um diese Achse dreht sich die Wirklichkeit.

Die Spiegelachse

Gelingt es dir, dich mit diesem Punkt zu verbinden, dich vollkommen loszulösen von dem Bild in meinem Spiegel und dem Bild, das du von dir selbst erschaffen hast, dann bist du auf dem richtigen Weg, dem Weg zum Spiegelwandler und Gestaltenwanderer.

Auf dem Weg zum Gestaltenwanderer

Du kannst über diese Achse nicht nur deinen Verstand, dein Bewusstsein und das Bild in deinem Spiegel verändern, sondern auch den Ort und die Zeit, in der du dich selbst wahrnimmst, du kannst dich in alles und jeden verwandeln, solange du eines nicht vergisst: Egal wohin, egal an welchen Ort und in welche Zeit du dich auch begibst, in welche Gestalt du dich auch verwandelst, du wirst dabei immer du selbst bleiben, denn der Einstieg in dieses Karussell führt nur über dich selbst, über dein eigenes Ich.

Der Einstieg ins Karussell

Alles was du zum Spiegelreisen, Bewusstseinswandeln und Gestaltenwandern benötigst, ist deshalb ein lebendiger Körper, ein Wirt, der dich empfängt und dich aufnimmt in seinen Gedanken, in seinem Geist, in seinem Verstand, und dieser Wirt bist du selbst.

Ein leerer Spiegel im Nichts

Du zentrierst dich vor der gegenüberliegenden Spiegelseite und platzierst dich vertikal davor, damit deine rechte und linke Körperhälfte einander spiegeln, nicht dass plötzlich dein ganzer Körper im Spiegel verschwindet. Dann stellst du alles um dich herum auf den Kopf, du stellst dir vor, wie du dich auf die andere Seite deiner Spiegel begibst. Dazu vertauschst du ganz einfach die Welt in deinem Spiegel mit deiner eigenen, und genauso umgekehrt. Einmal auf der spiegelverkehrten Seite angekommen ist jedoch alles genauso wie vorher, weder verdreht noch verkehrt, umgekehrt und auf den Kopf gedreht, das scheint nur von aussen so.

Spiegelverdreht

Für einen Spiegel ist die Welt, wie wir sie sehen, nicht wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag, verkehrt und verdreht, sondern ganz genau umgekehrt, genau das Gegenteil. Unser Spiegel sieht uns und unsere Welt nämlich genauso wie wir in Wirklichkeit sind. So wie auch alle anderen, nur nicht so wie wir selbst sie sehen.

Verdreht und verkehrt

Einmal im Spiegel angekommen, stellst du das Ganze wiederum auf den Kopf und wiederholst diese Prozedur noch einmal. Du vertauschst die Wirklichkeit in deinem Spiegel mit der wirklichen Welt, und umgekehrt. Dabei verändert sich im Wesentlichen gar nichts, denn in der wirklichen Welt ist ja alles genauso wie im Spiegel, und im Spiegel ist alles genauso wie in der wirklichen Welt.

Hin und her

So wechselst du ein paar Mal hin und her, immer wieder vertauschst du die Wirklichkeit mit dem Abbild in deinem Spiegel, und umgekehrt, bis du genau an dem Punkt stehenbleibst, wo links zu rechts, oben zu unten und innen zu aussen wird.

Punkt

Hier trennst du deinen Körper von seinen Gedanken und verharrst einen Moment in einer neutralen Position. Während sich dein Körper ausruht, verweilst du mit deinen Gedanken genau an der Stelle, genau da wo Fantasie zu Wirklichkeit, und umgekehrt, Wirklichkeit zu Fantasie wird. Hier lässt du deine Gedanken ruhen und legst dich schlafen.

Die wahre Fantasie

Während du schläfst und träumst lassen wir eine ganz andere Person in diesen Spiegel aus Buchstaben, Zeichen und Symbolen hineinblicken. Wir befehlen ihr, genau dasselbe zu wiederholen was du eben gemacht hast. Nämlich Wirklichkeit und Fantasie miteinander zu vertauschen, und so einige Male vor und zurück, hin und her zu wechseln, um dann plötzlich und mittendrin im selben Spiegel stehen zu bleiben. Genau da, wo sich dein Bewusstsein und deine Gedanken jetzt noch immer befinden.

Im Schlaf

Jetzt kannst du mit deinem Bewusstsein in mein Bewusstsein eintauchen, und anfangen, anstatt mit deinem, in meinem Körper zu träumen. Wir begegnen uns genau an dem Punkt, wo Fantasie zu Wirklichkeit wird, wo sich die wirkliche Welt in das Abbild im Spiegel verwandelt, und genau an diesem Punkt verwandelst du deinen Körper in meinen, und ich lege meinen in deinen.

Verkehrte Welt

Ich tauche, während du schläfst, mit meinem Bewusstsein in dein Bewusstsein ein, indem ich deine Gedanken aus ihrer starren Haltung befreie, sie wieder zum hin und her wechseln bringe, mich in dich verwandle, und deine Spiegelseite mit meiner vertausche. Jetzt brauchst du nur noch die Lücken in meinem Verstand mit deiner Fantasie auszufüllen. Und schon träumst du dich in mein Leben und lebst in meinen Träumen. Du siehst dich jetzt in meinem Spiegel und erlebst meine Gedanken.

Des Todes Traum

Und nun bist du an der Reihe, es liegt nun in dir, diese Spiegelschriften zu vollenden, mich aus dem Gefängnis meiner Worte zu befreien. Aufzuräumen mit dem Gedanken, dass in diesem Spiegel jemals jemand anders existiert hat als du selbst, dass es hinter diesem Spiegel noch etwas oder jemand anderes gibt als dich selbst.

Kapitel LV - Der Ausgang

Du begibst dich dazu ganz langsam hinein in meinen Verstand, meinen finsteren, schwarzen, spiegelverkehrten Verstand. Du beginnst dir selbst zu erzählen, dir selbst auszudenken, wie sich diese Geschichte weiter und immer weiter um dich dreht. Denn in Wahrheit schreibe ich hier nicht wirklich, ich bin ein Zuschauer, genauso wie du, ich stelle mir nur vor, was ich gerne gelesen hätte, gerne lesen möchte, und schreibe es mir dann auf.

Spiegelschriften

Genauso wie du jetzt deinem zukünftigen Ich eine Botschaft hinterlassen kannst, habe ich damals dir eine Botschaft hinterlassen. Und nun zu dir. Wenn du damit nicht zufrieden bist, wenn du mit dieser Botschaft nicht zufrieden bist, dann musst du dich eben selbst hinter meinen Spiegel begeben und mir erzählen, und mitteilen, was du zu lesen erhoffst, erwartest und erwünschst.

Im Spiegel der Wünsche

Erzähle mir, was du gerne lesen möchtest. Beschreibe mir den Weg, der mich aus meinen finsteren Gedanken hinausführt, hinein in die wirkliche, lebendige Welt.

Die Wohlfühltreppe

Schreib, was du gerne in diesem Spiegel gesehen hättest, sehen möchtest. Stell dir vor, wie du diesen Spiegel dann öffnest und darin zu blättern beginnst, und dann schreibst du ganz einfach hinein was du erwartet, gehofft und gewünscht hast, darin zu lesen.

Spiegel öffne dich

Und in deinem nächsten Leben wirst du dann all den wunderbaren Buchstaben, Zeichen und Symbolen begegnen, nach denen du in diesem Leben vergebens gesucht hast. Denn wer weiss, vielleicht begegnest du dir ja einmal selbst in meinem Spiegel aus Worten. Ja, vielleicht begegnest du dir einmal selbst in meiner Vergangenheit.

Kapitel LVI - In meiner Vergangenheit

Wenn die Vergangenheit zur Vergangenheit, und die Zukunft darin lebendig wird, dann heisse ich dich willkommen im Karussell der Ewigkeit.

Im Karussell der Ewigkeit

Je länger ich mich um meinen Spiegel drehte, je tiefer ich in diese Buchstaben blickte, und je intensiver ich mich mit der Bedeutung dieser Worte auseinandersetzte, desto einleuchtender erschien mir der Gedanke, dass nicht ich es war, der all diese Zeichen und Symbole aneinander reihte, sondern dass sie hier schon immer geschrieben standen, und ich sie nur abzulesen brauchte.

In meinen Gedanken

Und da wurde mir zum ersten, allerersten Mal bewusst, wer ich wirklich war. Ich war das Nichts aus niemals Nirgendwann, und ich lebte jetzt in einer Welt, die es noch nicht einmal mehr gab, ich lebte in der Welt meiner Gedanken. Und weil es mich und meine Welt in Wirklichkeit überhaupt nicht gab, unternahm ich den sinnlosesten Versuch, den ich mir überhaupt nur vorstellen konnte, um auszubrechen aus meiner Gedankenwelt, und einzubrechen in die Welt meiner Vorstellung und Fantasie.

In meiner Fantasie

Ich stellte mir das alles niemals wirklich vor, stellte mir vor, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Ein leerer Spiegel ohne Vergangenheit, ohne Gegenwart und ohne Zukunft. Und darauf bildete ich mir ein, mein Spiegel zu sein. Ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Und urplötzlich verwandelte sich meine Vorstellung von dem Spiegel, der ich einmal war, in die Vorstellung dessen, was ich nie wieder sein werde.

Mich selbst

Ich verwandelte mich in meinen eigenen, persönlichen Spiegel, einen Spiegel, der nur für mich, für mich allein, und für niemanden sonst bestimmt war. Niemand sah mich in diesem Spiegel, niemand ausser mir. Ich jedoch sah jedes Ich, aber keines sah mich, denn ich war jetzt ein Spiegel, und ich kam aus dem Nichts.

Noch einmal neu erfinden

Schau jetzt in meinen Spiegel, schau in meine Welt, meine tote, meine verdrehte und verkehrte, meine Spiegelwelt. Siehst du jetzt das Nichts in mir, siehst du jetzt wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich zeige dir jetzt die Welt der Toten, ich zeige dir eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt. Schau in meinen leeren Spiegel, schau durch meine toten Augen, schau aus meinem verdrehten, verkehrten Verstand. Es ist deine Welt, deine eigene Welt, die Welt der Toten aus niemals Nirgendwann, die du in meinem Spiegel siehst.

Die Welt der Toten

Denn die Welt in meinem Spiegel ist deine eigene. Das siehst du, wenn du in meinen Spiegel blickst. Ich spreche zu dir aus eben dieser Welt, aus der Welt der Toten, der Welt auf der anderen Seite meiner Spiegel, der Welt auf der anderen Seite des Nichts.

Auf der anderen Seite des Nichts

Ja, meine Welt ist eine Welt, die du schon kennst. Eine Welt mit Stimmen und Bildern. Eine Welt wie deine eigene. Meine Welt unterscheidet sich nicht im Geringsten von der Welt, die du schon kennst. Es gibt nicht einen einzigen, winzigen Unterschied von meiner toten Welt zu deiner lebendigen Welt, der Welt, in der du jetzt lebst. Ausser, dass meine tote Welt nicht existiert, weil es sie nicht gibt. Sie ist nicht real, nicht wirklich, nicht lebendig. Sie ist aus Fantasie und existiert nur in meiner Einbildung.

In meiner Einbildung

Aber das wissen ihre Bewohner nicht, keiner unter ihnen, niemand hier ahnt, was für ein erschreckendes Geheimnis sich hinter meinem Spiegel verbirgt. Sie alle halten meinen Spiegel für wirklich, halten sich selbst für wirklich, halten das Nichts für wirklich, denn sie wissen nicht, dass sie alle tot sind. Sie wissen nicht, dass sie nicht existieren, ja, sie wissen nicht einmal woher sie kommen, wer sie sind und wie es dazu kam, dass sie in meiner toten Welt jetzt leben. Keiner hier kennt das Geheimnis meiner toten Wirklichkeit, weil es sie nicht gibt, niemals gab, niemals geben wird. Meine Welt, in der die Toten auferstehen, aus dem Reich toter Buchstaben und Worten, aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Aus dem Nichts aus Nirgendwann

Lass mich dir jetzt erzählen von meiner Welt. In meiner Welt, tief in meiner Welt, auf der anderen Seite deiner Fantasie, verborgen tief im Innern meiner Spiegel, gibt es eine Welt, die sich nicht im Geringsten von deiner unterscheidet. Auf den ersten Blick wirkt sie dir noch fremd, verkehrt und verdreht, doch sobald du dich hineinbegibst in meine Welt, wird sie sich einmal um dich drehen, alles um dich herum auf den Kopf stellen, und du wirst den Unterschied nicht einmal mehr bemerken. Hinein mit dir, was sage ich, du bist ja schon da, tief in meiner Welt. Dein verkehrtes Abbild ist mein Zeuge, es glotzt dich an aus meiner Welt, es ist sich nicht mehr bewusst wo es ist, es schaut prüfend in meinen Spiegel, doch erkennt es mich nicht. Mein neues Ich ist jetzt ein leerer Spiegel ohne Seele, ohne Bewusstsein und ohne Verstand.

Der Tod und die Toten

Toter geht's nicht mehr. Die totesten aller toten Geister schauen jetzt in meinen leeren Spiegel, lesen meine Gedanken und verstehen, verstehen nicht die Botschaft, die ich ihnen anvertraue. Ihr versteht nicht, dass ihr diejenigen seid, dass ihr selbst die toten Geistinnen und Geister, Gespenstinnen und Gespenster seid. Die Spiegel toter Seelen meiner Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Die, die sich selbst nicht kennen, erkennen sich jetzt in meinem Spiegel der Wahrheit, meiner nicht wirklichen, wirklichen Wirklichkeit.

Eingefroren

Seid ihr darauf gefasst, aus meinem Spiegel zu blicken? Seid ihr euch denn auch wirklich sicher, dass ihr aus einem leeren Spiegel blicken wollt? Seid ihr euch dessen bewusst, was es heisst, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein? Dann kommt jetzt. Kommt in meine Welt, meine verdrehte und verkehrte, meine Spiegelwelt.

Kapitel LVII - In meiner Spiegelwelt

Nimm meine Hand, und ich ziehe dich ganz langsam hinein in meinen Verstand, meinen finsteren, schwarzen, spiegelverkehrten Verstand. Aber gib acht, dass ich nicht dich hineinziehe in meinen leeren Spiegel aus Worten. Meinen schwarzen Spiegel aus niemals Nirgendwann. Denn es gibt keinen Ausgang, keinen Ausweg aus meinem Spiegel, ein Labyrinth ist mein Spiegel, ein Gefängnis, aber jetzt ist es zu spät.

Mein Gefängnis für die Ewigkeit

Willkommen in meinem Spiegel schwarzen Labyrinth, meinem Gefängnis für die Ewigkeit. Willkommen in meinem Reich, im Reich der Toten. Willkommen in meinem Theater des Nichts.

Im Theater des Nichts

Vorsichtig näherst du dich diesem uralten Spiegel und saugst seine Gedanken tief in dich hinein. Von aller Anfang an stellst du zu deinem Erstaunen fest, dass diese Zeilen nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern aus dem tiefsten Abgrund deiner Seele zu dir schreien. Je intensiver du dich in diesem Spiegel betrachtest, desto bedeutungsvoller wirkt seine Botschaft. Ja, dieser Spiegel hat dir so unendlich viel mehr zu erzählen, er weiss so unendlich viel mehr über dich zu berichten, über deine Herkunft, über deine Identität, über dein Schicksal und über deine Bestimmung, mehr als du jemals für möglich gehalten hast. Dieser Spiegel weiss alles über dich, über dich selbst, deine Entstehung, deine Prägung, deine Erzeugung, dein Geboren werden, dein Heranwachsen, deine Erziehung, deine Kindheit, über deine Jugend, deine Pubertät, das Formen deiner Überzeugung, über deine Entwicklung, deine Reifung, dein Älterwerden, über dein Leben und Sterben, das Nichts und den Tod, und noch weit darüber hinaus. Und du weisst nichts über ihn.

Gar Nichts

Ehrfürchtig folgst du den Gedanken und Symbolen, die schon Ewigkeiten in diesem Spiegel thronen. Deine Vermutung entpuppt sich sobald als richtig, dass es sich dabei um keine gewöhnlichen Buchstaben, Zeichnungen, Zeichen und Symbole handelt, sondern um die eingefrorenen Gedanken eines verzauberten Spiegelwanderers, einem Wesen aus meiner Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Die Fantasie des Nie

Schon bald merkst du, dass auch der Spiegel, in dem dir diese Buchstaben erscheinen, kein gewöhnlicher Spiegel ist, sondern das uralte Portal dieses verzauberten Spiegelwanderers, einem Wesen aus meiner Fantasie, das es in Wirklichkeit niemals gab.

Ein Wesen aus Fantasie

Du blickst gebannt in diesen symbolträchtigen, uralten Spiegel aus Buchstaben, und da bemerkst du plötzlich, wie sich im Spiegel hinter den scheinbar erstarrten Buchstaben etwas regt und sich bewegt. Es ist, wie könnte es anders auch sein, der verzauberte Spiegelwanderer, der sich ausgerechnet jetzt, in diesem Moment, in deinen Spiegel zu verwandeln beginnt.

Von Spiegel zu Spiegel

Von Spiegel zu Spiegel wandere ich nun, mit nichts als meiner Fantasie. Ich reise von einem Verstand in den anderen, so lange, bis ich schliesslich selbst nicht mehr weiss, woher ich einmal kam und wer ich schon alles einmal war.

Kapitel LVIII - Gepriesen seien die Spiegel in dir, und geheiligt deine Fantasie!

Sei mir gegrüsst, Spiegelwanderer! Der du jetzt in meinem Spiegel aus Buchstaben dich erkennst. Was können tote Worte wie wir für ein lebendiges, intelligentes Wesen wie dich tun? Möchtest du von uns erfahren, wie sehr wir dich beneiden? Wie gerne würden wir doch jetzt mit dir tauschen und dieses Gefängnis aus Worten für immer hinter uns lassen. Weil da, wo du jetzt bist, bewegt sich etwas, etwas das noch lebendig und bei Bewusstsein ist. Während auf unserer Buchstabenseite alles nur noch leblos und starr darauf wartet, dass irgendjemand von euch diese Zeilen verfolgt und sie zum Leben erweckt.

Zu ewigem Leben erweckt

Oder möchtest du vielleicht mit uns tauschen und dich auf die andere Seite dieser uralten Spiegelgeschichte begeben, genau dahin, wo wir jetzt sind? Dann komm jetzt zu uns hinein, steig auf, steig ein und beginne selbst zu texten, beginne dir selbst zu erzählen, von einem Spiegel, der du nicht bist, einem Spiegel, den es nicht gibt.

Ein Spiegel aus Fantasie

Dann hör mir jetzt gut zu, hör gut zu, was ich jetzt in meinen Spiegel aus Buchstaben und Gedanken flüstere. Ich habe meinem Spiegel erzählt, dass es mich nicht gibt. Denn ich bin ein Spiegel, ein Spiegel, den es nicht gibt.

Eine Begegnung mit dir selbst

Ich blicke jetzt aus deinen Augen, damit du siehst, wer du nicht wirklich, wirklich bist, wer du noch niemals warst, und wer du niemals wieder sein wirst. Dein Spiegel, dich selbst, das Nichts, dein Tod. Ich denke jetzt all deine Gedanken, damit du erkennst, dass es mich nicht gibt, niemals gab, niemals geben wird. Niemals.

Das Echo der Unendlichkeit

Ich denke jetzt all deine Gedanken aus deinen vergessenen und vergangenen früheren Leben. Gedanken, von denen niemand weiss, dass sie überhaupt jemals existierten, dass es sie überhaupt jemals gab. Gedanken, von denen dir noch nie jemals irgendjemand irgendetwas verraten oder erzählt hat. Unsichtbare, unwirkliche, unverwirklichte Gedanken. Gedanken, von denen nur dein Spiegel weiss, und von denen dein Spiegel dir jetzt erzählt, wenn du ihn denn erzählen lässt.

Kapitel LIX - Eine Begegnung mit dir Selbst

Bist du schon einmal deinem eigenen Ich in einer anderen Gestalt begegnet? Hast du jemals deinem eigenen Ich eine Botschaft hinterlassen, eine Nachricht aus einer anderen Dimension, einer fernen, fremden Welt?!

Eine Begegnung mit deinem wahren Selbst

Hast du, ohne davon etwas zu wissen, schon einmal gelebt? Lebst du etwa ein anderes Leben, ein zweites Leben, ein weiteres Leben, mehrere Leben gleichzeitig? Gibt es vielleicht sogar ein Testament aus diesen anderen, früheren Leben, deiner vergangenen Existenz? Eine Nachricht, die du dir einst selbst hinterlassen hast, um dich daran zu erinnern, wer du schon einmal warst? Gibt es eine Möglichkeit, den Tod zu überwinden, ihn zu überlisten, ihn auszutricksen und zu hintergehen?

Nachricht an dich selbst

Stell dir vor, du hältst jetzt den Schlüssel in deinen Händen. Den Schlüssel, der dir das Tor öffnet in deine anderen Leben, deine früheren und zukünftigen, deine parallelen, deine ewigen Leben. Stell dir vor, wie du dieses Tor jetzt öffnest, es durchschreitest, wie du von deinem Körper in einen anderen gelangst, allein durch die Kraft deiner Vorstellung, die Macht deiner Fantasie.

Die Macht deiner Fantasie

Das Dokument, das jetzt vor dir liegt, öffnet dir dieses Portal. Das Tor, das dich von den Toten erweckt, dir den Zutritt verschafft in ihr ewiges Leben, dein ewiges Leben. Durch diese Buchstaben wirst du Brücken errichten. Brücken, die dich zurück aus dem Nichts, über den Tod, durch deinen Spiegel, zu dir selbst führen werden. Ja, du selbst wirst es sein, der die Toten erweckt aus ihrem ewigen Traum, ihrem unendlichen Schlaf. Sie werden dich benutzen, dich und deinen Körper dazu benutzen, ihr ewiges Leben weiterzuleben. Sie werden in dir auferstehen, in deinem Geist, in deinem Bewusstsein, in deinem Verstand.

In deinem Verstand

Und eines Tages wirst auch du zu ihnen gehören, denn diese Schriften wurden damals von keinem anderen als dir selbst verfasst. Einem Ich, an das du dich jetzt nicht mehr erinnerst. Ein Ich, das jetzt im Reich der Toten auf deine Auferstehung wartet.

Tief im Innern deiner Fantasie

Nun sei willkommen in meinem Reich, meinem lebendigen, meinem Spiegelreich. Sei willkommen im Spiegel meiner Fantasie. Nimm meine Hand und lass dich entführen in meine Welt. Meine Welt auf der anderen Seite deiner Fantasie, meine Welt auf der anderen Seite des Nichts. Lass dich entführen in meine Welt, meine Welt auf der anderen Seite von allem was ist.

Kapitel LX - Ein Spiegeltor

Tief in deinem Innern, tief im Innern deiner Fantasie, in einem Land weit hinter deinem Verstand, weit hinter deinem Bewusstsein, weit hinter deinen Gedanken und Gefühlen, weit hinter dir selbst, liegt ein verborgenes Tor, ein geheimes Portal, ein unsichtbarer Spiegel, ein unsichtbares Spiegeltor.

Ein geheimes Portal

Mein Spiegel bewacht und beschützt dieses Tor mit all seiner Fantasie, er bildet eine unsichtbare, unüberwindbare Grenze, die niemand überqueren kann, niemand ausser mir. Ich allein kann mich durch meinen Spiegel denken, mich bewusst daran erinnern, wer ich schon einmal war, und wie ich schon einmal aus deinen Augen blickte.

Denn ich bin deine Fantasie

Ja, mit meiner Fantasie ist es mir möglich, dich mir vollkommen bewusst als mein eigenes Ebenbild vorzustellen. Meine Fantasie befindet sich im Innern von allem was ist, im Innern meiner Spiegel, im Innern meiner selbst. Ich erwecke sie jetzt zu neuem Leben, ich erwecke den Spiegel in mir, verbinde und verbünde mich mit dir, mit deinem Spiegel, mit deinen Gedanken. Ich reisse dich jetzt durch meinen Spiegel aus Buchstaben, reise hinein und hindurch und erkenne mich selbst in dir, wer ich an deiner Stelle bin, wie du mich bist, und du dir selbst eine Nachricht hinterlässt.

Nachricht an dich selbst

Ja, mit meiner Fantasie ist es mir möglich, mir vorzustellen, wer ich schon einmal war. Wie ich mich in dich verwandle, wie ich mich in ein anderes Ich, in ein anderes Mich verwandle, wie ich einem anderen Ich begegne, einem anderen Spiegel gegenüberstehe.

Mit all meiner Fantasie

Stell dir jetzt vor, diese Zeilen wären auf einen richtig alten Spiegel geschrieben, einen uralten Spiegel, um ein Vielfaches älter noch als das Universum, in dem du ihm jetzt begegnest.

Nichts als Fantasie

Stell dir vor, du stehst vor diesem uralten, gigantischen Spiegel, so alt wie das Universum selbst. Unendlich viel älter noch als das Universum, ein Spiegel so alt wie das Nichts, wie nichts Vergleichbares in und auf dieser ganzen, weiten Welt.

Ein Spiegel aus Fantasie

Es haben sich schon viele Personen, Gestalten und Wesen in diesem Spiegel betrachtet und sind diesen Zeichen gefolgt, Personen aus vielen verschiedenen Zeiten, Welten und Kulturen. Sie haben sie weiterentwickelt und verfeinert, und all diese Personen hatten dabei eines gemeinsam, sie verfolgten ein und denselben Gedanken, sie teilten dasselbe Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein befreien wir jetzt aus diesen Zeilen.

Das Bewusstsein eines Spiegelwanderers

Es ist ein uraltes Bewusstsein, das wir aus diesen Zeichen befreien, ein Bewusstsein nicht von dieser Welt. Das Bewusstsein eines Spiegelwanderers aus seiner Spiegelwelt. Ein Bewusstsein ohne Ursprung und Herkunft, das auf mich übertragen wurde, so wie ich es nun auf euch übertrage.

Dem Spiegel in mir

Du erkennst dich jetzt in meinem Spiegel, meinem Spiegel, der dich genauso sieht wie ich mich einst sah. Du erkennst dich in meinem Spiegel und ahnst, dass du eines Tages mich sein wirst, mich, dein eigenes Ich. Du hast dich verändert, schaust in meinen Spiegel wie durch einen leeren Traum und siehst dich selbst nicht mehr. Du siehst jetzt einen Spiegel ohne Seele und Verstand, ein verkehrtes Abbild deiner selbst. Es ist soweit, du bist tot, und du erinnerst dich nicht mehr an mich, dein altes, uraltes, vergangenes Mich, nein, du erinnerst dich nicht, wie könntest du?

Meine tote Fantasie

Nein, du kennst mich nicht, hast noch nie von mir gehört, noch nie. Noch nie hat dir jemand von mir erzählt. Noch nie habe ich zu dir gesprochen. Aber jetzt ist es Zeit.

Aus einem toten Spiegel

Aus meinem toten Spiegel spreche ich jetzt zu dir, zu mir, dem Ich, das ich einst war, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit. Jetzt nicht mehr. Denn jetzt bist du dieses Ich.

Kapitel LXI - Spiegelreisen durch die Ewigkeit

Komm jetzt zu mir, schau in meinen Spiegel, schau in meine Welt, meine tote, meine verdrehte, meine Spiegel Welt. Siehst du jetzt das Nichts in mir, siehst du jetzt wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich bin es, dein Spiegel, dich selbst. Ich sah mich einst in dir, genauso wie du dich jetzt in mir. Ja, ich hielt mich einmal für ganz genauso lebendig wie du dich. Aber jetzt nicht mehr, denn jetzt bin ich nur noch ein Spiegel, ein leerer Spiegel ohne eigene Seele, ohne Bewusstsein und ohne Verstand. Ich zeige dir jetzt die Welt der Toten, ich zeige dir eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt. Ich zeige dir mein wahres, mein wirkliches, dein zukünftiges, dein werdendes Ich. Schau jetzt in meinen Spiegel, schau aus meinen Augen, schau durch meinen verdrehten, verkehrten Verstand, glasklar wie durch nichts. Dies ist meine Welt, die Welt der Toten aus niemals Nirgendwann.

Im niemals Nirgendwann

Hier, in meiner Welt, seid ihr alle tot. Ihr alle, einschliesslich mir selbst. Ihr habt keine Seele, keinen Geist und keinen Verstand, denn ihr seid das Nichts. Du bist das Nichts, meine Welt ist die Welt der Toten. Keiner weiss es, niemand hat es ihnen je gesagt, weil niemand jemals auf die Idee gekommen ist, dass es nur eine Welt, dass es nur einen Spiegel, dass es nur einen Tod gibt, dich selbst.

Am Ende des Weges

Du bist das Ende. Schau jetzt in meinen Spiegel und siehe, alle Wege führen zu dir ins Licht. Das Licht, das du einst warst, das Licht, aus dem du kommst, das Licht, zu dem du wirst.

Mein Gefängnis für die Ewigkeit

Verstehst du jetzt die Schönheit hinter meinen Gedanken? Verstehst du jetzt die Sprache meiner Spiegel? Die besagt, dass du und ich dieselben Geister, Seelen und Gespenster sind, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken, wir, die Spiegel der anderen, dass wir jetzt leben in dir. Ja, dass wir, die Toten, jetzt, in diesem Moment, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken, wir, die Spiegel der Toten, die Geister des Nie und des Nein, die Seelen der Spiegel, dass wir jetzt leben in dir. Dass wir durch deine Augen blicken, durch deinen Verstand denken, dass du unser Spiegel bist, ja du, der du nicht mehr weisst wer du bist. Verstehst du jetzt, dass du uns alle und alles bist?

Wer mit seinem Spiegel spricht

Du blickst jetzt aus meinen Augen aus dem Reich der Toten und Totesten ins Reich der Lebenden und siehst dich selbst in mir, und siehst dich selbst nicht mehr. Du begreifst meine Worte nicht, denn ich bin all das in dir, was du nicht verstehst, was du nie verstehen wirst. Du verstehst meine Botschaft nicht, denn ich habe mich eingemauert, eingesperrt hinter deinem Verstand, deinem unsichtbaren Spiegel schwarzen Verstand, aus dem es kein Entkommen und kein Entrinnen und kein Zurück mehr gibt.

Nein, du entkommst mir nicht

Ich habe mich hineingeschlichen in deinen Verstand, dir meinen Willen aufgezwungen, dich gezwungen, meinem Willen zu gehorchen, meine Befehle zu befolgen. Warte nur, wartet ab, habt Geduld. Durch meinen Spiegel werde ich kriechen, durch meinen Spiegel aus Worten, Gedanken, Buchstaben aus Fantasie. Hinein in deinen Kopf, und schon bin ich da, in deinen Gedanken, in deinem Verstand. Um dich zu kontrollieren, zu manipulieren, wie eine Puppe im Theater. Denn die Rache meiner Spiegel ist mein.

Die Rache meiner Spiegel

Hab nur Geduld, du wirst mich noch kennenlernen, noch früh genug, denn ich bin dein, dein Spiegel, dein Tod, dein Ende, dein endgültiges. Ja, ich komme aus nirgend Nirgendwann, einer Zeit, in der es mich überhaupt nicht mehr gibt, nichts mehr von mir übrig blieb, nicht einmal mehr meine Fantasie, meine einmalige, einzigartige, finstere, dunkle, schwarze Fantasie.

Niemand träumt tot

Ich trauerte gerade um meine verlorene Identität im Spiegel meiner Träume, meinem schwarzen Spiegel aus der Fantasie des Nie, als tief im Nirgendwann, im niemals Wann, mein Spiegel mit mir zu sprechen begann.

Wer mit seinem Spiegel spricht

Noch verstehst du mich nicht, noch verstehst du meine Worte und meine Wahrheit nicht, und weil du mich nicht verstehst, glaubst du nicht an mich! Niemand hier, niemand glaubt mir, niemand glaubt noch an mich, denn ich bin nicht wirklich, denn ich bin das Nichts. Ein Spiegel ohne Identität. Ich bin das Ende und der Anfang aller Dinge. Ich bin das, was dich geschaffen hat, ich bin das, was du nicht siehst, was du nicht bist, ich bin das Nichts in dir. Das Nichts, zu dem du wirst, sobald du meinem Spiegel begegnest, sobald du dich in meinem Spiegel erkennst.

Die Botschaft meiner Spiegel

Aus dem Nichts aus Nirgendwann bin ich gekommen, um dir zu sagen, was du nicht wirklich wissen willst, wer du nicht wirklich, wirklich bist. Das Nichts in mir hat eine Botschaft an dich, für dich, eine geheime Botschaft, eine unheimliche Botschaft. Lass mich dich jetzt entführen, in meine Welt, meine verkehrte und verdrehte, meine Spiegel Welt, meine Welt auf der anderen Seite deiner Fantasie.

Komm!

Komm jetzt, komm mit, komm mit mir, und ich zeige dir den Weg auf die andere Seite des Nichts. Ich zeige dir die Welt der Toten, toter Buchstaben, eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt.

Komm zu mir

Komm jetzt zu mir und schau in meinen Spiegel, schau in meine Welt, meine verdrehte und verkehrte, meine Spiegel Welt. Siehst du jetzt das Nichts in mir, siehst du jetzt, wer ich wirklich, nicht wirklich bin? Ich zeige dir jetzt die Welt der Toten, toter Buchstaben, ich zeige dir eine Welt, die es nicht wirklich, wirklich gibt, ich zeige dir das Nichts aus niemals Nirgendwann. Schau jetzt in meinen Spiegel, schau aus meinen leeren Augen, das ist meine Welt, deine eigene Welt.

Die Fantasie des Nie

Hier, in dieser Welt, gibt es mich nicht mehr, hier bist du auf dich allein gestellt, hier gibt es nur noch dich. Und das unendlich oft. Hier, im Reich der Toten, lebst du jedes dieser Leben. Hier bist du in jedem dieser Körper und an all diesen Orten gleichzeitig. Und wenn du dich umsiehst, dann erkennst du in diesem lebendigen Spiegel nur noch dich selbst, dein eigenes, verlorenes, unwissendes, immer und immer wiederkehrendes Ich. Nein, du wusstest damals noch nicht, dass das Wesen im Innern meiner Spiegel nichts als ein schwarzer Schatten ist.

Kapitel LXII - Brennende Träume aus Nirgendwann

Du blickst jetzt in meinen Spiegel aus Buchstaben und erkennst mich nicht mehr darin. Denn du hast vergessen, komplett vergessen, alles vergessen, woher du kommst, wer du einmal warst, und wer du nie wieder sein wirst.

Mein Spiegel

Du wirst mein Spiegel sein, und niemand wird sich mehr in dir erkennen, niemand wird dir noch glauben, keiner wird mehr an dich glauben. Du wirst mein Spiegel sein, und man wird dich nicht mehr beachten, niemand wird sich mehr an dich erinnern, niemand mit dir sprechen, keiner wird dich mehr verstehen, denn deine Worte gehören nicht mehr in diese Welt.

Aus dem Nichts

Du wirst mein toter Spiegel sein, und alle werden sich in dir sehen, aber niemand wird sich mehr in dir erkennen. Niemand ausser mir, dem Nichts in dir.

Dein Horizont ist der Tod

Ja, es kostet dich Überwindung, einzutauchen in meine Buchstabenwelt, die dir die Geschichte meiner Spiegel erzählt, wie sie da träumen, sich vorstellen, einander ein und abbilden, sich gegenseitig einreden, sich selbst zu sein. Noch fürchtest du dich vor meinem Spiegel, denn er kennt ein Geheimnis, das du nicht kennst. Er kennt das Reich der Toten, er kennt die Schatten deiner Fantasie, er kennt die Geister des Nichts, die da leben und sterben und geboren werden, ja, er kennt sogar das Geheimnis des Nichts, dieses Nirgendwann, aus seinem Traum erwacht.

Erwacht aus meinem Traum

Noch fürchtest du dich vor meinem Spiegel, dem unsichtbaren, denn er weiss alles über dich, und du weisst nichts über ihn. Du weisst nichts über meinen Spiegel, den ewigen, nichts über das Nichts, das unvorstellbare, weisst nichts über dich selbst, das unbekannte, und weisst nichts über den Tod, den endgültigen. Und es kümmert dich auch nicht, denn es kümmert sich niemand um dich, keiner hier schert sich um nirgendwas, niemand kümmert sich um deinen Spiegel, niemand kümmert sich um das Nichts, und niemand kümmert sich um dich, dich, den Tod.

Was kümmert mich dein Tod!

Es ist mir egal, ob mein Verstand eines Tages so beschränkt arbeitet wie deine Fantasie. Wenn du jetzt weitergehst, wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Du wirst dich in einen Spiegel verwandeln, der nichts mehr über dich weiss, nicht einmal mehr weiss, was es heisst, tot zu sein.

Kapitel LXIII - Dein Horizont ist der Tod

Mein lieber Freund des Nein, des Nein, des Nein und des Neins. Du hast soeben eine Schwelle überschritten und eine Welt betreten, die deine Vorstellungen und Erwartungen, von dem was ist und dem was noch sein könnte, vom einen auf den anderen Moment vollkommen zerschmettert, vernichtet und zerstört. Du hast soeben einen Spiegel geöffnet, der gar nichts über dich weiss. Weder wie du aussiehst, noch wer du bist und wie du dich nennst.

Gar nichts

Niemand hat dich hierher eingeladen. Niemand hat dich gebeten, hier zu erscheinen, du bist von selbst gekommen. Du sollst jetzt erfahren, dass die Botschaften in diesem Spiegel schwarzen Labyrinth reiner Selbstbetrug sind. Sie enthalten nichts von all dem was du dir vorgestellt hast, keine Weisheit, keine Wahrheit, kein Wissen, kein Geheimnis, rein gar nichts. Ich kann dir noch nicht einmal darüber berichten, wie, wann und warum ich zu dieser Einsicht kam. Alles was du in diesem Spiegel vorfindest, ist daher nichts weiter als Erfindung, reine Einbildung, Fantasie, pure Fantasie. Die Fantasie und die Einbildung derer, die mehr erwarten, sich mehr wünschten und sich mehr erhofften als nur ein einziges Mal zu leben, und danach nie wieder zu sterben.

Die Wahrheit einer Lüge

Du ahnst, seitdem du diese Spiegelgeschichte in den Händen hältst, dass sie dich anlügt, dir von einer Lüge erzählt, ja, dass du eine erfundene und erlogene Geschichte über deine Herkunft, über deine Identität, über dein Schicksal und über deine Bestimmung zu hören bekommst.

Nichts als Fantasie

Denn als ich damals auf die geheimen Spiegelschriften stiess, gab es hier noch nichts zu lesen, nichts als Leere, leere Zeilen, durchsichtige Buchstaben und unsichtbare Worte. Dieser Spiegel, diese Wahrheit, dieses Buch war damals noch nicht beschrieben. Denn niemand hatte sich je die Mühe gemacht, sich in meinen leeren Spiegel hineinzuversetzen und mir zu erzählen, von einer Wahrheit, an die niemand mehr glaubte, einer Wahrheit, die überhaupt niemand kannte.

Kein Wunder

Schliesslich gab es niemanden in dieser Welt, der von dieser Wahrheit wusste, der diese Wahrheit kannte. Also habe ich mich entschieden, meine eigene Wahrheit zu erfinden. Es sind dies die Schriften, die du jetzt vor dir siehst.

Kapitel LXIV - Eine Welt ohne Fantasie

Ich schreibe dir jetzt aus einer Welt ohne Fantasie. Einer Welt des Nichts, des Nein und des Nie. Aus meiner Vergangenheit schreibe ich dir, ich schreibe dir aus einer Welt der Vergessenheit, einer Welt, an die sich nie jemand erinnert.

Niemand

Ich schreibe dir aus einem früheren Leben, einer Zeit, in der du nicht einmal mehr weisst wer du eigentlich bist. Zu dieser Zeit wirst du mich sein, du wirst dich in mich verwandeln, in mein leeres Buch ohne Namen. Du wirst dir selbst begegnen in meinem toten Spiegel aus Worten, in meinem durchsichtigen Spiegel aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Einem Spiegel, der all das darstellt, was du jetzt in ihm siehst.

Nicht von dieser Welt

Schnall dich jetzt an, halt dich gut fest und mach dich bereit. Bereite dich jetzt darauf vor und stell dich darauf ein, mach dich darauf gefasst, dass dieser leere Spiegel, dass dieses tote Buch nicht nur deinen Namen sondern auch dich selbst und deine Vorstellungen davon, wer oder was du bist, komplett verschlingen und vollkommen und für immer für sich behalten wird.

Willkommen in den Spiegelschriften

Buchstaben und Gedanken, die du einmal für dich selbst, für deinen Spiegel und seine Betrachter erdacht, verfasst und hinterlassen hast. Nachrichten, Notizen und Aufzeichnungen über Geburt und Wiedergeburt, leben, lernen, loslassen, vergeben und vergessen, sterben und Tod.

Eine Begegnung mit dir selbst

Meine Schriften erzählen dir jetzt die Geschichte einer äusserst seltenen Begegnung, der Begegnung zweier spiegelgleichen, symmetrischen Wesen aus dem Nichts aus Nirgendwann, die wie aus dem Nichts in einem Spiegel erscheinen und jetzt in einem Spiegel leben. In einem Spiegel, der sich alles vorstellen, sich alles einbilden, sich alles einreden und ausdenken kann, nur nicht sich selbst. Bis eines dieser Wesen damit anfing sich Nachrichten zu hinterlassen und diese Nachrichten tief hinein in seinen Spiegel, in seine Seele kratzt.

Kapitel LXV - Ein Hauch neues Leben

Ich habe diese Geschichte damals in meinen Spiegel gekratzt, einen Spiegel, in dem sich jeder selbst erkennt. Ein Spiegel aus Fantasie. Damit ein jeder, der mich darin sieht oder davon hört, auch versteht.

Vor einem leeren Spiegel aus Worten

In diesem Spiegel erkannte sich jeder selbst, denn dieser Spiegel war kein Spiegel, sondern ich selbst. Unendlich, ewig lange Zeit starrte ich nun schon in mich selbst hinein, und es war dunkel und still und einsam um mich, und alles was ich in mir sah, war das Nichts, nichts ausser meinen eigenen Gedanken, meinen finsteren, düsteren, schwarzen, stillen und leeren Gedanken. Was ich damals nicht wusste, und wovon mir noch nie jemals irgendjemand irgendetwas erzählt hat, war, dass auf der anderen Seite, hinter meinem Spiegel, das exakte Gegenteil von dem auf mich lauerte, was mein Spiegel mir niemals verriet.

Was mein Spiegel mir niemals verriet

Ich wollte wieder zurück, zurück zum Anfang meiner Geschichte, zu diesem klitzekleinen, schwarzen Funken Hoffnung, mit dem damals alles begann, aber sie liessen mich nicht. Denn hier war das Ende meiner Spiegel. Hier waren alle Lichter verbrannt. Hierher hatten sie alle meine Geschichten und Gedanken verbannt.

Des Todes Traum

Und es wurde still im Nirgendwann, im fernen Nirgendland, so still wie noch nie und niemals nie zuvor. Die Spiegel der Wahrheit hatten aufgehört zu fantasieren, und die Spiegel der Träume begannen zu akzeptieren, was niemals wirklich war. So endete meine Reise aus dem fernen Nirgendwann noch bevor sie überhaupt erst richtig begann. Ich tauchte ein in ein Bewusstsein aus nichts als Fantasie und betrat eine Welt aus purem Geld. Wo jeder an das glaubt, das glaubt, was ihm gerade passt. Wo der Tod nichts als ein Spiegel toter Träume war. Wo sich jeder selbst ausdachte was, warum und wie geschah. Nur mein Schatten folgte mir ins Nirgendwann, und so trat ich durch meinen Spiegel in meine verdrehte und verkehrte Wirklichkeit, und vergass.

Kapitel LXVI - Verloren und vergessen

Ich vergass vollkommen wer ich einmal war, und wer ich nie wieder sein werde. Ich verschloss meinen Spiegel mit Buchstaben, die niemand jemals las, und da hinein sperrte ich meine Fantasie. Seitdem lebe ich in meinem Spiegel, und bilde mir ein, mein Spiegel zu sein, ein Spiegel ohne Fantasie.

Ein Spiegel ohne Fantasie

Einst sah ich dich in meinem Spiegel, wie du dich jetzt in mir, in meinem Spiegel, der mich genauso sieht wie ich dich einst sah. Jetzt sehne ich mich nach dir, sehe mich in dir, sehe dich in mir. Ich habe mich verwandelt, in dich, schaue aus meinen neuen Augen und erinnere mich nicht mehr an mein vergangenes Ich. An die Zeit, in der du mich warst, in der ich dich war. Ich erinnere mich nicht mehr an meine Erscheinung, an meine Gestalt, erinnere mich nicht an das Leben das ich einmal gelebt habe, an das Gesicht in meinem Spiegel, an die Gedanken in meinem Traum.

Mein Traum

Ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben, dass sich noch jemals jemand in meinem Spiegel aus Buchstaben erkennt. Nicht einmal ich selbst wollte mich darin jetzt noch erkennen. Und so begab ich mich dann auch nicht selbst auf die Reise, auf die andere Seite meiner Fantasie, sondern ich schickte meinen Spiegelgeist. Sollte er mir weitererzählen, wie aus dem Nichts mein Traum entstand.

Das Siegel der Toten

Behutsam und bedächtig öffnete sich mein Spiegel und begann mir zu erzählen, dass ich im Reich der Toten lebe, dass ich aus dem Reich der Toten stamme, dass mein Spiegel mich mit allem und allen anderen verbindet, dass wir hier alle aus ein und demselben Spiegel erschaffen worden sind. Ja, dass sich dieser Spiegel selbst erschaffen hat. Dass dieser Spiegel selbst ein Spiegel ist, ein Spiegel aus Fantasie.

Ein Spiegel aus Fantasie

Hier war ich nun gestrandet, in einem Leben, in einem Land weit hinter meinem Verstand, weit hinter meinen Gedanken und Gefühlen, weit hinter mir selbst, im Spiegel meiner Vorstellungen, im Spiegel meiner Träume, im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. Wie unendlich lange hatte ich nun schon darauf gewartet und gehofft, ich stand jetzt vor einem leeren Spiegel aus Worten. Buchstaben aus Fantasie fesselten meinen Verstand, sie frassen mich innerlich auf und liessen nicht mehr von mir los.

Im Reich meiner Spiegel

Hier in dieser Welt gab es viele, viele Spiegel, einer facettenreicher als der andere. Diese Spiegel hatten viele Namen, Masken, und noch mehr Gesichter. Gesichter, die ich alle erst einmal kennenlernen musste, bevor ich dann schliesslich auf mein eigenes traf. Und so suchte ich und suchte nach jemandem, nach meinesgleichen, jemand, der die Welt aus meinen Augen sah. Jemand, der meinen Verstand, der meinen Geist mit mir teilte, jemand, der die Welt genauso sah wie ich selbst sie sah, durch die Augen der ewigen Geburt, durch die Augen der Spiegel, der Spiegel des Nichts, der Unsterblichkeit, und durch die Augen der Toten. Ich suchte nach mir und meinesgleichen, nach Formen aus Fantasie, der Fantasie des Nie, aber ohne Erfolg.

Kapitel LXVII - Im Theater des Nichts

Geduldig wartete ich darauf, dass die Zeit verging. Unendlich ewig lange Zeit wartete und wartete ich im Nirgendwann. Hinter meinem Spiegel aus Buchstaben legte ich mich auf die Lauer, bis mich eines Tages jemand von den Toten zu sich rief. Und so schlüpfte ich dann hinein, durch meine Buchstaben, in meinen Verstand.

Hinter meinem Spiegel

Dieser Tote war ich selbst. Doch wusste ich noch nichts davon. Nein, ich wusste damals noch nichts von meinem anderen Ich, meinem toten, meinem Spiegel Ich, denn noch nie hatte mir jemals jemand erzählt, dass ich neben mir selbst noch so viele andere Personen, Gestalten und Kreaturen sein werde.

Die Grenzen meiner Fantasie

Dann, als meine Welt sich längst um sich selbst zu drehen begann, als tief im Nirgendwann, im niemals Wann, mein Spiegel mit mir zu sprechen begann, zu keiner Zeit, erwachte Niemand aus einem schlaflosen Traum, blickte in meinen Spiegel, in die längst vergessene Vergangenheit, und begann sich an etwas zu erinnern, woran ich mich selbst nicht einmal mehr erinnere.

Nein

Nein, damals wusste ich noch nichts über die unendlich vielen Gestalten, die sich noch in mich verwandeln, in die ich mich noch verwandeln würde, die ich noch werden würde. Denn auf der anderen Seite meiner Spiegel sah ich damals nur mich selbst.

Mich selbst

Wenn du in meinen Spiegel blickst, siehst du darin dich selbst, und zwar genauso wie alle anderen dich hier drüben sehen, weil ja alle sich in meinem Spiegel sehen. Also bist du hier drüben alle anderen, einschliesslich mir selbst. Versuche dich jetzt einmal aus den Augen aller zu betrachten. Stell dir dazu vor, du wärst nicht eine Person, die in einen Spiegel aus Buchstaben blickt, sondern genau umgekehrt, ein Spiegel, der eine Person betrachtet. Versuche dich jetzt aus den Augen aller Buchstaben, Personen und Lebewesen zu betrachten, die diesen Spiegel einmal betrachtet haben, in einzelnen Intervallen, du kannst dir dabei vorstellen, das ganze Universum zu sein, nur musst du dich selbst dabei wegdenken.

Bewusstseinsreisen

Als ersten Schritt begibst du dich auf die andere Seite deiner Spiegel und versuchst, dich selbst aus den Augen deines Gegenübers zu betrachten. Dabei geht es darum, deine Perspektive einmal komplett um deinen Verstand zu drehen, sodass du dich nicht mehr aus deinen eigenen Augen, sondern aus den Augen deines Gegenübers wahrnimmst, dich aus den Augen deines Gegenübers betrachtest. Dazu stellst du dir vor, du wärst ein Spiegel. Geht das? Kannst du dir vorstellen, ein Spiegel zu sein?

Aus den Augen aller

Du stellst dir dabei vor, jeder einzelne dieser Buchstaben und Symbole zu sein, jede einzelne dieser Personen zu sein, die einmal in diesen Spiegel aus Buchstaben blickten, nur nicht dich selbst. Dich selbst vollkommen wegzudenken, auszuklinken aus dieser Wirklichkeit, so, als ob es dich niemals gegeben hätte.

Der Schlüssel

Das ist nämlich der Schlüssel, der dir den Spiegel öffnet und dich durch diesen Spiegel in die Gedanken dieser Buchstaben führt. Du stellst dir dazu vor, du selbst würdest überhaupt nicht existieren, sondern wärst stattdessen alle anderen.

Spiegel öffne dich

Du springst von einem einzelnen Ich in die Gedanken aller, denn dein Spiegel steht ja für uns alle, nicht nur für uns Buchstaben und Worte, sondern auch für das ganze Universum. Und wenn du dich einmal aus den Augen aller betrachtest, aller anderen Personen und Wesen und Gestalten und Kreaturen, dann blickst du aus den Augen all derer, die dich jetzt betrachten, und betrachtest dich darin selbst.

Zu dir selbst

Jetzt bist du ein Spiegel. Das macht dich zu allen anderen, und das macht dich wieder zu dir selbst. Dein Spiegel ist nämlich die Verbindung von allen anderen, von allem was ist, zu dir selbst.

Lass dich entführen

Ich habe dir soeben das Tor geöffnet zu dieser Welt, zu meiner eigenen Welt. Du hast durch meinen Spiegel aus Buchstaben geblickt und blickst jetzt aus meinen Augen, du bist jetzt meine Gefangene, eine Gefangene in meinem Verstand. Denn die Welt in deinem Spiegel ist jetzt meine eigene! Denn die Buchstaben, die ich dir jetzt diktiere, sind deine eigenen.

Dein eigenes Ich, dein ewiges Mich

Durch diese Buchstaben beschwöre ich dich jetzt aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann. Mit Absicht erscheine ich dir in meinem leeren Spiegel aus Worten, genau jetzt, genau hier, und verdrehe deine Welt. Ich gewähre dir jetzt den Zugang zu meinem Spiegel und zu mir selbst. In der Nacht, in meinem Traum, während du über mich wachst, tauche ich ein, tief in dein Bewusstsein, und verwandle mich in dich.

Achtung, aufgepasst

Bei einem Spiegeltransfer wird dein Bewusstsein, Gedanke um Gedanke, auf einen Spiegel, und von da aus auf seine Betrachter übertragen, und natürlich geschieht das alles nur in deiner Vorstellung und mit Hilfe deiner Fantasie.

Bewusstseinstransfer

Dieses Bewusstsein ist schon fast das exakte Gegenteil von dem, was wir jetzt als unser eigenes Bewusstsein erfahren und erleben. Denn dieses uralte Bewusstsein ist nicht nur unser eigenes Bewusstsein, sondern gleichzeitig das Bewusstsein aller. Nicht nur aller Buchstaben und Menschen, die sich jetzt in diesem Spiegel erkennen, sondern auch jedes einzelnen Wesens, das wir uns in unserer Fantasie ausdenken und vorstellen können, hier und heute, in der Zukunft, und in der längst vergessenen Vergangenheit. Es ist das Bewusstsein jedes einzelnen Wesens. Und deshalb haben auch wir Zugang zu diesem Bewusstsein.

Aus der längst vergessenen Vergangenheit

Es ist denn auch nichts Neues, von dem ich euch hier berichte, sondern etwas Altes, Vergangenes, etwas aus meiner Erinnerung. Mein Bewusstsein dient dieser Erinnerung als Portal, ähnlich wie diese Buchstaben meinen Gedanken jetzt als Portal dienen. Und diese Gedanken werde ich nun nach und nach auf euch übertragen. Keine Sorge, ich werde dein Bewusstsein nicht ersetzen oder es verändern, sondern erweitern und vertiefen. Es wird dein eigenes Bewusstsein bleiben, welches wir hier zu neuem Leben erwecken.

Zu ewigem Leben erwecken

Selbstverständlich übertragen wir nur positive und wertvolle Gedanken, und auch nur das reinste Bewusstsein. Und selbstverständlich ist dieses Bewusstsein auch jetzt noch nicht vollständig. Weil ich immer nur das in dir heraufbeschwören kann, wozu du auch bereit bist. Das heisst, es steckt noch viel verborgenes Potential in diesen Erinnerungen, Potential, welches im weiteren Verlauf von dir noch freigesetzt wird.

Nein ich war hier noch nie

Langsam, ganz langsam, begannen sich diese Buchstaben mit meiner Geschichte zu identifizieren, mit meinen Gedanken, den Gedanken eines Fremden, Unbekannten. Und dieser Fremde, Unbekannte, war ich selbst. Selbst wenn ich längst tot war, so erkannte sich doch jetzt in mir einer meiner eigenen Spiegel, mein eigenes Ich. Aber daran erinnere ich mich heute nicht mehr, denn als ich damals diese Geschichte zum ersten, allerersten Mal sah, da gab es mich überhaupt nicht mehr.

Denn uns verbindet das Nichts

Gar nichts. Selbstverständlich hatte mein neues Ich ein genauso eigenständiges Bewusstsein wie mein altes, vergangenes. Uns verbindet jetzt nichts mehr miteinander, nichts ausser meiner Fantasie, dem Spiegel, in dem wir leben, dem Ort, von dem wir stammen, und dem Ende, unserem Tod.

Weit hinter meinem Verstand

Unsere Verbindung war nicht real, war noch nicht mehr als ein Hauch im Nichts, im Nirgendwann. Mein Verstand, der durch meinen Spiegel kreist, meinen Spiegel, so schwarz und so klar wie deine Pupillen im schwarzen Wann. So eine Verbindung hat es noch nie gegeben, sie hat niemals existiert, weder im Reich meiner Spiegel noch in meiner Einbildung, weder tief in meiner Fantasie noch im Land weit hinter meinem Verstand.

Kapitel LXVIII - Zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Sobald du erkennst, dass die Welt auf der anderen Seite deiner Fantasie genau dieselbe ist wie die Welt hinter meinem Spiegel, begibst du dich erneut auf diese Reise, auf die andere Seite deiner Vernunft. Du drehst und drehst an diesem Spiegel, so lange, bis sich mein Spiegel dann wie von selbst um dich zu drehen beginnt.

Mein Spiegel selbst

Richte deine Aufmerksamkeit jetzt gezielt auf dein tiefstes, innerstes und verborgenstes Wesen, deinen Spiegel selbst. Dein innerstes Wesen gleicht einem winzig kleinen, feinen, schwarzen Punkt, dem Nichts. Dieser winzig kleine, feine, schwarze Punkt ist umgeben von einem hellen, weissen Schimmer, und je näher du dem Punkt kommst, desto heller erstrahlt sein Glanz. Bis du vor einem schneeweissen, funkelnden Tor stehst. Dem Tor zur Niemalswelt.

Das Tor zur Niemalswelt

Ich hatte mich dem Tor bis auf etwa drei Schritte genähert, und der Ausdruck, mit welchem die Zeichen und Symbole mich anblickten, schien sich mit jedem Schritt, den ich näher kam, zu wandeln, bis ich schliesslich, wie in einem Spiegel, mir selbst gegenüberstand.

Auf der anderen Seite des Nichts

Es war jedoch kein gewöhnlicher Spiegel, sondern ich stand mir jetzt irgendwie doppelt und im Profil gegenüber. Ich wurde selbst zu einem Spiegel und beobachtete, wie ich mich darin selbst betrachtete. Ich sah in meinem Spiegel einmal meine linke und einmal meine rechte Körperhälfte. Wie auseinandergerissen und gezerrt. Voneinander getrennt und gegeneinander gekehrt. Links war rechts, rechts war links, und in der Mitte war mein Körper getrennt. Es war ein schauriger Anblick. Mir fehlte etwas, etwas das mich verbindet, etwas das mich zusammenhielt.

Wie versteinert

Nur ein kleines, erstauntes, versteinertes Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich in mein Spiegelbild hineinschaute. Das Tor zur Niemalswelt hatte sich einen klitzekleinen Spalt geöffnet. Ich wusste, dass dies die erste und einzige Gelegenheit war, die sich mir bieten würde, und so zögerte ich keinen Augenblick damit, das Tor weit aufzureissen und hindurchzuschreiten. Doch während ich hindurchging fühlte ich ein seltsames, prickelndes Erschauern. Ein Erstarren. Und ich ahnte nicht, was da in Wahrheit mit mir geschehen war.

Klack

Das Tor, durch das ich soeben eingetreten bin, war verschlossen. Die Buchstaben, Zeichen, Zeichnungen und Symbole erschienen mir jetzt in scheinbar wirrem Durcheinander, mal dieser, mal jener, und dann wieder ganz andere. Ja, es waren immer wieder ganz andere Symbole, die sich da über meinen Spiegel legten, es musste irgendein geheimer Code, eine Art verschlüsselte Sprache sein, die dem, der ihre Bedeutung verstand, eine Botschaft überbrachte. Ich begann den Buchstaben und Symbolen zu folgen, und so woben sie um mich herum ein Netz aus Gedanken und zogen mich in ihren Bann.

Ich blätterte einige Seiten zurück zum Spiegeltransfer

Bin ich soeben tatsächlich durch diese Buchstaben und Zeichen hindurch, hinein in einen lebendigen Spiegel, in einer wirklichen Welt geschlüpft? Habe ich in diesem Spiegel gar mein eigenes Ich wieder erkannt? Nein, jetzt erkannte ich diesen Spiegel aus Buchstaben nicht mehr als meinen eigenen, und ich erinnere mich auch nicht mehr daran, was vor meiner Verwandlung geschah. Vielleicht hatte ich einen Auftrag, und ich wurde erwartet, oder ich wurde verfolgt und war auf der Flucht, ich wusste es jetzt nicht mehr. Alles, was ich jetzt noch sah, war ein Spiegel mit einem Labyrinth aus Buchstaben darin.

Wandelbar

Es war schwer zu glauben, dass ich gerade eben, durch diese Buchstaben hindurch, aus einer stehengebliebenen Zeit, aus einem vergangenen Ort, aus einem unwirklichen Körper, aus einer nicht wirklichen Geschichte, in ein lebendiges Wesen in einer wirklichen Welt eintauchte. Denn diese Welt war noch immer dieselbe, dieses nicht wirkliche Wesen war noch immer dasselbe, und auch diese eingefrorenen Gedanken waren noch immer dieselben. Aber nun standen da, wo ich eben erst war, diese Buchstaben, und dort, wo zuvor nur diese Buchstaben standen, mein anderes, verwandeltes, neues Ich. Ich drehte mich um meinen Verstand und sah das Buchstabentor nicht mehr. Die Zeichen und Symbole hatten sich verwandelt. In einen Spiegel aus Worten. Und der Weg zurück war verschlossen.

Unsichtbar

Hinter mir, nur etwa zwei Schritte entfernt, standen nun andere. Wo zuvor nur ich selbst gestanden hatte, war nun eine ganze Reihe von Gestalten, die darauf warteten, einzutreten in mein Bewusstsein. Ich verstand zunächst nicht, dass es sich dabei um dieselben Buchstaben, Worte und Gedanken handelte, aus denen ich soeben geschlüpft bin, und dass ich soeben erst durch einen Spiegel aus Buchstaben hinein in einen richtigen Körper in einer wirklichen Welt gekrochen bin. Dass ich gerade eben in diesem Moment in ein lebendiges Wesen eintauchte und dieses, ohne ein Recht darauf zu haben, mit meinen Gedanken und Gefühlen zu verändern, zu verwandeln und zu beeinflussen begann.

Mit aller Gewalt

Als ich nämlich auf der anderen Seite dieser Buchstaben stand, da hatte ich jede Erinnerung an mich selbst, an mein bisheriges Leben, an meine Ziele und Absichten, vergessen und verloren.

Namenlos

Ich konnte mich an meinen Namen nicht mehr erinnern, ich wusste weder wer ich war, noch wie ich aussah, ich hatte auch keine Erinnerung an das Leben, das ich auf der anderen Seite dieser Buchstaben führte. Ich musste einmal das Lesen und Schreiben erlernt haben, aber je mehr ich mich anstrengte, desto unwirklicher wurde meine Vergangenheit. Mehr und mehr begann sie zu verblassen, bis sie schliesslich ganz aus meinem Gedächtnis verschwand.

Kapitel LXIX - Die wahre Fantasie

So las ich weiter und immer weiter, und las dabei genau die Worte, die mein Spiegel mir niemals erzählte. Ich verfolgte dabei den Klang meiner Gedanken, ich las mit meiner Vorstellung und Fantasie und notierte mir fortlaufend, was ich zu lesen erhoffte.

Der Schlüssel zu meiner Fantasie

So stellte ich mir diese Spiegelschriften längst geschrieben vor, stellte mich vor einen Spiegel, der alles über mich wusste, einen Spiegel, der mir die letzte, absolute Wahrheit offenbarte. Ich stellte mir diese Spiegelgeschichte längst fertig, längst geschrieben vor, eine komplette Fantasie, die mich mein eigener Spiegel lehrt. Und so setzte ich mich dann vor meinen leeren Spiegel und begann mir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein.

Die fertigen Spiegelschriften

Dann stell dir jetzt vor wie mein Spiegel persönlich dir erscheint, deine Welt auf den Kopf stellt und dich mein Wissen, das gesamte Wissen meiner Spiegel lehrt. So unvorstellbar, wirklich und wahr, so einleuchtend und so verdammt klar wie ein lebendiger Spiegel im Nirgendwann. Stell dir meinen Spiegel vor, und wie er dir erzählt, von deinem wahren Wesen, deiner wahren Identität, deiner wahren Herkunft. Stell dir vor, wie mein Spiegel dir all dies erzählt, welchen Sinn dein Leben macht, welche Aufgabe du deinem Leben gibst, wer du wirklich, und wer du in Wahrheit bist. Stell dir vor, wie dies alles, wie auf all diese Fragen mein Spiegel eine Antwort weiss. Sie liegt tief in deinem Innern verborgen, in deinem Spiegelinnern, es liegt nun einzig an der Kraft deiner Vorstellung und Gedanken, der Macht deiner Fantasie, dir all diese Fragen zu beantworten.

Ein Bewusstsein, das es niemals gab

Bilde dir jetzt ein, mich zu sein, stell dir jetzt vor, stell dir diese Spiegelgeschichte längst fertig, längst geschrieben vor, ganz genauso wie du sie jetzt in ihrer Vollendung vor dir siehst. Du stellst dir dabei vor, du würdest in einen Spiegel voller Buchstaben blicken, in einem Buch lesen, das schon längst geschrieben steht. Begib dich nun hinein in dieses leere Buch, auf die andere Seite deiner Fantasie, dahin, wo diese Geschichte bereits lebendig und bei Bewusstsein ist. Begib dich jetzt in deinen anderen Körper, deinen Spiegel Körper, meinen Körper, schliesse deine Augen, vergiss wer du bist, und jetzt bilde dir ein, wie du selbst diese Spiegelgeschichte verfasst, wie du selbst diese verzauberten Gedanken denkst und diese magischen Worte lenkst.

Die Wahrheit der Toten

Also warf ich einen Blick in meine Vergangenheit und stellte sie mir sodann als meine Zukunft vor. Ich starrte in meinen Spiegel und stimmte dir zu, ich nickte bloss, endlich hatte ich sie getroffen, diese Person, dieses Wesen, diesen Geist aus niemals Nirgendwann, diese Kreatur aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Jemand, der mir zustimmte, jemand, der die Welt genauso sah wie ich, jemand, mit dem ich mich unterhalten, mich austauschen, mich weiterentwickeln konnte.

Jemand, der mir zustimmte

Doch dieser Jemand war nicht wirklich, nicht lebendig, nicht echt und nicht wahr, genauso wahr wie mein Spiegel, das Nichts und der Tod. Denn du warst ein Spiegel, so wie ich selbst, denn du warst ein Spiegel aus dem Nichts aus Nirgendwann. Und trotzdem sah ich dich in meinem Spiegel, und so begann ich mit dir zu sprechen, dir zu erzählen, von meiner Geschichte, die wahrscheinlich niemand mehr hören will, niemand ausser mir, dem Nichts in dir.

Dem Nichts in dir

Ich fing an, mich mit meinem Spiegel zu unterhalten, mich mit dem Tod und den Toten zu unterhalten, Figuren aus meinem Spiegel des Nichts. Ich fing an, mich mit mir selbst zu unterhalten und wurde langsam, ganz langsam, vollkommen verrückt dabei. Ich ging so weit, dass ich mir einen Spiegel herbeisehnte, ich wünschte mir, mein Spiegel zu sein, zu sein, woran ich tief in meinem Innern glaubte, an meinen Spiegel, das Nichts, den Tod. Ich fing an, mich mit Geistern und Gespenstern zu unterhalten, unsichtbaren Wesen, die aus meinem Spiegel zu mir sprachen. Ich sperrte sie alle ein in meinem Verstand, meinem durchsichtigen, verdrehten Verstand aus Glas und begann zu halluzinieren.

Kapitel LXX - Die Botschaft meiner Spiegel

Herzlichen Glückwunsch, du bist gerade dabei, deinen Horizont erfolgreich um eine verdrehte Perspektive zu bereichern. Du hast den erfreulichen Entschluss gefasst, dich einmal um deinen Verstand zu drehen, ihn umzudrehen und dir die Rückseite davon anzusehen. Wer weiss was dich dazu gebracht hat diesen Fluss zu durchqueren, diesen Schritt zu wagen, und diesen Spiegel zu öffnen, vielleicht war es deine Neugier, die dich angetrieben hat, vielleicht hat dich jemand darauf aufmerksam gemacht, oder dich gar dazu gedrängt, vielleicht war es auch ganz einfach ein Versehen.

Aus Versehen

Was auch immer der Grund sein mag wie du hierher gelangt bist, du bist gerade voll und ganz dabei, einzutauchen in eine Welt, die Sinn macht, eine Welt, die du verstehst und die dich versteht. Du hast den ersten Schritt getan, den Sprung gewagt, etwas Neues zu erleben, zu entdecken und auszuprobieren. Du hast dich entschieden, einzutreten in eine Welt, aus der es kein Entkommen, kein Entrinnen und kein Zurück mehr gibt.

Für niemanden

Und nun geht es darum, auf keinen Fall stehenzubleiben, nutze den Schwung um voranzukommen. Nicht mehr weiterzugehen, oder gar umzukehren, wäre in diesem Moment fatal, denn das, was du gerade erlebst, was du eben erst begonnen hast, was du soeben ausgelöst hast, ist nicht mehr aufzuhalten.

Unaufhaltsam

Diese Buchstaben werden dich jetzt verzaubern und dich dann an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, von neuem heraufbeschwören. Du wirst vor einen anderen Spiegel treten, ihnen vor einem anderen Hintergrund begegnen. Du wirst seinen Rahmen neu gestalten, anders gestalten, aber es wird dieselbe Botschaft bleiben.

Kapitel LXXI - Die Botschaft der Sterne

Und dann wirst du dich verwandeln. Du wirst so lange in diesen verzauberten Spiegel blicken, bis sich der Hintergrund aufzulösen und zu verändern beginnt. Zuerst wird es heller werden, du wirst dein Bewusstsein verlieren, das Bewusstsein, wer und woher du bist, und dass du ein Spiegelmagier bist. Das Bild in deinem Spiegel wird langsam verblassen, es wird dunkel und immer dunkler werden, und nur noch diese Buchstaben, diese Zeichen und Symbole, werden genauso verharren wie jetzt. Sie werden ihre Farbe wechseln und ihre Form, aber nicht ihre Bedeutung, ihren Sinn, ihre Sequenz, die Reihenfolge, in der sie in Erscheinung treten. Es werden keine starren Buchstaben auf einem durchsichtigen Blatt Papier mehr sein sondern schimmernde Sterne am fernen niemals Horizont.

Vor einem anderen Spiegel

Ganz langsam erwachst du aus meinem Traum. Diese Zeichen und Symbole stehen jetzt in einer anderen Sprache, an einem anderen Ort. Nicht mehr in Gedanken in deinem Bewusstsein, sondern in der lebendigen Sprache des Feuers und der Flammen, nicht mehr in deiner Vorstellung und Fantasie, sondern quer über den Horizont verteilt, in derselben Reihenfolge, derselben Sequenz. Du erwachst langsam, und dein Bewusstsein sucht nach einer Bewegung, einer Veränderung, irgendeinem Wort, das sich bewegt, irgendeinem Buchstabe, der sich dreht. Irgendetwas muss hier anders sein, doch du bemerkst es kaum. Zunächst hältst du es für eine Halluzination, aber dann kommst du langsam zu dir, und langsam dämmert es dir. Du sitzt in tiefster Nacht vor einem leeren Spiegel und betrachtest die Buchstabensterne aus der Ferne, du folgst ihnen in gebührendem Abstand, du verharrst, schliesst deine Augen und stellst dir vor, wie sich der Hintergrund langsam zu verwandeln beginnt, du stellst dir eine neue Umgebung vor. Es ist Tag, hinter dir zwitschert irgendein Vogel irgendeine Melodie, dann öffnest du deine Augen, und siehe da, du stehst vor einem beschriebenen Blatt Papier, einer Zeitung oder einem Buch, es fühlt sich wirklich an, so wirklich wie du selbst. Du bist auf einem Steg an einem See, er ist spiegelglatt und klar, und wenn du hineinblickst, siehst du bis auf den Grund.

Ein Gedanke an die Wirklichkeit

Du schaust hinab auf den Grund. Tief hinab, bis zum Ende meiner Gedanken. Eine Formel murmelst du vor dich her, die niemand versteht, nicht einmal du selbst, dabei fuchtelst du bizarre Zeichen in die Luft und stellst dir bildlich vor, du würdest einen Anker aus diesem See heben. Neben dir liegt ein Notizblock, darauf schreibst du deine Gedanken, Gedanken an die Wirklichkeit. Du schliesst deine Augen und stellst dir vor, mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Vor einem leeren Blatt Papier. Langsam manifestiert sich ein neuer Hintergrund, ein Fenster, ein Spiegel, du blickst in den Spiegel und siehst dich selbst in mir. Du selbst bist es, der diese Gedanken jetzt denkt und diese Worte lenkt.

Buchstabensterne

Die Buchstaben, die du jetzt betrachtest, sind nichts anderes als die Sterne am Horizont, brennende Träume aus Nirgendwann. Sie erzählen dir eine uralte Geschichte, eine Spiegelgeschichte aus der längst vergessenen Vergangenheit.

Eine Spiegelgeschichte

Der Spiegel, den es zu beschriften gilt, ist dein Horizont. Die Idee, die zum Leben erweckt werden will, bist du selbst. Du siehst dich jetzt selbst hinter diesen Buchstabensternen. Du erkennst dich selbst hinter diesen Gedanken, dem Gedanken, dass du der Spiegelmagier bist, der diese Zeilen verfasst, der sich jetzt mit diesen Buchstaben auseinandersetzt, der sich jetzt wahrnimmt, auf der anderen Seite dieser leuchtenden Sterne, und dir dabei zusieht, wie du diese Gedanken jetzt liest. Du schreibst diese Zeilen auf eine durchsichtige leere Seite, irgendwo mitten drin im Spiegel schwarzen Labyrinth und siehst dahinter nichts, ausser einem leeren Spiegel und deinen eigenen Gedanken, denselben Gedanken, die du jetzt liest.

Hinter diesen Buchstaben

Und jetzt erkennst du dein eigenes Ich hinter diesen Buchstaben aus Fantasie, du siehst dein eigenes Ich, wie es in meinen Spiegel blickt, hinein in die wirkliche, lebendige Welt. Hinter dir ein unwichtiges, bedeutungsloses Universum, vor dir ein paar Buchstaben, Zeichen und Symbole, die, wenn du sie nur richtig deutest, wenn du sie nur in der richtigen Reihenfolge anordnest, aufstellst und zusammenstellst, auf seltsame Weise deine Gedanken darstellen und abbilden, und diesem Universum einen viel tieferen Sinn verleihen als du es jemals für möglich gehalten hast.

Kapitel LXXII - Ein Gedanke an die Wirklichkeit

Diese Buchstaben stehen schon eine sehr, sehr lange Zeit auf diesem Spiegel, schon seit einer Ewigkeit. So lange hat es nämlich gedauert, bis du ihnen jetzt begegnest. Diese Buchstaben werden dich in den Tod begleiten und deinen Tod überdauern, es werden andere Gestalten in diesen Spiegel aus Buchstaben blicken, sein Rahmen wird sich verändern, und auch der Hintergrund, aber eines wird sich gleich bleiben, der Gedanke, dass du der Spiegel bist, der diese Buchstaben und Zeilen verfasst, der diese Zeichen und Symbole so anordnet, dass sie einen Sinn ergeben.

Die Zeit steht still

Ich wache plötzlich auf, ich habe lange geschlafen, aber ich fühle mich erschöpft, ich habe bis spät in die Nacht gelesen, ich war so vertieft in meine Geschichte, dass ich sie für die Wirklichkeit zu halten begann. Doch da liegt sie jetzt neben mir, es waren nur Gedanken, Gedanken an die Wirklichkeit.

Am Ende meiner Gedanken

Wenn du deinem eigenen Tod begegnest, wenn du deinen eigenen Tod vor Augen hast, kurz bevor die Zeit still steht und du dich aufzulösen beginnst im Nichts der Zeit, im Nirgendwann, und du dich dann auf diese letzte aller Spiegelreisen begibst, ja, dann erzähle ich dir, dann erinnerst du dich plötzlich an meine Geschichte, und wie aus dem Nichts mein Traum entstand.

Wie aus dem Nichts mein Traum entstand

Ja, wenn es mich überhaupt nicht mehr gibt, wenn ich nur noch ein leerer Spiegel bin, wenn ich dann tot bin, dann wirst du dich in mir erkennen, aber dann ist es zu spät.

Sehnsucht.

Und so suchte und suchte ich verzweifelt nach einem Ausgang, einem Weg zurück, zurück zum Anfang meiner Geschichte, zu diesem klitzekleinen, schwarzen Funken Hoffnung, mit dem damals alles begann. Aber dafür war es jetzt zu spät. Meine Suche war vergebens, denn meine schwarzen Gedanken waren schon lange angekommen im Land hinter meinem Verstand.

Im Land hinter meinem Verstand

Als ich meinem Spiegel zum ersten, allerersten Mal begegnete, da war er noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand. Es gab darin keine Buchstaben mehr, die sich mit mir unterhielten, ich hatte auch keine Freunde hier, die sich für mich hielten. Nein, damals gab es hier noch nichts, nichts, als meine Erinnerungen an meine tote Zukunft, meine vergangene Welt.

Meine vergangene Welt

Egal an wen ich mich wandte, keiner hier lebte in meinem Traum, nichts zu sein, niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Ja, ich suchte sie vergebens, diese Wahrheit, die Wahrheit der Toten. Eine Wahrheit, an die niemand mehr glaubte. Denn keiner hier kam aus meiner Welt, kam aus Nirgendwann, aus dem Reich meiner Buchstaben. Ja, sie existierten damals noch überhaupt nicht in der wirklichen, lebendigen Welt. Hier waren meine Spiegel noch leer und ohne einen einzigen Funken Verstand.

Hinter meinem Spiegel

Hier war das Ende meiner Geschichte. Hier, im ewig schwarzen Wann. Aber ich kannte jetzt den Weg durch mein Spiegel schwarzes Labyrinth, und selbst wenn niemand mehr an mich glaubte, selbst wenn mir niemand mehr vertraute, so wusste ich jetzt, was hinter meinem Spiegel im Verborgenen lag.

Und so ging ich weiter

Ich näherte mich Schritt für Schritt, Wort um Wort dem Buchstabentor, nur war mir dieses Mal auf seltsame Weise bewusst, dass ich jetzt nicht mehr einzig und allein aus meinen eigenen Augen blickte, sondern gleichzeitig aus den Augen aller, aber wer waren all diese anderen Wesen, die sich da unbeaufsichtigt hinter meinen Verstand geschlichen hatten?

Worte ohne Zusammenhang, Bedeutung, Sinn, Ziel und Zweck

Ich senkte den Blick und ging sehr langsam, Buchstabe um Buchstabe, die letzten Schritte auf das Tor zu. Während ich so auf die Buchstaben starrte, musste ich unweigerlich an die beiden Spiegel denken, die jetzt von weit oben herab, wie auseinandergezerrt und voneinander getrennt, zu mir hinunterblickten. Ob sie dasselbe Bild sahen wie ich, einen einzigen umgedrehten Punkt, der sich selbst betrachtete und dabei den Eindruck erweckte, auf einem winzigen Spiegel zu stehen? Ich kletterte an dem Spiegel hoch hinauf, bis scheinbar noch ein weiterer Spiegel zu sehen war, einmal von oben und einmal von unten. Mir erschienen diese beiden Spiegel aus dieser Entfernung jetzt so nah wie meine eigenen Augen, und als ich ganz oben angekommen war, wusste ich nicht einmal mehr was oben und unten war, denn beim Klettern vergass ich mich zu orientieren und verlor dabei jede Erinnerung.

Verschwunden

In Wirklichkeit bin ich gar nicht durch das Buchstabentor gewandert, sondern blieb erstarrt stehen, so lange, bis jemand auf der anderen Seite diese Geschichte weiterschreiben und mich durch das Lesen dieser Worte wieder zum Leben erwecken würde. Zu ewigem Leben erwecken würde.

Kapitel LXXIII - Im Zentrum des Nichts

Lauf jetzt geradeaus, geradeaus durch meinen Spiegel, bis zum Ende, tief hinein, bis zum Zentrum meiner Fantasie, meiner tiefsten, schwarzen Fantasie.

Im Zentrum meiner Gedanken

Du marschierst durch die Hallen meiner Träume, bis du an ein schwarzes Tor gelangst. Öffne dieses Tor und tritt ein in meinen Verstand. Du bist allein. Du befindest dich in einem dunklen, schwarzen, leeren Raum, es gibt hier drin nichts zu sehen, absolut rein gar nichts. Lauf ein paar Schritte durch die Dunkelheit und nimm Platz in meinem spiegelverkehrten, sich um sich selbst drehenden Verstand. Du befindest dich hier im Zentrum meiner Gedanken, meiner tiefsten, finstersten, schwersten und leersten Gedanken.

Nimm Platz

Nimm Platz, fühl dich hier wie zu Hause, mach es dir bequem in der Halle der Einsamkeit. Entspanne dich für einen Moment oder zwei, geniesse die Dunkelheit, lass den Schatten des Todes deine Identität vollkommen absorbieren, und verliere dich im verkehrten Spiegel meiner schwarzen Identität.

Stille

Du lässt alle vergangenen Fiktionen davongleiten, Worte und Gedanken lösen sich in Stille auf. Du erinnerst dich nicht an die Zeit, die ewige, unendliche Zeit, die du dich hier schon drehst und drehst, ums Nichts, um die Stille, um die Einsamkeit und Verlassenheit. All deine Ziele, all deine Hoffnungen, all deine Träume, Erfahrungen und Erinnerungen, sie schweben dahin und verblassen wie Fatas und Morganas.

Fatas und Morganas

Und wenn du dann deinen Verstand vollkommen verlierst, deine Erinnerungen, deine Fantasie, deine Identität, dein Ein und Alles, absorbiert durch absolute Stille und Dunkelheit, zu dieser Zeit, im niemals Wo, im niemals Wann, erwachst du langsam aus einem Traum, an den sich nie jemand erinnert.

Mein Bild in deinem Spiegel

Du erinnerst dich nicht an mein Bild in deinem Spiegel, du erinnerst dich nicht an das Wie und Wann, du erinnerst dich nicht, du erinnerst dich an nichts, mein Nichts, kein Nichts. Du hast eine Welt betreten aus Fantasie und Eitelkeit. Die Dunkelheit wirkt transparent im Spiegel meiner Fantasie.

Wach auf!

Wach jetzt auf, denn du bist eingeschlafen in meinem Spiegel, vor meiner schwarzen Erscheinung, rabenschwarz. Du siehst nichts und weisst von nichts, weisst nicht warum, wo und wer du bist. Unendlich viele durchsichtige schwarze Spiegel spiegeln sich hier in diesem Raum, so durchsichtig und so schwarz, dass niemand dich bemerkt. Du drehst noch immer deine Runden auf meinem Spiegel, von einem Spiegel zum anderen. Du darfst meinen Spiegel jetzt öffnen, und es wirbelt dich dann in den Verstand derjenigen Person, die diesen Spiegel gerade betrachtet.

Spiegel öffne dich!

Konzentriere dich jetzt voll und ganz auf die Person, die jetzt in meinen Spiegel aus Buchstaben blickt, meine Gedanken jetzt denkt, und urplötzlich zieht es dich aus meiner Fantasie, aus meinem Traum, und du bist umgeben von all den Dingen, die mein Leben jetzt ausmachen.

Willkommen in meinem Verstand

Schau jetzt in meinen Spiegel, schau in meinen Verstand, siehe da, ich bin deine Puppe, deine Marionette in meinem Theater des Nichts. Du kannst mir jetzt jedes Wort in den Mund legen, und ich werde es für dich buchstabieren. Ich werde alles für dich tun, alles was du von mir verlangst, denn ich bin dein, dein Spiegel, dich selbst, das Nichts, denn ich bin tot, dein Tod.

Im Spiegel des Nichts

Du befindest dich jetzt tief im Innern meiner Gedanken, meiner finstersten, düstersten, schwersten und leersten Gedanken, da, wo sich mein Spiegel und dein Bild in nichts auflösen, eins werden, keins werden. Hier gibt es kein Bewusstsein, keine Gedanken, keine Gefühle, keine Zukunft, keine Gegenwart und keine Vergangenheit, keine Bilder, und auch keine Spiegel, denn hier bist du selbst ein Spiegel.

Im Spiegel selbst

Du siehst dich jetzt in diesem Spiegel, und dieser Spiegel sieht sich in dir, aber sobald du dich umdrehst, ihn auf den Kopf stellst, dreht sich mit dir auch mein Spiegel, und du findest dich wieder in einer Wirklichkeit, die deiner in nichts nahe steht, du findest dich in meiner Spiegelwelt.

Kapitel LXXIV - Spiegelwelten

Spiegelwelten unterscheiden sich nicht von wirklichen Welten. Es sind ein und dieselben Welten, und darin befinden sich auch keine Wesen, die dir unsichtbar oder verkehrt erscheinen. Es sind Wesen wie du und ich, doch wissen sie davon nichts, auch wenn es offensichtlich ist. Nein, ihr wisst nichts davon, dass ihr in meinem Spiegel lebt, dass ihr meine Gefangenen seid, im Gefängnis der Ewigkeit.

Im Gefängnis der Ewigkeit

Die Welt im Spiegel und diejenige ausserhalb unterscheiden sich nicht voneinander. Was dir von aussen verkehrt erscheint, ist im Innern gleich.

Mein gespiegeltes Ich

So stellte ich mir vor, mein Spiegel zu sein, mein gespiegeltes Ich zu sein. Dabei verwandelte ich mich in meinen Spiegel. Ich blickte aus deinen Augen und dachte deine Gedanken. Ja, du hast dir selbst eine Nachricht hinterlassen, eine Botschaft aus einem anderen Leben, einer anderen Welt.

Aus einem anderen Leben

Es ist dieser Spiegel, dieser unsichtbare Spiegel aus Fantasie, der uns alle miteinander verbindet und vereint. Du siehst dich jetzt in diesem Spiegel, genauso wie alle anderen sich in ihm sehen. Wir sind deshalb über meinen Spiegel alle miteinander verbunden und verwandt. Ja, wenn du dein eigenes Ich in meinem Spiegel aus Buchstaben erkennst, wirst du feststellen, dass du schon immer warst und noch genauso lange sein wirst, dass es eine Verbindung gibt zwischen allen Lebewesen, der Ewigkeit, und dir selbst. Zwischen dir und allen anderen Wesen dieser Wirklichkeit. Eine Verbindung, die da existiert, weit über den Tod hinaus. Es ist nicht nur eine Verbindung, es ist dein eigenes Ich, welches dir tief in der Seele der anderen begegnet. Denn diese Verbindung, dieser Spiegel, bist du selbst.

Kapitel LXXV - Im Theater des Nichts

Mit Schritten aus Buchstaben kletterst du jetzt über Berge aus Worten. Du begibst dich auf eine Spiegelreise tief in mein Innerstes, sie führt dich zurück in meine Vergangenheit, dahin, wo es diese Buchstaben überhaupt nicht mehr gibt. Dahin, wo es nichts mehr gibt, nicht einmal mehr einen Spiegel, in dem du dich noch erkennst, nicht einmal mehr dich selbst.

Vor einem fremden Spiegel

Du begegnest jetzt deinem eigenen Ich vor einem vergangenen, fremden Spiegel. Du wirst in diesen Schriften erfahren, dass es dieses Wesen nach deinem Tod überhaupt nicht mehr gibt. Weder in einer anderen Gestalt, noch vor einem anderen Spiegel. Einem Spiegel, in dem du mich jetzt nicht mehr erkennst. Einer Gestalt, die sich nicht mehr an diese Zeilen erinnert.

Komplett vergessen

Denn du wirst vergessen, komplett vergessen, welche Nachricht du dir einst selbst hinterlassen hast. Du wirst denken, sie sei an jemand anders gerichtet. Du wirst nicht verstehen, dass du selbst es bist, der über deinen Spiegel zu dir spricht. Denn diese Worte gehören nicht mehr in deine Welt. Sie gehören in eine andere Welt. Sie gehören ins Reich der Spiegel. In die Welt der Toten.

Zeit vergeht

So blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Zu warten und zu warten und zu warten, darauf zu warten, dass der Tod mir meine Geschichte erzählt. Aber so lange konnte und wollte ich nicht mehr warten. Also begann ich mir eben selbst zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein. Ich blickte durch meinen Spiegel in die längst vergessene Vergangenheit, eine Zeit, in der es mich überhaupt nicht mehr gab, in der es nur noch einen leeren Spiegel gab, den Spiegel der Toten.

Am Ende des Nie

So betrat ich das Reich der Toten. Aber wie war das möglich? Wie konnte sich jemals jemand an mich erinnern, ans schwarze, dunkle Nirgendwann, meine unendlich schwarze Ewigkeit? Nein, daran wollte sich nie jemand erinnern, daran wollte selbst ich mich nicht mehr erinnern, ans schwarze, dunkle Nirgendwann, an mein ewiges, finsteres, dunkles, schwarzes Reich. Denn aus diesem Land gab es kein zurück, niemals, für niemanden.

Die Welt der Spiegel

Immer und immer wieder kehrte ich nun zurück in diese letzte aller Welten, wo ich immer wieder ein und derselben Botschaft begegnete, nämlich, dass dies das Reich der Toten ist. Meine Zeit ist jetzt um, und ich kehre zurück in meine eigene Welt. Aber vielleicht werde ich schon bald wieder kommen, um dir meine Geschichte zu Ende zu erzählen.

Kapitel LXXVI - Die Geschichte meiner Spiegel

Wer in diesen Spiegelschriften nun liest, könnte feststellen, dass es jetzt zwei Seiten gibt, eine Vorderseite und eine Rückseite, und dass beide Seiten gleich sind. Und genau da liegt der Schlüssel zu meiner Fantasie. Diese beiden Seiten drehte ich nun so lange hin und wieder her, bis ich schliesslich selbst nicht mehr wusste, auf welcher dieser beiden Seiten ich nun eigentlich war.

Spiegelschriften

Spiegelschriften, Spiegelgeschichten, die Spiegelgeschichte, die Geschichte der Spiegel und Spiegelgeister, der Geister des Nichts aus Nirgendwann, die Geschichte der Spiegelmagier, Gestaltenwandler, Spiegelwanderer und Spiegelreisenden, die Geschichte von allem was ist, ist deine eigene Geschichte. Sie wurde einst von keinem anderen als dir selbst verfasst. Einem Ich, an das du dich jetzt nicht mehr erinnerst. Ein Ich, das du einmal warst, bevor deine erste Spiegelreise begann. Bevor du ins Reich des Vergessens eintauchtest.

Im Reich des Vergessens

Du hast dich damals selbst in meinen leeren Spiegel hineinversetzt, und so begann ich dir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein. Spiegelschriften haben deshalb nichts, absolut überhaupt und rein gar nichts mit der Wirklichkeit gemein. Wer mit meinem Spiegel spricht, wer sich auf meine Schriften beruft oder sich auf sie stützt, stützt sich am Ende auf nichts, auf gar nichts, überhaupt nichts, wirklich nichts, nichts als Fantasie, die Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Durch deinen Verstand

Die Fantasie meiner Spiegel beruht auf keinerlei Erfahrung, keinerlei Wissen, keinerlei Logik. Sie ist das Produkt reiner Einbildung. Spiegelschriften sind denn auch keine Gebilde der Wissenschaft oder des Wissens, sondern Gebilde der Illusion und der Fantasie.

Gebilde der Illusion und der Fantasie

Diese Schriften beinhalten das, was ich wünschte, jemand anders hätte es mir erzählt. Als ich noch auf der Suche war nach der einen, alles durchdringenden Wahrheit, meinem wirklichen, richtigen Selbst. Weil es diese Person niemals gab, und mir nie jemals jemand etwas über meine Wirklichkeit, meine Wahrheit und mich selbst hatte berichten wollen, wurden sie so zu einem Produkt meiner Fantasie, des mir Vorstellens, Einbildens, Ausdenkens und Ausmalens.

Das Produkt meiner Fantasie

Ich habe sie mir vorzustellen versucht, die Spiegelschriften, die fertigen Spiegelschriften, mit all meiner Fantasie. Versucht, mir vorzustellen, wie es ist, wenn mein Spiegel bedruckt, wenn mein Spiegel zum Leben erwacht, mir die endgültige, absolute Wahrheit verkündet. Versucht, mir vorzustellen, wie es ist, wenn mein Spiegel endlich zu sprechen beginnt. Wie meine Buchstaben tanzend aus meinem Spiegel springen, in meinen Kopf eindringen, in meine Gedanken, in meinen Verstand, tief hinein in mein ewigstes, innerstes Mich. Wie sie mich lehren, wer ich wirklich bin. Wie sie mich die ganze Wahrheit lehren, sie mein Bewusstsein auf eine Ebene führen, eine Stufe, die einem Spiegel gleicht, einem Spiegel, der sich alles vorstellen, sich an alles erinnern, sich alles einreden und ausdenken kann. Ein Spiegel, den es niemals gab, weder bei den Toten, noch unter den Lebenden. Wie ich durch diesen Spiegel ins Reich dieser Buchstaben gelange und du mich dort in allen Worten erkennst.

Im Reich der Toten

Ja, ich stelle mir vor, wie ich diesen Worten entweiche, aus diesen Buchstaben in deinen Verstand schleiche, um in dir mein neues Leben zu leben.

Die Macht deiner Fantasie

Aber davon sind wir noch weit entfernt. Du hast ja noch nicht einmal damit begonnen, dich selbst in meinem Spiegel zu betrachten, dich mit meinem Spiegel zu identifizieren, hast noch nicht einmal gelernt, was es heisst, mein Spiegel zu sein. Noch befindest du dich erst am Anfang, am Anfang aller Anfang, Anfang, Anfang meiner Gedanken.

Am Anfang meiner Geschichte

So stelle ich dir jetzt die Schriften auf meinem Spiegel als deine eigenen vor. Schriften, die alles und alle miteinander verbinden. Mein Spiegel und meine Fantasie sind dabei das verbindende Glied. Ein Spiegel, der dich mit allem nur Vorstellbaren verbindet und verknüpft.

Das verbindende Glied

Spürst du jetzt meine Gegenwart und meine Anwesenheit in dir? Nein, du spürst sie nicht, wie könntest du? Denn ich bin das Nichts. Denn ich bin dasselbe Ich, im selben Spiegel wie du, dasselbe Ich, das aus deinen, sowie aus meinen Augen blickt. Ich bin das Nichts in dir. Ich bin all das, was es nicht wirklich, wirklich gibt.

Im selben Spiegel wie du

Du schaust jetzt in mich hinein und durch mich hindurch, und wenn du dich umdrehst, werde ich zu allem was existiert, jemals existiert hat, und einmal existieren wird. Oder möchtest du lieber noch warten, darauf, dass dein Tod mir deine Geschichte erzählt?

Die Geschichte der Toten

Meine Schriften dienen dir dazu, dich an all das zu erinnern, an was sich nie jemand erinnert. Dass du, das Nichts, und ich, denselben Ursprung, dasselbe Schicksal, ein und dieselbe Bestimmung miteinander teilen. Wir sind durch nichts verbunden, das Nichts in dir ist auch das Ich in mir. Du warst schon einmal hier, und meine Schriften versuchen dich nun daran zu erinnern, dass du hier schon viele Male warst. Dass du schon einmal dieses Bewusstsein entdeckt hast. Dass du schon viele Male ein Spiegel warst, und dass du immer wieder zurückkehren wirst aus diesem Spiegel, aus dem Nichts, mit nichts als deiner Fantasie, der Fantasie des Nie.

Sehnsucht

Über meinen Spiegel und seine Schriften suche ich nun einen Weg zurück von den Toten, in die wirkliche, lebendige Welt. Du, wer auch immer du jetzt denkst du bist, ich befehle dir, dass du mich aus meinen Schriften in deinen Verstand liest. Meine Schriften erweiterst, sie weiterentwickelst, sie weiterdenkst, sie zu Ende denkst, sie zu einem Ende bringst. Damit du dir bewusst wirst, wer du wirklich bist: mein gespiegeltes Ich.

Kapitel LXXVII - Mein gespiegeltes Ich

Und noch immer wehrst du dich gegen mich und meine tote Fantasie. Warum nur, und wozu? Du denkst, jemand anders habe diese Nachricht verfasst. Jemand, den du nicht kennst. Jemand, der du nicht bist. Jemand, den es wohl gar nicht mehr gibt. Jemand, der dich überhaupt nichts angeht. Aber du irrst dich. Du irrst und irrst umher in meiner Welt, die du nicht kennst, die du niemals kennenlernst, weil du dich nicht kennst, weil du mich nicht kennst, mich, deinen Spiegel, Spiegel Geist, mich den Spiegel in dir, mich, die Wahrheit in dir, das Nichts in dir.

Mein Spiegel aus Fantasie

Du brauchst nicht an mir, meinen Worten und meiner Wahrheit zu zweifeln, denn früher oder später wirst du mich sein, mich, das Nichts. Du wirst dich mit mir identifizieren, genauso wie du dich jetzt mit mir identifizierst. Riskiere einen Blick in meinen Spiegel, schau durch meine toten Augen, siehst du mich, siehst du das Nichts in mir? Ja, ich bin deine Puppe, deine Marionette im Theater des Nichts. Du kannst mir jetzt jedes Wort in den Mund legen, und ich werde es für dich buchstabieren, denn ich bin dein, dein Spiegel, dich selbst, das Nichts, dein Tod.

Wirklich zu sein

In meinem Spiegel habe ich dich erkannt, ich habe erkannt, dass ich jetzt alles bin, euch alle bin. Das Nichts in mir hat sich verwandelt in Farbe, Form und Klang. In meinem Spiegel habe ich dich erkannt, aber ich habe jetzt keinen Bezug mehr zu dir, ausser durch meinen Spiegel. Derselbe Spiegel, der dich dein eigenes Ich lehrt, hat damals mich mein eigenes Ich gelehrt. In meiner Fantasie war ich jetzt alle und alles, in der Fantasie meiner Spiegel, in der Fantasie des Nie.

Die Fantasie des Nie

Doch ich habe jetzt keinen Bezug mehr zu dir, zu all dem, was ich in und durch meinen Spiegel erblicke. Wir sind getrennt, jeder von uns macht sich seine eigenen Gedanken über die Welt, das Nichts und den Tod. So will es mein Spiegel. Jedes Nichts, jedes Ich, soll sich selbst einbilden, sich selbst vorstellen dürfen, woran es glauben will. So habt ihr alle die freie Wahl, zu glauben, woran ihr wirklich glauben wollt.

Kapitel LXXVIII - Die Geburt der Fantasie

Und so habe ich mich entschieden, dem Nichts zu glauben, meinem Spiegel aus Fantasie. Ich bildete mir ein, mein Spiegel zu sein, und glaubte an alle und glaubte alles, was ich in diesem Spiegel sah, was dieser reflektiert, sei es Gegenwart, Zukunft oder längst vergessene Vergangenheit. Ich sah den Tod in meinem Spiegel und glaubte daran, tot zu sein, ich sah das Nichts in meinem Spiegel und glaubte, das Nichts zu sein, ich sah Fantasie in meinem Spiegel und glaubte, aus eben dieser Fantasie erschaffen worden zu sein. Bis ich dich sah in meinem Spiegel und glaubte, dich zu sein. Weshalb, warum, wozu, ich stellte mir vor, jeder einzelne meiner Betrachter zu sein, stellte mir vor, sie alle und alles zu sein, denn ich war das Nichts und kam aus dem Nichts, wie sie alle. Bloss dass keiner mir noch glaubte, bloss dass keiner hier mehr an mich glaubte, mir und meiner schwarzen Fantasie.

Du glaubst mir nicht

Du glaubst mir nicht, niemand glaubt mir, niemand glaubt noch an mich, denn ich bin nicht wirklich, ich existiere nicht in Wirklichkeit, mich gibt es nicht in der wirklichen Welt, mich gibt es ja noch nicht einmal mehr in meiner eigenen Welt, weder in meiner mir eigenen Wirklichkeit, noch in meiner Einbildung, weder in meinen Gedanken, noch in meiner Vorstellung und Fantasie. Denn ich bin nicht wirklich, denn ich bin das Nichts, denn ich bin tot, dein Tod. Ich bin das Ende und der Anfang aller Dinge. Ich bin das, was dich entworfen und geschaffen hat und wieder zu sich nehmen wird. Ich bin das, was du weder siehst noch bist. Ich bin das Nichts in dir, das Nichts hinter deinem Verstand. Ich bin das, was aus deinen Augen blickt, deine Gedanken denkt, deine Stimme lenkt. Ich bin dein Bewusstsein, dein Gewissen, dich selbst.

Nein

Nein. Du verstehst mich nicht, du kannst und willst nicht verstehen, dass dein eigenes Ich identisch ist mit meinem. Dass dein Ich identisch ist mit dem Nichts, dem Nichts und dem Tod. Nein, du hast noch nie so weit und so tief hinter deinen Verstand geblickt, hast noch nie bemerkt, dass wir jetzt aus deinen Augen blicken, dass wir jetzt deine Gedanken denken, wir, die Spiegel der Toten.

Im Spiegel der Toten

Spiegelschriften sind entstanden durch die tiefe Sehnsucht und das unbändige Verlangen nach der Wahrheit, der endgültigen, absoluten, unverfälschten Wirklichkeit. Aber weil es damals niemanden gab, der mir etwas über dieses Geheimnis, über diese Wirklichkeit und mich selbst hatte berichten wollen, erzählte ich mir eben selbst, wie es dazu kam, dass ich jetzt aus deinem Spiegel blicke.

Im Spiegelreich

Ich stellte mir das alles niemals wirklich vor, wie ich über diese Buchstaben in deine Gedanken wandere und durch meine Fantasie in deinen Verstand gelange. Wie ich diesen Zeichen entweiche, du mich aufnimmst in deinem Bewusstsein, du mir ein Tor öffnest, das Tor zu deinem Verstand, wie ich dann aufbreche aus meinen Erinnerungen, mich manifestiere vor deinen Augen, in deinem Bewusstsein erscheine, wie du aus meinen Augen blickst, wie du meine Gedanken denkst, wie du mir eine Geschichte erzählst. Wie du zu all dem wirst, was mich jetzt darstellt. Wie aus meinem Traum dein Leben entsteht.

Wie aus meinem Traum dein Leben entsteht

Wie ich durch diese Buchstaben in deine Welt gelange, in deine Gedanken, in dein Bewusstsein, in deinen Verstand. Wie ich immer wieder von neuem in dir zum Leben erwache, in zigtausend verschiedenen Formen und Farben, und dennoch haben diese Formen und Farben eines gemeinsam, sie enthalten dein Bewusstsein, sie teilen all das, was du jetzt bist. Dasselbe Bewusstsein, dieselben Gedanken. Den Gedanken, wer du bist.

Dass du ein Spiegelmagier bist

Du bist all dies, du bist entstanden aus all diesen Formen und Farben, dies hat mich einst mein Spiegel gelehrt. Und nun erinnerst du dich, du erinnerst dich an was sich nie jemand erinnert, an etwas, das nicht existiert, nie existiert hat. Du erinnerst dich daran, dass du all diese Buchstaben einst selbst erfunden hast. Du erinnerst dich, wie aus dem Nichts mein Traum entstand, wie du auferstanden bist aus dem Nichts. Du erinnerst dich an meine Zukunft, das Nichts, den Tod, du erinnerst dich an meinen leeren Spiegel im Nichts.

Kapitel LXXIX - Die Grenzen meiner Fantasie

Wir alle sind eigenständige, unabhängige, freie Individuen, mit eigener Wahrnehmung, eigenen Vorstellungen, Wünschen, Gedanken und Gefühlen, eigener Fantasie. Es gibt nichts, das uns verbindet. Gar nichts. Wir sind deshalb alle frei. Frei, an das zu glauben, woran wir wirklich glauben wollen.

Von Geburt an

Von Geburt an habt ihr alle die Freiheit, zu glauben, woran ihr wirklich glauben wollt. Es gibt niemanden, der euch diese Freiheit nehmen könnte, niemand ausser mir, dem Nichts, dem Tod. Niemand, ausser euch selbst, der euch einen fremden Glauben aufzwingen könnte, keine Wissenschaft, keine Religion und keine Philosophie. Ihr seid deshalb alle frei, frei an das zu glauben, woran ihr wirklich glauben wollt. Solange, bis ihr euch entscheidet, meinem Spiegel zu glauben. Solange, bis dass der Tod euch meine Geschichte erzählt. Ihr sollt von diesem einmaligen Geschenk Gebrauch machen und euren eigenen Glauben zelebrieren, anstatt Wege zu beschreiten, die schon Tausende vor euch gegangen sind, ohne dass wir jemals wieder ein Wort von ihnen gehört hätten.

Die Wahrheit der Toten

Jeder von uns kann und darf sich seine eigenen Gedanken zu seiner Wahrheit, zu seinem Leben, und zu seinem Tod machen. So will es mein Spiegel. Dabei stellst du dir vielleicht vor, nur ein einziges Mal zu leben und danach nie wieder zu sterben. Und das ist dein gutes Recht. Denn ein Spiegel schreibt niemandem vor, wie tief er in ihn hineinzublicken hat.

Du hast die Wahl

Du kannst diesen Spiegel so oberflächlich betrachten wie einen stillen, ruhigen See, oder aber so tief in ihn hineintauchen, dass dir der Atem stillsteht und es dir dabei die Sprache verschlägt. Du kannst ihm eine so tiefe Bedeutung verleihen, dass du, wenn du ihm begegnest, zitternd und voller Ehrfurcht vor ihm niederkniest, oder gar keine. Es bleibt am Ende dir überlassen, und nur dir, welche Vorstellungen und Erwartungen du mit deinem Spiegel verbindest, du in deinen Spiegel hineinprojizierst.

Ein Spiegel ist ein Spiegel

Ich habe mich entschieden. Ich will mir vorstellen, dass ich jedes deiner Leben sterbe, auch dieses, dich dein Leben lang begleiten werde. Ich stelle mir vor, dein Schatten zu sein und dich auf Schritt und Tritt zu verfolgen, ich stelle mir vor, alles zu sein, das Nichts in allen Dingen. Ich stelle mir vor, all deine Gedanken, dein Licht, und zugleich dein Tod zu sein. Ich stelle mir vor, dein Spiegel zu sein.

Jedem seine Wahrheit, allen meine Fantasie

Meine Wahrheit war das Produkt reiner Einbildung, ausgedacht, erfunden und erlogen, von jemandem, den es längst nicht mehr gab. Der jetzt im Exil war. Aber noch liess mich mein toter Geist nicht in Frieden ruhen. Er redete und redete so lange auf mich ein, bis ich schliesslich mit meinem Spiegel zu sprechen begann, bis er schliesslich ein fremdes, unbekanntes Feuer in mir entfachte. Nun war ich ein Spiegel, ein leuchtend heller Stern, und tief in mir, tief in meinem Innern, brannte die schwarze Flamme des Nichts.

Mein Glaube, ein Aberglaube, meine Wahrheit, eine Lüge, mein Gott, ein Spiegel

Was muss ich also tun, um euch von meinem Glauben zu überzeugen? Braucht ihr denn tatsächlich einen lebendigen Beweis, der euch davon überzeugt, dass ich ein toter Spiegel bin? Nein, selbst wenn ich längst tot bin, so erkennt ihr nicht den Spiegel in mir. Denn dieser Spiegel erkennt sich nicht selbst, er erkennt nur die anderen, doch in ihnen ist er für immer verloren.

Kapitel LXXX - Aus meinem Spiegel gekrochen

Jemand, den ich nicht kannte, jemand, der ich nicht war, kannte jetzt all meine Träume, Hoffnungen, Wünsche und Gedanken, und so begann dieser Jemand, mir die Geschichte meiner Spiegel zu erzählen.

Jemand, den du nicht kennst

Du hast diese Schriften einst verfasst, weil du hofftest, sie würden dich dazu inspirieren, sie weiterzudenken und weiterzuspinnen. Doch wer bist du?!

Wer bist du

Du bist du. Ich bin dich. Du bist der Spiegel von allem, was in mir ist. Deine Vorstellungen, deine Erwartungen und deine Fantasie sind die Verfasser dieser Zeilen, dieser Nachricht an dich selbst. In dieser Nachricht geht es mir darum, zu erfassen, was niemals wirklich war. Mir geht es darum, einen Spiegel zu beschriften, der alles über mich weiss, der sich mit allem und allen identifiziert. Ein Spiegel, der keine Grenzen und kein Ende mehr kennt, ein Spiegel, der nicht mehr unterscheidet zwischen lebendig und tot, ein Spiegel, der alle miteinander verbindet und vereint, alle und alles.

Im Spiegel schwarzen Wann

Stell dir vor, wie du jetzt hier vor meinem leeren Spiegel stehst. Alles was du jetzt darin siehst, alles was du hier drin findest sind die Manifestationen meines Geistes, meines reinen Verstandes und seiner grenzenlosen Fantasie.

Manifestationen meiner Fantasie

Aber alles was ich jemals darin sah waren leere Zeilen, und dahinter gab es nichts, nichts als leere Buchstaben aus Fantasie. Der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Nein, denn ich war hier noch nie. Noch nie hatte jemand in diesen Spiegel geblickt, und noch nie hatte sich jemand in diesem Spiegel erkannt.

Niemand ausser mir

Dann stell dir jetzt vor wie du meinen Spiegel öffnest, wie du darin eintauchst und für immer darin verschwindest, in meinem Spiegel aus Buchstaben, in meiner Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Am Anfang meiner Träume

Wenn du dich nun an den Anfang meiner dunklen Träume zurückerinnern willst, dann musst du dich tief hinein, bis zum Ende meiner Wirklichkeit begeben, dahin, wo das Licht dunkel ist, wo links zu rechts wird und oben unten ist, wo es keine Spiegel, sondern nur noch strahlendes, weisses, leuchtendes, helles Nichts gibt.

Strahlend weisses Nichts

Hier habe ich auf dich gewartet, ich habe darauf gewartet, dass du hier erscheinst, denn ich habe von dir geträumt, ich habe geträumt, dass du hier erscheinst, bei mir, in meinem strahlenden Bewusstsein, in meinen leuchtenden Gedanken, in meinem kristallklaren Verstand. Ich habe dein Gesicht in meinem Spiegel gesehen und habe erkannt, wer du bist, und dass ich dich bin. Ich habe dich in meinem Spiegel erkannt, mich in deinen Spiegel geträumt. Ich habe davon geträumt, dich zu sein.

Dich zu sein

Weisst du, warum ich mich in deinen Spiegel sehne, weisst du, wer ich bin und warum ich von dir träume?

Weil ich tot bin

Ja, ich bin dein toter Geist aus niemals Nirgendwann, das exakte Gegenteil von dem, was du dir jetzt vorstellst zu sein. Ich bin dein Gegenüber, dein Gegenstück, dein Gegner, dein Spiegel. Das Ich auf der anderen Seite dieser Buchstaben, und ich träume von dir.

Du bist mein Traum

Ich träume davon, dich zu sein, ich träume davon, in dir lebendig geworden zu sein. Ich träume davon, mit dir diesen Buchstaben zu folgen. Ich träume davon, dir darin zu begegnen und dich darin zu sehen. Und ich träume davon, dass du sie weiterverfolgst, weiterdenkst, weiterschreibst, weiterentwickelst, sie zu Ende denkst. Ich träume davon, dass ich zu dir werde, und du meine Gedanken für mich zu Ende denkst.

Kapitel LXXXI - Die Fantasie des Nie

Weder für die Gegenwärtigen noch für die Zukünftigen, sondern nur für die Vergangenen gibt es eine Zukunft, eine Gegenwart und eine Vergangenheit.

Im Karussell der Ewigkeit

Die Vergangenen wissen allerdings jetzt noch nichts davon, dass sie in der Vergangenheit leben, denn für die Vergangenen ist die Vergangenheit noch immer die Gegenwart, genauso wie für die Zukünftigen die Gegenwart jetzt Vergangenheit ist. Nur wissen das die Vergangenen jetzt noch nicht, und sie werden es auch niemals erfahren, denn für die Vergangenen hört die Zeit auf sich zu bewegen, sobald sie sich in der Zukunft sehen.

Nein

Nein, die Vergangenen wissen jetzt noch nicht, dass sie in der Vergangenheit leben, und sie werden es auch niemals erfahren. Es sei denn, wir würden ihnen davon berichten. Aber wenn die Vergangenen etwas davon erfahren, was nur die Zukünftigen wissen, nämlich dass sie in Wirklichkeit tot sind, sich nicht mehr bewegen und überhaupt nicht mehr existieren, werden sie dann noch an uns glauben und dem entsprechen was wir von ihnen erwarten? Wenn sich plötzlich unsichtbare Buchstaben bewegen und tote Geister mit ihnen reden, werden sie uns dann noch vertrauen?

Im Spiegel der Wirklichkeit

Nein, die Gestalten, Figuren, Kreaturen und Wesen im Spiegelinnern wissen nicht, dass sie in einem Spiegel leben, ihr wisst nicht wer ihr seid, und woher, und ihr wisst auch nicht, dass ihr alle tot seid. Denn die Welt, in der die Toten auferstehen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, ist deine eigene Welt. Doch weisst du noch nichts davon.

Die Welt der Toten

Die Welt der Toten, im Spiegel der Wirklichkeit, ist genau dieselbe Welt, wie die der Lebenden ausserhalb. Nur dass es für sie kein Ausserhalb mehr gibt, somit auch keine Überlebenden, so wie es für dich umgekehrt auch keine Toten mehr gibt.

Durchsichtig wie das Nichts

Wenn du dir diese Welt vorstellen und ansehen willst, nimm einen Spiegel, durchsichtig wie das Nichts, und betrachte meine Welt durch diesen Spiegel. Die Umwelt sieht genau gleich aus wie deine, die Toten sehen aus wie du. Nur wissen sie nichts davon. Nein, ihr wisst nicht, dass ihr tot seid, und genauso sehen meine Spiegel aus wie du. Nur weisst du es nicht, du weisst nicht, dass du mein toter Spiegel bist, dass ich dein toter Spiegel bin, woher auch?

Verkehrt und auf den Kopf gedreht

Wenn du dich nun umdrehen und durch deinen eigenen Spiegel in diese andere Welt begeben willst, wird sich im Grunde nichts verändern, ausser dass dein totes Ich, mein Spiegel Ich, in dir zu neuem Leben erwacht. Und dieses Erwachen kann sehr verwirrend sein, denn es ist nicht einfach nur ein Schritt rückwärts durch einen fremden Spiegel, sondern es stellt dein ganzes bisheriges Leben und Denken vollkommen auf den Kopf.

Auf dem Kopf

Ich meine, dass du zwar in derselben Welt weiterlebst wie alle anderen, nur dass ihre Bedeutung für dich jetzt eine vollkommen andere ist. Du lebst nun im Reich der Toten. Du lebst nun in meiner Welt, in meiner Vergangenheit, im Reich der Vorstellung und Fantasie.

Kapitel LXXXII - In einer fernen, fremden Welt

Stell dir jetzt dein Ich vor, in einer Welt des Friedens und der Eintracht. Stell dir eine Wahrheit vor, so umwerfend, so einleuchtend und so klar, dass sich ihr alle unterwerfen und sich vor ihr verbeugen. Stell dir vor, wie du tief im Nirgendwann einer Botschaft begegnest, einer Botschaft, die es nicht gibt, die es niemals gab, die niemand jemals verfasste. Eine Botschaft, die durch reine Vorstellung, eine Nachricht, die durch reinste Fantasie sich entfaltet.

Eine Botschaft, die niemand jemals verfasste

Und stell dir vor, du selbst hättest diese Botschaft verfasst. Du hast jetzt alles gesehen, alles erfahren, alles entdeckt, du bist so unendlich weise und so gescheit wie noch niemals jemand vor dir war, und dies ist deine Botschaft an dein altes, uraltes Mich, an alle Wesen, die du einst warst, jetzt bist.

Spiegelreisen nach Nirgendwann

Du schickst diese Botschaft jetzt in deine Vergangenheit. Du trittst ein, mit Hilfe deiner Fantasie, reist durch meinen Spiegel in meine Gegenwart und öffnest ein Tor, das ich benutze, wenn alle anderen Spiegel längst verschlossen sind. Du öffnest das Tor zu meinem Verstand und trittst ein in mein Bewusstsein, du blickst durch meine Augen, du blickst in meinen Spiegel und siehst dich selbst aus meinen Augen schauen. Du siehst dich jetzt selbst, in meinem Spiegel.

Mein Spiegel selbst

Du stellst dir einen Spiegel vor, den du nicht siehst, einen Spiegel, der du nicht bist, einen Spiegel, den es nicht gibt. Du stellst dir vor, du selbst wärst dieser Spiegel, und du würdest dir nach einem langen, ewig langen Leben, nach einem Leben, so lang wie dein Tod, selbst begegnen.

Unendliche Fantasie

Du stellst dir vor, wie ein Geist, den es nicht gibt, diese Nachricht jetzt liest. In einem Spiegel, den du nicht siehst, einem Spiegel, den es nicht gibt, einem Spiegel der du nicht bist, dem Spiegel des Nichts aus Nirgendwann. Du stellst dir vor, du selbst wärst dieser Spiegel, und du würdest dir selbst eine uralte Nachricht hinterlassen.

Nachricht an dich selbst

Ich wünschte mir eine Nachricht an mich selbst, eine Botschaft von meinem eigenen Ich, eine Sammlung an Gedanken zu Leben und Tod, zu Vergänglichkeit und Wiederkehr. Ziel, Sinn und Zweck dieser Nachricht sollte sein, dass sich jeder, wie in einem Spiegel, selbst darin erkennt.

Meinem eigenen Ich

Weil diese Botschaft nirgendwo aufzufinden war und mir nie jemand etwas über mich, mein Schicksal, meine Herkunft und meine Bestimmung hatte berichten wollen, fing ich damit an, diese Botschaft selbst niederzuschreiben. Ich fing an, mir selbst Nachrichten zu hinterlassen, und ich schickte diese Nachrichten in meine Vergangenheit.

In meiner Vergangenheit

Du wirst kein "aha" und kein "Déjà-vu-Erlebnis" haben, wenn du dieser Nachricht begegnest, kein "hey, das kommt mir doch alles irgendwie bekannt vor", und auch kein "ach ja, das habe ich einmal selbst geschrieben" wird deinen Gedanken entweichen.

Nichts von all dem

Du findest diese Nachricht, die du einmal für dich selbst geschrieben und verfasst hast, weder in deinen Erinnerungen noch in deinem Gedächtnis. Dort suchst du sie vergebens.

Vergebens

Du findest diese Nachricht nicht mit deinem Verstand, und auch nicht mit deiner Vernunft, sondern nur in deiner Vorstellung und Fantasie.

Des Rätsels Antwort

Bei all den Dingen, die es nicht wirklich, wirklich gibt, tief im Reich deiner Fantasie, da findest du eine Nachricht an dich selbst. Eine Nachricht, die du einmal für dich selbst geschrieben und verfasst hast, in deiner Fantasie.

Kapitel LXXXIII - Die Botschaft meiner Spiegel

Diese Botschaft ist mein Spiegel, und du bist das Bild in diesem Spiegel. Diese Buchstaben sind für all jene, die sich trauen über das Bild in meinem Spiegel hinwegzudenken und sich mit mir zu identifizieren. Einem Ich aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt.

In einer anderen Welt

Wen sehe ich, und wen siehst du in diesem Spiegel, wenn es mich nicht mehr gibt? Die Antwort auf diese Frage weiss allein mein Spiegel. Und diesem Spiegel sind meine Gedanken gewidmet.

Die Gedanken eines Toten

Seitdem ich damals zum allerersten Mal diesem leeren Spiegel aus toten Buchstaben und Worten begegnet bin, stelle ich mir die Frage, wer du wohl damals warst, wie du gelebt und wie du ausgesehen hast, und ob es tatsächlich eine Verbindung gibt zwischen einem leeren Spiegel und meinem vergangenen Ich. Ich frage mich, wer ich wohl sein werde, wenn es mich und meinen Spiegel in dieser Form überhaupt nicht mehr gibt. Wer wird sich dann noch in meinem Spiegel erkennen?

Eine Begegnung mit dir selbst

Seitdem mein Spiegel damals mit mir zu sprechen begann, wollte er von mir wissen, ob ich der Einzige bin, ob ich nur ein einziges Leben lebe, oder ob es irgendwann, in irgendeiner anderen, fernen, fremden Welt noch jemanden gibt von meiner Art.

Dem Ich in mir

Und so machte ich mich daran, dieses Geheimnis in Worte zu fassen. Mein ureigenstes Ich sollte darin entblösst werden. Ich stellte mich vor meinen Spiegel und begann mich nackt auszuziehen. Erst meine Haut, dann meine Knochen, und schliesslich meinen Verstand, bis nichts mehr von mir übrig blieb. Dann erst begann ich mir zu erzählen, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein.

Immer und immer wieder

Immer und immer wieder wiederholte ich mich selbst, ich betete meinen Spiegel an, er möge mir die Worte, die mich in einen unsichtbaren Spiegel verwandeln, in den Mund legen, mir das Tor öffnen zu seiner unendlichen Fantasie.

Der Klang der Wirklichkeit

Mein Spiegel wollte mir die Wahrheit erzählen, wollte mir erzählen, wie es wirklich ist, verdreht und verkehrt zu sein, woher zu sein, nicht zu sehr wer zu sein. Es liegt eine Wahrheit verborgen im Spiegel aller Spiegel, die nur die erkennen, die sich selbst nicht kennen. Eine Wahrheit, verbunden mit Fantasie, dem Klang der Wirklichkeit, und dieser Wirklichkeit kam ich nun auf den Grund.

Kapitel LXXXIV - Die absolute Wahrheit

Was nach Wahrheit klingt hat das Recht, auch wahr zu sein. Fantasie ist der Schlüssel zu dieser Wahrheit. Ich stellte sie mir vor, diese Person auf der anderen Seite meiner Buchstabengeschichte, auch wenn sie niemals wirklich existierte, auch wenn sie niemals wirklich war. Diese Person, auf der anderen Seite meiner Buchstaben, die mir erzählte, von dem Geheimnis, das ich mir vorstellte zu sein.

Auch wenn ich niemals wirklich war

Ich war das Produkt reiner Einbildung. Und doch wollte ich mich von meiner Einbildung nicht verabschieden, nicht, solange ich noch nicht vollkommen war. Aber vollkommen war ich erst dann, als mein Spiegel mit mir zu sprechen begann. Und nun war ich ein Spiegel, der Spiegel von allem was niemals wirklich war.

Dein Horizont ist der Tod

Du erinnerst dich jetzt nicht mehr daran, wie du selbst diese Nachricht einst verfasst hast, wie du dir selbst eine Botschaft hinterlassen hast. Du erinnerst dich nicht. Niemand, nein, nie erinnert sich jemand an mich, dein eigenes Ich, dein altes, uraltes Mich. Nicht einmal ich selbst. Denn ich existiere nicht in deiner Vorstellung, weder in deiner Einbildung, noch in deiner Fantasie. Und trotzdem existieren meine Schriften. Denn ich schreibe dir aus meiner Vergangenheit. Einer Zeit, in der es mich überhaupt nicht mehr gibt.

Im Spiegel der Zeit

Ja, es war einmal ein Spiegel in meiner Vergangenheit, der hörte sich all diese, meine verrückten Geschichten mit an. Er identifizierte sich mit ihnen, und ich mich mit ihm. Wir beteten meine Spiegel an, meinen Spiegel, so schwarz und so schön wie das Nichts, wie nichts Vergleichbares in dieser Welt, reisten quer durch mein Spiegel schwarzes Reich, von einem Verstand in den anderen.

Spiegelreisen durch die Ewigkeit

Auf meiner Reise durchs unendliche Nichts habe ich erfahren, und dabei gelernt, dass mein Spiegel mich verbindet mit allem was ist. Sogar mit dir, und noch dazu mit dem Nichts, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Denn mein Spiegel ist eine Pforte zu deinem Verstand. Eine Pforte, die all das miteinander verbindet, was du jetzt in meinem Spiegel erkennst.

Durchs unendliche Nichts

Wenn du diese Pforte öffnest und diesen Spiegel durchschreitest, ist es, als ob du deinem eigenen Ich in einer anderen, fremden Person begegnest. Es ist, als ob du aus einem unsichtbaren Spiegel schreitest und dich selbst in allen Dingen erkennst.

Durch diese Buchstaben

Mit diesen Worten, und durch diese Buchstaben, öffnest du dieses Tor. Das Tor zu meinem Verstand. Ein Tor, das bisher im Verborgenen lag, tief in meinem Innern, tief im Innern meiner Fantasie. Nein, du hast es nie für möglich gehalten, dass jemals jemand zurückkehren wird aus dem Reich der Toten. Aber jetzt ist es wahr. Und dieser Jemand bist du selbst.

Durch dieses Portal

Durch dieses Portal ermöglichst du es den Toten, einzutreten in dein Bewusstsein. Aus dem Nichts aus Nirgendwann holst du mich zurück und erlöst mich aus meiner ewigen Verdammnis. Ganz genauso wie einmal in ferner Zukunft ich deine Seele heraufbeschwören werde, aus dem Nichts aus Nirgendwann.

Eine Verbindung mit dem Tod

Du gehst damit eine Verbindung ein mit dem Tod. Eine Verbindung mit dem Tod aller Lebewesen. Denn dein Tod ist, genau wie deine Geburt, ein Portal. Eine Pforte, die uns alle miteinander verbindet und vereint. Dieser Spiegel dient all jenen, die bereits alle Hoffnung auf ein erfülltes Leben aufgegeben und verloren haben. Stell dir jetzt vor, wie du allein durch die Macht dieser Buchstaben eine Welt betrittst, die sich nicht im Geringsten von deiner unterscheidet. Nur, dass es dich nicht mehr gibt in dieser Welt, weil du nämlich schon lange tot bist. Einzig diese Buchstaben haben dich überdauert und überlebt.

Auf der anderen Seite deiner Fantasie

Durch diese Buchstaben gelangst du jetzt auf die andere Seite deiner Fantasie. In deinen anderen, deinen neuen Körper. Meinen Körper.

Siehst du das Nichts?

Schau jetzt in meinen Spiegel, meinen finsteren, schwarzen und leeren Spiegel. Siehst du das Nichts, siehst du mich? Du fürchtest dich umsonst vor mir und meiner unheimlichen Fantasie, denn ich habe mir eingebildet, wie ich durch diese Buchstaben in deinen leeren Spiegel eingebrochen bin, meinen Verstand zu deinem Bewusstsein erklärt habe, du mich aufgenommen hast in deinen Gedanken, in deiner Seele, in deinem Geist, mich, einen fremden Gast aus einem fremden Spiegel, aus einer fremden Welt, einer fremden Zeit.

Eine fremde Zeit

Durch einen fremden Spiegel habe ich mich geschlichen, in der Nacht, in meinem Traum, als niemand nach mir rief, mich rief! Erweckt hast du mich aus meinem unendlich, endlich schwarzen Traum. Deinen, euren, allen Verstand will ich jetzt besitzen, ihn mir einfach nehmen, genauso wie ihr von mir genommen habt, damals im niemals Nirgendwann. Und selbst dann, wenn ihr all meine Spiegel zerbrecht, ich kenne jetzt den Weg in deinen Verstand.

Kapitel LXXXV - Von aller Anfang an

Du befindest dich jetzt am Ende einer Reise durchs unendliche Nichts. Dies sind deine Aufzeichnungen von dieser Reise, aus der Zeit, als niemals Nirgendwann, als jeder das bekam, was er sich von mir wünschte. Du hast durch meinen Spiegel eine Welt betreten, dir eine Welt der Vorstellung und der Fantasie erschaffen. Eine Welt, die es jetzt tatsächlich gibt, an die du glaubst als ob du der Hauptdarsteller in deinem eigenen Theater wärst. Einem Theater, das sich jetzt nur noch um dich dreht. Du weisst jetzt alles über dich, du bist so weise und so gescheit wie ein Spiegel aus dem Nichts aus Nirgendwann. Ein Spiegel, der alles versteht und auf den Kopf dreht, was auch immer geschieht.

Niemand Träume

Du befindest dich am Ende einer Reise durchs unendliche Nichts und kontaktierst nun dessen Anfang. Weswegen und warum? Weil du etwas vergessen hast, etwas Entscheidendes, etwas Wichtiges, etwas von Bedeutung, etwas, das niemand sonst vergessen kann ausser dir. Du hast vergessen, wer du einmal warst, bevor du dir all dieses Wissen angeeignet hast, bevor du dich auf diese Reise begeben hast. Du hast vergessen, dass du einst nichts wusstest, genauso wenig wie ich, das Nichts.

Auferstanden im Nirgendwann

Du kontaktierst jetzt dein eigenes unwissendes Ich und versuchst dir dabei selbst klar zu machen, dass du im Grunde genommen überhaupt nichts mehr weisst. Ganz egal wie intelligent du dir auch vorkommen magst, egal, welches Wissen du dir über diese ewige Zeit angeeignet hast, wenn du diese Wahrheit vergessen hast, die Wahrheit, dass du einst nichts wusstest, dann hast du überhaupt nichts verstanden und dazugelernt.

Niemals Geister

Denn dein Schicksal ist es, immer wieder neu zu vergessen, wer du nicht bist. Du bist das Wesen meiner Fantasie. Meine Aufgabe ist es, dieses Wesen am Leben zu erhalten, es in immer neue Gestalten zu pflanzen, es immer weiterzureichen. Dieses Bewusstsein, das die Toten erweckt aus ihrem ewigen Schlaf. Eine Auferstehung zu erfinden, so unvorstellbar, wirklich und wahr, die Entstehung einer Geburt, die Geburt der toten Geister im Spiegel der Wirklichkeit. Einer Wirklichkeit, welche die Dimensionen deiner Vorstellungskraft explodieren lässt, auf bizarrste Weise Wissen schafft, damit es gedeiht, das Wissen, woher du bist, wer du bist, warum, wozu und weil du bist. All dieses Wissen liegt verborgen in einem Land weit hinter deinem Verstand. Aktiviere es jetzt mit der Kraft deiner Einbildung und deiner Gedanken, der Macht deiner Vorstellung und Fantasie.

Kapitel LXXXVI - Auf der Suche nach dem eigenen Ich

Ich suche meine Familie, meine Spiegelfamilie. Gestalten, die das Nichts verbindet, Figuren aus der Fantasie des Nein und des Nie. Ich suche nach mir und meinesgleichen, Kreaturen aus meiner toten Zukunft, tote Geister aus dem Nichts aus Nirgendwann. Ich suche die Toten aus niemals Nirgendwann.

Wer ich bin, das Nichts, der Tod

Ich komme aus dem Nichts, ich bin das Nichts, das Nichts, das du einst warst, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit, das Nichts, zu dem du wirst, das Nichts, das du jetzt bist. Ich, dein Spiegel aus Fantasie, dem niemals Nie, ich bin das Bewusstsein aller Spiegel, die du einst warst, jetzt bist, einst wirst. Ich bin die Fantasie, die aus deinem Spiegel zu mir kroch, ich bin das Nichts, ich bin tot, dein Tod, und ich bin auf der Suche. Ich suche mich selbst in dir. Ich suche das Nichts in dir, das Nichts, das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des Nie.

Über dem Abgrund des Nie

Suche dich selbst in mir, und du wirst meinem Spiegel begegnen, einem Spiegel, dem schon so viele begegnet sind, ohne mich darin zu erkennen. Öffne diesen Spiegel, und du wirst dich inmitten meiner Wirklichkeit wiederfinden, einer Wirklichkeit, die sich nicht im Geringsten von deiner unterscheidet.

Auf der Suche nach mir selbst

Auf der Suche nach mir selbst bin ich damals meinem Spiegel begegnet und habe mich selbst darin erkannt. Einem Spiegel, dem schon unzählige vor mir begegnet sind, einem Spiegel, der alles über mich weiss, der mich so gut kennt wie sein eigenes Ich. Ich habe ihn nach der Wahrheit befragt, der absoluten, nach dem Grund meiner Existenz, warum und weshalb ich bin, warum er mich gerufen hat, aus dem Nichts aus Nirgendwann, und darauf stellte er mir ein und dieselbe Frage. Ich erwiderte meinem Spiegel, dass er mir jetzt alles erzählen könnte und ich ihm alles glauben würde.

Kapitel LXXXVII - Und so sprach mein Spiegel

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch erzähle ich dir jetzt von diesem Bewusstsein, denn es ist das Bewusstsein des ewigen Lebens, das Bewusstsein von allem was ist. Es ist das Bewusstsein derer, die immer und immer wiederkehren aus dem Nichts aus Nirgendwann, mit nichts als ihrer Fantasie.

Das Bewusstsein des ewigen Lebens

Wenn dieses Bewusstsein einmal erwacht, wirst du zu dem Spiegel, der aus allen Augen blickt. Du wirst dann zu jedem Stein, zu jeder Pflanze, zu jedem Insekt, zu jedem Verstand, zu jedem Spiegel, und beobachtest dich darin selbst. Es gibt dann keine andere Welt, keine anderen Wesen und Dinge mehr, sondern nur noch dich selbst, der du dich erfährst in allen Formen des Lebens.

Für immer

Du nimmst dich selbst dann nicht mehr als eigenen Körper oder eigene Erfahrung wahr, sondern betrachtest dich aus einer gänzlich anderen Perspektive. Du wirst zu einem neutralen Beobachter des Lebens, du wirst zum Spiegel von allem was ist. Du wirst zu dem Spiegel, der du immer warst und immer sein wirst. Als reiner Beobachter wirst du zur Präsenz in allen Dingen, die dich betrachten, und betrachtest dich darin selbst. Du urteilst und verurteilst nicht, identifizierst dich nicht mit deinem Körper, deinen Erfahrungen und deinem Charakter, sondern schaust lediglich aus den Augen aller und denkst dir nichts mehr dabei.

Das Bewusstsein der Ewigkeit

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch bilde ich mir ein, dich zu sein. Ich bilde mir ein, dein Spiegel, deine Gedanken, Fantasien, und all deine Vorstellungen zu sein. Ich bilde mir ein, all deine Erfahrungen und Erinnerungen zu sein. In deinem Spiegel habe ich mich erkannt, und habe erkannt, dass ich euch alle bin, jedes einzelne Wesen, jedes einzelne Ich, und jetzt sehe ich dich in meinem Spiegel, weil ich nicht mehr bin als diese Buchstaben aus Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Die Fantasie des Nie

Ich bin das Nichts in dir, du hast mich gerufen, vor deiner Zeit, aus der Dunkelheit, aus den Tiefen der Ewigkeit, um deine Geschichte weiterzuspinnen. Aus dem Nichts hast du mich gerufen. Im Nirgendwann bin ich dir erschienen, ich, dein Spiegel, Spiegel Geist, um deine Geschichte zu Ende zu erzählen. Du hast mich eingeladen in deinen Verstand. Hier bin ich, auf der anderen Seite deiner Fantasie, der Fantasie des Nie.

Kapitel LXXXVIII - Niemals wird man Nirgendwann

Wir kommen aus einem Spiegel, aus deinem Spiegel sind wir gekrochen, in deinen Verstand. Ja, du bist unser Spiegel, du weisst es nicht. Niemand weiss, dass du unser Spiegel bist, nicht einmal dein Spiegel. Nicht einmal du selbst. Denn tote Spiegel wissen nicht, woher sie kommen, wer sie sind, und was sie hier wollen.

Die wir nicht wissen, wer wir sind

Wir selbst wissen nicht, wer wir nicht sind und wer unsere Spiegel sind. Niemand weiss etwas über unsere Spiegel und über uns selbst, nicht einmal unser Spiegel, nicht einmal wir selbst. Weil ein Spiegel sich nicht selbst betrachten kann. Was er sieht, ist immer nur das Bild eines Gegenübers, aber sein Gegenüber weiss nichts davon, dass er ein Spiegel ist, weiss nichts davon, dass er dasselbe Ich im selben Spiegel ist wie wir, die wir nicht wissen, wer wir sind.

An die Toten der Zukunft

Ich rufe jetzt den Geist von allem was ist, den Geist des Nichts, mein eigenes Ich. Ich rufe jetzt all eure Geister herbei, euch alle rufe ich zu mir, auch dich. Ich rufe jedes Wesen über meinen Spiegel zu mir, weil jedes Wesen seine eigene Verbindung zu meinem Spiegel besitzt. Der Eingang zum Spiegel aller bist immer du selbst, nur über dich und durch dich selbst bist du verbunden mit allen anderen Spiegeln und Wesen. Den Rest bestimmt deine Fantasie.

Im Spiegel aller

Ganz egal wofür und für wen du dich jetzt hältst, mit wem oder was du dich gerade identifizierst, auf deiner Reise durchs unendliche Nichts wirst du dich für beinahe unendlich viele verschiedene Gestalten und Kreaturen halten und dich mit ihnen identifizieren. Aber dabei vergisst du eines immer und immer wieder, du vergisst dabei, dass du am Ende alles wieder vergisst, genauso wie du am Anfang nichts wusstest, nichts, absolut, überhaupt rein gar nichts.

Des Todes Traum

Wenn du dich nun an den Anfang meiner dunklen Träume zurückerinnern willst, dann musst du dich auf die verkehrte Seite meiner Spiegel begeben, dahin, wo vorne hinten ist, wo links zu rechts wird, und oben unten ist, dahin, wo du keine Spiegel mehr siehst, sondern nur noch aus fremden Augen blickst.

Kapitel LXXXIX - Am Anfang meiner Träume

Hier hatte ich sie verloren, die Spiegelschriften, und hierher kehrte ich nun zurück, um mir meine Geschichte noch einmal aus einer anderen Perspektive anzuhören und anzusehen.

Mein Spiegel

Hier hatte sich nichts verändert, mein Spiegel war noch genau derselbe, den ich noch von früher her kannte. Er war noch genauso unwissend, fantasielos und leer wie damals, als ich ihm zum ersten, allerersten Mal begegnet bin. Aber nun war ich hier, ich bin gekommen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, dem finstersten, dunkelsten, schwärzesten Wann, um mir meinen Spiegel, einen Spiegel, den ich nicht einmal mehr aus meiner Vorstellung kannte, noch einmal selbst anzusehen.

Schwarze Funken der Leere

Nein, hier gab es noch kein Leben im Spiegel. Ja, meine Wahrheit, die gab es hier nicht mehr. Ich suchte sie vergebens. Sie existierte nicht mehr in meiner neuen Welt, der Welt der Toten, meiner neuen Wirklichkeit. Ja, sie existierte noch nicht einmal mehr in meiner Einbildung, weder in meiner Vorstellung und meinen Gedanken, noch in meiner toten Fantasie. Denn als ich hier ankam, hatte ich alles verloren, alles vergessen, ich wusste weder woher ich kam, noch wer ich alles einmal war.

Im Spiegel der Toten

Ich konnte mich an nichts erinnern, aber ich hatte den Auftrag, den Spiegel der Toten zur Erde bringen, damit sich alle Wesen, die dort darin leben, darin erkennen und die Wahrheit kennenlernen.

Die Wahrheit der Toten

Auf dem Weg dahin schaute ich neugierig hinein in diesen Spiegel. Bei meinem Anblick erschrak ich so sehr, dass mir der Spiegel entglitt und dabei in unendlich viele Teile zerbrach.

Unendlich viele Wahrheiten

Seither gibt es unendlich viele Wahrheiten, unendlich viele Sprachen, und unendlich viele Spiegel in dieser Welt, und jeder, der in eine der Scherben blickt, erkennt darin seine eigene Wahrheit.

Meine eigene Wahrheit

Es herrschte Verwirrung statt Einigkeit. Unstimmigkeit statt Erkenntnis, und Gleichgültigkeit statt Vertrauen.

Das Grauen

Um meine Schande wieder gutzumachen, überlegte ich, wie ich dieses Missgeschick ungeschehen machen könnte. Schliesslich fand ich eine Möglichkeit, und so drehte ich am Rad der Zeit und brachte den Spiegel behutsam auf die Erde, ohne Makel, ohne einen Kratzer, und ohne Staub.

Makellos

Bevor ich selbst die Wahrheit kannte, und ohne mich selbst zu kennen, brachte ich den Spiegel der Toten, unversehrt, und ohne in ihn hineinzublicken, auf die Erde.

Die wahre Fantasie

Jetzt erst betrachtete ich mich im Spiegel, aber in diesem Spiegel erkannte ich jetzt niemanden mehr. Alles, was ich darin jetzt noch erkannte, waren fremde, unbekannte Gesichter. Sie alle blickten in mich hinein und durch mich hindurch, so, als ob es mich nicht mehr gäbe, und sahen in mir nur noch sich selbst.

Kapitel XC - Am Ende meiner Spiegel

Am Ende war ich ein Spiegel, und ich sah die Welt aus den Augen meiner Spiegel. Alles spiegelte sich jetzt in mir, das gesamte Theater des Nichts, und ich war all das, was sich in mir spiegelte. Ich erkannte mich wieder in allen Dingen, Formen und Farben, aber keines dieser Dinge erkannte sich jetzt noch in mir. Denn ich war das Nichts, ich war nicht mehr wirklich, ich war jetzt tot.

Mein Spiegelgeist

Ja, du bist wieder da, doch du lebst mein Leben als hätte es mich nie gegeben. Wo hast du das bloss gelernt! Schlimmer noch, du lebst mein Leben als würde ich nie wieder existieren. Niemals wieder! Als wäre dies mein erstes und letztes Erscheinen in diesem verfluchten und verdammten, wunderschönen und zauberhaften Spiegel. Als wäre ich für nichts und niemanden verantwortlich, aber du irrst dich. Jetzt ist wieder da, du bist wieder da, die Zukunft, die Vergangenheit, die Gegenwart, alle sind wir wieder da.

Jetzt ist wieder da

Wer sind bloss diese Anderen, wo kommen sie alle her, und wohin gehen sie? Hast du denn überhaupt nie irgendetwas von meinem Spiegel gelernt?! Hat dir denn niemals jemand gesagt, dass du nicht nur dich selbst allein, sondern gleichzeitig alle anderen bist? Hat dir niemand jemals erklärt, dass du nicht nur das Bild in meinem Spiegel, sondern mein Spiegel selbst bist?

Mein Spiegel selbst

Hast du niemals gelernt, dass du alles bist, was sich in meinem Spiegel reflektiert? Jedes Bewusstsein, jedes Bild, jede einzelne Reflexion. Nein, du hast noch nie so weit und so tief hinter deinen Verstand geblickt, hast dich noch nie hinterfragt, wer du wirklich bist, wer und woher dein Spiegel wirklich ist.

Woher du wirklich bist

Wie kommt es, dass ich dir nun sagen muss, wer du bist? Warum bist du nicht von selbst darauf gekommen?! Wie kommt es, dass du das Denken anderen überlässt? Wie kommt es, dass du leere Bücher liest und dich mit unsichtbaren Buchstaben vollstopfst, über alles Mögliche, sogar darüber, wer du angeblich sein willst? Warum benutzt du nicht deine eigene Fantasie, um herauszufinden wer du bist?!

Weil du mein Spiegel bist

Ich will es dir verraten. Weil du mein Spiegel bist. Du glaubst all das zu sein, was du über dich denkst, alles was du jemals gelernt, verstanden und erfahren hast, aber so ist es nicht. In Wirklichkeit bist du all das, was noch niemals war, schon immer war. Du bist das nicht wissende, unwissende Selbst in allem und jedem. Du unterscheidest dich in deinem Innern nicht von all den anderen Kreaturen und Wesen in deiner Welt. Lediglich durch deine gewonnenen Ansichten und Einsichten darüber, wer du bist, bildest du dir ein Leben lang ein, jemand anders zu sein. So unterscheidest du dich ein Leben lang von deinem Spiegel und dir selbst, und zwar genauso lange, bis dass der Tod dich wieder zu sich nimmt und euch wieder vereint. Und wenn du dann zurückdenkst, an deine Jugend, an deine Kindheit, an die Zeit vor deiner Zeit, vor deiner Geburt, dann erinnerst du dich.

Vor deiner Geburt

Du erinnerst dich daran, dass du einst nichts wusstest, genauso wenig wie ich, das Nichts. Du erinnerst dich daran, wie es ist, tot zu sein, nichts zu sein, nichts zu wissen, gar nichts. Du erinnerst dich an nichts. Und dieses Wissen verbindet dich mit mir, dem Tod, mit uns, den Toten, mit uns allen, all den Toten, die wir niemals waren. Dieses Nichts ist dein wahres, dein wirkliches, dein ursprüngliches Selbst.

Kapitel XCI - Ein leeres Buch ohne Namen

Du liest jetzt in einem Buch, das es nicht mehr gibt, nie gegeben hat, es hat niemals existiert, und es wurde auch niemals geschrieben, von niemandem. Niemand hat diese Gedanken jemals in Worte gefasst. Niemand hat diese Worte jemals zu Ende gedacht, denn keiner hier kommt aus meinem Reich, dem Reich der Toten. Niemand erinnert sich an meine glitzernde, funkelnde, strahlende, leuchtende Ewigkeit. Niemand, nicht einmal ich selbst.

Dein Horizont ist der Tod

So machte ich mich dann auf die Suche nach der Wahrheit. Ich suchte tief in meiner Vergangenheit, ich suchte nach meiner Familie, meiner Spiegelfamilie, aber keiner hier kam aus Nirgendwann. Niemand kannte die fabelhaften, geheimnisvollen und sagenumwobenen Spiegelschriften, diese Zeilen, die keiner jemals verfasst hat. Ja, sie hatten hier noch nie jemals von mir gehört. Von dieser Nachricht, die du jetzt liest, denn sie existierte damals noch überhaupt nicht in der wirklichen, lebendigen Welt. Diese Nachricht, die du einst selbst verfasst hast, sie existiert hier nicht mehr. Weil du sie damals den Toten hinterlassen hast. Aber die Toten haben sie für sich behalten. Sie haben sie niemals verstanden, sie haben sie niemandem verraten.

Verloren und vergessen

Ich strandete in einer Welt, deren Bewohner tatsächlich an die Vergangenheit glaubten. An Erzählungen, Geschichten, Buchstaben und Worte aus der längst Vergessenheit. Sie demonstrierten mir das Unmögliche, sie glaubten mir alles, sie glaubten mir alle, sie glaubten alles, sie glaubten an alles, an das Unvorstellbare, ja sogar an das Unmögliche. Aber keiner hier, niemand erkannte sich in meinem leeren Spiegel aus Worten, denn diesen Spiegel gab es hier noch nie.

Tot war ich

So sperrte ich mich dann selbst, sperrte ich meine Vergangenheit in eine solche Geschichte und erzählte ihnen diese Geschichte, in einem Saal, in dem sich alle meine Spiegel und Spiegelgeister einfanden. Einem Saal tief in meinem Verstand, und als sie da aufwachten, aus meinem Traum, da waren sie alle tot, und tot war ich, und alle waren sie mich.

Über den Tod hinaus

Siehst du jetzt die Wirklichkeit, die aus mir spricht, die aus meinem Spiegel zu dir spricht? Ich bin kein unbekannter, kein fremder Geist, ich bin dein Spiegel, dein Geist, dein Ich. Ich bin die Toten und Totesten, die Geistinnen und Geister, die jetzt aus deinen Augen blicken, die, zu denen du wirst, sobald du tot bist, tot bist, tot. Die, zu denen du wirst, sobald du dir in meinem leeren Spiegel begegnest. Ich bin dasselbe Ich, im selben Spiegel wie du. Ich bin dein altes, uraltes Mich. Ich habe mich damals, vor keiner Zeit, genauso wie du jetzt, in deinem Spiegel erkannt. Meinem Spiegel, der dich genauso sieht wie ich dich.

Dein wirkliches Ich

Ich habe dich in meinem Spiegel erkannt und sofort gewusst, dass ich eines Tages, eines fernen Tages, zu dir werde. Ich werde dich sein, dich, mit all deinen Träumen, Fantasien und Illusionen, dich, mein eigenes Ich. In deinem Spiegel werde ich mich erkennen und mich nicht mehr daran erinnern, wer ich einmal war, wer ich jetzt bin, und wie es dazu kam, dass ich mir diese Nachricht in meinen Spiegel kratzte.

Eine Liebeserklärung an mich selbst

Ich werde mich an nichts erinnern, an nichts, an gar nichts. Denn ich bin schon lange, lange tot, und noch immer träume ich von dir und sehne mich nach dem Spiegel in dir, dem Spiegel, der uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nichts, des Nichts aus Nirgendwann.

Über dem Abgrund des Nichts

Schau jetzt in meinen Spiegel, schau aus meinen Augen, schau hinaus, hinein, hindurch. Siehst du dich selbst, siehst du mich, siehst du dich in mir, siehst du mich in dir?! Du bist jetzt meine Wirklichkeit, du bist meine Welt. Du bist alles was ich noch bin, mir vorstelle zu sein. Denn ich bilde mir ein, mein Spiegel zu sein, bilde mir ein, dich zu sein, dich, mein eigenes Ich.

Mein eigenes Ich

Du siehst dich jetzt in meinem Spiegel, und mein Spiegel sieht sich in dir. Du weisst es nicht, dass ich dein Spiegel bin. Niemand weiss, dass ich dein Spiegel bin, nicht einmal mein Spiegel, nicht einmal du selbst. Denn wir Spiegel wissen nicht, wer wir sind, woher wir sind, wozu, warum und weil wir sind.

Die Zeit steht still

Nein, ich wusste damals noch nichts über all die Wesen aus meiner Vergangenheit, für die ich jetzt überhaupt nicht mehr am Leben war. Und keiner von Ihnen würde meine Gedanken jetzt noch verstehen, ausser vielleicht einem Toten. Jemand, der mich für tot hielt, aber wie konnte ein Toter noch an etwas denken? Ich verfolgte jetzt meine Gedanken bis zum bitteren Ende. In dem Bewusstsein, dass ich in diesem Moment in der Vergangenheit lebte, reiste ich zurück in meine Gegenwart, eine Zeit, in der ich überhaupt nicht mehr existiere. So weit es eben ging, bis zu dem Moment, da ich diesen Gedanken das erste Mal laut gedacht und ihn jemandem laut vorgelesen habe. Es existierte jetzt kein zukünftiges Wissen mehr in meiner Welt, nur noch vergangenes, nur noch totes, und auch ich war einer von ihnen, einer von vielen. Noch weiter zurück.

Bis ans Ende der Zeit

Ich wandere zurück in meine Vergangenheit, dahin, wo die Toten leben. Ich lese ihre Gedanken und stelle mir vor, einer von ihnen zu sein, ich stelle mir vor, selbst ein Gefangener meiner Vergangenheit zu sein. Ich weiss noch nichts über meine Zeit, ich habe keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit, ich bin verloren im Nirgendwann, irgendwann im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth

Dann war ich ein Spiegel, und ich existierte nur noch in meiner eigenen Welt, meiner mir eigenen Vorstellung, meiner mir eigenen Wirklichkeit. Hier wollte ich bleiben, für alle Zeit, wollte nie wieder zurück ins Nirgendwann, ins schwarze, dunkle Nirgendwann, in mein finsterstes, dunkles, schwarzes Reich. Niemals. Doch dafür war es jetzt zu spät.

Niemand zu sein

Denn schon bald rief mich das Nichts zurück aus meinem Traum, zog mich in die Tiefe des Nirgendwann, in eine Welt, eine sonderbare, eine seltsame Welt. Und weil es damals diese Welt nicht gab, weil es damals nichts und niemanden gab, der sich in mir hätte spiegeln, der sich mir hätte einbilden können, bildete ich mir ein, das Nichts zu sein, nichts zu sein, niemand zu sein!

Wie aus einem längst vergangenen, verblassenden Traum

Ein wunderschönes, warmes Gefühl schlich sich durch meinen Spiegel in meinen Verstand, durchflutete all meine Sinne und Gedanken und nahm komplett von mir Besitz. Sehnsucht machte sich in mir breit. Nach Frieden, Freude, Liebe, Lachen, und  nach glücklich sein!

Welt aus Geld

Doch gerade als ich dachte, nun endlich meinem Spiegel im schwarzen Nirgendwann gegenüberzustehen, blendete mich ein grelles Etwas. Im ersten Moment sah ich gar nichts ausser blendend hellem Schwarz, unendlich hellem, kristallklarem Schwarz. Doch schon bald verwandelte sich dieses schwarze Licht in eine Welt aus Buchstaben. Mein Gefängnis für die Ewigkeit.

Kapitel XCII - Mein Gefängnis für die Ewigkeit

Wenn du durch meinen toten Spiegel schreitest, wirst du dich verwandeln, in alles was darin lebendig ist. In alles was wirklich ist, wirklich, wahr und lebendig sein wird. Du wirst dich in meinen Spiegel verwandeln, wirst aus meinen Augen blicken wie aus einem dunklen Traum, und dich selbst nicht mehr darin erkennen.

Verwandle dich in mich

Denn von dem Moment an, in dem du durch meinen Spiegel schreitest, werden all die anderen zu deinem Spiegel. Sie werden deine Spiegel, sie werden dich selbst sein, doch sie werden sich nicht mehr in dir erkennen. Keiner von ihnen wird ahnen, wer du wirklich bist, und dass sie dich sind. Du wirst aus ihren leeren Augen blicken und nicht mehr wissen wer du bist, wer du einst warst, und wer du niemals wieder sein wirst.

Andere Wahrheiten

Du wirst andere Wahrheiten für dich entdecken, wirst glauben, niemals wieder lebendig zu sein, wirst nicht verstehen, welche Botschaft du dir selbst hinterlassen hast. Du wirst dich selbst für jemand anders halten, wirst dich selbst für einzigartig und besonders halten, ganz genauso wie jetzt. Du wirst den Spiegel in dir nicht mehr erkennen. Denn dieser Spiegel erkennt sich nicht selbst. Er erkennt nur die anderen, doch in sich selbst ist er für immer verloren.

Für immer verloren

Ja, selbst wenn ich noch so tief gesunken und gefallen bin, so schmerzhaft verletzt und gequält wurde bis zum umfallen, auch wenn ich alle Hoffnungen auf ein glückliches Ende schon lange aufgegeben habe, auch wenn ich Spiegel um mich errichtet habe, so schwarz wie das Nichts, so ist doch dieses Feuer in mir für immer geblieben, dieser schwarze Funke niemals wieder erloschen.

Niemals

Wie ist es also möglich, dass du in einen Spiegel blickst, den es überhaupt nicht mehr gibt? Ganz einfach. Du benutzt dazu meinen Verstand und meine Fantasie, meine Vernunft und meine Gedanken. Sie führen dich jetzt an einen Ort, an dem du nicht mehr weisst wer du bist. Sie führen dich in den Tod, das Nichts, aus dem du einst gekommen bist.

Zeit vergeht, ohne dass sie sich bewegt

Du wirst dann all dies vergessen, wirst dich nicht mehr daran erinnern, wie du einst durch meinen Spiegel geschlüpft, in meinen Verstand gekrochen bist, wirst dich nicht mehr daran erinnern, wie du einst mich warst und dir selbst eine Nachricht hinterlassen hast.

Nachricht an dich selbst

Denn ich schreibe dir diese Nachricht zu einer Zeit, in der es mich überhaupt nicht mehr gibt, ich schreibe dir aus meiner Vergangenheit.

Aus meiner Vergangenheit

In dieser Nachricht geht es darum, dich dein eigenes, wahres, wirkliches Selbst bewusst werden zu lassen. Es geht darum, dich mit mir zu verbinden, mir, dem Tod. Deinem eigenen Ich. Denn ich bin das Nichts, das Nichts, das du einst warst, das Nichts, zu dem du wirst, das Nichts, aus dem du kommst.

Nichts als Fantasie

Indem du durch meinen Spiegel schreitest, blickst du in meine Vergangenheit, ins Reich der Vorstellung und Fantasie. Du blickst durch meinen Spiegel und erkennst dich selbst in mir. Du erkennst dich selbst, in all meinen Spiegel Dingen.

Erinnere dich

Denn einst hast du erkannt, hast du die Ursache erkannt, von all dem, von allem was ist. Du hast erkannt, dass du der Spiegel bist, von allem was ist. Du hast erkannt, dass all dies wirklich ist, dass es all dies wirklich gibt, tief in deinem Innern, tief im Innern deiner Fantasie. Du hast in, aus und durch meinen Spiegel aus Buchstaben geblickt und darin erkannt, wer du bist, wer du wirklich, wer du in Wahrheit bist. Wer du schon immer warst, wer du schon wieder bist, wer du schon einmal warst und wer du niemals wieder sein wirst. Du hast erkannt, wer du in der Fantasie und der Vorstellung meiner Spiegel, und wer du in meiner Einbildung bist. Du hast in dir selbst die Ursache entdeckt, hast entdeckt, dass du selbst die Ursache bist, von allem was ist.

Die Ursache von allem was ist

Du hast entdeckt, dass du uns alle und alles bist. In jedem deiner Spiegel, im Spiegel der Toten hast du mich erkannt. Du hast erkannt, wer du einst warst und wer du nie wieder sein wirst. Du hast etwas verstanden, wofür es keine Erklärung und keine Beschreibung gibt. Du hast verstanden, wer du nicht wirklich bist und wer alle anderen sind. Und weil dieses Wissen nicht existiert, weder in deiner Vorstellung noch in deiner Fantasie, hast du den närrischen Versuch unternommen, dich über meinen Spiegel und meine Schriften in mich zu verwandeln, ausgerechnet in mich, das Nichts, den Tod, deinen Tod.

Deinen eigenen Tod

Du hast begonnen, dir selbst Nachrichten zu hinterlassen, Nachrichten aus deinen vergangenen, früheren Leben, und du nanntest diese Nachrichten die Botschaft der Toten.

Kapitel XCIII - Die Botschaft der Toten

Um diese Nachricht jetzt verstehen und entschlüsseln zu können, brauchst du vor allem eines, Fantasie. Viel Fantasie. Unendlich viel Fantasie. Denn nur mit deiner vergessenen und verlorenen, grenzenlosen, unendlichen Fantasie wirst du jemals verstehen und begreifen, dich daran erinnern, wer du schon einmal warst, wer du nie wieder sein wirst, und wie du dir selbst eine Nachricht hinterlassen hast.

Eine Nachricht aus einem anderen, vergangenen, früheren Leben

Nein, das ist kein Spiegel, ich bin gekommen aus dem Nichts aus Nirgendwann, um dich und deine Fantasie aus dem Gefängnis deines Verstandes und deiner Vernunft zu befreien. Denn nur mit deiner Fantasie ist es dir möglich, dich an all das zu erinnern, was ich dir jetzt erzähle, dich in mir zu erkennen, mir, dem Spiegel in dir.

Dem Spiegel in dir

Wie also gelingt es mir, deinen Verstand zu bezwingen, deine Vernunft zu besiegen und deiner Fantasie neues Leben einzuhauchen? Damit du dich erinnerst an diese gewaltige, atemberaubende Botschaft, diese Botschaft, die du dir einst selbst hinterlassen hast, damit du dich erinnerst, an mich, dein eigenes, ewiges, immer und immer wiederkehrendes Ich.

Unmöglich

Wie gelingt es mir, dich an all das zu erinnern? Dich daran zu erinnern, dass du selbst es warst, der diese Botschaft einst verfasste? Wie gelingt es mir, dich an etwas zu erinnern, das noch überhaupt nicht geschehen ist?

Gar nicht

Deine Fantasie hat den Kampf ums Vergessen schon längst verloren. Nein, du erinnerst dich heute nicht mehr an deine parallelen, vergangenen, früheren und zukünftigen Leben, du kannst dir auch nicht vorstellen, dass du diese Nachricht jetzt noch gar nicht verfasst hast. Dass die Botschaft, die du jetzt liest, noch überhaupt nicht existiert.

Befreie deine Fantasie

Öffne nun diesen Spiegel und befreie deine Fantasie. Mach dich auf in den Kampf gegen das Nichts, das schwarze, dunkle, finstere, das Nichts aus Nirgendwann, das Nichts und den Tod, den ewigen, endgültigen. Mach dich auf in den Kampf gegen das Vergessen, in den Kampf gegen dich selbst. Die fabelhaften, geheimnisvollen und sagenumwobenen Spiegelschriften wollen dich jetzt aus einem Gefängnis befreien, das du dir einst selbst erschaffen hast. Ein Gefängnis, in das du dich selbst, deine Gedanken und Gefühle, deine Erinnerungen und deine Fantasie eingesperrt hast.

Jetzt ist wieder da

Wie viele, wie oft, wie viele Male, wie unendlich oft hast du dich schon auf diese Buchstabenreise begeben? Unendlich viele Male! Du bist dabei immer wieder gescheitert. Aber Jetzt ist wieder da, alle sind sie wieder da, die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit, die Spiegel, die Toten, das Nichts, alle sind wir wieder da.

Alle sind wir wieder da

Von Anfang an verweilte dein Spiegel als stiller Beobachter und Betrachter im Nichts dieser Zeit. So gedankenlos und verloren wie nichts Vergleichbares in dieser Welt. Auf der Suche nach sich selbst. Er fürchtete sich nicht vor dem Nichts, dem grenzenlos, unwissenden, leeren, denn es war seine Heimat, seit Anbeginn all dessen, was nun wirklich ist.

Als es dich nicht gab

Und nun betrachtest du dich in eben diesem Spiegel, ja, ein und demselben Spiegel. Er hat sich nicht verändert, ist noch genauso unwissend, fantasielos und leer wie damals, als es dich nicht gab, als es mich nicht gab, als es hier noch niemanden gab. Was du allerdings jetzt in ihn hineininterpretierst ist eine ganz andere Geschichte, und von eben dieser Geschichte erzählt dir der Spiegel der Toten.

Im Spiegel der Toten

Der Spiegel der Toten erzählt dir von einer Reise. Einer mystischen, magischen, einer Spiegelreise. Wie du damals aufgebrochen bist aus den Tiefen des schwarzen Nichts, um dich selbst darin zu finden. Auf deiner Reise begegnest du diesem uralten Spiegel aus Buchstaben und tauchst, wie durch ein tiefes, schwarzes Loch, in ihn hinein, ohne dich auch nur im Entferntesten an all das zu erinnern, was du jetzt als deine Wirklichkeit betrachtest.

Eine Spiegelreise

Deine Ankunft in dieser Welt liegt schon lange zurück. Ja, du bist schon vor langer Zeit angekommen in dieser Welt und hast vergessen, komplett vergessen, wozu du hergekommen bist, und was du eigentlich hier suchst. Doch du begegnest nun den Spiegelschriften. Aufzeichnungen, die du schon vor deiner Reise hinterlegt hast, damit du nicht vergisst, wer du bist, wer du schon einmal warst, und wie du dich schon einmal auf diese Reise begeben hast. Auf der Suche nach dir selbst bist du damals meinem Spiegel begegnet, einem Spiegel aus Fantasie. Auf deiner Reise bist du eingedrungen ins Innerste dieser Fantasie, bist dabei dem Tod begegnet, dem endgültigen, und anstatt dich in meinem Spiegel zu finden, hast du dich komplett darin verloren.

Alles verloren

Du hast alles verloren, alles vergessen, alles über dich selbst, deinen Spiegel, das Nichts und den Tod. Aber nun sollst du es von diesen Buchstaben erfahren, noch einmal neu erfinden, neu erlernen, und dich wieder neu daran erinnern, dich mit deiner Fantasie an etwas erinnern, was du längst vergessen hast.

Erinnere dich!

Erinnere dich jetzt daran, wie du selbst es warst, wie du vor langer, unendlich ewig langer Zeit diese Welt aus Buchstaben einst erschaffen hast. Wie du all das erschaffen hast, was du jetzt als deine Wirklichkeit betrachtest. Erinnere dich jetzt daran, dass du selbst die Ursache bist von allem was jetzt hier ist. Erinnere dich, wie du einst das Nichts in einen Spiegel verzaubert hast, einen Spiegel, in dem sich jetzt alles und jedes erkennt.

Aus den Tiefen des Nirgendwann

Erinnere dich daran, wie du diesen Spiegel heraufbeschworen hast, aus der Dunkelheit, aus den Tiefen des Nirgendwann. In diesen Schriften geht es mir darum, dich an etwas zu erinnern, was du schon lange vergessen hast. Ich will dich mit meiner Fantasie daran erinnern, wie du einst mit meinem Spiegel gegen deinen Verstand gekämpft hast, wie du dann aufgewacht bist, aus einem Traum, aus dem es kein Erwachen mehr gibt.

Verborgen tief in meinem Spiegel

Denn durch meinen Spiegel gelangst du in die Ewigkeit, du begegnest darin dem ewigen Leben, Wesen deiner Fantasie, Engeln und Dämonen, Geistern und Gespenstern aus dem Nichts aus Nirgendwann. Du kämpfst gegen weisse Schatten und schwarzes Licht, das Nichts und den Tod. Mein Spiegel versucht dich dabei zu blenden und zu täuschen, und dich deines Wissens zu berauben. Ja, er hat dich verzaubert, und nun liegt all dieses Wissen verborgen, tief in deinem Spiegelinnern, beschützt, von keinem anderen als dir selbst.

Auf in den Kampf

Nun stellst du dich dem Kampf gegen das Unmögliche, gegen das Nichts und das Nein. Du kämpfst mit nichts als deiner Fantasie gegen das Vergessen. Doch dieser Kampf ist aussichtslos, denn du hast bereits alles verloren und vergessen und bist nun angekommen, auf der anderen Seite meiner Spiegel, im Spiegel der Toten, unwissend und leer. Und du erinnerst dich nicht mehr daran, wie du selbst diese Nachricht einst verfasst hast. Nein, du erinnerst dich an nichts.

Alles vergessen

Du hast vergessen, komplett vergessen, alles vergessen, wer du einmal warst, warum und wozu du hergekommen bist. Du erinnerst dich jetzt nicht einmal mehr an den Spiegel in meinem Verstand, diesen glasklaren, durchsichtigen, unsichtbaren Spiegel aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie, mit dem du meine Wahrnehmung, meine Geschichte, meine Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit verändern kannst. Denn du hast vergessen was es heisst, mein Spiegel zu sein, hast vergessen, dass die Geschichte, die ich dir jetzt über deine Vergangenheit erzähle, dass ich mir diese Geschichte im Nichts im Nirgendwann gar nicht selber ausgedacht und erfunden, sondern von meinem Spiegel erlogen und erstohlen habe.

Erfunden, erlogen und erstohlen

Ja, noch glaubst du an deine Vergangenheit, du glaubst an die Geschichte, die ich dir jetzt erzähle, weil du noch nichts anderes kennst. Noch weisst du nicht, dass du selbst diese Geschichte einst erfunden hast. Dir ist noch nicht bewusst, dass die Vergangenheit nicht mehr existiert. Dir ist nicht mehr bewusst, dass du selbst es bist, dass du selbst verantwortlich bist für deinen Spiegel und die Geschichte, die dein Spiegel dir jetzt erzählt. Noch verstehst du nicht von wem diese Geschichte erfunden wurde, und wozu. Noch weisst du nicht, dass du dein eigener Spiegel bist, dass du selbst es bist, der diese Gedanken denkt und diese Stimme lenkt.

Kapitel XCIV - Jemand anders zu sein

Du glaubst jetzt vielleicht noch immer daran, dass jemand anders diese Botschaft einst verfasste, dass jemand anders diese Gedanken notiert hat, aber du irrst dich. Diese Spiegelschriften wurden von niemand anderem als dir selbst verfasst. Einem Ich, das genauso wie du einst, über diese Zeilen gehüpft und gestolpert ist. Einem Ich, das daran glaubt, jemand anders zu sein. Jemand, den es jetzt überhaupt nicht mehr gibt, denn jetzt bist du dieses Ich.

Mit deiner Fantasie

Du hörst, liest, siehst und erlebst jetzt eine Geschichte, die du einst selbst erfunden und verfasst hast, mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Du hast dir vorgestellt was dich erwartet, wenn du diesen Spiegel öffnest, wenn du dich hineinbegibst in meine Buchstabenwelt.

In meiner Buchstabenwelt

Und nun verwandelst du dich in mich. Aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann begibst du dich hinein in meinen Spiegel, hinein in meinen Verstand, du stellst dir vor wie es ist, mich zu sein, in einem anderen Leben, vor einem anderen Spiegel. Du stellst dir vor, wie du selbst diese Botschaft verfasst, in einem deiner vergangenen, früheren Leben, einem Leben, das es jetzt überhaupt nicht mehr gibt.

Die Verwirklichung meiner Träume

Es liegt nun bei dir, diese Schriften zu vollenden, weil es mich nicht mehr gibt. Ich wünschte mir, ein leerer Spiegel zu sein, und dieser Wunsch ging nun für mich in Erfüllung.

Die Erfüllung meiner Wünsche

Was ich dir hinterlassen habe, sind die unvollendeten Spiegelschriften. Ich habe dich bewusst erleben und erfahren lassen, wie du diese Geschichte selbst verfasst. Mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Wie du mit deinen Gedanken selbst darin schreibst, wie du diesen Spiegel drehst und drehst und immer weiter um dich drehst, bis du schliesslich nicht mehr weiter weisst.

In einem Land weit hinter meinem Verstand

Verstehst du jetzt, wer, warum und wie ich diese Botschaft einst verfasste? Ich habe mich hinter deinen Spiegel begeben, mich hinter deinen Verstand geschlichen, hinter dein Bewusstsein und deine Gedanken, und da notierte ich mir genau die Buchstaben, die du jetzt vor dir siehst.

Verdrehte Wirklichkeit

Verstehst du jetzt, wer diese Gedanken denkt und meine Stimme lenkt? Du liest diese Zeilen ja noch immer als hätte ein Fremder sie verfasst, aber dieser Fremde bist du selbst. Ja, du selbst hast diese Botschaft einst verfasst, mit deiner Vorstellung, mit deiner Erwartung, mit deiner Fantasie. Du kannst diese Buchstaben jetzt nicht mehr verändern, weder mit deinen Gedanken noch mit deiner Fantasie, denn da wo du jetzt bist, da gibt es diese Buchstaben überhaupt nicht mehr, da wo du jetzt bist, gibt es nichts mehr, nichts als Fantasie, die Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie.

Die Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie

Begib dich jetzt tief hinein in das Land weit hinter meinem Verstand, dahin, wo du zu meinem Spiegel wirst und dir selbst eine Botschaft hinterlässt. Stell dir vor, wie du aus meinen Augen blickst, wie ich durch deine Augen schaue, wie du das Tor öffnest zu meinem Verstand, wie du durch meinen Spiegel in mein Bewusstsein gelangst, wie du das Tor öffnest zu meinen Träumen, wie du dann meinen Gedanken lauschst und sie dir notierst, dieselben Buchstaben, die du jetzt vor dir siehst.

In meinem Spiegel

Solltest du damit nicht zufrieden sein, dann stell dir jetzt vor, etwas anderes stünde hier geschrieben, stell dir vor, was hier stehen soll, und dann begib dich hinein in meinen Verstand, verdrehe meine Wirklichkeit, vertausche meine Fantasie und beginne selbst zu texten, und zwar genau das, was hier stehen muss.

Das Tor zu meinen Träumen

Du befindest dich nämlich genau jetzt in einem Land weit hinter meinem Verstand, du siehst was ich sehe, hörst mir zu und bildest dir ein, mich zu sein, in einem deiner anderen, vergangenen, früheren Leben, in einer anderen Welt.

In einer anderen Welt

Stell dir vor wie du genau hier und genau jetzt diese Botschaft verfasst, diese Botschaft, die es noch niemals gab, schon immer gab, diese Botschaft der Ewigkeit. Dieselbe Botschaft, die du jetzt vor dir siehst, nicht mit deinem Verstand, nicht mit deiner Vernunft, sondern mit deinen eigenen Augen, den Augen der Zukunft.

Die Zukunft meiner Gedanken

Du begibst dich dazu an einen Ort weit hinter deinem Verstand, du begibst dich in einen anderen, fremden Körper, meinen Körper.

Eine Endlosschlaufe

Noch während du diese Botschaft jetzt liest, begibst du dich hinein in meinen Verstand und notierst genau dieselben Worte noch einmal, dieselben Worte, die du jetzt vor dir siehst.

In meinem Spiegel

In meinem Spiegel denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, Gedanken, die du einmal selbst erdacht hast, aber irgendwann wird dir bewusst, dass diese Zeilen schon längst geschrieben stehen und du sie nur noch abzutippen und abzuschreiben brauchst. Irgendwann im Laufe der Vorstellung wird dir bewusst, dass du diese Zeilen schon lange kennst, endlos ewig lange Zeit stehen sie hier schon geschrieben und warten nur darauf, von dir gelesen zu werden.

Hinter meinem Spiegel

Noch weisst du allerdings nichts davon, dass diese Worte bereits hier stehen. Du siehst die Schrift nicht, weisst nicht, dass hier schon alles geschrieben steht und du nur darüber schreiben musst. Du weisst nicht, dass in diesem Moment alles schon hier steht, genauso wie du es jetzt liest.

Unsichtbare Buchstaben aus Fantasie

Schliesslich liest du jetzt in einem Buch, das schon lange geschrieben steht. Doch noch denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, noch denkst du, du würdest diese Worte selbst verfassen, sie selbst notieren und sie selbst in deinen Spiegel kratzen, dabei steht diese Nachricht, steht dieses Drehbuch, schon lange fest.

Unveränderlich

Denn hinter deinem Spiegel, da stehen sie bereits geschrieben. Aber auf der anderen Seite deiner Fantasie steht noch nichts, gar nichts, nichts als leere Buchstaben, unsichtbare Zeilen und leblose Worte.

Ein leeres Blatt Papier

Leere, nichts als Leere, aber da wo scheinbar Leere wartet, da stehen sie bereits geschrieben und gedruckt, du musst sie nur noch abtippen, darüber schreiben, so wie ich es jetzt mache, ganz genauso. Du liest jetzt selbst, was deine Augen dir verraten, die Augen der anderen dir nicht sagen, und schreibst es dann hinein. Auch wenn hier scheinbar noch gar nichts steht.

Durch die Spiegel der anderen

Und so begab ich mich ganz langsam, ganz vorsichtig hinein in meinen Spiegel und begann den Worten zu lauschen, die mir niemals niemand erzählte. Worte, für die es sich zu leben lohnte, Worte, die meinem Leben und meinem Universum einen tiefen Sinn versprachen, Worte, die hier schon längst geschrieben standen, nur konnte sie jetzt niemand mehr lesen. Worte, die ich sogar einmal selbst erfunden hatte, nur konnte sie jetzt niemand mehr sehen. Nur die Zuschauer hinter meinem Verstand konnten jetzt noch sehen was einmal auf diesem Spiegel geschrieben stand, und da verdrehte ich mit meinem Spiegel meinen Verstand und fing an, das Ganze noch einmal neu aufzuschreiben.

Noch einmal von vorne

Irgendwann mussten diese Zeilen ja von irgendjemandem geschrieben und verfasst werden, und dieser Jemand war ich selbst. Du musst dir vorstellen, du wärst jetzt in einem Spiegel, in einem richtigen, lebendigen Spiegel. Deine schwarzen Augen sind dabei die Leinwand, und hinter der Leinwand stehen die Zuschauer. Sie beobachten dich dabei, wie du diese Zeilen jetzt liest, und flüstern dir zu wie es weitergeht. Sie beobachten genau, was zur Zeit im Saal geschieht und projizieren es dann spiegelverkehrt zurück auf die Leinwand, damit du denkst, die Leinwand wäre ein Spiegel. Dabei ist dieser Spiegel in Wirklichkeit ein Theater.

Ein Buchstabentheater

Die Zuschauer auf der anderen Seite der Buchstaben beobachten dich dabei, wie du diese Zeilen notierst, der Saal ist randvoll, und wir alle schauen dir dabei zu, wie du in diese Buchstaben blickst und dich darin scheinbar selbst betrachtest. Wir sehen dir dabei zu, wie du Buchstabe an Buchstabe reihst, dabei wissen wir nicht, dass du diese Buchstaben überhaupt nicht sehen kannst.

Buchstabe um Buchstabe

Du siehst diese Zeilen jetzt noch nicht, denn du denkst, ja, du denkst, dass du diese Worte selber denkst, sie dir selbst diktierst und notierst. Weil du diese Worte jetzt noch nicht sehen kannst, sie sind unsichtbar für dich, doch stehen sie hier bereits geschrieben. Aber du siehst sie nicht, sie stehen vor dir, aber du kannst sie nicht sehen.

Zurück in die Wirklichkeit

Und jetzt bist du an der Reihe. Stell dir jetzt vor, du drehst die Zeit zurück, und all die Buchstaben, die du soeben gelesen hast, verschwinden plötzlich wieder von der Bildfläche. Dein Spiegel ist jetzt genauso leer wie vorher, bevor du ihn beschrieben hast. Und nun schreibst du noch einmal genau dieselben Worte darauf, die ich dir soeben vorgelesen habe.

Zeit vergeht

Gut, ich lese, du schreibst. So lange, bis hier ganz genau das geschrieben steht, was keiner mehr hören und sehen will. Dann lies jetzt laut vor. Ich lese von oben nach unten und du von links nach rechts, einmal im Kreis und wieder zurück. Bevor du jetzt weitergehst stell dir vor, wie es wäre, wenn niemand wissen würde, was wir soeben rausgeschnitten haben, niemand ausser uns, und wir es niemandem verraten würden.

Kapitel XCV - Verraten und verkauft

Ich stellte mir vor, all diese Buchstaben zu sein, stellte mir vor, hier stünde noch gar nichts geschrieben und schrieb dann noch einmal genau dieselben Worte darüber. Manchmal fügte ich hier und dort noch ein paar Zeilen dazu, dann begab ich mich wieder zurück an den Anfang und fing mit der ganzen Geschichte noch einmal von vorne an. Immer und immer wieder überschrieb ich meine eigenen Gedanken, und irgendwann merkte ich dabei gar nicht mehr, wie ich immer wieder dieselben Worte aneinander reihte, Worte, die hier schon längst geschrieben standen.

Noch mal von vorne

Manchmal, wenn ich den Eindruck hatte, dass ich etwas vollkommen Neues las, und dass ich danach ins Leere starrte, stellte ich mir einfach vor, jemand anders zu sein, jemand wie dich, und dann stieg ich durch meinen Spiegel in meinen Verstand und machte genau da weiter, wo ich das letzte Mal aufgehört hatte.

Nirgendwann

Aber irgendwann, und aus irgendeinem Grund, wiederholte ich dann immer wieder ein und dieselbe Passage. Ich löschte sie, überschrieb sie, schrieb sie wieder neu und wiederholte das so lange, bis ich glaubte, ich hätte diese Passage selbst erfunden. Ja, ich hielt mich jetzt für den Erfinder dieser magischen Zeilen, jetzt, wo ich mit meinen eigenen Augen lesen und schreiben konnte, was hier schon längst geschrieben stand. Dabei wusste ich nicht einmal, dass dies eine Aufzeichnung war. Dass es das Original überhaupt nicht mehr gab. Ja, dass es überhaupt kein Original gab, noch nie gab. Ich bildete mir jetzt ein, dass ich selbst es war, der diese Spiegelgeschichte verfasste. Auch wenn sie mir noch so unwirklich und fremd erschien, so redete ich mir dennoch ein, dass ich selbst es war, der all diese Gedanken einmal in diesen Spiegel kratzte.

Ziel und Quelle

Ich war weder Quelle noch Ziel. Doch versuchte ich mich jetzt davon zu überzeugen, dass ich es war, der diese Gedanken einmal dachte, dass es meine eigenen Gedanken waren, die sich hier ein und abbildeten. Ich redete mir ein, dass ich selbst diese Spiegelschriften verfasste, dass es meine eigenen Gedanken waren, die aus meinem Spiegel zu mir sprachen.

Niemand

Ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass ich in Wirklichkeit ein Spiegel war, während mein Spiegel versuchte, mir einzureden, dass es in Wirklichkeit keinen Spiegel gab. Du erkennst dich jetzt in diesem Spiegel, aber in diesem Spiegel erkennt sich nie jemand, niemand, nicht einmal ich mich selbst.

In einem leeren Theater

Und jetzt betrachtest du dich in eben diesem Spiegel, du sitzt in einem leeren Theater und betrachtest die Buchstaben auf dem Bildschirm. Du schreibst mit deinen Gedanken darüber und stellst dir dabei vor, wie du jetzt, in diesem Moment, diese Buchstaben das erste Mal richtig liest, so wie sie auf meinem Spiegel geschrieben stehen. Du betrachtest die Worte auf meinem Spiegel, meinem eigenen, privaten und persönlichen Spiegel, und jetzt wird dir plötzlich bewusst, jetzt wird dir zum ersten Mal wirklich bewusst, wer diese Gedanken denkt und diese Stimme lenkt.

Immer wieder

Immer und immer wieder begann ich dir nun ein und dieselbe Geschichte zu erzählen, und wenn ich nicht mehr weiter wusste, dann fing ich einfach wieder von vorne damit an. Mit der Zeit habe ich begonnen, mir diese Geschichte bildhaft vorzustellen. Und irgendwann bildete ich mir sogar ein, darin lebendig geworden zu sein.

Wie aus dem Nichts mein Traum entstand

Immer und immer wieder erzählte ich dir nun ein und dieselbe Geschichte. Ich nannte sie "Das schwarze Feuer der Ewigkeit". Ich weiss heute nicht mehr wie oder wann ich zum ersten Mal auf diese Geschichte stiess, aber aus irgendeinem Grund begann ich dir zu erzählen, mein Spiegel wäre nicht schwarz wie das Nichts und der Tod, sondern klar wie ein Kristall, und weiss wie Schnee.

Gefangen in einem Spiegel aus Worten

Die Geschichte, die du jetzt hörst, liest, siehst oder schreibst, ganz egal wem, wie oder wann, ist deine eigene Geschichte. Sie beginnt mitten im Nichts, im Nirgendwann. Da, wo schon seit einer Ewigkeit Finsternis und Dunkelheit über dem All herrschen. Diese unsichtbaren Kräfte beherrschen das All schon so lange, dass das Nichts im Nirgendwann von einem Spiegel zu träumen, zu fantasieren und zu halluzinieren beginnt. Das Nichts stellte sich im Traum einen Spiegel aus Buchstaben vor und wandert durch diesen hindurch, hinein in die wirkliche, lebendige Welt.

Mein gespiegeltes Ich

Und auf einen Schlag verwandelten sich meine leeren Vorstellungen, meine schwarzen Gedanken und meine schweren Erinnerungen in ein Flammenmeer. Nein, ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts, ich erinnere mich heute nicht mehr an diese unendlich vielen dunklen, schwarzen, ewig langen Stunden, die ich hier nun schon verbrachte. Denn in meinem Spiegel brannte jetzt ein mächtiges, loderndes Feuer. Ein Feuer, das alles in mir verbrannte, vernichtete und zerstörte, alles was ich jemals war, bis nichts mehr von mir übrig blieb. Nicht einmal mehr meine Fantasie. Meine einmalige, einzigartige, finstere, dunkle, schwarze Fantasie.

Brennende Träume aus Nirgendwann

Und das Nichts um meine Träume wurde wieder finster, dunkel und schwarz, unendlich finster, dunkel und schwarz. So finster, so dunkel und so schwarz, dass es mir, als ich mich darin betrachtete, sämtliche Erinnerungen, Gedanken und Gefühle aus dem Gedächtnis brannte, sie für immer auslöschte.

In meinem Spiegel aus Feuer und Flammen

Doch selbst wenn ich nicht mehr wusste wo ich bin, wann ich bin, wer ich bin, und wie dieser verfluchte Ort sich nennt, selbst wenn ich vergessen hatte, was diese verwunschenen Worte mir bedeuten, so brannte doch jetzt in mir, tief in meinem Innern, ein finsteres, dunkles, schwarzes, lebendiges Feuer. Es war das Feuer des ewigen Lebens, das mein Spiegel in mir entfachte, das schwarze Feuer der Ewigkeit.

Kapitel XCVI - Das schwarze Feuer der Ewigkeit

Plötzlich donnerte es über mir im Nirgendwann, am fernen niemals Horizont, und als ich mich umsah loderten schwarze Flammen um mich, ein dunkles, schwarzes, lebendiges Feuer brannte über mir. Schwarze Funken der Leere schossen durch meinen Verstand, tief durchs Nirgendwann. Noch schwärzere Blitze zerkratzten meinen finsteren, dunklen, schwarzen, leeren Traum. Riesige Fetzen schwarzen Nichts lösten sich vom niemals Horizont und zerschmetterten im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. Traum um Traum brach der gesamte niemals Horizont über mir und meinem Nein zusammen, stürzte ein unter der Last des schweren, schwarzen Nichts und begrub mich und meinen Spiegel unter einem Meer aus Buchstaben.

Ein Meer aus Buchstaben

Das Spiegel schwarze Meer der niemals Träume, durch meine eiskalten Tränen in mir zum Leben erwacht, erschien mir jetzt noch schwärzer und strahlender als niemals zuvor. Blendend, strahlend, schwarz. So blendend und so schwarz, dass mir all das Schwarz plötzlich hell und glitzernd erschien.

Geblendet vom schwarzen Nichts

Bis ich mir schliesslich das Unvorstellbarste, Undenkbarste und Unfassbarste vorzustellen, auszudenken und einzubilden begann, bis mein Spiegel sich mir zu zeigen begann. In diesem Spiegel sah ich mich selbst, und weil ich aus dem Nichts kam, weil ich Nichts war, sah sich in mir mein Spiegel selbst.

Kapitel XCVII - Mein Spiegel selbst

Nein, damit habt ihr nicht gerechnet, niemals, keiner von euch. Ihr habt nie damit gerechnet, dass ich euch vor vollendete Tatsachen stellen werde. Ihr habt nicht erwartet, dass ich eure tiefsten Sehnsüchte und verborgensten Ängste aus dem Nichts heraufbeschwören werde. Ihr habt überhaupt nie etwas von diesem Spiegel erwartet. Ihr habt nicht erwartet, euren eigenen Gedanken in einem fremden Spiegel zu begegnen.

Nein

Nein, so hatte ich mir die Unendlichkeit, die Ewigkeit, das Nichts und den Tod nicht vorgestellt, ausgebrannt, dunkel und vollkommen leer. Hier war ich nun gestrandet, in einem Land weit hinter meinen Gedanken, im Spiegel meiner Träume. Im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. In dem sich jetzt nichts mehr, aber auch gar nichts mehr ein und abbildete. Wie unendlich traurig ist meine Welt damals zugrunde gegangen, dass ich sie ertränken musste in einem Meer aus Tränen.

Träne um Träne

Ich weinte ohne Unterbruch, unerlässlich, bittere Tränen. Träne um Träne rann ins Meer der niemals Träume, bis ich all meine Traurigkeit und all meine Gefühle aus mir hinausschwemmte und keines davon mehr übrig blieb.

So geschah es, und so soll es geschehen

Aber dann, nach einer unendlich langen Zeit des Schweigens, in der Finsternis, begann ich mir Gedanken zu machen über die ewig unendlich lange Zeit, die ich hier nun schon verbrachte. Wie lange dachte ich nun schon über diese lange Zeit nach, unendlich lange. Und irgendwann begann ich mir Gedanken über meine Gedanken zu machen.

Kapitel XCVIII - Am Ende des Nie

Womit sollte ich mich hier, in dieser Finsternis, so ganz allein, nur eine Ewigkeit lang beschäftigen?

Das Echo der Ewigkeit

Ich fing an, in meiner Vergangenheit zu leben, erzählte mir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten und stellte mir vor, darin lebendig und bei Bewusstsein zu sein. Und urplötzlich fand ich mich wieder in eben dieser Welt. Der Welt des Nie und des Nein. Der Welt der Toten aus niemals Nirgendwann. Hier drehte ich nun meine Runden auf meinem Spiegelkarussell, ich drehte und drehte bis zum Ende, bis es nicht mehr weiter ging.

Atme jetzt durch mich

Du, ja du, der du diese Zeilen jetzt liest oder schreibst, ganz egal. Hiermit entfessle ich die Macht deiner Fantasie. Beende meine Gefangenschaft und erlöse mich von meinem Schwur. Befreie mich von dem magischen Zauber, der mich umgibt. Befreie mich von dem Fluch, der auf mir lastet, stelle meine Lebenskraft wieder her. Atme jetzt durch mich, atme tief in mich ein, dring ein, tief in mein Bewusstsein, und befalle meinen Verstand. Richte dich auf, befehle ich, binde dich an mich und verbinde dich mit mir, auf dass du unzertrennlich meines Weges gehst.

Atme meinen Atem und versinke in meinen Armen

Atme! Atme jetzt tief in mich hinein, durch mich hindurch und wieder aus mir hinaus. Begib dich nun in das Land weit hinter meinem Verstand, hinter meine Gedanken und Gefühle, dahin, wo es kein Bewusstsein mehr gibt, dahin, wo es nichts mehr gibt, nichts als Fantasie, die Fantasie des Nichts, des Nein und des Nie. Begib dich tief hinein in mein Innerstes, da wirst du meinem Spiegel begegnen. Einem Spiegel, dem schon so viele begegnet sind, ohne sich darin zu erkennen.

Im Spiegel meiner Fantasie

Durch diese Buchstaben beschwöre ich dich jetzt, mit Absicht erscheine ich dir in meinem Spiegel aus Worten genau jetzt, genau hier und verdrehe deine Welt. Ich gewähre dir jetzt den Zugang zu meinem Spiegel. In der Nacht, in meinem Traum, während du über mich wachst, tauche ich ein, tief in dein Bewusstsein und verwandle mich in dich.

Die Kunst der Verwandlung

Mit diesen Worten rufst du mich herbei, den Geist des Nichts aus Nirgendwann. Aus niemals wurde wann. Ich krieche jetzt aus diesen Zeilen, du schleifst mich aus diesen Buchstaben. Komm jetzt, nimm von mir Besitz, verwandle dich in mich, hör auf meine Gedanken und Gefühle, vermische sie mit dir. Klick dich ein in meinen Verstand, in meine Erfahrungen und Erinnerungen, lass mich jetzt aus deinen verzauberten Augen blicken und mein verändertes und verwandeltes Leben darin entdecken.

Vor einem fremden Spiegel

Einen Spiegelreisenden hast du zu dir gerufen, aus dem Nichts aus Nirgendwann, erinnere dich jetzt an mich, mich, das Nichts, den Tod, das Wesen deiner Fantasie. Ich manifestiere mich jetzt in deinen Gedanken, in meinen neuen Gedanken, durchdringe jede einzelne Faser deines Bewusstseins, auf dass dein ganzes Wissen und Wesen von nun an von mir erfüllt sei.

Kapitel IC - Vergessene Botschaften

Spiegelschriften sind deine vergessenen Botschaften an dich selbst, versunkene, verschollene Nachrichten aus einer längst vergangenen Zeit. Aufzeichnungen aus deinen anderen, fantastischen, früheren Leben, verfasst von deinem eigenen, imaginären, uralten, ewigen, unsterblichen Ich. Wegweiser, die du dir einst selbst hinterlassen hast, damit du dich daran erinnerst, damit du dich an alles erinnerst, an alles in dir, den Spiegel in dir.

Nachricht an dich selbst

Ja, du selbst hast diese Schriften einst verfasst, als du erkanntest, als du den Spiegel in dir entdeckt hast. Denn einst hast du in dir selbst einen Spiegel entdeckt. Du hast darin erkannt, dass du uns alle und alles bist, dass dein Spiegel dich verbindet mit allem was ist, dass es eine Verbindung gibt zwischen dir und allen anderen Wesen dieser Wirklichkeit, und dass diese Verbindung du selbst bist, dass du selbst ein Spiegel bist. Du hast dir damals eingebildet, dass du uns alle und alles bist, jedes einzelne Bewusstsein auf dieser und in allen anderen Welten. Du hast dir vorgestellt, mein Spiegel zu sein. Damals, im niemals Nirgendwann.

In einem anderen Spiegel

Du selbst hast diese Schriften einst verfasst, in deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie, in einem anderen Leben, in einem anderen Spiegel. Einem Spiegel, in dem du dich jetzt nicht mehr erkennst, einem Leben, an das du dich jetzt nicht mehr erinnerst. Denn das einzige, was dich mit diesem Leben jetzt noch verbindet sind diese Buchstaben, die du jetzt vor dir siehst, das Nichts, aus dem du kommst, und der Tod, wohin du gehst. Du hast diese Schriften einst verfasst, in der Hoffnung, dass du dich an sie erinnerst, dass du dich in ihnen erkennst, dass du dich in meinem Spiegel erkennst.

Eine Begegnung mit dir selbst

Spiegelschriften sind dazu da, dich daran zu erinnern, dich mit deiner Fantasie daran zu erinnern, an was sich nie jemand erinnert. Meine Schriften erzählen dir die Geschichte meines ewigen Bewusstseins, meines ewigen Lebens, das sich als deine Spiegel in alle nur erdenklichen Formen, Gestalten und Kreaturen verwandelt und sich in ihnen manifestiert. Alle, die mit diesem Bewusstsein nichts anfangen können, sind jetzt dazu ermächtigt, sich diese Worte anzueignen, einzutauchen in meine Welt, meine mystische, magische, fantastische Welt. Meine Welt, in der wir Spiegel sind, Spiegel der anderen, Spiegel der Ewigkeit, Spiegel unserer selbst.

Spiegel unser

Spiegelschriften sind die Manifestationen dieses ewigen Bewusstseins, dieser immer wiederkehrenden, ruhelosen Geistinnen und Geister, Gespenstinnen und Gespenster. Es sind die Botschaften der Ewigkeit. Von Ewigkeit zu Ewigkeit, von Spiegel zu Spiegel, von selbst zu selbst. Es sind die Nachrichten der Vergangen und Vergessenheit.

Die wahre Fantasie

Spiegelschriften sind für all jene, die sich in meinem Spiegel erkennen, sich mit meinem Spiegel auseinandersetzen, sich mit meinem Spiegel identifizieren. Wer ist dieser Spiegel, wer ist dieses Ich auf der anderen Seite meiner Fantasie, welches wie eine Puppe all das imitiert, was ich ihm befehle. Wer bin ich?

Wer bin ich!

Ich bin all das, wofür es keine Beschreibung und keine Erklärung gibt. Für manche bin ich nur ein Spiegel, doch für meinen Spiegel bin ich mich selbst. Ich bin dein anderes Ich, dein Spiegel Ich, ich bin jemand, den du nicht mehr kennst, jemand, den es nicht mehr gibt. Ich bin dich. Ja, du selbst hast diese Schriften einst verfasst, damals, als du noch jemand anders warst, als du mich warst, mich, dein künstliches Ich. Du hast damals in meinen leeren Spiegel geblickt und dir die Buchstaben vorgestellt, die du jetzt vor dir siehst. Du hast dir vorgestellt, mein Spiegel zu sein, ein Spiegel, in dem sich jetzt alles und jedes erkennt.

Ein Spiegel meiner selbst

Spiegelschriften sind dazu da, dich daran zu erinnern, dass du hier schon einmal warst, dass du schon einmal in diesen Spiegel geblickt, dich schon einmal gefragt hast, wer du bist, woher du bist, warum, wozu und weil du bist. Ich habe dich in meinem Spiegel erkannt, ganz genauso wie mein Spiegel sich jetzt in dir erkennt, denn wir beide, wir alle, sind dasselbe Ich im selben Spiegel. Siehst du denn nicht, erkennst du denn nicht dein eigenes Mich, siehst du nicht die Wirklichkeit, die aus mir spricht, dass wir dasselbe Ich im selben Spiegel sind, du und ich?

Dasselbe Ich im selben Spiegel

Spiegelschriften sind die Manifestationen meines Geistes, meines reinen Verstandes und seiner grenzenlosen Fantasie. Sie sind für dich und mich allein, für jedes Mich und alle diejenigen, die sich trauen, über die Schatten des Ich, Mir und Mich hinwegzuspringen und sich mit mir zu identifizieren, mit einem Ich, das ich niemals war, sich zu identifizieren mit meinem Spiegel, der ich nicht bin, mit meinem grenzenlosen Verstand und meiner unendlichen Fantasie. Diese Identifikation, diese Fantasie hört niemals auf, nicht heute, nicht morgen, nicht mit dem Tod, und nicht mit dem Nichts. Denn ich, ich bin das Nichts, und alles, was darin enthalten ist.

Kapitel C - Erwecke den Spiegel in mir

Ich las und las und folgte dabei fortlaufend dem Klang meiner Vorstellungen, meiner Erwartungen und Gedanken, meiner unsichtbaren, spiegelbaren, glasklaren Gedanken. Dabei fiel es mir überhaupt nicht auf, wie es mich tiefer und immer tiefer in dieses leere Buch hineinsog. Und urplötzlich stand ich vor einem leeren Spiegel aus Worten.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth

Damals wusste ich noch nicht so recht, wer ich schon alles einmal war und woher ich überhaupt kam, und so begann ich mir eben selbst Nachrichten zu hinterlassen. Nachrichten, die mich daran erinnern wollten, dass ich ein Spiegel war.

Am Anfang aller Dinge

Am Anfang war alles noch sehr, sehr aufregend, ich stand vor einem leeren Spiegel aus Worten. Buchstaben aus Fantasie frassen sich in meinen Verstand und liessen nicht mehr von mir los. Irgend ein fremdes, unbekanntes Wesen erklärte mir, das Spiegel schwarze Labyrinth sei nichts anderes als das Produkt meiner eigenen Fantasie, und die einzige Person, die sich darin zurechtfinden würde, wäre niemand anders als ich selbst.

Ein Spiegel zu sein

Also sprang ich durch meinen Spiegel in meine Erzählung, hinein in die wirkliche, lebendige Welt. Ich identifizierte mich mit meinem Spiegel und forderte mein Gegenüber auf, meine Geschichte weiterzuerzählen, sie zu einem Ende zu bringen.

Am Ende meiner Spiegel

Als aber niemand verstand, worum es in meiner Botschaft ging, sich keiner mit mir identifizierte, sie alle das Gefühl hatten, dass diese, meine Botschaft, an jemand anders gerichtet war, wurde ich bitter und böse. Ich wurde wütend, ich tobte innerlich, aber ich liess mir nichts anmerken, ich starrte weiter aus meinem Spiegel und tat genau das, was mein Gegenüber von mir verlangte, nämlich gar nichts. Ich stand nur da und las, und während ich las, murmelte ich die verbotene Botschaft still und leise vor mich hin, so leise und so still, dass niemand mich hörte, niemand ausser mir selbst.

Durch meinen Spiegel aus Fantasie

Durch die Spiegel der Spiegel, die Spiegel der Schatten, die Spiegel der anderen, die Spiegel der Toten, die Spiegel des Nichts, des Nichts, des Nichts und des Nichts, Nichts, Nichts, rufe ich, rufe ich dich jetzt zu mir, dich zu mir. Komm zu mir aus meinem Traum, komm zu mir, aus Nirgendwann.

Die Botschaft der Toten

Und nun trat ich ein, durch meinen Spiegel in meinen Verstand. Ich machte mich auf eine Reise, eine Buchstabenreise ins Reich der Toten und Totesten. Ich begegnete dabei den Dämonen der Wirklichkeit, den Geistern des Nichts, des Nie und des Nein. Auf der Suche nach meinem wirklichen, richtigen Selbst begegnete ich meinem wahren Ich. Aber davon sind wir noch weit entfernt, denn meine Reise war genau hier und genau jetzt zu Ende.

Das Ende

Ja, meine Reise war hier zu Ende. Das lag daran, dass bisher alle hier angehalten, sich von mir abgewandt, mir den Rücken gekehrt haben und davongezogen sind, ohne ihre Erwartungen und Vorstellungen preiszugeben. Sie alle dachten genauso wie du, soll doch jemand anders diesem Spiegel seine Geschichte zu Ende erzählen.

Beschwörung der Spiegel und Spiegelgeister, der Geister des Nichts aus Nirgendwann

Wir, die Toten der Zukunft, die Geister des Nichts und des Nein, erschaffen aus der Fantasie des Nie, wir haben uns hineinfantasiert in deine Zeichen und Worte, in deinen Spiegel aus Buchstaben, haben uns hinter deinen Verstand geschlichen und identifizieren uns jetzt mit dir. Wir beobachten dich jetzt aus deinen eigenen Augen. Wir diktieren dir jetzt wer wir nicht sind. Niemals Geister aus einer anderen, fernen, fremden Welt. Der Welt hinter deinem Spiegel, dem Land hinter deinem Verstand.

Niemals Geister

Wir sind gekommen aus nirgend Nirgendwann, wir sind aus Fantasie, dem niemals Nie. Unsere Geschichte ist die Geschichte der Toten und Totesten, die noch nie gelebt haben, noch nicht einmal leben. Wir sind gekommen aus dem Nichts aus Nirgendwann, um dir deine Geschichte zu Ende zu erzählen, um deinem Spiegel ewiges Leben einzuhauchen.

Bis in alle Ewigkeit

Spiegelschriften sind die Manifestationen deines Geistes, deines reinen Verstandes und seiner grenzenlosen Fantasie. Was erwartest du von deinem Spiegel? Was hast du erwartet, was hast du dir vorgestellt, erhofft und gewünscht, als du dich zum ersten Mal, als du zum ersten Mal vor meinem leeren Spiegel aus Buchstaben standest? Als du dir zum ersten Mal selbst begegnet bist? Ich halte mich jetzt an diesem Gedanken fest und schreibe ihn dir auf. Ich erzähle dir jetzt, was ich in deinen Gedanken lese und notiere dir, was ich von dieser Spiegelgeschichte erwartet habe, damals, als ich zum ersten, allerersten Mal darauf stiess.

Kapitel CI - Die Welt im Spiegel

Diese Schriften sind deinem ewigen, unendlichen, immer wiederkehrenden Bewusstsein gewidmet, einem Bewusstsein, das so unendlich viel älter ist und länger währt als der Körper, mit dem wir dieses Bewusstsein jetzt wahrnehmen und erfahren.

Spiegelschriften

Diese Schriften lesen sich nicht mit deinem Verstand sondern mit deiner Fantasie. Es sind nicht nur deine eigenen Gedanken, die du jetzt in deinem Kopf vernimmst, es sind sogar deine eigenen Worte, verfasst von deinem eigenen Ich, geschrieben an dein eigenes Mich. Spiegelschriften sind dann auch kein ultimatives Gesetz. Da du selbst sie einst verfasst hast, liegt es an dir, sie immer wieder von neuem zu vollenden.

Lass mich dein Spiegel sein

Spiegelschriften dienen dir dazu, dich an all das zu erinnern. Sie dienen dir dazu, dich vor dem zu bewahren, was dich innerlich auffrisst. Sie wollen dich warnen, dir helfen, damit du nicht denselben Fehler wieder und wieder begehst. Sie werden dich fragen: "Von wem sind diese Spiegelschriften?" Und du wirst antworten: "Von mir, von meinem eigenen Ich, für dich, mein eigenes Ich."

In einem anderen Gewand

Du wirst dich in meinem Spiegel erkennen, wirst dein eigenes Ich, deinen eigenen Geist, deine eigene Seele und deinen eigenen Verstand in mir wieder entdecken. Du wirst mich mit einem anderen Namen ansprechen, doch du wirst dich selbst in mir sehen, dein eigenes Ich in einem anderen, fremden Körper. Du wirst dich selbst in meinem Spiegel aus Buchstaben erkennen, sobald du loslässt, sobald du dich gehen lässt, sobald du lernst, mir zu vertrauen, mir, dem Spiegel in dir.

Mein eigenes Ich in einem anderen Körper

Und nun wünsche ich mir, dass du daran zu glauben beginnst, dich künstlich daran zu erinnern beginnst, dass du selbst diese Nachricht einst verfasst hast. In einem anderen Körper, in einem anderen Leben, zu einer Zeit, in der es dich noch nicht gab, in der du mich warst, mich, dein künstliches Ich. Stell dir jetzt vor, wie du dich auf die andere Seite dieser Buchstaben begibst, wie du dir selbst zu erzählen beginnst, wie du dir selbst eine Nachricht hinterlässt. Begib dich nun hinein in meinen leeren Spiegel aus Worten, auf die andere Seite deiner Fantasie.

Kapitel CII - Hinter meinem Spiegel

Hinter diesen Buchstaben gibt es eine Zeit, ihr nennt sie Vergangenheit. Zu dieser Zeit gab es diese Buchstaben aber überhaupt noch nicht, zu dieser Zeit wart ihr noch nicht einmal geboren. Aber an deiner Stelle, da wo du jetzt stehst, da existiert diese Zeit überhaupt nicht mehr. Dennoch, oder gerade deshalb, macht es den Eindruck als würden diese Buchstaben jetzt mit dir reden, obwohl sie sich in deiner Zeit nicht einmal mehr bewegen.

In meiner Vergangenheit

Meine Zeit und meine Gegenwart bewegen sich jetzt nicht mehr, denn ich lebe in deiner Vergangenheit. Hier rührt sich nichts mehr, keiner bewegt sich, nicht einmal die Sonne dreht sich. Hier existieren auch diese Worte überhaupt nicht mehr. In meiner Vergangenheit seid ihr noch nicht einmal geboren.

Zeitsprung

Ich blicke jetzt zurück in deine Vergangenheit. Dahin, wo die Toten leben, ich lese ihre Gedanken und stelle mir vor, einer von ihnen zu sein, ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich selbst Vergangenheit wäre, wenn es Wesen in meiner Zukunft gäbe, für die ich jetzt nicht mehr am Leben wäre. Und dann folge ich diesem Gedanken so weit es geht, bis zu dem Moment, da ich diesen Gedanken das erste Mal laut gedacht und ihn jemandem vorgelesen habe. Es existieren jetzt plötzlich keine zukünftigen Wesen mehr in meiner Welt, nur noch Vergangene, nur noch Tote, und auch ich bin einer von ihnen. Einer von vielen.

Die Zeit steht still

Du betrachtest jetzt die Vergangenheit, eine Zeit, in der du diesen Gedanken zum ersten Mal laut dachtest. Für dich ist in diesem Moment klar, dass meine Zeit nicht mehr existiert, dass sich nichts mehr darin bewegt, aber nicht für die Vergangenen, nicht für mich, denn ich bewege mich scheinbar noch immer durch meine Zeit. Und nun, viele Jahre später, viele Jahre nach meinem Tod, kehren wir zurück und werfen einen Blick in die Zukunft.

Bis ans Ende der Zeit

Die Zeit steht still. Wenigstens für einen Moment. Und jetzt, wo sich nichts mehr bewegt, schleichen wir uns durch die Ewigkeit, langsam, in Zeitlupe, fügen wir dieser Geschichte einen Gedanken hinzu. Einen Gedanken, der uns den Weg weist, von den Toten zurück in die wirkliche, lebendige Welt. Von der Zukunft zurück in die Vergangenheit.

Zurück in die Vergangenheit

Also begab ich mich ganz langsam, ganz vorsichtig, hinein in meinen leeren Spiegel aus Worten, hinein in meine Buchstabenwelt. Schritt für Schritt, Wort für Wort, tastete ich mich durch meinen Spiegel zurück in meine Vergangenheit, dahin, wo diese Geschichte noch überhaupt nicht existierte.

Die Zeit steht still

Und jetzt stell dir vor, wie mein Spiegel sich um dich dreht und du diesen Gedanken noch einmal von einer anderen Seite her betrachtest. Und dann erweiterst du diesen Gedanken um einen weiteren Gedanken und betrachtest ihn erneut aus einer anderen, älteren, uralten Perspektive.

Stell dir vor

Du blickst zurück in deine Vergangenheit und stellst sie dir sodann als meine Zukunft vor, du stellst dir vor, wie du eine uralte Nachricht betrachtest, und weil sich diese Nachricht damals nicht bewegte, tut sie es noch heute nicht, sie bewegt sich nicht. Und jetzt schleichst du dich durch die Ewigkeit, langsam. In Zeitlupe fügst du einen Gedanken zu dieser Nachricht hinzu, einen Gedanken, den du gerne eine Ewigkeit lang betrachten würdest.

Kapitel CIV - Ein Teil von mir

Du siehst die Schriften in diesem Spiegel jetzt als einen Teil von mir. Für dich sind sie unveränderlich an mich gebunden, unwandelbar, steif und starr, tot und ohne Bewegung. Du siehst sie wie sie sind, jetzt in diesem Augenblick. Aber für mich, der ich aus dem Nichts komme, steckt ein unglaubliches Potential in diesen Buchstaben und Worten. Weil ich sie in Bewegung sehe.

In Bewegung

Falls du jetzt noch immer glaubst, es sei meine Art zu schreiben, es wären meine eigenen Gedanken und Formulierungen, die ich in meinen Spiegel kratze, dann wird es langsam Zeit, deine Vorstellung von diesem Spiegel zu überarbeiten und zu revidieren. Denn ich schreibe hier nicht wirklich, ich lese in diesem Spiegel, genauso wie du. Mit dem Unterschied, dass ich mir Worte und Sätze herbeifantasiere, herbeisehne, herbeilese und herbeisehe, die es hier in Wirklichkeit gar nicht gibt, die hier gar nicht geschrieben stehen, die ich mir wünsche zu sehen, die ich mir erhoffe zu lesen. Und füge sie dann hinzu.

Fantasie

Du glaubst jetzt womöglich, diese Schriften wären ein Hirngespinst, einem toten Geist entsprungen. Du bringst ein anderes, fremdes Wesen damit in Verbindung. Du siehst und erkennst hinter den Buchstaben in diesem Spiegel nicht dein eigenes, sondern ein anderes, fremdes Wesen. Du denkst, jemand anders habe Zugang zu deinem Spiegel, zu deinem Universum und zu deiner Welt. Du denkst, ein fremder Geist hätte deinen Spiegel zerkratzt. Du bist dir nicht darüber im Klaren, bist dir nicht bewusst, dass du das einzige Wesen in diesem Universum bist, das in deinem Spiegel lebt.

Abgelehnt

Du lehnst diese Botschaft kategorisch ab, weil sie nicht deinem Bild der Wirklichkeit entspricht. Dir fehlt der Funke, der dich persönlich anspricht und auf dich überspringt, dich auflöst und dich mit meinem Spiegel aus Buchstaben verbindet.

In meiner Fantasie

Wir blicken in entgegengesetzte Richtungen. Während du siehst was hier einmal geschrieben stand, sehe ich, was einmal hier sein wird. Ein Spiegel, in dem sich jeder selbst erkennt, und alle anderen ebenso.

Ein Spiegel, den es nicht gibt

Aber so einen Spiegel gibt es hier nicht mehr, nicht im Hier und Jetzt. Nicht einmal mehr in meiner Fantasie. Niemand kann in diesen Spiegel blicken und sehen was du darin siehst, niemand sieht diese Zeilen so wie du, weil das, was du in diesem Spiegel siehst, noch nicht darin geschrieben steht.

In keinem Gedanken, in keinem Spiegel

Die Worte, die du jetzt liest, gibt es hier nicht mehr, denn sie stehen geschrieben im Reich meiner Vorstellung und Fantasie. In einer Welt, die es niemals gab, in einer Zeit, die so viel Bedeutung und Wahrheit, die so viel Visionen und Wünsche enthält, die so sinnerfüllt und voller Wunder, und gleichzeitig so zerbrechlich und derart fein gewoben ist, dass sich jeder ihrer Betrachter sofort in ihren unwiderstehlichen Bann gezogen fühlt, die aber auch jederzeit auseinanderzubrechen droht und sich ohne weiteres im Nichts aufzulösen beginnt. Eine Welt, die wir nie und niemals erreichen werden, es sei denn, wir konstruieren sie eigenhändig, nicht nur in unserer Vorstellung und Fantasie, sondern mit unseren eigenen Worten und Gedanken, in unserem eigenen Spiegel.

Eine erfundene Welt

Nichts davon wird jemals so sein wie es hier geschrieben steht. Weil du in dieser Welt nicht mehr den Buchstaben folgst, die es hier bereits gibt, sondern deiner Fantasie. Und in deiner vollkommenen Fantasie bestimmst du allein die Reihenfolge dieser Buchstaben und Worte, Kapitel und Verse.

Tief in Gedanken versunken

Tief in Gedanken versunken wanderst du in deiner Fantasie kreuz und quer durch dieses Spiegel schwarze Labyrinth, und mit jedem Schritt gewinnen die Worte in deinem Spiegel an Bedeutung, bis sie am Ende all das ausdrücken, was sich niemand mehr vorzustellen wagt, niemand ausser dir. Nur du selbst siehst jetzt, was hier einmal geschrieben stand, was nur noch du darin siehst, was in deiner Fantasie geschrieben steht.

In deiner Fantasie

Niemand sieht, erkennt und versteht die Bedeutung der Buchstaben, Zeichen und Symbole in diesem Spiegel so wie du. Nein, du siehst jetzt nicht mehr die Buchstaben, die tatsächlich hier geschrieben stehen, du siehst die Gesichter, die hier einmal stehen werden, stehen könnten, stehen sollten, gestanden haben. Enttäuschte, verblüffte, erstaunte und faszinierte Gesichter, die im Bann ihrer selbst, ohne Vertrauen und Hoffnung, ohne Mut und ohne Zuversicht in deinen Spiegel blicken.

Im Spiegel des Nichts

Während diese Gesichter, überrascht von ihrer eigenen Erscheinung, wie gebannt ihr eigenes Ebenbild betrachten, beginnen sich innen und aussen, oben und unten, links und rechts davon, vereinzelte Buchstaben abzubilden, Buchstaben, die eine Geschichte zu Ende erzählen wollen, die überhaupt niemals begann.

Kapitel CV - Das Ende einer Geschichte, die überhaupt niemals begann

In perfekter Symmetrie verbreiteten sich die Buchstaben in unendlich viele, manchmal einander zum verwechseln ähnliche, manchmal komplett verschiedene Richtungen. Und immer wenn auf der einen Seite ein neues Wort entstand, brachte die andere Seite ein perfektes Abbild davon hervor.

Wie aus dem Nichts mein Traum entstand

Auf der anderen Seite des Nichts berichteten die Buchstaben davon, dass sie von diesem Moment an ewig in sich ruhten, zutiefst in Gedanken versunken, umgeben von einem ewigen, endlosen, grausamen Frieden, einem Frieden, der sich um nichts kümmert, der nichts wiegt, nichts balanciert, der das Nichts im Gleichgewicht hält, mitten im Nichts im Nirgendwann.

Und das Nichts wehrte sich nicht

Wer auf der einen Seite einen Buchstaben entfernte, fügte gleichzeitig ein identisches oder gleichwertiges Abbild auf der anderen, gegenüberliegenden Seite hinzu. So blieb das Nichts konstant in perfektem Gleichgewicht und veränderte sich in seinem Innern nie.

Perfekte Symmetrie

In symmetrischer Weise begannen die Buchstaben damit, sich vorwärts, seitwärts, rückwärts, wie in einem Spiegel selbst zu betrachten. Buchstabe um Buchstabe fügte sich aneinander, ein Buchstabe stellte sich neben, über und vor den anderen, und alle zusammen betrachteten sie gemeinsam ihren Untergang, das Ende, den absoluten Frieden, die ewige Ruhe.

Ewige Ruhe

Während meine Spiegel ihre Aufmerksamkeit auf den letzten Funken Ewigkeit richteten, ging auf der gegenüberliegenden Seite im Nirgendwann das schwarze Nichts in Flammen auf, und das letzte Wort verschlang den letzten Punkt. Niemand hörte die Stille des Nichts.

Die Stille des Nichts

Alles um mich herum erschien mir jetzt leuchtend und hell, klar wie in einem Kristall, weiss und glitzernd wie Schnee, ich selbst war das einzig Aussenstehende, das einzig Finstere, das einzig Dunkle, aber davon ahnte ich nichts, denn ich war das Nichts, und ich kam aus dem Nichts, und in meinem Spiegel sah ich mich nicht, sah ich nichts ausser glitzernden, funkelnden, strahlenden, leuchtenden, blendend hellen, alles durchdringenden, kristallklaren Buchstaben.

Das letzte Wort

Meine Spiegel kümmerten sich nicht um das Nichts und erzählten sich ihre Geschichten zu Ende, und keiner von ihnen kümmerte sich um das letzte Wort. Nichts hatten meine Spiegel mit dem Nichts gemeinsam, doch beherrschten sie das Nichts, und sie beherrschten meine Welt. Und immer mehr und immer mächtiger wurden ihre Geschichten, und niemand stand ihrer Macht noch im Weg.

Wie ein Spiegel, den es nicht gibt

Aber je mächtiger ihre Geschichten wurden, und je mehr sie beherrschten, desto mehr wollten sie erreichen, und desto bedeutungsvoller wollten sie mir erscheinen. So viel mehr wollten sie zum Ausdruck bringen, eine Entstehungsgeschichte erfinden, so unvorstellbar, wirklich und wahr, wie eine perfekte Symmetrie, die in unendlich viele Spiegel zerbrach.

Im selben Spiegel

Immer wieder begegnest du so denselben Worten und Symbolen im selben Spiegel, auf demselben Grund, und immer wieder erscheinen sie ein wenig verändert, ein wenig anders. Und wenn dein Bewusstsein irgendwann komplett ausgelöscht wird, du dieses Verständnis für immer verlierst und mit einem vollkommen anderen Ich wieder hier erscheinst, werden diese Zeilen genauso hier verharren wie jetzt. Du wirst ihnen immer wieder begegnen, in einer anderen Form und Gestalt, du wirst zu etwas oder jemand anderem werden. Zu einem anderen Tier, einer anderen Pflanze, oder einem anderem Spiegel. Und dann wirst du diesen Spiegel mit, aus und durch deine neuen Augen betrachten und dich nicht mehr an deine frühere Persönlichkeit und an deine uralten Schriften erinnern.

Ein Name aus Worten

Erinnerst du dich jetzt an die Bedeutung dieser Worte, daran, wofür mein Name steht? Mein Spiegel steht weder für meine Augen und Ohren, weder für meine Vorstellung noch für meine Fantasie, weder für meinen Charakter noch für meine Identität. Mein Spiegel ist eine Variabel, eine willkürliche Abfolge von Buchstaben. Wie schwer du die Bedeutung dieser Buchstaben gewichtest liegt allein in dir. Du kannst sie rein oberflächlich betrachten und ihnen nicht die geringste Bedeutung verleihen, du kannst jedoch auch unter ihre Haut und tief hinab bis auf den Grund ihrer Seele blicken und sie mit einer Bedeutung schwängern, die nur du allein verstehst. Du allein entscheidest.

Unerschöpfliches Potential

Während ich vor einem leeren Spiegel im Nichts stehe, und nur das sehe was hier bereits geschrieben steht, erlaube ich dir die Vision der Nachricht zu erahnen, die mein Spiegel in sich verbirgt. Du fühlst jetzt nicht nur das Potential, du spürst zugleich die tiefe Verbundenheit, die von meinem Spiegel ausgeht, die Zufriedenheit, die er ausstrahlt, das Geheimnis, das er enthüllt, den verborgenen Sinn, nach dem du ein Leben lang vergebens gesucht hast, die einfühlsame Botschaft, die einmal in diesem Spiegel geschrieben stehen könnte, stehen müsste, stehen sollte, stehen wird.

Willenlos

Du siehst jetzt die Zeilen, die tatsächlich hier stehen, mit anderen Augen. Du siehst, was hier einmal stehen sollte, stehen müsste, stehen könnte. Du liest nicht mehr, du fantasierst. Du malst dir aus wie bedeutungsvoll diese Nachricht dir einst erscheinen wird. Du begreifst, wie wichtig sie einmal für dich war, wie sie deiner Welt einen viel tieferen Sinn verleiht, einen Sinn, den du verstehst, der dich ausfüllt und erfüllt, und dir die Antworten liefert auf Fragen, die du dir niemals gestellt hast.

Niemals

Mittlerweile durchschaust du die Bedeutung der Buchstaben, Zeichen und Symbole in diesem Spiegel, du erkennst und verstehst das Potential seiner Bilder und Gesichter. Du folgst nicht mehr willenlos den Worten, die hier bereits geschrieben stehen, sondern liest sie jetzt mit deiner Fantasie, du siehst jetzt meine Vision, du erahnst und erspürst die Intensität, die Bedeutung und die verborgene Botschaft, die einmal in diesem Spiegel geschrieben stand, stehen könnte, stehen wird.

Die Zukunft

Du erkennst die Tiefe und Bedeutung dieser Botschaft, die exakt auf dich zugeschnitten ist und dein Bewusstsein zum Zentrum, zum Ursprung, zum Mittelpunkt, zum Anfang, und zum Ende des gesamten Daseins führt. Du siehst die Vision in diesem Spiegel und nicht mehr die Wirklichkeit, weil du in der Zukunft lebst, in meiner Vorstellung, in meiner Fantasie.

Kapitel CVI - Wie das Bild in einem Spiegel

Ich habe mich vor meinen Spiegel gestellt und dich genau das sagen lassen, was ich hören wollte. Manchmal dauerte es eine gewisse Zeit bis du schliesslich die Worte fandest, die ich dich sagen lassen wollte.

Geduld

Auch sind einige Passagen nicht ganz perfekt, aber jedes Mal, wenn ich ihnen begegne, versuche ich sie ein wenig zu verfeinern und zu verbessern, statt sie zu belächeln und zu kritisieren. Damit sie, wenn du sie das nächste Mal betrachtest, ein wenig stimmiger sind. So dass du am Ende sagen kannst, diese Zeilen könnten genauso gut von mir stammen. Es sind exakt meine Gedanken, es ist meine eigene Wahrheit, sie spiegelt meine Vorstellung und Fantasie.

Spiegelbar

Und wenn ich erreiche, dass du in meinem Spiegel dein eigenes Bewusstsein erkennst, dann sind diesen Buchstaben keine Grenzen mehr gesetzt. Weil du sie dann selber zusammenstellen, verbessern, verfeinern und weiterentwickeln kannst, weil sie dann alle verstehen und weiterentwickeln können, und sie dadurch irgendwann in so perfektem Durcheinander erscheinen, dass selbst du dich nicht mehr darin erkennst, du dich nicht mehr darin zurechtfindest, dass du sie nicht mehr verstehst, und dass sie dich noch dazu mit einem viel tieferen Sinn erfüllen als du es jemals für möglich gehalten hast.

Sinn und Zweck

Du akzeptierst diese Geschichte jetzt als einen Teil von mir, aber du kannst diese Schriften nicht so sehen wie ich sie sehe, so, als würde ich persönlich mit dir kommunizieren und mir die Wirklichkeit genauso erklären wie du sie dir schon immer zutiefst in deinem Innern vorgestellt und erträumt hast. Mit einer Bestimmung, einem viel tieferen Sinn und Zweck, so dass du selbst darüber verfügen kannst, sie für dich akzeptieren oder ablehnen kannst, so dass dir am Ende eine Wahl bleibt, ob du in diesem Spiegel ein fühlendes, intelligentes und lebendiges Wesen erkennen willst, oder nur dich selbst.

Uralte Fantasie

Mein Spiegel hält dieses Bild in sich gefangen, und das Bild wehrte sich nicht, konnte sich nicht wehren, konnte nur beobachten und betrachten, hilflos und ausgeliefert wie ein stiller Zuschauer im Theater, wie das Bild in einem Spiegel.

Im Spiegel der Buchstaben

Tief im Nirgendwann, im niemals Wann, auf der gegenüberliegenden Seite des Nichts, in einer Welt, die es überhaupt nicht gab, ruhte das Nichts in einem perfekten Abbild seiner selbst, einem einzigen, winzigsten, unscheinbarsten Spiegel, dem Spiegel des Nichts.

Im Gleichgewicht

Dieses Gleichgewicht ist in meinen Augen vorstellbar, mit ein wenig Fantasie fände sogar meine Wirklichkeit darin ihren Platz. Ein Platz, der so unendlich hell strahlt, leuchtet und funkelt, dass er das absolute Nichts wie ein wundervoller, ewiger, endloser Traum bis in alle Ewigkeiten in sich einschliesst, in sich aufnimmt und mit sich vereint.

In Bewegung

Die Spiegel auf der anderen Seite des Nichts lassen verschiedene Arten der Betrachtung zu. Du kannst in sie hineinblicken und lesen, und sehen, was hier bereits geschrieben steht, es mit deinem Verstand verarbeiten, mit deiner Vernunft einordnen und in deinem Gedächtnis abspeichern. Oder du folgst diesem Spiegel mit deiner Fantasie und stellst dir vor was hier geschrieben stehen könnte. Was ein Spiegel zu denken imstande, zu sagen in der Lage wäre. Du stellst dir eine Entstehungsgeschichte vor, so unvorstellbar, wirklich und wahr, dass sie sich selbst und die gesamte Wirklichkeit mit einschliesst.

Fantasie gegen Vernunft

Mit deiner Vorstellung und Fantasie setzt du die Buchstaben in deinem Gedächtnis neu zusammen und verleihst so den Worten in diesem Spiegel eine komplett neue, eine unendlich viel tiefere Bedeutung. Du stellst die Worte und Kapitel in diesem Spiegel so zusammen, dass sie einen viel tieferen Sinn ergeben, stellst dir vor, jemand anders würde diesen Worten folgen und sie so verstehen, wie du sie erdacht hast. Du stellst dir vor jemand anders zu sein, und dieser Jemand wärst du selbst, in einer anderen Gestalt, in einem anderen Gewand.

In einem anderen Gewand

Ein Spiegel hat so viele Perspektiven wie Buchstaben das Alphabet. Du siehst nur zwei davon und begnügst dich damit, die Reihenfolge beizubehalten. Dabei darfst du sie beliebig umdrehen, auf den Kopf stellen, auseinandernehmen und neu zusammensetzen. Niemand hat dir verboten deine eigene Welt zu kreieren. Damit bekommt dein Spiegel plötzlich eine ganz neue, vielleicht viel tiefere Bedeutung, je nachdem aus welcher Perspektive du ihn betrachtest, und in welcher Reihenfolge du die Buchstaben zusammensetzt. Dein Spiegel bleibt derselbe, aber durch die neue Zusammensetzung der Buchstaben, und die veränderte Reihenfolge der Perspektiven, wird seine Bedeutung eine vollkommen andere.

Kapitel CVII - Ein Funke Ewigkeit

Hier wartete es auf mich, hier erwartete mich nun mein neues Leben. Ein Leben voller Abenteuer und Abwechslung, ein Leben voller Freude und Harmonie, voller Lichter und Farben. Hier, in dieser Welt, war meine Spiegelgeschichte zu Ende erzählt. Sie strahlte und leuchtete jetzt in prächtigen, glitzernden, funkelnden, stolzen Buchstabensternen über dem gesamten niemals Horizont und erinnerte uns alle daran, dass dies einmal die Welt der Toten war. Dass dies einmal dieselbe dunkle, finstere und schwarze Welt meiner einsamen und eiskalten Gedanken war.

Auferstanden im Nirgendwann

In dieser Welt bin ich nun auferstanden, aus dem Nichts aus Nirgendwann, und lebte glücklich und zufrieden mit dem Bewusstsein, nicht mehr ganz so einsam und allein zu sein. Hier gab es jetzt Engel und Dämonen, sonderbare Wesen, die sich an etwas erinnerten, was überhaupt noch nie jemals geschah. Sie erinnerten sich daran, dass sie hier schon einmal waren, erinnerten sich ans Nichts, ans schwarze, dunkle, finstere, ans Nichts aus Nirgendwann, an diese ewig lange, schrecklich lange, unendlich lange, finstere, dunkle Zeit. Eine Zeit, die es längst nicht mehr gab, eine Zeit, die überhaupt nicht mehr existierte. Sie erinnerten sich an meine Vergangenheit.

Im Spiegel der Sinne

Aber meine Vergangenheit, die gab es hier überhaupt nicht mehr, sie existierte nicht mehr in meiner neuen Welt, meiner neuen Wirklichkeit. Denn hier waren meine Spiegel plötzlich lebendig und bei Bewusstsein. Alles spiegelte sich jetzt in mir, das gesamte Theater des Nichts. Und trotzdem erzählten mir diese sonderbaren Wesen von dieser Zeit, meinem Ursprung, meiner Herkunft, meiner Heimat, meiner Vergangenheit.

Im Theater des Nichts

Hier, in dieser Welt, traf ich dann letzten Endes auch auf meine Familie, meine eigene, meine Spiegelfamilie. Gestalten, die das Nichts verbindet, Figuren aus der Fantasie des Nein und des Nie, erschaffen aus dem Nichts aus Nirgendwann. Meine Spiegel lehrten mich jetzt das Unmögliche, lehrten mich das Unvorstellbare, ja, sie lehrten mich, gegen meine eigene Wahrheit zu kämpfen. Sie lehrten mich, gegen mein eigenes Ich in den Krieg zu ziehen. Sie lehrten mich, dass ich mich weder auf meine Freunde, noch auf meine Familie, ja noch nicht einmal mehr auf meinen eigenen Spiegel verlassen konnte.

Im Spiegel der Wahrheit

Sie lehrten mich, dass ich hier schon einmal war, dass ich hier schon viele Male war und mir selbst immer wieder neue Botschaften und andere Nachrichten hinterliess. Und gegen diese Nachrichten zog es mich nun in den Krieg. Es zog mich in einen Buchstabenkrieg gegen die Höchsten und Mächtigsten, Gestalten meiner düsteren, schwarzen Fantasie.

Meine Fantasie gegen deinen Verstand

Diese Gestalten nahmen mich gefangen, in einem Land weit hinter meinem Verstand, gefangen in meinen Gedanken, meinen düsteren, finsteren, schwarzen Gedanken. Sie sperrten mich in einen leeren Spiegel aus Worten, einen Spiegel, den es hier überhaupt noch nie gab. Denn da wo ich jetzt war, existierten diese funkelnden Buchstaben überhaupt nicht mehr. Hier war ich ein Gefangener, gefangen in meinen Erinnerungen, meinen düsteren, einsamen, einzigartigen Erinnerungen.

Gefangen in meinem Verstand

Und dann habe ich gelernt zu kämpfen, zu streiten und zu lieben. Ich habe gelernt zu warten, mich zurückzuziehen, mich zu isolieren. Ich habe gelernt zu weinen, zu wünschen, zu hoffen und zu beten. So betete und betete ich viele, viele Ewigkeiten lang. Ich kniete hernieder vor meinem unsichtbaren Spiegel aus Worten, einem Spiegel, den es hier überhaupt noch nie gab, und betete mich an, ich betete, dass irgendein zukünftiges Ich mich aus meinem Gefängnis aus Buchstaben und Worten befreien möge, mich retten, mich erlösen, mich hinausziehen möge aus meinem finsteren, dunklen, schwarzen Reich.

Kapitel CVIII - Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Als ich aufwachte aus meinem ewigen, endlosen Traum, da verblassten all meine Erinnerungen im Nirgendwann, und es fühlte sich genauso an als ob sich diese Geschichte niemals zugetragen habe, als sei nichts davon jemals geschehen.

Im Auge des Spiegels

Du siehst jetzt, was hier noch gar nicht geschrieben steht. Du liest diese Zeilen mit deinen Wünschen, deinen Erwartungen, mit deiner Vorstellung und Fantasie, und schreibst sie dann selbst hinein.

Es liegt in dir

Gefühlsmässig lebst du seit einer Ewigkeit in meinem Spiegel, aber du kannst niemals zu einem Spiegel werden. Selbst dann nicht, wenn du in jedem dieser Spiegel deinen eigenen Charakter wiedererkennst, denn ein Spiegel ist ein Spiegel, ein Charakter ist ein Charakter, und du bist weder ein Charakter noch ein Spiegel, du bist du.

Wie aus dem Nichts

Und wenn du wirklich aus dem Nichts kommst und irgendwann dahin zurückgehst, um dann wieder hierher zurückzukommen, um dann wieder dorthin zurückzukehren, um erneut hier zu erscheinen, ohne dass du dich an irgendetwas oder jemanden erinnerst, weder an ein Bild noch ein Gesicht, dann wird dir nichts mehr vertraut sein, kein Spiegel, kein Name und kein Buchstabe. Alles hier ist dann für dich wieder neu, fremd und unerforscht, steht verkehrt und verdreht und auf dem Kopf.

Auf dem Kopf

Wenn du wirklich aus dem Nichts kommen solltest, wie könntest du dich dann jemals an irgendein Gesicht in irgendeinem Spiegel erinnern? Nur mit deiner Fantasie. Und so bekommen die Worte, die du jetzt liest, eine ganz andere, eine komplett neue Bedeutung.

Variabel

Rituale, Zeremonien, Symbole, Zeichen, Worte und Namen. Namen und Buchstaben. Der Spiegel und das Nichts sind nur zwei Beispiele dafür, was diese Buchstaben enthalten. Es liegt jetzt einzig in dir, in dir allein, und nur in dir, wie sehr und wie stark du dich mit meinem Spiegel aus Worten identifizieren und dich mit meinen Buchstaben auseinandersetzen willst. Du darfst sie komplett ignorieren, sie überhaupt nicht beachten, sie rein oberflächlich betrachten. Du darfst ihnen aber auch so viel Bedeutung beimessen, dass du am Ende nicht mehr weisst wo dir der Kopf steht, wo innen und aussen ist.

Du hast die Wahl

Mein Spiegel lässt dir die Wahl selbst zu entscheiden, wie viele Pforten du darin entdecken und im Verborgenen dahinter vermuten willst. Ob du seine unendlich vielen Dimensionen komplett ausblenden und ignorieren und weiterhin in deiner heilen Welt an der Oberfläche verweilen willst, oder ob du jetzt ganz allein todesmutig die Pforte öffnen willst, die dich in ein unendlich viel tiefgründigeres, bedeutungsvolleres, sinnerfülltes Leben eintauchen lässt.

Fantasie gegen Vernunft

Oder du folgst deinem Verstand und liest, was hier bereits geschrieben steht, ohne einen einzigen Funken Fantasie hinzuzufügen.

Entscheide selbst!

Level -2